Der Ruf von Bamby ================================================================================ Kapitel 4: 4. Bad news are good news ------------------------------------     Reges Treiben drang an Harrys Ohr, welches ihn aus seinem Schlaf holte. Der Fuchsbau war nie ein besonders leiser Ort. Grummelnd zog er die antike, aber dennoch weiche Decke ein Stückchen höher und hoffte so, dem Lärm zu entgehen. Er hatte nicht sonderlich gut geschlafen. Doch wenn die Tatsache berücksichtigt wird, dass er die letzten Monate eigentlich nie einen guten Schlaf bekam, war diese Nacht wohl regelrecht erholsam. Zügig ist er eingeschlafen, bestimmt dank Mrs. Weasleys selbstgebrauten Wacholderlikör. Mit Alkohol im Blut sollen Muggel schneller eindämmern und Zauberer waren davor sicherlich ebenso nicht gefeit. Aber es heißt auch, mit diesem Gebräu könne der Betroffene nicht sonderlich gut durchschlafen.    Mit einem Seufzen drehte sich Harry auf die Seite und betrachtete seinen noch schlafenden, besten Freund. Irgendwann, der Schwarzhaarige konnte keine genaue Uhrzeit ausmachen, erwachte er, als Ron grunzende Geräusche von sich gab.    Ab diesem Zeitpunkt war seine Nachtruhe vorbei. Die Gedanken kreisten um die, vor allem jüngsten, Ereignisse. Zu Voldemorts neugewonnenen Lebzeiten schlief er schlecht, da der Ausgang dieser Schreckensherrschaft ungewiss schien. Nach Ableben Voldemorts konnte er nicht schlafen, weil seine toten Freunde ihn in seinen Träumen heimsuchten.    Wann hatte dies endlich ein Ende? Harry musste zugeben, seine Nächte im Wandschrank unter der staubigen Treppe der Dursleys waren dagegen wahrlich erstrebenswerter. Freds Trauerzeremonie musste ihn mehr getroffen haben, als er selbst annahm. Diese bedrückende, vor Trauer triefende Stimmung senkte sich noch immer schwer auf sein Gemüt und ließ einen dicken Kloß im Hals zurück. Das Bild der vielen, kleinen Lichtkugeln, schwirrte erneut in seinem Kopf herum. Dann das Feuerwerk und Malfoy.    Kopfschüttelnd setzte sich Harry auf und die Decke rutschte bis zu seinen Hüften, entblößte den ausgelaugten Oberkörper. Er wollte jetzt nicht schon wieder an diesen blonden Schnösel denken! Hatte er doch gut zwei Drittel seiner Wachphase in dieser Nacht damit zugebracht, sich erneut den Kopf zu zerbrechen, warum ein Malfoy wohl erschien. Nüchtern betrachtet ergaben alle theoretischen Annahmen keinen Sinn. Als es vor dem Fenster schon wieder heller wurde, ist Harry dann über seinem Grübeln eingeschlafen.    Die alte Holztür gab ein Knarzen von sich und ein Rotschopf drückte sich durch den Spalt, bevor sie sich zu ihrem Kriegshelden hinunter lehnte. Sanft drückte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf. "Du siehst wiedermal furchtbar aus.“, tadelte Ginny ihn anschließend gespielt vorwurfsvoll, "Was hast du die Nacht getrieben?“. Ihre schlanke, kühle Hand strich frech an seiner Brust entlang, was ihm eine kleine Gänsehaut bescherte.    "Geschlafen“, gab Harry nun grinsend von sich und umschloss Ginnys Hand mit seiner. Hielt jene aber noch dicht an seinen Körper gepresst. Die jüngste der Weasley Familie kommentierte nur mit einem "So, so“ und verschloss erneut Harrys Lippen mit ihren. Sein Herz schien einen Freudentanz zu vollführen, so schnell wie es jetzt schlug. Er intensivierte den Kuss und brachte seine Zunge mit in das Spiel. Ginny gefiel dies, denn ihre verbliebene Hand krallte sich nun in Harrys strubbelige Haarpracht und zog ihn bestimmend einen weiteren Zentimeter heran, was Harry ein ersticktes Keuchen entlockte.    "Boah! Am frühen Morgen, wer soll da denn schlafen können!