Ich lasse dich darum flehen! von Traumfaengero_- ================================================================================ Kapitel 4: Lass dich nicht verraten! ------------------------------------ 4. Kapitel Lass dich nicht verraten! „Harry! Wach endlich auf!“ Diese Stimme kannte er. Sie drang in die Tiefen seines beinahe ohnmächtigen Bewusstseins vor und eine warme Hand lag auf seinem Oberarm, rüttelte an ihm und wieder rief die Stimme. „Harry, wir müssen uns beeilen!“ Alles schmerzte, sein Körper fühlte sich so taub an. Wo war er? Wer war er? Und was war passiert? Müde kämpfte er darum die Augen zu öffnen, die Welt war dunkel und verschwommen. Er konnte nicht viel erkennen, nur langsam erhellte sich sein Sichtfeld. „Harry, bist du jetzt endlich wach? Mine wird uns umbringen, wenn wir nicht rechtzeitig beim Frühstück sind.“ Beschwerte sich die Stimme und Harry hob langsam den Kopf. Dieser dröhnte dumpf und seine Kehle war schrecklich trocken. Langsam kam vor ihm das Gesicht seines Freundes zum Vorschein, die rotbraunen, kurzen Haare waren deutlich erkennbar. „Ja…“ Antwortete er und seine Stimme klang seltsam verzerrt. „Gib mir einen Moment…“ Fügte er noch dazu und mit einem Seufzen verschwand das Gesicht aus seinem Blickfeld. „Bist du heute Nacht schon wieder Malfoy hinter her gestiegen?“ Knurrte Ron wütend. Blitzartig flohen Bilder vor seinem inneren Auge entlang und er erinnerte sich an Dinge, die ihm heiße und kalte Schauer über den Rücken laufen ließen. „Werd erst Mal wach, ich sicher dir was vom Frühstück. Aber wehe, wir verlieren wegen dir Punkte, weil du nicht rechtzeitig im Unterricht bist.“ Ron klang wütend, aber da war auch ein Ton von Mitleid, vielleicht sogar von Bedauern. „Danke…“ Nuschelte der Schwarzhaarige und schloss die Augen wieder. Jeder Muskel tat ihm weh, er konnte sich kaum rühren und hörte nur noch, wie die Tür zugeschlagen wurde. Ron hatte Recht, er durfte nicht wieder einschlafen. Müde zwang er sich dazu die Augen zu öffnen. Er musste wach bleiben und obwohl er sich schrecklich fühlte, hatte er keine Wahl. Die Bilder der vergangenen Nacht liefen wie ein zerschnittener Film vor seinem Geist entlang. Kaum hatte er sich daran erinnert, wie er Draco nachschlich, sah den dunklen Gang, in dem er stehen blieb, da rief dieser ihn schon, gab zu verstehen, dass er seine Anwesenheit schon vor langer Zeit bemerkt hatte. Dieses Bild wurde von einem wahrhaft erregenden Gefühl ertränkt. Bevor er noch das Rascheln des Stoffes hörte, welches das Herunterziehen des Zauberumhangs begleitete, spürte er die schlanken Finger zwischen seinen Beinen. Selbst jetzt noch wurde ihm bei der Erinnerung daran heiß, sein Körper begann zu zittern und ohne es zu wollen, schloss er die Augen wieder. Da stand er, Draco im warmen Licht der Kerzen und Harry konnte nicht anders. Er musste diese makellose Haut berühren. Noch immer dröhnte sein Kopf, doch sein Körper ließ ihm keine Wahl. Erschöpft öffnete er die grünen Augen wieder, blickte sich im Zimmer um und konnte über das verschleierte, unscharfe Bild dennoch deutlich erkennen, dass er ganz allein war. Seine Hand wanderte beinahe reflexartig unter die Decke, er drehte sich auf den Rücken und da war wieder das Gefühl. Er lag dort, spürte die warmen, fremden Finger auf seiner eigenen Haut, erinnerte sich an das Gefühl der ohnmächtigen Erregung, welches ihn in diesen Stunden überfallen hatte. Er konnte jeden einzelnen Kuss auf seiner Brust spüren, erinnerte sich an das Gefühl aus Geilheit und Schmerz, als sich die schlanken Finger um sein empfindsamstes Köperstück legten und das Eis dazwischen auf und ab gerieben wurde. Heiß brannte das Feuer in seiner Seele auf, als er sich vorstellte, dass es nun nicht seine eigene Hand war, die unter der Decke den Stoff von seinen Hüften schob. Oh bei Merlin, wie konnte er nur? Er hasste diesen Mann doch! Aber allein der Gedanke an seine Finger, an das erniedrigende und gleichzeitig erregende Gefühl, als er in ihn eindrang… wie er sich gegen jeden dieser Stöße gestellt hatte, wie er sie in sich aufnahm und sich dem Feuer hingab, welches ihn in einer ungeahnten Lust ertränkte. oooOOOooo Alles brannte in ihm, sein Körper schmerzte und sein Kopf dröhnte, als wollte er zerspringen. Dennoch schien erst jetzt seine Seele eine Art der Entspannung zu finden und seine Gedanken klärten sich langsam. Müde griff er nach dem Zauberstarb, den er mit seiner tastenden Hand auf dem Nachtisch fand. Er konnte seine eigene Stimme nicht hören, als er den Zauber sprach und die Spuren seiner Tat verschwanden. Ein weiterer ließ ein Glas Wasser entstehen, welches er in einem Zug leerte. Noch immer war sein Atem flach und er musste sich beruhigen, sich zu einer gewissen Ruhe zwingen. Jetzt war er auf jeden Fall wach! Gut, duschen und dann ab zum Frühstück oder eher in den Unterricht von Professor McGonagall. Wie gut, dass sie erst später am Tage Zaubertrankunterricht hatten und er vorher Malfoy nicht begegnen würde. Wie sollte er dem Kerl denn bitte nach all dem in der letzten Nacht geschehenen gegenübertreten? Wie wollte er nicht an diesen Morgen denken, wenn er in die grauen Augen blickte? Selbst jetzt noch hatte er den makellosen Körper vor Augen, der im hellen Kerzenschein von weichen Schatten wie ein Kunstwerk geschmückt wurde. Bei allen Göttern dieser verfluchten Welt, das war doch nicht der Zaubertrank allein! Mit diesem Gedanken setzte er sich auf und versuchte die Geschehnisse langsam zu ordnen. Harry kniff die Augen zusammen, weil sich alles vor ihnen drehte. Schwarze Punkte tanzten vor ihnen und müde legte er sein Gesicht in die warmen Hände. Wie war er eigentlich hier her gekommen? Selbst wenn Draco das mit dem Zaubermantel verstanden hatte, wie