Worst Nightmare von namu ================================================================================ Kapitel 2: Waking up -------------------- Als sie am nächsten Morgen erwachte, weil ihr die ersten Sonnenstrahlen durch das, von Chats Einbruch noch immer, geöffnete Fenster ins Gesicht schienen ,waren seine Arme noch immer fest um sie geschlungen. Verschlafen fuhr sie ihm durch die Haare um ihn hinter den Ohren zu kraulen als sie feststellte, dass seine Katzenohren verschwunden waren. Sie erstarrte. Anscheinend hatte sein Kwami die Transformation in der Nacht aufgelöst. „Chat!“, flüsterte sie, immerhin wollte sie nicht riskieren, dass ihre Eltern sie Selbstgespräche führen hörten. Chat gab nur einen unwilligen Laut von sich und vergrub seinen Kopf tiefer in ihrer Bettdecke, während er die Arme fester um sie schlang. Gegen ihren Willen musste sie verschlafen lächeln. Das war so typisch! Anscheinend war er ein übler Morgenmuffel. „Chat, du bist wieder in Zivil.“, flüsterte sie also erneut und fühlte wie es mehrere Sekunden dauerte bis diese Information bis in sein schlaftrunkenes Gehirn durchzusickern schien als er plötzlich zusammenzuckte und es dann nicht mehr wagte sich zu bewegen. „Ist schon ok.“, flüsterte sie also. „Ich habe nichts gesehen. Du kannst also noch gehen.“ Chat verharrte noch einige Sekunden bewegungslos bis er sich endlich traute vorsichtig sein Gesicht aus ihrer Bettdecke zu heben und seinen Griff um ihre Mitte zu lockern. Seine Identität geheim zu halten war eine Gewohnheit, ja fast schon ein Reflex geworden und auch wenn er jetzt wusste, dass Ladybug Marinette war, so war es doch immer noch wie ein Instinkt für ihn seine Identität geheim zu halten. „Sorry.“, nuschelte er verschlafen und in Marinettes Kopf formte sich das Bild eines verschlafenen, herzhaft gähnenden Chat Noirs auf ihrer Bettdecke. Sie musste lächeln. Egal ob er sich gerade dafür entschuldigen wollte, dass er gestern Nacht bei ihr eingebrochen war, oder dafür, dass er sie durch seine Klammeraktion dazu gezwungen hatte im Sitzen zu schlafen, sie hatte deutlich gemerkt wie schlecht es ihm in der Nacht gegangen war, natürlich war sie dann für ihn da. Sie waren immerhin Partner. Sie waren ein Team. Niemals würde sie ihn in so einer Situation alleine lassen! „Schon ok.“, sagte sie und spürte wie er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Geht es dir besser?“, erkundigte sie sich vorsichtig. „Ja.“, sagte er leise. „Tut mir trotzdem leid.“ „Muss es nicht.“, versuchte Marinette ihn zu beruhigen. „Ich bin durch dein Fenster eingestiegen und hab dir beim Schlafen zugeguckt wie ein Stalker.“, stellte er fest und Marinette musste lachen. Er liebte dieses Lachen, es war herzlich und von Grund auf ehrlich. „Ok, wenn du es so ausdrückst sollte ich mir vielleicht Sorgen machen, aber Chat, dir ging es echt schlecht! Wie gesagt, es ist kein Problem.“, wiederholte sie. „Ich habe seitdem keine Nacht mehr ruhig schlafen können.“, murmelte er, während er immer noch die Strähne ihres Haares hielt. „Ich auch nicht.“, gab sie leise zu und konnte seine Überraschung spüren. Einige Sekunden verharrten sie so, dann spürte sie wie er aufstand. „Bis dann, Chat.“, flüsterte sie und schon war er verschwunden. Den ganzen Tag über hatte Marinette sich nicht wirklich konzentrieren können. Die Schule war ein Spießrutenlauf gewesen und es war ein Wunder, dass keiner ihrer Lehrer bemerkt hatte, wie unkonzentriert sie gewesen war. Nachmittags half sie ihrem Vater bei der Verzierung einer Hochzeitstorte, die er Vormittags gebacken hatte und die sie nun mit fast 200 aus Hartmarzipan und Keksen geformten Schmetterlingen bestückten – was sie natürlich an Hawk Moth erinnerte, was sie an seine Akumas erinnerte, was sie an Worst Nightmare erinnerte, was sie unweigerlich wieder zu Chat Noir brachte und sie sich fragen ließ, was er für einen Albtraum