Die Grotten von Necrandolas von -wolfsmoon- ================================================================================ Kapitel 25: Eine andere Seite ----------------------------- Nach dem Weihnachtsessen machte Lupin sich wieder auf den Heimweg und die Hausbewohner machten es sich in der Wohnstube gemütlich. Kaum war Lupin aus dem Haus, traute sich der Tränkemeister wieder aus seinem Zimmer und setzte sich mit seinem Tee dicht vor den Kamin. Luca hatte ein Rätselbuch aus seinem Zimmer geholt und stellte nun immer wieder Fragen in die Runde, die meistens von Syndia beantwortet wurden, während Severus einige nur mit einem Schnauben quittierte. „Wo wird die sogenannte Faultierrolle eingesetzt?“, fragte Luca als nächstes und sofort antwortete Harry wie aus der Pistole geschossen. „Beim Quidditch. Mit diesem Manöver weicht man einem Klatscher aus.“ „War ja klar, dass Sie bei den wichtigen Wissensfragen keine Ahnung haben, aber so etwas völlig unbedeutendes wie eine Sportart auswendig kennen“, kommentierte Snape Harrys Antwort sofort spitz, der den Slytherin böse anfunkelte. „Ich konnte vorhin auch Zauber aufzählen, bei denen der Protego nicht funktioniert“, verteidigte sich der Gryffindor. „Das kann jeder 10-Jährige, Potter“, kam die knurrende Antwort. „Und Sie antworten wahrscheinlich auf keine der Fragen, weil sie unter Ihrem Niveau sind, was?“, feuerte Harry weiter zurück. Entnervt warf Luca ein:„Können wir nicht einmal ein Spiel spielen, ohne dass ihr euch...?“ „Nein“, unterbrachen beide den Jungen sofort, ohne den Blickkontakt zum anderen zu brechen. „Aber es ist Weihnachten“, beschwerte Luca sich weiter. „Meine Güte, könnt ihr euch nicht wenigstens heute Abend zusammenreißen?“ „Luca hat Recht“, warf nun auch Syndia ruhig ein. Knurrend wandte Snape sich an seine Schwester und sagte: „Zwing mich nicht den Abend mit Potter in einem Raum zu hocken, dann kannst du ihn auch in Ruhe verbringen.“ An der Tür läutete es und sofort war der Streit vergessen. Alle waren mucksmäuschenstill geworden. Verwirrt ging Syndia zur Tür, gefolgt von Severus und Harry. „Mr Scrimgeour, was verschafft uns die Ehre?“, fragte sie weniger freundlich als es eigentlich klingen müsste. „Ach, ich wollte nur einmal nachsehen, ob Sie sich in Ihrer Unterkunft wohlfühlen, Mrs Levin“, antwortete der Zaubereiminister und betrat bereits unaufgefordert die Eingangshalle, wobei er sich umsah. „Immerhin wollen wir ja, dass Sie und Ihre Familie gut geschützt sind.“ „Es ist alles Bestens, Danke“, versuchte Syndia sich erneut in Höflichkeit, doch ganz gelingen wollte es ihr immer noch nicht. „Scheint auch alles so weit zu stimmen, wie es mir berichtet wurde“, musterte Scrimgeour weiterhin das Haus, bevor er Harry entdeckte. „Ah, Mr Potter, Sie sind auch hier. Schön, nach dem Vampirangriff sollten Sie hier sicherer sein, nicht wahr?“ „Ich wusste nicht, dass das Ministerium über meinen Aufenthaltsort informiert wird, Sir“, war auch Harry skeptisch. Er erinnerte sich an Rons Brief. Scrimgeour hatte es also tatsächlich geschafft an diese Adresse hier zu kommen. Wer hatte es ihm verraten? Sicherlich war er nicht wegen Levin hier. „Wir geben uns alle Mühe Sie zu beschützen, da sollten wir natürlich auch wissen, wo Sie sind“, lächelte der Minister und kam auf Harry zu. „Mir wurde von dem Garten vorgeschwärmt, mögen Sie ihn mir einmal zeigen, Mr Potter?