Nicht dein Leben... von Grayson ================================================================================ 11. --- Wie ein Stein schlief Richard, ohne einen einzigen Traum, bis zur Mittagszeit durch. Er verspürte keinerlei Lust aufzustehen und so blieb er liegen - alleine, wie beinah jeden Tag in den letzten Jahren. Schon lange war die Epoche beendet, in der er morgens neben seinem Batgirl erwachte. Seit Johnny zu ihrem Leben gehörte und erst Recht, seit dem Barbara zum zweiten Mal schwanger war, fand er die andere Hälfte des Bettes kalt und verwaist vor. Ab und zu sehnte er sich nach der Freiheit zurück, die mit ihrem Sohn verloren ging. Jedoch hielt die Sehnsucht nie lange vor, dafür liebte er seinen Sohn einfach zu sehr. Obwohl, gerade jetzt hätte er nichts dagegen sich anständig mit seiner Frau durch die Laken zu wühlen. Stille hüllte ihn ein, was ihn im ersten Moment zwar verwunderte, aber ganz sicher nicht weiter störte. Sich tief in die warme Decke kuschelnd, schloss er die Augen, suchte tief in sich nach den wundervollen Erinnerungen, wenn er und Barbara einfach im Bett liegen blieben, den Tag eng umschlungen verbrachten oder gemeinsam im Bett frühstückten. Lange waren ihm die wertvollen Augenblicke jedoch nicht vergönnt, da die Ereignisse der Nacht zurückkehrten und somit auch die Begegnung mit Jason Todd. Er musste die Wahrheit erfahren. Die Neugierde quälte ihn und so fand er mehr recht als schlecht, den Weg aus dem Bett. Unter den warmen Strahlen der Dusche erwachten seine Lebensgeister zu neuem Leben und sorgten für ein wenig Ordnung in dem Chaos seiner Gedanken, die immer wieder um den selben Punkt kreisten, um Jason Todd und die Tatsache, dass dieser so einiges über sie wusste und zu ihrer Familie gehören sollte. In dem großen begehbaren Kleiderschrank suchte er nach frischen Sachen, Jeans, Shirt und ein Hoodie sollten genügen. Bevor er sich jedoch nach unten begab, griff er nach seinem Smartphone, das wie immer auf seinem Nachttisch lag und klingelte bei Tim durch, der ihm ohne groß drumherum zureden bestätigte, was er längst ahnte. Der DNA-Abgleich ergab eine Übereinstimmung von 100 %. Red Hood war oder ist der verstorbene Jason Todd. Energisch schüttelte er den Kopf. Nein, dieser Tag gehörte Richard Grayson, nicht Nightwing, der Superheld würde an diesem Tag nichts zu melden haben. Er bekam einfach Berufsverbot. Der Silvestertag lag vor ihm. Das Jahr 2015, mit all seinen Höhen und Tiefen, würde enden und morgen ein neues Jahr beginnen. Alles was heute für ihn zählte, war seine Familie - Johnny und Barbara. Jason Todd, dessen alter Ego Red Hood und die Sache mit den Zeitlinien konnten getrost noch zwei Tage warten. Und falls wirklich ein Notfall eintreten sollte, dann stand Nightwing auf Abruf bereit. Nun hieß es erst einmal die kleine Party für heute Abend vorzubereiten. Viele würden sie nicht sein, mit den Kindern zu neunt. Die Mitternachtssnacks waren bestellt. Ariana wollte sich darum kümmern und liefern lassen. Es stellte sich tatsächlich als praktisch heraus, wenn ein Teil der Familie in dem Restaurant der Stadt arbeitet. Wenn Tims Verlobte sich weiterhin so ins Zeug legte, dann könnte sie die jüngste Sterneköchin in Gotham werden. Viel vorbereiten mussten sie nicht, trotzdem wollte er die Arbeit nicht alleine Barbara überlassen. Eine Stunde, nur eine Stunde, rief eine kleine leise, aber energische Stimme in ihm und wieder, nur eine Stunde. Er schaffte es nicht, bekam keine Ruhe in seine wirbelnden, sich