Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 53: Ein Test -------------------- Kapitel 53: Ein Test   Die nächsten Tage ging es Harry immer besser. Er merkte zwar, was Madam Pomfrey damit meinte, dass der Schlaf unter Schlaftrank zwar erholsam für den Körper aber nicht für den Geist war, aber er hielt sich an die Dosis, die sie ihm verschrieben hatte und wollte den Trank ohnehin so schnell wie möglich wieder absetzen. Er war zwar durch den Trank wesentlich wacher im Kopf, aber irgendwie hatte er auch ein seltsames Gefühl, als wäre er unterzuckert oder so etwas ähnliches. Also ließ er es langsam angehen, vermied es, auch wenn er das bedauerte, auf den Besen zu steigen und versuchte nicht allzu viel herumzustreunen. Was allerdings wieder mit Severus los war, blieb ihm ein Rätsel. Er schien sich deutlich besser im Griff zu haben und führte den Unterricht wieder mit seiner üblichen Kälte durch. Das wäre an sich ein gutes Zeichen gewesen, wenn er Harry nicht so ausgewichen wäre. So sehr sich der Gryffindor auch bemühte, er schaffte es nicht den Blick des anderen aufzufangen. Es wirkte beinahe so, als wolle er sich vor ihm verstecken. Aber warum? Was ging ihm jetzt schon wieder durch seinen Dickschädel? Dieser Kerl war zum verrückt werden! Leider gab es aber jemanden, der Harry noch viel mehr auf die Palme brachte: Ron. Dieser lief dauerhaft mit einer mürrischen Miene umher und ging jedem Gespräch mit Harry aus dem Weg. Natürlich war auch Hermine aufgefallen, dass etwas nicht stimmte und so hatte Harry sie nach dem Frühstück aufgeklärt. Daraufhin hatte sie die Augen verdreht und gesellte sich nun immer zu Harry, wenn Ron der Meinung war, einen anderen Weg einschlagen zu müssen. „Der kriegt sich wieder ein“, murrte Hermine schnippisch, während sie sich durch die Flure voller Schüler quetschten. „Sein Denkapparat arbeitet nur nicht so schnell, da dauert es eine Weile, bis er genug nachgedacht hat.“ Stumm nickte Harry. Auch wenn er froh darüber war, wie gut Hermine zu ihm hielt, wollte er nicht schon wieder einen Keil zwischen seine beiden Freunde treiben. Sie hatten sich gerade erst wieder vertragen, da durfte das ganze nicht wieder von vorne losgehen. „Mal sehen was bei herauskommt, wenn ich ihn mir vorknöpfe“, überlegte der Gryffindor mürrisch. „Also wenn er sich nicht bald beruhigt, werde ich das auch tun“, nickte Hermine eifrig. „Dann werde ich ihm gehörig den Kopf waschen! Wie sieht es mit deinem Schlaf aus? Es ist besser geworden, oder?“ Überrascht über diesen Themenwechsel, nickte Harry erst nur. „Ähm... ja, es... geht schon ganz gut.“ Grübelnd sah Hermine ihren Freund an und fragte: „Bist du irgendwie sauer auf Snape?“ Warum zum Teufel sprang Hermine von Thema zu Thema? Da wurde einem fast schwindelig bei. „Was? Nein“, log Harry geradeheraus, doch Hermine schien bereits Bescheid zu wissen. „Er geht dir aus dem Weg. Ich dachte, das regt dich wahrscheinlich auf.“ Woher wusste sie denn das schon wieder? Konnte die Gedanken lesen? „Je nachdem wie seine Laune ist, meidet er mich im Unterricht mehr oder weniger“, murrte Harry. „Und wenn er wütend ist, lässt er alles an mir aus. Aber das müsste ich eigentlich schon kennen. Ich war schon immer sein Spielball.“ „Harry...“, begann die Hexe langsam und sah sich um, wie viele Schüler sie wohl belauschen konnten. „Was denkst du inzwischen was du für ihn fühlst?“ So lässig wie möglich zuckte der Gryffindor mit den Schultern. „Das werde ich sehen, wenn ich endlich wieder ruhig schlafen kann.“ „Meinst du das reicht aus?“, sah Hermine ihn zweifelnd an. „Was soll ich denn sonst tun?