“, erklang plötzlich eine Beschwerdemeldung an die beiden Liebenden gerichtet und erschrocken fuhren sie auseinander. "Harry, ehrlich mal, Du kannst doch nicht vor meinen Augen einfach so meine kleine Schwester abknutschen!“. Ron schälte sich aus seinem Bett und reckte sich ausgiebig der Zimmerdecke entgegen.    "Es wird auch Zeit das du aufstehst!“, grinste Ginny ihrem Bruder entgegen, welcher nun düsterer dreinblickte. Doch dem wich schnell ein schelmischer Ausdruck und Ron hüpfte in einen rostbraunen Pullover und eine gräuliche Hose, nachdem sein Schlafanzug zu Boden fiel. "Ich werde jetzt frühstücken“, verkündete er zufrieden und verließ keine Sekunde später das Zimmer.    Erleichtert stieß Harry die Luft aus. Er hatte gedacht, Ron schliefe noch fest, sonst hätte er sich nicht so deutlich Ginny hingegeben. Seine Wangen mussten verräterisch glühen, denn seine Freundin überbrückte den kleinen Abstand zwischen ihnen und strich über seine Wange. "Lass uns auch runter gehen!“, lächelte sie. "Aber zieh dir vorher noch etwas über.“   Ertappt nickte Harry zügig und fischte nach seinem T-Shirt von gestern Abend. Dieses musste heute noch einmal reichen. Ihm fiel erst jetzt auf, dass Ginny schon völlig gekleidet vor ihm saß. Geduscht hatte sie auch, denn der Duft von frischem Zitronengras ging von ihr aus. Eigentlich erwartete Harry schon fast eine Rüge für sein gewähltes Tagesoutfit, doch nichts dergleichen geschah.    Tumult ging von der Wohnküche aus. Hand in Hand gingen sie Beide zum reich gedeckten Frühstückstisch und setzten sich auf die zwei freien, ungleich aussehenden Stühle. Sie wurden erwartet.    "Harry! Hast du schon gesehen?“. Ron wedelte den neuen Tagespropheten stolz durch die Lüfte, während Hermine nur den Kopf schüttelte und einen entschuldigenden Blick zu ihren Freunden warf.    "Kinder, esst erst einmal!“, versuchte Mrs. Weasley das aufkeimende Thema zu unterdrücken und ließ eine Kaffeekanne zu Ginny und Harry schweben. Dezent überfordert sah Harry zwischen der Kanne, welche die braun-schwarze Flüssigkeit in seine Tasse füllte, und Rons Enthusiasmus hin und her.          Der Duft von frischem Gebäck erfüllte die Räumlichkeit. Eine hagere Hand verharrte mit dem versilberten Teelöffel in der, mit schwarzem Tee gefüllten, Porzellantasse.  Die Stirn in Falten gelegt betrachtete Narcissa Malfoy die Schlagzeile des Tages.    Eine Hauselfe, die ihrer Herrin gerade den Tagespropheten überreichte, sah beschämt zu Boden und wartete schon auf die  Bestrafung - versuchte erst gar keine Emotion in dem kalten Blick der Hausherrin zu suchen. Mrs. Malfoy verbot, seit den Verhandlungen vor dem Zaubereigamot, den Tagespropheten in ihrem Anwesen. Verbreitete das Schundblatt doch nur Halbwahrheiten. Früher hatte es sie nicht sonderlich gestört. Aber da ging es auch noch nicht explizit um ihre Familie. Sie hoffte die öffentliche Erregung gegenüber ihrem Namen würde sich legen, nachdem die Verhandlungen beendet waren. Doch schon wieder musste sie ihren Sohn auf dem Titelblatt erspähen. Jedoch wusste sie nicht rechtens, wie sie diesen Artikel zu beurteilen hatte. Von Neuem überflogen ihre Augen die dickgedruckten Worte der Headline.    Unerwünscht:  Todesser stört Trauerzeremonie   Unter diesen Zeilen prangerte ein Foto auf welchem man Draco und den jungen Potter gut erkennen konnte. Dem Artikel zu entnehmen, war ihr Sohn also gestern auf einer Trauerzeremonie.    Nicht auf irgendeiner.    Auf der von Fred Weasley.    Den Teelöffel legte die blonde Hexe an den Rand der Tasse ab. Egal wie sie das Blatt in ihren Händen wandte, der Sinn wollte sich ihr nicht erschließen. Natürlich konnte sie nicht leugnen, wie entsetzlich der Verlust des eigenen Kindes für die Weasleys sein musste. Hatte sie vor ein paar Tagen doch auch Todesängste um ihren Sohn gehegt.    