Der Blick fremder Augen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Atempause -------------------- Während des Abendessens war Sam ungewöhnlich ruhig. Er hätte gedacht den Abend in Gesellschaft zu verbringen würde ihm gut tun, doch lenkte es ihn keineswegs von dem Fall ab. Nachdem sie ihr Mahl beendet hatten, strich June ihrem Freund sacht über den Arm. Sie saßen sich gegenüber in seiner Single-Küche. Weil Sam einen seltenen Anflug von Romantik verspürt hatte, befand sich auf der Mitte des Tisches eine einzelne Kerze. June hatte es süß gefunden und er dachte, wenn das Ambiente passte, würde er sich entspannen können. „Ich weiß, wir reden für gewöhnlich nicht über die Arbeit, aber ich habe das Gefühl irgendwas lässt dich nicht los. Es geht um den Raven Killer, oder?“ Ihre Stimme war ruhig als sie sprach. Sam mochte ihren sanften Klang, doch war er nicht der Typ solche Dinge laut auszusprechen. Ihrer Aussage entnahm er, dass sie die Nachrichten im Fernsehen verfolgt hatte, oder zumindest jemanden kannte, der es tat. Normalerweise hätte er an dieser Stelle abgewunken und sie hätten das Thema gewechselt. Heute war das anders, die Frage hatte ihm bewusst gemacht, dass sehr wohl Redebedarf seinerseits bestand. Müde nickte er, Sorgenfalten zogen sich über sein Gesicht. „Es ist zum verrückt werden“, gab er bedrückt zu. „Ich komme einfach nicht hinter das System dieses Typen. Alles wirkt so wahllos, so ungeordnet. Als würde er aus einer Laune heraus töten. Und dann diese Nachricht...“ Die letzten Worte hatte Sam nur noch geflüstert, mehr an sich selbst als an seine Freundin gewandt. Anfangs hatte er sie ganz vergessen, sie war wie die Ohnmacht in den Hintergrund gerückt. Dennoch war es ein entscheidender Hinweis. Nie hatte der Killer früher etwas derartiges hinterlassen. Dass er seine Gewohnheiten nun geändert hatte und mit der Polizei kommunizierte, musste es zu bedeuten haben und es musste einen Auslöser für dieses Verhalten geben. Sein Kopf arbeitete trotz der Müdigkeit wieder auf Hochtouren, anscheinend kam er von dem Fall einfach nicht los. Er hatte das Gefühl irgendetwas zu übersehen, es war nicht greifbar, aber es war da. Irgendwo in seinem Kopf steckte die Antwort, doch verbarg sie sich noch. „Sam?“ June riss ihn aus seinen Gedanken. Er musste die letzten Minuten auf den Tisch gestarrt haben. Ihrer verärgerten Mine nach zu urteilen hatte sie eben etwas gesagt. Er lächelte entschuldigend. „Tut mir Leid, ich bin einfach überarbeitet. Was hattest du gesagt?“ Seine Freundin seufzte und schüttelte angesichts seines schlechten Benehmens den Kopf. Als Anwältin war sie es gewohnt, dass man an ihren Lippen hing Deswegen wusste Sam, dass es sie wirklich störte, wenn man ihr nicht zuhörte. Er griff nach ihrer Hand und strich langsam mit seinem Daumen über ihre Finger während er ihr geradewegs in die Augen sah. Dabei lächelte er so charmant, dass June gar nicht anders konnte als ihre Züge zu entspannen und sein Lächeln zu erwidern. „Ach komm, hör schon auf. Du weißt sowieso, dass das immer funktioniert.“ Als sie auf das eigentliche Thema zurückkam wurde sie jedoch gleich wieder ernst. „Dir erscheint es vielleicht wahllos, Sam, aber für diesen Mann steckt ein System dahinter. Serienmörder haben immer Gründe für ihre Taten und seien sich noch so absurd. Du musst die Ursache finden. Und nehmen wir an er geht immer anders vor. Vielleicht führt dieser eine Grund dazu, dass es so ist.“ Sam nickte betreten. Ja, es gab einen Grund, warum er immer anders vorging, aber welchen? Bevor er jedoch wieder seine Gedanken verfallen konnte, rief June ihn in die Wirklichkeit zurück. „Gibt es denn vergleichbare Fälle wie diesen?“ Darüber hatte Sam auch schon nachgedacht, aber alle ihm bekannten Fälle hatten doch eine gewisse Struktur. Bei diesem Täter war ihm noch keine aufgefallen. „Natürlich gibt es Täter, die ihre Opfer sezierten, ihnen Organe entnahmen oder sie eben ausbluten ließen, aber keiner von ihnen hat alles verkörpert.