Nicht dein Leben... von Grayson ================================================================================ 17. --- Es war noch nicht mal Mitternacht, als Red Robin und Nightwing zuschlugen und Nicholas Wong, in seinem Versteck in China Town aufsuchten. Nach einem kurzen Handgemenge, das zum Glück ohne Schüsse über die Bühne ging, konnten sie den, wie sich durch Bruce Recherche herausstellte, in Central City, wegen mehrfachen Mordes, gesuchten Mann dem GCPD übergeben. Endlich mal wieder zeitig ins Bett, huschte es Richard durch den Kopf, als er kurz vor 1:00 Uhr mit Tim zurück in die Höhle kehrte. Bruce letzte Nacht in Gotham. Ab morgen mussten sie ohne 'ihr' wachsames Auge am Computer auskommen. Ihnen blieb eigentlich nur eins, einer schob Wache in der Höhle und der andere patrouillierte durch die Stadt oder aber, sie spannten Alfred ein. Obwohl, wirklich für nötig hielt Richard dies nicht. Als er vor fünfundzwanzig Jahren, zum ersten mal als Robin an Batmans Seite durch die dunkle Nacht zog, hatten sie sich auch nicht auf ein Netzwerk verlassen können. Damals waren sie auf die altbekannte Detektivarbeit angewiesen. Die Welt war noch nicht so weit vernetzt wie heute. Sie mussten Bibliotheken und Archive aufsuchen, um ihr gesuchten Informationen zu erhalten. Wie leicht die Technik einem das Leben doch machte und, wie er sich selbst eingestehen musste, auch faul. Ein einfacher Notfallplan musste genügen, und da es nichts Neues im Fall Katie Miller gab und Jason Todd sich immer noch nicht blicken ließ, hatte er seine Sicht der Dinge Timothy mitgeteilt. Was Bruce davon hielt, war ihm ehrlich gesagt, gerade egal. Er wollte nur nach Hause zu seiner Familie, außerdem war Tim einverstanden. Er spürte den fragenden, irgendwie aber auch vorwurfsvollen Blick von Bruce, als sie sich zu ihm gesellten. Er nickte ihnen zu. Kein Wort der Zufriedenheit oder der Anerkennung, ihrer geleisteten Arbeit. Stoisch, wie Bruce nun einmal war, nahm er es hin. Es war nun einmal ihr Job. „Ihr haltet die Augen offen!?“ Waren Bruce Worte als Anweisung oder als Frage gedacht? Bis heute verstand Richard es nicht zwischen den Worten zu lesen. Als er vierzehn war, hatte er diese Art der Feststellungen immer als Frage aufgefasst, je älter er aber wurde, um so mehr erkannte er, dass Bruce ihm eigentlich nur mitteilte, was er zu tun und zu lassen hatte und dem entsprechen nickte er nur gelassen. Gotham befand sich bei Tim und ihm in guten Händen. „Und du richtest all deine Aufmerksamkeit alleine auf dein Knie und die Reha!?“ Was Bruce konnte, konnte er schon lange. Ein Brummen als Antwort. Nein, Bruce würde nicht abschalten können. Batman würde mit nach Chicago reisen. Der Milliardär konnte nicht raus aus seiner Haut und den Dunklen Ritter einfach mal hinter sich lassen. Er würde sie im Augen behalten und mit Sicherheit über jeden ihrer Schritte informiert sein. So viel zu gegenseitigem Vertrauen. Gotham war Batmans Stadt und würde es auch bleiben. Es spielte keine Rolle, dass es Red Robin, Nightwing oder Batgirl gab. Nur Batman befand sich in der Lage, die Kontrolle zu behalten. Obwohl ihn eine Familie umgab, nahm er sie nicht als Familie wahr. „Ich schwör dir, Bruce, ich besteche deine Ergo- und Physiotherapeuten und alle anderen, einschließlich Pflegepersonal, wenn du dich nicht vollständig auf die Reha konzentrierst.“ Die Arme vor der Brust verschränkt, sprach Richard weiter. „Ich möchte dich erst in vier Wochen wieder in Gotham sehen, keinen Tag früher. Ich rate dir, dich an das Programm zu halten, wenn du dein Knie jemals wieder vollständig belasten möchtest.“ Sprach hier gerade der Vater aus ihm? Komische Situation. Es war das erste mal, dass er Bruce Verhaltensregeln auftischte. „Gotham braucht Batman...“ Timothy schlug sich auf Richards Seite und in die selbe Kerbe. „... einen vollständig genesenen und fitten Batman. Keinen Mann, der dreimal darüber nachdenken muss, ob er mit seinem Knie den Sprung wagen kann.