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Nicht dein Leben...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wenn ich bei meinen Geschichten an einer Stelle hängen bleibe und einfach nicht weiß, wie ich den Übergang, den Pausenfüller (wie die Szene mit Johnny, Lian und dem Schneemann), zu der nächsten wichtigsten Szene schreiben soll, dann überlege ich mir, was meine Protagonisten vor Beginn der Geschichte so getan haben könnten. Es ist mir wichtig im Fluss zu bleiben, den Kontakt zu meiner Story nicht zu verlieren. Dabei entstehen ab und zu interessante Kurzgeschichten, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Ich werde sie einfach hochladen, ohne das sie sortiert sind. Sie bekommen einfach eine Minus-Zählung und ich setze sie in eckige Klammern, damit ihr sie erkennt. Tut mir leid, wenn es heute keine wirkliche Fortsetzung gibt. Aber ich hoffe, ihr findet trotzdem Gefallen an diesem Rückblick... Komplett anzeigen

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[-1. Buttercremetorte und eine Rosine]

-1. Buttercremetorte und eine Rosine
 

In seinem Laufschritt langsamer werdend, verließ Richard die breite Hauptstraße und bog in die Seitenstraße ein, in der er wohnte. Es war später geworden, als geplant, beinah schon 21:00 Uhr. Es verwunderte ihn nicht weiter, durch die seit Tagen herrschende Hitzewelle, musste er öfter als sonst eine Laufpause einlegen, um sich an einem der Truckstops mit neuem Wasser einzudecken. Die zwei Flaschen die er an seinem Trinkgürtel mitführte reichten an so einem Tag einfach nicht aus.

Gerade als er an ihrem Nachbarhaus vorbeilief, entdeckte ihn Jenny.

„Richard?“, rief die blonde Frau, die die noch kleinen Sträucher, an der Auffahrt zu ihrer Garage, goss.

„Hallo Jenny“, grüßte der dunkelhaarige Mann die Mutter von Johnnys bestem Freund Nicky.

„Kannst du bitte Barbara ausrichten, dass Johnnys Einladung für seinen sechsten Geburtstag angekommen ist. Nicky freut sich schon sehr darauf.“

„Mach ich“, antwortete der Richard, noch immer langsam auf der Stelle laufend.

„Was können wir Johnny schenken?“ Jenny stellte die Gießkanne beiseite und kam die Auffahrt hochgelaufen.

„Nichts“, lachte er. „Johnny wird schon genug verwöhnt. Nein, mal im ernst, frag Barbara. Nicky soll auf alle Fälle gute Laune mitbringen.“

„Gut, dann spreche ich mit ihr. Grüß sie von mir.“ Jenny winkte und wandte sich wieder ihrer Gartenarbeit zu.

„Schönen Abend noch!“ Langsam lief er weiter, dabei drehten sich seine Gedanken nur noch darum, wie er in den Pool hüpfen würde, um ein paar Runden zu schwimmen. Danach würde er sich mit einem eiskalten Bier auf die Veranda verziehen und den freien Abend genießen. Es war Batmans und Red Robins Nacht, nicht Batgirls und seine.

Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Stirn. Es war nicht gerade ein Spaß bei beinah 100 °F (ca. 37 °C) Laufen zu gehen, aber was sein musste, musste sein. Die Kriminellen der Stadt fragten schließlich auch nicht danach, ob ihnen die Hitze zusagte oder nicht.

Verschwitzt, aber innerlich total aufgeräumt, öffnete er nur Sekunden später die Haustür. Schon im Flur vernahm er die typischen Spielekonsolengeräusche und dazwischen die Anweisungen seines Sohnes: „Nein, du musst die Peitsche nehmen und den Stein zu dir ziehen.“

Mitten im Raum ließ Richard seine Laufschuhe stehen, betrat danach das Wohnzimmer und blickte auf seinen Sohn, der ganz alleine mit angezogenen Beinen, vertieft in sein Spiel, auf dem Sofa saß. Lächelnd beobachtete der Mann den Jungen, der um diese Zeit eigentlich schon längst im Bett liegen müsste.

„Johnny?“, sprach er ihn an. Der Fünfjährige blickte nicht auf, sondern betätigte aufgeregt mit dem Daumen die Aktionstaste auf dem Controller.

„Johnny!“ Noch einmal versuchte es der Vater und trat näher.

