Nicht dein Leben... von Grayson ================================================================================ 7. -- Keine zehn Minuten später konnte man den roten Wagen auf einer Ausfallstraße Richtung Gotham City fahren sehen. Leer lagen die Straßen der Stadt vor ihnen. Nur hier und da sah man eine einzelne Person oder eine Gruppe Einwohner, die nach den Feierlichkeiten auf dem Weg nach Hause oder unterwegs zur nächsten Party waren. Ab und zu blitzen, in dem Licht der Scheinwerfer, gelb die Augen von streunenden Tieren auf. Es sah nicht danach aus, als hätten die drei Vigilanten in dieser Nacht viel zu tun und so konnten sie in aller Ruhe, Stellung auf einem der Dächer im Hafenviertel beziehen, denn dort wollten sie mit ihrer Runde beginnen. Nach dem sie leise und von kaum jemandem wahrgenommen, zehn Minuten auf dem Dach ausharrten, erklärte Arsenal leise, dass er sich bei den Docks einen Überblick verschaffen wollte und verschwand in der Dunkelheit. Einen Fuß auf die kleine Begrenzungsmauer gestellt, blickte Nightwing hinab in die Häuserschlucht unter ihnen, während Red Robin aufmerksam dem Polizeifunk lauschte. Sie schwiegen, bis der rot gekleidete Mann die Stille zerbrach: „Johnny wollte mich heute etwas fragen oder mir etwas mitteilen. Dann traute er sich aber nicht so recht.“ Ein: „Hmm“, war alles, was der erste Partner des Dunklen Ritters von sich gab, denn er beobachtete einen Obdachlosen, der in einem der Müllcontainer, die am Rande der Straße auf dem Gehweg standen, nach etwas Brauchbarem wühlte, dann schaltete er die Kommunikationsverbindung aus, denn dieses Gespräch sollte unter ihm und Tim bleiben. „Dein Sohn benahm sich auffällig still, irgendwie ganz weit weg in Gedanken, was für ihn vollkommen untypisch ist, da er eine ganz schöne Plaudertasche sein kann. Hat sich bei euch irgendwas ereignet, von dem ich wissen sollte?“ Als Antwort den Kopf schüttelnd, wandte der, in blauschwarz gekleidete, Mann seine Aufmerksamkeit auf seinen Partner. „Zumindest nichts, von dem ich wüsste.“ „Mal schauen, ob ich es noch zusammenbringe. Johnnys erste Worte waren: Daddy, ist er...“ Red Robins Blick glitt zu einem imaginären Punkt, irgendwo in der Ferne. „Danach sagte er: ist Daddy..., bevor er ein: ach nichts, Onkeln Tim, folgen ließ. Also, was ist los?“ „Ich kann es dir nicht sagen.“ Richard zuckte mit den Schultern. „Heute morgen schien seine Welt noch in Ordnung zu sein. Wir haben gefrühstückt, danach packte Johnny seine Geschenke aus und vollführte einen Freudentanz, als er mich...“ Lachend in Erinnerung an den Moment, fuhr er fort: „... als Actionfigur unter dem Baum fand.“ „Batgirl hat hin dagegen nicht wirklich hinter dem Ofen hervorgelockt. Dabei haben auch wir mit etwas mehr Freude gerechnet, so wie er uns in den letzten Monaten damit in den Ohren gelegen hat.“ „Vielleicht hat er es geahnt, oder es hing mit seinem Wunschzettel zusammen.“ Nightwing wendete seine Aufmerksamkeit wieder der Gasse zu. „Wunschzettel?“ „Sein Wunschzettel, für nächstes Jahr, lag unter dem Baum, damit Santa Claus ihn mitnehmen kann. Weißt du was Johnny gemalt hat?“ Nun war es an Red Robin den Kopf zu schütteln. „Nightwing und Batgirl. Sie hielten sich an den Händen und um die beiden hatte Johnny ein großes rotes Herz gemalt. Kannst du dir denken, was er sich wünscht?