Doctor Who - H2, Oh von Jadis ================================================================================ Kapitel 1: Episode Eins ----------------------- Episode Eins Mein Magen rebelliert, als ich mit dem Bauchnabel voran durch den Zeit-Vortex gezerrt werde. Ich beiße die Zähne zusammen und mein Gehirn drückt unangenehm schmerzvoll gegen meine Schädeldecke. Mir entwischt ein Keuchen, als der blaue Wirbel mich kurz darauf freigibt und ich mich in einem schummrig beleuchteten Kontrollraum materialisiere. Die Eigenbewegung meines Körpers lässt mich stolpern, noch während ich eine Bewegung im Augenwinkel wahrnehme. Ich falle, doch schlanke Arme schließen sich um meinen Körper bevor ich zu Boden gehe. Ich blicke auf und sehe in das verdutzte Gesicht eines Zeitreisenden. »Hi!«, sage ich fröhlich und richte mich wieder zu voller Größe auf, bemerke jedoch, dass mein Gegenüber trotzdem einen ganzen Kopf größer ist als ich. »Hallo«, sagt nun auch der Besitzer der Zeitmaschine, in die ich mich soeben geschickt habe, sieht dabei jedoch nicht minder verwirrt aus, wie noch vor ein paar Sekunden. »Danke für's Auffangen«, sage ich artig und tippe auf das Lederband an meinem linken Handgelenk. »Die Landungen sind mit dem Ding immer das Schwierigste.« Ich beobachte, wie die Augenbraue des Mannes langsam in die Höhe steigt. Beeindruckend, denke ich, während ich darauf warte, auch noch eine andere Reaktion zu erhalten, die jedoch ausbleibt. Hm, muss wohl der Schock sein. »Sie müssen der Doctor sein«, ergreife ich daher erneut das Wort und sehe mich in seinem Fortbewegungsmittel, der Tardis, um. »Das ist korrekt«, sagt er ungewöhnlich langsam und betrachtet mich dabei eingehend. »Mist«, sage ich und verdrehe dabei genervt die Augen. Dabei fällt mein Blick auf etwas äußerst Ungewöhnliches. »Wie meinen?«, höre ich den Doctor ansatzweise empört sagen, habe jedoch nur Augen für etwas anderes. »Ist das eine Hand?!?! In einem Einwegglas?« Der Doctor dreht sich in die Richtung, in die mein Finger deutet und gemeinsam starren wir sekundenlang auf das blubbernde Etwas direkt unter der Steuerkonsole des Raumschiffes. »Ja«, bestätigt er nur und schnalzt mit der Zunge. »Cool«, nicke ich anerkennend, besinne mich dann jedoch wieder auf meine Aufgabe. »Ich meine, nicht cool, gar nicht cool! Sie sollten überhaupt nicht hier sein!« Mein ausgestreckter Zeigefinger hämmert auf die Brust des Doctors und seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, während ich versuche zu analysieren, in welcher Zeit ich eigentlich gelandet bin. »Die große Verabschiedung von Martha war wohl schon, nehme ich an.« Während ich in der Tardis auf und ab laufe und Knöpfe an meinem Vortex-Manipulator drücke, welches das Gerät mächtig zum Blinken und Piepen bringt, ist es nun an dem Doctor, mit seinem Finger auf mich zu zeigen. »Woher wissen Sie das?« »Die Titanic ist auch noch nicht in Ihre Seite gerauscht«, konstatiere ich weiter, bleibe abrupt stehen und schlage meine Handfläche gegen meinen Kopf. »Argh, ich habe mich nur um fünf Minuten vertan. Ärgerlich, aber solche Feinheiten sind mit dem Ding auch echt knifflig.« Mit dem Arm wedelnd, bleibe ich vor einer wichtig aussehenden Konsole stehen, gehe in die Hocke und mache mich schließlich an dem Gitter zu meinen Füßen zu schaffen. »Wie auch immer, jetzt wo Sie schon mal hier sind, können Sie mir eben mit der Abdeckung helfen?« »Natürlich«, sagt der Doctor völlig gelassen und kommt näher. »Ich lasse hier jeden Wildfremden an meiner Tardis rumbasteln.« »Wirklich?«, frage ich, blicke auf und bekomme die Abdeckung bereits allein gelöst. »NEIN!