Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 26: Rückschritte ------------------------ „Hm... Pizzaa!“, rief Luca aufgeregt in der Küche. „Nicht immer so etwas ungesundes. Ich wollte vernünftige Vorschläge von dir hören“, erwiderte Syndia. „Harry, hast du Vorschläge, was wir die nächsten Tage essen könnten? Ich wollte gleich einkaufen.“ Einkaufen. Den Begriff hatte Harry noch nie bei einer Zaubererfamilie gehört. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er Mrs Weasley nie dabei gesehen hatte, wie sie Einkaufssachen mit nach Hause brachte. Für den Gryffindor erschien es schon fast so, als müssten Zauberer nicht einkaufen gehen. „Ähm... irgendeinen Auflauf?“, schlug er vor und stützte sich am Tisch ab. „Nudelauflauf!“, rief Luca begeistert und zappelte auf seinem Stuhl herum. „Okay, einmal Nudelauflauf. Da brauchen wir...“, Syndia suchte sich einen Zettel heraus, konnte allerdings keine Feder finden. „Harry, könntest du eben aus Severus' Zimmer eine Feder holen? Er hatte gerade neue gekauft. Die müssten links auf der Kommode liegen.“ „Ähm... ich soll...“, begann Harry verdattert. Meinte sie das ernst? Snape würde ihn umbringen. „Severus ist gerade nicht da“, zwinkerte die Hexe. „N-Na gut“, gab sich der Gryffindor geschlagen und ging mit einem mulmigen Gefühl die Treppe hoch und öffnete vorsichtig Snapes Zimmertür, als würde er befürchten, er würde in der Ecke auf ihn lauern. Doch der Raum war leer. Ein großes Doppelbett stand ihm gegenüber und links in der Ecke war ein Schreibtisch. An der rechten Wand schloss sich das Badezimmer an und daneben stand ein großer, schwerer Kleiderschrank. Schnell huschte Harry zur Kommode, doch darauf fand er nur ein hölzernes Kästchen, Fläschchen mit Zaubertränken und Magazine. Vielleicht in dem Kästchen. Langsam öffnete er es und darin fand sich jede Menge Krempel, der dort einfach hineingeworfen wurde. Harry wühlte ein wenig darin herum und nahm einen Stapel Zettel heraus, um besser suchen zu können. Erst dann stellte er fest, dass das Kästchen noch eine Schublade hatte, in der er die gesuchten Federn fand. Hastig legte Harry die Zettel wieder in das Kästchen und bückte sich nach zwei von ihnen, die zu Boden gefallen waren. Als er sie hochhob, fiel aus einem gefalteten Zettel ein Bild heraus. Stirnrunzelnd hob er es auf und stutzte. Auf dem Bild war seine Mutter zu sehen. Sie trug einen weißen Kittel und saß auf einem Bett. Harry erkannte den Ort als ein Krankenhaus. Doch noch viel interessanter war das, was Lily in den Armen hielt: Harry. Das Foto musste kurz nach der Geburt von ihm gemacht worden sein. Glücklich und in die Kamera strahlend hielt Lily Harry im Arm und wiegte ihn leicht. Harry schluckte. Dann sah er sich die Zettel in seiner Hand genauer an, in der Hoffnung, dass einer von denen zum Bild gehörte. Und tatsächlich: Bei dem einen handelte es sich um einen Brief, an dessen Ende Lilys Unterschrift zu sehen war. Harrys Herz klopfte schneller. Er hielt einen Brief von seiner Mutter in der Hand. Der Gryffindor brauchte einen Moment, bevor er den Brief anfangen konnte zu lesen.   Hey Sev,   Vielleicht hast du es schon erfahren: Harry ist vorgestern zur Welt gekommen. Er ist kerngesund und hat gute Werte (Keine Sorge, keine Details). Ein Bild habe ich angehängt, damit du dich selber davon überzeugen kannst, dass es mir gut geht. Deine Bedenken waren also völlig unbegründet, mache dir keine Sorgen. Allerdings mache ich mir welche um dich. Ich hoffe dich erreicht dieser Brief bald, wo du doch so plötzlich verschwunden bist. Geht es dir gut? Seit du dich von Avery hast überreden lassen, hast du dich nicht mehr gemeldet. Wenn Dumbledore mir nicht versichert hätte, dass