“ „Ahnen, Nightwing, ahnen.“ Ein amüsiertes Lächeln erhellte Tims Gesichtszüge. Grinsend erklärte der Vater des Jungen: „Er wünscht sich tatsächlich, das Nightwing und Batgirl heiraten.“ Nur ein verhaltenes Lachen, verließ Tims Kehle, damit es niemand in der unmittelbaren Umgebung vernehmen konnte. „Wenn euer Sohn wüsste, wie nah er damit der Wahrheit gekommen ist. Wie habt ihr reagiert?“ „Ich erst mal gar nicht. Ich war viel zu überrascht. Barbara war es, die ihm erklärte, dass die beiden sich ganz bestimmt mögen. Dann verglich Johnny unser Haarfarben mit denen seiner Lieblingshelden. Worauf Barbara etwas von Perücken, Geheimidentität und Privatsphäre sagte.“ „Oh man, da wäre ich nur zu gern dabei gewesen. Wie ging es weiter? Wie seid ihr aus der Situation gekommen? Johnny kann einem ganz schön Löcher in den Bauch fragen, wenn er etwas unbedingt wissen möchte.“ „Dann warte mal ab, bis Ariana und du Nachwuchs habt. Wer weiß, was eure Kinder eines Tages an peinlichen Fragen loslassen.“ Mit den Augen verfolgte Nightwing eine grauschwarz getigerte Katze, die eben auf einem der Nachbardächer erschien und sie still beobachtete. „Zumindest schaffte Johnny es, dass ich neugierig wurde. Ich wollte von ihm wissen, wieso Batgirl Nightwing heiraten sollte und nicht Red Robin.“ „Und, was hat er geantwortet?“ „Weil Red Robin rot trägt.“ Mit etwas Abstand betrachtet, schien die verwirrende Situation vom Morgen, nicht mehr an Komik zu überbieten sein. „Das scheint kein Grund für Johnnys stilles Verhalten zu sein. Was geschah danach?“ „Ich hab Johnny in die Wanne gesteckt“, erinnerte sich Richard. „Danach sind Barbara und ich auf dem Sofa eingeschlafen und als Johnny uns weckte, benahm er sich irgendwie anders, nachdenklich, in sich gekehrt, grüblerisch.“ „Also ist etwas geschehen, während er baden war.“ „Scheint so.“ Wieder zuckte Nightwing mit den Schultern. Er konnte sich einfach nicht erklären, was genau vorgefallen sein könnte. Er dachte zurück an den ruhigen Augenblick auf der Couch, der nur ihm und seiner Frau gehörte. Ein: „Oh“, entrutschte ihm, als er in Gedanken sein Gespräch mit Barbara Revue passieren ließ. „Ich glaube, ich weiß was er hat.“ „Was?“ Unruhig, bei dem Gedanken daran, strich Nightwing sich durchs Haar. „Ich sag es mal so, Babs und ich haben gemeinsam in Erinnerungen geschwelgt. Kann gut möglich sein, dass Johnny nicht die ganze Zeit über in der Wanne saß und einen Teil von unserem Gespräch mitbekommen hat. Vielleicht hat er nur eins und eins zusammengezählt...“ Red Robin kniff die Augen ein wenig zusammen. „Du meinst, er weiß, wer ihr seid?“ „Durchaus möglich.“ Die Hände zu Fäusten geballt, verfluchte Richard innerlich ihre nicht vorhandene Vorsicht, auf die sie sonst so viel Wert legten. „Es würde erklären, wieso Johnny sich den Tag über seltsam verhielt.“ „Mal angenommen, Johnny weiß es wirklich“, zerbrach Red Robin nach einer Weile die Stille, die eingekehrt war, da Nightwing tief in Gedanken versunken grübelte. „Meinst du nicht, er hätte euch sofort darauf angesprochen? So sehr wie er von seinen Helden schwärmt? Wenn er bei uns ist, dann müssen wir Abends die Gotham News schauen, damit er erfährt, was wir gerade tun und damit er uns sieht.