Die kleine Meerjungfrau von LunaInTheDark (einmal anders) ================================================================================ Kapitel 3: .:03:. Noah ---------------------- Mitten in der Nacht saß ich auf meinen Balkon und sah auf London hinab. Der Mond schien hell und tauchte meine Heimatstadt in ein unwirkliches Licht. Doch mich kümmerte dies nicht, da ich viel zu aufgewühlt war. Seit Monaten plagte mich eine Frage. Soll ich den Job in Neuseeland annehmen und alles hinter mir lassen oder weiterhin als Professor in London arbeiten? Ich wusste auch nicht, warum mich das so sehr beschäftigte, doch ich konnte nicht abschalten. Unruhig tippte ich mit meinen Fingern auf dem Geländer herum und wertete wieder einmal die beiden Möglichkeiten aus. Ich sollte langsam schlafen gehen. Es bringt doch eh nichts dauernd darüber nachzudenken., dachte ich seufzend und ging in meine kleine Wohnung hinein. Entschlossen ging ich ins Schlafzimmer und legte mich in mein Futonbett, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen. Doch nur wenige Minuten später, öffnete ich wieder meine Augen und starrte an die Decke. Ich werde heute wohl nicht mehr schlafen können...warum fällt mir die Entscheidung auch so schwer? Entweder ich nehme den Job an und ziehe ans Ende der Welt oder ich bleib hier und unterrichte weiter Meeresbiologie… Das laute Klingeln meines Handys schreckte mich aus meinen Gedanken. Mein Lieblingslied, „Ghosttown“ von Adam Lambert, kam, also musste es eine Nachricht von Brutus sein. „Was will er denn jetzt?“, grummelte ich leicht genervt und griff nach meinem Handy. Warum ich so reagiere? Er nervt mich schon seit Monaten diesen Job anzunehmen, da wir dann im gleichen Land wären und uns öfter sehen könnten. Mit lauter Gedanken, wie er mich wieder dazu bringen wollte, nach Neuseeland zu reisen, entsperrte ich mein Handy und öffnete die E-Mail. Doch es kamen keine neuen Einwände, warum ich unbedingt nach Neuseeland ziehen müsste, sondern einfach nur ein Bild und ein kurzer Text: „Hey Noah... Nein, ich nerve dich heute mal nicht, ich glaub du wirst eh noch schlafen. Sei es dir gegönnt. Habe heute die Trümmer eines Öltankers vor Neuseelands Küste untersucht und habe ein Mädchen gefunden. Natürlich habe ich sie sofort auf mein Boot geholt. Sie war nackt und hatte eine Wunde an der Hüfte, linke Seite, in der auch Öl eingetreten ist. Habe dir ein Foto geschickt. Du kennst dich ja damit etwas besser aus. Kannst du mir sagen wie ich ihr helfen kann? Bitte um rasche Antwort. Dein Kumpel Brutus“ Stirnrunzelnd sah ich mir das Bild an und fragte mich, warum ich ihm da helfen sollte. Er war selber Meeresbiologe, wir hatten zusammen studiert, warum fragte er mich da um Rat? Doch desto mehr ich das Bild von der Wunde musterte, desto mehr Fragen tauchten in meinen Kopf zu diesem Ereignis auf. Wo kam das Mädchen her? Gehörte sie zu den Leuten auf dem Öltanker? Und warum war sie nackt? Ich muss Brutus unbedingt anrufen. Gesagt, getan. Ich setzte mich auf mein Bett auf, lehnte mich an die Wand an und wählte seine Nummer. Nach längerem Warten, dass er endlich ran ging, schaltete sich die Mailbox an. „Ey Brutus, du musst auch ran gehen, wenn du mit mir reden willst...Ruf zurück, ja? Noah.