Außerordentlich Langweilig. von sama (Ein (fast) normaler Alltag.) ================================================================================ Kapitel 9: Die Routine bröckelt ------------------------------- Natürlich hatte Sasuke die besagte Ärztin im Konoha Klinikum nicht besucht. Er hatte es ganz klassisch vergessen. Weshalb ihm das gerade jetzt auffiel? Er fuhr in diesem Moment mit dem Bus am Klinikum vorbei. Ausnahmsweise Mal. Nach der Arbeit war ihm aufgefallen, dass er noch einkaufen musste, da er sonst keinen Kaffee morgen früh hätte. Und das wäre höchst tragisch! Wie hatte er es überhaupt so weit kommen lassen können? Kurz schickte er Naruto eine Nachricht, damit der Blonde nicht auf ihn warten würde. Währenddessen fuhr der Bus endlich los. Seit seinem Umzug fuhr er nun statt mit der U-Bahn, mit dem Bus in die Arbeit. Das ging nach wie vor schneller, als mit dem Auto, denn der Bus hatte seine eigenen Spuren. Definitiv praktisch. Zehn Minuten später stand Sasuke im Supermarkt. Er nahm sich eines der Einkaufskörbchen und peilte zu aller erst das Kaffeeregal an. Erst das wichtigste, dann der Rest! Brot, Eier, Joghurt, ein wenig Obst und ein bisschen Gemüse fanden den Weg in den Korb und nach einer halben Stunde war der Uchiha auch schon fertig. Mit je einer Tüte in der Hand lief er zurück zur Bushaltestation und stieg in den Bus nach Hause ein. Oder zumindest zunächst zu Naruto. Immerhin stand dort sein Auto, mit dem er dann zu sich fahren würde. Bevor er das tat, lud er jedoch erst die Einkäufe in seinen Kofferraum und klingelte dann bei den Uzumakis. Hinata öffnete ihm die Tür. „Hi, Sasuke, schön dich zu sehen“, begrüßte sie ihn fröhlich und umarmte ihn dabei. „Hi Hinata, ich wollte nur kurz fragen, ob Naruto schon zuhause ist.“ „Ja, er ist grad unter der Dusche, willst du mit uns Abendessen?“, meinte sie und trat einladend zur Seite, doch Sasuke winkte ab. „Nein danke, heute nicht. Ich hab Einkäufe hinten im Kofferraum“, lehnte er dankend ab und umarmte sie dann zum Abschied. „Ok, dann dir einen schönen Abend“, sagte sie und winkte ihm noch hinterher. Sie wartete in der Tür bis Sasuke im Auto saß und davonfuhr. Der Uchiha schmunzelte. Die Uzumaki würde eines Tages eine gute Mutter werden. Es klopfte leise an seiner Bürotür und im nächsten Moment trat Haruka auch schon ein. Sasuke sah auf. Seine Sekretärin brachte ihm Kaffee und ein paar Akten zum durcharbeiten. „Herr Uchiha, Frau Ino Yamananka wartet unten im Foyer, kann ich sie zu Ihnen bringen?“ Kurz sah Sasuke auf seine Armbanduhr, danach auf die Akten vor ihm. „Ja, bitte. Können Sie mir hiervon aber noch zwei Kopien machen? Dann wäre ich fertig.“ „Sehr gern“, meinte sie, stellte Kaffee und Akten ab und nahm dann Papiere zum Kopieren entgegen. Fünf Minuten später schneite ein blonder Wirbelwind herein, dass Sasuke im ersten Moment dachte, sie müsse mit Naruto verwandt sein. „Guten Tag Herr Uchiha, schön Sie endlich kennen zu lernen. Ino Yamananka, Künstlerin!“, stellte sie sich mit Schwung vor und hielt ihm dann die Hand hin. Sasuke war aufgestanden und schüttelte die ihm dargebotene Hand, konnte jedoch kaum etwas sagen, da die Blondine erneut zu sprechen begann. Sie war hier wegen eines Sponserings und innerhalb weniger Gesprächsminuten war Sasuke klar, dass diese Frau zwar mindestens genauso energetisch wie Naruto war, jedoch null chaotisch. Sie wusste was sie wollte und brachte sämtliche Unterlagen mit, die sie klar und wortgewandt vorstellte. Sasuke kam nicht einmal zu Wort. Erst zum Schluss ihrer Präsentation durfte der Uchiha sprechen. „Nun, Frau Yamananka, so wie ich das sehe, haben Sie bereits alles durchdacht und auch an mögliche Risiken gedacht. Tatsächlich habe ich für den Moment keine Fragen. Wenn Sie mir Ihre Unterlagen dalassen, werde ich sie mir noch einmal durchsehen und würde Sie dann bis Ende der Woche kontaktieren“, meinte Sasuke klassisch diplomatisch und sah sie dabei mit seinem Pokergesicht an. Sie lächelte, reichte ihm eine Kopie ihrer Unterlagen und meinte dann keck: „Gern.