gehabt hatte, der es schaffte ihn so aus der Bahn zu werfen. Ausgerechnet Chat, den immer coolen Chat, der eigentlich immer einen schlechten Wortwitz auf Lager und ein schelmisches Lächeln auf den Lippen hatte. Ihr Vater bemerkte natürlich, dass sie vollkommen abwesend war, doch er sagte nichts dazu. Nachdem sie die Verzierung des Kuchens mit Buttercreme in 3 verschiedenen Farben, 196 Schmetterlingen in verschiedenen Größen und versilberten Zuckerperlen nach fast 5 Stunden endlich vollbracht hatte schob sie das klebrige, kalorienreiche Kunstwerk endlich erleichtert in den Kühlraum und stellte sich danach unter die Dusche, um sich alle klebrigen Reste ihrer Beschäftigung vom Körper zu waschen. Doch auch das konnte ihre Gedanken nicht beruhigen. Schließlich stieg sie entnervt aus der Dusche und versuchte sich an ihren Physikhausaufgaben, bis sie nach zwei Stunden feststellte, dass an diesem Tag vermutlich alle Liebesmüh vergeblich sein würde. Sie hatte noch nicht einmal die erste Aufgabe gelöst. Genervt lehnte sie sich zurück und erblickte Tikki, die über ihrem Kopf schwebte. „Was ist denn heute los, Marinette?“, fragte ihre kleine Freundin sie sichtlich besorgt. „Ich kann einfach nicht aufhören an Chat Noir zu denken.“, murmelte sie und rieb sich müde übers Gesicht. „Wegen heute Nacht?“ „Ja. Wegen heute Nacht. Er war so vollkommen fertig. Ich mache mir Sorgen um ihn!“ „Aber heute Morgen schien es ihm doch schon viel besser zu gehen!“, warf Tikki ein. „Ja….“, murmelte Marinette wenig überzeugt. Auch sie nahmen die häufigen Albträume heftig mit. Sie wachte nachts immerzu auf und schlief unheimlich unruhig, was dazu führte dass sie häufig übermüdet und unkonzentriert war und aufpassen musste, um in der Schule nicht einzuschlafen. „Ich bin eine furchtbare Heldin, Tikki.“, murmelte sie. „Was? Wie kommst du denn darauf?“, fragte Tikki alarmiert. „Wie kann ich mich als Ladybug nur so von einem Albtraum beeinflussen lassen! Es ist nur ein Traum!“, murmelte sie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Aber es fühlt sich so real an. Ich weiß genau was Chat damit meint.“, murmelte sie. „Wieso macht dich das denn zu einer schlechten Heldin?“, fragte Tikki. „Marinette, Ladybug zu sein bedeutet nicht, dass du keine Angst vor etwas haben darfst. Es bedeutet nur, dass du es schaffst deine Angst zu überwinden und das Richtige zu tun!“ Marinette lächelte müde und schüttelte den Kopf. Momentan fühlte sie sich wirklich nicht wie eine Heldin. „Ich glaube ich gehe besser ins Bett.“, murmelte sie und kam an dem Fenster vorbei, dass sie den ganzen Tag über nicht geschlossen hatte. Kurz entschlossen ließ sie es offen. Sie erwachte mehr, weil sie spürte, dass er wieder da war, als weil sie ihn gehört hätte. Auf leisen Katzenpfoten war er wieder durch das Fenster gestiegen und stand am Fußende ihres Bettes. Kurz blinzelte sie ihn, unter verschlafenen Wimpern hindurch, an, dann rutschte sie zur Seite und sagte: „Na komm schon her Kitty, oder willst du da hinten Wurzeln schlagen?“ Leise kam er näher und rollte sich dann wieder auf ihrer Bettkante zusammen sah sie an als wolle er wieder über ihren Schlaf wachen. Sie lächelte leicht und streckte eine Hand aus um ihn kurz hinter den Ohren zu kraulen. „Und jetzt schlaf Chat. Es ist alles ok.“ Am nächsten Morgen war Chat immer noch da, doch es war Samstag und deshalb konnte es ihr egal sein. Sie musste nicht früh aufstehen und so entschied sie sich, einfach liegen zu bleiben. Also rührte sie sich nicht sondern blieb liegen und genoss die Wärme der ersten Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Die Sonne schien gerade erst aufgegangen zu sein, was bedeutete, dass es noch ziemlich früh sein musste, doch sie konnte bereits den Duft von frischem aufgebrühtem Kaffe und Croissants die gerade frisch aus dem Ofen geholt wurden riechen, der langsam durch das Haus nach oben zog. Sie machte es sich bequemer indem sie ihrem Arm auf ihren Kopf bettete, wobei sie merkte, dass Chat ihr diese Nacht wohl näher gekommen war, denn sein Kopf war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Das nächste Mal erwachte sie davon, dass ihr jemand eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht strich. Überrascht riss sie die Augen auf und hatte Glück, dass sich Chats Hand immer noch vor ihrem Gesicht befand und sie ihn deshalb nicht geradewegs anstarrte. „Sorry.