“ „Ich weiß nicht...“, überlegte Hermine. „Du müsstest das irgendwie austesten.“ „Inwiefern austesten?“ „Naja... keine Ahnung, alle Methoden, die mir einfallen würden, wären zu viel.“ „Und diese Methoden wären?“, murrte Harry, da er es nicht mochte ihr alles aus der Nase ziehen zu müssen. „Nun, ob du eifersüchtig wirst zum Beispiel. Oder ob du an ihn denkst, wenn du was mit jemand anderem hast. Aber wie ich schon sagte, das wäre alles nicht umsetzbar. Du solltest dich nicht einfach an irgendwelche Typen heranschmeißen.“ „Hm“, stimmte Harry ihr zu, doch irgendwie ließ ihn der Grundgedanke nicht los.   Selbst am nächsten Tag stand Ron frühzeitig auf und huschte so schnell wie möglich aus dem Jungenschlafsaal. Harry nahm das grummelnd zur Kenntnis, denn Ron wusste ganz genau, dass er um die Uhrzeit bereits schon lange wach war. Sollte dieser Idiot doch bleiben wo der Pfeffer wächst! Nach einiger Zeit erhob auch Harry sich und traf auf die peinlichen Fragen von Dean und Neville, warum Ron, als der ultimative Langschläfer, nun schon zweimal hintereinander so früh auf war. „Er trifft sich doch nicht wieder mit einem Mädchen, oder?“, fragte Dean verschmitzt nach. „Keine Ahnung, könnte sein“, zuckte Harry desinteressiert mit den Schultern. So schnell er konnte floh er aus dem Jungenschlafsaal und traf im Gemeinschaftsraum auf Hermine, die bereits wartete. Auch das Frühstück nahmen sie getrennt von Ron ein und als sie sich in der ersten Unterrichtsstunde Zaubertränke auf ihre Plätze setzten, rutschte Ron ernsthaft zu Dean mit auf die Bank, da neben ihm immer ein freier Platz war. „Na, dem werde ich was erzählen“, murrte Hermine vor sich hin, während sie ihre Sachen auspackte. „Wirst du nicht“, knurrte Harry wütend. „Das werde ich machen.“ „Dann warte aber lieber bis zur Mittagspause“, entgegnete Hermine. „Da hast du genug Zeit und er kann nicht mit irgendeiner lahmen Ausrede abhauen.“ Murrend nickte Harry und versuchte sich in Zaum zu halten. Er hatte oft genug die Erfahrung gemacht, dass er im wütenden Zustand keinen vernünftigen Zaubertrank zustande brachte. Für einen kurzen Moment war die Wut tatsächlich wie fortgefegt, genauso wie jeder Gedanke. Dieser Duft. Das warme Gefühl breitete sich bereits in ihm aus, noch bevor sein Gehirn verstand, was das war. Im gleichen Moment lief Severus an ihm vorbei und sah in die Kessel seiner Mitschüler, ohne den Blick des Gryffindors in seinem Rücken zu bemerken. Harry hielt in seinem Tun inne, doch dann wurde ihm bewusst, was er da gerade tat und schüttelte wütend den Kopf. Er hatte sich gerade wirklich von Severus' Geruch ablenken lassen! Gehörte das nicht zu seiner Tabuliste? Murrend schnippelte Harry weiter und hätte sich dabei fast den Daumen abgesäbelt. Was war denn nur los mit ihm? „Harry, du brauchst gar nicht so viel“, flüsterte Hermine ihm zu. „Die Hälfte davon reicht völlig.“ „Miss Granger“, fuhr ihr sofort diese schneidende Stimme dazwischen. „5 Punkte Abzug dafür, dass Sie Potters Trank manipulieren wollten.“ „Ich wollte ihm nur...“ „Und weitere 5 Punkte, weil Sie mit mir auch noch darüber diskutieren.“ Severus' ruhiger Blick wanderte weiter zu Harry, dessen Brust sich zuknotete. Er sah ihn an, er sah ihn endlich wieder an! Allerdings verriet sein Blick nichts, außer dass Severus den Blickkontakt anscheinend nicht lange halten konnte, denn er drehte sich im nächsten Moment wieder um und ging zum Pult zurück. Harry sah ihm nach und beobachtete ihn genau. Er sah etwas in seinem Buch nach und strich sich dabei die Haare hinters Ohr. Zudem hatte er seinen Mantel über dem Stuhl hängen, sodass Harry seine schmale Taille bewundern konnte. Obwohl Severus recht groß war, war er eigentlich zierlich gebaut, weshalb Harry auch stärker war als er. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass er Severus' Körper schon sehr gut kannte. Er wusste wie schmal er war, da er den anderen oft genug an sich herangezogen hatte. Er wusste, wie seine Haut sich unter seinen tastenden Fingern anfühlte und dass er an der Seite kitzelig war. Er wusste, wie seine Lippen schmeckten, seine Küsse... Harry spürte, wie ihm warm wurde und entschieden schüttelte er den Kopf, während er sich wieder innerlich schellte. Konnte er nicht endlich mal damit aufhören hier herumzugaffen?! „Alles in Ordnung mit dir?“, flüsterte Hermine ihm zu, ohne den Blick zu heben, um dieses Mal nicht aufzufallen. „Alles Bestens“, knurrte Harry durch seine Zähne hindurch. Die Stunde war fast vorbei und Harry sehnte sich nach dem Klingeln. Sein Trank war fertig und er brachte die Zutaten zurück in den Schrank, um danach eine Phiole zu holen, in die er seine Probe hineinfüllen wollte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es jeden Moment klingelte und so beeilte er sich zurück zu seinem Platz zu kommen. Er ging gerade um seinen Kessel herum, als sein Fuß an einem der Stützträger seines Kessels hängen blieb und er diesen mit wegzog. Bevor er reagieren konnte, brach das Gestell zusammen und sein Kessel verteilte den gesamten Inhalt auf dem Boden. Seine Klassenkameraden wichen aufschreiend aus, da sich der Trank in den Boden zu fressen begann. „Potter!“, rief Severus aus. „30 Punkte Abzug von Gryffindor. Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie das wieder aufwischen!“ Im gleichen Moment klingelte es zur Pause und seine Klassenkameraden quetschten sich hektisch am Trank vorbei nach draußen. Während Harry seinen Kessel wieder hinstellte, hatte Hermine bereits Lappen geholt und wollte sich gerade hinknien, als erneut die seidige Stimme zu vernehmen war. „Ich kann mich nicht daran erinnern, Sie aufgefordert zu haben das aufzuwischen, Miss Granger.“ Sie wollte sogleich protestieren, doch Harry hielt sie wohlweislich zurück. „Geh nur, wir haben schon genug Punkte heute verloren“, flüsterte er ihr zu und widerwillig nickte sie, schnappte sich ihre Tasche und verließ den Klassenraum. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, veränderte sich Snapes Tonfall. „Jetzt hast du also auch noch vor so tollpatschig wie Longbottom zu werden?“, zog er eine seiner Augenbrauen hoch. Mürrisch sah Harry auf. Der Blick des Tränkemeisters war jetzt nicht mehr so unnahbar, aber dennoch blieb er auf Distanz. „Und willst du, dass ich mir die Finger verätze?“, gab er zurück und deutete auf das blubbernde und gefährlich aussehende Gebräu. „Es muss doch wenigstens noch so aussehen, als sei ich fies zu dir. Ich muss zugeben, es ist verlockend dich arbeiten zu lassen, aber wenn du es niemandem verrätst, darfst du Evanesco benutzen. Schließlich will ich auch noch was von meiner Pause haben“, erwiderte Severus. Ein Schmunzeln huschte auf Harrys Gesicht und während er den Zauberstab schwang und die Lappen zusammensammelte, hob Severus das Metallgestell des Kessels auf und lehnte es an den Tisch. Der Slytherin stand nun so dicht vor ihm, dass Harry seinen Duft wieder wahrnehmen konnte und abrupt hielt Harry sich an der Tischkante fest. Wieder hob Severus eine Augenbraue, doch Harry weigerte sich ihn anzusehen. Harry ging ein Gedanke durch den Kopf. Ein Gedanke, bei dem ihm bereits sein Herz bis zum Hals schlug und seine Knie zittrig wurden. Hermine hatte davon gesprochen, dass er austesten sollte, wie es inzwischen um seine Gefühle stand. Zwar hatte sie andere Methoden erwähnt, als die, die Harry nun gerade durch den Kopf ging, aber das war ja egal. Test war Test. „Darf ich... was testen?