Zwillinge von minty-chan ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Mit jedem Fortschritt den Quicksilver machte, rückte der Moment näher, da sie Alexis nicht länger vor Wanda verstecken konnten. Es war jetzt schon eine unheimliche Herausforderung, das Mädchen aus ihren Gedanken zu verbannen, ohne das es Wanda auffiel. Ihr einziger Vorteil war, dass Wanda überhaupt keinen Verdacht schöpfen wollte, da sie sich voll und ganz auf ihr Glück, ihren Zwilling doch nicht verloren zu haben, konzentrierte.   Pietro und Blackbird, die sich mittlerweile angefreundet hatten, hatten Wanda davon überzeugen können, dass sie ein paar „Männerdinge“ zu besprechen hatten. Es war das erste Mal, dass Pietro eine so weite Strecke zurück legen konnte. Er vermisste den Wind im Gesicht, seine Geschwindigkeit und wie alles um ihn herum so unendlich langsam wurde. Aber er hatte akzeptiert, dass er sich gedulden musste – auch wenn es ihn alle Kraft kostete. Blackbird hatte ihm versprochen, ihm den schönsten Ort der gesamten Anlage zu zeigen. „Manchmal, wenn mir die anderen zu viel werden, komme ich hier her.“ Er hielt dem Angeschlagenen die Tür zur Terrasse auf – die Blackbird mit eigenen Händen gebaut hatte. Die milde Luft drang wie eine Welle in das stickige Gebäude ein und die beiden Männer lechzten nach Sonne. Der Garten war noch schöner, als Pietro ihn sich vorgestellt hatte. Große Bäume, saftiges Grün überall. Die Jahre hatten ihn gelehrt, dass dies unmöglich natürlich entstanden sein konnte und Blackbird bestätigte seine Vermutung, indem er auf eine entfernte Gestallt unter den großen Eichen zeigte. Ein kindliches Kichern schwang zwischen den Bäumen hervor. Offensichtlich spielten dort Kinder ausgelassen. Ein absolut unvorstellbares Bild, dachte Pietro, an den sterilen Keller und das verwüstete Erdgeschoss erinnernd. Sie ließen sich auf eine Bank nieder, Blackbird zündete sich eine Zigarette an, Quicksilver lehnte dankend ab. Niemals würde er seine Fähigkeiten für so etwas gefährden. Einige Minuten lauschten sie den Spielenden. „Ich habe das mit Alexis geregelt.“ brach der Schwarzhaarige das Schweigen. Pietro schaute nur ungläubig. „Nennen wir es einen Rückkampf“ Er deutete auf sein blaues Auge und lachte. Pietro war sich nicht sicher, was genau daran zum Lachen war. „Ich glaube, sie mag Wanda.“ Er blies den Rauch zwischen seinen schmalen Lippen hervor und deutete in Richtung Wald. Die Spielenden waren näher gekommen und jagten einander über die Wiese. Pietro wäre wohl die Kinnlade herunter gefallen, wenn er seinen Kopf nicht gerade auf seinen Händen abgestützt hätte. Was er für spielende Kinder gehalten hatte, waren keine. Denn eine der beiden Figuren, die sich da lachend ins Gras fallen ließ und mit der blonden Gestalt Purzelbäume schlug, war ganz eindeutig Alexis. „Alexis liebt ihre Familie.“ Blackbirds Stimme war warm und liebvoll. „Sag mir, dass du Wanda nicht ebenso beschützen würdest. Komme was da wolle.“ Pietro konnte seine Augen nicht von dem ausgelassenen Mädchen wenden. Der blonde Mutant hatte seinen –oder ihren- Kopf im Schoß der anderen und hatte angefangen Gänseblümchen in die schwarzen Locken zu flechten. Alexis strahlendes Lächeln war erfüllt vom Stolz einer Mutter. „Familie?“ fragte er, endlich zu Blackbird gewandt. Diesem schien erst jetzt aufzugehen, dass anderen Leuten diese Form der Familie unbekannt war.  Beschwichtigend hob er seine Hände. „Oh nein, wir sind alle nicht verwandt, außer Eden und Siren. Wir sind mehr so eine Wahl-Familie.“   Als Pietro sich jetzt wieder Alexis zudrehte, hob auch sie gerade ihren Kopf. Der Schock war ihr deutlich anzusehen. Sofort zog sie Eden an sich, unsicher was sie von der Situation halten sollte. Da Blackbird keine Anstalten machte, sich zu bewegen, entspannte auch Quicksilver sich. Der Rauchende hatte Recht. Er würde alles für seine Schwester tun, aber eine geliebte Person zu beschützen, war schon eine Lebensaufgabe. Er wollte sich nicht vorstellen, welche Verantwortung Alexis sich selbst auflud, wenn sie alleine die drei Personen beschützen wollte, die er bisher kennengelernt hatte. Trotz allem Verständnisses würde er ihr weiterhin nicht trauen. Die beiden anderen standen von der Wiese auf, Alexis ihren Arm schützend um die Schultern Edens gelegt. Die weißen Blüten in den wippenden Locken passten so gar nicht, zu dem ernsten Gesicht, das Alexis jetzt machte. Sie stellte sich neben Blackbird, der immer noch völlig entspannt auf der Bank lungerte. „Eden, das ist Pietro Maximoff. Er und seine Schwester Wanda werden einige Zeit bei uns bleiben.“ Sie gab das androgyne Wesen aus ihrer Umarmung frei und es kam freudig auf den Speedster zu, die Hand schon ausgestreckt, fast wie es Blackbird getan hatte. „Setz dich zu ihm. Ich möchte nicht, dass du jemals rauchst.