immer wieder um die selbe Sache drehenden Gedanken. Vielleicht hatte Tim ja doch noch etwas herausgefunden, etwas das ihnen in Sachen Jason Todd weiterhalf. Leise begab er sich nach unten, noch immer verwundert über die Stille, in der das Haus lag. Er vernahm nicht den kleinsten Laut. Waren etwa alle ausgeflogen? Von Johnny, Lian und Jason keine Spur. Bei dem Namen Jason, stolperte er wieder über seine eigenen Überlegungen. Jason, dieser Name war der erste gewesen, der ihm einfiel, als er seinen Hund als Welpe fand. Nie hatte er einen Gedanken daran verschwendet, wieso er den Golden Retriever Jason nannte. Also, wieso ausgerechnet dieser Name? War es wirklich nur ein Zufall gewesen oder hatte ihm damals vielleicht doch ein Riss im Zeitgefüge den Namen diktiert? Auf Zehenspitzen näherte er sich dem Sofa, auf dem Barbara schlief. Neben ihr auf dem Boden lag ein dicker Wälzer, über den sie anscheinend eingeschlafen war. Er hob das Buch auf, klappte es zu und legte es auf den Couchtisch, ehe er sich vor das Sofa hockte und sanft die Finger durch das rote Haar seiner Frau gleiten ließ. „Morgen, Schatz“, lächelte er, als sie die Augen öffnete und ihn ansah. „Wo sind Johnny und Lian?“ „Bei Nicky“, antwortete die werdende Mutter und setzte sich auf. „Ausgeschlafen?“ „Ich schon, aber du anscheinend nicht.“ Richard warf einen Blick auf seine Uhr. „Ich muss noch mal los. Gegen 15:00 Uhr bin ich bestimmt zurück.“ Nickend bekundete Barbara ihr Einverständnis. „Ihr habt einen neuen Fall?“ „Nichts gefährliches. Ich muss etwas überprüfen und mit Tim besprechen.“ „Ist in Ordnung. Jenny kommt nachher rüber um mir zu helfen. Für wann haben sich Dean und Emily angekündigt.“ „Deans Schicht ist gegen 19:00 Uhr zu ende, danach wollten sie herkommen. Rechne so mit 20:00 Uhr.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, als sie nach seinen Fingern griff. „Wenn du schon mal dort bist, kannst du versuchen zwei Flaschen Wein aus Bruce gut gefüllten Weinkeller zu entwenden?“ Sanft drückte er ihre Hand, bevor er Richtung Haustür ging, wo er den Wagenschlüssel an sich nahm, in Schuhe schlüpfte und eine Jacke überzog.. „Ich gebe mein Bestes. Lies noch ein wenig und genieß die Ruhe!“ „Was ist mit Frühstück?“, rief Barbara ihm noch nach, aber Richard hörte sie schon nicht mehr. *** Im Gegensatz zum 25. Dezember herrschte auf den Straßen reger Betrieb und da Richard sich an die geltenden Verkehrsregeln hielt, benötigte er länger, als geplant. Dennoch erreichte er irgendwann, trotz zähflüssigen Verkehr, Wayne Manor. „Richard, ich habe heute gar nicht mit dir gerechnet“, begrüßte ihn Alfred, als er die Höhle betrat, in der er Tim und Bruce vermutete. „Ich habe auch nicht viel Zeit“, lachte der dunkelhaarige Mann und ging tiefer hinein, in ihre geheime Operationsbasis. Niemand zu sehen, aber auf der Platte des großen Beratungstisches standen eine Kanne Tee, die dazugehörigen Gläser und eine Schüssel mit selbstgebackenen Keksen, bei denen Richard sich erst mal bediente. Hungrig biss er ab. Alfreds Schokosplitter-Cookies waren die besten der Welt, aber sie zeigten ihm auch deutlich, dass er noch nichts zu sich genommen hatte, denn nach den ersten Bissen, meldete sich deutlich knurrend sein Magen. „Ist Tim da?“ „Im Trainingsraum“, antwortet Alfred, während er kopfschüttelnd auf Richard blickte, der nach seinem dritten Keks griff. „Soll ich dir etwas zu Essen machen?