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Nicht dein Leben...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zur Info für Euch: Ich habe mir eine eigene kleine Zeitleiste zusammengestellt. Falls also einige Zeitsprünge nicht ganz stimmen, nehmt es mir nicht übel. Die Ereignisse auf die ich mich im Laufe der Geschichte beziehe, handeln alle vor der War Games-Story. Wir kehren also zurück in das gute alte Gotham, wie ich es liebe und schätze, mit all den Katastrophen und Geschehnissen. Komplett anzeigen

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3.

Nicht ahnend, dass ihr Sohn ihr Gespräch belauscht hatte, verließ Familie Grayson etwa zwei Stunden später ihr Heim, um pünktlich zum Mittagessen auf Wayne Manor einzutreffen. Leger angezogen, hatte Tim zu seiner Einladung ausgesprochen. Er wolle nur einen gemütlichen Tag in Familie verbringen und kein Bankett abhalten. Für diese Anweisung war Barbara ihm dankbar, denn unterdessen fand sie so gut wie kein passendes Kleidungsstück mehr in ihrem begehbaren Kleiderschrank mehr und so trug sie bequeme Jeans und einen roten Wollpullover, der locker über ihren Bauch fiel und nicht zu sehr auftrug. In einem schicken Kleid wollte sie sich im Moment nicht sehen.

Nur noch sechs Wochen, huschte es ihr durch den Kopf. Ihr Frauenarzt hatte den 5. Februar als Geburtstermin errechnet, also kurz vor Bruce Geburtstag. Schon bald würden sie einen neuen kleinen Erdenbürger begrüßen dürfen.

Von der Seite sah sie Richard an, der sie sicher, durch den frisch gefallenen Schnee chauffierte.

„Johnny, du bist so still!“ sprach sie ihren Sohn an, der nicht wie sonst munter vor sich hinplapperte.

Sicher angeschnallt saß der Sechsjährige in seinem Kindersitz im Fond des Wagens auf der Beifahrerseite. Neben ihm auf dem Rücksitz, gesichert mit einem Hundegeschirr, lag Jason und döste. Mit neun Jahren war der golden Retriever schon ein Methusalem unter seiner Rasse. Es schien überhaupt ein Wunder zu sein, das der Hund bei ihnen lebte. Als Richard, dass winzige Bündel von Hund, vor etwa neun Jahren mit nach Hause brachte, gingen sie eher davon aus, dass der winzige Welpe die erste Nacht nicht überleben würde. Es stellte sich heraus, dass der Kleine ein Kämpfer war. Ein befreundeter Tierarzt, der für Wayne Animal Sanctuary arbeitete, tat alles, um den Kleinen aufzupäppeln, der regelrecht nach Wärme und Liebe schrie und beinah sofort anfing zu winseln, wenn Richard sich nicht in seiner Nähe befand.

„Johnny?“ Da sie keine Reaktion ihres Kindes erhielt, drehte Barbara sich auf ihrem Sitz, damit sie den Jungen anschauen konnte.

„Träumer“, lachte sie, als sie erkannte, das ihr Sohn tief in die eigenen Gedanken versunken zum Fenster hinaus schaute.

Kurz nach 12:00 Uhr öffnete sich das stählerne Tor für sie, das Wayne Manor vor fremden und nicht eingeladenen Gästen schützte. Dank der modernen Technik und einem Funkchip, schwangen die schweren Torflügel leise zur Seite. Sie folgen dem Kiesweg hinauf zu dem wuchtigen, immer ein wenig düster wirkenden, imposanten Anwesen.

„Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen“, murmelte sie. „Da ist mir unser helles, gemütliches Haus tausendmal lieber.“

„Ich mochte als Kind das Düstere. Ich hatte immer das Gefühl, dass das Gebäude sich meiner Stimmung anpasste.“

„Ich versteh wirklich nicht, wie Tim es hier aushält - die dunklen Räume, das fehlende Tageslicht, das alte Mobiliar. Über die Hälfte der Räume nicht beheizt, weil sie nie jemand betritt oder gar nutzt. Ich würde depressiv werden.“

Sanft legte Richard eine Hand auf den Oberschenkel seiner Frau. „Wann warst du das letzte mal hier? Im April zu Alfreds Geburtstag? Dann lass dich mal überraschen, was Tim in den acht Monaten aus dem alten, verstaubt wirkenden Kasten geschaffen hat. Du wirst kaum noch etwas wiedererkennen. Na ja, zumindest in seiner Hälfte des Anwesens.“

Ihr Ankunft war nicht unbemerkt geblieben, denn am Beginn des Westflügels öffnete sich das große Garagentor für sie. Neben einem alten schwarzen Bentley und Tims Audi parkte Richard ein.

„Jason muss mal“, erklang es aus dem Fond.

„Um 1:00 Uhr gibt's Mittag“, erinnerte Barbara ihren Sohn, der erst sich, dann Jason abschnallte und mit dem Hund in der großen parkähnlichen Anlage verschwand.

„Irgendetwas bedrückt ihn“, murmelte sie, als Johnny zwischen den hohen Bäumen verschwand. „Seit du ihn in die Wanne gesteckt hast, schweigt er vor sich hin und scheint angestrengt über etwas nachzudenken.“

„Hab ich auch bemerkt“, bestätigte Richard, während er ihr Gepäck, da sie über Nacht bleiben wollten, aus dem Kofferraum des Ford Explorer holte. „Wer weiß, was ihm durch den Kopf geht. Er wird zu uns kommen, wenn es wichtig ist.“ Er zog Barbara kurz an sich, hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und lächelte zuversichtlich: „Bisher kam er immer zu uns, wenn er über etwas reden oder etwas wissen wollte.“

„Du hast ja recht, aber ich mach mir trotzdem meine Gedanken.“

„Du bist nicht nur eine Mutter, sondern auch noch schwanger. Ich glaube das gehört es dazu, dass du wie eine Glucke über deine Kinder wachst.“

„Glucke, hmm? Du vergleichst mich wahrhaftig mit einer Glucke?“ Spielerisch boxte sie ihrem Mann in die Seite, der sich lachend, die freie Hand auf die getroffene Stelle drückte und Schmerzen vortäuschte.

„Komm, lass uns reingehen!“ Er griff nach Barbaras Hand und verschränkte ihre Finger, ehe sie dem hell erleuchteten Gang folgten, der sie ins Innere von Wayne Manor führte.

An einer Stahltür war plötzlich Schluss. „Die ist neu“, murmelte Richard und sah auf das Chip gesteuerte Schloss. „Tim hat wohl vergessen, mir Bescheid zu geben, das mein Transponder neu programmiert werden müsste.“

„Und nun?“

„Rufen wir Alfred an oder aber...“ Die Tasche entglitt Richards Fingern. Mit einem dumpfen Laut landete ihr Gepäck auf dem Estrichbeton, aber dies bekamen sie schon nicht mehr mit, da Richard Barbara, sanft mit seinem Körper, gegen die Wand in ihrem Rücke drängte. Die Finger an ihren Nacken legend, senkte er die Lippen auf ihre und küsste sie zärtlich. „Ich wüsste, wie wir uns die Zeit vertreiben können“, wisperte er in den Kuss.

„Wir sind doch keine sechzehn mehr“, antwortete Barbara heiser. „Wir haben ein Haus. Wir müssen nicht mehr in irgendwelchen dunklen Ecken knutschen. Falls du es noch nicht wusstest: wir dürfen das jetzt offiziell.“

„Ich finde es trotzdem aufregend.“ Bevor Richard seine Zärtlichkeiten jedoch vertiefen konnte, vernahmen sie ein Räuspern. Vor ihnen, in der nun geöffneten Tür, stand Alfred - der treue Butler von Bruce Wayne.

„Hallo Alfred!“, grüßte der Richard und wirkte für einen Moment wie ein, von seinen Eltern, ertappter Teenager. „Mein Transponder funktioniert nicht“, erklärte er schulterzuckend und hob die Sporttasche auf die Schulter.