du noch lebst, wäre ich hier schon längst im Dreieck gesprungen. Mir graust es vor dem Gedanken, was du vielleicht alles tun musstest, seit du dich Voldemort angeschlossen hast. Es fällt mir immer schwerer dich vor James in Schutz zu nehmen, schließlich steht jeden Tag in der Zeitung, wie viele Muggel erneut von Todessern getötet worden sind und jedes Mal frage ich mich, ob einer von ihnen dir zum Opfer gefallen ist. Ich kann nur hoffen, dass du endlich erkennst, dass nicht alle Muggel wie dein Vater sind, dass es auch böse Menschen unter den Zauberern gibt und ein Großteil davon Todesser sind. Ich kann dich nur immer wieder anflehen endlich zur Besinnung zu kommen. Du kannst mir nicht weiß machen, dass ein Leben als Todesser dich glücklich macht, denn du bist nicht wie die. Sprich mit Dumbledore oder komm zu mir oder zu irgendeinem anderen Ordensmitglied, Hauptsache du tust endlich was. Der Orden hat Mittel und Möglichkeiten dich vor Voldemort zu schützen. Eigentlich hatte ich vor dich zu fragen, ob du Harrys Pate werden willst, aber ich muss wohl langsam einsehen, dass das zu gefährlich wäre. Du musst dich entscheiden auf wessen Seite du stehst, Sev, und ich hoffe, dass du die richtige wählst.   In Liebe Lily   Völlig erstarrt stand Harry da und las den Brief gefühlte tausend mal. Dieser Brief machte die damalige Situation so gut deutlich. Er schrie geradezu nach schweren Zeiten und Harry verstand nicht, warum seine Mutter immer noch versucht hatte, an Snape heranzukommen. War er ihr wirklich so wichtig gewesen, dass sie selbst über Morde hinwegsah? Allerdings hatte ihr letzter Satz auch irgendwie was kühles, endgültiges. Snape als sein zweiter Pate? Das war... verrückt. Nein, das wäre nie gut ausgegangen... oder? Harry dachte an die Schneeballschlacht. Würden sie anders miteinander umgehen, wenn sie sich anders kennengelernt hätten? Harry starrte auf Lilys Handschrift. Seine Mutter hatte das geschrieben. Kurz nach seiner Geburt. Das war ihre Schrift. „Harry?“, rief Levin von unten herauf und Harry machte einen Satz vor Schreck. „Findest du keine oder warum brauchst du so lange?“ „I-Ich Ich hab sie“, rief er zurück und packte hastig den Brief mit dem Bild zurück ins Kästchen. Eilig kam er die Treppe hinunter und reichte der Hexe die Feder. Mit hochgezogener Augenbraue musterte Syndia ihn. „Alles in Ordnung?“ „Ja... klar“, mühte Harry sich ab und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. „Ich musste ein wenig suchen, um... um die Federn zu finden.“ „Mmhm“, sah Syndia ihn noch immer skeptisch an und wandte sich dann langsam dem Einkaufszettel zu. „Also Nudelauflauf, Jägerschnitzel und gefüllte Paprika... noch eine Idee?“ „Ähm... nein, jetzt so spontan keine“, kratzte sich der Gryffindor unsicher am Hinterkopf. „Gut, dann werde ich spontan gucken, was mir noch einfällt“, damit steckte die Hexe den Zettel ein und machte sich abreisefertig. Harry blieb alleine mit seinen Gedanken in der Küche zurück. Wenn er den Brief richtig verstanden hatte, war Snape nur wegen dem Hass auf seinen Vater Todesser geworden. War dieser Mann wirklich so schlimm? „VERDAMMT DAD! DU TUST MIR WEH!!!“ „Bitte hör auf! Bitte!“ Harry schüttelte den Kopf, um diese grässlichen Erinnerungen loszuwerden. Snape war von seinem Vater misshandelt worden, aber Harry wusste immer noch nicht, ob das seiner Schwester bewusst war. Sie war nie zu Hause gewesen und sie sagte selbst, dass sie glaubte etwas verpasst zu haben. Seine Mutter Lily schien davon gewusst zu haben, vielleicht als einzige. Sollte er es Levin sagen? Andererseits... was sollte das ändern? Und Snape hatte ihm verboten es ihr zu sagen. Aber sie war immerhin seine Schwester. Seufzend ging Harry in die Wohnstube, wo noch seine Hausaufgaben auf dem Tisch lagen. Vielleicht konnten die ihn ablenken.   