Earthquake von myamemo (Buried under stones) ================================================================================ Kapitel 1: Buried under stones ------------------------------ Ein stetiges, leises Klappern ließ Kyo sich langsam von rechts nach links drehen. Das Klappern wurde lauter und wenn er so genau hinhörte, klang es wie sein Geschirr, was in seiner Vitrine stand. Verwundert schlug der blonde Sänger dann doch mal seine Augen auf und blinzelte kurz. Mit einem schnellen Handgriff hatte er seine kleine Stehlampe angeschaltet, die er wunderbar von seinem Sofa aus erreichen konnte und er setzte sich auf. Das Klappern hatte noch immer nicht nachgelassen und erst jetzt sah Kyo, dass sich alles in dem Raum zu bewegen schien. Was hatte das denn zu bedeuten? Die Lampe fing an zu flackern und warf jedes Mal gruselige Schatten durch den Raum, bis sie plötzlich ganz ausging und Kyo den Boden unter sich zu verlieren schien. Ein entsetzter Schrei kam noch aus seiner Kehle, dann sah er die Wände auf sich stürzen und dann wurde er von der Dunkelheit in Gewahrsam genommen… ~~*~~ Ganz vorsichtig versuchte er seinen kleinen Finger zu bewegen. Zucken tat er schon mal, also versuchte er ihn ganz an seine Handfläche zu ziehen. Gut, auch das funktionierte. Dann war wohl jetzt der Ringfinger an der Reihe. Auch der gehorchte ohne großes Protestieren, wobei seine Muskeln und Gliedmaßen allgemein ziemlich steif wirkten und er wusste nicht, warum. Aber so richtig hatte Kyo sich noch nicht getraut seine Augen zu öffnen, da er Angst hatte, was ihn erwarten würde, wenn er es doch tat. Noch immer konnte er die auf sich einstürzenden Wände sehen und das machte ihm Angst. Bevor er aber sich dazu überreden konnte, zog er seinen Mittelfinger langsam an sich heran und auch seinen Zeigefinger, sowie Daumen und schloss seine Hand fest zu einer Faust zusammen. Alles klar, dann war seine linke Hand jetzt dran. Ein Finger nach dem anderen zog er zu seiner Handinnenfläche und ballte auch sie zur Faust. Wenn das so gut funktionierte, da dürften seine Arme kein Problem sein. Ganz langsam zog er seinen rechten Arm an sich und er war beruhigt, als er auf seinem Oberkörper zum Liegen kam. Vielleicht sollte Kyo doch langsam mal seine Augen öffnen? Irgendwas hielt ihn aber immer noch davon ab, weswegen er nun seinen linken Arm an sich ziehen wollte… huh? Warum konnte er denn seinen Arm nicht an sich ziehen? Kyo versuchte es noch einmal, mit ein wenig mehr Kraft, aber nichts geschah. Sein Puls beschleunigte sich und sein Atem ging auch ein wenig schneller. Jetzt war es wohl doch mal an der Zeit sich umzusehen, wo er eigentlich gelandet war. Noch einmal holte Kyo tief Luft und wurde mit einem trockenem Husten überrascht, da sich etwas in seine Atemwege festgesetzt zu haben schien. Er brauchte einen Augenblick, um wieder richtig zu Atem zu kommen, dann leckte er sich die trocknen Lippen und er hatte das Gefühl Staub auf seinen Lippen zu schmecken. Okay, was wurde hier gespielt? Langsam war es nicht mehr witzig. Kyo gab sich einen Ruck und öffnete seine Augen. Schwärze umfing ihn und auch nach mehrmaligem Blinzeln änderte sich an der gesamtem Situation nichts. Verdammte Scheiße, was war nur passiert? Noch einmal versuchte er seinen linken Arm zu sich zu ziehen, aber noch immer bewegte dieser sich keinen Millimeter. Kyo versuchte ihn hin und her zu bewegen, oder mit ruckartigen Bewegungen ihn frei zu bekommen, aber vergebens. Viel mehr schien sich sein Arm eher wund zu reiben, worunter er auch immer eingeklemmt war. Aber Moment mal, was war das überhaupt für eine Aktion gewesen, als seine Gläser in der Vitrine gewackelt hatten? Wenn Kyo genau darüber nachdachte… es kam doch sehr einem Erdbeben nahe. Na schöne Scheiße, das hieß dann wohl, dass