war er bitte in den Griffindorturm gekommen? Oder hatte einer der Lehrer ihn gefunden? Ron hatte nichts diesbezüglich gesagt. Aber der schlief auch wie ein Murmeltier im Winterschlaf. Solange man ihm nicht sein Essen klauen wollte, weckte den gar nichts. Vielleicht sollte er doch noch einmal mit Draco sprechen. … Allein seinen Namen zu denken jagte ihm einen heißen Schauer über den Rücken. Er hatte gestern wirklich… er hatte wirklich seinen Namen gestöhnt! Blut schoss in die eh schon geröteten Wangen und er konnte nicht verhindern, dass er auch an seinen eigenen Namen dachte. Oh, wie hatte es ihn wahnsinnig gemacht, als Draco den seinen rief! Eine kalte Dusche! Ja, er brauchte jetzt eine kalte Dusche! Aber erst einmal musste er seine Brille finden. Er griff müde nach dem kleinen Schrank, der neben seinem Bett stand. Dort würde sicher auch seine Brille sein. Verzögert hob er den Kopf und starrte auf das verschwommene Etwas, das dort stand. Sein Atem hatte sich langsam beruhigt, doch sein Kopf dröhnte noch immer. Da stand eine kleine Flasche mit der Aufschrift. „Trink mich, wenn du Kopfschmerzen hast!“ Diese Handschrift sah verdammt weibisch aus! Dennoch… was blieb ihm schon für eine Wahl? Die Brille lag direkt vor einem aufgerollten Pergament und so angelte er zuerst nach dieser. Müde setzte er sie auf und zog dann die kleine Flasche zu sich. Hermines Handschrift war es nicht. Ob sie von Draco stammte? Was konnte schon schlimmeres passieren, als dass er Draco die Wahrheit über diesen Morgen sagte? Mit jenem Gedanken öffnete er den kleinen Stöpsel der grünen Glasflasche. Sie war bauchig, wirkte eher wie ein Flakon und der Duft von Sandelholz entstieg ihr. In einem Zug leerte er den Zaubertrank und schloss dann die Augen. Die Flüssigkeit rann kühl über seine Kehle, wirkte gleich belebend und erfrischend. Als würde er sie sehen, spürte er, wie sie seinen Hals herunter rann, sich in ihm verteilte und nach und nach seinen gesamten Körper kräftigte, ihn entspannte und vor allem schmerzfreier werden ließ. Auch das Dröhnen in seinem Kopf wurde ruhiger, dumpfer, bis es schließlich ganz verschwand. Erleichtert seufzte Harry. Nun konnte er sich endlich der Schriftrolle zuwenden. Verwundert musterte er das ordentlich aufgerollte Papier. Eine silberne Schlange war darum gewickelt, sie schien aus Metall zu sein. Vorsichtig griff er danach und versuchte die Schlange herunterzuziehen, von der Rolle zu schieben. Nichts geschah. Die dunklen Augenbrauen verengten sich und er stieß die Luft leicht verärgert aus. #Öffne dich!# Befahl er mit einem Mal und die Augen der kleinen Schlange leuchteten grün auf. Sie hob ihren filigranen Kopf und sah Harry einen Moment an, als wartete sie auf etwas. Erschrocken starrte dieser zurück. Sie begann ihren schlanken, biegsamen Körper zu bewegen und dann hielt der Griffindor ihr die Hand entgegen. Endlich streckte sich der „Oberkörper“ der Schlange und sie ließ sich elegant auf seine Handinnenfläche sinken. Es kitzelte ein wenig, als das kleine Tier mit den glänzenden Schuppen auf seiner Haut entlang strich und ihr gesamter Körper von der Pergamentrolle herunter glitt. Langsam begann sie sich einzurollen und bettete den wunderschönen, feinen Kopf auf den geringelten Leib. Nur ihr Schwanz bildete einen eigenen, kleinen Kreis, als wäre es eine kleine Öse. Die Schlange erstarrte und ein wundervoller, fein gearbeiteter Anhänger blieb zurück. Dracos Magie war unglaublich. Wieso wusste er nicht, dass der Mann so etwas konnte? Nachdenklich musterte er den Anhänger und seine Gedanken schweiften zu den Gesprächen, die sie in der letzten Nacht geführt hatten. Noch nie hatte er sich dem blonden Slytherin so nah gefühlt, sie waren unglaublich ehrlich zueinander gewesen. Draco erschien ihm stark, so selbstbewusst und erfahren. Wie gerne würde er noch einmal auf diese Art mit ihm sprechen, frei, ohne die Mauern aus Stolz und Starrsinn! Da war etwas in dieser Nacht gewesen, das eine Verbindung zwischen ihnen geschaffen hatte. So unangenehm ihm eine erneute Konfrontation auch erschien, da blieb dennoch die Sehnsucht, die nicht allein die körperliche Erregung suchte. Müsste er es benennen, hätte er gesagt, dass allein Draco ihn verstehen konnte, die Angst in seiner Seele, die Zweifel und die Trauer. Der Schmerz und die Dunkelheit, die zu jeder Zeit in seiner Seele tobten, sie schien der Blonde gesehen zu haben, nach ihnen gegriffen und sie auf diese seltsame Art befriedigt zu haben. Ja, wenn er ehrlich war, fühlte er sich gut. Müde, erschöpft und schwach, aber seit Wochen das erste Mal entspannt, lebendig… frei! Lange musterte er die schöne Schlange in seiner Hand, bevor er sich wieder dem Pergament widmen konnte. Beim Aufrollen bemerkte er schon, dass es sich um die gleiche Handschrift wie auf der Flasche handelte. Dass diese auch mit einem Zauber belegt gewesen war, begriff er nicht. Sonst hätte er sicher den Schriftzug nicht ohne seine Brille lesen können. Es musste sich um Dracos Handschrift handeln. Es waren wunderbare, feine Buchstaben, die alle etwas Verschlungenes besaßen. Es gab keine Begrüßung, als wäre klar, an wen der Brief gehen sollte. Angespannt las Harry die ersten Zeilen und dann erstarrte sein Herz. Das konnte nicht wahr sein oder? Das las er nicht! Nein, das war nur ein Scherz. Ich bin ein Lügner und doch auch wieder nicht. Ich habe dir mein wahres Gesicht gezeigt und doch auch wieder so viel verschwiegen. Die letzte Nacht war berauschend, ich habe jede Sekunde genossen und ich werde keine von ihnen vergessen. Ich ließ dich in dem Glauben, dass es ein weiteres Mal geben würde. Jedoch sprachen meine Worte nur von dem Verlangen danach, nicht von dem Versprechen. Mit keiner Silbe bestätigte ich