“ Harry blickte kurz zu Snape und Levin, die ebenso wenig über den Besuch erfreut schienen. Sich seinem Schicksal ergebend deutete Harry dem Minister ihm zu folgen und stapfte in Richtung Garten. Sobald beide draußen waren, huschte Syndia in die Küche und sah von dort aus aus dem Fenster in den Garten. „Wer ist dieser Mann?“, kam Luca neugierig hinterher. „Der Zaubereiminister, der sich offenbar bei Potter einschleimen will“, antwortete Severus dem Jungen und lugte ebenfalls kurz über Syndias Schulter, ehe er begann sich einen Kaffee zu machen. „Das ist doch ganz nach seinem Geschmack. Der große Harry Potter wird sogar vom Ministerium angehimmelt. Immerhin ist er der 'Auserwählte'...“ „Ich denke nicht, dass Harry das so toll findet“, würgte Syndia ihren Bruder schlicht ab. „Das Thema hatte wir doch schon lange abgehakt, oder nicht?“ „Ich habe dir nie Recht gegeben“, murrte der Slytherin und setzte sich an den Tisch. „Du siehst nur das, was die Allgemeinheit von sich gibt.“ Luca zog sich murrend in die Wohnstube zurück. „Du wirst dich nie mit Harry verstehen, kann das sein?“, stellte Syndia nun bedauernd fest. „Weil du einfach zu feige bist.“ „Komm jetzt nicht wieder mit so etwas“, ging Severus drohend auf seine Schwester zu. Doch auch Syndia baute sich auf: „Tu ich aber. Er ist Lily ähnlich, das müsstest du sehen. Ich glaube du siehst es auch, hast aber genau deswegen Angst vor ihm.“ „Ich habe keine Angst vor ihm“, knirschte der Slytherin mit den Zähnen. „Oh doch, hast du“, sprach Syndia nun wieder ruhig. „Ich kann das spüren, selbst Luca hat es bemerkt. Meistens ist es nur so schwach, dass ich dachte, ich bilde es mir ein, aber worüber ihr euch auch gestritten habt, seit Anfang der Ferien ist deine Angst vor ihm gestiegen.“ „Ich. Habe. Keine. Angst. Vor. Ihm“, murrte Severus nochmals. „Wovor dann?“, sah Syndia ihren Bruder intensiv an. Das man ihm immer alles aus der Nase ziehen musste. „Nicht vor ihm“, sagte Severus noch einmal schlicht und ging dann Richtung Tür. „Sondern?“, rief Syndia ihm hinterher, doch ihr Bruder reagierte nicht und ging die Treppe hinauf. „Na super“, murmelte die Hexe und ging wieder in die Wohnstube, wo Luca sie unsicher ansah. „Warum müsst ihr streiten?“, murrte er leise. „Wir streiten doch gar nicht“, sprach Syndia sanft und setzte sich zu ihrem Sohn. „Es ist nur momentan etwas... schwierig mit Onkel Sev. Er und Harry müssen sich erstmal zusammenraufen.“ „Warum verstehen die sich denn nicht?“, blickte Luca mit seinen großen Augen zu seiner Mutter hoch. „Ich versteh das nicht. Alle Menschen, die solche Schwingungen haben wie die beiden, müssten sich eigentlich bestens verstehen. Zumindest ging ich bisher davon aus.“ „Ich weiß was du meinst. Ich versuche ja die beiden zu versöhnen aber das ist gar nicht so einfach“, seufzte die Hexe. „Also habe ich das nicht falsch gedeutet? Der Fehler liegt nicht bei mir?“ Lächelnd legte Syndia einen Arm um ihn: „Nein, du hast das ganz hervorragend erkannt. Ich bin stolz auf dich. Weißt du, ich glaube, dass du das sogar besser siehst als ich.“ „Ehrlich?“, strahlten Lucas Augen wieder. Im selben Moment kam Scrimgeour wieder hereingestürmt. Abrupt blieb er auf Syndias Höhe stehen, da er sie zuerst nicht gesehen hatte. Er versuchte wieder seine Haltung einzunehmen, verbeugte sich leicht, nuschelte noch irgendwas und verließ dann stürmisch das Haus. Zugleich kam Harry mit finsterer Miene hereingestapft. Mit hochgezogener Augenbraue fragte Syndia: „Nicht besonders gut gelaufen?“ „Dieser Kerl sollte mal weniger auf sein Image achten und mehr nützliche Dinge tun“, murrte der Gryffindor und setzte sich neben Luca.   