“ Wies sie ihn/sie streng an, während sie Blackbirds Zigarettenschachtel hoch hielt. Dieser hatte nicht mitbekommen, wie sie die Schachtel wendig aus seiner Hemdtasche gefischt hatte. Quicksilver hingegen war eher enttäuscht über das lahme Reaktionsvermögen seines neuen Freundes. Bevor sie sich allerdings die Zigarette anzündete, wartete Alexis auf Pietros Aufmerksamkeit. Als ihre Augen sich endlich trafen formte sie tonlos das Wort „armistițiu“ – Waffenstillstand. Dann schwang sie sich auf die Bank, gierig ihre Zigarette anzündend. Das Klicken des Zippos ließ Blackbird zusammenzucken, so als hätte er Schmerzen. Die junge Frau legte ihre Füße in seinen Schoß, provokant noch immer das Zippo in der Hand. Es war silbern, bis auf die Karikatur eines Haikopfs am Deckel. Irgendwas daran störte den jungen Mann, aber Pietro hatte nicht die leiseste Ahnung, was das sein könnte. Da meldete sich auch schon Eden zu Wort. „Ich hätte nicht gedacht, dass Alexis nach Pyro noch mal hübsche Jungs ins Team lässt.“ sagte es verträumt. „Eden!“ Blackbird hatte das feenhafte Kind nicht mehr davon abhalten können, die Dinge auszusprechen. Hektisch schob der Schwarzhaarige Alexis‘ Füße von sich und zog Eden mit sich „Komm, ich stelle dir Wanda vor. Du wirst sie mögen.“ Und damit verschwanden sie und ließen Pietro in der unangenehmen Situation, alleine mit der immer noch rauchenden Alexis zurück zu bleiben. „Wanda wird mich mögen.“ setzte Alexis an, als Pietro sich gerade überlegte, auch zu gehen. Er schnaubte verächtlich. „Meinst du?“ Sie sah ihn nicht an, zündete sich eine zweite Zigarette an. „Ich weiß, wie man sich vor Mutanten wie ihr verbirgt – ohne, dass sie Verdacht schöpfen.“ Sie gab ihm einen ebenso verachtenden Blick aus dem Augenwinkel. „Ich muss euch weder mögen, noch vertrauen, um euch hier zu beherbergen.“ Er schüttelte fast angewidert den Kopf. „Wer bezahlt dich hierfür? Die Belohnung muss ja unglaublich sein.“ Das erstaunte sie. „Du denkst, ich werde bezahlt?“ Beide hatten ihre Haltung korrigiert und saßen sich nun direkt gegenüber, dem anderen ohne zu zögern in die Augen sehend. „Was soll es sonst sein, dass dich dazu bringt, zwei Menschen zu versorgen, die du so offensichtlich nicht erträgst?“ Sie schnippte die Asche ihrer Zigarette in einen Aschenbecher. „Ganz einfach: Du bist ein Mutant.“ Verständnislosigkeit spiegelte sich in seinem Blick „Ich weiß?!“ „Oh!“ Alexis musste fast ein wenig lachen. „Hat Blackbird dir nicht schon meine ganze, ach so tragische Geschichte erzählt? Dazu neigt er doch sonst so.“ Obwohl er sich wirklich bemühte, war Pietro nicht mit sonderlich viel Geduld gesegnet und so rutschte er noch weiter auf der Bank vor, die Knie der beiden berührten sich fast. „Warum hast du mir geholfen?“ Offensichtlich amüsiert über ihr Spielchen, lehnte sich jetzt auch Alexis zu ihm. Ein Gänseblümchen glitt aus ihrem Haar und landete auf seinem Knie. Er nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger und wollte es gerade nach ihr Schnippen, als er eine allzu bekannte Aura wahrnahm. „Wanda!“ Er sprang auf, Alexis‘ Bein streifend. Während er, so schnell er konnte, -was natürlich sehr langsam für ihn war- auf seine Schwester zu lief, bekam er nicht mit, wie die andere Frau ihr Gesicht nur Sekunden in Schmerz verzehrte. Wanda hingegen sah es sehr wohl. Schnell wieder zusammen gerissen, stand nun auch Alexis auf um die fremde Mutantin zu begrüßen. „Du musst Wanda sein, ich habe schon so manches von dir gehört.“ Sie hatte ihr schon halb die Hand entgegen gestreckt, als sie entschuldigend lächelte und sie wieder zurück zog. „Oh ich… nun… ich mache sowas“ sie deutete auf ihre Hand „nicht.“ Wanda nickte. „Du bist also die sagenhafte Alexis!“ Sie wollte der anderen am liebsten um den Hals fallen, aber ihr Bruder hielt sie zurück. Was war das nur zwischen den  beiden? Sie konnte nur schwer in Alexis lesen und ihren Bruder wollte sie nicht unnötig anstrengen, indem sie ihre Fähigkeiten bei ihm einsetzte. Sie bemerkte, dass er noch immer das Gänseblümchen in der Hand hielt. Eine leise Panik stieg in ihr auf. Dies, gepaart mit der unendlichen Dankbarkeit, löste eine Verwirrung in Wanda aus, der sie nicht Herr werden konnte.   Als wäre es nicht schon genug auf einmal gewesen, registrierte Wanda plötzlich zwei weitere Personen, die sich vorher nicht auf dem Gelände aufgehalten hatten. Besorgt sah sie sich um. Blackbird seufzte. „Prinz und Prinzessin sind wohl zurück.“ „Damit ist mein Team wieder komplett.“ Endlich konnte Wanda etwas in Alexis lesen: Erleichterung. „Wenn ihr wollt, stelle ich euch den beiden gleich vor.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)