“, murmelte Adrien, der ihre Reaktion natürlich mitbekommen hatte. „Ich wollte dich nicht wecken.“ „Ich war schon wach, nur kurz wieder weg gedöst.“, murmelte sie und schloss die Augen wieder. „Wird das jetzt zur Gewohnheit?“, fragte sie leise. Einen Moment lang antwortete Chat nicht, dann sagte er leise: „Wenn du nicht willst, dass ich komme, dann schließ einfach das Fenster und ich verspreche ich werde dich nicht stören!“ Sie konnte deutlich den angespannten, verängstigten Unterton aus seiner Stimme heraushören obwohl er versuchte ihn zu verstecken. „Dummes Kätzchen, mein Fenster ist immer offen für dich!“, sagte sie. Was war ohnehin noch der Punkt? Die Katze war aus dem Sack, Chat wusste wer sie war. Die einzige verbliebene Frage war, ob es dann nicht vielleicht aus besser wäre wenn sie auch seine Identität erfahren würde. Adrien atmete erleichtert aus, merkte erst in diesem Moment, dass er angespannt die Luft angehalten hatte. „Bist du eigentlich in Zivil oder kann ich die Augen auf machen?“, fragte sie dann. Sie kam sich reichlich blöd vor die ganze Zeit mit geschlossenen Augen dazu liegen und sich mit ihm zu unterhalten, sich dessen vollauf bewusst, dass er sie dabei ansah. „Tut mir leid, My Lady. Ich befürchte mein Kwami kann mich erst wieder transformieren wenn er was zu essen hatte.”, gestand Adrien widerwillig. „Was kann ich dafür wenn du keinen Camembert dabei hast!“, ertönte in diesem Moment eine beleidigte Stimme an ihrem Ohr. „My Lady, das ist Plagg, mein Kwami.“, stellte Adrien vor. Marinette musste lächeln. „Na, dann kann Tikki ja jetzt auch aufhören sich zu verstecken.“ Sie hörte ein „Tikki!“, es folgte ein „Plagg!“ und dann „Huch!“, entfuhr es Chat. „Was ist los?“, fragte sie irritiert. „So schnell habe ich Plagg noch nie verschwinden sehen, nicht mal wenn ich wieder mein Kissen nach ihm werfe.“, sagte Chat. „Warum wirfst du dein Kissen nach deinem Kwami?“, fragte Marinette irritiert. „Weil er mich nervt mit seinem Gerede über Camembert und Gauda.“ Marinette musste lachen. „Dein Kwami bekommt sein Energie also von Käse, was?“ „Ja, und weil ich deshalb ständig welchen mit mir herum schleppe fühle ich mich manchmal wie eine wandelnde Sportsocke.“, sagte Chat trocken. Marinettes Lachen wurde immer lauter. „So witzig ist das jetzt auch wieder nicht.“, grummelte Adrien doch konnte sich eines Lächelns selber nicht erwehren, nicht, wenn er sie so glücklich sah. „Doch, ist es schon.“, brachte Marinette irgendwie hervor. „Dann werde ich gleich etwas Käse aus dem Kühlschrank klauen. Du musst mich nur bis zur Tür bringen, ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich gestern meine Nähsachen hab rumliegen lassen und ich würde nur sehr ungerne ins Nadelkissen treten.“ „Zu Befehl, My Lady.“, sagte Chat Noir und im nächsten Moment fand sie sich in seinen Armen wieder, wie er sie spielend leicht bis zu ihrer Zimmerluke trug. „Huch!“, stieß sie aus und hielt sich reflexartig an seinem Hals fest. „Chat, so war das aber nicht gemeint!“ „Ich weiß.