“ Zustimmend nickend bekundete Johnnys Vater seine Zustimmung. „Meine Mahnungen, dass du das Haus nicht ohne etwas Gesundes im Magen verlassen sollst, haben nie etwas bewirkt und eine Frau im Haus scheint an dieser ungesunden Angewohnheit auch nichts mehr ändern zu können.“ Die Schultern zuckend erklärte Richard grinsend: „Dafür konnte ich ausschlafen.“ „Ich sehe mal nach, was der Kühlschrank hergibt. Wenn du Glück hast, dann stehen noch Reste aus dem 'San Sebastian' drinnen.“ Alfred zwinkerte Richard zu und zog sich leise zurück. „Ich dank dir, Alfred.“ Bevor Richard sich jedoch Richtung Trainingsraum begab, griff er noch einmal in die Schüssel - Proviant für unterwegs. Neben dem Eingang, im diffusen Licht, blieb er stehen und blickte zu Tim, der anscheinend ein klein wenig lustlos Batarangs auf verschiedene Ziele warf, während Bruce auf einem Stuhl saß und ihn dabei mit Argusaugen beobachtete. Wurde wirklich Zeit für die OP. So langsam war ihr Adoptiv-Vater nicht mehr zu ertragen. Er war der Meinung, da er ausgefallen war, dass sie mehr Training denn je benötigten. Welch ein Glück für Richard, dass er nicht hier wohnte und eine Familie besaß, mit der er seine wenige Freizeit lieber verbrachte, als hier in der Höhle. Obwohl, so ab und zu mal wieder ein Trainingsprogramm mit Tim zu durchlaufen reizte ihn schon. Heute jedoch nicht. Er war gekommen um Neuigkeiten zu erfahren, außerdem erwartete Barbara ihn am frühen Nachmittag zurück. „Richard!“, grüßte Bruce, als er ihn bemerkte. „Hey!“, grinste Tim und ließ blind, da er sich seinem großen Bruder zu wandte, einen Batarang fliegen, der, wie nicht anders zu erwarten war, sein Ziel, eine gerade aus dem Boden hochschnellende, düstere Figur, traf. „Gibt es was neues?“ „In Sachen Jason Todd? Nein, nicht wirklich.“ Tim verließ seinen Standort, begab sich zu dem Rechner, der sich hier im Raum befand und schaltete das Programm ab. „Und im Mordfall Katie Miller auch nicht.“ Gemeinsam verließen sie den Trainingsraum. „Aber du kannst ja heute Abend mal bei Dean deine Fühler ausstrecken.“ Durstig griff der Jüngere nach dem abgekühlten Tee und schenkte sich ein. „Hatte ich sowieso vor“, bestätigte Richard und drehte sich zu Bruce um, der ihnen ein wenig langsamer gefolgt war. „Dein Knie?“ „Wird besser“, brummte der Milliardär. „Ich habe mir deine Aufzeichnungen von vergangener Nacht angesehen und die Daten noch einmal geprüft.“ Typisch für ihn, dachte Richard. Bruce konnte es einfach nicht sein lassen. Egal, was Tim oder er recherchierten oder ermittelten, Bruce musste es noch einmal gegenprüfen und das, obwohl er nie auf neue Ergebnisse stieß. Perfektion war alles, was für den Dunklen Ritter zählte. „Und?“ Die Arme vor der Brust verschränkend wartete Nightwing ab. Er bereute seine Entscheidung, damals aus Batmans Schatten getreten und sein eigener Herr geworden zu sein, bis heute nicht. Natürlich war es von Vorteil, wenn man jemanden besaß, an den man sich wenden konnte, aber immer nur das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass man immer noch der kleine Junge von damals war, konnte einen zermürben. Außerdem hatte er ja jemanden an seiner Seite - Batgirl. „Ich habe nichts anderes erfahren.“ Die dunkle, raue Stimme verlor etwas von ihrer Schärfe. Es war nicht mehr Batman der zu ihm sprach, sondern sein Freund, sein Partner, sein Vater. „Aber ich habe da vielleicht etwas.“ Timothy griff nach seinem Pad, rief dort eine Datei auf und legte diese auf einen der riesigen Bildschirme. „Red Hood erzählte etwas von Zeitlinien.