deinen Glauben, noch gestand ich dir die Wahrheit. Ja, ich bin eifersüchtig, denn ich will, dass all deine Gedanken nur von mir besessen sind. Dass ich des Nachts durch deine Träume geistere und du im Dunkel meine Schritte zu hören glaubst. Ich will die Angst in deinen Augen sehen, wenn du meinen Namen hörst und ich will, dass es nichts auf dieser Welt gibt, dass neben meiner Anwesenheit deine Aufmerksamkeit auch nur locken kann! Ich habe es dir gesagt in dem Wissen, dass du den feinen Ton darin nicht hörst. Ich werde in deinen Träumen sein, du wirst mich in den Schatten suchen und wenn du meinen Namen hörst, wird die Angst in deinen Augen stehen, dass es mein Tod gewesen ist. Ich sagte dir bereits, dass ich ein Schatten werde, der allein in deinen Gedanken kreist. Ich bin ein Slytherin, du hast mir vertraut! Wie herrlich war dieses Gefühl, wie sehr habe ich es genossen und nein, ich bereue Nichts! Nur eines rührt mein kaltes Herz zu einem Bedauern. Den Ausdruck auf deinem Gesicht nicht sehen zu können, wenn die Bedeutung meiner Worte in deinen Verstand sickert und du spürst, wie sich der Boden unter deinen Füßen öffnet. Du wolltest nicht gehen! Ich war bereit dazu! In dem Moment, in dem du mir deine Sehnsüchte zeigtest, mir die Wahrheit deiner Gefühle gestandst, begriff ich ihre Bedeutung. Dich gehen zu lassen hätte dich befreit. Es wäre nur eine Nacht gewesen, eine, in der du mich weiter hättest hassen können. Eine Nacht, die dir die Reinheit bewahrt und meine Seele mit Grausamkeit gestraft hätte. Du aber wolltest nicht gehen und nun leide! Ich habe es dir gesagt! Ich habe dir meine Gefühle so deutlich offenbart, doch du hast es nicht gehört! Ich wollte dich gehen lassen, um dich zu beschützen! Nun hasse mich dafür, dass ich dich verrate! Nun hasse mich dafür, dass ich dich zurücklasse! Es wird keine zweite Nacht geben! Es wird kein Wiedersehen geben! Ich gehe und komme nie wieder zurück! Seine Hände zitterten und er konnte nicht weiterlesen. Das musste ein dummer Scherz sein! Er konnte doch nicht einfach gehen! Wohin denn? Warum denn? Weil er was nicht verstanden hatte? Das Draco ihn liebte? Tat er das? Wann hatte er es ihm gesagt? Wann hatte er ihn… Zitternd zwang er sich zu atmen, ein und aus. Ein und aus. Ein und aus. Er musste weiterlesen. Er musste wissen, warum Draco gehen wollte. Ich trage das dunkle Mal und du hast es nicht gesehen. Ein dunkler Zauber hat es verborgen und du wolltest ihn nicht spüren. Nichts blieb in dieser Nacht, außer deinem Verlangen. Keine Sekunde werde ich vergessen, das verspreche ich dir! Doch nun will ich deinem verletzten Herzen einen Hoffnungsschimmer geben. Du bist der Gute, der Held, den ich verdorben habe. Wir werden uns nie wieder sehen! Deine Sehnsüchte bleiben dein und alles, was in dieser Nacht geschehen ist. Erzähle ihnen deine Gesichte. Erzähle deinen kleinen Freunden, was dir am besten gefällt. Leugne mich! Hasse mich! Aber lebe! Denn ich bin in dieser Nacht an deiner statt gestoben! Mein Leben ist zu Ende, alles habe ich aufgegeben, damit du leben kannst! Sei der Held, den sie alle in dir sehen, den sie brauchen und verberge die dunkle Bosheit, die du mir in dieser Nacht zeigtest! Lebe Harry, beschütze die, die sterben sollen und lass dich ein letztes Mal von meinem schwarzen Zauber führen! Nicht weinen! Nicht zittern! Nicht zögern! Ich bin nur der Bösewicht in dieser Geschichte. Trauer nicht um mich, ich bin der Geist in deinen Gedanken, der Schatten in deinen ruhelosen Träumen. Tippe drei Mal mit deinem Zauberstarb auf dieses Pergament und sage die Worte, die du vor dem Raum der Wünsche gegen meine Lippen geflüstert hast! Und hasse mich, damit du weiter der Held sein kannst! Mit Tränen in den Augen griff Harry nach dem Zauberstarb, der neben ihm auf dem Bett lag. Noch immer hatte er nicht verstanden, um was es wirklich ging. Draco war weg! Das war das einzige, was er begriffen hatte. „Tu es… bitte!“ Flüsterte er, nachdem die Spitze des schlanken Holzes drei Mal auf das Papier gestoßen war. Vor seinen Augen begann sich das Pergament zu strecken, zu dehnen und dann wand es sich in einem langen, bebenden Zittern um sich weiter auszurollen. Ein Zauber war auf dem folgenden Stück beschrieben, ein dunkler Zauber. Er forderte Blut, Fleisch und ein Stück der Seele. Es war ein Zauber, der das Erschaffen eines lebenden Doppels beschrieb und Draco erklärte, dass er den Auftrag hatte Dumbledor zu töten. Er berichtete von dem Bündnis mit Professor Snape und den Hoxruxen. Viel mehr konnte Harry nicht lesen, heiß brannten die Tränen auf seinen Wangen und er spürte, wie ein Teil seiner eigenen Seele gefror. Wie gut trafen die Worte seine eigenen Gefühle. Ja, sie alle sahen in ihm den Helden, er musste seine Dunkelheit verbergen und den Schmerz ertragen, den die Welt ihm auflud. Als hätten die grauen Augen tief in seine Seele geschaut, als wäre diese Verbindung wie ein Stück seiner selbst. Das war kein Scherz, das war kein vielleicht… Draco war fort. Eventuell hatte er Zuflucht bei seinen Eltern gesucht, aber Harry spürte, dass er den Slytherin verloren hatte. Warum hatte er ihn zurück gelassen? Warum hatte er nun auch noch Draco verloren? Nein! Das wollte er nicht! Das konnte er nicht! Zitternd sank er auf die Knie vor das Bett. Er weinte, er schrie und er zitterte. Der Boden schien sich in eine dunkle, schwarze Masse zu verwandeln und ihn zu verschlingen. Er wollte sterben! Er hatte kaum den Verlust seines Onkels verwunden, wieso musste er nun wieder jemanden verlieren? Warum schien der Verlust dieses Mannes seine Seele in Stücke zu reißen? Erneut? Warum sehnte er sich schon jetzt nach diesen weichen Lippen, dieser tiefen, anrüchigen Stimme und den warmen Händen? Was war in