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Nicht dein Leben...

von

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9.

Auf einen Angriff vorbereitet, wartete Nightwing erst einmal ab, was der Andere, der mit bewusst kleinen und langsamen Schritten auf ihn zukam, beabsichtigte. Immer mehr Details schälten sich aus der Dunkelheit, nicht nur das der Fremde eine rote Vollmaske trug, sondern auch die Tatsache, dass das Kostüm, das er trug, eine gewisse Ähnlichkeit mit Nightwings aufwies, genauso schwarz, ein ähnlicher Schnitt, beinah die selbe Verarbeitung des Stoffes, aber einen gravierenden Unterschied konnte Richard erkennen. Auf der Brust des Unbekannten prangte kein blaues Schwingensymbol, sondern der stilisierte Schatten einer roten Fledermaus. Batmans grauen Symbol gar nicht so unähnlich. Über dem Anzug trug der Mann eine geöffnete, schwarze Biker-Lederjacke. Die Hände steckten in schwarzen Handschuhen.

Die Augen ein wenig verengt, registrierte Nightwing, mit einem gewissen Unbehagen, dass der Unbekannte, im Gegensatz zum ihm, automatische Handfeuerwaffen trug, die rechts und links seines Körpers in den Holstern eines Waffengurtes steckten, darauf wartend, jederzeit gezogen zu werden.

Noch immer erschloss sich Richard die Situation nicht. Er konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, was der Andere von ihm wollte und wieso trug er dieses Kostüm? Wollte er einfach nur wie sie sein? Wollte er sich ihnen anschließen oder ihn auf die Probe stellen, ihn eventuell sogar verhöhnen? Und die wichtigste aller Fragen, die sich Nightwing im Augenblick stellte, war diese, woher kannte der vor ihm Stehende seinen Rufnamen aus seinen Kindertagen?

„Ganz egal, wann ich mich befinde, dein Lieblingsplatz in Gotham ist immer und zu jeder Zeit der Gleiche, hier auf diesem Haus, im Schatten des Aufzugschachtes.“ Der Mann mit der roten Maske verschränkte die Arme vor der Brust und blieb nur ein paar Schritte von Richard entfernt stehen. „Die Chance Nightwing hier anzutreffen, stehen überall bei achtzig Prozent.“

Schweigend, seinen eigenen Überlegungen folgend, blieb Richard ruhig, abwartend, was der Fremde als nächstes tun würde. Gefahr schien von ihm keine auszugehen. Hätte er Nightwing angreifen wollen, hätte er dies sicher schon längst getan oder diese Absicht kundgetan. Wieder fiel Richard das Symbol in die Augen. Wieso trug der Fremde es, aus Sympathie, als Zeichen, dass er sich ihnen zugehörig zählte.

„Ja, ich trage euer Symbol“, sprach der Fremde mit tiefen Timbre in der Stimme. „Denn es ist auch das meine. Ich bin ein Teil eurer Familie.“
 

***
 

Wer war der Fremde, der sich ihm nun wieder näherte und nur eine handbreit vor ihm stehen blieb. Nightwing konnte die Wärme, die der trainierte Körper vor ihm ausstrahlte, beinah spüren. Er roch das Aftershave des Fremden. Er kannte den Duft, hatte er doch noch selber vor etwa zwei Monaten diese Marke benutzt.

Drohte ihm nun von dem Fremden Gefahr oder nicht?

„Erkennst du den Anzug?“ Die Hände wieder sinken lassend, neigte der Mann vor Nightwing den Kopf ein wenig zur Seite. „Es ist einer deiner alten. Du hast ihn mir überlassen...“

Was erzählte der Typ da? Richard hatte nie einen seiner ausgedienten Anzüge weggeben, geschweige denn weggeworfen. Sie alle befanden sich sicher verwahrt in der Bathöhle.

„Wie geht es Bruce? Was macht sein Knie? Bei Barbara und dem Baby alles in Ordnung?“ Munter plauderte der Maskierte vor ihm weiter, als würden sie sich schon seit Jahren kennen und Freunde sein. Er schien sie zu beobachten. Es war ein leichtes zu erkennen, dass Barbara schwanger war und auch Bruce sah man an, dass er seit einigen Wochen nicht gut zu Fuß unterwegs war. Sich der Tatsache bewusst, das ein völlig Unbekannter Details aus ihrem Leben kannte, lief Nightwing eine Gänsehaut über den Rücken.

„Was los, Dick, du hast doch sonst immer einen Spruch auf den Lippen und konterst gekonnt?“

„Es reicht“, knurrte Nightwing, dem die Situation immer seltsamer erschien. Er wollte endlich wissen, mit wem er es zu tun hatte. „Wer bist du?“ Die Finger fest um die Escrima-Kampfstäbe geschlossen, stellte er die nächste Frage: „Und was willst du?“

Nightwing konnte es kaum fassen, als der Mann vor ihm, nach der roten Vollmaske griff, um sich zu demaskieren. Die Augen zu schmalen Schlitzen verengt und mit nun doch etwas heftiger klopfendem Herzen, nahm Richard die schwarzen, wirren Haare wahr. Blaue Augen lachten ihn schalkhaft an und auf den Lippen lag ein herausforderndes Grinsen. Die Gesichtszüge des Fremden wirkten markant und unter den Augen zeichneten sich Spuren von Übermüdung und Stress ab.