Am nächsten Tag kam Syndia nach einigen Stunden Abwesenheit nach Hause. Frustriert hing sie ihren Mantel auf. Sie suchte inzwischen jeden Tag mehrere Stunden und noch immer konnte sie den Kelch nicht aufspüren. Langsam hatte sie den Verdacht, dass er mit einem Zauber belegt war, der sie täuschen sollte. Wenn das stimmte, würde sie dieses blöde Ding nie finden. In der Wohnstube fand sie alle drei Mitbewohner versammelt: Severus las ein Buch, Harry schrieb einen Brief und Luca übte sich in Rechenaufgaben. „Na, alles gut?“, begrüßte sie die anderen. „Alles Bestens. Ich habe die beiden Streithähne im Griff“, meinte Luca besonders cool tuend. „Was?“, kam es gleichzeitig entrüstet von Severus und Harry. Syndia lachte auf, weshalb sie nun zum Opfer der bösen Blicke wurde. „Jetzt seid mal nicht so. Das kam gerade sehr gut“, grinste die Hexe unbekümmert weiter. „Ich werde mich mal um das Essen kümmern.“ Damit verließ sie die Wohnstube. Severus und Harry saßen sich gegenüber ohne sich anzugreifen, das war wirklich ein großer Fortschritt. Sie musste erneut grinsen, als sie an die Schneeballschlacht zurückdachte. Wenn die beiden doch nur wüssten wie das ausgesehen hatte. Zufrieden holte sie Töpfe heraus, um zu kochen. „Ähm, Professor?“, stand plötzlich Harry in der Tür. Er wirkte unsicher, was Syndia stutzen ließ. „Ja?“ Harry war noch immer nicht sicher, ob es eine gute Idee war, Levin alles zu erzählen. Um sicher zu gehen, dass Snape nichts mitbekam, schloss er die Küchentür, woraufhin die Hexe eine Augenbraue hochzog. „Alles in Ordnung?“ „Ähm...“, überlegte Harry wie er anfangen sollte. „Es... ist schon eine Weile her, aber... erinnern Sie sich daran, wie wir uns mal am See in Hogwarts unterhalten hatten?“ Langsam wandte sich die Hexe vom Herd ab und musterte Harry ganz genau. „Worauf willst du hinaus?“ „Wissen Sie noch, worüber wir uns unterhalten hatten?“ „...Über Severus“, dachte Syndia kurz nach. „Du musst schon mit der Sprache herausrücken, Harry.“ „Sie meinten damals, dass sie das Gefühl hatten, irgendetwas hätten sie verpasst.“ „J-Ja“, versuchte die Hexe sich zu erinnern. Nun doch langsam beunruhigt fragte sie nach: „Ist irgendwas passiert?“ „Könnte es sein, dass Sie...“, begann der Gryffindor. „Ich glaube er ist von Ihrem Vater misshandelt worden.“ Nun hatte er es ausgesprochen und ob Syndia davon wusste, würde sich jetzt herausstellen. Eine kurze Stille entstand, bei der die Hexe nachdachte. Allerdings wirkte sie skeptisch. „Wie kommst du darauf, Harry?“, fragte sie mit schräg gestelltem Kopf nach. Harry kratzte sich am Kopf. „Es... sind mir inzwischen mehrere Informationen in den Schoß gefallen... die darauf hindeuten. Eigentlich... hatte ich ihm versprochen es niemandem zu sagen, aber... ich werde den Gedanken nicht los, dass ich es Ihnen erzählen müsste.“ „Was für Informationen meinst du?“ „Ähm... hauptsächlich eine Erinnerung, die ich aus Versehen von ihm gesehen habe. Oder viel mehr gehört.“ „Eine Erinnerung, von der du ihm versprechen musstest, sie mir nicht zu erzählen?“ „Ja.“ Grübelnd betrachtete die Hexe den anderen. „Und du bist sicher, dass es keine harmlose Erinnerung war, die du nur falsch gedeutet hast?“ „Ganz sicher“, nickte der Grünäugige. „Diese... Schreie gingen durch und durch.“ Syndias schluckte. „Schreie? Wütende?“ „Nein“, zögerte der Gryffindor. „Verzweifelte.“ Die Schwarzhaarige sah Harry lange und intensiv an, was diesen nervös werden ließ. Dann hörte er erneut die Rufe aus Snapes Erinnerung und war sich bewusst, dass Levin sie sich anhörte. Die Hexe wurde kreidebleich. „Ich dachte“, trat er von einem Fuß auf den anderen, „es wäre notwendig, dass Sie davon erfahren.