«, schreit der Doctor so laut, dass mir die Ohren klingeln und bedroht mich mit einem Schallschraubenzieher. »WER ZUM TEUFEL SIND SIE?!?!« Erschrocken und gleichzeitig leicht beschämt, lasse ich das Gitter fallen und es knallt gegen eine Konsole des Kontrollraums. Der Unmut des Doctors steigt merklich, während das blaue Licht des Gerätes in seiner Hand mich ein wenig blendet. »Verzeihung«, sage ich leise und habe sogar den Anstand leicht rot anzulaufen. Dann rezitiere ich Punkt Eins auf der gedanklichen Liste meiner Vorgehensweise. »'Stell dich vor und zeige den Leuten deinen Ausweis.' Das vergesse ich jedes mal.« Mit einer flüssigen Bewegung greife ich in die Innentasche meiner dunklen Lederjacke und hole mit zwei Fingern einen kleinen Ausweis hervor. Holly Harper. Und nennen Sie mich jetzt nur nicht H-Quadrat, das hasse ich.« Die Augen des Doctors huschen für den Bruchteil einer Sekunde über das rechteckige Ausweisstück, dann zurück in mein Gesicht. »Nein«, sagt er, gedanklich nicht ganz bei der Sache, und der Schallschraubenzieher in seiner Hand sinkt langsam zu Boden. Dann verschränkt er die Arme vor der Brust und der Schallschraubenzieher dreht wilde Kreise in der Luft. »Korrekt wäre wohl auch eher H2,... Oh...« Ein Piepen unterbricht ihn, eine rote Anzeige erscheint auf einem Monitor und ich bin für kurze Zeit vergessen, während er sich einem Bildschirm widmet und diesen eingehend studiert. Mir fällt jedoch etwas anderes auf und ich stecke ungehalten meinen Ausweis wieder ein. »Haben Sie mich gerade Wasser genannt?« »Was?«, fragt der Doctor, taucht wieder hinter dem Bildschirm auf und hat plötzlich eine Brille auf der Nase sitzen. »-ser?«, beende ich das Wort für ihn und schaue fragend drein. »Warum sind Sie noch mal hier?«, fragt er weiter und klappt den Bildschirm beiseite, bevor er die Brille wieder in seiner Anzugjacke verschwinden lässt und auf mich zuläuft. »Oh, richtig«, fällt mir auch endlich wieder meine Aufgabe ein. »Hatte ich doch kurz den Faden verloren.« Der Doctor grinst mich kurz humorlos an und ich rede weiter. »Die Tardis, sie wird...« Ich halte inne und versuche es irgendwie zu umschreiben, damit es nicht so dramatisch klingt. Dabei gestikuliere ich wild und unkontrolliert mit den Armen, was der Doctor mit einem Stirnrunzeln quittiert, während er die Hände in seine Hosentaschen steckt. »Ja?«, hakt er nach, als nach wie vor kein Laut aus meinen Lippen kommt. »Ich versuche es gern irgendwie zu umschreiben, damit es nicht so dramatisch klingt«, teile ich ihm meine Gedanken mit. »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagt er ruhig und lehnt sich lässig gegen einen Teil der Zentraleinheit. »... explodieren«, sage ich schlussendlich und breite meine Arme dabei weit aus. »Was?«, fragt der Doctor, obwohl er mich ganz genau verstanden hat. Ich nicke bestätigend und widme mich wieder der Luke, welche die Gitterabdeckung freigegeben hat. Da unten sehe ich viele elektronische Teile, Verbindungskabel und -platinen. »Yup, ein Riss in der Ssirzlim«, erkläre ich dem Doctor und deute in die Innereien der Tardis, als er sich neben mich hockt. »Sie wird explodieren, ein Loch in den Vortex reißen und jedes Leben im Umkreis von 4,837 Milliarden Lichtjahren auslöschen. Es sei denn... ich tue das.« Ich fische einen Schallfederhalter aus meiner Gesäßtasche und mit einem hochfrequenten Geräusch wird der Ssirzlimriss einfach auskuriert. »So... das war's.« Ich stehe auf, verstaue meine Utensilien wieder und klatsche befriedigt in die Hände. »Ich liege super in der Zeit. Ich schaffe es sogar noch rechtzeitig nach Atlantis.« Ich bemerke, dass der Doctor verdächtig still ist und beobachte, wie er sich langsam erhebt. »Haben Sie gerade...?