Luca und auch Harry waren bereits zu Bett gegangen, als Syndia mit einem Tee in der Hand zu Severus' Zimmer ging und leise klopfte. Von drinnen war ein leises Murren zu hören und sie öffnete die Tür. Der Raum war schwach von einer Kerze beleuchtet und die Hexe entdeckte Severus am Fenster. „Es ist mitten in der Nacht“, begrüßte der Slytherin sie ohne aufzusehen. „Und da ich dich kenne, wusste ich, dass du diese Nacht kein Auge zu bekommst“, erwiderte Syndia sanft und stellte den Tee auf dem Beistelltisch ab. „Deshalb habe ich dir einen Tee gemacht. Der sollte helfen.“ Einige Augenblicke lang sah Severus zum Tee und anschließend zu seiner Schwester, ehe er aufgab und sich aufs Bett neben sie setzte. „Du willst reden, nicht wahr?“, murmelte er. „Willst du es denn?“, fragte Syndia weiterhin ruhig. Kurz sah Severus sie an, bevor er nach der Tasse griff und einen Schluck nahm. Langsam begann die Hexe: „Ich hätte nicht gedacht, dass es dir so schwer fällt, mit Harry hier zu wohnen. Was ist los?“ „Nichts. Er geht mir nur auf die Nerven.“ Forschend musterte Syndia den Tränkemeister von der Seite. „Du hast gesagt, du hättest keine Angst vor ihm. Wovor dann?“ Lange sah Severus nur in seine Tasse, ehe er flüsterte: „Vor der Vergangenheit.“ Mit hochgezogener Augenbraue verlangte Syndia mehr Informationen, was den Schwarzhaarigen aufseufzen ließ. „Irgendwie kamen Potter und ich auf das Thema, wer Schuld an Lilys Tod sei.“ „Ich hoffe, du hast sie ihm nicht zugeschoben“, sagte Syndia mit mahnendem Blick. „Was? Nein“, tat Severus das ab. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, was ich gesagt habe.“ Eine Pause entstand, bei der die Hexe scharf nachdachte. „Du glaubst, es sei deine Schuld“, stellte sie dann schlicht fest. „Es ist meine Schuld“, wurde Severus nun unruhiger. „Und jedes Mal, wenn dieser... Bengel sich gegen mich auflehnt, setzt er den gleichen verdammten Blick auf wie Lily, wenn ich etwas verbrochen hatte. Jedes Mal, wenn wir über die Todesser sprachen, sah sie mich genau so an. Dieser... vorwurfsvolle, trotzige Blick... das ist zum verrückt werden!“ Erschöpft strich er sich über das Gesicht. Syndia wusste noch nicht so ganz, was sie tun sollte und wartete ab, jetzt wo Severus endlich angefangen hatte zu erzählen. „Es ist als sei Potter mein ganz persönlicher Fluch. Er existiert nur, um mich für den Rest meines Lebens mit diesem vorwurfsvollen Blick anzusehen. Hätte ich damals doch nur auf Lily gehört“, murmelte der Slytherin nun wieder. „Hätte ich damals nachgegeben, wäre sie noch am Leben.“ Syndia griff nach Severus' Händen, um sie vom Zittern abzuhalten. „Wenn ich kein Todesser geworden wäre, hätte ich nie die Prophezeiung weitergegeben“, sprach er im bitteren Ton weiter. „Aber hättest du sie nicht belauscht, hätte es gar keine gegeben“, erwiderte die Hexe sanft. „Verstehst du? Die Prophezeiung konnte es nur geben, wenn Voldemort auch von ihr erfuhr und danach handelte. Wärst du kein Todesser geworden, gäbe es keine Prophezeiung, aber Voldemort wäre auch niemals gestoppt worden. Lilys Tod war nicht umsonst. Sie hat damit Harry eine Chance gegeben Voldemort zu besiegen und das entscheidet über unser aller Leben. Ihr Tod rettet das ganze Land, vielleicht sogar die ganze Welt.“ Skeptisch sah Severus seine Schwester an, die sanft zu lächeln begann. „Seh nicht alles so schwarz“, versuchte sie ihn aufzumuntern. „Es ist natürlich schrecklich, aber... jeder hat seine Aufgabe vom Schicksal zugeteilt bekommen.