“ Oh oh, sie wandelten auf dünnem Eis. Richard sah wie es hinter der Stirn seines Adoptivvaters arbeitet und sich Zornesfalten über den blauen Augen bildeten. Nur noch ein falsches Wort und Bruce würde sie entweder der Höhle verweisen oder einfach gehen. „Ich weiß, wie sehr es dich, verzeih mir den Ausdruck, ankotzt an den Rechner gefesselt zu sein. Ich bitte dich nur um eins, nimm die Reha nicht auf die leichte Schulter. Dein Knie muss ausheilen, wieder beweglich und gestärkt werden oder aber...“ „Oder aber was?“, knurrte Bruce. „Du wirst nie wieder Batman sein...“ Volltreffer... Der Milliardär schlug den Blick nieder. Was denn, keine Widerworte? Richard konnte es beinah nicht glauben. Sollte Bruce zum ersten Mal einen Rat von ihnen annehmen oder befand dieser sich tatsächlich an einem Punkt in seinem Leben, an dem er nicht mehr weiter wusste? „Entweder oder, Bruce. Es ist deine Entscheidung...“ Nickend wandte Richard sich ab. Er hatte seinen Standpunkt klar zum Ausdruck gebracht. Für ihn war es an der Zeit nach Hause zu gehen. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab, ging sich umziehen. Es lag alleine in Bruce Händen. Innerlich schon ein wenig kochend, zog er dunkelhaarige Mann sich um, als Red Robin zu ihm trat. „Starke Worte. Ich glaube du hast etwas in ihm bewegt.“ „Ist doch wahr...“, murmelte Richard. „Ich war mir ziemlich sicher, dass er sich nach der OP höchstens zwei, vielleicht drei Tage Ruhe gönnt und dann wieder aufschlägt, nur um sich bei seinem ersten Einsatz gleich wieder das Knie zu ruinieren. So, wie die letzten vier male.“ „Er muss mit seinen Entscheidungen alleine klarkommen und die Konsequenzen tragen.“ Richard zog die Jeans hoch und drehte sich zu Tim um. „Bruce benimmt sich manchmal wie ein bockiges kleines Kind. Nicht mal Johnny ist so stur.“ „Du kennst ihn, wir kennen ihn. Er kann nicht raus aus seiner Haut.“ Ein Lächeln huschte über Timothys Gesicht. „Ich jedenfalls werde die Zeit genießen und einfach mal die Füße hochlegen. Es ist so ruhig, wie schon lange nicht mehr, in der Stadt und mal ehrlich, wenn Not am Manne ist, bekommen wir es mit. Es ist ewig her, dass das Batsymbol über Gotham erstrahlte. Geben wir dem GCPD doch die Chance, zu überprüfen ob es überhaupt noch funktioniert.“ „Lass das ja nicht Bruce hören!“, lachte Richard und streifte ein warmes Sweatshirt über. „Ich mach mich dann vom Acker. Schlaf gut!“ „Du auch...“ Nachdenklich, ob Bruce die Reha tatsächlich durchzog, lief Richard zu seinem Ford. Gerade als er einsteigen wollte, vernahm er Bruce Stimme: „Dick!“ Abwartend drehte der erste Robin sich um, schaute auf seinen Vater, Freund und Mentor und wartete ab, was dieser ihm noch mitteilen wollte. „Danke.“ „Wofür?“ „Für deine Ansage.“ „War nötig“, kommentierte Richard nur. „Ich glaube auch...“ Mehr sagte Bruce nicht dazu. Er wechselte das Thema. „Barbara und dem Baby geht es gut?“ „Alles bestens“, bestätigte Richard, der sich fragte, worauf der Mann vor ihm hinaus wollte. „Ich werde zur Geburt ja nicht da sein. Kannst du Barbara alles Gute von mir wünschen. Ich...“ „Ruf sie doch einfach an und sag es ihr selbst“, unterbrach Richard ihn. „Dafür dürfte es zu früh sein...“ Typisch Bruce. Sobald es um Gefühle oder mehr ging, sofort zurückziehen und einen Ausweg aus der Situation finden. Nur nicht über die eigenen Empfindungen reden, schon gar nicht mit ihm. Richard nahm es hin, kannte es nicht anders und so stieg er ein. „Ich richte es ihr aus, auch, wenn ich der Meinung bin, dass du dies selber tun solltest.“ Während der Worte ließ Richard den Wagen an. „Viel Erfolg!“ Er gab Gas und verließ das Anwesen. Gegen 2:00 Uhr in der früh begrüßte ihn ein in Dunkelheit und Ruhe liegendes Haus. Einzig Jason kam ihm müde entgegen getrottet. Sanft kraulte er seinen Hund, bevor er ihn noch mal zum Austreten in den Garten ließ. Leise, Jason an seiner Seite, schlich Richard nach oben. „Unser Rosinchen lässt mich nicht schlafen“, erklärte Barbara leise, als er ihr Schlafzimmer betrat. Sie schaltete das Licht an, warf einen Blick auf den Radiowecker und lächelte, ehe sie sich aufsetzte und ihren Mann ansah. „Vielleicht kann ich es ja überreden zu schlafen. Bin nur schnell im Bad.