„Barbara, darf ich das sagen? Du siehst umwerfend aus. Die Schwangerschaft steht dir.“ Der mittlerweile fünfundachtzig jährige Mann, schloss die werdende Mutter fest in seine Arme. Gemeinsam betraten sie kurz darauf einen Gang, dessen dicke bordeauxfarbene Auslegware ihre Schritte dämpfte.

„Wo sind denn alle?“, wunderte sich Dick, als nicht mal Tim zur Begrüßung erschien.

„Master Bruce hält sich in der Bibliothek auf und Tim und Ariana haben sich heute morgen noch nicht blicken lassen. Ich sah Tim nur ganz kurz, als er mich bat Spiegeleier zu braten und frischen Orangensaft zu pressen. Deswegen muss ich auch wieder los, da sich das Kochen nicht von alleine erledigt. Ich denke, es gibt heute kein versprochenes 3-Sterne-Menü von Ariana, sondern nur ein Alfred-hat-nachgekocht-Essen.“ Alfred, die gute Seele des Hauses wollte sich Richtung Küche wenden, als Barbara ihn aufhielt. „Warte kurz! Hat Ariana ja gesagt?“

„So weit ich informiert bin, ja.“ Noch immer gut zu Fuß eilte Alfred davon. Wer den Butler der Waynes nicht persönlich kannte, würde den agilen, älteren Herrn niemals für fünfundachtzig halten, sondern eher auf siebzig schätzen.

„Und was nun? Zur Bibliothek? In die Küche und Alfred helfen oder bei Tim anklopfen?“

„Tim und Ariana sollten wir lieber nicht stören“, überlegte Barbara. „Ich werde Alfred helfen.“

„Ist gut. Ich geh Bruce hallo sagen.“ Gemeinsam betraten sie die große Empfangshalle, die sich weihnachtlich geschmückt, vor ihnen ausbreitete. Zwischen den beiden geschwungenen Treppen, die nach oben in die erste Etage führten, stand eine so riesige Tanne, das Richard sich fragte, wie sie diese in die Halle bekommen und aufgestellt hatten. An das Schmücken wollte er gar nicht denken, dies war sicher nur mit einem Hubwagen möglich gewesen. Er stellte die Tasche auf der untersten Treppe ab, stahl seiner Frau noch einen Kuss, dann begab er sich in den östlichen Flügel des Hauses, um Bruce in der alten Bibliothek aufzusuchen, während Barbara der versteckten Treppe in den Keller folgte, wo sich die alte, unterdessen modernisierte Küche befand. Noch vor einhundert Jahren war dies der Angestelltentrakt gewesen, mit Leben erfüllt und in der Küche befand sich damals nicht nur ein einziger Mann, sondern eine ganze Traube an Köchen, Beiköchen und Dienern. Heute war Alfred der einzige, der sich dort aufhielt.

„Ariana wollte eigentlich für uns alle kochen“, erklärte Alfred. „Ich nehme aber an, dass sie viel mit Timothy zu bereden hat, weshalb sie mir ihre Rezepte mit der Bitte, entweder zu kochen, überreichte oder im 'San Sebastian' anzurufen und für uns alle ein Menü zu bestellen. Ich entschied mich zu kochen.“

„Für sechseinhalb Personen kochen. Da hast du dir ganz schön was vorgenommen.“ Aus einem der Schränke, nahm sich Barbara eine Schürze und band sie sich um.

„Ich sehe dies als Herausforderung an.“

„Dann tue ich das auch. Was kann ich tun?“

„Ich bin soweit fertig, Barbara. Die Gans brutzelt seit heute Morgen im Ofen, das Rotkraut ist weich und die Klöße sind fertig geformt. Sie müssen nachher noch etwa zwanzig Minuten ziehen. Den Salat will Ariana selbst frisch anrichten. Bleibt nur noch das Dessert.“ Lächelnd reichte Alfred Barbara ein handgeschriebenes Rezept.

