Nicht dein Leben... von Grayson ================================================================================ 21. --- Nachdem Dean und Emily sich verabschiedet hatten, schaute Richard noch mal bei seinem Sohn rein. Tief schlafend, hatte Johnny die Arme um Jason geschlungen, der neugierig zur Tür blickte, als Richard diese öffnete, sich ansonsten aber nicht regte. Arme schlangen sich um Dicks Taille. „Er kannte gar kein anderes Thema mehr. Wir werden wohl nicht drumherum kommen. Dein Sohn will unbedingt klettern.“ „Scheint so...“ Leise schloss der Dunkelhaarige die Kinderzimmertür und drehte sich in Barbaras Armen. „Mal sehen, wie lange er mit Freude dabei ist.“ „Willst du noch mal los?“ Nickend bestätigte er. „Kurz noch mal nach Tim schauen.“ „Und ein paar Runden drehen“, vervollständigte sie seinen Satz. Fest zog er sie an sich und lachte leise: „Soll ich dich noch ins Bett bringen?“ „Sehr gern, ich bestehe aber auf meinen Gute-Nacht-Kuss. Eine Gute-Nacht-Geschichte brauch ich nicht unbedingt. Ich bin ja schon groß.“ „Sollst du haben.“ Noch immer die warmen Lippen auf seinen fühlend, machte der erste Robin sich auf den Weg. Als er Wayne Manor erreichte, ließ Alfred ihn ein und auf dem Weg zur Hölle kam ihm Ariana entgegen. „Hallo Aria“, grüßte er Tims Verlobte, die offensichtlich bis eben seinem Bruder Gesellschaft geleistet hatte. „Hey, Richard, wusste gar nicht, dass du vorbeikommen wolltest.“ Sie strich sich einige Haarsträhnen hinters Ohr. „War auch nicht geplant.“ „Na dann, Tim freut sich bestimmt über Hilfe. Ich weiß nicht, was er da unten treibt, murmelte nur etwas von Datenabgleich und schien unzufrieden zu sein.“ „Ich schau mal, ob ich ihm helfen kann. Schlaf gut!“ Er nickte der angehenden Meisterköchin zu und wollte seinen Weg fortsetzen, als er sie sagen hörte: „Wenn ich schlafen könnte.“ In seinem Schritt verhaltend, drehte er sich wieder um: „Alles in Ordnung bei euch?“ „Ja, ja“, seufzte Tims Highschoolliebe. „Ich bekomme nur kein Auge zu, wenn er als Red Robin unterwegs ist.“ „Du machst dir Sorgen?“ Richard konnte nur ahnen, was genau in der bildhübschen Frau vor sich ging. Sie nickte. „Ich hab mir Babs geredet. Sie hat mir viel erzählt, aus ihrer Sicht berichtet, aber diese unterscheidet sich von Tims und ganz sicher auch von deiner. Babs besitzt einen Vorteil. Sie befindet sich seit Jahren an eurer Seite. Sie weiß, wie ihr vorgeht, was ihr tut, wie ihr kämpft, was ihr euch zutraut und sie weiß, wie gut ihr seid. Aber selbst sie macht sich Gedanken, wenn du als Nightwing unterwegs bist. Kannst du dir vorstellen, wie es sich für mich anfühlt?“ Richard schluckte. Was sollte er ihr antworten? In seinem Kopf jagten sich die Gedanken. „Ja, ich kann es nachvollziehen, zu einem Teil zumindest. Ich bin schon so viele Jahre Nightwing, davor war ich Robin. Für Bruce, für Tim, für Babs und auch für mich, stellte sich nie die Frage, ob wir damit aufhören, aber ich...“ Er unterbrach sich kurz. „Als Johnny geboren wurde, habe ich versucht Barbara zu überreden, das Cape an den Nagel zu hängen. Und auch jetzt, werde ich nicht aufgeben, sie davon zu überzeugen, Batgirl aufzugeben. Obwohl ich weiß, dass dies ein Kampf sein wird, den ich nicht gewinnen kann. Ich ahne jedoch, was dir Nachts durch den Kopf geht.