„Gleich“, kam die Antwort. Erst wirkte es so, als würde Johnny ihn ignorieren, drückte dann aber doch die Pausentaste und schaute auf.

„Dein Headset, bitte!“ Die offene Hand hinhaltend, bekam Richard die Kopfhörer und setzte sie auf. „Tim?“

„Bin da...“, erklang die vertraute Stimme seines Bruders.

„Ihr habt die Zeit vergessen. Nur noch dieses Level zu Ende spielen. Johnny gehört ins Bett!“ Grinsend, da Richard ahnte, dass Timothy in der kühlen Bathöhle, vor einem der großen Bildschirme saß, sprach er weiter: „Und du hast, soweit ich weiß, auch noch einen Job zu erledigen.“

„Alles klar, Chef“, lachte es am anderen Ende der Leitung.

Richard reichte seinem Sohn das Headset zurück, bevor er es jedoch freigab, blickte er in Johnnys blaue Augen und wiederholte: „Nur dieses Level, verstanden?“

Johnny nickte, zum Glück wusste sein Vater nicht, das sie mit diesem Level eben erst begonnen hatten.

„Danach Zähne putzen und ab ins Bett.“

„Versprochen, Daddy.“

Mit den Fingern wuschelte Richard Johnny durch das Haar. „Wo ist deine Mom?“

„Wollte baden gehen“, murmelte der Junge, setzte dabei die Kopfhörer wieder auf und vertiefte sich in sein Spiel.

Seufzend legte Richard seinen MP3-Player und die Kopfhörer auf den Couchtisch, bevor er sich in die Küche begab. Er stellte die Trinkflaschen in die Spüle, öffnete den Kühlschrank und entnahm diesen ein isotonisches Getränk. Schmeckte nicht wirklich das Zeug, aber es sollte ja gut tun.

Dank der Klimaanlage herrschten in ihrem Haus erträgliche Temperaturen. Weshalb Johnny wohl auch vor dem Fernseher saß und lieber mit Tim zockte, als Draußen zu spielen. In Gedanken sah Richard sich schon im mit Barbara im Pool. Er musste nur ins Schlafzimmer hochgehen, aus den Trainingsklamotten raus und in die Badehose schlüpfen. Nichts würde ihn von seiner Abkühlung fernhalten können.

Halb leer stellte er die Flasche zurück in den Kühlschrank, dabei fiel sein Blick auf zwei abgedeckte Stücke einer Buttercremetorte, die neben der Reste der Lasagne standen. Schokoladenbuttercremetorte? Er konnte sich nicht daran erinnern, wann es diese Art von Kuchen das letzte mal bei ihnen gegeben hatte. Er zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte ja eine Kollegin von Barbara ihre Geburtstagsrunde in der Bibliothek gegeben und seine Frau hatte die Torte für Johnny und Nicky mitgebracht.

Auf dem Weg nach oben kam ihm Jason entgegen getrottet. Selbst ihrem Golden Retriever schien es draußen zu heiß zu sein. Er hatte auf den kühlen Fliesen unter der Treppe gelegen und schaute ihn nun neugierig an. Richard hockte sich vor seinen Hund, kraulte ihn sanft und erklärte: „Ich weiß, du wärst gerne mitgekommen, aber du bist nun ein älterer Herr, du hättest die 10 Meilen nicht mehr durchgehalten.“

Ein leises Wuff antwortete ihn, dann trollte sich der Hund und verzog sich wieder unter die Treppe.

Im Schlafzimmer angekommen, zog Richard die Tür zum Kleiderschrank auf. Irgendwo mussten die Badesachen doch liegen? Was solls, dachte er. Sie waren alleine und der Pool befand sich auf der Rückseite des Hause. Niemand konnte sie sehen, außerdem färbte der Himmel sich draußen schon in ein dunkelblaues Grau. Die Handtücher befanden sich im Bad und als er sich diesem näherte, stutze er. Gedämpft drang Musik an seine Ohren. Baden, hatte Johnny geantwortet, als er ihn fragte, wo sich seine Mutter befand.

Seine Frau schwamm also nicht im Pool, sondern zog ihre Bahnen durch die Wanne. Grinsend, da er damit nun wirklich nicht gerechnet hatte, öffnete er die Badezimmertüre leise und blickte auf sein Batgirl, das entspannt, mit einem Buch in den Händen, ein Schaumbad nahm.