“ Eine Linie mit einem Ende war auf dem Monitor zu erkennen. Mit einem gelben Laserpointer deutete Tim auf eben jene Markierung. „Hier befinden wir uns, noch im Jahr 2015.“ Nun zeigte der gelbe Lichtpunkt auf eine neu entstandene Markierung mit der Beschriftung 2003. „An diesem Tag starb Jason Todd und dennoch befindet er sich hier in unserer Zeit.“ Der Lichtpunkt wanderte wieder zurück zu seinem Ausgangspunkt. Leise lachte Richard auf. „Okay, Doc Brown, dann mach mal weiter!“ „Also, nehmen wir mal an, es gibt tatsächlich eine weitere Zeitlinie, die neben unserer existiert...“ Eine weitere Linie, parallel der ersten erschien. „Eine Zeitlinie in der Jason Todd noch lebt, dann hat der Aufstand dort im Gefängnis nie stattgefunden. Jason wurde also nie erschossen.“ „Wäre das nicht eher so etwas wie ein Paralleluniversum“, grübelte Richard und angelte nach einem weiteren Keks. „Nicht unbedingt. Ich glaube eher, es ist tatsächlich wie in dem Film 'Zurück in die Zukunft', McFly“, fuhr Tim, mit einer Anspielung auf die Charaktere des Erfolgsfilmes aus den 80ern, fort. „Jason meinte, er sei an Rewind und Repeat gebunden und die zwei springen in der Zeit hin und her. Angenommen die beiden Metawesen können dank ihrer Fähigkeiten tatsächlich durch die Zeit reisen, dann sind sie irgendwo vor dem Aufstand gewesen.“ Kreisend tanzte das Licht des Pointers um den Anfang der Linien. „Wenn die Zeitlinie von Red Hood die Echte sein sollte...“ Wie durch Geisterhand geschrieben, stand plötzlich gut leserlich der Name Jason Todd am Ende der unteren Linie. „... dann hat sich der der Verlauf der Geschichte, unsere Geschichte, wodurch auch immer, verändert. Nennen wir diesen Ausgangspunkt mal Punkt Null.“ Auf der unteren Gerade, vor der Markierung des Aufstandes, erschien eine neue Kennzeichnung und die Zahl 0. Von diesem Punkt aus zog sich nun eine rote Linie schräg nach oben zu ihrer eigenen Zeitleiste und Jasons Gerade verwandelte sich in eine gestrichelte Linie. Richard schluckte. „Willst du damit andeuten, dass unser Leben nicht real ist?“ „Unser Leben ist real, sehr real sogar. Es hat sich nur anders entwickelt, anders gestaltet. Vorkommnisse, die Jasons Zeit zu seiner Zeit machen, haben hier nie stattgefunden.“ Als würde ihn dies nicht sonderlich aufregen, zuckte Tim mit den Schultern. „Deswegen müssen wir nach ihm suchen“, brachte sich nun Bruce ein, der bisher schweigend zugehört hatte. „ Und mit ihm reden.“ „Er ist zu dir gekommen, Richard.“ Tims blaue Augen ruhten auf Nightwing, der ohne es zu registrieren, wie zum Schutz die Schultern ein wenig nach vorn gezogen hatte. „Er sagte, er sei ein Teil der Familie, nannte dich großer Bruder. Was wäre, wenn er in seiner Zeitlinie meinen Platz eingenommen hat? Nach mir hat er sich nicht erkundigt. Er fragte nur nach Bruce und Barbara. Zumindest würde es erklären, wieso er Batmans Symbol trägt.“ „Oder er ist einfach nur ein Spinner, der sich profilieren möchte.“ Der Gedanke das sein Leben, dieses Leben nicht das seine sein sollte, beunruhigte Richard. „Deswegen sollten wir unbedingt mit ihm sprechen. Er scheint ein gewisses Vertrauensverhältnis zu dir zu besitzen. Wenn jemand von uns mehr von ihm, über ihn erfährt, dann bist du derjenige.“ Nickend, um seine Vermutung zu bestätigen, füllte Tim sein unterdessen leeres Glas mit frischem Tee auf. „Aber, wenn er eigentlich gestorben ist, wie kann er dann hier sein? Hätte er nicht einfach verschwinden müssen?“ „Er kommt nur aus einer anderen Zeitlinie“, grübelte Red Robin weiter. „Er wurde in beiden Linien geboren.“ „Man, ich bekomme noch einen Knoten im Kopf.