Bis ans Ende der Welt von Shayuna (Inspector Gadget Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 4: Ein Eisberg im Sommer -------------------------------- Anders als die Tage zuvor betrat heute eine fremde Frau das Näh-zimmer. „Psst, Karla.“ versuchte Sophie die Aufmerksamkeit leise auf sich zu lenken. „Kennst du die Frau?“ Ihre Freundin schüttelte den Kopf. „Ich habe die noch nie zuvor gesehen, du?“ Sophie nickte und sah in Richtung der brünetten Frau, die noch am Pult ihre Sachen zu sortieren schien und nicht auf sie achtete. „Ja, sie stand am Grillabend mit Onkel Gadget und Professor Rotoskop zusammen! Aber ich weiß nicht, wer sie ist. Sie muss neu hier sein.“ Kaum hatte sie ihren Satz beendet, vernahm man ein lautes Räuspern und alle Köpfe drehten sich zu der Frau, die mit Militärhaltung vor ihrem Tisch stand und alle streng musterte. „Guten Morgen. Wie sie sicherlich schon bemerkt haben, habe ich die Leitung für diesen Kurs übertragen bekommen.“ Allgemeines Stöhnen brach im Raum aus, wurde aber mit einer energischen Handbewegung der neuen Lehrerin zum Schweigen gebracht. „Ruhe!“ Wie alle anderen lächelte auch Sophie säuerlich. Diese Frau schien deutlich strenger zu sein als ihre alte Lehrerin. Hoffentlich war ihr nichts zugestoßen. „Mein Name ist Allison Spiros.“, fuhr die Frau in eisigem Ton fort. „Ich vertrete Frau Zaviera Alegre, die aus beruflichen Gründen abspringen musste. Für sie alle bin ich CAPTAIN Spiros und mit MAM anzusprechen, verstanden?“ Stummes, einvernehmliches Nicken im ganzen Raum. „Gut, dann machen sie jetzt mit dem weiter, was sie letztes Mal begonnen haben und ich gehe herum und versuche den allgemeinen Stand zu erfassen.“ Der letzte Satz war weniger militärisch und erst jetzt konnte Sophie heraushören, dass die Frau einen leichten Akzent hatte. Sie schien, anders als Miss Alegre, nicht aus Spanien, aber aus einer sprachverwandten Gegend zu stammen. „Argentinien.“ Hörte sie es nun hinter sich und zuckte gewaltig zusammen. „Woher wussten sie, dass ich mich gefragt habe, wo sie herkommen, Mam?“ Die Angesprochene lächelte überlegen. „Im Militär lernt man viel. Auch am Gesicht abzuleiten, was der Gegenüber denken könnte. Trifft natürlich nicht immer zu.“ Sie machte einen Schritt neben Sophies Stuhl, die vorsichtshalber ein wenig zur Seite rutschte, um Platzt zwischen sie beide zu bringen. „Was machen sie gerade?“ Fragte die Frau interessiert und Sophie musste schlucken, bevor sie antworten konnte. „Ich mache ein Kleid, Mam!“ quetschte sie mühsam heraus. Bitte, bitte, sie wollte die liebe Zaviera zurück! „Sehr gute Arbeit, ich bin gespannt auf das Ergebnis. Weiter so!“ Und mit den Worten bewegte sie sich weiter zu Karlas Tisch, während Sophie erst einmal merklich durchatmen musste. Einfach weiter machen. Der Kurs ist bald vorbei. Mach einfach keine Fehler. Keine Fehler. Ihr inneres Mantra wiederholend nähte sie das Kleid vorsichtig weiter und hoffte, dass die Frau nicht noch einmal an ihren Tisch kommen würde. Sophie hatte Glück gehabt und musste nicht noch ein weiteres Mal mit Allison Spiros sprechen. Karla hatte mehr Pech gehabt und saß nun leichenblass mit ihr in der Kantine. „Die Frau ist gruselig“, stellte sie fest. Sophie konnte dem nicht widersprechen. „Oh ja. Wenn sie neben einem steht, bekommt man Gänsehaut.“ Und beide fröstelten bei dem Gedanken an die letzte Nähstunde. „Sie ist ein wandelnder Eisberg! Oh, Pardon! Captain Eisberg!“ imitierte Karla den Militärton und entlockte Sophie ein Kichern. „Vermutlich ein Eisberg, der so kalt ist, dass er auch jetzt im Hochsommer Bestand hat.“ „Oh, er würde die Sonne löschen, wenn man ihn hineinschießt.“ „Oder hinter einem auftauchen, wenn man es nicht erwartet!