« Ich weiß bereits, was er sagen will, winke ab und klopfe ihm beruhigend auf die Schulter. »Machen Sie sich wegen den ganzen Fixpunkten in der Zeit mal keine Sorgen. Laut Paragraph 589, Absatz73 der Schattenproklamation, bezugnehmend auf Klausel 5a für intergalaktische Reisen, darf ein Zeitreisender in Geschehnisse eingreifen, wenn durch einen Unglücksfall oder Ähnliches mehr als die Hälfte eines Sonnensystems bedroht bzw. ausgelöscht wird. Tadaa.« Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich diesen Teil auswendig aufsagen kann und lächele breit. Der Doctor scheint jedoch nicht so ganz überzeugt, denn er sieht mich feindselig an. »Dieser Paragraph existiert überhaupt nicht!«, sagt er laut und sein Gesicht schiebt sich näher an mich heran. Missmutig stemme ich die Hände in die Hüften und recke mein Kinn nach vorn. Wenn jemand die Schattenproklamation anzweifelt, werde ich richtig bockig. »Tut er wohl« beharre ich daher und sehe zu, wie er noch näher kommt, doch ich weiche nicht zurück. »Nein.« »Doch.« »Nein!« »Doch!« »NEIN!« »Also schön...«, gebe ich nach und hole einen Minicomputer aus meiner rechten Jackentasche. Man soll mir nicht nachsagen, dass ich nicht vorbereitet bin. Also klappe ich das Gerät auf und halte dem Doctor den Minibildschirm direkt unter die Nase. »Da, sehen Sie.« Mein Gegenüber tritt einen Schritt zurück, holt seine formschicke Brille wieder hervor und studiert den Bildschirm. Sein Auge zuckt dabei kurz. »Da steht das Datum von morgen«, weist er auf die Zeitsignatur des Eintrages hin. »Ich weiß«, sage ich lächelnd, stecke das Gerät wieder ein und kann mich gerade noch davon abhalten, zu quietschen und auf und ab zu hüpfen. »Sind Zeitreisen nicht aufregend?« »Tja dann...«, meint der Doctor letztendlich und richtet sich zu seiner vollen Größe auf. »Danke, schätze ich. Das hätte ich nicht bemerkt.« »Ich weiß«, sage ich erneut, diesmal einfühlsamer und nehme eine bequemere Haltung ein, während wir gemeinsam die Luke mustern, als würde gleich eine Weltraum-Amöbe daraus emporsteigen. »Kommt schleichend. So ähnlich wie ein Marderschaden. Nur... schleichender. Wie sieht denn das aus, wenn Sie wegen einem Marderschaden drauf gehen?« Ich muss schmunzeln und beobachte den Doctor dabei, wie er die Abdeckung wieder an Ort und Stelle hievt. Muss ja hier alles seine Richtigkeit haben, denke ich anerkennend und sehe mich schließlich in der Tardis um. »Sieht schrecklich kompliziert aus«, bemerke ich und umrunde langsam einen Teil der Steuerkonsole. »Ist es auch«, stimmt er mir zu, greift zur Bestätigung seiner Worte nach einem Gummihammer und versetzt der Steuereinheit damit einen Schlag. »Ich bin durch die Prüfung gefallen. Zweimal.« Ach, denke ich nur und komme nicht mehr dazu etwas zu erwidern, da er erneut die Hände in die Hosentaschen steckt und bereits wieder das Wort an mich richtet. »Also Polly...« »Holly«, korrigiere ich halbherzig. »Sie Sind Zeitagentin?« »So etwas in der Art, ja.« »Und Sie arbeiten jetzt für das Torchwood-Institut?« »Richtig.« »Vor oder nach dem Umbruch durch Captain Harkness?« Oh. Jetzt weiß ich, worauf er hinaus will und ich werfe automatisch die Hände in einer beschwichtigenden Geste nach oben. »Danach. Danach. Definitiv danach! Und wenn Sie mir jetzt meinen Vortex-Manipulator wegnehmen, dann werde ich richtig sauer.« Ehe ich mich versehe, bedroht er mich erneut mit seinem Schallschraubenzieher und lotst mich damit weg von der Steuereinheit, weiter in Richtung Eingangstür des Raumschiffes. Reflexartig reiße ich die Arme noch weiter nach oben, was in meiner engen Lederjacke ziemlich bescheuert aussehen muss. An einem künstlerisch wertvoll geformten Pfeiler bleibe ich schließlich stehen und beäuge kurz den Mantel, der über einer der Ausbuchtungen hängt. »Glauben Sie, ich lasse hier jeden an meiner Tardis rumbasteln? Wer sind Sie wirklich?