“, sprach ich aufs Band und beendete die Konferenz. Toll, jetzt kann ich erst recht nicht mehr schlafen...danke Brutus..., seufzend stand ich auf und startete etwas verfrüht meinen Tag. Den ganzen Tag wartete ich auf eine Nachricht von Brutus, doch es kam nichts an. Doch bei ihm macht man sich nicht so schnell Sorgen, da er immer mal wieder das Handy vergisst zu laden oder es irgendwo liegen lässt, um es dann nicht mehr zu finden. Ich ging meinen gewohnten Pflichten nach, arbeitete in der Universität für Meeresbiologie, traf mich mit meinen alten Freunden und vergaß Brutus fast wieder. Doch immer, wenn ich alleine zuhause war, fiel es mir wieder ein und ich studierte das Bild. So ging es mehrere Tage. Immer wieder versuchte ich meinen besten Freund zu erreichen, doch es ging immer die Mailbox dran. Mittlerweile waren es schon 20 Nachrichten in fünf Tagen. Das war dann doch nicht Brutus Art und ich fing an, mir langsam Sorgen zu machen. Ich hoffe ihm ist nichts passiert. Ich muss doch jemanden erreichen können. Ich sah auf die Uhr. Es war 02:14 Uhr, also könnte ich seine Chefin erwischen. Ich wählte ihre Nummer und wartete ungeduldig ab. Endlich ging jemand ran und sagte: „Meeresbiologie-Zentrum in Wellington. Frau Johnson, guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“ Ich räusperte mich und breitete ihr mein Anliegen vor: „Hallo Frau Johnson, hier ist Noah Walker. Ich wollte bloß wissen, ob Brutus in ihrer Nähe ist. Er geht wieder mal nicht ans Handy und es ist sehr wichtig.“ „Oh, hey Noah. Nein, Brutus ist schon seit Tagen nicht mehr im Büro gewesen. Das letzte was ich von ihm weiß ist, dass er mit seinem Boot aufs Meer gefahren ist, um zu sehen wie schlimm die Ölkatastrophe ist...“, hörte ich Frau Johnson überlegen. „Oh mein Gott, denkst du ihm ist etwas passiert?“ Kurz dachte ich nach, was ich ihr sagen sollte, doch ich entschied mich, sie nicht zu beunruhigen. „Nein, das glaube ich nicht, Frau Johnson. Aber ich werde in den nächsten Tagen mal vorbei kommen, um mir eine Wohnung zu suchen. Da kann ich ihn ja suchen, wenn er bis dahin nicht aufgetaucht ist.“ „Heißt das etwa du nimmst das Jobangebot an? Oh, das freut mich aber, ich habe so sehr darauf gehofft. Melde dich bitte wenn du da bist, Noah. Ich muss leider auflegen, ich habe noch einen wichtigen Termin. Bis die Tage.“, äußerte sie sich, bevor sie die Verbindung unterbrach. Nach diesem Gespräch, musste ich erst einmal eine rauchen. Ich war so aufgewühlt und machte mir große Sorgen um Brutus. Auf dem Balkon, mit einer Zigarette in der Hand, sah ich auf meine Heimatstadt und dachte an meine Studienzeit. Es waren schöne Erinnerungen und ich beruhigte mich etwas. Brutus ist schon nichts passiert. Er hat einen gesunden Menschenverstand und bringt sich niemals in Gefahr. Ich reagiere bloß wieder über, es gibt bestimmt eine plausible Erklärung dafür. Nach meinem letzten Zug, drückte ich die Zigarette aus und ging wieder hinein. Ich suchte im Internet nach einem Flug nach Neuseeland, um so schnell es ging abreisen zu können, da ich unbedingt mit Brutus über diesen Vorfall reden musste. Dieses Bild ließ mich nicht mehr los. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass etwas Großes dahinter steckte und mein Bauchgefühl täuschte sich eigentlich nie. Mit etwas Mühe fand ich einen Flug für morgen früh und buchte sofort. Nun ging es ans packen. Schnell fand ich meinen Reisekoffer und durchwühlte meinen Schrank nach passenden Sachen. Nach einer kurzen Zeit lag alles was ich mitnehmen wollte, verstreut auf meinem Bett und nur noch mein Tauchanzug fehlte. Als ich ihn gefunden hatte, packte ich alles in den Koffer und machte ihn zu. So nur noch Laptop, Ladekabel und meinen Zeichenblock mit den Stiften. Die kann ich auch ins Handgepäck mit rein tun. Was kann ich noch gebrauchen?, überlegte ich und sah mich in meiner Wohnung um. Nein, ich hatte alles eingepackt. Kurz ging ich noch einmal an meinen Laptop und schrieb an die Universität, dass ich kurzfristig verreisen musste. Nachdem