sein Wohnhaus der Situation nicht ganz gewachsen war, sonst würde er bestimmt noch auf seinem Sofa liegen und nicht unter Schutt und Geröll. Wobei… Kyo ließ seine rechte Hand wieder neben seinen Körper wandern und er konnte tatsächlich weiches Polster unter sich spüren… scheinbar lag er doch noch auf seinem Sofa, nur nicht ganz in seiner Ausgangsposition… welch Ironie. Bevor Kyo sich allerdings erlaubte vorschnell in Panik auszubrechen, versuchte er seine anderen Gliedmaßen zu bewegen, denn mindestens zwei sollten es jetzt tun. Wieder fing er mit seinem rechten Fuß an und er versuchte seine Zehen zu bewegen, was wunderbar funktionierte. Dann zog er sein Bein hoch, bis er an etwas Hartes mit seinem Knie stieß und so wie es daraufhin rieselte, konnte es nur Schmutz und Dreck sein. Okay, nur keine Panik! Lieber erst mal den linken Fuß zur Bewegung animieren und seine Zehen ließen sich davon auch nicht abhalten. Das an den Körper ziehen wurde aber in der nächsten Sekunde schon wieder unterbunden, da auch sein linkes Bein unter irgendwas eingeklemmt zu sein schien. Das wurde ja immer besser. Kyo hatte das Gefühl, dass Panik langsam doch nicht mehr so verkehrt wäre, was ihn aber leider nicht aus seiner misslichen Lage befreien würde. Und wie kam er jetzt hier raus? Einfach aufstehen ging ja nicht. Nicht mal aufsetzten war drin. So langsam hatte Kyo das Gefühl, er würde hier wohl jämmerlich verrecken. Aber war er denn der Kyo, der sich einfach so verrecken ließ? Nein, das war er ganz sicher nicht, auch wenn die meisten Leute scheinbar dachten, er wäre Selbstmordgefährdet und selbst wenn, das hier wäre ganz sicherlich kein Selbstmord, weswegen das eigentlich nicht zur Debatte stand, so von dieser Erde zu verschwinden. Ohne dass er es wollte, musste Kyo kurz auflachen. Aber es war kein fröhliches, ausgelassenes Lachen. Nein, es war verbittert und eine starke Ironie schwang mit, denn wenn er so darüber nachdachte, er wurde ja schon irgendwie dem Erdboden gleich gemacht… ~~*~~ Als Kyo das nächste Mal seine Augen aufschlug, konnte er leichte Lichtstrahlen durch vereinzelte Schuttteile sehen und das erhellte seine Liegestelle ein wenig und nach kürzester Zeit hatte er sich an die schlechten Lichtverhältnisse ganz gut gewöhnt. Kurz räusperte er sich, da es in seinem Hals kratzte und Kyo hätte jetzt wirklich nichts gegen einen Schluck Wasser gehabt. Leider war dem aber nicht so und er konzentrierte sich lieber auf seine Umgebung, die wirklich nur aus großen Betonplatten und abgebrochenen Stücken bestand, sowie einzelne Stahlseile und Träger. Jetzt konnte er auch schemenhaft erkennen, dass sich ein riesiger Betonklotz sich soweit auf seine linke Körperhälfte abgelegt hatte, dass er weder zurück noch vor kam. Zu seinem Glück lastete nicht das komplette Gewicht auf seinen Gliedmaßen, sonst wäre es das sicherlich gewesen, zumindest für seine linke Körperhälfte. Da Kyo jetzt eh nichts weiter machen konnte, außer sinnlos herum zu liegen und möglichst nicht an Wasser zu denken, versuchte er mit seiner rechten Hand den Dreck etwas bei Seite zu schieben, was gar nicht so einfach war, da er immer wieder Staub und Dreck ins Gesicht bekam, zudem eh nicht wirklich viele Ausweichmöglichkeiten für das Zeug vorhanden waren. Mehr als einmal hustete er sich den Staub aus der Lunge, nur um wenige Augenblicke neuen in seine Atemwege zu bekommen. Das ganze schien zwar ein unmögliches Unterfangen zu sein, aber Kyo wollte nicht einfach so aufgeben. Ihm kam es vor wie Stunden, als er erschöpft seinen Arm sinken ließ. Seine Fingerspitzen brannten wie Feuer und sie waren wund, teils sogar blutig, durch die scharfen Kanten und die spitzen Steinchen, die sich immer wieder unaufhörlich in seine Haut gebohrt hatten, während er versucht hatte