“ Erleichtert darüber, dass Alfred zurück in die Höhle kam und ihnen eine Auszeit schenkte, nahm Richard dem Butler den abgedeckten Teller ab. Verführerisch duftete es nach grünem Curry, grünem Spargel, Hühnchen und Reis. Ungeachtet dessen, was ihm im Moment alles durch den Kopf geisterte, ließ der erste Robin sich an dem Besprechungstisch nieder, nahm Löffel und Gabel entgegen und ließ es sich schmecken. „Angenommen dein Theorie stimmt, Tim und Jason gelingt es, das Chaos, das Rewind und Repeat verursacht haben, wieder in Ordnung zu bringen“, murmelte Richard kauend. „Dann kann es gut möglich sein, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hat.“ „Immer vorausgesetzt die Zeitebene aus der Jason kommt, ist die echte, die ursprüngliche.“ Red Robin setzte sich zu ihm und angelte über den Tisch hinweg nach einem Stück Hühnerfleisch. „Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass auch seine Zeitlinie schon manipuliert wurde.“ „Wir müssen also das Datum finden, an dem die ersten Veränderungen vorgenommen wurden?“ „Nein. Sie können mit jedem Zeitsprung noch weiter zurückgereist sein, soweit, bis sie das Ergebnis bekamen, das sie benötigten. Dorthin müssen wir, also zu dem Datum, das am weitesten in der Vergangenheit liegt.“ Seufzend legte Richard das Besteck zur Seite und sah zu Tim, der nun nach der Gabel griff und aß. „Und wie finden wir das heraus?“ Ihm war der Appetit vergangen. Fragend schaute er zu Bruce, der auf seinem bequemen Drehstuhl saß und grübelnd schwieg. Dumpfe Theorie. Nein, dies lag Richard nicht. Er packte lieber an, sammelte handfeste Beweise und begab sich bei Nacht auf die Jagd. Ja, damit kam er klar. Er benötigte etwas zum Anfassen, Dinge die er verändern oder analysieren konnte, aber nur erörtern und überlegen, dass schaffte ihn. „Wir können den Zeitpunkt finden. Wir müssen nur der dokumentierten Geschichte folgen. Irgendwann gab es einen Bruch. Wir werden es erkennen.“ Leise brachte Bruce sich nun doch noch ein. „Dann müssen wir die Metawesen dazu bringen, zu diesem Punkt zurückzukehren. Red Hoods Aufgabe ist es dann die Manipulation zu verhindern und wenn ihm dies gelingt, wird es dieses Gespräch tatsächlich nie gegeben haben.“ Noch während der Milliardär darüber sprach, suchte er im Netz nach seltsamen Vorkommnissen in den letzten einhundert Jahren. „Wir wissen nicht, wie unser Leben danach aussehen wird. Es gibt zu viele unbekannte Variablen in dieser offenen Rechnung.“ „Außer ich spreche mit Jason“, seufzte Richard. „Wenn er wieder auftaucht, dann sollten wir uns alle vier mit ihm unterhalten.“ „Denkst du es wäre im Moment gut Batgirl einzuweihen?“ Und verschwunden war Bruce Wayne. An seine Stelle war wieder Batman getreten mit tiefer Stimme und dem harten Ausdruck in den Augen, der es noch heute schaffte, Nightwing zu beunruhigen und dies obwohl er den Kinderschuhen seit Jahren entwachsen war. Richard ließ sich dies jedoch nie anmerken. Auch er hatte, über die Jahre hinweg, gelernt eine Maske aufzulegen, wenn diese von Nöten sein sollte und so widersprach er seinem ehemaligen Mentor: „Sie ist Batgirl und wird Batgirl bleiben. Nur, falls du es vergessen haben solltest. Sie ging oft genug mit uns durchs Feuer, stand an unserer Seite und kämpfte mit uns. Sie wurde beinah genauso oft verletzte, wie du, wie ich. Sie fing eine Kugel auf, die eigentlich für dich bestimmt war.“ Richard merkte,wie er sich gerade in Rage reden wollte. Er schluckte, atmete einmal durch und fuhr mit scharfen, keinen Widerspruch duldenden Ton fort: „Es betrifft sie genauso wie uns.