ich das erledigt hatte, fuhr ich ihn herunter und packte ihn in mein Handgepäck ein. Am nächsten Morgen rief ich mir ein Taxi, das mich auf den Flughafen fahren sollte. Das Taxi würde in zehn Minuten vor meinem Wohnblock stehen, also zog ich mir noch eine Jacke und meine Schuhe an, nahm mein Gepäck und ging aus meiner Wohnung. Nur noch abschließen und dann ging es vom fünften Stock nach unten. Wenige Minuten später kam auch schon das Taxi und ein dicklicher alter Mann stieg aus. Er begrüßte mich freundlich und half mir mit meinem Gepäck. Nachdem dies erledigt war, stiegen wir beide in das Taxi und ich sagte ihm wo ich hin wollte. Dadurch dass es erst vier Uhr morgens war, kamen wir gut durch den Verkehr und waren auch in einer viertel Stunde da. Ich bezahlte den guten Mann, stieg aus und nahm mein Gepäck. Noch einmal atmete ich die Luft von London, die ich sosehr liebte, ein, bevor ich in das Gebäude ging. Nach unzähligen Kontrollen und Warterei durfte ich endlich in das Flugzeug und auf meinen Platz. Mein Flug würde 24 Stunden dauern, mit einem Aufenthalt in Peking. Der ganze Flug war ziemlich langweilig, deshalb verschlief ich die größte Zeit. Nachdem ich diesen aufreibenden Flug überlebt hatte, war ich endlich in Auckland. Doch meine Reise war noch nicht zu Ende. Ich musste noch einmal sieben Stunden, wenn alles gut läuft, nach Wellington fahren. Das wird ein Spaß. Schon jetzt machte mich der Jetlag zu schaffen, es waren schließlich zwölf Stunden Zeitverschiebung. Doch ich durfte mich jetzt nicht ausruhen, also hieß es jetzt ein Mietwagen zu finden und nach Wellington zu fahren. Einige Zeit später fand ich eine günstige Mietwagen-Firma in der Nähe und lieh mir einen VW aus. Nach einer achtstündigen Fahrt und unzähligen Staus, sah ich endlich das Ortseingangsschild von Wellington. Nur noch ein Hotelzimmer finden und dann erstmal schlafen, ich bin total fertig. Scheiß Jetlag., dachte ich mürrisch und fuhr zu einem Hotel. Dort fragte ich nach einem Zimmer und war sehr erleichtert, als der Rezeptionist mir eins anbot. Schnell nahm ich das Angebot an und bekam den Zimmerschlüssel. Nach langem Suchen fand ich auch endlich das Zimmer 313 und ging hinein. Es war ein echt schönes Zimmer, doch mich interessierte dies nicht, ich strebte erst einmal die Dusche an. Es war echt erlösend unter dem Wasserstrahl zu stehen und meine verkrampften Muskeln entspannten sich allmählich. Nach der langen Dusche ließ ich mich einfach nur auf das Bett fallen und schlief sofort ein. Am nächsten Morgen, sagen wir lieber Nachmittag dazu, da es schon 14 Uhr war, stand ich frisch und erholt auf und packte erst mal mein Gepäck aus. Nachdem ich mir etwas Gescheites angezogen und mich frisch gemacht hatte, ging ich aus dem Hotelzimmer und suchte mir ein Café. Nicht weit entfernt von meinem Hotel fand ich schon ein Café und setzte mich draußen hin. Nachdem die Kellnerin meine Bestellung angenommen hatte, rief ich noch einmal Frau Johnson an. Nach kurzen Freizeichen ging sie auch schon ran und meinte hocherfreut: „Hallo Noah...bist du schon in Wellington?“ Schmunzelnd bejahte ich ihre Frage und fragte sie, ob sie heute Zeit hätte sich mit mir zu treffen. Nach einer kurzen Pause und einem lauten Blätterrascheln im Hintergrund, antwortete sie: „Ich hab heute keine wichtigen Termine mehr. Wollen wir uns in einer Stunde in meinem Büro treffen?“ Ich sah kurz auf die Uhr und nickte. „Ja das könnte ich schaffen... Dann, bis dahin Frau Johnson...