“ Vorhin schrie sein Körper noch nach einer heißen Dusche. Im Augenblick jedoch wollte er nur schnell Zähne putzen und dann so schnell wie möglich an Barbaras Seite kriechen. Gedacht, getan. Nur ein paar Minuten später saß er neben seiner Frau im Bett und griff nach der kleinen Flasche, die neben ihr auf dem Nachttisch stand. Er ließ den Verschluss aufploppen, träufelte etwas von dem Öl auf die Hand und verrieb die Flüssigkeit zwischen den Händen um sie aufzuwärmen. „Wenn unser Rosinchen dann immer noch nicht schläft, bekommt es Kopfhörer auf und muss Mozart hören“, lachte er leise, während Barbara es sich gemütlich machte und die Decke von ihrem Körper schob. „Dann zeig mal, was du kannst!“, wisperte sie und genoss die warmen, kräftigen Hände, die sanft ihren immer praller werdenden Bauch einölten und leicht massierten. Zärtlich, aber spürbar glitten Richards Hände über den Körper vor sich. Er genoss diese Momente zu zweit. Ganz alleine mit der Frau, die er nun schon so lange liebte und ihrem ungeborenen Kind, hing er seinen eigenen Gedanken nach. Wie würde es sein, wenn das Kleine erst mal auf der Welt war? Inwieweit würde sich ihr Leben ändern? Anfangs fühlte er den Bewegungen ihres Roisnchens noch nach, doch schon bald schien ihr Würmchen eingeschlafen zu sein. Er nahm noch einmal etwas von dem Öl und machte einfach weiter, bis Barbara plötzlich sagte: „Ich glaube, ich wünsche mir eine Tochter.“ „Hmm“, machte er einfach, denn ihm war es wirklich vollkommen egal, ob er noch einen Sohn haben würde oder eine Tochter. Hauptsache ihr Kind war gesund. Als er jedoch Barbaras gerunzelte Stirn bemerkte, fühlte er sich gemäßigt, etwas dazu zu sagen. „Einen Sohn haben wir ja schon...“ „Ich glaube es liegt an Lian“, fuhr die Rothaarige fort. „Lian ist wundervoll und ich muss gestehen, ich fühl mich in der Rolle als Ersatzmutter pudelwohl und ich genieße die Zeit, die ich mit ihr verbringe. Es ist schwer Johnny so zu verwöhnen, wie Lian. Johnny schlägt eher nach dir.“ Wohlig seufzte sie auf, als seine Finger vorwitzig bei der Massage höher und tiefer wanderten. „Ihm reicht es, wenn er eine neue Jeans bekommt, ein neues Shirt oder Turnschuhe. Er will Baseball spielen, vor der Konsole sitzen und mit Tim spielen, Fahrrad fahren und auf Bäume klettern. Ihm ist es egal, wenn es zum Frühstück nur Cornflakes gibt. Zum Abendessen reicht ihm ein Burger oder Pizza.“ Ein Grinsen schlich sich auf Richards Züge. Ja, ihm reichte so was auch. Er musste nicht jeden Tag in einem Sterne-Restaurant essen gehen und in Smokings fühlte er sich schon immer fehl am Platz. Barbara dagegen mochte es schick auszugehen, zu shoppen und ab und zu mal ein Wellnesswochenende zu verbringen. Ihm war auch nicht entgangen, wie sehr Barbara in der Rolle der Ersatzmutter aufblühte. Sie verwöhnte Lian, wo es nur ging. Sie zauberte Roys Tochter wundervolle Frisuren, kaufte für sie wunderschöne Kleider und spielte mit ihr mit Johnnys alten Plüschtieren. „Du gehst mit Johnny zum Baseball, begleitest ihn zum Skateboard fahren und am Abend gönnt ihr euch einen Burger in der Stadt. Du unternimmst mit ihm all die Dinge, die Jungs so gerne tun. Du wirst seine Bezugsperson sein, wenn er älter ist. Er wird mit seinen Problemen eher zu dir kommen, als zu mir und du wirst es sein, der erfährt, wenn er sich zum ersten mal verliebt.“ „Und eine Tochter würde zu dir kommen...“ Leise seufzend beendete Richard die Massage, zog die Decke über seine Frau, kroch an ihre Seite und zog sie in die Arme. Er konnte ihren Wunsch verstehen. „Ist es schlimm, wenn ich ganz tief in mir drin auf eine Tochter hoffe?“ „Nein, ist es nicht, ganz bestimmt nicht. Wenn du dir eine Tochter wünschst, dann hoffe ich mit dir.“ Sacht strich er ihr über das Haar. „Willst du morgen zu Frau Doktor Westermann? Dann wissen wir, was unser Rosinchen wird.“ An seiner Schulter schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich will mich überraschen lassen und egal ob wir eine Tochter bekommen oder noch einen Sohn. Wir werden unser Kind lieben...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)