sich zumindest etwas frei zu buddeln. Viel hatte er nicht erreicht, aber für heute würde er wohl auch nicht weiter kommen, da das Licht schon fast wieder verblasst war und sich so wohl die nächste Nacht ankündigte. Hoffentlich wurde es nicht ganz so kalt, da er keine Lust hatte sich nicht noch etwas abzufrieren, falls er hier überhaupt wieder lebend raus kam… ~~*~~ Von leisem Vogelgezwitscher wurde Kyo aus seinem Dämmerschlaf geweckt und er brauchte kurz einen Moment, um zu realisieren, dass er leider immer noch in seinem Gefängnis fest saß. Seine Füße waren eiskalt und auch seine Hände hatten schon wärmere Stunden gehabt. Die Nacht war unangenehm kalt und an Schlaf war nicht wirklich zu denken gewesen. Er war vor einer Weile wohl vor Erschöpfung etwas in den Schlaf gesunken, der aber nicht sehr lange anhielt. Mittlerweile tat ihm sein Hals auch fürchterlich brennen und Kyo hatte das Gefühl, er hatte eine Meterdicke Staubschicht auf seiner Zunge. Was würde er alles für ein Glas frisches Wasser tun? Wahrscheinlich sogar nackt in Budokan performen. Hustend versuchte er dann seinen Hals wieder etwas Erleichterung zu verschaffen, was nur minimal gelang. Kurz versuchte er seine Muskeln wieder zu lockern, dann begann Kyo erneut mit seinem rechten Arm sich aus seiner Misere zu buddeln. Heute musste er allerdings schon mehr Pausen einlegen als gestern und er hatte beinahe das Gefühl, das seine komplette Kraft aus seinem Körper gewichen war. Gerade als er seinen Arm wieder sinken ließ, hörte er Stimmen von draußen und Kyo blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen. Scheinbar waren Suchtrupps unterwegs und durchkämmten gerade den Haufen, was mal sein Wohnhaus gewesen war. Kyo wollte am liebsten ‚Hier, ich bin hier!‘, schreien, aber kein Wort verließ seine Lippen, stattdessen wurde er nur wieder von einem trockenem Husten geschüttelt, der ihn noch mehr auslaugte, als es das Buddeln tat. Immer wieder versuchte er seine Stimme zu erheben, aber jedes Mal kam nur heißeres Flüstern, was er nicht mal selbst hörte. Die Verzweiflung nahm Kyo immer mehr ein und die Panik gesellte sich auch dazu, als er merkte, dass die Stimmen sich wieder entfernten und auch das Licht schon wieder an Intensität verlor. Warum fand ihn denn hier niemand? Wieso suchte denn niemand nach ihm? War er so wenig wert, dass nicht mal dass drinnen war? Verzweifelte Tränen rannen Kyo lautlos aus den Augenwinkeln und benetzten seinen Haaransatz, nur um dann in seinen verschmutzen Haaren zu versickern und eine salzige Spur auf seiner Haut zu hinterlassen, als diese nach gefühlten Stunden endlich getrocknet waren. ~~*~~ „Schaut mal, hier haben wir noch nicht gesucht.“ Blinzelnd und sich die Lippen leckend, kam Kyo langsam wieder zu sich und nur ganz langsam sickerten die Stimmen durch, die sich fast genau über ihm zu befinden schienen. „Hey, ich bin hier.“, versuchte er verzweifelt auf sich aufmerksam zu machen, doch wieder verließ kein Laut seine Lippen. Das war doch zum verrecken! Vor Wut haute Kyo mit seiner Hand an den Schutthaufen über sich und hustete im nächsten Moment schon wieder, als er sich selbst mit dem Staub und Dreck beregnete. Grummelnd wischte er sich übers Gesicht, bis ihm eine Idee kam. Wenn er schon nicht reden konnte, dann musste er sich eben anders bemerkbar machen. Mit seiner rechten Hand suchte er nach einem großen, lockeren Stück Beton und umschloss es so fest wie möglich mit seinen zitternden Fingern. Mit allerletzter Kraft hämmerte Kyo unaufhaltsam mit dem Betonklotz an die Decke aus Schutt und Geröll, irgendwann musste sie ihn schließlich mal hören. Kyo hatte schon fast das Gefühl sein Arm würde abfallen, als es scheinbar fruchtet. „Hast du das gehört?