Aber sie kannte Draco. Er pflegte keine innige Freundschaft mit den Weasleys, was sie durchaus befürwortete. Also was brachte ihren Sohn dazu eine erneute  Schlagzeile zu riskieren? Sollte sie sich sorgen?    Draco hat sich verändert. Schon während der Herrschaft des dunklen Lords wurde er distanzierter. Narcissa konnte ihm sein Verhalten nicht vorwerfen; er hätte nicht in so jungen Jahren schon mit dem dunklen Mal gezeichnet werden dürfen. Doch sie dachte nach dem Ende des Krieges, würde sich alles etwas normalisieren.    Wahrscheinlich brauchte er nur Zeit.    Sie konnte in seinen Gedanken nicht mehr so offen lesen, wie früher. Wusste sie nicht einmal, wo sich Draco die letzten Tage herum trieb, wenn er denn sein Zimmer verließ. Zum gemeinsamen speisen erschien er, seit ihr Mann festgenommen wurde, nicht mehr. Ihr Sohn hatte zu viel Respekt vor seinem Vater, um dem Essen fernzubleiben. Bei ihr traute er sich so ein Verhalten wohl ehr, mutmaßte Narcissa bitter und schlug der zitternden Hauselfe den Tagespropheten ins Gesicht, die durch den Schlag einen Schritt nach hinten taumelte.    "Wegräumen!“, erklang ihre kalte Stimme und sie deutete auf den Frühstückstisch. Ihr Tee war nun lauwarm geworden und damit ungenießbar. Grund genug die Tafel aufzuheben. Da sie aus dem Zeitungsblatt nicht schlauer wurde, beschloss sie direkt ihren Sohn zu konfrontieren. Auch weil dieser der Bitte des Frühstückens nicht entgegen kam. Es mussten andere Seiten aufgezogen werden. Er war immer noch ihr Kind und als solches hatte er ihre Worte genauso zu respektieren, wie die seines Vaters!    Fest klopfte sie an die ehrwürdige Holztür, die den Zugang zu ihrem Sohn versperrte. "Draco“. Ihre Stimme war nicht laut, zeigte nicht, welcher Vulkan sich in ihr aufbaute. Jene klang vielmehr reserviert, dennoch schwang ein fordernder Unterton mit. "Öffne selbst, oder ich übernehme das.“    Sie wartete eine halbe Minute. Als aus dem Raum kein Laut drang, erfüllte Narcissa ohne weitere Ankündigung ihre Drohung. Infolge eines ausgesprochenen Alohomora-Zaubers klickte das Schloss innerlich einmal kurz auf, doch die Tür öffnete sich nicht.    Fast wären ihr die Gesichtszüge entgleist. Sie kam jedoch nicht umher die wachsenden Fähigkeiten ihres Sohnes anzuerkennen. Natürlich würde sich eine Colloportus-versiegelte Tür nicht so einfach öffnen lassen. Narcissa steckte ihren Zauberstab wieder ein und ihre Lippen umspielten ein spöttisches Lächeln.    "Ich weiß wo Du gestern warst, Draco! Vertraust Du dich neuerdings den Weasleys an?“          Eine Tür knallte zu. George hatte das Frühstück verlassen und Harry konnte seine Reaktion völlig nachvollziehen. Ron war so rücksichtsvoll wie eine Alraune beim Umtopfen. Harry hatte mittlerweile Ron den Tagespropheten abluchsen können, welcher nun unter seinem Teller verweilte. Durchlesen musste er sich den Artikel nicht mehr. Ron hatte die ganze Familie ausgiebig über den Inhalt aufgeklärt. Dabei glitzerte Genugtuung in seinen Iriden, denn der gesamte Artikel war vielmehr eine Schmähkritik an Draco Malfoy, als eine Auseinandersetzung mit seinem eigentlichen Auftauchen bei der Feierlichkeit.    Das Rita Kimmkorn überhaupt noch als Redakteurin arbeiten durfte, verwunderte Harry. Aber er musste zugeben, ihre furiosen Artikel packten die magische Leserschaft. Durchaus besaß sie eine Gabe zum Schreiben und diese brachte ihr genügend Aufträge ein. Dennoch war es geschmacklos die Trauerzeremonie nur auf das  Erscheinen eines Besuchers zu degradieren. Unter diesem Aspekt sollte das letzte Fest für Fred nicht in Erinnerung verweilen.    