“ Nachdenklich nickte Syndia, sagte jedoch nichts. Dann stieß sie sich von der Zeile ab und wandte sich ihr wieder zu, um sich den Töpfen zu widmen. „Danke, Harry“, sprach sie ruhig, wirkte aber nun auch verschlossener. „Ich werde darüber nachdenken und vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, dass ich mit ihm darüber reden kann. Erstmal sollte ich ihn aber in Ruhe lassen. Ich quäle ihn in diesen Ferien schon mit genug Fragen.“ Harry nickte, wusste jedoch nicht ganz, was er jetzt tun sollte. Also öffnete er die Küchentür und verließ den Raum. Sobald er draußen war, sah Syndia ihm hinterher, nun mit einem besorgten Blick, den sie gerade noch hinter einer Maske versteckt hatte. „Du hast keine Ahnung was ich durchmachen musste“ hatte Severus mal zu ihr gesagt. Anscheinend hatte er Recht.   Die Ferien neigten sich dem Ende zu und Harry verbrachte viel Zeit in der Wohnstube. Zwischen ihm und Snape war eine Art Waffenstillstand entstanden und Snape wagte es sogar immer häufiger, freiwillig die Zeit im selben Raum totzuschlagen wie Harry. Den Gryffindor drängte diese Tatsache immer öfter zu der Überlegung, Snape wegen seiner Mutter anzusprechen. Vielleicht hatte er Glück und er würde sogar eine Antwort erhalten. Und so schaute der Grünäugige eines Abends grübelnd ins Kaminfeuer, während Snape auf der gegenüberliegenden Couch saß und las. „Professor?“ „Hm?“, schaute Snape nicht von seinem Buch auf. „Sie kannten meine Mutter am längsten, oder?“ Jetzt zeigte Snape doch eine Reaktion. Sein Blick schnellte zum Gryffindor. Zuerst zögerte er. Wieder auf sein Buch schauend meinte er: „Schon möglich.“ „Wie war sie so?“ Erneut sah Snape auf, doch seinen Blick konnte Harry nicht deuten. Er schien irgendetwas bei Harry zu suchen. Den Mund öffnend setzte er an zu sprechen, zögerte aber erneut. „Konnte Ihnen der Flohfänger nichts von ihr erzählen?“, grummelte der Tränkemeister und brach den Blickkontakt wieder ab. „Nein, er...“, druckste Harry herum, „er hat eigentlich... mehr von meinem Vater gesprochen.“ „Natürlich hat er das“, schnaubte Snape verächtlich. „Im gesamten Universum existierte nur James Potter.“ „Sie schweifen vom Thema ab“, beschwerte sich der Gryffindor, womit er einen scharfen Blick kassierte, weshalb er schnell ergänzte: „Sir.“ „Vielleicht, weil ich nicht darüber reden möchte“, widmete Snape sich wieder seinem Buch. „Warum?“, vergaß Harry entrüstet seine ganze Freundlichkeit. „Darum.“ „Das ist nicht fair.“ „Was ist daran bitte nicht fair?“, wurde Snape ebenso lauter wie Harry und legte das Buch beiseite. „Ich kann nichts dafür, dass ich sie nicht kennenlernen konnte“, kam der Gryffindor langsam in Fahrt. „Ich habe doch wohl das Recht etwas über sie zu erfahren. Immerhin ist sie meine Mutter.“ „Dann kommen Sie aber nicht bei mir damit an!“, stand der Slytherin wütend auf und wollte den Raum verlassen. Harry erhob sich ebenfalls und hielt ihn auf: „Dann sagen Sie mir, wer sie noch gekannt hat!“ Snape hielt inne und atmete tief durch. „Viele aus Ihrem Umfeld kannten sie irgendwie.“ „Aber nicht gut genug!“ „Was ist denn hier los?“, kam Levin erstaunt in die Wohnstube und stand nun vor ihrem Bruder, den sie fragend ansah. „Gar nichts“, erwiderte der nur und schob sich an ihr vorbei nach draußen. „Jetzt laufen Sie nicht weg!“, rief Harry ihm wütend hinterher. „Suchen Sie sich jemand anderen, Potter“, kam der Ruf zurück. Wütend lief Harry zur Tür, in der noch immer Syndia stand und schrie: „Wen denn?!“ Daraufhin hörte man nur noch eine Tür im ersten Stock zuknallen. „Was ist denn passiert?