“, konnte er eine Stimme vernehmen und draußen wurde es wieder still, so als ob man abwarten würde, dass dieses Geräusch noch einmal ertönte. Also hob Kyo wieder seinen Arm und schlug den Betonklotz gegen das Geröll. „Das meinte ich. Ist da jemand?“, wurde die Frage dann direkt in den Schutthaufen gestellt und Kyo schlug wie ein Verrückter und trommelte, in der Hoffnung, er würde bald gefunden werden. „Da ist noch jemand. Hey, ich brauch hier Unterstützung, da ist noch jemand verschüttet und lebt.“ Zumindest noch, dachte Kyo und ihm verschwamm immer wieder die Sicht. Scheinbar forderte der Wasser - und Nahrungsmangel langsam seinen Tribut, aber er erlaubte es sich nicht, jetzt aufzugeben, nicht, wenn scheinbar Hilfe nahte. „Können Sie sich noch einmal bemerkbar machen. Geht es Ihnen gut?“, wurde Kyo scheinbar jetzt direkt gefragt und außer wieder zu Klopfen, konnte er nichts machen, zudem es schon nicht mehr so stark war, wie noch zuvor. „Beeilung!“, konnte er die Stimme wieder vernehmen. Die Steine über ihm lockerten sich und mit letzter Kraft steckte Kyo seine rechte Hand durch die Öffnung, die gerade frei wurde. „Wir haben ihn. Hier ist er.“, wurde er sofort entdeckt und Kyo atmete erleichtert aus. Zumindest würde er nicht in dem verdreckten Loch verrecken, bis zum Krankenhaus würde er es wohl noch schaffen… Schnell waren die obersten Schuttteile abgetragen und Kyo konnte nur noch seine Augen zusammenkneifen, als das Tageslicht auf sein Gesicht traf. Das Licht tat weh und es tanzten bunte Punkte vor seinen Augen. Es dauerte einen Moment, bis er halbwegs wieder etwas sehen konnte. „Hier, trinken Sie etwas.“, bekam Kyo erst mal einen Strohhalm zwischen die Lippen geschoben und er tat es ohne zu zögern, wobei er den ersten Schluck wieder ausspuckte, damit der gröbste Dreck aus seinem Mund verschwinden konnte. Zum Glück war das Wasser auf Raumtemperatur und das ließ ihn ein paar große Schlucke nehmen und genüsslich die Augen schließen, da es wirklich sehr gut tat. Die Bergung an sich verlief dann recht schnell und ohne Probleme, was Kyo nur begrüßte. Selbst die schweren Betonbrocken hatten die Helfer beinahe mühelos von seiner linken Körperhälfte gehoben, sodass sie ihn einfach drunter hervorziehen konnten. Erschöpft, aber durchaus erleichtert, atmete Kyo die frische Nachmittagsluft ein und er ließ alles mit sich machen. Er wehrte sich nicht mal, als sie ihn für den Transport im Krankenwagen fertig machten, er dankte einfach nur, dass er überlebt hatte. ~~*~~ Träge murrend drehte Kyo seinen Kopf leicht und versuchte dem grellen Licht zu entkommen, aber es schien überall zu sein. Nur ganz langsam schaffte er es, seine Augen zu öffnen und er blinzelte gegen das strahlende Weiß, welches im ganzen Raum präsent war. „Hey, endlich wach?“, verwundert drehte Kyo seinen Kopf und erblickte im nächsten Moment vier Gesichter, die ihn erleichtert ansahen, wobei alle vier noch tiefe Ringe unter den Augen hatten. „Hmm.“, brummte Kyo nur, da er noch nicht das Gefühl hatte, dass er schon großartig reden konnte. „Wir sind so froh, dass sie dich doch noch gefunden haben. Sie wollten schon aufgeben, da sie dich einfach nicht finden konnten. Aber das konnten wir nicht zulassen und zum Glück.“, redete der Mann mit den roten Haaren und lächelte ihn aufmunternd an. „Wie… lange…?“, war ich vergraben?, wollte Kyo eigentlich fragen, aber schon die zwei Worte verlangten alles von ihm ab und er schluckte, da sein Hals schmerzte. „Shh, bitte nicht reden. Du sollst dich schonen, sonst wird das mit dem Singen nichts mehr.“, wedelte Toshiya dann mit seiner Hand und bedeutete Kyo so ruhig zu bleiben. „Aber wenn du wissen willst, wie lange du verschüttet warst, dann drei Tage. Noch einer mehr und du hättest es wohl nicht überlebt.“ Owari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)