“, flüsterte Sophie nun ganz leise, sodass nur ihre beste Freundin es hören konnte, die schnell das Thema wechselte und vorsichtig hinter sich spinkste, wo Allison Spiros mit einem Tablett in der Hand vorüberging. „Ach ja, so ein schönes Eis wäre bei den Temperaturen wirklich mal wieder schön. Nur gibt es wohl Nachschubschwierigkeiten, seitdem alles Eis von MAD vernichtet wurde. Ihr habt nicht zufällig etwas Neues herausgefunden?“ „Nein, leider nicht“, murmelte das blonde Mädchen und stocherte lustlos in ihrem Essen. Keine neuen Spuren, kein neuer Auftrag und nun auch noch eine unsympathische Nählehrerin. Die Woche konnte nur besser werden. „Hast du eine Idee weshalb Zaviera den Kurs abgegeben haben könnte? Berufliche Gründe können schließlich vieles sein. Eine Mission, Versetzung oder verletzungsbedingter Ausfall.“ Karla und Sophie hatten den freien Nachmittag genutzt, um dem lokalen Badesee einen Besuch abzustatten, lagen nun nebeneinander in der Sonne und blickten auf spielende Kinder und schwimmende Erwachsene. „Nein, leider nicht.“ Karla setzte sich auf und sah sich um. „Sophie, sieh mal, dort vorne ist dein Onkel.“ „Nanu.“ Verwundert folgte das Mädchen dem Blick ihrer Freundin. „Du hast recht, was macht er hier?“ Karla zuckte nur mit den Schultern. „Geh hin und finde es raus. Ich wollte eh mal zu dem Eiswagen gehen und etwas plaudern.“ Sie zwinkerte Sophie zu und diese verstand sofort. „Ah, der hübsche Kerl da drüben hat es dir angetan, oder?“ grinste sie. „Na dann. Viel Glück! Ich möchte später jedes Detail hören!“ Und mit einem Satz sprang sie auf, schnappte sich ihr Handtuch und schlenderte auf Gadget zu. „Hey Onkel. Was führt dich her?“ „Ooh, Sophie! Ich genieße das Wetter! Hast du Lust eine Sandburg zu bauen? Du hast es früher geliebt!“ Ja, früher. Vor 8 Jahren in etwa. Aber ihrem lieben Onkel konnte sie natürlich nichts abschlagen. Mit ihm war bestimmt sogar Sandburgen bauen spannend und interessant. „Gerne“, lächelte sie und setzte sich an Ort und Stelle. Gadget setzte sich ebenfalls und beide begannen, unter dem wachsamen Blick Finos, einen groben Hügel für die Sandburg zu formen. Letztendlich nahm die fertige Sandburg ungeahnte Ausmaße an und glich einem Wettbewerbsbeitrag. Sie hatte einen Durchmesser von sage und schreibe 3 Metern und war in etwa 2 Meter hoch. Eine Meisterleistung. Und Onkel Gadget hatte es noch nicht zerstört. Als letztes Detail setzte Sophies Onkel noch einen kleinen Cocktailschirm auf den höchsten Turm und trat dann einen Schritt zurück, um sein Werk zu bewundern. „Ist das nicht ein toller Anblick, Sophie?“ prahlte er mit stolzgeschwellter Brust. „Wusstest du, dass ich als Jugendlicher Weltmeister im Sandburgbauen war? Stabilität ist alles!“ Sophie lächelte. Nein, das hatte sie, wie so vieles, noch nicht gewusst und konnte auch dies nicht wirklich recht glauben. Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, tauchte mal wieder ein bekanntes Gesicht aus einem der Burgfenster auf. „Chef Gontier!“ „Hallo Sophie, Gadget.“ begrüßte er sie und kam dann zu seinem beruflichen Teil. „Ich habe erneut beunruhigende Nachrichten erhalten.“ Mit diesen Worten überreichte er ihnen wie so oft die kleine Informationskugel. „MAD hat sich auf die Suche nach der Titanik gemacht. Wir haben aus sicherer Quelle bestätigt, dass sie das vergoldete und diamantbesetzte Grammophon wollen, das im Speisesaal der ersten Klasse stand und noch stehen sollte. Ihr Auftrag ist es MAD aufzuhalten und das Grammophon an die zuständige Museumsleitung zu übergeben. Ich wünsche ihnen viel Glück. Diese Nachricht zerstört sich von selbst.“ „Oh, das muss wahrlich ein magisches Grammophon sein.“ schwärmte Gadget und steckte die Kugel beiläufig in das Fenster neben Gontier, bevor er schnellen Schrittes den Strand verließ und Sophie und Fino hinter sich her zog. „Sophie , Fino, wir müssen uns vorbereiten! Die Titanik liegt tief, da kann man nicht eben mal so hin tauchen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)