“ Für den Bruchteil einer Sekunde, sah er das Mündungsfeuer in der Dunkelheit, sah wie Batgirl die Hände an die rechte Seite presste und zu Boden sank. Tim schien zu bemerken, welche Hölle gerade in Richard tobte, denn er legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und schlug leise vor: „Sprich erst mal alleine mit Jason. Er soll entscheiden, ob er uns allen gegenübertreten möchte, um Rede und Antwort zu stehen.“ Richards Finger legten sich dankbar auf Tims Hand, ehe er ihn ein wenig schief und noch immer aufgebracht anlächelte. „Barbara wartet auf mich.“ Er schob den Stuhl nach hinten, erhob sich und nickte Bruce zu: „Viel Spaß heute Abend.“ Bevor er die Höhle jedoch verließ, beugte er sich zu Red Robin hinab, der noch immer am Tisch saß und bat ihn: „Kann ich dich unter vier Augen sprechen?“ Nickend folgte Timothy seinem Adoptivbruder. Vor dem Anwesen angekommen, blieben sie neben dem Ford, den Richard nicht erst geparkt hatte, stehen. „Ich glaube Roy spürt es.“ „Roy?“ Die Stirn leicht gerunzelt, blickte Timothy fragend zu Richard, der sich nachdenklich mit den Fingern durch das dichte Haar fuhr. „Er ist nicht nur ins Reservat gefahren, um alte Freunde zu besuchen.“ Für einen Moment schloss Richard die Augen, als ihm die Tragweite, seiner Überlegungen der letzten Nacht, bewusst wurde. „Zu Weihnachten erzählte Roy mir, dass er wirres Zeug träumt, von seltsamen Ereignissen, die sich wie Erinnerungen anfühlen. Er ist ins Reservat gefahren, um herauszufinden, woher die Träume kommen und was sie bedeuten. Ich denke, seine Träume, beinhalten unser eigentliches Leben.“ Timothy schwieg, gab Richard somit die Chance weiterzuerzählen. „Tim, das muss erst einmal unter uns bleiben. Ich habe Roy versprochen es niemandem gegenüber zu erwähnen, aber in Anbetracht der Ereignisse, solltest du es wissen.“ Fest sah Richard in die blauen Augen des Vertrauten. Mit einem unauffälligen Nicken bestätigte Tim seine Verschwiegenheit. „Was träumt er? „Von Alkohol, von Drogen. Im Traum ist er Heroin abhängig. Er sagte: ein Trip in einem Traum. Kannst du dir vorstellen, wie verwirrend das ist?“ Die Schultern zuckend fuhr Nightwing fort: „Ich bin wohl Anführer von einem Team, welches nur aus Superhelden besteht. Barbara und ich sind nicht verheiratet. Johnny wurde nie geboren, dafür soll ich was mit einer außerirdischen Prinzessin am Laufen haben.“ Wie schon damals bei ihm, zeichnete sich ein Grinsen auf Tims Gesicht ab. „Als er mir Weihnachten davon erzählte, dachte ich wirklich er ist überarbeitet und benötigt dringend eine Auszeit, aber mit dem heutigen Kenntnisstand betrachtete, scheint es mir eher, als würden Roys verrückte Träume auf Jasons Zeitlinie hindeuten. Falls dies tatsächlich der Fall sein sollte, dann weiß ich nicht, ob ich Red Hood tatsächlich helfen kann. Ich werde mit Sicherheit nicht das Leben meiner Familie aufs Spiel setzen.“ „Du solltest dringend mit Jason sprechen und mit Roy. Dann erst kannst du eine Entscheidung treffen, eine mit der du leben kannst.“ Sacht glitten Tims Finger über den Seitenspiegel des Wagens. „Dank dir.“ Richard zog den Jüngeren in eine kurze Umarmung. „Rutsch gut rüber, Kleiner! Wir sehen uns im nächsten Jahr und pass gut auf dich auf, heute Nacht.“ „Das werde ich. Um Punkt Mitternacht werde ich auf einem der höchsten Dächer stehen und die Aussicht auf das Feuerwerk genießen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)