“, fragte die Hexe noch immer verwirrt. „Ach, ich habe Snape gefragt, ob er mir was von meiner Mutter erzählen kann“, polterte Harry weiter, stapfte zurück in das Zimmer und schmiss sich sauer auf das Sofa. „Aber da ist der werte Herr sich wohl zu fein für.“ „Was?“, zog Syndia eine Augenbraue hoch. „Hat er gesagt warum?“ „Er hat einfach keine Lust“, schnaubte Harry weiter. Die Hexe wurde noch skeptischer. „Ich rede mit ihm“, seufzte sie und folgte ihrem Bruder. Ohne anzuklopfen öffnete sie die Zimmertür: „Müsst ihr euch noch auf dem letzten Drücker streiten? Die Ferien sind fast vorbei.“ „Wir streiten uns immer, falls dir das noch nicht aufgefallen ist“, beschwerte sich der Slytherin. „Und jetzt raus hier.“ „Nein, die letzten Tage habt ihr euch vertragen“, ignorierte Syndia die Aufforderung und machte stattdessen die Tür von innen zu. „Was willst du von mir?“, ächzte Severus. „Willst du mir eine Predigt halten?“ „Warum erzählst du Harry nichts über Lily?“, verschränkte die Hexe ihre Arme. „Mein Privatleben geht ihn einen Scheißdreck an. Soll er sich doch jemand anderen suchen.“ „Du weißt, dass es keinen anderen mehr gibt, Sev.“ Genervt, aber in dem Punkt sich geschlagen gebend, schnaubte der Slytherin. Syndia fuhr fort: „Du willst ihm also nichts von Lily erzählen, weil du dabei automatisch auch etwas von dir preisgibst?“ „Endlich hast du es gerafft“, grummelte Severus. „Findest du das nicht ein bisschen unfair?“, sah Syndia ihn skeptisch an. „Was soll daran bitte unfair sein?“, brauste er wieder auf. „Harry möchte etwas über seine verstorbene Mutter erfahren und du bist der einzige, der ihm weiterhelfen kann!“, wurde nun auch die Hexe energischer. „Ich bin immer noch sein Lehrer“, blieb der Schwarzhaarige stur. „Er hat nichts über mein Privatleben zu erfahren. Schon schlimm genug, dass er die Ferien über hier ist.“ Grummelnd ergänzte er: „Das kannst du nicht nachvollziehen, oder? Du hast bei Potter noch nie Privat und Beruf getrennt.“ „Weil ich Harry inzwischen nicht mehr nur als Schüler sehe“, entgegnete Syndia ruhig. „Wir haben den Auftrag ihn zu beschützen und er hat meinen Sohn gerettet. Außerdem ist er der Einzige außerhalb der Familie, der sich mit Luca beschäftigt. Klar, er passt eigentlich nur auf Luca auf und zwar freiwillig, aber gerade das ist doch das Gute. Er würde das nicht tun, wenn er Luca nicht irgendwie mögen würde.“ „Potter will sich nur wichtig machen...“ „Fängst du schon wieder damit an?“, unterbrach Syndia ihren Bruder wütend. Dieser schloss den Mund und sah stur zu seiner Schwester. „Mit euch beiden ist es schlimmer als im Kindergarten!“, beschwerte sich die Hexe. „Wie willst du Harry beurteilen, wenn du dir nie die Mühe gemacht hast ihn kennenzulernen?“ „Ich will ihn auch gar nicht kennenlernen und ebenso soll er nichts über mich erfahren. Und ich kann ihm nichts von Lily erzählen, ohne etwas von mir selber preiszugeben, also lasse ich es gleich bleiben. Sind wir jetzt fertig? Da ist die Tür“, deutete Severus zum Ausgang. Seufzend ergab sich Syndia. „Es ist nicht schlimm, andere Menschen an seinem Leben teilhaben zu lassen, weißt du“, murmelte sie noch und verließ dann den Raum.   Die restlichen Tage gingen Harry und Snape so miteinander um, wie es für sie normal war. Sprich sie tauschten fiese Blicke und gaben bei jeder Gelegenheit spitze Kommentare von sich. Syndia war enttäuscht, dass all die Mühen umsonst waren, nur weil ihr Bruder Harry nicht an sich heranlassen wollte. Und so kam es, dass Harry und auch der Slytherin froh waren, als sie nach Hogwarts zurückkehren durften. Harry kam es vor, als sei er mehr als zwei Wochen fort gewesen. Es war merkwürdig, dass sie zu viert die Eingangshalle erreichten und wieder getrennte Wege