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Demonic Rewind

[Demonic Reverie]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich gebe ehrlich zu, dass das hier eher ein Filler-Kapitel ist. Aber zum einen wollte ich FerrisxAurora einbringen, zum zweiten wollte ich nach dem storylastigen Teil nochmal kurz runterkommen, bevor wir mit dem hier angedeuteten Plot fortfahren.
Have fun~. ^^ Komplett anzeigen

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Kapitel 20: War eure Arbeit heute anstrengend?

Ferris verstand einfach nicht, wie es Vincent möglich war, die ganze Nacht wachzubleiben und dann auch noch nicht wirklich etwas Interessantes zu tun. Sicher, Vincent sagte, er musste arbeiten, aber es konnte unmöglich derart lang dauern, alle Informationen über seine Patienten zusammenzutragen und auszuwerten. Derart viele hatte er schließlich nicht mehr. Und er selbst galt auch nicht mehr als Patient, sondern eher als … Mitbewohner. Aber warum auch nicht? Ihm ging es schließlich gut, besonders wenn er, wie auch in diesem Moment, Videospiele spielen konnte, ohne dafür von einem Bruder angeschrien zu werden, der ihn hasste. Besonders die lässige Haltung, in der er dafür auf dem Sofa lag, wäre Cowen verhasst gewesen und hätte mindestens drei Wochen Arrest und schmerzhafte Prügel nach sich gezogen. Vincent bat ihn immer nur darum, die Schuhe auszuziehen, bevor er die Füße auf das Sofa legte, inzwischen hatte Ferris sich auch schon daran gewöhnt und tat das, bevor er darauf hingewiesen wurde.

Ohne wirklich darüber nachzudenken, drückte er die Knöpfe auf dem Controller, um seine Spielfigur Aktionen ausführen zu lassen und damit den Bildschirm von allen Feinden zu reinigen. Mitten in der Nacht war es am angenehmsten, etwas zu spielen, das einen nicht wirklich geistig forderte. Am frühen Abend hatte er einige Nachrichten mit Faren ausgetauscht, der tatsächlich sehr erfreut gewesen war, wieder etwas von ihm zu hören. Außerdem hatte er jetzt endlich seinen Kieran von sich überzeugt, was Ferris für ihn freute. Ein derart geduldiger, aufmerksamer und gleichzeitig lebenslustiger Mensch sollte seine Zeit nicht mit einer unerwiderten Liebe verbringen.

Sein Blick wanderte zur Uhr, die ihm kurz vor eins anzeigte. Er war zwar bereits müde, aber er konnte noch nicht ins Bett gehen. Er hörte immer noch Vincent auf seiner Tastatur herumklappern, es gab wohl viel zu einem aktuellen Patienten zu schreiben.

„Sie sind heute ziemlich spät dran“, murmelte er.

Kaum hatte er das gesagt, erklang ein leises zweistimmiges Lachen vor der Haustür. Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht, dann öffnete sich die Tür. Zwei vertraute Stimmen begleiteten die jungen Frauen, die hereinkamen. Im nächsten Moment erschien die erste von ihnen im Türrahmen.

„Hey, Ferris, du bist ja noch wach.“

Sephira sah Vincent mit ihrem langen schwarzen Haar, den blauen Augen und dem fein geschnittenen Gesicht derart ähnlich, dass Ferris es kaum fassen konnte, dass sie lediglich Halbgeschwister waren. Die Gene ihres Vaters mussten sehr dominant sein.

Er hob die Hand ein wenig. „Ja, ich habe auf euch gewartet.“

Sie entschuldigte sich lächelnd, dann bedeutete sie, dass sie zu Vincent gehen würde, um sich auch nach dessen Befinden zu erkunden. Sie war kaum weg, da kam die zweite junge Frau ins Wohnzimmer. Ohne etwas zu sagen, ließ sie sich neben ihm auf dem Sofa nieder, dann seufzte sie theatralisch erschöpft. „Wir hatten soooo~ viel Arbeit.“