“, sagte er süffisant, aber so eine Gelegenheit konnte er sich doch nicht entgehen lassen. Erleichtert und gegen ihren Willen mit roten Wangen begrüßten ihre nackten Füße schließlich wieder den Boden und sie machte sich hastig – sofern ihr das mit geschlossenen Augen möglich war, trotz ihrer Tollpatschigkeit, verletzungsfrei den Abstieg zu schaffen – daran in die Küche hinab zu steigen. Ihre Mutter war glücklicherweise gerade im Bad, was ihr eine ganze Menge an unangenehmen Fragen und fadenscheinigen Erklärungen ersparte, also machte sie sich nur daran schnell ein Stück Gouda (Camembert hatten sie selten im Haus) aus dem Kühlschrank zu stibitzen, zwei Tassen Kaffee, Milch und Zucker auf ein Tablett zu stellen und packte noch schnell ein paar der frisch gebackenen Croissants und zwei Macarons für Tikki dazu bevor sie das Ganze auf einer Hand wieder die Treppe hoch balancierte um mit der anderen schon die Luke zu öffnen, als ihre Mutter noch mit feuchten Haaren wieder in die Küche trat. „Marinette, Schatz, willst du denn gar nicht mit uns frühstücken?“, fragte sie überrascht. „Sorry, Mum, aber ich habe gerade so eine gute Idee für ein fabelhaftes neues Design und das muss ich unbedingt zu Papier bringen bevor ich es wieder vergesse!“, flunkerte sie und versuchte zeitgleich das Tablett so zu halten, dass ihre Mutter nur eine Tasse sehen konnte. „Ok Liebes, aber überarbeite dich nicht, es ist gerade mal acht Uhr Morgens und das an einem Samstag! Du solltest raus und etwas unternehmen. Dich mit Alya treffen!“ „Ja Mum, ich weiß. Ich hab dich lieb!“ und damit ließ sie die Luke endlich hinter sich zufallen und stellte das Tablett auf dem Boden ab. „Das war knapp.“, murmelte sie. „Chat?“ „Hier.“, meldete er sich knapp dicht neben ihren Ohr und ließ sie überrascht in die Luft springen. „Im Himmels willen.“, stieß sie hervor. „Tut mir leid.“, sagte er und brachte das Tablett vorsichtshalber aus ihrer Reichweite. „Katzenpfoten!“, grummelte Marinette und blieb dann unentschlossen in der Mitte ihres Zimmers stehen. Sie hatte wirklich Angst in ihr Nadelkissen zu treten und bei ihrer Ungeschicklichkeit würde ihr das vermutlich sogar passieren. In diesem Moment nahm Chat auch schon ihre Hand und führte sie sanft zu ihrem Schreibtischstuhl. „Kaffee!“, hörte sie ihn erfreut sagen. „Ich wusste nicht ob du Milch oder Zucker nimmst, also hab ich beides mitgebracht, bedien dich!“ „Danke! Den hab ich wirklich nötig.“, gab Chat zu und sie konnte hören, wie er eine der Tassen vom Tablett nahm und in tiefen Zügen den Geruch inhalierte. Blind tastete sie vorsichtig nach der zweiten Tasse, um sie nicht auch noch versehentlich umzustoßen und bekam sie auf einmal von Chat in die Hand gedrückt. „Willst du Milch oder Zucker?“, fragte er auch gleich zuvorkommend und Marinette seufzte. „Milch, bitte, ruhig auch eine großzügige Portion.“ Sie hörte das plätschernde Geräusch als er ihrem Wunsch nachkam und kostete dann vorsichtig. „Das ist verdammt komisch!“, gab sie dann zu. „Was?“, fragte Chat. „Die Augen nicht öffnen zu können. Ich komm ja auf die Tour in meinem eigenen Zimmer kaum zurecht!“, beschwerte sie sich. „Tut mir leid.“, murmelte Adrien. „Plagg, wo bleibst du denn so lange? Hier ist dein heiß ersehnter Käse!“, rief er dann sofort. Er musste sie ja nicht zwingen länger die Augen geschlossen zu halten und sich blind zu fühlen als unbedingt nötig. „Kääääse!“ Schon kam Plagg über seine Schulter gezischt. „Ich hab auch Macarons für dich Tikki.“ „Danke, Marinette!“ „Dein Zivilname ist also Marinette?“, fragte Adrien ganz unschuldig. Das wusste er natürlich, wie hätte er es auch nicht wissen zu können! „Ja.“, sagte Marinette. Stimmte ja, sie hatte ihm ihren echten Namen nie verraten. „Und du bist an Design und sowas interessiert?“, hakte Adrien ganz unschuldig nach und setzte seine Kaffetasse ab, um sich der Puppe in der Mitte des Zimmers zu nähren, auf der gerade ein Abendkleid abgesteckt war. „Ja.“, sagte Marinette und wurde rot bei dem Gedanken, dass er vermutlich gerade um Marcianna – so hatte sie in einem Anflug von Verrücktheit ihre Absteckpuppe getauft – herum ging und ihre Arbeit begutachtete. „Das sieht klasse aus!“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. „Findest du?