“ Grazil stand sie auf, nahm ihre Handtasche und war dann auch schon wieder verschwunden. Sasuke schmunzelte und blätterte dann kurz durch die Papiere. Er musste sich die Sachen nicht wirklich ansehen. Er hatte sich im Vorfeld über Ino Yamananka informiert und ihre Präsentation gerade eben hatte ihm gereicht. Sie galt bereits als Künstlerin kurz vor dem Durchbruch; und so organisiert wie sie auftrat, gab Sasuke guten Gewissens die Papiere an die Rechtsabteilung weiter. Er war sich sicher, dass er die Blonde bereits morgen mit einer positiven Nachricht informieren konnte. Genüsslich lehnte sich Sasuke zurück und trank von seinem Kaffee. Er war zwar nur noch lauwarm, aber besser als nichts. Als er auf seine Armbanduhr sah, seufzte er jedoch und widmete sich dann wieder den Akten vor sich. Noch war kein Feierabend. Erst mit dem Eintreten von Naruto war der Feierabend eingeläutet. „Hey Teme, Zeit nach Hause zu gehen“, kam es so schwungvoll vom Blonden, dass er es gerade noch schaffte, die Bürotür aufzuhalten. Auf ein Loch in der Wand konnten er getrost verzichten. „Whups“, entfuhr es ihm, dann grinste er schon wieder. Sasuke seufzte. „Hallo Dobe. Ein Moment.“ Er richtete seine Akten zusammen, griff sich Smartphone und seinen Wintermantel, dann war er startklar. „Ich sags dir. Das war heut ein Scheißtag, echt jetzt!“, meinte der Blonde schnaubend und streckte sich, indem er seine Arme hinter dem Kopf verschränkte. „Hn.“ „Lass uns was Trinken gehen.“ „Hn.“ „Was ist los mit dir? Warum so schweigsam heute?“ Sasuke seufzte, verließ aber weiterhin wortlos den Aufzug. Sie waren bereits in der Lobby angekommen. „Temeee~“, maulte Naruto und Sasuke seufzte wieder. „Das interne Mailsystems ist ausgefallen, was erwartest du? Alle 5 Minuten hat mein Telefon geklingelt. Zwischenzeitlich hatte ich dann noch eine Klientin da, die genauso energetisch war wie du. Ich bin einfach durch.“ „So energetisch wie ich? Willst du mir unterstellen, dass ich nervig bin?!“ Theatralisch griff sich Naruto an die Brust. Sasuke rollte mit den Augen und stapfte durch das kalte Wetter zu einem Pub in der Nähe. „He! Du kannst mich hier doch nicht so stehen lassen!“, rief Naruto und eilte dem Schwarzhaarigen hinterher. „Hn.“ „Ein Bier und ein Whisky on the Rock, bitte“, bestellte Naruto für sie beide, während sich Sasuke ihm gegenüber mit seinem Smartphone beschäftigte. „Jo Teme, leg dein Handy weg. Süchtiger Smombie du!“, meinte der Blonde schließlich und grinste dabei herausfordernd. Sasuke seufzte, tat ihm aber den Gefallen. Warum war der Blonde heute eigentlich nicht fertig? Immerhin war er Chef der IT und hatte sich um das Problem kümmern müssen. Das war doch bestimmt anstrengend und nervenaufreibend gewesen; zumindest stellte sich Sasuke das so vor. Seine Computerkenntnisse beschränkten sich nämlich nur auf den alltäglichen Gebrauch. „Warum bist du eigentlich nach so einem Desaster so gut drauf?“, fragte der Schwarzhaarige letztendlich und nahm dabei seinen Whiskey vom Kellner entgegen. Naruto trank zuerst von seinem Bier, rülpste leise und grinste danach breit. „Wieso, dass Problem is doch schon gelöst. War doch gar nicht so schlimm.“ „Hn.“ Sasuke nippte an seinem Whiskey. „Man Teme, du bist heut echt ne Trantüte, echt jetzt!“ „Hn.“ „Jaja, du mich auch.. Lässt wieder deine alten Nordpol-Allüren durchscheinen, was?“ „Hn.“ Sasuke nippte wieder an seinem Whiskey. „Woah! Jetzt machst du das aber mit Absicht!