“ „Nicht, wenn er die Erklärung seiner Mutter verinnerlicht hat. Dann wird er kein Wort darüber verlieren, weder uns, noch anderen gegenüber.“ Wütend auf sich selbst schlug Nightwing einmal mit der flachen Hand auf die Begrenzungsmauer. „Verdammt, wir hätten vorsichtiger sein müssen.“ „Damit dürfte eure Geheimidentität fürs erste geschützt sein“, beruhigte Tim seinen älteren Bruder. „Johnny ist ein cleverer Junge. Er weiß zwischen gut und böse zu unterscheiden und er weiß auch, wenn es angebracht ist zu schweigen. Er wird zu euch kommen, wenn er bemerkt, dass das Geheimnis zu viel für ihn wird und er unbedingt mit jemanden darüber reden muss. Oder er kommt zu uns.“ Aufmunternd drückte Red Robin Nightwings Schulter. Er ließ seine Hand dort liegen, als er fortfuhr: „Er war bei mir, hat versucht mit mir zu reden. Sein Gestammel könnte die Frage: Daddy, ist er Nightwing? gewesen sein.“ „Ich soll also nicht mit ihm darüber reden?“ „Nein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Johnny zu euch kommt.“ Seinem Bruder zunickend lief Tim zur gegenüberliegenden Seite des Dachs und ließ den Blick über die, vom Schnee eingehüllte, Stadt, die im Glanz, der unzähligen Weihnachtslichter erstrahlte, schweifen.Gedämpft drang Musik an seine Ohren. Bei dem Haus, direkt vor ihm, stand ein Fenster, sicher um frische Luft einzulassen, offen. In der Wohnung brannte Licht und durch das Fenster konnte er einen Blick auf die Anwesenden, eine Familie oder Freunde, erhaschen. Gemütlich saßen sie bei einer Flaschen Wein beisammen und unterhielten sich gedämpft, während Bing Crosby „White Christmas“ sang. „Lass uns weiterziehen. Hier schient sich nichts mehr zu tun.“ Mit einem sicheren Sprung, erreichte Red Robin das rechts von ihm liegende Dach des Nachbarhauses. Still, keinen Laut von sich gebend, folgte Nightwing, der gerade nicht ganz bei der Sache war, da ihm die eventuelle Entdeckung seines Sohnes, nicht aus dem Kopf ging. „Arsenal, wir bewegen uns Richtung Norden“, informierte er dennoch seinen Freund. „Hab verstanden“, erhielt er unverzüglich Antwort. Dem Vater blieb nur eins, abwarten, wie Johnny sich verhielt. Auf alle Fälle musste er seiner Frau Bescheid geben, damit sie nicht aus allen Wolken fiel, falls Johnny zuerst zu ihr ging, um zu reden. Ziemlich ereignislos rannen die Minuten dahin und nach etwa einer Stunde gesellte sich Arsenal wieder zu ihnen. Gemeinsam fuhren sie ins East End, nur um dort eine ähnliche ruhige Lage vorzufinden und so dachten die drei Männer tatsächlich darüber nach, noch irgendwo ein Bier trinken zu gehen, als sie mehrere Funksprüche, davon einer mit dem Code 187, des GCPD hochschreckten. „Nightwing, Red Robin, Arsenal!“ erklang kurz darauf Bruce Stimme in ihren Inears. „Sind schon unterwegs“, antwortete Nightwing und schwang sich dabei mit einer fließenden, im Traum beherrschenden Bewegung, über das Geländer des Daches. Dabei sicherte er sich mit einem seiner Seile, an der metallenen Fluchttreppe und landete, wie seine Begleiter ungesehen auf dem Bürgersteig. Der Mord an einer Mutter in einem der Vororte bescherte ihnen nun doch noch einen Fall. Den Mord hatten sie nicht verhindern können, aber sie konnten den Tatort besichtigen und Spuren sichern, vorausgesetzt sie kamen vor den Tatortermittlern an. Ansonsten blieb ihnen nur der Rest, aber es wäre