der letzten Nacht geschehen, dass ihm das Verschwinden Dracos wie ein Verrat, wie ein unendlicher Verlust erschien? Wie sollte er ohne ihn weiter leben? Wie sollte er erneut die Kraft finden um sich zu erheben und sich dem Bösen entgegen zu stellen? Nein, das konnte er nicht! Nein! Nein! NEIN!!! oooOOOooo Sie alle saßen schon in der großen Halle und aßen zu Mittag. Ron war sauer auf seinen Freund, der sie heute mit seinem Fehlen einige Punkte gekostet hatte. Noch einmal würde er nicht nach ihm sehen und auch auf Hermines Zureden wollte er nicht gehen. Er hatte das Essen wütend in den Müll geschmissen, als Harry nicht einmal im Zaubertrankunterricht aufgetaucht war. Allerdings war er dabei nicht der einzige. Auch Draco blieb verschwunden, etwas, dass Hermine zu tiefst beunruhigte. Sie beide wussten, dass Harry nachts oft dem blonden Slytherin hinterher schlich, weil er ihn verdächtigte. Als Harry dann in der großen Tür stand, wurde es totenstill. Dass er nicht beim Frühstück war, hatten sie alle bemerkt. Jeder verschlief mal. Dass er jedoch den ganzen Tag nicht aufgetaucht und die Tür zu seinem Schlafraum versperrt war, verbreitete sich wie ein böses Gerücht. Wäre er der einzige gewesen, der ohne Erklärung gefehlt hatte, wäre es vielleicht gar nicht groß aufgefallen. Nun stand er dort, die schwarzen Haare noch feucht vom Duschen, seine dunkle Jeans wurde von keinem Umhang verborgen. Er trug nur ein einfaches, dunkelblaues Shirt, die Haut wirkte bleich wie die eines Toten. Er hielt etwas in seiner Hand, eine Rolle, und um seinen Hals hing eine Kette. Der Anhänger war unter dem dunklen Stoff verborgen und so konnten sie nur sehen, wie sich etwas Rundes darunter abzeichnete. Seine grünen Augen wanderten über den Tisch der Slytherins und blieben auf dem Platz zwischen Vincent Crabbe und Gregory Goyle hängen. Draco war nicht da. Langsam ging er durch den großen Raum, alles begann zu tuscheln und Hermine sprang auf. Etwas an dem Schwarzhaarigen ließ sie inne halten. Er wirkte nicht wie sonst, nicht wie verletzte… er wirkte wie tot! Er schritt an ihnen vorbei, sah nicht nach links oder rechts, sondern nur zu Albus Dumbledore. Der Schulleiter erhob sich und blickte mit besorgten Augen zu seinem Schützling hinunter. Dass etwas nicht stimmte, konnte er ihm überdeutlich ansehen. „Ich muss mit ihnen und Professor Snape reden.“ Klang nun seine raue, tiefe Stimme durch den Raum, die einen kühlen Anschlag hatte. „Ich hoffe, dass es wichtig ist. Wichtig genug um ohne Erklärung meinem Unterricht fern zu bleiben.“ Schnarrte der schwarzhaarige Lehrer und erhob sich mit einem bitterbösen Blick. Snape war sauer, er war gereizt und das hatte er an den Gryffindor Schülern ausgelassen. Er hatte es sogar geschafft, sie für etwas Richtiges zu bestrafen! „Nein Professor, es ist nicht wichtig!“ Begann Harry und sah aus seinen grünen Augen zu dem hakennasigen Mann auf. Seine Stimme war noch kälter geworden und dieses Mal herablassend. Die Stimmung in der großen Halle war zum Zerreißen gespannt und es war wieder totenstill geworden. Keiner von ihnen wollte auch nur ein Wort verpassen. „Es geht nur um Leben und Tod! Es geht nur um das Schicksal dieser gottverdammten Welt! Also nein, es ist nicht wichtig genug, um ihrem Unterricht fern zu bleiben!“ Seine Stimme wurde immer lauter und dann klang sie voller Zorn von den Wänden wider. Nun kehrte endlich Leben in den erstarrten, jungen Mann, der so vorwurfsvoll und anklagend aus seinen grünen Augen starrte. oooOOOooo Das, was Draco ihm hinterlassen hatte, war ungemein wertvoll. Draco hatte fein säuberlich erklärt, mit welchem Auftrag er zurück in die Schule geschickt wurde, welche Maßnahmen er ergriffen hatte und das alles für den Angriff vorbereitet war. Er erklärte, dass der dunkle Lord nach dem Elderstab suchte und äußerte die Vermutung, dass Dumbledore dessen Aufenthaltsort kannte. Er berichtete von den Hoxruxen und nannte einige Möglichkeiten, in denen eines verborgen ein könnte. Ebenso sprach er an, dass Harry einen Teil dieser schwarzen Seele in sich tragen konnte. Zusätzlich beschrieb er den Zauber, wie sie Dumbledore retten konnten. Es war der erste, dunkle Zauber auf dem Pergament, er stammte aus der Linie der Blutmagie. Snape ärgerte sich, wütend fluchte er, woher dieser Dummkopf das alles wissen wollte. So lange hatte er versucht an diese Informationen zu kommen und nun schrieb der Slythrin all dies. „Es tut mir beinahe leid, Severus, aber wer vertraut schon einem hakennasigen Spion? Hingegen keiner sein loses Mundwerk hält, wenn ein kleiner, verängstigter Schüler vor ihm steht und wenn man ihn mit der Unsterblichkeit noch weiter in Panik versetzten kann… welcher grausame Todesser kann dem wiederstehen?“ Brannte die Schrift ganz unten auf, nachdem die Worte des Schwarzhaarigen in der Luft verklungen waren und der Lehrer verstummte. Nun wurde auch Harry langsam klar, warum der Platz an der Tafel leer geblieben war. Draco hatte alles verraten. Er hatte ihnen allen etwas vorgespielt und nun würde jeder Todesser auf der Welt den blonden Jungen jagen! Wenn jemals heraus kam, was Draco getan hatte, war er tot! Er opferte alles, damit sie Dumbledore retten konnten! Es war nicht leicht Professor Slughorn von der Dringlichkeit der Wahrheit zu überzeugen. Da sie jedoch schon alles wussten, gab er schließlich dem Drängen nach. Vor so vielen Jahren hatte ihn Tom nach diesem Zauber gefragt und wollte seine eigene Seele „rein hypothetisch“ in 8 Teile zerreißen. Von den 8 Dingen hatten sie die ersten schon zusammen. Nun suchten sie zuerst nach dem Diadem in den Tiefen der Schule und wie von Draco vermutet konnte es ein Zahn des Basilisken zerstören. Der Schulleiter war erstaunt, fasziniert und bedauerte