„Dir war es draußen wohl nicht heiß genug?“, lachte er, trat ein und setzte sich zu ihr auf den Wannenrand. „Gotham ächzt unter tropischen Temperaturen und du gönnst dir eine heiße Wanne?“

„Mir war danach.“ Lächelnd klappte Barbara ihr Buch zu, legte es zur Seite und rutschte zu ihrem Mann. Sie strich sich feuchte Haarsträhnen aus der Stirn, reckte sich ein Stück und wisperte gegen seine Lippen: „Du wirst mich in den nächsten Monaten ziemlich häufig in der Wanne vorfinden.“

„Ah ja...“ Er ließ eine Hand in das warme Wasser gleiten. Zärtlich strichen seine Finger über ihr Knie, ihren Oberschenkel und wieder zurück. Es war nichts besonderes. Seine Frau ging gerne baden. Ewig konnte sie in der warmen Wanne liegen, dabei ein spannendes Buch in der Hand und ein Glas Wein dazu, zwar eher im Winter, als im Sommer, da zog sie eigentlich den Pool vor, vor allen Dingen, wenn eine Hitzewelle über der Stadt lag. Apropos Wein? Suchend schaute er sich um. Nein, da stand kein Glas mit Rotwein, aber ein Saftglas. War das Pfirsichsaft? Plötzlich jagten sich hinter seiner Stirn die Gedanken. Eine heiße Wanne im Sommer, kein Wein, dafür Pfirsichsaft und im Kühlschrank Buttercremetorte. Ganz tief in ihm regte sich etwas. Er kannte diese Anzeichen, hatte sie schon einmal bei seiner Frau beobachten können, damals, als sie mit Johnny schwanger war. War es möglich? Konnte es sein?

Barbara hatte sich wieder in dem warme Wasser zurück gelehnt. Neugierig glitt sein Blick über den wohldefinierten Körper, der Frau, die er über alles liebte. Wie zum Schutz lagen ihre Hände auf ihrem Bauch und endlich verstand er.

„Ist es das, was ich denke?“ Seine Finger gesellten sich zu ihren, strichen sacht über die warme, weiche Haut.

„Ich war heute bei meiner Ärztin“, bestätigte sein Rotschopf. Ihre Wangen glühten. Ihre Augen funkelten und nun, da er es wusste, konnte er das unglaubliche Strahlen auf ihrem Gesicht erkennen. Sie nickte zu dem Regal, auf dem sie ihre Handtücher aufbewahrten.

Tausende Schmetterlinge schienen in seinem Magen aufzuflattern. Er erhob sich, trocknete die Hände ab und griff dann nach dem Umschlag, der auf dem obersten Handtuch lag. Seine Finger zitterten, als er den Umschlag öffnete. Ein schwarzweißes Bild fiel ihm in die Hände. Sekundenlang starrte er einfach nur auf den winzigen dunklen Fleck in der Mitte des Bildes, unfähig etwas zu sagen oder sich zu rühren.

„Ich habe nicht mehr damit gerechnet“, erklärte Barbara.

Vorsichtig, als würde das Photo aus hauchdünnem zerbrechlichem Glas bestehen, schob Richard es wieder in den Umschlag. In Zeitlupe drehte er sich zu seiner Frau, bedachte sie mit einem so warmen Blick, dass ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. „Eigentlich wollte ich ein paar Bahnen im Pool schwimmen und mich abkühlen.“ Nachdenklich, aber überglücklich kratzte er sich an der Schläfe. „Aber ich glaube, die Wanne tut es auch.“ Er dachte nicht weiter darüber nach, was er tat. Er ließ seinen Gefühlen einfach freien Lauf und stieg so wie er war zu der werdenden Mutter in das warme Wasser. Fest zog er sie für einen Kuss an sich. Atemlos wisperte er später gegen ihre Lippen: „Bald zu viert...“

Und nun, da er von ihrer Schwangerschaft wusste, nahm er auch all die kleinen Veränderungen an ihr wahr. Seine Finger glitten durch ihr Haar, über ihre Schultern, hinab zu ihrem Bauch. Flach legten sich seine Hände darauf.

„Ihr werdet zu dritt klarkommen müssen. Batgirl geht in den Mutterschutz und danach ins Babyjahr.“ Vorsichtig drehte sie sich um, lehnte sich gegen seine Brust und zog die Hände wieder auf ihren Bauch.