“, fragte sie milde überrascht. Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Draufgänger etwas von Mode verstand. „Ja. Sehr nette Stoffwahl, du hast da eine sehr hochwertige Seide gefunden.“ „Du verstehst etwas davon?“ Das Kätzchen steckte ja voller Überraschungen. „Äh… ein wenig.“, sagte er ertappt und kehrte hastig wieder zum Schreibtisch zurück um einen weiteren Schluck von seinem Kaffee zu nehmen bevor er sich noch verplapperte, doch es war so einfach mit ihr zu reden wenn sie ihn einmal nicht sofort zurückstieß. Ok, er hatte heute auch noch nicht versucht sie anzuflirten, und vielleicht war das auch einer der Gründe weshalb es gerade so einfach, so… so natürlich zwischen ihnen war. Seufzend strich Marinette mit einer Hand über den Schreibtisch und zog dann ihren Block zu sich heran, wobei sie die Zuckerdose umstieß. „Vorsicht Prinzessin!“, sagte er und schaffte es so gerade noch die Porzellandose aufzufangen bevor sie auf dem Boden aufschlug. Marinette erstarrte. Hatte er sie gerade Prinzessin genannt? Dann verscheuchte sie diesen Gedanken und murmelte: „Danke fürs auffangen, Chat, aber kannst du kurz außerhalb meines Sichtfeldes bleiben? Ich muss kurz was notieren.“ „Ok.“ Sie öffnete die Augen und begann an einem Design rumzukritzeln, dass ihr wirklich schon seit einer Weile im Kopf rumschwirrte. Wenn sie ihrer Mutter gegenüber schon so eine Lüge gebraucht, dann musste sie auch etwas vorzuweisen haben. Sie merkte wie Chat ihr neugierig über die Schulter blickte und zwang sich nicht zu ihm zu blicken. „Wenn du den Rock weiter ausstellst und aus den drei Lagen Stoff fünf machst sieht es aus wie ein Design von Gabriel Agreste.“, stellte er fest. Marinette stutzte – erneut – aufgrund seines modischen Wissens und machte gleich noch eine zweite Zeichnung daneben. „So?“, fragte sie. „Ja, genau so.“, sagte Chat und beugte sich weiter vor, so dass sie hastig die Augen wieder schloss bevor sie einen Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte. „Du steckst voller Überraschungen, Kitty.“, stellte sie nun doch fest und kraulte ihn kurz mit zwei Fingern unterm Kinn, bevor sie sich blind ein Croissant vom Tablett nahm - diesmal ohne etwas umzustoßen. „Bedien dich!“, schob sie auffordernd nach, da ihr aufgefallen war, dass Chat noch nichts gegessen hatte. „Ich hab die Croissants nicht mitgebracht, damit du sie nur anstarrst!“ In diesem Moment knurrte sein Magen. „Siehst du, dein Magen stimmt mir auch zu.“ Adrien kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Nun gut, das war peinlich, und nahm sich ein Croissant. „Ein ganz köstlicher Gouda, meine Liebe!“, hörte sie Plagg sagen. „Danke, mein Großvater macht ihn selber.“ „Ich versteh wirklich nicht wie er so etwas essen kann.“, murmelten Tikki und Chat gleichzeitig. Marinette musste lachen. „Gut, dass du dich mehr auf Kekse verlegst, Tikki!“ „Nimm dir daran mal ein Beispiel.“, grummelte Adrien und bewunderte die leichte Röte auf Marinettes Wangen, die vom lachen herrührte. „Wenn du von jetzt an nur noch ein Plüschkätzchen sein willst nach der Verwandlung.“, schoss Plagg zurück. „Lieber nicht.“, musste Adrien abwinken, als ihm die Vorstellung durch den Kopf schoss, wie er dann wohl aussehen würde. „Bist du soweit?“ „Ja ja, lass mich doch wenigstens in Ruhe essen.“, grummelte Plagg. „Ich will sie nicht von irgendwas abhalten, wenn ich sie schon vom schlafen abhalte.“, murmelte Adrein halblaut. Es war ihm wirklich peinlich, auch wenn Marinette – seine Marinette, seine Ladybug, seine Prinzessin – damit wirklich kein Problem zu haben schien. „Du hältst mich nicht vom schlafen ab.“, widersprach sie ihm sofort. Chat murmelte etwas unverständliches und ohne groß nachzudenken streckte sie ihre Hand nach ihm aus bis sie seine fand. „Das tust du wirklich nicht!