“, meinte Naruto empört, schob seine Schmolllippe vor und reckte zusätzlich den Kopf beleidigt in die Höhe. Wenn er jetzt noch mit dem Fuß aufstampfen würde, sähe er wieder aus wie der kleine Junge, den Sasuke damals kennengelernt hatte. Er musste schmunzeln - was Naruto als Sieg empfand! „Ha! Wusst ichs doch!“ „Jaja, is ja gut. Ich bin einfach müde“, gestand Sasuke schließlich, was Naruto wieder breit grinsen ließ. Gemeinsam stießen sie mit ihren Getränken an. Bevor er trank schüttelte Sasuke belustigt den Kopf. Naruto war einfach ein Idiot. „Ah hey, Hinata läd dich am Sonntag zum Essen ein“, sagte Naruto nachdem er sein Glas abgesetzt hatte. Kurz wischte er sich danach mit dem Handrücken über den Mund und wartete dabei auf eine Antwort von Sasuke. „Wie immer also?“, fragte Sasuke, mittlerweile eigentlich nur noch rein rhetorisch, denn es war eh immer das Gleiche. Langsam beschlich Sasuke das Gefühl ein wenig zu tief in der Alltagsroutine zu stecken. Er bekam immer öfter Déjà-vus. Vor allem in exakt solchen Momenten. Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr arbeiten, Samstags putzen, einkaufen und Wäsche waschen, Sonntags bei den Uzumakis essen. Gut, er mochte seinen Alltag, seine Routine, aber seit Naruto und Hinata drei Wochen in den Flitterwochen waren, ist Sasuke dieser Trott erst richtig aufgefallen. Immerhin hatte er in diesen drei Wochen auch kein Essen für die Mittagspause bekommen. Das war die ersten Tage eine richtige Umstellung. Ein wenig schräg, wenn Sasuke so darüber nachdachte. Nachdem die zwei braungebrannt und entspann zurückgekehrt waren, hatte sich wieder alles 'normalisiert', seitdem beschlich ihn aber immer wieder dieses Gefühl festzuhängen. Sasuke grübelte noch weiter über seine derzeitige Situation, trank nebenbei seinen Whiskey, bis Naruto ihn irgendwann anstupste. Sasuke schreckte ein wenig hoch. „Man.. Du warst ja wirklich ganz weit weg in Gedanken. Ich wollt fragen, ob du noch ne Runde willst“, meinte der Blonde und nickte dabei in Richtung der leeren Gläser auf ihrem Tisch. Der Kellner stand neben ihnen und sah ihn ebenfalls fragend an. Sasuke hatte gar nicht mitbekommen, dass er sein Glas leergetrunken hatte. Um seine Gedanken zu ordnen atmete er tief ein, hielt kurz die Luft an und meinte dann während er ausatmete: „Nein danke, ich würd gern zahlen.“ Der Kellner nickte und verschwand um die Rechnung zu holen. Sie zahlten, halfen sich wie das alte Ehepaar, dass sie waren, in ihre Mäntel und gingen im Anschluss nach draußen. Kalte Nachtluft schlug ihnen entgegen. „Hey Teme, waren wir nicht letztes Jahr um diese Zeit beim Speeddating?“, fragte da Naruto vollkommen unvermittelt und sah den Schwarzhaarigen dabei ein. „Tatsache“, antwortete der Uchiha und war im Nachhinein froh, dass Naruto ihn seither nie wieder versucht hatte zu verkuppeln. Nie wieder Speed- oder Blinddating! „Die ominöse Rosahaarige hast du leider seither auch nicht mehr gesehn. Doof, echt jetzt“, fügte der Blonde nachdenklich hinzu, während sie schon auf dem Weg zum Bus waren. „Hn.“ „Woah Teme, du gehörst echt ins Bett!“ Gähnend checkte Sasuke sein Handy, während er seine Haustür aufsperrte. Naruto hatte ihm wie immer geschrieben, dass er bereits zuhause war. Sasuke antwortete ihm wie immer das Selbe. Sobald er auf Senden gedrückt hatte, machte er das Licht an, legte dann Handy, Geldbeutel und Schlüssel wie immer auf die Kommode, zog Schuhe und Mantel aus und lief dann weiter ins Schlafzimmer. Da war er wieder: Der Gewohnheitsesel. Das Déjà-vu. Sasuke gähnte erneut und zog sich gleichzeitig bis auf die Boxershorts aus, seine Kleidung warf er dabei unordentlich in den Wäschekorb. Danach vollführte er seine klassische Abendroutine und sobald er bei gelöschtem Licht im Bett lag, starrte er nachdenklich die