“, fragte er leise und war froh, dass seine Stimme nicht zitterte. Nun wusste Severus überhaupt nicht mehr, was los war. Skeptisch sah er zum Gryffindor, der endlich den Blick hob. In seinen grünen Augen lag Unsicherheit und das irritierte den Slytherin. „Was für eine wahnwitzige Idee spukt dir jetzt schon wieder...?“ Harry nahm all seinen Mut zusammen, sah in diese schwarzen Augen... und beugte sich vor. Er unterbrach Severus mitten im Satz, indem er seine Lippen mit den eigenen verschloss und ihm keine Zeit zum Reagieren gab. Tausend Ameisen schienen plötzlich in Harrys Bauch zu erwachen und wo sein Herz eben noch gerast hatte, setzte es jetzt aus. Auch wenn der Moment viel zu kurz war, löste Harry sich schnell wieder vom anderen und sah unsicher in Severus' Augen. Dieser sah völlig perplex zurück. Hatte Harry ihn gerade ernsthaft geküsst? „Bist du verrückt?“, platzte es aus dem Slytherin heraus und er sah hektisch zur Klassenzimmertür, obwohl sie beide wussten, dass sie alleine waren und sie niemand beobachten konnte. Harry hingegen schluckte, um den Stich zu ignorieren. „Ja, das bin ich wohl“, sagte er kratzig. Das war er mit Sicherheit, denn dieser Test war für ihn eindeutig ausgefallen. Severus sah ihn wieder an, mit gemischten Gefühlen, die auch Harry erkennen konnte. Doch vorher noch überrascht, wurde der Blick des Slytherins schnell ernst. „Du weißt, dass ich damit meinen Job verliere. Ich könnte in Askaban landen, wenn die auf die Idee kommen sollten, mich wegen Verführung Minderjähriger anzuzeigen.“ „Es ist doch kein Mensch hier“, versuchte Harry sich zu verteidigen, klang dabei aber nicht besonders selbstsicher. „Darum geht es doch gar nicht“, fauchte der Slytherin verärgert. „Egal ob jemand da ist oder nicht, es läuft nichts zwischen uns, Potter! Und es wird auch nie etwas laufen. Ich hatte eigentlich gedacht du hättest das verstanden.“ Harry schluckte schwer und senkte den Blick, da er Severus' nicht mehr standhielt. „Ich weiß, es tut mir Leid“, sagte Harry mürrisch, „das kommt nicht noch einmal vor. Ich wollte nur sichergehen.“ Noch immer änderte sich der Blick des Slytherins nicht. Ihm war deutlich anzusehen, dass er sich fragte, was in Harry vor sich ging. Diesen Blick hatte Harry schon einmal bei ihm gesehen und das ließ ihn aufseufzen. Das letzte Mal hatte er gefragt, ob er nur mit ihm spielte. „Ich sagte es kommt nicht wieder vor“, wiederholte Harry schnippisch und schnappte sich seine Tasche. Er wollte nur noch eines: Von hier verschwinden. „Harry“, sagte Severus ruhig und der Gryffindor hielt inne. „Ich dachte wir hätten das geklärt.“ Grummelnd drehte Harry sich wieder zum Tränkemeister um. „Ja, hatten wir.“ „Und warum machst du das dann? Denkst du nicht, dass wir momentan nicht schon genug Probleme haben?“ 'Mein größtes Problem bist du.', dachte Harry mürrisch. „Ja, haben wir“, leierte er weiterhin runter. „Und willst du jetzt weiter den eingeschnappten Teenager spielen, oder redest du auch mal normal mit mir?