“ „Und was ist nun meine Aufgabe?“, murrte der Tränkemeister. „Bisher habe ich versucht Potter zu beschützen... doch wenn es stimmt, was du und Dumbledore sagt, ist das auch sinnlos.“ „Nein, ich sehe das nicht als sinnlos an“, hielt Syndia dagegen. „Ich habe immer noch Hoffnung, dass Dumbledore etwas besseres einfällt. Wir sollten Harry nicht im Stich lassen.“ Lächelnd ergänzte sie: „Und freue dich darüber, dass Lily in Harry weiterlebt. Auch wenn Harry lacht ähnelt er ihr, nicht nur wenn er sauer ist. Nur hast du dieses Lachen bisher wegen deiner Einstellung nicht sehen können. Ändere das und du wirst sehen, dass er dich auch positiv an Lily erinnern kann.“ Damit gab Syndia Severus einen Kuss auf die Schläfe und ließ ihn allein. Nachdenklich sah der Slytherin ihr hinterher.   Am nächsten Morgen stürmte Luca als Erster in die Wohnstube, um die Geschenke zu öffnen. Die Bescherung zauberte wieder ein Grinsen auf sein Gesicht, was seine Mutter sehr erleichterte. Auch Harrys Geschenke lagen unter dem Baum und so schnappte er sich als erstes das riesige Paket von Mrs Weasley. Wie immer bekam er einen Pulli und Plätzchen, die göttlich schmeckten, während Kreacher ihm Maden geschickt hatte. „Wohl doch nicht nur Verehrer in Hogwarts, was Potter?“, grinste der Slytherin sofort schadenfroh, der gerade mit seinem morgendlichen Kaffee die Wohnstube betrat. Harry warf ihm einen vernichtenden Blick zu und Syndia ließ die Maden verschwinden. Severus hatte ebenfalls Geschenke bekommen, die er jedoch nicht in Harrys Anwesenheit öffnen wollte. Luca freute sich lautstark über seine Geschenke und präsentierte sie alle einzeln den anderen. „Guck mal, Mum! Hier ist noch ein großes Paket!“, strahlte Luca. Syndia wurde jedoch skeptisch. „Das kenne ich gar nicht. Vom wem ist das?“ „Das ist von...“, begann er, doch Harry, der gerade nicht im Blickwinkel von Snape war, fuchtelte wild herum, damit Luca nicht seinen Namen nannte. „Ä-Ähm... von... einem... Schüler aus Hogwarts.“ Doch diese Antwort beschwichtigte seine Mutter nicht. „Wir sollten vielleicht nachsehen, ob damit etwas nicht stimmen könnte.“ „Ach quatsch, Mum, wir spüren doch beide nichts Schwarzmagisches, oder? Und die Quelle ist wirklich zuverlässig.“ „Hm“, überlegte die Hexe mit geschürzten Lippen. „Naa gut.“ Hastig packte Luca das Paket aus, um dann das breiteste Lächeln zu zeigen, das Harry bisher gesehen hatte. „Oh nein“, stand Severus protestierend auf und starrte auf das Paket, welches Weasleys zauberhafte Zauberscherze enthielt. „Nein nein nein, das kann doch nur ein Witz sein! Wehe du benutzt diese Dinger, ich drehe dir sonst den Hals um...“ „Severus!“, entrüstete sich Syndia, war zugleich jedoch auch belustigt. „Jetzt komm mal wieder runter.“ „Komme ich aber nicht. DU...“, zeigte er auf den unschuldig blickenden Harry. „Das Paket stammt von dir! Ich wusste doch, dass ihr unter einer Decke steckt...“ „Severus, setz dich wieder hin“, befahl Syndia ihrem Bruder lachend und zog ihn neben sich auf das Sofa zurück. „Und du billigst das auch noch!“, beschwerte sich der Slytherin bei seiner Schwester, wobei sein Ton nun langsam zu einem Jammern wurde. „Stimmt doch gar nicht. Luca, wende diese Dinger nicht bei deinem Onkel an, okay?“ „Geht klar“, kreuzte der Junge die Finger hinterm Rücken, was nur Harry sehen konnte. „Siehst du Severus...“, versuchte Syndia weiterhin ihren Bruder zu beschwichtigen, doch der unterbrach sie gleich. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass er sich daran hält!“ „Doch, wird er und jetzt schrei hier nicht so herum, es ist noch früh am Morgen“, verdrehte Syndia die Augen, doch Severus ließ sich davon nicht bremsen. Knurrend schnappte er sich seinen Kaffee vom Tisch und warf Harry einen finsteren Blick zu. „Das zahl ich dir heim“, zischte er und verließ die Wohnstube. Noch immer möglichst unschuldig, aber auch sichtlich belustigt sah Harry dem Tränkemeister nach, der in seinen Augen wie eine eingeschnappte Teenie-Göre abgehauen war.   Eifrig saß Harry am Tisch seines Zimmers und schrieb seinen Freunden Antworten auf ihre Briefe. Er hatte ihnen alles erzählt und sie waren überrascht, dass er bei den Snapes war. „Harry?“, klopfte es an der Tür, eindeutig Lucas Stimme. „Ja?“, antwortete der Gryffindor und die Tür wurde geöffnet. „Kommst du mit raus? Wir wollen einen Schneemann bauen“, berichtete der Jüngere und setzte einen Dackelblick auf. Mit einem kurzen Blick nach draußen stellte Harry fest, dass wirklich wunderschönes Wetter war und letzte Nacht wieder jede Menge Schnee gefallen war. Er war zwar nicht der große Fan von Schneemännernbauen, aber bei dem Blick aus den schwarzen Augen konnte man gar nicht Nein sagen. Ob Luca sich dessen bewusst war und immer so dreinsah, wenn er seinen Willen kriegen wollte? „In Ordnung, ich komme gleich nach“, sagte er also zu. „Supi“, strahlte Luca und verschwand. Harry beendete noch die Briefe, legte sie Hedwig hin und zog sich um. Im Garten traf er auf Levin und Luca, die bereits die erste große Kugel fertig hatten. Strahlend forderte der Junge Harry auf mitzumachen und so machte sich auch der Gryffindor an die Arbeit. Als sie fast fertig waren, kam Snape aus dem kleinen Gewächshaus, das am Rande des Gartens aufgestellt war. Offensichtlich hatte er sich Kräuter besorgt, die er für einen Trank brauchte. „Hey Sev, mach mit“, begrüßte Syndia ihren Bruder fröhlich. Dieser sah zurück, als würde er sie für verrückt halten. „Aber sonst geht es dir gut, oder?“ Damit ging er weiter Richtung Haus. „Jetzt sei mal nicht so“, quengelte die Hexe. „Was spricht denn dagegen?“ „Das es Kinderkram ist?“ „Soll das heißen ich sei kindisch?“, tat Syndia gespielt beleidigt. „Wie gut du doch richtige Schlüsse ziehen kannst“, grinste der Slytherin fies und wollte gerade das Haus betreten, als er einen Schneeball abbekam. Ganz langsam drehte er sich zu seiner Schwester um, die schon die nächste Kugel bereithielt. „Fange keinen Krieg an, den du nicht gewinnen kannst“, warnte Severus die Hexe. Lachend erwiderte diese: „Ohh, jetzt habe ich aber Angst.“ Damit warf sie die nächste Kugel, die Severus am Bauch traf. Doch seine einzige Reaktion war: „Überspann den Bogen nicht.“ Die nächste Kugel flog bereits auf ihn zu, welcher er blitzschnell auswich und schon hatte er eine Ladung Schnee in der Hand. Quietschend rannte Syndia vor ihm davon, da er eine Schneekugel nach der anderen warf, sodass sie nicht einmal die Chance hatte selbst eine zu formen. „Mu-um, Mu-um“, fing Luca an seine Mutter anzufeuern, was Harry zum Grinsen brachte. Dieses Bild war für ihn absolut einmalig: Snape rannte Levin Schneebälle werfend hinterher, welche lachend verzweifelte Versuche anstellte sich zu wehren. „Harry, ich brauche Unterstützung!“, rief sie plötzlich, was Harry völlig überrumpelte und sein Grinsen ganz schnell wieder verschwinden ließ. Er sollte ernsthaft Snape abwerfen?? „Unterstehe dich, Potter“, kam sogleich die Reaktion des Tränkemeisters, ohne dass er seinen Angriff auf Syndia unterbrach. „Los, Harry, wir müssen ihr helfen!