“ Er deutete zu den großen Ohrensesseln, die vor dem Kamin in der Bibliothek standen. Ariana verstand seinen Wunsch und nahm auf einem der gemütlichen Lesesessel Platz. Ehe Richard sich jedoch auf den anderen freien Sessel fallen ließ, schaltete er die kleine Leselampe an, damit sie sich nicht im Dämmerlicht gegenüber sitzen mussten. „Es gab eine Zeit, in der ich, ähnlich wie Bruce jetzt, kürzer treten musste. Johnny war gerade zwei geworden.“ Unbewusst massierte er sich sein rechtes Handgelenk. „Ich habe Babs damals auch nicht aufhalten können. Sie musste raus in die Nacht, aber ich wusste ja Tim und Bruce an ihrer Seite.“ „Aber Tim zieht alleine los.“ Die Hände im Schoß gefaltet, blickte sie ihn an. „Er hat vom Besten gelernt“, murmelte Richard. „Tim wird und kann auf sich aufpassen.“ Er gab ihr Zeit zum Nachdenken und erinnerte sich, als er sich vor vier Jahren das Handgelenk brach. Ihm war es unglaublich schwer gefallen, einfach nur Zuhause zu sitzen, aber er hatte auch gewusst, dass er den Bruch vollständig ausheilen lassen musste, wenn er jemals wieder als Nightwing unterwegs sein wollte. Deswegen kämpfte er sich, anders als Bruce mit seinem Knie, durch alle Instanzen, die OP und die Reha danach. Mit dem Daumen der linken Hand, strich er über die kaum noch wahrzunehmenden Narbe. Ein Überbleibsel der OP, als die Ärzte den schwierigen Bruch richteten. Er gab sich die Zeit nach der ersten OP und auch nach der zweiten, nachdem das Titan wieder entfernt wurde. Erst nach den beiden erfolgreichen Rehas hatte er sich wieder durch die Luft geschwungen. Anfangs ein wenig unsicher, da er sein Handgelenk nicht zu sehr beanspruchen wollte. Heute dachte er mit keiner Silbe mehr daran, hatte es eigentlich schon vergessen, wenn nicht Ariana die Erinnerung in ihm wieder hochgespült hätte. „Als Tim mich zu Weihnachten in euer Geheimnis einweihte, empfand ich es als aufregend. Ich konnte es kaum glauben, dass ausgerechnet ich schon seit Jahren mit Red Robin zusammen war, dass ich seine Frau werden soll und das meine besten Freunde Batgirl und Nightwing sind. Ich dachte immer wieder, Red Robin ist mein Freund, mein Verlobter, der Superheld, den sicherlich einige Mädchen gerne kennenlernen würden und bestimmt auch einige Männer.“ Ein ehrliches Lachen erhellte die Bibliothek. „Als ich während der Highschool in einem Café jobbte, habe ich so einige Gespräche mitbekommen. Manche stritten sich doch tatsächlich, wer denn heißer ist: Batman, Nightwing oder Red Robin. Ich fand ja immer Red Robin ganz gut. Lag wohl am gleichen Alter. Du warst übrigens sehr oft ein potentieller Kandidat für viele junge Männer.“ „Ehrlich?“ Fragend zog Richard eine Augenbraue nach oben. So ganz neu, was ihm dies zwar nicht, aber es mal direkt bestätigt zu bekommen, war etwas anderes. „Liegt wohl an deinem Outfit.“ Wurde Ariana tatsächlich gerade rot. „Na ja, nichts für ungut, Richard, aber...“ „Sprich dich ruhig aus.“ Sichtlich amüsiert lehnte Dick sich zurück. „Hautenges Spandex, oder aus was auch immer eure Kostüme gefertigt sind, bietet unglaublich viel Platz für wilde Fantasien, nicht nur bei Frauen. Viel verheimlichen tut dein Nightwingoutfit nicht wirklich.“ Versonnen vor sich hinlächelnd betrachtete Richard Tims Verlobte. „Was erzählt man sich denn so? In wessen Fantasien stell ich denn was an?“ „Willst du das wirklich wissen?“ „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht neugierig bin.