“, meinte ich gut gelaunt und beendete die Verbindung. Kurz darauf kamen auch schon mein Cappuccino und mein Muffin. Ich bezahlte das beides schnell und aß den Muffin auf, bevor ich mich, mit meinem Cappuccino in der Hand, auf den Weg machte. Das Meeresbiologie-Zentrum war Gott sei Dank nicht so weit weg, also konnte ich es zu Fuß erreichen. Ich kam bei dem Zentrum an und ging sofort zielstrebig zu Frau Johnsons Büro. Dort klopfte ich dreimal an und ging nach einem „Herein.“ in dieses Büro. Frau Johnson stand grinsend auf, kam auf mich zu und gab mir die Hand. „Es ist so schön, dich endlich mal richtig kennen zu lernen, Brutus hat mir so viel über dich erzählt, natürlich nur Gutes.“, scherzte sie und zwinkerte mir zu. Frau Johnson war eine wunderbare Frau. Sie war freundlich, schlau und hatte immer ein Scherz auf den Lippen. Im Großen und Ganzen konnte man sie nur gern haben. Nach dieser herzlichen Begrüßung setzten wir uns auf zwei sehr bequeme Sessel und fingen eine Unterhaltung an. Am Anfang ging es nur um banale Themen, zum Beispiel wie mein Flug war und ob ich schon ein Hotelzimmer hatte. Nachdem wir diese Sachen geklärt hatten, kam Frau Johnson mit einer Überraschung: „Ich wollte dir die Wohnungssuche ersparen und habe eine Freundin gefragt, sie ist Maklerin, und sie hat mir sofort ein Angebot gemacht. Es ist ein wunderschönes Objekt an einer Klippe mit einem genialen Ausblick zum Meer. Es ist auch schon komplett eingerichtet, also brauchst du dich deswegen auch nicht kümmern. Ich habe hier ein paar Bilder von diesem Haus, wenn du es dir einmal ansehen magst. Natürlich werde ich für die Miete aufkommen, da du ja für mich arbeitest. “ Als ich dieses Angebot hörte, wurden meine Augen vor Erstaunen groß und ich nickte eifrig. „Das würde ich gern. Danke Frau Johnson, ich hoffe ich habe keine Unannehmlichkeiten bereitet“ Sie schüttelte bloß den Kopf und reichte mir die Bilder. Diese sah ich mir genau an und verliebte mich sofort in dieses kleine Domizil. „Dieses Haus ist einfach nur perfekt. Ich würde es gerne nehmen.“ Kaum das ich diesen Satz beendet hatte, griff sie schon nach mehreren Papieren und reichte sie mir. Unter diesen Papieren waren der Arbeits- sowie der Mietvertrag. Kurz nahm ich mir die Zeit um mir alles durchzulesen, bevor ich beide Verträge unterschrieb. Jetzt war es beschlossene Sache, ich würde von nun an in Neuseeland leben und arbeiten. Nachdem wir alles Formales beredet hatten, kamen wir auf Brutus zurück. „Hat er sich bisher schon gemeldet, Frau Johnson?“, fragte ich hoffnungsvoll. Doch mein Gegenüber schüttelte nur den Kopf und seufzte. „Leider nicht, Noah. Auch sein Boot ist spurlos verschwunden. Ich habe die Polizei darauf angesetzt...“ Bevor Frau Johnson mir weiter berichten konnte, klopfte es an der Tür und ihre Sekretärin steckte ihren Kopf durch den Türspalt. Sie kündigte uns an, dass ein Polizist gerne mit uns sprechen würde. Frau Johnson nickte und spannte ihren Körper an. Wir beide wussten, dass dieses Gespräch entweder total schlechte Neuigkeiten für uns hätte oder nur eine kleine Enttäuschung. Der Polizist, ein sehr alter und beleibter Mann, trat in Frau Johnsons Büro und begrüßte uns. „Guten Tag Frau Johnson, Herr Walker. Wir haben Ihr Boot gefunden. Es schipperte noch in der Öllache herum, auf dem ersten Blick war es verlassen. Doch als wir es untersucht hatten, fanden wir Leichenteile. Ich würde Sie beide bitten, mit mir aufs Revier zu kommen um die Leiche zu identifizieren.“, meinte dieser emotionslos und auch echt skrupellos. Als das Wort Leiche fiel, zuckten Frau Johnson und ich zusammen, dieser Polizist hatte kein bisschen Einfühlungsvermögen gezeigt. „In Ordnung, Chief.