“, war nun auch Luca angesteckt worden und begann Snape abzuwerfen, wobei er ihn jedoch nicht traf. Dennoch drehte sich der Slytherin sofort zu Luca um und warf ihm eine Ladung Schnee entgegen. „Ah! Hilfe Harry!“, rief der Junge sofort. Nun sah Harry keine andere Möglichkeit mehr. Er schnappte sich eine Hand voll Schnee und warf Snape ab. Kurz schien dieser seinen Augen nicht zu trauen, ehe er anfing in aller Ruhe eine besonders große Kugel zu formen. „Du willst dich ernsthaft mit mir anlegen, Potter?“ „Gegen Frauen und Kinder kann man nicht als Sieg zählen lassen“, erwiderte der Gryffindor mutig geworden, woraufhin ein „Ey“ von weit hinten von Syndia kam. „Ach, und als was zählst du halbe Portion?“, kam Snape nun näher und warf dann seinen Schneeball ab. Harry versuchte auszuweichen, doch war er nicht schnell genug und wurde an der Brust getroffen. Snape hatte ordentlich Kraft hinter den Wurf gelegt. Erschrocken stellte er fest, dass Snape nun im schnellen Tempo eine Kugel nach der anderen warf. Harry legte sich ins Zeug und versuchte mitzuhalten. „Har-ry, Har-ry“, jubelte Luca nun ihm zu. Snape kam immer dichter und irgendwann kam Harry mit dem Tempo nicht mehr mit. Also schmiss er dem Tränkemeister nur noch den losen Schnee in großen Massen entgegen, sodass der von oben bis unten weiß wurde. „Du willst also eine Dusche?“, meinte Snape und überwand nun auch den letzten Abstand. Schnell nahm der Gryffindor eine besonders große Ladung Schnee und warf sie direkt in Snapes Gesicht. Daraufhin duckte der sich und warf eine ebenso große Ladung zurück, wobei er Harry umwarf. „Wuah“, erschrak sich der Grünäugige lachend und schmiss mit Schnee um sich, in der Hoffnung sich noch irgendwie verteidigen zu können. „Da hast du deine Dusche“, wollte Snape den Gryffindor einseifen, doch dieser packte den anderen beim Mantel und warf ihn beiseite. Snape landete neben ihm im Schnee und Harry begann ihn einzuseifen. Schnell hatte er jedoch seine Fassung zurück und warf sich auf Harry. Kurze Zeit über sah dieser nichts mehr vor lauter Schnee, von dem er nicht einmal wusste, ob er von ihm selbst oder von Snape aufgewirbelt wurde. Dann stellte er fest, dass Snape sich so auf ihn gesetzt hatte, dass er sich nicht mehr befreien konnte. Eine Weile zappelte Harry noch herum, doch der Slytherin hatte ihn fest im Griff, sodass jeglicher Widerstand zwecklos war. Mit einem gefrusteten Laut gab Harry seine Versuche auf, gab sich geschlagen und sogleich zeigte sich ein kleines spöttisches Grinsen auf Snapes Lippen. Keuchend sahen sie sich an und versuchten zu Atem zu kommen. Eine seltsame Spannung entstand, die Harry nicht einordnen konnte. Er konnte Snapes Blick nicht deuten, da er ihn noch nie so gesehen hatte. Allerdings war er sich sicher, dass es andersherum genauso war, da Snape ebenfalls nicht zu reagieren wusste. Und so sahen sie sich einfach nur an, beide überrumpelt von dieser völlig neuen Situation. „Oh nein, Harry. Du darfst nicht verlieren“, rief auf einmal Luca von weiter hinten und holte damit die beiden wieder in die Realität zurück. Nun hörte Harry auch Levins Lachen, was er vorher anscheinend ausgeblendet hatte. „Ich schätze mal das zählt jetzt aber als Sieg“, keuchte der Slytherin und erhob sich. Noch immer etwas verwirrt, setzte sich auch der Gryffindor auf. Er erblickte Levin, die so breit grinste, wie er es noch nie gesehen hatte. Was hatte sie denn auf einmal? „Kriege ich wenigstens die Chance auf eine Revanche?