Ferris pausierte das Spiel, ehe er sich ihr zuwandte. Sie hatte eine dramatische Pose eingenommen, mit dem Arm über der Stirn, als wäre sie wirklich über alle Maßen erledigt, dabei roch er den leichten Geruch von Alkohol, der an ihr haftete. Doch selbst in dieser Situation fand er sie so faszinierend wie bei ihrer ersten Begegnung. Sie war sportlich und durchtrainiert, obwohl sie Unmengen von Eis zu sich nahm, sie war immer wahnsinnig gut gelaunt und optimistisch, egal welche Steine das Leben ihr in den Weg warf, außerdem war sie auch immer hyperaktiv, was er zunehmend charmant fand. Am Aufregendsten fand er aber ihre goldenen Augen, sowie ihr pinkes Haar, das sie immer in einem hohen Pferdeschwanz trug. Ferris war in dem Glauben aufgewachsen, dass jede Haarfarbe außer blond, braun oder schwarz widernatürlich war und versteckt gehört. Deswegen hatte er sein blaues Haar jahrelang schwarz gefärbt. Aus diesem Grund war er ihr bei ihrer ersten Begegnung, als Sephira sie mal zum Essen mitgebracht hatte, fast direkt begeistert um den Hals gefallen, um mehr über die Person hinter den widernatürlichen Haaren und dem dafür notwendigen Selbstbewusstsein zu erfahren.

„War eure Arbeit heute anstrengend, Rora?“

Rora – deren richtiger Name Aurora war – seufzte noch einmal theatralisch. „Furchtbar, wir mussten sogar Überstunden einlegen! Aber dafür sind wir jetzt fertig.“

Das erklärte natürlich den Alkoholgeruch. Wann immer sie ein Projekt abgeschlossen hatten, gingen sie erst einmal gemeinsam feiern. Seit sie beide 18 waren, beinhaltete das auch Alkohol.

„Darf ich jetzt wissen, was das für ein super-geheimes Projekt war, an dem ihr so hart arbeiten musstet, dass du sogar deinen Freund ignoriert hast?“

Aurora rutschte ein wenig näher zu ihm. Unter dem scharfen Geruch des Alkohols nahm er den sanften Duft wahr, der sie selbst ausmachte. Er konnte ihn nicht beschreiben, aber er war genauso angenehm wie ein Tag am Meer, deswegen liebte er ihn. Sie schmiegte sich an ihn, so dass sie direkt unter seinen Arm passte. „Wir haben einen künstlichen Körper hergestellt. Ein total ehrgeiziges Projekt, das es nicht so oft gibt.“

Ferris wusste nicht einmal, wozu man so etwas brauchen könnte. Glücklicherweise half Aurora ihm direkt nach: „Wenn man etwa eine Seele zu viel in sich trägt, braucht man einen anderen Körper, damit die dort leben kann. Einem Luan soll es wohl so gehen.“

„Luan? Der Junge, der neulich hier war?“

Aurora schielte zu ihm nach oben, mit einem Blick, der ihm eigentlich schon genug sagte, aber sie sprach es dennoch aus: „Ich weiß es nicht, ich bin nicht die ganze Zeit bei dir, weißt du?“

„Ich finde immer noch, das sollten wir ändern.“

Sie lachte, setzte sich aber wieder aufrecht hin, um ihn ernst anzusehen. Er war sich nie sicher, ob es daran lag, dass sie einfach zu gutherzig war oder ob er sie einfach zu faszinierend fand, aber für ihn kam sie nie erfolgreich als ernst herüber. „Ferris, wir werden mit Sicherheit nicht zusammen bei Mr. Valentine leben, auch wenn er das angeboten hat.“

Sie wollte einfach nicht hier einziehen, bei einer Person, mit der keiner von ihnen verwandt war. Das konnte Ferris tatsächlich verstehen, auch wenn er wirklich gern bei Vincent lebte. Er hatte das Gefühl, endlich einen richtig guten großen Bruder zu besitzen. Aber natürlich ging das auch schon einige Jahre, vielleicht hatte er Vincents naive Gastfreundschaft wirklich ausgereizt, und es wäre Zeit, endlich erwachsen zu werden.

„Und du bist sicher, dass wir nicht einfach bei dir einziehen können?“, fragte er scherzend.

Aurora lebte gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Asterea bei ihrer älteren Schwester Lilium. Da ihre Eltern gestorben waren, hatte sich die Älteste bislang um sie gekümmert, Geld verdient und dafür gesorgt, dass sie ihre notwendigen Schularbeiten erledigten. Deswegen lag den Zwillingen nicht nur sonderlich viel an ihrer Schwester, sie wollten diese auch bestmöglich entlasten. Seit sie die Schule beendet hatten, arbeiteten sie beide für Adhara, ihre ehemalige Schule, an der Hexen ausgebildet wurden. Die kämpften normalerweise gegen Flüche, aber manchmal übernahmen sie auch solche Aufgaben wie jene von Aurora und Sephira: das Herstellen eines künstlichen Körpers.

Ansonsten wollten sie und Asterea, die ihr überhaupt nicht ähnlich sah, ihrer Schwester aber auch dadurch Arbeit abnehmen, indem sie so schnell wie möglich auszogen. Sie liebten Lilium so sehr, dass sie diese verlassen mussten. Das hatte Vincent ihm erklärt.

