RacheEngel von Aidensenpai ================================================================================ Kapitel 3: Das Blutbad schweißt uns zusammen -------------------------------------------- Rei POV:   Ich hörte gar nicht erst auf ihr lautes Gezeter und ihre Versuche von mir loszukommen scheiterten ohnehin kläglich. „Rei, lass mich los!“, meckerte sie und warf mir wüste Beschimpfungen an den Kopf, welche ich schon gar nicht mehr hörte. Wenn sie den Mund aufmachte sprudelten nur Schimpfworte heraus. Was auch der Grund war, wieso Savio jedes Mal aufs Neue sagte, dass er sowas nicht mochte. Mein kleiner Bruder hasste Schimpfworte wie sonst nichts. Zeternd und um sich tretend versuchte sie weiterhin loszukommen, bis ich an der Mitte des Schiffes ankam und sie einfach über das Deck schlittern lies. So lange, bis sie mit dem Kopf an dem Mast aufschlug und dort erst einmal liegen blieb. „Rei, du Arsch!“, motzte sie rum und setzte sich auf, während sie sich den Kopf rieb, „Geht's noch?“ Grinsend nickte ich. „Klar. Ich kann jederzeit mal ein paar Waffen an dir testen, meine Liebe.“ „Wag es ja nicht.“ Gelangweilt ließ ich mich vor ihr nieder und sah sie aus dem einen Auge, welches ich noch hatte, an. „Was ist?“, fauchte sie, „Wenn du jetzt rummeckerst, weil ich die Nervensäge angeschrien habe, dann tut´s mir ja leid für dich. Aber ich hatte Recht.“ Für ihren Kommentar auf Savio packte ich sie an den blonden Haaren und zog sie so nah zu mir, dass ihr Ohr direkt vor meinem Gesicht war. „Ich hab dir schon einmal gesagt, was ich davon halte, wenn du so über ihn redest“, flüsterte ich ihr zu. Ich wusste, dass ich genau die Wirkung erzielte, welche ich wollte. Genau wie ich wusste, dass sie es sich mal wieder nicht anmerken lassen würde. „Ich hatte aber Recht“, knurrte sie nur. „Er muss dir nicht jedes Wort nachplappern!“ „Du weißt warum er das macht.“ „Nur weil dieses kleine Balg keine...“ Der Satz beendete sie nicht, weil ich so heftig an den Haaren zog, dass sie einen unterdrückten Schrei von sich gab. „Du Vollidiot!“, schrie sie mich an und hielt sich die Hand an die Stelle. „Du hast mir ein ganzes Haarbüschel ausgerissen!“ Konnte mal vorkommen, wenn jemand etwas gegen Sav sagte. Das sollte sie langsam aber mal wissen. Schließlich reisten wir schon eine ganze Weile zusammen. Wütend starrte sie mich an. „Also?“, fragte ich und lehnte mich an den Mast. „Wie geht das jetzt weiter?“ „Du kannst mich mal“, fauchte sie. Sofort packte ich sie erneut, diesmal am Hals und zerrte sie zu mir. „Du lernst nicht dazu, kann das sein?“, zischte ich. „Wer Savio in irgendeiner Weise weh tut, kriegt es mit mir zu tun.“ „Er ist 10 und keine 2 mehr!“ „Trotzdem weißt du wie sensibel er ist.“ „Mir doch e-“ „Ach, ist es dir das?“, grinste ich und legte den Kopf schief, „Auch wenn ich dir deine geliebte Schokolade wegnehmen würde?“ Mit einer flinken Bewegung schnappte ich mir die Tafel, welche sie gerade in der Hand gehalten hatte und schmiss sie einfach über Bord. „Rei!!!“ Empört starrte sie mich an. „Das kannst du nicht machen, du... du... du elendiger Sadist!“ Ein breites Grinsen stahl sich auf meine Züge. Seit wann war sie so nett zu mir? „Vielen Dank für das Kompliment, Alou.“ „Idiot.“ „Also?“ Amüsiert sah ich sie an. „Ich würde dir ja vorschlagen du gehst zu ihm und entschuldigst dich.“ „Träum weiter!“ Ich grinste erneut und ging in die Hocke. „Du weißt, dass ich meine Drohungen wahrmache.“ Erneut legte ich den Kopf schief und zog aus dem Ärmel eines meiner Messer heraus, das ich einfach im Kreis herumdrehte. Alou verzog das Gesicht. „Das Übliche?“, fragte ich an sie gewandt und setzte ein breites Grinsen auf. Meine Vize verzog nur wütend den Mund. „Du bist ein Idiot, Rei!“ „Käpt´n Rei.“, grinste ich. „Ach, lass mich doch in Ruhe, du Waffenfreak!“ Waffen waren toll! Sollte sich nicht so anstellen. Man konnte nie genug von ihnen bekommen. Vor allem ich nicht. Alou stand auf. „Hab ich gesagt, dass das alles war?“ Genervt drehte sie sich zu mir um. „Was denn noch?“ Ich sprang auf die Beine, wickelte mir eine meiner langen Haarsträhnen um den Finger und setzte mich in Bewegung. Mit einer Kopfbewegung bedeutete ich ihr mir zu folgen. Es war wirklich ein Wunder, dass sie diesmal nicht nachfragen musste, sondern tat was ich ihr sagte. Weiter mein Messer durch die Luft werfend schlenderte ich über das Deck. Alou neben mir. „Kannst du das mal lassen? Irgendwann kriegst du es in die Augen.