At least we gonna die von Sauron ================================================================================ Kapitel 1: Coffee to go ----------------------- Unerbittlich ging die Sonne am Morgen auf, so, als wäre in der Nacht zuvor nichts geschehen. Die einzelnen Strahlen drangen mit Leichtigkeit über das Land, und genauso leicht drangen sie auch durch die zugezogenen Vorhänge von Jax' Appartment. Der Mann merkte jedoch noch nichts; nur ein tiefes Grummeln, das manchmal wie ein kurzes Schnarchen klang, war das einzige Lebenszeichen in der Wohnung. Ansonsten war alles still. Die Sonne stieg höher, und mit der Sonne kam auch die Hitze. Innen würde man sie nicht bemerken – Gott sei Dank, es gab ja Klimaanlagen. Es dauerte noch etwas, bis sich Jax' Körper leicht regte. Vorerst drehte er sich nur auf die Seite, die Augen immer noch geschlossen, obwohl er das Sonnenlicht durch die geschlossenen Augenlider rötlich schimmern sehen konnte. Er murrte. Es war noch nicht die Zeit, um aufzustehen. Zumindest nicht nach seiner inneren Uhr. Die schlug nämlich noch auf den Magen, Whisky sei Dank. Eine Menge Whisky. Und Bier. Die Menge hatte sich aber irgendwann im Laufe der Nacht verloren. Mit einem leisen Stöhnen streckte Jax sich leicht und versuchte, seine Kopfschmerzen zu verdrängen, die sich mit zunehmendem Wachwerden verstärkten. Fast dröhnend war der Schmerz im Kopf – und er pochte in einem Rhythmus, der Jax aggressiv machte. Er hasste es einfach. Jedes Mal bestrafte ihn sein Kopf mit diesem hämmernden Schmerz, ganz zu schweigen von dem flauen Magen. Wenn er nicht aufpasste, musste er sich noch übergeben. Ein lautes Klingeln zerstörte die fast epische Ruhe, und Jax zuckte so heftig zusammen, dass er mit einem Arm gegen den Pfosten vom Bett stieß. Er fluchte laut, setzte sich auf die Bettkante und griff nach seinem Handy, dass die Quelle dieses Geräusches gewesen war. Seine Stimme war nicht freundlich, als er abhob, ohne zu sehen, wer dran war. „Ja, verdammte Scheiße?“ „Jax, was ist los mit dir? Sag' bloß, du pennst noch, dann reiß ich dir deine Eingeweide raus. Hast du mal auf die Uhr geschaut?“ Jax fuhr sich durch die blonden, zerzausten Haare und gähnte, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Nein, du Penner. Ich hab' gerade mal die Augen auf. Und jetzt halt deinen Rand, ich komm ja schon.“ Mit einem wütenden Schnauben pfefferte Jax das Handy wieder auf den Nachttisch und vergrub seinen dröhnenden Kopf in seinen Händen. So konnte der Tag ja wunderbar beginnen. Wer liebte es nicht, mit einem noch zu besoffenen Kopf wach geklingelt zu werden? Er brauchte nicht lange zum Duschen, und auch nicht zum Anziehen. Seine kurzärmelige Kutte warf er als letztes über. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm, dass die letzte Nacht Spuren hinterlassen hatte – ein langer Kratzer zog sich über seine sonst so makellose Wange und endete in den Stoppeln seines Bartes. Jax verzog die Augenbrauen und fuhr über den seichten Kratzer. Also entweder kam der von einer Frau – obwohl er keine in seiner Wohnung gefunden hatte – oder er hatte sich mit jemandem angelegt. Oder – die dritte Option schien eine ebenfalls stimmige – er hatte sich ausversehen selbst gekratzt, als er gestern beim Billard mit den Jungs etwas ausgerastet war. Aber auch nur ein wenig: Eine Flasche war geflogen, fast gegen den Hinterkopf eines Unbeteiligten. Er erinnerte sich noch an einen Streit, doch da hörte die Erinnerung auch auf. Versank im undichten Nebel. Aber das war ja immerhin auch nicht die erste Nacht, in der etwas derartiges geschehen war. Jax ging zurück ins Schlafzimmer und nahm sich sein Handy, sein Portemonnaie – und sein kurzes Klappmesser, dass er auf der Anrichte liegen sah. Er steckte es in seine Boots und nahm ebenfalls eine Sonnenbrille mit – nicht jeder musste ja sehen, dass er gestern einen über den Durst getrunken hatte. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und senkte sich mit einer erbarmungslosen Hitze über die Gegend. Jax mochte dieses Wetter eigentlich – heute jedoch drückte es auf seinen Kopf und ging ihm tierisch auf die Nerven. Dass er noch etwas zu betrunken war, merkte er, als er die erste Kurve mit seinem Motorrad nahm, dass er wegen der Hitze in der Garage abgestellt hatte und nun ausfuhr. Der Schwindel packte ihn, jedoch nahm er die Kurve ganz gekonnt – immerhin fuhr er Motorrad, seitdem er jünger war. Die Straßen waren voll und verstopft, ganz typisch für einen Samstag. Bevor Jax jedoch zu seinem Kumpel fuhr, machte er Halt bei einem kleinen Imbiss – wobei Imbiss nicht das richtige Wort war. Es war eine Art Bistro. Man konnte dort eigentlich alles bekommen: von Kaffee über Kuchen bis hin zu abendlichen Speisen, Frühstück und sogar Drinks. Jax stellte sein Motorrad vor dem Laden ab und trat durch die Glastür in den Laden. Aus den Augenwinkeln sah er Maggy, die Bedienung, die sich gerade, als sie ihn sah, die braunen, langen Haare zurück strich und ein süßes Lächeln aufsetzte. Als Jax sich der Theke näherte, stand sie schon bereit. „Hey Jax. Das Gleiche wie immer?“, sagte sie und grinste leicht; Jax schüttelte leicht den Kopf und nahm seine Sonnenbrille ab. Das Licht stach ihm in den Augen, jedoch überspielte er seine etwas schwächelnde Stimmung und setzte ebenfalls ein Lächeln auf. „Nein, ich brauche einen Kaffee. Einen starken. Und hast du eine Aspirin?“, fragte er, wobei er gegen Ende des Satzes seine Stimme etwas senkte. Maggy, die schon immer ein hübsches Gesicht gehabt hatte, grinste. „Für dich natürlich. Warst du gestern raus?“ „Ja, könnte man so sagen...“ Jax Blick fiel auf Maggy's Körper, als sie sich umdrehte, um den Kaffee zuzubereiten: schlank, definiert, wie von der Sonne geküsst. Die langen Haare gingen ihr fast bis zum Po. Doch Jax hatte kein Interesse an ihr – nicht so ein Interesse. Obwohl er Maggy ansah, dass sie mehr wollte. Er betrachtete sie jedoch eher als eine Art Freundin, die ihm jeden morgen etwas zubereitete. Sie war viel zu jung. „Könnte man so sagen beantwortet meine Frage nicht, Jax!“ „Ist mir egal.“ „Na, dir geht es anscheinend nicht sehr gut, deine Laune ist ja übel...“ „Dabei lächel' ich wie immer. Extra für dich.“ Maggy stellte den Kaffeebecher aus Pappe vor ihm ab und lächelte, während ein leichter Hauch von Rot ihre Wangen zierte. „Hast du es sehr eilig?“, fragte sie, und Jax nickte. Er nahm den Kaffee und die kleine Tablette, die sie ihm in die Hand gab, und zwinkerte ihr zu. „Wir sehen uns ja morgen.“ „Alles klar....“, sagte sie leise, und Jax ging durch die Tür wieder hinaus. Dass sie ihm nachschaute, wusste er, ohne dass er sich noch einmal umdrehen musste. Er hatte noch nie auch nur einen Penny in dem Bistro bezahlen müssen, und das lag an der Tatsache, dass der Club schon so einiges für den Besitzer getan hatte. Außerdem zahlten sie eine Schutzgebühr, damit der Club dafür sorgte, das Ruhe war. Was in dieser Gegend nicht einmal so schlecht war. Jax trank den Kaffee ohne zu zögern aus, obwohl er erst ein kleines bisschen wieder ausspuckte, da er einfach zu heiß war – doch die Tablette musste ja mit Flüssigkeit rein. Er schüttelte sich leicht, kickte den Becher weg und setzte sich wieder auf sein Motorrad, nicht ohne sich vorher nochmal eine Zigarette anzuzünden. Der Start seiner Maschine ließ manche Leute in der Umgebung zusammenzucken. Erst dann machte er sich auf den Weg weiter – und wusste genau, was er sich wieder anhören konnte, weil er zu spät zu einem wichtigen Treffen kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)