„Wir werden klarkommen...“ Er verteilte federleichte Küsse auf ihrem Hals. Seit Monaten hatten sie das Thema Nachwuchs nicht mehr erwähnt. Richard hatte sich schon beinah mit der Tatsache abgefunden, dass es bei Johnny bleiben würde. Schon immer waren sie sich bei dem Thema Kinder einig gewesen. Sie beide wollten eines, mindestens zwei und überließen es ihrem Glück oder Geschick, je nachdem, von welchen Standpunkt aus, man es betrachtete und so verzichteten sie von Anfang an auf Verhütung, bis heute. Johnny schien schon ein Wunder gewesen zu sein, denn er ließ etwas über drei Jahre auf sich warten.

„Wann?“, erkundigte er sich leise.

„Der errechnete Termin ist der 5. Februar.“

„Ich muss noch sieben Monate warten? Wie soll ich das aushalten?“ Die blauen Augen schließend, gab sich Richard der Nähe hin. Unvorstellbar gerade saßen sie zu dritt in der Wanne.

„So wie ich auch“, lachte Barbara leise. „Ich hab es nicht mal bemerkt und war total geplättet, als Dr. Westerman es mir mitteilte und mir klar wurde, dass du doch noch einen Volltreffer gelandet hast, wie man so schön sagt. Und das nach all den Jahren und unzähligen Versuchen.“

„Unser Sex ist dir hoffentlich nicht nur als Versuch im Kopf hängen geblieben?“ Unaufhörlich glitten seine Finger immer noch über ihre Haut, berührten sie verlangend.

„Natürlich nicht.“ Sie fing die vorwitzigen Finger ihres Mannes ein. „Ich wusste schon gar nicht mehr, was ich Dr. Westerman antworten sollte, wenn sie sich nach Stressfaktoren erkundigte. Was hätte ich ihr antworten sollen: Ach wissen sie Dr. Wetserman, ich bin Batgirl. Ich bekomme zu wenig Schlaf. Ich bringe böse Jungs ins Gefängnis und muss ab und zu mal tüchtig einstecken und ehe sie weiter fragen, mein Mann ist Nightwing. An manchen Tagen sind wir so müde und fertig, dass wir mit keiner Silbe mehr an Sex denken, sondern einfach nur nebeneinander einschlafen?“

„Eher nicht“, murmlete Richard , griff nach dem Naturschwamm, tauchte ihn unter Wasser und ließ ihn sanft über ihre Schultern gleiten.

„Mir blieb als Ausrede immer nur der Job und der natürliche Stress, den ein Haushalt, ein Sohn, ein Hund und ein Mann so mit sich bringen.“ Unter den zärtlichen Berührungen fiel endlich die Anspannung von ihr.

„Wir müssen es ihnen sagen.“ Richard musste die Namen nicht aussprechen. Seine Frau wusste wen er meinte und nickte.

„Ich hab schon mit Alfred gesprochen...“

„Du hast was?“, unterbrach er sie. Nein, es konnte doch nicht sein, dass Alfred eher von ihrer Schwangerschaft erfuhr, als er. Immerhin war er ja mehr als genug daran beteiligt.

„Nicht was du denkst. Ich hab uns zum Kaffee eingeladen.“

„Dann ist gut. Sonst hätte ich dir jetzt die Leviten lesen müssen. Mal ehrlich, den Butler vor dem Vater von dem Kind zu erzählen...“ Wieder glitten seine Finger über ihren Bauch. „Wollen wir wissen ob aus unsere Rosine ein Junge oder ein Mädchen wird?“

„Rosine?“, seufzte Barbara leise, als seine Finger tiefer glitten.

„Auf dem Ultraschallbild hab ich nur eine Rosine erkannt“, neckte Richard seine Frau. „Und einen Arbeitstitel benötigen wir doch: Rosinchen.“

Verlangend schob sie seine Hände zwischen ihre Beine. „Dann bleibt es bei Rosinchen, bis zur Geburt...“
 

Ende

Mai 2016



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryukin
2016-09-11T16:48:13+00:00 11.09.2016 18:48
Echt niedlich beschrieben. Total liebevoll! So wünscht sich das eine Frau! Richard ist zu gut für diese Welt.
Antwort von:  Grayson
12.09.2016 07:14
Ist er echt zu gut für diese Welt? Ich hab mir Mühe gegeben, die Situation einzufangen... Scheint mir ja irgendwie gelungen zu sein...


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