“ Okay, als er damals über sein neues Outfit nachdachte, stand eines von Anfang an fest, kein Cape mehr, da er immer das Gefühl hatte, dass es ihn behinderte. Er wollte sich frei bewegen können, ohne sich eingeschränkt zu fühlen. Er war ein 'Flying Grayson', ein Artist und er liebte es, sich durch die Luft zu schwingen. Daher stand sehr schnell fest, dass sein neues Outfit, an die Artistendresse angelehnt sein sollte, weicher, dehnbarer Stoff, der sich anschmiegte und bei einigen Manövern sich nicht im Weg befand oder gar an bestimmten Stellen einschnitt. Alfred hatte damals gute Dienste geleistet, als er ihm von seinen Wünschen berichtete und diese hervorragend umgesetzt. Im Laufe der Jahre hatten sie alle gemeinsam die Stoffe weiterentwickelt und auch das eigene Design hatte er mehr und mehr an sich angepasst. So, wie sein Kostüm heute aussah, gefiel es ihm und er fühlte sich wohl, was die Hauptsache war, dazu schützte es ihn vor Kälte, Feuer und sogar Strom. „Vielleicht erzähl ich es dir irgendwann“, lächelte Ariana. „Was bedrückt dich wirklich?“, hakte Richard nach, der sehr wohl bemerkte, dass Tims Verlobte mit sich rang. Der unruhig wirkende Blick, die Finger, die miteinander spielten. „Von der Aufregung, dass ausgerechnet Red Robin mein Freund ist, ist nicht mehr viel übrig. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit leben kann, dass Tim sich nachts auf die Jagd begibt. Ich...“ Wieder verstummte sie für einige Herzschläge. „Es sind nicht nur die Sorgen, die ich mir um Tim mache, es ist eher die Angst davor, ihn zu verlieren. Ich...“ „Ariana!“ Richard beugte sich ein wenig nach vorn, ergriff ihre eiskalten Finger und schloss sie in seine. „Es liegt an dir, ob du deine Angst überwinden kannst oder ob du dich früher oder später von Tim trennst, weil du es nicht mehr aushältst. Ich kann dir nur einen Weg zeigen, der es dir eventuell einfach macht. Entweder kannst du sein Doppelleben akzeptieren oder du ziehst die Konsequenzen und sagst die Hochzeit ab, was ich nicht hoffe.“ Ihr Kopf ruckte hoch. Bisher hatte sie auf ihre Hände geschaut. Nun sah sie Richard an, der glaubte Panik in ihren blauen Augen erkennen zu können. „Was hast du vor?“ „Vielleicht ist es gut für dich, einmal live dabei zu sein, dann weißt du, wie wir agieren, was wir tun und musst nicht wild spekulieren. Du könntest am Rechner im Batcave die Stellung halten.“ „Aber ich...“ „Kein aber, Alfred wäre bei dir.“ „Und du glaubst wirklich, dass dies eine gute Idee ist?“ „Da bin ich mir ziemlich sicher.“ Aufmunternd strich er mit den Daumen über ihre Handrücken. „Kopf hoch, Tim liebt dich, du ihn, wäre doch gelacht, wenn ihr das nicht meistert.“ Sacht entließ er ihre Finger aus seinem Griff und erhob sich. „Ich seh mal nach deinem Zukünftigen. Soll ich mit ihm reden oder willst du dies lieber selber machen?“ „Ich werde mit ihm reden.“ Gerade als Richard die Geheimtür öffnen wollte, hielt Ariana ihn noch einmal auf: „Danke fürs zuhören.“ „Gern geschehen und vergiss nicht, du schuldest mir noch eine Antwort auf meine Frage.“ Lachend erklärte sie: „Ich glaube, ich schreib es dir lieber auf, dann ist es für mich nicht ganz so peinlich.“ „Schlaf gut!“ Lächelnd den Kopf schüttelnd, betrat Richard ihr Allerheiligstes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)