„Mein Auftrag im Moment lautet, die Zeitlinien, die zwei Metas mit den sinnigen Namen Rewind und Repeat mächtig durcheinander gebracht haben, in Ordnung zu bringen. Ich bin an sie gekoppelt, seit...“ Das Grinsen von den Lippen verschwand. „Ich bin so oft mit ihnen in der Zeit zurück und wieder vor gereist, das ich mein Zeitgefühl verloren habe. Gefühlt folge ich ihnen seit Jahren, aber es dürften in Wirklichkeit nicht mehr als vier Wochen sein.“

Metas? Es gab keine Metawesen, oder? Nightwing sortierte die Worte in seinem Kopf und erinnerte sich an Roy, der etwas von einer außerirdischen Prinzessin erzählte, die er im Traum sah. Hingen Roys Träume vielleicht damit zusammen? War Roy in der Lage, die Ereignisse, die sich in den verschiedenen Zeitgefügen zutrugen zu sehen? Zumindest würde es seine Träume erklären.

„Ach so, nenn mich Red Hood oder nutze meinen echten Namen, großer Bruder.“

Wieder erschien das wissende Grinsen auf den Zügen des Mannes vor Richard. Es gefiel ihm nicht. Es wirkte auf ihn überheblich und großkotzig. Dessen ungeachtet blieb er ruhig. Er musste mehr von Red Hood erfahren.

„Oder nutze meinen echten Namen. Ich heiße Jason.“

„Jason, ja?“ Belustigt zog Nightwing die Augenbrauen nach oben.

„Hmm, wie dein Hund.“

Jetzt war sich Richard ziemlich sicher. Der andere war nicht hier, um Ärger zu stiften und so ließ er seine Kampfstäbe verschwinden, ehe er einige Schritte zurücktrat und den Blick über Jason schweifen ließ. Ein fremder Vigilant in Gotham. Bedeutete dies nun etwas Gutes oder eher etwas Schlechtes? Wo kam der andere her? In welcher Stadt hatte Red Hood bisher seine Runden gedreht und wieso hatten sie bisher noch nie etwas von ihm gehört. Ab und zu gab es Männer und Frauen, die versuchten so wie sie oder Arrow und Arsenal zu sein. Meistens mit mäßigem Erfolg oder von dem ansässigen Policedepartment nicht geduldet, gejagt und demaskiert.

Schlecht wäre es nicht, wenn sie einen neuen Partner bekämen, natürlich erst nach einer genauen Überprüfung und einer Probezeit. Aber so wie es aussah, würde Red Hood sein Angebot niemals annehmen. Dieser verfolgte seine eigenen Ziele. Auch, wenn sie im Moment wirklich Hilfe gebrauchen könnten, nach dem Bruce ausgefallen und Barbara hochschwanger war, gefiel Richard die Tatsache nicht, dass der Andere anscheinend ziemlich gut über ihre wahren Identitäten informiert schien.

„Gut, also Jason, dann erzähl mal von Rewind und Repeat!“ Wer weiß, vielleicht konnten Tim und er sich ja mal wieder in ein richtig aufregendes Abenteuer stürzen. Und mal ehrlich, Tim war es damals auch gelungen, herauszufinden, wer sich hinter der Maske von Robin und Batman verbarg. Wieso also nicht auch Jason. Es stellte sich nur eine Frage, wollte Red Hood nur in ihrem Schatten mitlaufen und von ihrem Ruhm zehren, oder war tatsächlich etwas an der Sache mit den Metawesen dran und Jason reiste durch die Zeit?

„Das nächste Mal, Dick. Ich benötige eure Hilfe.“ Mit diesen Worten streifte Red Hood die schwarzen Handschuhe ab. „Mein voller Name lautet: Jason Peter Todd, geboren und aufgewachsen in Gotham City.“ Plötzlich hielt er ein Messer in der rechte Hand und setzte die scharfe Klinge an dem Handballen der linken Hand an. „Überprüf es!“

Blut quoll aus dem tiefen Schnitt, den Red Hood sich zugefügt hatte. Es interessierte ihn anscheinend nicht weiter. Beinah schon gemächlich wischte er die Klinge an seinem Oberschenkel ab, steckte das Messer zurück in die Scheide und brachte einen winzigen Glasbehälter zum Vorschein, mit dem er etwas von der dicken dunkelroten Flüssigkeit auffing. Verschlossen hielt er die Phiole Nightwing hin, der sie an sich nahm und in der Faust barg.

„Wir sehen uns wieder...“ Mit einer fließenden und sichtbar gewohnten, sehr oft ausgeführten Bewegung, zog Jason erst seine Maske wieder über und dann die Handschuhe, ehe er genauso leise in der Nacht verschwand, wie er erschienen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ryukin
2016-09-04T13:47:59+00:00 04.09.2016 15:47
Das hätte ich nicht gedacht! Das wird noch spannend was? Schade, dass du so wenig Kommission hast. Hast mehr verdient
Antwort von:  Grayson
05.09.2016 11:03
japp, wird noch spannend, trotz allem, ist es eine Familiengeschichte, dewegen, viel Familie... alles andere erst mal nur so am Rande, aber Red Hood spielt bald noch eine größere Rolle und der Mordfall wird auch noch ne Rolle spielen, wenns im Moment auch nicht so aussieht...
Von:  fahnm
2016-04-30T05:42:46+00:00 30.04.2016 07:42
Spitzen Kapitel
Mach weiter so


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