doch, dass einiges umsonst sein würde. Er war bei dem Versuch ein Hoxrux zu zerstören verflucht worden und nichts würde ihn noch retten können. Die Wochen vergingen und immer deutlicher wurde die Veränderung, die Harry erfasste. Er verbrachte seine Freizeit nur noch mit dem Lernen für den Unterricht, mit der Suche nach den Horuxen oder er trainierte seinen Körper. Er war morgens der erste, der aufstand, und der letzte, der ins Bett ging. Dabei wurde er immer schweigsamer, seinen grünen Augen verloren ihren besonderen Glanz, es blieb nur eine gefährliche Kälte zurück und eine Gefahr, die alleine so manchem Slytherin Einhalt gebot. Was in dieser Nacht geschehen war, erzählte er nicht. Hermine hatte ihn einige Mal darauf angesprochen, doch nichts als Schweigen erhalten. Die grünen Augen starrten sie an, keine Regung bewegte das markante Gesicht. Traurig konnte Hermine nur zweierlei sicher sein: Draco hatte Harrys Seele berührt und nun litt er unter dem Verlust! Eines Morgens flog ein wundervoller, kräftiger Uhu in die große Halle. Sein Federkleid glänzte in leichten Brauntönen und in seinen starken Krallen hielt er ein großes Paket. Anmutig glitt er durch die Luft und ließ sich vor Harry nieder. Es befand sich sein Zaubermantel darin, der Umhang, den er seit dieser einen Nacht vermisste, und ein Zettel. „Heute Abend.“ Mehr stand dort nicht. Die Handschrift kannte er. Schweigend starrte der Gryffindor auf das kleine Stück Papier, als hoffte er, dass es ihm noch etwas anderes verraten würde. Snape war es, der den dunklen Zauber umsetzte, den Draco auf das Pergament geschrieben hatte. Es war bei Weitem keine angenehme Aufgabe. Der Schulleiter opferte seinen verletzten Arm, von den Fingern bis zur Schulter. So gab er von seinem Fleisch und seinem Blut, doch das Stück seiner Seele zu opfern, war ein Schmerz, den er nicht in Worte zu fassen verstand. Der Zauber gelang und ein perfektes Abbild Dumbledores entstand. An diesem Abend war es das zweite Ich, dass oben im Büro auf den Angriff der Todesser wartete und da es Dracos Aufgabe gewesen war, stellte sich Snape dem Schulleiter. Trotz des Wissens, dass es nur ein Teil seines Freundes war, schmerzte jedes Wort wie der Stich einer Klinge, die tief in seine Seele gestoßen wurde. Bellatrix war so begeistert davon, dass Snape es war, der den alten Mann tötete, dass sie vor Freude kreischte. Sie tanzte auf dem hölzernen Boden und sang, dass der Verrat doch ein so süßes Gift wäre. Nun konnte Snape endlich Schulleiter werden. Doch Dumbledore lebte! Er machte sich auf die Suche nach den anderen Hoxruxen und mit ihm Harry, Hermine und Ron. Auf ihrer Reise wurde deutlich, was schon die letzten Wochen über seine Zeichen schickte. Harry verlor sich. Er wusste, dass er sterben musste und seine Seele schien jeden Tag weiter ins Dunkel zu stürzen. Doch auch Dumbledore erging es nicht besser. Der Fluch war mit seinem zweiten Ich gestorben, doch der Preis war eine gewaltige Wunde in seiner Seele, die noch immer blutete. Er und Harry saßen oft stundenlang schweigend nebeneinander und versuchten sich Nähe und Geborgenheit zu spenden. Draco hatte mit all seinen Worten Recht. Harry suchte ihn in jedem Schatten, lauschte auf seine Schritte und selbst in seinen Träumen war er nicht von ihm frei. Manchmal brachte es Ron nicht mehr über sein Herz und heftig packte er seinen Freund, weckte ihn aus den Albträumen, in denen Harry alles zu verlieren schien. In den wenigen Stunden, die der junge Mann schlief, träumte er von seinen Eltern, seinen Freunden, einer Welt voller Blut und der ewigen Sehnsucht nach dem Rest seiner Seele. Selbst auf der Hochzeit von Bill, bei der sie von den Todessern angegriffen wurden, blieb kleine Angst in den Augen Harrys. Voller Grausamkeit stieß er einen der Angreifer vom Besen herunter und folgte ihm in die Weiten der Grasebene. Der Todesschrei erklang laut durch die sternenbesetzten Nacht. Dies war der Abend, an dem Ron und Hermine sich endlich ihre Liebe gestanden. Sie brauchten einander dringender denn je. Sie waren es nun alleine, die Hoffnung und Zuversicht an eine bessere Welt in ihren Herzen trugen. Es war leicht mit der Hilfe des Schulleiters in die Bank von Gringotts einzubrechen und nach und nach fanden sie alle verfluchten Gegenstände. Nur die Schlange und Harry blieben übrig. So kehrten sie zurück nach Hogwarts, um sich auf den alles entscheidenden Kampf vorzubereiten. Snape hatte die Leitung der Schule übernommen und Angst und Grauen herrschte in den Gängen. Vieles hatte sich verändert, obwohl nur wenige Monate vergangen waren. Das siebte Schuljahr hatte gerade begonnen, dennoch schien sogar das alte Gemäuer unter der grausamen Herrschaft zu leiden. Die Todesser verbreiteten sich immer stärker in der Welt, wurden immer offensiver und begannen nun auch das Ministerium öffentlich zu unterwandern. Heimlich schlichen sich die vier auf unbekannten Wegen in die Schule und erstaunt beobachtete Harry, wie sich Snape und Dumbledor wieder begegneten. Es war in dem großen Büro des Schulleiters, das nun finster und kalt wirkte. Ein zaghaftes Lächeln lag auf den schmalen Lippen des schwarzhaarigen Mannes und er eilte mit schnellen Schritten auf sie zu. „Albus, wie geht es dir?“ Fragte er direkt und legte dem alten Mann beinahe freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. War das wirklich der Lehrer, der ihn all die Jahre gequält und gehasst hatte? Minerva McGonagall blieb beinahe das Herz stehen, als sie von Dumbledors Überleben hörte. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie fiel dem alten Mann um den Hals. Es war Snape, der die nächsten Schritte ankündigte und so machte er sich auf den Weg, um den dunklen Lord in die Schule zu locken. Er gab an, dass sich Harry irgendwo in den Tiefen der Schule verbarg und er ihn nicht finden könne. Die Schüler mussten ihm offensichtlich helfen und auch das Gebäude selbst, welches anscheinend eine eigene Gesinnung zu haben schien, unterstützte den Widersacher. So führte er an der Seite des dunklen Lords die Truppen an, die sich nun vor Hogwarts versammelten. Es war eine gewaltige Armee an Todessern, die vor dem magischen Schutzschild auftrat und Harrys Kopf forderte. Angst und Beklemmung erfasste die Schüler, die Lehrer, die sich nun gegen diese unglaubliche Übermacht behaupten mussten. Nun war auch der Augenblick gekommen, an dem Harry Abschied nehmen musste. Doch der junge Mann war nicht aufzufinden. Hermine und Ron erfuhren erst zu spät, dass Harry vor dem magischen Schild stand und nun mit kaltem Blick Tom zu einem Duell herausforderte. Dieser hatte den Elderstarb noch immer nicht gefunden, dennoch ließ er sich von dieser unerwarteten Wendung täuschen. Dass sich sein Erzfeind praktisch selbst vor den Augen seiner Freunde opferte, war einfach zu verlockend. Absichtlich zog Harry seinen Zauberstarb zu spät und mit voller Wucht traf ihn die Macht des Todesfluches! Er sackte noch im selben Moment zusammen und blieb regungslos liegen. ~~~ooo~~~ „Ich wusste doch, dass du ein Feigling bist! Denkst du wirklich, dass alles besser wird, wenn du jetzt stirbst? Die Schlange lebt noch immer!“ Höhnte eine bekannte Stimme und Harry öffnete die Augen. Er blickte verwirrt in das helle, weiße Licht und nur schwer wurden die sanften Umrisse deutlich. Er stand auf einem Bahnhof, doch es wirkte nicht so. Alles war sauber, hell und… leer! Das Lachen drang wieder an seine Ohren und so drehte er sich um. Da saß er auf einer Bank, die Hände hinter sich abgestützt, die Beine elegant überschlagen. „Draco?“ Fragte der Schwarzhaarige und musterte sein Gegenüber. Die blonden Haare wirkten etwas länger, locker und offen umrahmten sie das feine Gesicht. Er trug eine enge, schwarze Stoffhose, war barfuß und das seidenweiche, dunkle Hemd war nur an den Ärmeln weit, sonst betonte es jede der schönen, wunderbaren Wölbungen dieses athletischen Körpers. „Nein, ich bin Lucius Malfoy, nur deutlich jünger, deutlich attraktiver und ich habe mit dir geschlafen!“ Lachte er höhnisch und in den grauen Augen stand der Schalk deutlich zu lesen. „Was… was machst du hier und wo sind wir? Bin ich tot?“ Fragte Harry nun völlig verwirrt und beobachtete, wie sich Draco elegant von der weißen Bank erhob und auf ihn zuschritt. Jede seiner Bewegungen wirkte so leicht, so beschwingt. „Wie hält Granger das nur mit dir aus? Bist du immer so Begriffsstutzig?“ Hänselte ihn der Slystherin und grinste dann breit, als er keine Antwort bekam. „Ich habe heute ausgesprochen gute Laune, daher werde ich mich dazu herablassen und dir antworten.“ Begann er, strich sich provozierend mit der rechten Hand durch die vollen, blonden Haare. „Du erinnerst dich noch daran, dass du vom Todesfluch getroffen worden bist?“ Der Angesprochene nickte nur schweigend, jede Bewegung Dracos beobachtend. „Gut, dieser Fluch reißt die Seele aus dem Körper und tötet so das sterbliche Fleisch. In deinem Fall befinden sich aber zwei Seelen in deinem Körper und der Todesfluch hat das Stück schwarzer Seele erwischt, das dich schon so lange quält. Der Hoxrux liegt im Sterben und dein Körper befindet sich in einer Art Schockstarre. Dein Stammhirn hat die Verbindungen zum Rest gekappt, damit dein Verstand nicht mit den Reaktionen deines Körpers überflutet wird. Dein Herz und deine Lunge setzen gerade aus und sind kurz davor zu kollabieren. Während dein Stammhirn verzweifelt deinen Körper reanimieren will, schafft deine Großhirnrinde diese Welt hier. Das ist der Notfall-Notfallplan, wenn der Notfallplan schon versagt hat. Sie schafft sich eine eigene Welt, in der sie die nächsten drei Minuten überleben kann, bevor der Hirntod eintritt.“ Wie konnte man das so sagen? Harry schluckte und starrte ihn entsetzt an, wankte zurück und fuhr sich zitternd mit beiden Händen durch die Haare. „Es gibt kein „du bist von den Toten wieder auferstanden“, Harry. Dein Herz schlägt mit einer unglaublichen Verzögerung und deine Brustmuskulatur bewegt sich minimal, um deine Lunge mit Luft zu füllen. Das ist nur nicht ausreichend um zu überleben! Dieser Notfallplan, um deinen Verstand nicht nachhaltig zu beschädigen, wird oft als der Übergang zum Totenreich angesehen und dann erzählen Spinner davon, dass sie den Himmel gesehen haben. Wenn du tot bist, gibt es uns hier nicht mehr, dann bricht diese Welt zusammen!“ Offensichtlich machte es dem Blonden Spaß und Harry konnte nicht sagen, ob diese Worte der Wahrheit entsprachen. Wut und Angst ergriffen ihn, ließen ihn sauer auf den Slytherin werden. „Was soll der ganze Scheiß bedeuten? Dass ich mir das hier nur einbinden?“ Fuhr er den Blonden wütend an und dieser lachte höhnisch. „Ja, ganz offenbar bildest du dir in deinen letzten lebenden Minuten den Bahnhof Kings Cross ein! Mal ehrlich, wie kommt man auf die Idee? Ich hätte die Schule verstanden, ich hätte dein erbärmliches Haus verstanden, das du von deinem toten Onkel hast, aber das hier?“ Lachend breitete Draco die Hände aus und drehte sich einmal um sich selbst. „Es ist der Ort, an dem sich mein Leben geändert hat!“ Diese Worte waren leise, bedrückt, ja, sogar voller Trauer. Nun hielt der Blonde inne und wandte sich dem jungen Mann wieder zu. „Dann ist es passend. Dein Leben ändert sich nämlich gerade wieder grundlegend.“ Verwirrt blickten die grünen Augen zu ihm auf und dann kam der Slytherin näher. „Ich bin hier, weil ich jeden deiner Träume bewohne. Ich bin hier, weil ich die Sehnsucht deiner Seele bin. Du aber bist nur hier, um jeden Schaden in deinem Verstand so gering wie möglich zu halten.