gingen. Nun würde Harry wieder ein ganz normaler Schüler von Levin und Snape sein. Beim näheren Überlegen konnte Harry jedoch nicht erkennen, dass sich in den Ferien irgendein Verhältnis schwerwiegend verändert hätte. Gut, sie hatten Küche und Wohnzimmer geteilt und sie hatten gemeinsam im Garten einen Schneemann gebaut... aber ansonsten war doch eigentlich alles ganz normal gewesen... oder? Harry schüttelte den Kopf. Wie war er auf den Gedanken gekommen, dass sich was verändert hätte? Es kam ihm beinahe so vor, als seien sie zu einer Art Familie zusammengewachsen. Das war ziemlich naiv gedacht. Und doch hatte Hermine diesen Punkt schonmal mit ihm besprochen... Als Ron und Hermine wenig später ankamen, musste Harry Hermine nochmals jede Kleinigkeit erzählen, die er erlebt hatte. Ron war sofort von Lavender abgefangen und in Beschlag genommen worden. Hermine schielte zu Ron herüber. „Hast du schon das Weihnachtsgeschenk von Lavender für Ron gesehen?“, fragte Hermine spitz nach. „Ron hat mir davon erzählt“, kratzte Harry sich am Hinterkopf. „Sie zwingt ihn doch nicht die Kette auch zu tragen, oder?“ „Ist sein Problem“, zuckte die Braunhaarige mit den Schultern. „Sag mal... nach diesen Ferien... habt ihr, also du und Snape, jetzt euer Kriegsbeil begraben?“ Verächtlich schnaufte der Gryffindor: „Wohl kaum, wir haben uns wieder in die Haare gekriegt. Der Kerl wird sich nie ändern.“ „Mhm“, musterte die Hexe Harry genau, um zu sehen, ob das wirklich alles war. „Harry“, kam Ginny auf die beiden zu. „Erträgliche Ferien gehabt?“ „Hi. Ja, irgendwie schon“, lächelte der Gryffindor ihr zu. „Wir haben die gesamten Ferien versucht, uns vor unserer Großtante zu verstecken“, verdrehte die junge Hexe ihre Augen. „Aber Fred und George hatten ganz gute Einfälle, wie wir uns verdrücken konnten. Ähm... ich bin Dumbledore in der Eingangshalle begegnet. Er bat mich, dir diese Nachricht zu geben.“ Harry nahm die kleine Pergamentrolle entgegen, die Ginny ihm zureichte und bedankte sich bei ihr. „Kein Ding“, erwiderte sie und ging dann zu Dean herüber. „Eine neue Unterrichtsstunde?“, fragte Hermine sofort nach, während Harry das Pergament entrollte. „Ja. Morgen Abend“, nickte Harry zufrieden. „Endlich geht es weiter.“ „Jetzt hast du Malfoy auch nicht beobachten können“, fiel Hermine plötzlich ein. „Also glaubst du jetzt auch, dass er hinter dem Unfall steckte?“, freute Harry sich. „Und dass er sich Voldemort angeschlossen hat?“ Hermine seufzte. „Du hast doch kaum Zeit, um Malfoy zu beobachten. Wie willst du das also beweisen?“ „Hm...“, überlegte der Gryffindor. Dann stand er auf und ging hoch zum Jungenschlafsaal, was Hermine komplett verwirrte. „Wo willst du hin?“ „Komm mit“, rief Harry zurück. Zögerlich stand Hermine auf und folgte Harry die Treppen hinauf. Harry vergewisserte sich, dass im Schlafsaal niemand anderes war und rief dann: „Dobby?“ Sofort gab es einen Knall und der Hauself machte eine tiefe Verbeugung vor dem Gryffindor. „Harry Potter, Sir. Ihr habt gerufen? Wie kann Dobby Euch zu Diensten sein, Sir? Dobby tut alles.“ „Hör zu, könntest du mir einen Gefallen tun?“ „Alles, Sir!“, leuchteten Dobbys Augen vor Freude. „Würdest du Draco Malfoy für mich beobachten? Ich glaube er hat irgendetwas vor.“ „Draco Malfoy, Sir?“, fummelte Dobby nervös an seinen Sachen herum. „Ähm...“, überlegte Harry. „Wäre das okay für dich?“ „Natürlich, Sir“, nickte der Hauself nun doch eifrig. „Dobby wird nicht eher ruhen, bis er herausgefunden hat, was der Malfoy im Schilde führt.“ Damit verschwand der Hauself mit einem Plopp. „Und du meinst, das bringt etwas?“, fragte Hermine skeptisch nach. „Wir werden sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)