“, wandte sich der Gryffindor an Snape, welcher neben ihm stand und sich den Schnee abklopfte. „Du bist doch jetzt schon völlig platt“, erwiderte dieser. „Muss ja nicht jetzt sein“, grinste der Gryffindor, was Snape stocken ließ. Dass Snape ihn plötzlich so musterte, machte Harry nervös. Na gut, die Situation war auch ziemlich... absurd. Severus hingegen war völlig überrumpelt von Harrys Grinsen. So wirkte er völlig anders als sonst und seine Augen leuchteten. Es ähnelte wirklich Lilys. „Du wirst nie eine Chance haben“, antwortete der Slytherin endlich. „Da wäre ich mir nicht so sicher“, meinte der Gryffindor mutig. „Fang schonmal an zu üben“, beendete Snape das Gespräch schnell und ging Richtung Haus. Diese Situation überforderte ihn komplett. Auch Harry sah ihm nachdenklich hinterher. Er hatte gerade einen völlig anderen Menschen kennengelernt. Und diese Schneeballschlacht... hatte Spaß gemacht. „Du hast dich tapfer geschlagen“, wurde er von Levin angesprochen, welche noch immer dieses Grinsen aufgesetzt hatte. Davon irritiert räusperte sich der Gryffindor und stand endlich auf. Irgendwie war ihm das gerade peinlich. Doch warum überhaupt? Es fühlte sich so an, als hätte sie ihn bei irgendetwas erwischt. Wobei... irgendwie hatte sie das auch. Er hatte sich gerade mit Snape amüsiert. Mit SNAPE! Wenn er Hermine und Ron diese Geschichte erzählen würde, würden sie ihn endgültig für verrückt erklären.   Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig. Snape verließ nicht gleich den Raum, wenn Harry ihn betrat, war aber auch nicht zu einem Gespräch bereit. Levin verschwand nun täglich für mehrere Stunden und so verbrachte Harry die meiste Zeit mit Luca. Dieser zeigte ihm nach einigen Tagen aufgeregt einen Fluchttunnel, den es von Levins Zimmer aus gab. „Das ist aufregend, oder?“, begeisterte sich Luca dafür. „Ich hoffe nur, dass ihr ihn nie benutzen müsst“, murmelte Harry. „Ja stimmt schon...“, gab Luca ihm kleinlaut recht. „Aber trotzdem ist es... cool, oder?“ Harry zwang sich zu einem schiefen Lächeln. Vor fünf Jahren hätte er das wahrscheinlich noch cool gefunden, aber in der jetzigen Zeit war so ein Tunnel notwendig, um zu überleben. Es war der bittere Beigeschmack des Krieges und holte Harry mehr denn je in die Realität zurück, denn die letzten Tage hatte er selten an das Leben außerhalb dieses Hauses gedacht. „Meinst du denn, dass wir ihn wirklich mal brauchen könnten?“ Seufzend musterte der Gryffindor den Jüngeren. Wie viel konnte man einem 10-Jährigen zumuten? „Weißt du, Voldemort will einen Krieg anfangen. Wir versuchen alle ihn vorher zu stoppen, aber es ist nicht leicht und braucht Zeit.“ Grübelnd sah Luca ihn an. „Müsstest du ihn nicht stoppen können? Also, ä-ähm...“, begann Luca plötzlich nervös zu werden, als hätte Harry ihn bei etwas ertappt. „A-Alle reden sie von dir und jeder kennt dich. Das wirkt so, als würden sie dich für einen Helden halten.“ Beinahe hätte er ausgeplappert, dass Harry ein Seelenstück von diesem Mann in sich trug. „Ich fürchte, ich werde gegen ihn kämpfen müssen, ja“, murmelte Harry vor sich hin. „Das schaffst du bestimmt“, lächelte Luca optimistisch. „Du hast mich auch befreit, dann besiegst du den doch mit links.“ Das brachte den Gryffindor wieder zum Lächeln. Diesen Optimismus hätte er auch gerne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)