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Nicht dein Leben...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute erst mal das letzte Kapitel. Ich muss erst mal wieder ein paar Seiten schreiben... Keine Sorge, es geht bald weiter... Komplett anzeigen

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5.

Freudig bellend begrüßte der Golden Retriever den Besucher, der nun die Aufmerksamkeit auf den Hund lenkte und diesen hinter den Ohren kraulte. „Hey, alter Junge!“

Nachdem der Familienhund sich genug Streicheleinheiten bei Roy abgeholt hatte, lief er mit der Rute wedelnd auf Richard zu, setzte sich vor ihn, schaute ihn aufmerksam, mit schief gelegtem Kopf an und zeigte so, dass er etwas von seinem Herrchen wünschte.

„Musst du mal raus?“ Diese vier einfachen Worte sorgten dafür, dass Jason aufgeregt im Kreis sprang und herzhaft anfing zu bellen. „Sieht so aus.“ Obwohl er Jason hier auf dem Grundstück immer frei laufen lassen konnte, griff Richard gewohnheitsgemäß nach der Leine, was dazu führte, das Jason zur Tür rannte und sich abwartend, dass es endlich losging, davor niederließ.

„Kommst du mit?“ erkundigte sich Johnnys Vater bei seinem besten Freund, der noch nicht mal dazugekommen war seine Jacke abzulegen.

Nur Augenblicke später traten die Männer ins Freie. Tief atmeten sie die kalte, klare Winterluft ein, füllten ihre Lungen damit und blinzelten in die Sonnenstrahlen, die sich einen Weg hinter den dicken, schweren Schneewolken hervorkämpften. Weiß und glitzernd, wie in einem kitschigen Weihnachtsfilmfilm, lag das Grundstück vor ihnen. Weiße Weihnacht, nicht nur für Kinder ein Traum.

Die Hände tief in den Taschen der Jacken vergraben, folgten sie schweigend einem der Wege, die sich durch das Anwesen schlängelten. Zumindest nahmen sie an, auf einem der Wege zu gehen, denn im Gegensatz zu der Auffahrt, hatte Bruce auf den Gehwegen keine Straßenheizung einbauen lassen. Sie orientierten sich einfach an den kleinen Lampen, die Abends die Wege beschienen.

Vor ihnen tollte Jason im Schnee, ausgelassen und voller Freude über die weiße Pracht, in der er scharrte und seine Schnauze vergrub, bis Roy einen Schneeball formte und diesen warf. Sofort hechtete der Golden Retriever hinterher, suchte dann aber vergeblich nach dem Ball und so griff Richard in seine Jackentasche, um einen Tennisball hervorzuholen, damit Jason seinen Jagderfolg bekam.

„Du bist meiner Einladung tatsächlich gefolgt“, freute der ehemalige Artist sich, während er seinem Hund den Tennisball abnahm und wieder warf.

„Wir haben den ersten Flug genommen. Lian konnte sowieso nicht schlafen.“ Nun war es Roy der den Ball werfen musste. „Einmal, weil ich gestern unsere Taschen packte und ihr mitteilte, dass wir euch besuchen und zum anderen, weil Weihnachten ist. Sie ist irgendwann gegen 3:00 Uhr ins Wohnzimmer geschlichen, um heimlich ihre Geschenke auszupacken. Ich hab sie in dem Glauben gelassen, dass ich schlafe, dabei habe ich sie beobachtete...“ Ein warmes Lächeln huschte über Roys Gesicht, sichtlich stolz auf seine Tochter und total in sie vernarrt. „Dafür hat sie den gesamten Flug verschlafen. Ich bin so froh darüber, dass ich mich damals gegen Ollie stellte. Sonst wäre Lian jetzt nicht bei mir, sondern bei irgendeiner Pflegefamilie. Was ja nichts schlechtes sein muss, aber Kinder gehören zu ihren Eltern, wenn sie denn welche haben und diese für ihr Kind sorgen können.“

Aufmerksam zuhörend nickte Richard. Sie beide waren Waisenkinder und hatten ihre Eltern viel zu früh verloren. Während Richard von Bruce Wayne aufgenommen wurde, verbrachte Roy einige Zeit in der Obhut eines Navajo-Stammes. Als dieser dann dreizehn wurde, legte man ihm nahe, den Stamm zu verlassen und als sein Ziehvater Brave Bow, der Medizinmann des Stammes im Sterben lag, sah dieser sich nach einem geeigneten Vorbild und Mentor für Roy um und fand diesen in dem Superhelden Green Arrow.