“ Offiziell dufte er natürlich nicht über derartige Details sprechen, aber er vertraute June und als Anwältin war ihr die Wichtigkeit der Schweigepflicht bekannt. Außerdem ging Sam sowieso davon aus, dass mittlerweile einiges nach außen gesickert war. Je länger ein Fall bis zu seiner Aufklärung dauerte und je mehr Opfer es gab, desto mehr wurden die Informationen, die an die Außenwelt gelangten. Im Gegensatz zu ihm schien der Tatbestand June nicht zu entmutigen. „Gut, er geht also unterschiedlich vor. Wieso? Probiert er etwas aus? Verleitet ihn etwas dazu anders vorzugehen? Will er etwas perfektionieren? Sind es gar Experimente?“ Bei ihrer letzten Idee wurde Sam hellhörig. Experimente... Ja, das könnte möglich sein. Es gab tatsächlich genug Serienmörder, die abartige Versuche mit ihren opfern durchführten. In Los Angeles soll es einen Mann gegeben haben, der seinen Opfern Gliedmaßen abtrennte, um diese dann an einer anderen Person zu vernähen. Doch mit was könnte der Raven Killer experimentieren? Und was hatte dann die Rabenfeder zu bedeuten? Erschöpft fuhr sich Sam durch die Haare. Er war an einem Punkt angekommen, an dem seine Gedanken sich immer wieder im Kreis drehten. Dass June aufgestanden war hatte er gar nicht wahrgenommen. Plötzlich spürte er ihre Arme, die sich von hinten um ihn schlangen. June beugte sich mit ihren Lippen dicht an sein Ohr,. Ihr warmer Atmen bereitete Sam eine Gänsehaut im Nacken. „Genug für heute. Du hast lange gearbeitet und ich bin sicher nicht zu dir gekommen, um die ganze Nacht über Morde zu reden.“ Er spürte, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. Auch Sam kam nicht umhin zu lächeln. Ja, sie wusste wie sie ihn auf andere Gedanken brachte. Er drehte leicht seinen Kopf, suchte mit seinen Lippen dir ihren. Der Kuss begann zaghaft, wurde aber tiefer. Er öffnete leicht ihren Mund, umspielte ihre Zunge mit der seinen. Ein zufriedener Seufzer drang aus Junes Kehle und ihr Griff um Sam verstärkte sich. Ohne den Küss zu lösen erhob sich dieser und umgriff mit seinen Hände die Taille der jungen Frau. Ihr Kuss wurde heftiger, leidenschaftlicher. Während sie mit ihren Händen über seinen Körper fuhr und begann sein Hemd aufzuknöpfen, drängte Sam sie Richtung Flur. Als sie sein Schlafzimmer erreicht hatten, verteilte sich de Großteil ihrer Kleidung bereits im Flur. Sam verschwendete keine Gedanken mehr an den Fall, seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich nun auf June und wie sie ihren nackten Körper an seinen presste. Ihr Anblick raubte ihm wie jedes Mal, wenn er sie so sah ,beinahe den Atem. Begierig drängte er sie zum Bett. June ließ sich nach hinten fallen und zog den Dunkelhaarigen mit sich. Als er über ihr lag hielt er einen Moment inne, nahm sich die Zeit sie zu betrachten, mit seinen Fingern über ihre bloße Haut zu fahren. Er spürte die Gänsehaut, die sich an den Stellen bildete, wo ihre Körper sich berührten. Ein Lächeln huschte über Junes Gesicht als Sams Gesichtszüge weicher, liebevoll wurden. „Jetzt werd bloß nicht sentimental.“ Ihre Stimme war neckend, doch schwang auch Lust mit. Sie wollte jetzt definitiv nicht kuscheln, das wusste Sam. Ehe er sich versah, hatte June ihn auf den Rücken geworfen, thronte nun über ihm. Das mochte er an ihr. Sie war eine zierliche Frau, doch wusste sie Dominanz zu zeigen. Sam war ihr bereits in der ersten Nacht verfallen. In seinem Beruf musste er stets autoritär sein, konnte sich keine Schwäche erlauben. Es war eine angenehme Abwechslung sich wenigstens im Schlafzimmer jemand anderem hingeben zu können. Ihre Zusammenkunft dauerte lange, die Nacht war bereits weit vorangeschritten, als June sich von ihrem Freund rollte und in dessen Arme versank. Schwer atmend entspannten sich beide. Sam hatte den Arm um seine Freundin gelegt und strich behutsam über ihre Schulter, während June ihre Kopf an seinen Brustkorb schmiegte. Ein Gähnen entfuhr ihm. Jetzt, da sein Puls sich beruhigt hatte uns seine Muskeln und dem weichen Bett Entspannung fanden, merkte er erst wie müde er tatsächlich war. Ein Blick auf June zeigte ihm, dass es ihr ähnlich ging, sie musste auch erschöpft sein. Der Anflug eines schlechten Gewissens machte sich in ihm breit als ihm auffiel, dass er seine Freundin gar nicht nach ihrem Tag gefragt hatte. Er nahm sich vor dies am nächsten Morgen nachzuholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)