nicht das erste Mal, das die Spurensicherung etwas am Tatort übersah. Innerhalb der nächsten zwanzig Minuten erreichten sie die Wohngegend, da Red Robin die vorgeschrieben Richtgeschwindigkeiten geflissentlich ignorierte und parkten eine Querstraße weiter. Links und rechts von ihnen erstreckten sich kleine Einfamilienhäuser mit Vorgärten. Jedes einzelne Haus schien mehr oder weniger weihnachtlich beleuchtet zu sein. Kaum noch ein Licht brannte in den Häusern. Ihre Bewohner, meist Familien mit mittlerem Einkommen, schliefen größtenteils. Bisher schien nur ein Streifenwagen vor dem Haus von Familie Miller zu stehen. Mit dem typischen gelben Plastikband hatten sie den Tatort großräumig abgesperrt, um die sich langsam einfindenen Neugierigen fernzuhalten. Ungesehen schafften sie es in das kleine Haus vorzudringen. Im Wohnzimmer angekommen, standen sie einen Moment vor der Leiche. In Sekundenbruchteilen nahmen sie jede Kleinigkeit wahr, die tiefen, mit Wucht ausgeführten Messerstiche in ihrem Brustkorb, der tiefe Schnitt über der Kehle, die Tatsache, dass die Frau mit den hellbraunen, lockigen Haaren, bequeme Hauskleider trug, ein viel zu großes Shirt, sicher eines ihres Mannes, mit dem Logo der Gotham Knights, eine schwarze Trainingshose und Badeschlappen. Nichts war durchwühlt, keine Unordnung. Also schlossen sie einen Raubmord aus. Sie trennten sich, Red Robin und Arsenal sollten die anderen Räume besichtigen, während Nightwing im Wohnzimmer diverse Spuren sicherte. Bei ihrer stillen, gewissenhaften Arbeit lauschten sie Bruce, der ihnen durchgab, was die beiden Streifenpolizisten ans GCPD gemeldet hatten: „Das Opfer hieß Katie Miller, geborene McSorley, 33 Jahre alt, Floristin. Sie und ihr Mann, Tobias, besitzen einen kleinen Blumenladen in New Town. Tobias Miller, 36 Jahre, befand sich seit ca. 20:00 Uhr bei seine Nachbarn, den Spinottis. Als er gegen 00:05 Uhr zurückkehrte, fand er seine Frau ermordet vor. Ihr fünf Monate alter Sohn Vince schlief oben im ersten Stock in seinem Zimmer.“ Nur noch fünf Minuten blieben ihnen, dann vernahmen sie die Sirenen und verließen auf dem selben Weg, den sie gekommen waren, das Haus. Im Schatten einer riesigen Platane blieb Nightwing stehen und schaute zurück. Er sah den aufgelösten Vater auf dem Bordstein sitzen, seinen Sohn dabei fest an die Brust gedrückt. Erst als er Dean Morgan, Detective bei der Mordkommission, entdeckte zog er sich zurück. Bei Dean befand sich der Fall in guten Händen. Es gab keinen besseren Ermittler beim GCPD. Gemeinsam hatten sie die Academy besucht, sich etwa ein halbes Jahr lang sogar ein Apartment geteilt und einen Freund in dem anderen gefunden. Dean war damals ganz schön angefressen gewesen, als Richard sich nicht mit ihm gemeinsam für den gehobenen Dienst bewarb, sonder ausschied. Noch heute gingen sie ab und zu mal ein Bier trinken, gemeinsam in die Kletterhalle oder zu einem Baseballspiel. „Nichts, rein gar nichts“, knurrte er, als er sich auf dem Beifahrersitz niederließ und sich der fragenden Blicke von Red Robin und Arsenal bewusst wurde. „Keine Fingerabdrücke, keine Fußspuren, keine Tatwaffe, rein gar nichts. Hoffentlich finden wir in den Proben, die ich genommen habe etwas.