„Ich erinnere mich noch gut, als du damals mit einem gerade mal einem Monat alten Baby vor unsere Türe standest. Alles was du sagtest war: ich benötige eure Hilfe.“

„Und ihr seid für mich dagewesen. Ich hatte doch keine Ahnung von einem Baby, geschweige denn davon Vater zu sein.“

„Du bist ein guter Vater für Lian. Sie würde sicherlich keinen anderen haben wollen.“ Richard zog den Reißverschluß seiner Jacke nach oben und ließ Roy in seinen Erinnerungen schwelgen, der damals über Nacht und ohne es zu ahnen, Vater geworden war, nachdem er sich zehn Monate vorher, bei einem Aufenthalt in Südostasien, zu einem One Night Stand hinreißen ließ, der nicht ohne Folgen geblieben war. Jade Nguyen, die Mutter des Kindes, starb bei der Geburt, hatte Roy aber als Vater in der Geburtsurkunde angegeben und so war ihm Lian übergeben worden.

„Vielleicht sollten wir mit unseren Kids einen Schneemann bauen“, überlegte Roy, während er wieder in den Schnee griff. „Der Schnee pappt gut.“

„Können wir gerne machen, wenn die beiden Lust dazu haben, aber vorher verrätst du mir, was dich wirklich hergeführt hat.“ Die beiden Männer kannten sich lange genug, um zu merken, wenn dem anderen etwas auf der Seele lag. Richard kannte den nachdenklichen Ausdruck in Roys Augen.

„Lian soll ein schönes Weihnachtsfest erleben. Eines, an das sie sich noch in vielen Jahren erinnern kann. Es ist nicht schön, wenn ein kleines Kind zu Weihnachten ganz alleine mit seinem Vater ist. Ollie und ich gehen uns immer noch aus dem Weg. In absehbarer Zeit wird sich daran sicher nichts ändern.“ Roy zuckte mit den Schultern. „Wir kommen klar, irgendwie. Es ist nicht leicht alleine für ein Kind zu sorgen, nebenbei zu arbeiten und nachts unterwegs zu sein. Ich habe mehrmals darüber nachgedacht Arsenal in Rente zu schicken oder zumindest in den Urlaub, bis Lian größer ist.“

„Dann komm wieder her. Ich hab es damals sowieso nicht verstanden, wieso du mit Lian nach Star City gezogen bist. Die Kinder mögen sich. Irgendjemand ist immer da, um auf die beiden aufzupassen. Und ganz ehrlich, ich würde mich über Gesellschaft freuen. Tim und ich wechseln uns seit fünf Monaten ab und es wird wenigstens noch ein Jahr dauern bis Barbara sich uns wieder anschließt.“

„Und Oliver Queen, den von sich selbst ach so überzeugten Milliardär, Star City überlassen?“

„Warum nicht? Vielleicht merkt er so, dass er einen Sohn hat...“

„Nur noch auf dem Papier, Richard, nur noch auf dem Papier...“, unterbrach Roy seinen Freund. Mit aller Macht warf er einen Schneeball, zielte dabei hoch in die Krone einer der ehrfürchtigen Fichten, die seit dem Bau des Herrenhauses auf dem Grundstück standen und wuchsen. Schnee rieselte auf sie herab, hüllte sie in einen weißen Flockenzauber und um Roy zu zeigen, dass er nicht alleine auf dieser Welt stand, legte Richard ihm eine Hand auf die Schulter, ehe er sagte: „Gut, das wäre der eine Grund und was ist Nummer zwei?“

