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Nicht dein Leben...

von

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15.

Die nächsten Tage verliefen vollkommen ereignislos. Red Hood ließ sich nicht blicken, Bruce haderte mit sich selbst und seinem Knie. Tim und Ariana steckten mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen. Johnny besuchte wieder zur Schule und Lian und Barbara vertrieben sich die Zeit zu Hause oder beim Shopping, da noch so viel für ihr Rosinchen besorgt werden musste. Richard ging seinem Job in der Uni nach und wachte jede zweite Nacht über Gotham.

Die Abende verbrachte er mit Bruce und Tim in der Höhle. Gemeinsam recherchierten sie, suchten nach den Namen, die Jason Todd ihnen nannte. Einzig Stephanie Brown konnten sie ausfindig machen. Sie studierte an der Yale Jura. Ihr Vater Arthur Brown kam vor zehn Jahren bei einer Verfolgungsjagd ums Leben, nachdem einer seiner Anschläge, auf einen Politiker, von der Polizei vereitelt wurden war.

Sie waren zum Nichtstun verdammt. In Sachen Katie Miller tat sich auch nichts und so lange Red Hood nicht äußerte, was genau er von ihnen erwartete, blieb ihnen nur über Gotham zu wachen, wie sie es schon seit Jahren taten.

„Es gibt Gerüchte, dass in China Town eine neue Gang von Außerhalb versucht Fuß zu fassen. Sie versuchen wohl das Glücksspiel an sich zu reißen“, erzählte Timothy, während er nachdenklich einen Batarang zwischen den Fingern drehte. „Chans Cousin Fong betreibt in seinem Restaurant im Hinterzimmer eine kleine Spielhölle.“

Bestätigend nickte Bruce. „Mein Informant erwähnte ähnliches.“ Mit der rechten Hand massierte der dunkelhaarige Millionär sein rechtes Knie, welches ihm seit einigen Tagen wieder größere Probleme bereitete. „Im Untergrund deutete alles auf einen Machtkampf zwischen Quan und einem jungen Triadenboss, der anscheinend aus Central City kommt, hin.“

„Bisher haben wir das Glücksspiel in China Town doch geduldet“, erinnerte Richard. Lange war es her, dass sie in China Town eingreifen mussten. Es gab keine Splittergruppen mehr und nachdem Quan die verschiedensten chinesischen Gangs vereinte, kehrte Ruhe ein. Der gerade mal neununddreißig jährige Hongkong-Chinese organisierte China Town von Grund auf neu. Es gab keine Schutzgelderpressungen mehr, keinen illegalen Mädchenhandel. Alles lief über Quans Tisch. Als erstes wurden die Bordelle ordnungsgemäß angemeldet, die Prostituierten bekamen Arbeitsverträge, erhielten Gehalt und bekamen sogar eine Krankenversicherung bezahlt. Nur gesunde Prostituierte waren gute Prostituierte, so Quans Motto. Um es kurz zu machen, Quans Bemühungen brachten ihm nicht nur Erfolg und Geld, sondern auch Ruhe und Frieden in seinem Bezirk. Natürlich florierten die illegalen Geschäfte noch, aber diese kleinen Deals fielen nicht weiter ins Gewicht und so entschieden sie gemeinsam, es dabei zu belassen. Lieber Ruhe, Ordnung und eine eiserne Hand in China Town, als Chaos, Mord und Totschlag.

„Wir müssen unser Augenmerk wieder auf China Town richten, herausfinden, wer der Triadenboss aus Central City ist, wie er heißt, wo er wohnt, wer seine Handlanger sind.“ Es war wie immer, Bruce traf die Entscheidungen. „Tim, sprich mit Chan, vielleicht kann er dir schon mehr sagen.“

Sein Einverständnis bekundend nickte Red Robin. Chan und ihn verband eine Freundschaft, auch wenn der junge Chinese, bis heute nicht erfuhr, wer sich hinter der Maske verbarg. Tim war es gewesen, der vor sieben Jahren Chan das Leben rettete, als dieser in die Schusslinie, zwischen den vier sich bekriegenden chinesischen Gangs, geriet. Chans Eltern, damals die Inhaber von beinah allen kleinen Lebensmittelläden in China Town, waren zwischen die Fronten geraten. Sie lehnten sich gegen die Schutzgelderpressungen auf, was zur Folge hatte, dass ihre Läden verwüstet oder gleich in Brand gesteckt wurden. Erst durch Quan, durfte Chans Familie wieder in Frieden leben und mit Hilfe eines unbekannten Gönners, schafften sie es, ihre kleine Lebensmittelkette wieder aufzubauen.