Dies verstand auch Ron und gebot schlussendlich seinem Eifer um Malfoy Einhalt. Doch die Diskussion war für ihn damit noch nicht beendet. In der Zaubererschaft würde nun dieses Ereignis sofort mit einem Todesserauftritt in Verbindung gebracht und das stimmte Ron schon wieder wütend auf den Blonden. Ron und Hermine tauschten ihre Meinungen aus. Mrs. Weasley reichte Arthur eine gefüllte Brotdose, bevor jener sich verabschiedete und seiner Arbeit im Ministerium nachging.    Harry stützte seinen Ellenbogen auf die Tischplatte und lehnte seinen Kopf gegen die Hand. Am liebsten wäre er zusammen mit Arthur Weasley ins Ministerium gegangen, als sich der erregten Stimmung im Fuchsbau weiterhin zu stellen. Er wollte sich ohnehin so schnell wie möglich der Aurorenabteilung vorstellen und seine Ausbildung als solcher beginnen. Doch das Autorenamt im Zaubereiministerium führte erst wieder ab August die Aufnahmeprüfungen durch. Nur weil er Harry Potter war, wurden keine Ausnahmen gemacht.       Mr. Weasley hatte ihm erklärt, dass er mit 17 wohl der jüngste Auror in der Geschichte wäre und sich deswegen lieber ausreichend auf die Charakter- und Belastungstests vorbereiten solle, als vorschnell zu handeln. Von Mrs. Weasley wollte er erst gar nicht anfangen. Diese hielt seinen Zukunftsplan für nicht ausgereift. Sie war der Meinung er wäre noch zu jung, um sich so einer gefährlichen Arbeit zu stellen. Doch gefährlicher, als Voldemort die Stirn zu bieten, konnte es ja gar nicht werden, grummelte der Schwarzhaarige damals als Antwort in sich hinein.    Harry wollte nicht mehr warten! Er war schon 17 und fühlte sich mit seiner Lebenserfahrung mindestens wie 117! Das musste reichen. Zudem würde er den Sommer über die wichtigsten Todesserinhaftierungen verpassen und hier nur sinnlos herum sitzen.    Sein Blick blieb abermalig am Tagespropheten hängen, welcher unter seinem Tellerrand hervor blitzte. Die Aurorenabteilung brauchte mit Sicherheit jetzt Unterstützung, nicht erst im Herbst, wenn sie sich mit kleinen Ratten wie Malfoy aufhalten ließen. Da draußen waren noch unzählige Anhänger Voldemorts, die im Verborgenen wer weiß was planen konnten. Doch die wichtigste Meldung des Tages war Draco Malfoy!    Spöttischen Blickes umkreisten seine Fingerspitzen das abgedruckte Bild auf dem Zeitungsblatt. Beinahe empfand er Mitleid mit dem Blonden. Da traute sich dieser doch tatsächlich ausnahmsweise mal Luft auf der hellen Seite zu schnuppern und so eine dahergelaufene Rita Kimmkorn wies ihn zurück. Im Nachhinein betrachtet war es sogar recht mutig von Malfoy alleine dort aufzukreuzen. Egal welche Beweggründe ihn nun getrieben hatten.    Harry zuckte zusammen, als Ginnys Hand an seinem Rücken entlang strich und ließ von der größten und bedeutendsten  Tageszeitung der magischen Welt ab; blickte fragend seine Freunde an.    "Harry, wir hatten besprochen nachher bei Gringotts vorbeizusehen und die Knuts, Sickel und Galleonen aus den Trauerbekundungen ins Verlies zu schließen. Die Bank soll wieder sicher sein.“, klärte ihn Hermine auf, "Kommst Du mit?“. Harry hatte keine Lust auf eine Reise zur Winkelgasse und erst recht nicht unter Zauberer zu gehen. Er konnte sich jetzt schon die stechenden Blicke farbig ausmalen. Am besten er läge sich vorher noch Autogrammkarten zu!    "Er kommt mit!“, beschloss Mrs. Weasley, nachdem alle auf eine Antwort von Harry warteten. Der Held der Zaubererschaft schüttelte entschuldigend den Kopf und versuchte vorsichtig zu widersprechen. "Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn ich~“,    "Natürlich ist es eine gute Idee!“, unterbrach ihn sein bester Freund, "Man Harry, ich dachte die Tagträume hingen mit Voldemort zusammen, aber jetzt bist du immer noch so. Du kommst mit!“.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)