“ Tränen standen in den grünen Augen und sanft griffen die schlanken Hände nach Harrys Gesicht. „Nicht weinen! Nicht zittern! Nicht zögern! Du lebst! Du wirst gewinnen! Das ist wie mit jedem Traum. Er ist im Bruchteil einer Sekunde geträumt und unser Verstand benötigt doch so lange, um ihn zu verarbeiten. Du hast deine Entscheidung längst gefällt, du lebst! Lebe, schaffe eine Welt, in der ich frei sein kann! In der du frei sein kannst! Schaffe eine Welt, in der wir keinen Grund mehr zu fliehen haben!“ ~~~ooo~~~ Wie gerne wäre er geblieben, wie gerne hätte er ihn noch so viel gefragt, doch da war ein Gefühl, dass ihn aus diesem Traum riss. Erschrocken sog er die Luft in die Lugen, spürte die weichen Haare auf seiner Wange. Jemand hatte sich über ihn gebeugt, warme Finger lagen an seinem Hals. „Erzähl mir alles über die Nacht, in der mein Sohn verschwand, und ich sage, dass du tot bist!“ Es war eine Frau. Es dauerte einen Moment bis Harry verstanden hatte, wo er war und was sie von ihm wollte. Das musste Dracos Mutter sein! Schweigend nickte er und nur einen Moment später verschwand das Gefühl der weichen Haare auf der Wange und der warmen Finger an seinem Hals. „Er ist tot, mein Herr! Ihr habt gewonnen!“ Also wussten selbst seine Eltern nicht, wo er war! Bisher hatte er gehofft, dass wenigstens sie eine Ahnung hatten. Der Jubel der Anwesenden ließ seine Gedanken verstummen, er hörte Hagrids weinerliche Stimme, die vor Schmerz und Trauer bebte. Wie bald alles sein Ende nehmen würde, wusste der Gryffindor nicht. Sie zwangen den riesenhaften Wildhüter dazu Harry zu tragen und dann griffen sie den Schutzwall an. Es schien wie eine Kleinigkeit, als die gewaltige Wand an Angriffszaubern gegen den Wall prallte. Stücke brachen heraus, der magische Schild brach und nicht viel später marschierte die Armee über die große Brücke. Es schien alles aus, wie ein Feldheer schritt Snape auf den großen Hof vor dem Eingangsportal und sah in die entsetzten Gesichter. Voldemort war es, der seine herablassende Rede hielt, ihnen vom Tod ihres Helden berichtete. Angst packte die Schüler, die sich hinter der ersten Reihe an Lehrern verbargen. Auch die Mitglieder des Ordens des Phönix waren dort. Nun schien der Untergang unaufhaltsam. Es war Neville, der wütend und mit zitternder Stimme hervortrat und rief. „Harry war nicht der einzige, dessen Eltern gestorben sind. Er war nicht der einzige, der unter dem leiden musste, was ihr mit eurem Wahnsinn getrieben habt! Keiner wird sich ergeben, keiner wird sich euch anschließen! Wir kämpfen für eine Zukunft, in der wir alle leben können!“ Seine Worte sollten in die Geschichte Hogwarts eingehen, sein Opfer würde noch in hunderten von Jahren als Legende weiter leben. Er trug das Schwert Gryffindors in der Hand und lachend hatte Bellatrix gerufen, dass er nicht einmal mit einer Schlange fertig werden würde. Erst zu spät begriff der dunkle Lord diese Falle, Nagini war längst zum Angriff übergegangen und wollte ihre Zähne in den jungen Schüler schlagen. Sein Schrei erklang wie ein dunkles Zeichen über den Platz, Blut spritzte auf die Erde, als die Zähne seine Schulter durchschlugen und er rückwärts stolperte. Bellatrix lachte schallend und dann wurde sie still. Ein siegessicheres Lächeln lag auf den Lippen des schwerverletzten Jungen und das silberne Schwert ragte weit aus dem Rücken des Tieres heraus. Wäre Tom nicht schon bleich, jetzt hätte sein Gesicht jede Farbe verloren. Die weiße Schlange bäumte sich auf, brach in duzende kleine, schwarze Stücke auf, bevor sie in einem dunklen Nebel explodierte. Das war der letzte Teil der schwarzen Seele und nun war der große, mächtige Zauberer sterblich. Keuchend ließ Neville das Schwert zu Boden fallen und schloss die Augen. Die Zähne hatten große Wunden in seinen Körper geschlagen und dass er noch immer lebte, erschien wie ein Wunder. Es war Luna, die panisch zu ihm rannte, sich ohne zu zögern neben ihn auf den Boden stürzte und ihn zu sich zog. Für einen Moment blieb alles still. Niemand sagte ein Wort und Bellatrix riss die Augen weit auf. Nagini war tot! Sie war verschwunden! Das war der Augenblick, in dem sich Harry regte. Er sprang aus den Armen Hagrids und zwang sich dazu nicht zu Neville zu sehen. „So schnell bringst du mich nicht um!“ Rief er voller angestauter Wut und richtete den Zauberstarb auf Tom. Bevor noch jemand verstehen konnte, was hier geschah, spürte der hagere, bleiche Mann einen Schmerz im Rücken. „So lange warte ich auf diesen Moment! Ich habe nie vergessen, dass du die einzige Frau getötet hast, die zu lieben ich je fähig war!“ Das bleiche Gesicht drehte sich zu Severus und mit einem weiteren Ruck stieß dieser den Dolch tiefer in den Brustkorb des Zauberers. Blut lief aus dem Lippenlosen Mund und dann drehte der schwarzhaarige Lehrer das Messer im Fleisch herum. Bellatrix stand neben ihnen und starrte auf das dunkle Blut, welches nun aus der Wunde quoll „Du… du bist ein Verräter…“ Flüsterte sie und schien noch immer nicht zu begreifen, was hier wirklich geschah. Mit einem Ruck riss sie die Augen auf und nun schrie ihre Stimme die Worte erneut. „Du bist ein Verräter!“ Der Wahnsinn und die Angst um den Verlust ihres Herrn ließ sie den Verstand verlieren und sie verlor sich in ihrem überschwänglichen Zorn. „STUPOR!“ Kreischte sie und traf Snape mit voller Wucht. Sein verletzter Körper flog durch die Luft und schlug hart auf dem Boden auf. Noch einige Meter schlitterte er über den harten Stein, bevor er vor den Füßen eines Mannes zum Liegen kam. Kalt und doch auch besorgt sahen sie alten Augen Dumbledores auf den verletzten Lehrer herunter. „Es reicht, Bellatrix!