„Ich weiß, dass es am besten wäre, wenn wir zusammen irgendwo hinziehen könnten“, versicherte Ferris ihr. „Deswegen werde ich morgen Jii anrufen, damit er mich wieder arbeiten gehen schickt.“

Da ihm ein Partner fehlte, wurde er oft erst dann auf Einsätze geschickt, wenn andere krank wurden und er für diese einspringen musste. Aber vielleicht gab es ja inzwischen neue Traumbrecher, die auch noch keinen passenden Partner gefunden hatten. Da wäre es doch gut, sich bei Jii mal wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Das schien Aurora zu beruhigen. Sie lächelte wieder. „Gut. Ich will dich nicht von Vincent wegreißen, ich will nur-“

„Ich weiß, ich weiß. Außerdem hast du es ja auch verdient, dass ich nur dich beachte – jedenfalls für eine ganze Weile.“

Schmunzelnd schmiegte sie sich wieder an ihn. „Wenn du mich fragst, sollte es für eine sehr lange Weile so sein, dass du nur mich beachtest. Bislang habe ich dich immerhin mit der ganzen Welt geteilt, aber das reicht langsam.“

Er konnte sich wirklich nicht beklagen, sie war mehr als geduldig gewesen, hatte ihm alle Zeit gelassen, die er benötigt hatte. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihm die Angst vor dem Feuer genommen hatte, was auch sehr viel ihrer Lebenszeit in Anspruch genommen hatte.

„Womit habe ich dich nur verdient?“, fragte Ferris leise.

Nachdenklich legte Aurora einen Finger an ihre Lippen. „Hm, gute Frage. Vielleicht bin ich nur ein wahnsinnig guter Mensch~. Oder wir sind es beide?“

Sie strich ihm mit der anderen Hand durch das Haar. „Aber eigentlich muss man so etwas doch nicht fragen. Du bist immerhin nicht mehr bei deinem Bruder. Du hast alles verdient, was die Welt Gutes zu bieten hat.“

Sie lächelte – und plötzlich schien ihr etwas einzufallen: „Oh ja, ich hab deinen Bruder übrigens gesehen, als ich heute nach Adhara ging.“

Ferris verzog sein Gesicht. Es gab nicht viel Gutes, das er mit Cowen in Verbindung brachte. Er hatte sogar angenommen, dass dieser, ohne jemanden, den er quälen und für sein Leiden verantwortlich machen konnte, schon längst Selbstmord begangen hätte. Er wünschte ihm das nicht, aber er konnte nicht leugnen, dass Cowen sehr viel von seinem Leben zerstört hatte.

„Wie ging es ihm?“, fragte er, mit überraschend viel Mitgefühl in der Stimme.

„Er sah ganz gut aus. Ich war sehr überrascht, weil er das letzte Mal das totale Wrack gewesen ist. Aber heute hat er sich mit einer Frau getroffen – und er hat sogar gelächelt!“

Das konnte Ferris sich nicht vorstellen. Er kannte Cowen sein ganzes Leben, aber nie hatte er seinen älteren Bruder lächeln gesehen. In den letzten Jahren hätte er sogar geschworen, dass Cowen zu einer solchen Emotion einfach gar nicht fähig wäre.

„Was war das für eine Frau?“

Aurora zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Sie sah total hübsch aus, aber ich hatte sie noch nie zuvor gesehen. Jedenfalls umarmten sie sich aber, also mussten sie sich schon öfter gesehen haben. Vielleicht solltest du mal irgendwen fragen, der sich eher mit ihm auskennt.“

Falls er eine solche Person jemals finden könnte. Aber das war nicht weiter wichtig.

„Ich denke, wir sollten dann langsam ins Bett gehen, du musstest immerhin hart arbeiten.“

Wieder löste sie sich von ihm, um sich genüsslich zu strecken. „Du hast recht, ich bin todmüde.“

Ferris schaltete die Konsole aus, ohne das Spiel zuvor zu speichern. Der Fortschritt darin war ohnehin vollkommen nebensächlich. Nachdem das Licht am Gerät erloschen war, stand er auf und zog dabei auch Aurora mit sich nach oben. Ihre Augen schienen vor freudiger Erwartung zu leuchten, was durch die goldenen Iriden nur umso stärker hervorgehoben wurde.

Luan hatte ihn gefragt, ob er glücklich sei. Eine Frage, die Ferris immer noch verwirrte. Aber in diesem Moment konnte er, ohne jeden Zweifel, wieder einmal bestätigen, wie glücklich er war. Und solange Aurora an seiner Seite war, würde das auch so bleiben, davon war er überzeugt.



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