„Ich träume schlecht, schon seit Wochen.“ Langsam lief der rothaarige Mann weiter, hinterließ dabei tiefe Abdrücke im Schnee.“ „Manchmal sehe ich die Bilder sogar, wenn ich munter bin oder zumindest denke, dass ich wach bin. Vielleicht falle ich auch in einen Sekundenschlaf, weil ich vollkommen übermüdet bin.“

„Du träumst?“

„Wirres Zeug“, bestätigte Roy. „Lians Mutter zum Beispiel: in meinen Träumen ist sie nicht bei der Geburt gestorben, sondern sitzt im Gefängnis. Sie ist eine Auftragskillerin mit dem Namen Cheshire. Sie war nicht nur ein OneNightStand. In meinen Träumen liebte ich sie. Du tauchst auch immer wieder auf, aber du bist nicht mit Barbara verheiratet. Wir gehören einem Team an, du bist unser Anführer und hast..“ Heißer lachte er auf. „Du wirst es mir nicht glauben, eine Beziehung zu einer außerirdischen Prinzessin.“

Richard zog die Stirn kraus. Gerade so konnte er sich ein Grinsen verkneifen, denn das was Roy erzählte, schob er eindeutig auf Überarbeitung. Außerirdische? Dennoch unterbrach er seinen Freund nicht, als dieser weitersprach: „ Am schlimmsten sind die Träume, in denen ich mich mit Heroin vollpumpe. Ein Trip in einem Traum. Kannst du dir vorstellen, wie verwirrend das ist? Manchmal habe ich das Gefühl verrückt zu werden und da ist noch Ollies Sohn - Connor.“ Wie vor eine Wand gelaufen blieb Roy stehen, drehte sich in Richards Richtung und sah ihn fragend an. „Dick, du kennst mich so gut, wie niemand sonst. Werde ich verrückt?“

Den Kopf hin- und herwiegend dachte der Dunkelhaarige nach, ehe er vehement verneinte: „Nein, ich glaube nicht, dass du verrückt wirst. Für mich klingt es eher wie ein lauter Hilferuf deines Unterbewusstseins. Wie viel Stress warst du in den letzten Monaten ausgesetzt? Du benötigst eine Auszeit. Fahr mit Lian weg, irgendwohin, macht gemeinsam Urlaub oder flieg mit ihr ins Warme. Du musst zur Ruhe kommen, dich mal entspannen und mal nur für dich und deine Tochter da sein. Lass die Seele baumeln und verwöhnen und vor allen Dingen vergiss in der Zeit mal Star City und Ollie.“

„Zu Beginn habe ich auch daran gedacht. Du bist überarbeitet, genervt, überfordert, du hast keinen Bock mehr, dies alles ging mir durch den Kopf. Ich fand sogar für jeden verrückten Traum, in dem es um mich ging, eine plausible Erklärung und trotzdem ließ es mich nicht los. Was hat es mit dir in meinen Träumen auf sich? Wieso wurde Johnny nie geboren? Was ist mit Barbara? Wieso spielt sie in deinem Leben keine Rolle?“ Verwirrt fuhr der Mann sich durch das längere rote Haar.

„Ich bin dein bester Freund. Ich habe ein Recht darauf in deinen Träumen zu erscheinen.“ Den belustigten Unterton in seiner Stimme konnte Richard nicht ganz verbergen.

„Trotzdem, irgendetwas stimmt nicht. Da bin ich mir ziemlich sicher, und um herauszufinden, was sich in meinem Kopf abspielt, würde ich gerne ins Reservat fahren und euch fragen, ob ihr Lian für eine Weile bei euch aufnehmen könnt!“

„Johnny wird sich freuen“, stimmte Richard zu, der es für Richtig hielt, dass sein ältester Freund sich Hilfe suchen wollte und wer konnte ihm besser zur Seite stehen, als ein spiritueller Führer? „Wann willst du los?“

„Besser zu früh, als zu spät...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2016-03-31T11:12:08+00:00 31.03.2016 13:12
Tolles Kapitel
Mach weiter so


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