„Richard, du...“ Bruce unterbrach sich, als er Nightwings hochgezogene Augenbrauen bemerkte. „Dreh einfach Extrarunden!“

Innerlich triumphierend nickte der erste Partner Batmans. Es war das erste mal, dass Bruce ihm nicht wirklich vorschrieb, was sein Part sein würde. Er überließ es ihm, wann er und wo er in China Town agierte.

„Tim, Chan und du spielt doch Pai Gow?“, wandte der dunkelhaarige Mann seine Aufmerksamkeit wieder auf Red Robin.

„Wenn es die Zeit erlaubt“, bestätigte der jüngere.

„Könnte er dich ins Spiel bringen?“

„Sieht mir ganz nach einem Job für Alvin Draper aus“, grinste Timothy zufrieden. Beinah wirkte es so, als würde er sich darüber freuen, mal wieder als Alvin inkognito zu ermitteln und so kam es, dass an diesem Abend Nightwing seine ersten Runden in China Town drehte und ein wachsames Auge auf Red Robin hatte, der sich mit Chan traf, um das Passwort für den heutigen Spieleabend im 'Sieben Köstlichkeiten' zu erfahren.

Nur kurze Zeit später kam Tims Auftritt als Alvin Draper, der in Turnschuhen, mit Bluejeans, T-Shirt und kariertem Hemd darüber, aussah, wie der junge Mann, der sein Glück im Spiel suchte. Mit Ohrringen, einem Nasenpiercing und längerem Haar, das ihm frech ins Gesicht fiel, würde niemand auf die Idee kommen, einen Mann aus reichem Hause vor sich zu haben. Die braunen Kontaktlinsen, komplettierten seine Verkleidung.

„Ich glaube ich krieche morgen früh mal als Alvin zu Ariana ins Bett“, lachte Tim leise, als er das Restaurant betrat.

„Wenn sie den Schock ihres Lebens bekommen soll, dann tu das. Obwohl, so ein kleines Rollenspiel...“, kommentierte Nightwing, der auf dem Dach gegenüber Stellung bezogen hatte. Er würde den ganzen Abend und auch die Nacht über im Kontakt mit seinem Bruder stehen, ebenso wie Bruce, der dank Mikrokamera, alles in der Bathöhle verfolgen konnte.

Ohne aufgehalten zu werden, schaffte Tim es, in der Gestalt von Alvin Draper, dass Restaurant zu durchqueren, vorbei an den runden Tischen, an denen nicht nur Bewohner von China Town Platz gefunden hatten und aßen, sondern auch einige andere Einwohner Gothams, die die chinesische Küche bevorzugten.

Vor der Tür, mit der Aufschrift 'Staff' atmete Tim noch einmal tief durch. Falls der jüngere nervös sein sollte, so ließ er es sich nicht anmerken. Resolut öffnete er die Tür, betrat den dunklen Gang dahinter und schaute sich um, nachdem, dank Bewegungsmelder, die trüben Deckenlampen aufleuchteten.

Links und rechts des Ganges zweigten Türen ab, einfache, weiße Holztüren, sechs Stück an der Zahl, die siebente Tür, direkt vor ihm, am anderen Ende des Flures, schimmerte grau, eine Eisentür. Recht und links davon wurde die Tür von zwei bulligen, glatzköpfigen Chinesen, mit breiten Gesichtern, die an Pfannkuchen erinnerten, eingerahmt. An diesen beiden musst er irgendwie vorbeikommen. Mit einem Grinsen im Gesicht nickt er ihnen zu, ging zielstrebig weiter und sagte, eben gerade so für die Türsteher vernehmbar, das Passwort des Abends.

Leise sprach der rechte der Türsteher in ein kleines Mikrofon, das er am Revers trug. Ein leises Brummen und die Tür, die sich anscheinend nur aus dem Inneren, des dahinter befindlichen Raumes, öffnen ließ, schwang auf.