« Wie bitte? Das verstehe ich jetzt nicht so richtig. Ob er etwas an den Ohren hat? Wer weiß, was diese ganzen Zeitreisen mit einem Gehör anstellen können. »Das habe ich doch gesagt«, äußere ich vorsichtig und nehme ein penetrantes Piepen von einer der Anzeigen wahr. »Niemand heißt Holly Harleen Harper. Wie lautet Ihr richtiger Name?« Oh, da hat doch tatsächlich jemand meinen zweiten Vornamen zur Kenntnis genommen. »Moment... das wäre ja dann sogar H3...« »Jetzt hören Sie mal«, bringe ich mich in Erinnerung, als seine Aufmerksamkeit droht abzudriften. »Raus damit!« Erneut ertönt ein nervtötendes Piepen und ich fühle mich in der Unterhaltung über meine Existenz arg gestört. »Was piept denn da ständig?«, frage ich daher und werfe einen Blick auf die Anzeige, die ich allerdings nicht richtig einsehen kann. »Meteoritenschwarm«, sagt der Doctor schlicht und kommt mit seinem Schallschraubenzieher noch näher. »Könnten Sie den bitte wegstecken? Wir wissen beide, dass er keine Waffe ist.« Er macht einen eingeschnappten Eindruck, als er den Schraubenzieher wieder in einer Innentasche verstaut. »Einen Versuch war es wert. Hände oben lassen!« Meine Arme werden schwer, aber ich reiße sie so weit es geht erneut nach oben, ziehe dabei jedoch eine Schnute. Das ist echt lächerlich. »Also?« »Also was?«, frage ich und zucke leicht kopfschüttelnd mit den Schultern. »Gut, Sie haben es so gewollt.« Ehe ich auch nur blinzeln kann, sind seine schlanken Finger an meinen Schläfen und ich sehe ihn trotzig an, während er versucht tief in meine Augen zu blicken. »Öffnen Sie Ihren Geist.« »Wie der Herr befielt«, murre ich. »Öffnen Sie Ihren Geist!«, keift er. »Ja doch!«, keife ich zurück und schließe letztendlich gehorchend meine Augen. Eine Tür, sage ich mir. Ich öffne nur diese eine Tür, die ihm zeigt, dass ich die Wahrheit sage. Der Doctor zuckt nach wenigen Sekunden so stark von mir zurück, als hätte er sich verbrannt und ich reiße die Augen auf. Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf. »Okay...«, sagt er langgezogen und ich nehme endlich wieder meine spannenden Arme nach unten. »Glauben Sie mir jetzt?« »Ja«, nuschelt er und geht dazu über an seinem Ohrläppchen zu ziehen, was ich mit einem Stirnrunzeln quittiere.« Ist soweit alles stimmig. Sie... kennen also den Captain?« »Jack Harkness?«, frage ich mit leuchtenden Augen, weil jetzt meine absolute Lieblingsstelle kommt. »Das kann man wohl sagen.« »Sind Sie etwa...? Sind Sie seine...? Na Sie wissen schon... seine...« Ich sehe den Doctor erst irritiert an, kann sein Gestammel nicht richtig deuten, bin dann jedoch äußerst belustigt über seine plötzliche Verlegenheit. »Tochter«, helfe ich ihm auf die Sprünge und sehe zu, wie die Erkenntnis ihn rammt. »Tochter?« »Tochter!« »Was?« »Der Captain ist mein Vater.« »WAS?!?« Ich verdrehe genervt die Augen. Das zu erklären, kann jetzt wohl noch einen Augenblick in Anspruch nehmen ~ Ende der ersten Episode ~ Huhu ^^ Schön, dass du es bis hierhin geschafft hast. Ich fühle mich nur eben genötigt zu sagen, dass ich noch realtiv frischer Whovian bin, irgendwo bei Staffel 4 rumdümpel und auch Torchwood noch nicht gesehen habe. Aber wie das so ist... einige Ideen müssen einfach niedergeschrieben werden, bevor sie dich innerlich zerreißen. Du wirst das vielleicht kennen... In dem Sinne... auf hoffentlich baldiges Wiederlesen! *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)