“ Noch immer das Bild der Frau, die in ihrem eigenen Blut lag, vor Augen, schüttelte Nightwing den Kopf, als könnte er die Erinnerung so vertreiben. „Es ist Deans Fall.“ Er musste nicht erklären, wer gemeint war. Tim und auch Roy, kannten den Detective von ihren gemeinsamen Ausflügen in die Kletterhalle. „In der Mikrowelle stand ein Becher mit noch lauwarme Milch“, meldete Arsenal aus dem Fond. „Vielleicht wollte sie schlafen gehen, als sie überrascht wurde.“ „Ich entdeckte keinerlei Abwehrspuren an ihr. Entweder kannte sie ihren Mörder oder sie wurde überrascht“, bemerkte Red Robin, der den Weg Richtung Wayne Manor einschlug. Richard nickte. „Beides möglich, warten wir ab, was der Computer ausspuckt, was die Spurensicherung findet und was die Obduktion ergibt.“ Dank Bruce, der den Hightech-Rechner schon mit diversen Angaben gefüttert hatte, mussten sie nur noch die gesammelten Spuren sorgfältig untersuchen und da sie dies zu viert tun konnten, hatten sie innerhalb einer halben Stunde alles soweit erledigt, um am nächsten Tag die Ergebnisse zu erhalten. „Morgen sind wir schlauer“, gähnte Roy. „Lasst uns schlafen gehen!“ Während Arsenal und Red Robin sich in der Höhle umzogen, hing Nightwing seinen Gedanken nach. Gerade mal 33 Jahre alt und der Chance beraubt, den eigenen Sohn aufwachsen zu sehen. Katie Miller würde nie die ersten Schritte ihres Sohnes filmen, das erste Wort nicht hören und nicht dabei sein, wenn Vince das erste Mal alleine Fahrrad fuhr und damit hinfiel. Der Junge musste ohne seine Mutter aufwachsen und ohne eine Erinnerung an sie. „Ich sehe nochmal nach Johnny“, erklärte Richard, sich der Tatsache bewusst, das jeder Tag sein letzter sein könnte - eine Kugel, ein Sturz, ein Messerstich, ein stumpfer Schlag oder sich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort zu befinden, zum Beispiel mitten in einer Massenkarambolage auf dem Highway, dies waren die Dinge, die ihn das Leben kosten konnten. Normalerweise verschwendete er keinen Gedanken daran, aber sobald einer ihrer Fälle Kinder und deren Familien betraf, wusste er wieder, wie leicht Glück zerbrach. Er musste jeden Tag im Kreise seiner Familie genießen, sonst würde er es vielleicht irgendwann bereuen. „Ich komme mit!“ Leise schlichen Roy und Richard durch das dunkle Haus. Stille umgab sie, eine beinah schon unheimlich zu nennende Ruhe, aber der dunkelhaarige Mann mochte gerade diese Atmosphäre, ganz im Gegenteil zu seiner Frau. Die Geräusche, hier und da ein Knacken, wenn das alte Gebälk arbeitet, das leise Rauschen, wenn der Wind sich in den Giebeln fing, hatten, als er noch ein Kind war, dafür gesorgt, dass er sich wohl und sicher aufgehoben fühlte. In diesem Haus mit Batman als Vater, konnte ihm niemand etwas tun und so verließen ihn nach und nach die Albträume, in denen seine Eltern, mal mit und mal ohne ihn in die Manege von Haly's Circus stürzten. Vorsichtig öffneten sie die Tür zu dem Gästezimmer, in dem Johnny und Lian schliefen. Den leisen Atemzügen ihrer Kinder lauschend, blieben die Väter stehen. Die einzige Reaktion, die sie erhielten, war Jason, der sich müde von dem Läufer neben dem Bett erhob und auf sie zu getrottet kam. „Leg dich wieder hin, alter Freund!