Decke an. Ein Jahr war schon wieder rum. Wie die Zeit verging. Letztes Jahr war seine Mutter 56. geworden, sein Vater hatte verkündet in - jetzt nur noch einem Jahr - in Rente zu gehen, Sasuke selbst war in sein eigenes Anwesen im Uchiha-Clan-Viertel gezogen, Naruto hatte geheiratet und war in den Flitterwochen gewesen. So viel und gleichzeitig so wenig war passiert. Sasuke schnaubte. Vielleicht sollte er sich mal wieder Urlaub nehmen, damit er wieder auf andere Gedanken kam. Er gähnte erneut und entschied sich schließlich dafür es für heute sein zu lassen. Ein weiteres Mal gähnend rollte er sich also auf den Bauch und döste auch schon bald weg. Ok. Also. Naja. Hm. Das kam jetzt unerwartet. „Naruto Uzumaki. Wiederhole. Das. Nochmal“, verlangte Sasuke nachdrücklich. Er war in seiner Bewegung eingefroren und starrte den Blonden ungläubig an. Verlegen druckste dieser herum, kratzte sich am Hinterkopf und sank schließlich unter Sasukes bohrendem Blick zusammen: „Hinata ist schwanger.“ Wie ein kleines Kind zog er den Kopf ein und sah abwartend den Schwarzhaarigen ihm gegenüber an. Sasuke blinzelte ein paar mal, stellte dann seine Kaffeetasse, aus welche er gerade trinken wollte, auf die Kücheninsel und atmete tief durch. „WAS?!“ Sasuke schrie recht selten, eigentlich gar nicht - und schon gar nicht klang er dabei derart schrill. „Wie- Nein warte, das weiß ich. Wan- Nein, dass will ich auch nicht wissen... W-?!“ Sasuke wusste gar nicht welche Frage er stellen sollte. Der Schwarzhaarige war überfordert. Naruto druckste wieder rum, hampelte an der Insel herum. „Wann hat sie es dir erzählt?!“, fragte Sasuke letztendlich, nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte. Immer alles schön der Reihe nach. Naruto kratzte sich wieder am Hinterkopf, fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Der Chaot schien es wohl auch noch immer nicht fassen zu können. „Heute morgen. Sie war gestern zu einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt und der stellte es dann fest“, erzählte Naruto und wurde dabei rot. Sasuke zog die Augenbrauen zusammen und versuchte angestrengt das zu verarbeiten, was der Blonde ihm da gerade auftischte. „..ok.. ..und wie weit schon?“, fragte der Uchiha schließlich weiter, in der Hoffnung, dass sein Gehirn irgendwann durchsteigen würde. „Im vierten Monat. Wenn man genau hinsieht, sieht man tatsächlich ein kleines Bäuchlein. Ich dachte aber, dass ist vielleicht einfach nur ein Beziehungsbäuchlein“, Naruto vergrub seinen hochroten Kopf hinter seinen Händen. Sasuke machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen, klappte ihn aber wieder zu und gab nur ein verdutztes „Hn“, von sich. Eine ganze Zeit lang lag Schweigen über den beiden, schlicht, weil beide versuchten die volle Tragweite dieser Neuigkeit zu verstehen. Schließlich schien Sasukes Gehirn aufgeholt zu haben und es machte 'Klick' in seinem Kopf. „Ok. Wann is der Geburtstermin? Irgendwann ja wohl im August. Weiß es ihre Familie schon, beziehungsweise deine? Mum wird es sicherlich auch wissen wollen. Gibt es Kurse oder Veranstaltungen, wo man einen Crashkurs für alle Themen Rund um Babys zu bekommen?“, zählte der Schwarzhaarige auf. Sein Gehirn dachte wieder analytisch und strukturiert. So war ihm das schon lieber. Naruto rieb sich die Stirn. „Sie erzählt es gerade ihren Eltern, ich wollte erst mit dir reden, bevor ich meine Eltern anrufe, auch wegen dem Zeitunterschied und so und Mikoto.. Ja der muss ich es auch noch erzählen. Keine Ahnung. Hinata meinte nur, dass ihr Frauenarzt sie dahingehend informieren wird.“ Wieder herrschte Stille. „Sasuke ich werde Vater!“, platzte es da plötzlich aus Naruto heraus. Er raufte sich die Haare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)