“, fragte Severus verärgert. Harry versuchte seinen Blick so kraftvoll wie möglich zu halten. Er wollte nicht, dass Severus erkannte, wie verletzt er gerade war. Severus betrachtete ihn prüfend, was das ganze nicht gerade einfacher machte. Warum hatte er das nur getan? Er hätte lieber diese Situation hier vermeiden sollen. Er hätte Severus' harte Worte verhindern sollen, die sich gerade wie Messerstiche in seine Brust rammten. „Ich denke, wir sollten die erste Okklumentikstunde noch ein wenig nach hinten verschieben“, murmelte Severus entschieden. „Wenn du meinst“, erwiderte Harry so ruhig wie möglich. Also ging Severus noch weiter auf Abstand? Langsam wurde Harry das zu blöd. Es wirkte auf ihn, als würde Severus diese 'Maßnahmen' nur ergreifen, um ihn zu quälen. „Kannst du auch noch was anderes antworten und nicht so eingeschnappt sein?“, knurrte der Slytherin. „Willst du etwa, dass ich protestiere?“, provozierte Harry weiter. „Ich will, dass du mir vernünftige Antworten gibst“, wurde auch Severus langsam wütend. „Es war ein Fehler, okay?“, erwiderte Harry verteidigend. „Es tut mir Leid, es kommt nicht wieder vor. Vergiss das ganze einfach.“ So entschlossen wie möglich, sah er in diese schwarzen Augen und hielt ihrem prüfendem Blick stand. „Darf ich jetzt gehen?“, konnte Harry sich nicht verkneifen. Er hielt es hier einfach nicht mehr aus. Er wollte sich nicht so bloßgestellt fühlen, er wollte Severus' Blick nicht mehr sehen... allgemein wollte er gerade ganz weit weg vom Tränkemeister sein. Nach einigen Augenblicken nickte Severus. Ohne ein weiteres Wort drehte Harry sich um und flüchtete aus dem Klassenraum. Sobald die Tür wieder zu war, rieb sich Severus entkräftet die Nasenwurzel, strich sein Haar zurück und atmete tief durch. Dieser verdammte Bengel machte ihn noch fertig. Draußen wartete bereits Hermine auf Harry und sah ihn forschend an. Als sie seinen Blick sah, fragte sie sofort: „Was ist passiert?“ „Nichts“, flüsterte Harry schon fast und lief den Gang hinunter, eine skeptische Hermine neben ihm. „Nach nichts sieht das aber nicht aus“, sagte sie mit prüfendem Blick. „Hattet ihr Streit?“ „Schon möglich.“ „Aber doch nicht wegen diesem blöden Zaubertrank, oder?“ Entnervt blieb Harry stehen. „Hermine, bitte! Lass es gut sein.“ „Ich will dir doch nur helfen.“ „Ja, aber gerade will ich einfach nicht reden, okay?“ Lange wurde er von seiner Freundin angesehen, bis sie schließlich nickte. „Okay.“ „Gut“, knurrte Harry, wandte sich ab und ging weiter. Er war so ein verdammter Idiot! Wieso hatte er das gemacht? Hatte er nicht gewusst, wie Severus reagieren würde? Jetzt war die Situation noch angespannter als vorher und Severus würde wahrscheinlich gar nicht mehr mit ihm reden. Hatte er wirklich super hinbekommen!   Sehnsüchtig wartete Harry auf die Mittagspause, denn dann konnte er all seine Wut an Ron auslassen. Er beobachtete den Rothaarigen im Augenwinkel beim Mittagessen und war jederzeit bereit aufzustehen, wenn der andere es auch tat. Hermine saß dem Schwarzhaarigen gegenüber und beobachtete ihn ruhig. „Hermine, das ist ein bisschen gruselig“, hielt Harry es irgendwann nicht mehr aus. „Ich mache doch gar nichts“, hob Hermine die Schultern an. „Du beobachtest mich die ganze Zeit.“ „Weil ich nachdenke.“ „Und worüber?“ „Ob ich dich gleich alleine auf Ron loslasse oder ich dich begleiten sollte.“ „Ich werde das doch wohl alleine hinbekommen“, beschwerte Harry sich. „Du brauchst mich nicht immer so in Schutz zu nehmen. Mir geht es wieder gut.“ „Es geht gar nicht darum, dich in Schutz zu nehmen“, schüttelte Hermine den Kopf. „Sondern?“ „Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass ihr nur alles schlimmer macht.