“ Donnerte seine energische Stimme über den gesamten Hof des Schlosses und brach sich an den Wänden des Gebäudes. „Der Kampf ist vorbei!“ Verkündete der todgeglaubte Schulleiter. Ihre dunklen Augen waren rund wie Kugeln, ihr Mund stand offen und ihre Unterlippe bebte. Die schwarzen Haare hingen wirr um ihr bleiches Gesicht und ließen sie noch wahnsinniger wirken. Bellatrix stützte den kraftlosen Körper ihres Meisters, ein gewaltiger Blutfleck tränkte die schwarze Robe auf dem Rücken und ein unkontrolliertes Zittern hatte ihn ergriffen. „Also stimmt es…“ Flüsterte der sterbende Mann, während sich sein Mund mit Blut füllte. „Draco hat uns verraten… und nun auch Narzissa und Severus! Warum du… Se… Se…“ Doch die Worte gingen in einem blutigen Gurgeln unter. Nur einen Augenblick später brach der sterbende Körper kraftlos zusammen und Bellatrix fing ihn auf. „Nein!“ Kreischte sie und heiße Tränen der Verzweiflung rannen über ihre Wangen. „ER IST TOT!“ Schrie sie panisch und dann drehte sie ruckartig den Kopf zu Snape. Dieser lag noch immer vor den Füßen des alten Schulleiters und keuchte, Blut lief über die bleichen Lippen. „Du… du bist daran schuld!“ Flüsterte sie wieder, der Blick war der Welt entrückt. „Ich werde ihn finden, deinen kleinen, verräterischen Draco! Ich werde ihn finden und ihn töten! Langsam und qualvoll und dann werde ich dir seinen geschundenen Körper vor die Füße werfen!“ Kreischte sie und verwandelte sich in schwarzen Rauch. Sie verschwand und mit ihr hunderte, aberhunderte Todesser, die den Kampf als ausweglos ansahen. Doch nicht alle gaben auf. Ein kurzer Kampf entbrannte, der nicht schlimmer hätte sein können. Die verbleibenden Zauberer wollten nur den größtmöglichen Schaden erreichen, es ging nicht um ein eigenes Überleben. Dennoch wurden sie besiegt! Der Vorplatz vor dem großen Eingang wirkte alt, das Gemäuer war an vielen Stellen eingerissen und abgesprengt. Auf dem Platz davor lagen viele tote Zauberer, viele Hexen und zwischen ihnen lagen die Reste der steinernen Krieger Hogwarts und die toten Körper großer Trolle. Harry stand inmitten all dieses Chaos und hörte Lunas weinerliche Stimme. Madam Pomfrey kniete neben ihr und kümmerte sich um Nevilles Wunden. Auch Tonks Stimme konnte er hören. Sie lag in Remus Armen und weinte bitterlich. Sie hatte das Kind verloren, das sie unter dem Herzen trug. Sanft strich er ihr über die schwarzen Haare und sprach beruhigend mit ihr. Offensichtlich war er von vielen, aber nur leichten Verletzungen übersät. Dann wurde seine Aufmerksamkeit von den beiden Weasly Zwillingen geweckt. Molly kreischte und schien aufgebracht und ängstlich zu sein. Nun hielt sich auch Fred das linke Ohr und sie erklärten ihrer Mutter lachend, dass sie wieder gleich aussahen. Noch immer trug George den Verband um den Kopf und nun stützte er seinen Bruder. Offensichtlich war Molly nicht so begeistert davon, auch wenn sie mit Erleichterung feststellte, dass es sonst beiden Söhnen gut ging. Ihr Mann war zwar lädiert, hatte eine große Wunde am Bein, würde aber ebenso alles überstehen. Percy hatte es am schlimmsten erwischt. Zwei große Schnittwunden zogen sich über sein Gesicht und Bill stützte seinen jüngeren Bruder. „Mum, jetzt bin ich nicht der einzige, hübsche Junge in der Familie!“ Lachte er und bemerkte doch, dass sich Percy nahe eines Nervenzusammenbruchs befand. Allein die Vorstellung, für den Rest seines Lebens mit solchen Narben gezeichnet zu sein, war zu viel für ihn. Anscheinend hatte es Neville am schlimmsten erwischt. Es war nicht einmal sicher, ob er die Nacht überstehen würde. Snape war verschwunden, aus eigener Kraft. Bevor er sich jedoch weiter umsehen konnte, packte ihn seine beste Freundin an den Schultern. „Ich glaub es nicht! Harry! Wie konntest du so etwas Dummes tun und dich nicht einmal bei uns verabschieden? Ich dachte, dass wir dich nie wieder sehen würden! Tu so was nie wieder!“ Tränen rannen über ihr Gesicht und sie fiel ihm einfach um den Hals. „Ja, Alter, du hast wirklich ausgesehen, als wärest du tot!“ Brummte Ron und nun musste der Schwarzhaarige doch grinsen. „Tut mir leid. Ich mach es auch nie wieder, versprochen!“ War jetzt wirklich alles vorbei? Nachdem er auch Ron kurz gedrückt hatte, suchte sein Blick den alten Schulleiter. Langsam ging er auf diesen zu, so viele Stunden hatten sie miteinander verbracht. „Ist… ist er wirklich tot?“ Fragte er und blickte auf das herunter, was vor den Füßen des alten Mannes lag. „Ja, Harry, er ist tot. Als er starb, löste sich sein Körper auf, er war schon lange kein Teil dieser Welt mehr.“ Meinte Dumbledor und vor ihm lag der schwarze Mantel und der blutige Dolch. „Wie geht es dir?“ Wie müde rieb er sich mit den Händen über das Gesicht. „Keine Ahnung! Ich kann… ich kann das alles nicht glauben. Ich lebe, Voldemort ist tot und Snape… ich meine, warum hat er das getan? Das ist alles so surreal! Ich habe erwartet, dass es vielleicht zu einem großen Kampf kommt, dass ich dabei sterbe, ich habe versucht mich darauf vorzubereiten, wie es sein wird ihn zu töten. Nichts von all dem ist passiert. Klar, der Kampf war schlimm, aber kaum einer scheint lebensgefährlich verletzt zu sein. Wie lange ist es jetzt her, dass sie hier aufgetaucht sind. Ein paar Stunden? Das ist wie ein Traum und ich habe Angst, dass ich gleich aufwache!“ Sanft legte sich die linke Hand auf seine Schulter. „Das ist kein Traum, Harry, du bist frei!“ Frei… Die grünen Augen wandten sich ab und starrten in die Ferne. War er das? Woher hatte der dunkle Lord gewusst, dass Draco ein Verräter war? Wo war nun Bellatrix? Würde sie Draco finden? Nein, er war vielleicht zu Ende, aber er war nicht frei! Er hatte Angst! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)