“, beteuerte sie und gerne hätte sie ihn bei ihren Worten angesehen „Ich weiß genau wie du dich fühlst. Ich habe seitdem auch keine Nacht wirklich ruhig schlafen können. Immer wieder sind Teile des Albtraums zurück gekehrt. Ich weiß nicht wovon du geträumt hast, aber …. Ich habe dich gesehen und wie es dich zerstört hat. Wie ich … der Grund war für deinen Tod. Immer und immer wieder. Ich bin schon seit Wochen nicht ausgeschlafen. Aber wenn du hier bist, ist es besser. Ich weiß genau du bist da, und es ist einfacher den Albtraum einfach nur als das zu sehen was er ist, ein Traum. Es ist nicht real.“ Sie verstummte. Einige Sekunden lang starrte Adrien sie einfach nur an. Sie hatte von ihm geträumt. Von ihm! Es war ihr schlimmster Albtraum ihn zu verlieren! Und so verdreht das auch war, es machte ihn glücklich, dass ausgerechnet das ihr schlimmster Albtraum war. Ohne nachzudenken umarmte er sie, schlang beide Arme fest um sie und drückte sie an sich. Niemals wollte er zulassen, dass ihr irgendetwas zustieß. Niemals. Sie war überrascht, reagierte erst einen Moment später auf seine stürmische Umarmung bevor auch sie ihre Arme um ihn legte und den Moment genoss. „Plagg, Claws out!“, flüsterte er und sie spürte wie sich der Stoff unter ihren Fingerspitzen veränderte und durch das hautenge Lederkostüm ersetzt wurde. Langsam öffnete sie die Augen und blickte direkt in seine grünen Katzenaugen. „Ich werde immer da sein!“, versprach er. Und schon war er fort, mit einer letzten kurzen Verbeugung durch das offene Fenster verschwunden. Marinette sah ihm nach und versuchte das Gefühlschaos in ihrem inneren zu beruhigen. Um nichts in der Welt wollte sie ihn verlieren. Sie waren Partner und ohne ihn könnte sie nie tun was sie tat, Ladybug und Chat Noir konnten nur gemeinsam existieren. Doch was sie gerade fühlte war etwas das sie nicht für Chat fühlen sollte. Diese Geborgenheit und Wärme fühlte sie sonst nur bei Adrien, seitdem sie zusammen im Regen gestanden hatten. „Tikki, was stimmt nur nicht mit mir?“ „Das wirst du schon noch selber rausfinden, Marinette. One Step at a time.“ An diesem Abend stellte sie eine Käseglocke mit Gouda bereit bevor sie ins Bett ging. Das Fenster ließ sie wie schon die Nacht zuvor einfach offen. Auch in dieser Nacht wurde sie wieder wach als er lautlos am Fußende ihres Bettes auftauchte. Sie wusste nicht wovon denn gehört hatte sie ihn ganz bestimmt nicht, doch sie hatte sein Anwesenheit gespürt, also klopfte sie schlaftrunken neben sich aufs Bett und rutschte zur Seite. „Ich hatte Angst das Fenster wäre zu.“, gestand er ihr murmelnd, sich nicht sicher, ob seine Worte sie im Halbschlaf erreichten. „Dummes Kätzchen! Das würde ich niemals tun!“, murmelte sie leise und tätschelte seinen Kopf. Er hielt ihre Hand fest als sie wieder einschlief und hauchte ihr einen Kuss darauf. Einige Minuten noch betrachtete er ihr friedliches Gesicht im Schlaf, bevor auch ihn die Müdigkeit übermannte und er ins Reich der Träume abdriftete. Der Morgen kam und Marinette erwachte alleine. Überrascht blickte sie auf die leere Seite des Bettes und war irritiert über das Gefühl der Leere und Enttäuschung, dass sich in ihr breit machte, ganz so als ob sie erwartet hätte, dass Chat da sein würde, ganz so, als ob sie sich darauf gefreut hätte. „Ach, das ist doch lächerlich!“, schimpfte sie und stieg aus dem Bett. Wieso traf es sie nur so, dass er schon weg war? Dann war er halt schon gegangen, vielleicht hatte er sie einfach nur nicht wecken wollen. Doch obwohl sie sich selbst genau das einzureden versuchte, tat es trotzdem irgendwie weh. Entnervt und wütend auf sich selbst stieg sie unter die Dusche, doch auch das konnte sie nicht beruhigen. Also quälte sie sich durch ein Familienfrühstück mit ihren Eltern und erledigte danach ihre Hausaufgaben mehr schlecht als recht. Als sie danach auf die Uhr blickte stellte sie fest, dass es gerade Mal halb zwei Uhr nachmittags war. Also rief sie Alya an, die ihr von einem