“, meinte Frau Johnson und stand auf. Ich folgte ihrem Beispiel und so fuhren wir ins Revier. Im Polizeiauto ließ ich das Gesagte noch einmal Revue passieren und stutzte leicht. „Ehm...Chief? Warum genau haben sie Leichenteile gesagt?“, fragte ich auf das Schlimmste gefasst. Er verzog leicht das Gesicht und antwortete mir: „Weil es das auch ist. Es sind nur noch Knochen und ein paar Fleischreste vorhanden, deshalb ist es uns auch noch nicht gelungen diesen Leichnam zu identifizieren. Ich hoffe Sie beide haben keinen sensiblen Magen.“ Nach diesem Kommentar, traute sich keiner mehr etwas zu sagen. Frau Johnson, die neben mir auf der Rückbank saß, war ganz bleich geworden und spielte nervös mit ihrem Ärmelkragen. Auf dem Revier angekommen, stiegen wir alle drei aus und der Polizist geleitete uns in den Obduktionsraum. Doch kurz bevor wir hinein gehen konnten, klammerte sich Frau Johnson an meinen Arm und sah mich flehend an: „Du musst das allein machen, Noah. Ich kann das nicht. Entschuldige.“ Ich nickte und versuchte sie zu beruhigen: „Es ist alles in Ordnung, Frau Johnson. Setzten Sie sich in der Weile in den Warteraum und genehmigen Sie sich einen Kaffee. Ich werde dann wieder zu Ihnen kommen, wenn ich bewiesen habe, dass dies nicht Brutus ist.“ Sie nickte schwach, aber dennoch erleichtert und ging davon. Der Chief hielt mir die Tür auf und nach einem tiefen Atemzug, ging ich in den Raum. Schon von weitem sah ich die Leichenteile. So makaber das auch klingt, aber wenn man dies so vor sich sieht, denkt man nicht, dass es jemals ein Mensch gewesen war. Man kann dies nicht realisieren. Ich ging näher heran und sah mir alles genau an. Zuerst sah ich die zertrümmerten Knochen und mir viel auf, dass sie so aussahen, wie wenn ein Tiger diese Knochen sauber abgenagt hätte, denn kein bisschen Gewebe war mehr zu erkennen. Ich schluckte und sah mich auf dem Obduktionstisch weiter um. Der Polizist, sowie die Mitarbeiter, hatten mir freundlicherweise ein bisschen Privatsphäre gelassen und so hatte ich Zeit mir alles in Ruhe anzusehen. Ihr denkt vielleicht, dass ich gestört sein müsste, da ich mir alles so genau wie möglich ansah, doch ich befand mich in einem Schockmoment und meine Gedanken haben noch nicht realisiert, was ich hier vor mir hatte. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich mir alles, was von diesem Lebewesen übrig geblieben war, genau angesehen und sah den Pathologen an, der an der Tür stand. „Haben Sie noch etwas gefunden, was zur Leiche gehören konnte?“, fragte ich emotionslos. Dieser nickte bewundernswert und zeigte auf einen kleinen Beistelltisch auf dem zerfetzte Kleidung lag. Zu diesem Tisch ging ich nun und sah mir dies genau an. Ich schnappte erschrocken nach Luft und fing an wie ein Mantra aufzusagen: „Nein, das kann nicht sein... Nein, das kann nicht sein...“ Denn auf dem Beistelltisch lag eine Kette mit einem schwarz schimmernden Stein. Auf diesem Stein war ein japanisches Symbol eingeritzt und genau dieser Stein holte mich zurück in die Realität. Genau dieses kleine Beweisstück, wäre es für andere noch so unbedeutend, zeigte mir das diese Fleischfetzen und Knochen, die Überreste meines besten Freundes waren, der brutal ermordet worden war. Meine Augen wurden glasig und ich sah zurück zum Leichentisch. Jetzt erst realisierte ich, was das alles war, was auf diesem Tisch lag. Dies war alles was noch von meinem Freund zurückgeblieben war. Ich griff mir mit beiden Händen an den Kopf. Ich wollte schreien, ich wollte meine Fassungslosigkeit und meine Wut auf diesen Mörder, auf dieses Monster hinauslassen. Doch das einzige was mein Mund verließ, war ein lautes und langgezogenes: „NEIN!!!“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)