Demonic Rewind von Flordelis ([Demonic Reverie]) ================================================================================ Prolog: Prolog: Ich will Kieran doch nur helfen. ------------------------------------------------ Als das Licht erlosch, die Geräusche verstummten und der Wind nachließ, hielt Luan die Taschenuhr immer noch fest in seiner Hand. Er umklammerte sie derart fest, dass er fürchtete, sie zerbreche jeden Moment und zerbrösele zu Staub, deswegen hielt er die Augen geschlossen, um sich nicht von ersten Rissen überzeugen zu müssen. Das einzige, was er jetzt noch hören konnte, war sein eigenes Atmen, das Ticken der Uhr, das schwer in seinen Ohren widerhallte – und sein Name, gerufen von demjenigen, für den er diesen Schritt überhaupt erst getan hatte. Bitte, lass es nicht umsonst gewesen sein. Ich will Kieran doch nur helfen. Mit einiger Überwindung öffnete er seine Augen. Obwohl es dunkel war, erkannte er sofort das Zimmer wieder, in dem er acht Jahre seines Lebens verbracht hatte. Acht der unglücklichsten Jahre, an die er nicht einmal mehr zurückdenken wollte. Dunkle Bilder zierten die Wände, Zeugnis seiner langsam immer finster werdenden Psyche, eine Spirale, die erst gestoppt worden war, nachdem er Kieran begegnete. Kieran ... Der Gedanke an diesen Namen ließ seine Brust schmerzen. Noch immer sah er das Gesicht seines Freundes – vielleicht sollte er lieber Ex-Freund sagen – vor sich, sein seltenes Lächeln und seine leuchtenden Augen, wann immer man sein vollständiges Augenpaar sehen konnte. Durch seine Frisur war das nicht sonderlich oft geschehen, aber … Ich darf nicht darüber nachdenken. Ich darf Kieran nie wiedersehen. Er hatte bekommen, was er sich sein Leben lang gewünscht hatte, er war in seiner neuen Familie glücklich gewesen. Mit dieser Erinnerung könnte er weiterleben, solange es Kieran war, der nun endlich sein Glück fand. Jemand, der wirklich zu ihm gehörte, so wie Faren. Aber um dieses Ziel zu erreichen, musste er noch etwas tun. Er legte die schwarze Taschenuhr auf den Nachttisch, stand von seinem Bett auf, ging zum Tisch hinüber und nahm sich seinen Block und einige Stifte. Dann begann er, sorgsam sich alles in Erinnerung rufend, eine genaue Anleitung sowohl für Cerise, die Herrin von Abteracht, sowie Jii, den dortigen Arzt, und auch Joy, die Herrin von Adhara, zu schreiben. Er listete auf, was alles in der Zukunft geschehen würde und wie man dem vielleicht entgegenwirken könnte und worauf man besonders achten sollte. Auch Ciar, das menschliche Ich Kierans, ließ er nicht unerwähnt, damit ihm ebenfalls Hilfe zuteil kam. Zum Schluss schrieb er noch einen Brief an Vincent, seinen Therapeuten, damit er Ferris helfen könne, von seinem Bruder loszukommen. Niemand sollte mehr leiden, Luan wünschte sich, dass sie alle glücklich wurden. Was aus ihm selbst wurde, war ihm egal, die Erinnerung an das Glück genügte ihm vollkommen. „Hast du dabei auch mal an mich gedacht?!“, polterte eine Stimme in seinem Inneren, verbunden mit einem Stich in seiner Brust. Das habe ich. Und es tut mir leid, Kian. Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun. Aber es gab keine Möglichkeit für ihn, Kian, dem Weltenbrecher, einen neuen Körper zu beschaffen, ohne sich nicht gefährlich lange mit den anderen zu befassen und damit nur wieder alle ins Unglück zu stürzen. Deswegen mussten sie zusammen bleiben. Ciar war stark, er kam mit Sicherheit auch ohne Kian zurecht, daran glaubte Luan, etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Und Kieran hatte immerhin Faren, der zweifellos dafür sorgte, dass es ihm gut ginge. Jeder hatte jemanden, niemand brauchte Luan. Selbst die Kopfschmerzen, die Kian ihm schickte, ignorierte er, um sein Ziel zu erreichen. Solange Kieran glücklich war, könnte er das aushalten. Dann müsste er sich nur noch selbst von ihm fernhalten und dann würde endlich alles gut werden. Jedenfalls für den Rest der Welt. Und er … er würde sich einfach zurückziehen, soweit er konnte. Es war unwichtig, was aus ihm selbst wurde, da er ohnehin kein Mensch war. Hauptsache alles andere war gut – und er glaubte fest daran, dass es so käme, wie er es sich wünschte. Sie spürte die Veränderung noch während sie schlief. Gerade träumte sie von einem Sturm in der Stadt und einem Dämonenjäger, der sich diesem entgegenstellte, da wandelte sich das Bild. Die Stadt war noch immer dieselbe, aber nun war sie zugeschneit, voller Frost und Dämonen, die darin umherliefen, heulende Wölfe … „Wach auf, Brava, es ist Zeit.“ Eine ihr wohlbekannte Stimme unterbrach ihren Traum und zog sie sanft aus diesem heraus, zurück in die Wärme der Realität, in die sie eigentlich gehörte. „Wofür ist es Zeit?“, fragte sie murmelnd. „Der Lauf des Schicksals wurde geändert. Es ist Zeit, dass wir einschreiten.“ Sie löste ihre Arme, die bislang um ihre Knie geschlungen waren, streckte sich und durchstieß damit die schützende, wenngleich hauchdünne Hülle des Kokons, der um sie gesponnen war. Jemand griff nach ihren Händen, zog den Rest ihres Körpers heraus in die kühle Luft der Außenwelt. Zum ersten Mal seit langem öffnete sie ihre Augen, die von dem gleißenden Licht überschattet wurden, das es ihr unmöglich machte, etwas zu erkennen, außer einer golden glühenden Silhouette. Diese richtete auch ihre weiteren Worte an sie: „Guten Morgen, Brava. Willkommen zurück im normalen Leben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)