neuen Projekt für den Ladyblog erzählte und es schaffte ihre Stimmung zu heben. Ihre beste Freundin war einfach Gold wert! Sie vollendete den Tag mit der Vollendung des Kleides an dem sie gearbeitet hatte. Seufzend ließ sie sich danach mit einer Packung Chips und einem guten Film auf ihr Bett fallen und bemerkte erst als sie ihre Chips auf ihrem Nachtschränkchen ablegen wollte, dass dort ein Gefalteter Zettel lag. „Prinzessin“, war in unordentlichen Buchstaben oben drauf gekritzelt worden und neugierig faltete sie ihn auseinander. „Prinzessin“, begann er – aha, dann hatte sie sich am Tag zuvor wohl doch nicht verhört. „Es tut mir leid, ich wäre gerne noch länger hier geblieben, doch da ich heute Vormittag einen wichtigen Termin habe, besteht Gefahr, dass mein verschwinden bemerkt wird und deshalb muss ich gehen. Ich wollte dir persönlich Auf Wiedersehn sagen, aber ich wollte dich nicht wecken. Süße Träume“ Unterzeichnet hatte er mit einer – im Vergleich zu seiner Schrift überraschend sauber gezeichneten – Katzenpfote. „Ich bin ein Trottel“, murmelte Marinette zu sich selbst. „Natürlich ist er nicht einfach so gegangen.“ Mit viel besserer Laune als noch Sekunden zuvor suchte sie einen Film aus – „Man on a ledge“ – und kuschelte sich mit Tikki zusammen davor. Doch der Vorspann hatte kaum begonnen als es draußen begann zu regnen und sie hastig aufsprang um das Fenster zu schließen. Sie stockte, und heftete dann von innen einen Zettel gegen das Glas: „ OFFEN! Mach es hinter dir wieder zu, ich will nicht, dass es rein regnet!“ Sie war halb durch den Film als ein nasser Chat sich durch das angelehnte Fenster ins innere ihres Zimmer rettete. „Um Himmels willen.“ Sie sprang auf und holte ein Handtuch aus ihrem Badezimmer um es Chat zu zu werfen. „Danke für die Notiz, einen Moment lang dachte ich wirklich es wäre zu.“, sagte er und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. „Woah, vorsicht, mach mir nicht alles nass!“, ermahnte Marinette ihn und trat auf ihn zu um ihm mit dem Handtuch das Wasser aus den Haaren zu rubbeln. „Dummes Kätzchen, fangen wir jetzt etwa wieder mit dem Thema an?“ „Nein.“, sagte er und sah ihr ehrlich in die Augen. „Trotzdem danke!“ „Chat, wenn du damit noch einmal anfängst schmeiße ich dich raus!“, drohte sie und hing ihm das nasse Handtuch kurzerhand über den Kopf. „Ich hasse Wasser!“, murmelte er. Marinette musste kichern. „Ich guck mir gerade einen Film an.“, sagte sie und kehrte wieder zu ihrem Laptop zurück. „Welchen denn?“, fragte er nachdem er sich fertig abgetrocknet und das Handtuch in den Wäschekorb befördert hatte. „Man on a ledge.“ „Oh, der ist klasse!“, sagte er und breitete sich neben ihr auf der Matratze aus. Marinette schüttelte den Kopf über sein Verhalten und setzte sich auf, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu haben. Chat angelte mit einer Hand die Chipstüte von ihrem Nachtschrank und gemeinsam sahen sie sich den Rest des Filmes an. Irgendwann lehnte Chat seinen Kopf an ihrer Seite an und ohne groß darüber nachzudenken begann sie an den spannenden Stellen ihn hinter den Ohren zu kraulen. Es passierte einfach. Zum Teil, weil sie die ungute Angewohnheit hatte ihre Finger zu bewegen wenn sie nervös war und der Film war einfach so verdammt spannend! Allerdings war es in den letzten paar Tagen auch beinahe zu etwas alltäglichem geworden, dass sie ihn berührte, so dass ihr erst auffiel was sie tat als Chat auf einmal unterdrückt anfing zu schnurren. Er drehte sein Genick und räkelte sich genüsslich wie eine Katze unter ihren Streicheleinheiten. Marinette unterdrückte ein Lachen, auch wenn sie sich eines breiten Grinsen trotzdem nicht erwehren konnte. So hatte sie ihn noch nie erlebt und es war wirklich… süß. Also kraulte sie ihn weiter hinter den Ohren während er zufrieden schnurrte und schließlich noch bevor der Film zu Ende war mit dem Kopf in