„Lebkuchenparfait mit gewürzten Blutorangen“, las Barbara leise, überflog die Zutatenliste und die Zubereitungsanweisungen. „Ähm, Alfred, das Parfait muss über Nacht ins Tiefkühlfach. Ich wüsste nicht, wie ich das in einer Stunde bewerkstelligen sollte.“

Ohne ein Wort öffnete Alfred den Tiefkühlschrank. Barbaras Blick fiel auf eine große, abgedeckte Schüssel. „Dann bleibt für mich nur der Rest, zum Glück.“

Gemeinsam und sich dabei angeregt unterhaltend zauberten sie ein leckeres 3-Gänge-Menü. Sie deckten den Tisch im Esszimmer, welches nur zu bestimmten Anlässen benutzt wurde. Alfred entfachte die Holzscheite in dem großen Kamin, dämmte das Deckenlicht und entzündete die roten Kerzen, die auf großen silbernen Kandelabern standen. Plötzlich wirkte der Raum gemütlich und mit der weihnachtlichen Dekoration, bestehend aus Tannenzweigen, die mit roten Schleifen und silbernen Kugeln verziert waren und der feierlichen Musik, Bachs Weihnachtsoratorium, die leise im Hintergrund spielte, konnte Weihnachten gebührend gefeiert werden.

„Ihr seid großartig.“ Im Türrahmen stand Ariana. Sie trug ein rotes Kleid und strahlte sie zufrieden an. Herzlich begrüßte sie Barbara. Es wirkte beinah, als hätten die beiden Frauen sich seit Monaten nicht gesehen und nicht miteinander telefoniert, dabei war es gerade mal drei Tage her, dass sie sich auf einen Nachmittagsplausch in einem der vielen Cafés trafen.

„Ich kann euch gar nicht genug danken, vor allen Dingen dir Alfred.“

„Gern geschehen, Miss Dzerchenko.“ Alfred zwinkerte Tims High-School-Liebe zu. „Ich hoffe für sie, dass ihr Gespräch mit Timothy gut verlaufen ist.“

„Ist es, Alfred, ist es.“

„Dann bin ich beruhigt.“

„Hilfst du mir beim Salat?“ Fragend schaute die Dunkelhaarige Barbara an. „Ich muss unbedingt mit jemanden reden. Ich habe das Gefühl vor Glück und vor enthüllten Geheimnissen bald zu platzen.“

Bevor Barbara zustimmend nicken konnte, unterbrach sie ihr vibrierendes Smartphone. „Könnt ihr mich bitte reinlassen?!“

„Ich geh schon, Barbara.“ Auf leisen Sohlen verließ Alfred das Esszimmer, um Johnny und Jason einzulassen.

„Nun zeig schon her!“ Barbara griff nach der Hand ihrer Freundin und betrachtete den schmalen goldenen Ring, mit dem kleinen Stein. Nicht zu aufdringlich, aber wunderschön. Ihr Mann schien Tim gut beraten zu haben.

„Ich habe tatsächlich ja gesagt.“ Ariane schüttelte noch immer ungläubig den Kopf. „Tim hat mir heute morgen so unendlich viele Geheimnisse anvertraut. Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dass du Batgirl sein könntest, geschweige denn, dass Tim Red Robin ist. Er hat mir die Bathöhle gezeigt und mich gefragt, ob ich hier einziehen möchte und...“

„Hol einmal ganz tief Luft. Öffne dir einen Wein und trink ein Glas. Ich schau nur schnell nach Johnny. Danach stehe ich dir voll und ganz zur Verfügung und du erzählst mir, wie Tim dir den Antrag gemacht hat.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ryukin
2016-08-20T06:28:07+00:00 20.08.2016 08:28
Stimmt ein tolles Kapitel. ^^

Von:  fahnm
2016-03-22T17:13:57+00:00 22.03.2016 18:13
Ein Tolles Kapitel
Freue mich schon aufs nächste kapitel


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