“ Genervt ächzte Harry auf. Jetzt traute sie ihm nicht einmal mehr zu, sich vernünftig streiten zu können? Langsam wurde sie zu einer richtigen Glucke. „Ich regle das alleine“, sagte der Gryffindor entschieden. Zur gleichen Zeit erhob Ron sich vom Tisch und ging Richtung Ausgang. Harry wartete noch einen Moment, bevor er ebenfalls aufstand. „Viel Glück“, sagte Hermine noch, bevor Harry ebenfalls die Halle verließ. Ron bog Richtung Gryffindorturm ab und Harry beeilte sich aufzuholen. Nach einigen Abbiegungen erreichten sie einen Gang, in dem sie alleine waren. „Wie lange willst du mich noch ignorieren?“, rief Harry wütend und Ron drehte sich überrascht um. Mit einem merkwürdig angewiderten Gesichtsausdruck, fragte der Rothaarige: „Läufst du mir etwa hinterher?“ „Jaa, um in der nächsten dunklen Ecke über dich herzufallen“, knurrte Harry sarkastisch. „Pfe“, machte Ron verächtlich und wollte weitergehen. „Jetzt hau nicht ab!“, rief Harry verärgert. „Was willst du von mir?“, rief Ron genauso wütend zurück. „Dass du endlich mal dein Hirn einschaltest! Denkst du ernsthaft, nur weil ich vielleicht auf Männer stehe, dass ich gleich jeden anfalle?!“ „Offenbar schon“, verzog Ron wieder das Gesicht und Harry wusste, dass er an Snape dachte. „Ich bin genauso wie immer, Ron. Ich bin immer noch ich!“ Der Blick des Weasleys blieb weiterhin skeptisch, was Harry immer mehr auf die Palme brachte. „Hast du mich jemals dabei erwischt, wie ich Dean oder Neville begafft hab? Oder das Quidditch-Team in der Umkleide?“ „Du scheinst ja noch nicht allzu lange auf so etwas abzufahren“, murrte Ron. „Das ist keine Krankheit, Ron! Wenn ich wirklich bi bin, dann war ich es schon immer! Ich habe mich nicht verändert!“ „Doch, das hast du“, sagte Ron ernst. „Seit du aus Necrandolas zurück bist, bist du nicht mehr der selbe.“ Nun wusste Harry nicht mehr, was er sagen sollte. Völlig verdattert blieb ihm der Mund offen stehen. Wie konnte er es wagen? Harry fühlte sich, als hätte Ron ihm eine Ohrfeige verpasst. Ron nutzte die Stille, um sich wieder umzudrehen und in den nächsten Gang zu verschwinden. „Hey!“, rief Harry hinterher. „Ich war noch nicht fertig!“ „Aber ich!“, rief dieser nur ungerührt zurück. Grummelnd sah Harry seinem ehemals besten Freund hinterher. Der letzte Kommentar hatte wirklich gesessen. Stimmte es? Hatte er sich so stark verändert? „So ein Bullshit“, knurrte Harry und wandte sich zum Gehen. Wirklich los wurde er diese Frage jedoch nicht. Ohne den Blick zu heben, setzte Harry sich in der großen Halle wieder auf seinen Platz und wurde verwundert von Hermine angesehen. „Das ging aber schnell.“ „Jap“, murrte Harry und als er sah, wie viel noch vom Gemüse in den Schüsseln war, füllte er sich davon auf. Er kassierte einen Blick von seiner Freundin, doch niemand traute sich inzwischen mehr, etwas dazu zu sagen. „Ist also nicht besonders gut gelaufen?“, fragte sie vorsichtig nach. „Nein“, sagte Harry wieder nur knapp und begann zu essen. „Soll ich es nochmal versuchen?“ „Nicht nötig. Ich kriege das alleine hin.“ „Ich dachte nur, vielleicht wäre es sinnvoller, wenn jemand anderes mit ihm...“ „Hermine, pack mich nicht so in Watte!“, knurrte Harry und sah auf. „Wirke ich auf dich so unselbstständig?“ Verdattert brauchte Hermine einen Moment, um zu antworten. „Ähm, nein. Nein, es ist nur...“ „Nur was?“ Wieder stockte Hermine, ehe auch sie auf Verteidigung umschaltete. „Du brauchst deine Laune jetzt nicht auch noch an mir auszulassen. Ich habe dir nichts getan. Im Gegenteil, ich will dir nur helfen.“ Harry seufzte auf und seine Wut schien ein wenig abzuklingen. Ron war schon fort, er musste nicht auch noch Hermine vergraulen. „Ja, schon gut“, murmelte er und aß stumm weiter. Dennoch: Dass Hermine so vorsichtig mit ihm umging und ihm alles abnehmen wollte, unterstützte Rons Behauptung wohl nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)