“ Einen Finger sanft zwischen die wachen Augen seines Hundes legend, zog Richard den Schwung bis zur Nase nach, worauf Jason sich zufrieden zurück zu dem Vorleger auf Johnnys Seite begab. Ein warmes, von Liebe geprägtes Gefühl erfüllte die Brust des dunkelhaarigen Mannes, der viel zu früh seine Eltern verlor und er hoffte, das sein Sohn noch als Erwachsener, mit Problemen, zu ihm kommen konnte. „Schlaf gut!“, wünschte er Roy, nachdem er die Tür zuzog. Richard wollte nur noch eins, sich an seine Frau schmiegen und ihre Nähe genießen. „Du auch! Bis nachher.“ Sie nickten sich noch einmal zu, dann begaben sie sich zu ihren Gästezimmern. So leise wie möglich drückte Richard die Klinge nach unten und schob die Tür auf. Dunkel lag der Raum vor ihm, bis ein heller Schein das riesigen Bette erhellte. „Alles in Ordnung?“, fragte Barbara, die er eigentlich gar nicht hatte wecken wollen. „So weit ja. Ich erzähl es dir morgen.“ Auf keinen Fall wollte er das warme Gefühl in sich zerstören, indem er von dem Mord berichtete. Lächelnd trat er an das Bett und blieb im Schein der Lampe stehen. Sich der Blicke seiner Frau sehr wohl bewusst, schälte er sich aus seinen Sachen, ließ sie fallen, jedoch nicht einfach liegen. Mit dem Fuß schob er den Stoff, der mit Aramidfasern der unterschiedlichsten Art durchzogen war, unter das Bett. Nur eine Sicherheitsmaßnahme, falls Johnny sie am Morgen wecken wollte, wovon er aber nicht ausging, da Lian zu Besuch war. „Magst du gleichziehen?“ Mit einem versprechenden Lächeln im Gesicht, lüftete Barbara für einen Moment die Decke und gewährte ihrem Mann, einen Blick auf ihren unverhüllten Körper, der die Aussicht sichtlich genoss. Schweigend ließ er das letzte Stück Stoff fallen, kroch danach an ihre Seite, um sich an den geliebten, vom Schlafen noch warmen Leib zu schmiegen. Zärtlich glitten seine Finger über den gerundeten Bauch, wobei er Barbaras Lippen für einen Kuss einfing und heiser murmelte: „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“ Sein Kuss wurde tiefer, verlangender, während ihre Hände unstet über seinen Rücken, tiefer hinab zu seinem Hintern glitten. „Ich will dich fühlen!“ Zustimmend vergrub sie die Finger in dem schwarzen Haar und gab sich den Zärtlichkeiten ihres Mannes hin, die vertraute Zweisamkeit mit allen Sinnen auskostend, bevor sie ihm den Rücken zuwandte. Verlangend zog Richard seine Frau an sich, dann drang er sanft in sei ein - einfach nur fühlen, ihre Nähe, ihre Wärme, den geliebten Geruch einatmen, ihrem Atem lauschen und spüren, wie ihre Körper einander antworteten. Das Gesicht an ihrem Nacken, in ihrem Haar verborgen und einen Arm um sie geschlungen, bewegte er sich sanft und sicher, nicht fordernd. Er wollte die Hitze spüren, ihr einfach nur nah sein. „Dick!“ Nur noch selten vernahm er seinen Rufnamen aus Kinder- und Jugendtagen. Barbara benutzte ihn als Kosenamen, immer dann, wenn sie zu zweit waren und sich ihrem Verlangen hingaben. Oder es war Roy, der ihn aus Macht der Gewohnheit aussprach. Ihre Finger verschränkten sich fest mit seinen. „Lass uns so einschlafen!“ „Hmm.“ Zu mehr war er im Moment eh nicht mehr fähig. Eingehüllt in die Wärme seiner Frau, bewegte er sich nur noch minimal, immer dann, wenn er das Gefühl hatte, ihre innige Verbundenheit zu verlieren. Einige Minuten später, blieben auch diese Bewegungen aus. Der lange Tag zollte seinen Tribut. Er war eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)