„Danke“, lachte Alvin Draper die beiden Chinesen an. „Drückt mir die Daumen, Jungs! Ich werde das Gefühl nicht los, dass das heute mein Abend ist.“

Hinter der schwere Feuerschutztür erwartete Timothy eine andere Welt. Aufmerksam, damit auch Bruce alle Kleinigkeiten wahrnehmen konnte, ließ er den Blick schweifen. Zehn Tische mit je neun Sitzmöglichkeiten, acht Stühle für die Spieler und einer für den Spielleiter, verteilten sich in dem fensterlosen Raum. Beinah alle Spieltische schienen vollständig besetzt zu sein, teilweise mit gemischtem Publikum. Drei Tische allerdings waren für ein rein asiatisches Publikum bestimmt. Wie es schien gehörte Tim zu dem jüngeren Publikum. Wenn er das Durchschnittsalter errechnen müsste, käme er bei einem Alter um die Fünfzig raus.

In den etwas dunkleren Ecken des Raumes, entdeckte Red Robin sechs weitere Männer, die er zum Sicherheitspersonal, oder besser gesagt, Schlägertrupp des Betreibers zählte. Der große schlanke Chinese in dem schwarzen Anzug, mit der auffällig roten Krawatte, der mit verschränkten Händen auf dem Rücken, seine Runden drehte, schien Chans Cousin Fong, der Chef zu sein.

Aufmerksam und neugierig durchquerte Alvin das geheime Spielzimmer einmal, ehe er sich für einen der gemischten Spieltische entschied. Erst mal reinschnuppern, dann konnte er immer noch an einen anderen Tisch, mit mehr Chinesen, wechseln. „Darf man noch mit einsteigen?“

Nickend bekundete der Spielleiter sein Einverständnis und wies ihm den einzigen freien Stuhl zu.

Wie jeder Spieltisch, war auch dieser mit grünem Funktionstextil bezogen. Direkt in der Mitte des Tisches, also über Tim, war ein Strahler angebracht, der den Tisch ordentlich ausleuchtete, damit man ohne Probleme seine Dominosteine erkennen konnte.

Alvin vertiefte sich in sein Spiel, mal verlor er, mal gewann er. Nebenbei lauschte er den Gesprächen, aber niemand der Anwesenden schien Kenntnis davon zu haben, dass ein neuer Triadenboss aus Central City versuchte die Macht in China Town zu übernehmen. Ein Besuch würde nicht ausreichen. Irgendwie musste Tim sich Zugang zu den anderen Spielhallen verschaffen und so setzte er am Ende alles auf eine Karte und gewann.

Bevor er am frühen Morgen das Hinterzimmer verließ, erkundigte er sich bei einem der Türsteher, ob er nicht irgendwo in China Town um größere Einsätze spielen könnte und tatsächlich, erhielt er eine Visitenkarte. Goldener Drache stand darauf, dazu eine Adresse und eine Telefonummer. Das war doch schon mal ein kleiner Fortschritt.

Als Tim hinaus in die klirrende Nachtluft trat, glitt sein Blick zu dem Dach gegenüber. Von Nightwing war nichts zu sehen, dafür zu hören: „Wurde Zeit das du kommst! Ich dachte schon, ich muss mir einen Schlafsack organisieren und hier oben nächtigen.“

Leise lachend wand Tim sich Richtung Osten. Dort hatte er einen alten, unauffälligen 3er Golf geparkt. „Wir sehen uns zu Hause...“

Nightwing streckte sich, verließ das Dach und eilte ungesehen zu Tims Redbird. Dankbar dafür, dass er sich für diesen Wagen und nicht für sein Bike entschieden hatte, stieg Richard ein und schaltete als erstes die Heizung ein, bevor er sich auf den Weg nach Wayne Manor machte, um mit Tim und Bruce ihre nächsten Schritte zu besprechen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryukin
2016-10-03T17:01:16+00:00 03.10.2016 19:01
Knackiges Kapitel. Bin gespannt, was im goldenen Drachen vor sich geht.
Antwort von:  Grayson
04.10.2016 07:17
knackig *g*, gefällt mir... endlich mal was zu tun für die Jungs, nicht wahr...


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