ihrem Schoß einschlief. Marinette betrachtete den entspannt schlafenden Chat Noir einen Moment lang verzückt, dann versuchte sie das Laptop beiseite zu legen ohne sich mehr zu bewegen als nötig, immerhin wollte sie ihn nicht aufwecken, stellte ihren Wecker und schob sich vorsichtig in eine bequemere Schlafposition, während Chat sie immer noch als Kopfkissen missbrauchte. Und sie fühlte sich so wohl dabei, als wäre es das natürlichste der Welt, dass Chat Noir in ihrem Bett schlief, als solle es genau so sein. Der Morgen kam unbarmherzig nach einer – ihrer Meinung nach – viel zu kurzen Nacht, denn sie hatte so fest und tief geschlafen wie schon lange nicht mehr und das hätte sie gerne auch noch länger getan, doch ihr Wecker ließ sich nicht davon abbringen seinen morgendlichen Terror zu verbreiten und schließlich brachte sie ihn mit einem entnervten Schlag zum verstummen, dessen präzise Ausführung von viel Übung im Abwürgen von morgendlichen Störenfrieden zeugte. Mit wenig Begeisterung rieb sie sich verschlafen über das Gesicht und bemerkte, dass Chats Kopf noch immer auf ihrem Schoß lag. Zusammengerollt wie eine Katze – konnte man solche Charakterzüge von seinem Kwami übernehmen oder war er womöglich schon immer so gewesen? Immerhin hatte er ja auch wie eine Katze geschnurrt als sie ihn gestern gekrault hatte – schlummerte er noch immer friedlich vor sich hin als wäre nicht gerade ihr Wecker in der Lautstärke eines startenden Düsenjets neben ihnen los gegangen. Ohne nachzudenken beugte sie sich vor um ihm einen Guten-Morgen-Kuss auf das samtige Katzenohr zu drücken und stellte – wie sie fast schon erwartet hatte – fest, dass sein Kwami die Verwandlung wieder rückgängig gemacht hatte. „Hey, du Schmusekater! Aufstehen! Wir müssen zur Schule!“, sagte sie und hörte sich dabei wacher an als sie sich fühlte, bevor sie ihm etwas unsanft durchs Haar strubbelte, aber immerhin wollte sie ja auch pünktlich sein. „Ich will nicht!“, protestierte Chat empört. „Du musst aber.“, stellet Marinette milde amüsiert fest. Sie erntete ein Schauben für ihre offensichtliche Feststellung und merkte, wie er sich widerwillig auf den Rücken drehte. „Na los.“, sagte sie und machte Anstalten auszustehen, doch sie erstarrte mitten in der Bewegung als sie Chats Finger an ihrer Wange spürte, die sanft darüber strichen. „Marinette.“, flüsterte er und es jagte ihr eine freudige Gänsehaut über den Rücken. „Ja?“, flüsterte sie und vergessen war die Schule, es war ihr egal ob sie pünktlich sein würde oder nicht. Vorsichtig legte er auch die andere Hand an ihr Gesicht und sie konnte spüren wie er sich streckte und sie zeitgleich zu sich runter zog. Dann, kurz vor ihrem Gesicht hielt er inne, sie konnte schon seinen Atem auf ihren leicht geöffneten Lippen spüren und seine Wärme auf ihrer Haut. Hätte sie die Augen nicht geschlossen gehabt hätte sie die unausgesprochene Frage gesehen, die in seinem Blick stand und gleichzeitig um Erlaubnis bat, so wie die Angst davor zurück gewiesen zu werden, doch so wie es war sah sie es nicht und es war ein reines Gefühl, dass sie dazu veranlasste die letzten paar Millimeter zu bewältigen bis ihre Lippen federleicht die seinen berührten und seine Unsicherheit hinfort wuschen. Er lächelte und legte endlich seine Lippen vollends auf ihre. Ihre Hände schoben sich in seine Haare, hielten ihn nah, während er von ihren Wangen aus weiter wanderte und sie näher zog. Sie wussten nicht wie lange sie so verharrten und nur diese unschuldige, erste zarte Berührung genossen hatten, doch als sie sich wieder von einander lösten lächelte Marinette, und Adrien liebte dieses Lächeln. „Mari“, flüsterte er „My Lady, Princess.“, und strich ihr unendlich sanft die Haare aus dem Gesicht. „Sieh mich an.“, bat er. Marinette biss sich auf die Lippe, atmete aus, und öffnete langsam ihre Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)