“ „Hab doch nur noch eins“, grinste ich und fing es ein weiteres Mal auf. Die Blonde verdrehte die Augen. „Vielleicht gerade deshalb. Einen blinden Käpt´n können wir nicht wirklich gebrauchen.“ Ich grinste nur und ließ es erneut hochfliegen. „Willst es mal sehen?“, feixte ich und deutete auf meine Augenklappe. „Nein, ich verzichte!“, keifte sie mich an. Was hatte sie denn? War nur milchig-weiß und an einer Stelle war es fast in zwei Teile geteilt, aber ansonsten? Hätte nur dabei sein müssen, als es passiert war. Angenehm war das nicht gewesen, soviel konnte ich sagen. Erneut warf ich das Messer hoch und fing es wieder auf, blieb dann vor meiner Kajüte stehen. Der Rest meiner Crew saß dort immer noch. Ich runzelte die Stirn. „Was wird das? Eine Versammlung oder-“ Energisch zog ich die zwei Turteltauben auseinander und verpasste beiden einen Schlag gegen den Kopf. „Wie denn oft noch?! Kein Rumknutschen, wenn ein Kind dabei ist!“, zischte ich und wies mit dem Kopf auf meinen Bruder, der gerade mit Kiara Schach spielte und wieder mal am Gewinnen war. Ich warf den beiden Ältesten einen wütenden Blick zu. „Wusste ich doch, dass es eine gute Idee war, die zwei zu trennen“, sagte ich grummelnd und warf Alou einen Schulterblick zu. „Du bist so ein Spielverderber, Rei.“, erwiderte sie nur. Urplötzlich packte sie mich von hinten und klammerte sich förmlich an mich. „Alou, was zur Hölle soll das werden!“ Sie kicherte nur. „Was wäre, wenn Kiara und ich dich jetzt einfach eine Runde abknutschen würden?“ Schockiert riss ich die Augen auf und versuchte sie wegzuschieben. „Hör auf mit dem Mist und lass mich los!“ Sie fing nur an zu lachen und klammerte sich noch mehr an mir fest. „Hat der kleine Rei etwa Berührungsängste?“ „Nimm deine Finger von mir!“, schrie ich. „Oder ich schlitz dir die Kehle auf! Das versprech ich dir!“ „Doch nicht vor deinem geliebten kleinen Bruder.“ Dieses Miststück! Das würde sie noch bereuen! Sie wusste genau, wie ich es hasste, wenn mich irgendjemand einfach anfasste! Da bekam ich Aggressionen! „Brauchst doch nicht so schüchtern sein“, feixte sie weiter, wofür ich sie am liebsten einfach über Bord geworfen hatte. „Oder hast du etwa noch nie jemanden geküsst, Klein-Rei?“ „Halts' Maul!“ „Oni-san! So was sagt man nicht!“, mischte sich Savio sofort ein, worauf ich zur Ausnahme einmal nicht einging. „Oder steht unser Käpt´n vielleicht auf Männer!“ Fast alle Anwesenden mussten sich das Lachen verkneifen, das konnte ich mehr als deutlich erkennen. „Du kannst mich mal!“ Wütend packte ich sie an den Handgelenken und schmiss sie einfach an Deck, so dass sie mehrere Meter weiter aufschlug. Die machte mich wahnsinnig! Leicht rieb ich mir den Nacken und verzog das Gesicht. War ja widerlich! Vor sich hin kichernd stand Alou wieder auf und lehnte sich an die Tür. „Der Käpt´n hat Berührungsängste!“, brüllte sie, wofür ich ihr einen ordentlichen Tritt verpasste. „Deck“, sagte ich nur. Sie wusste was ich damit meinte und zuckte nur die Schultern. „Das war´s mir wert.“ „Halt die Klappe und nerv nicht!“ Mit diesen Worten packte und schubste ich sie in meine Kajüte, wandte mich dann nochmal meinem Turteltauben-Verein zu. „Ach ja. Sollte ich rauskommen und ihr seid wieder am rumknutschen, streich ich euch das Abendessen.“ Damit knallte ich die Tür ins Schloss. Kein Benehmen dieser Haufen! Unmöglich! Da war ich der Jüngste, mit Außnahme von meinem kleinen Engel, aber die hatten trotzdem keine Ahnung von Benehmen! Na und mein Vize war ohnehin die Schlimmste von allen! Wie war ich auf die dumme Idee gekommen, ihr diese Position zu geben!? Musste wohl betrunken gewesen sein. Anders konnte ich mir das beim besten Willen nicht erklären. Alou hatte sich inzwischen auf mein Bett geschmissen und starrte an die Decke. „Also, ich höre...?“ Immer noch wütend auf sie, zog ich einen Stuhl heran und setzte mich darauf. Mit einer flinken Bewegung griff ich in meine Taschen und warf ihr etwas zu. „Wir nehmen Kurs auf die Grand Line“, sagte ich und legte meine Arme auf der Lehne ab. Verdutzt starrte sie mich an. „Wo hast du das her?“ „Das Schiff von heute Morgen hatte ihn an Bord.“ Es war ein Eternal-Port der uns, wenn wir auf der Grand Line waren, direkt nach San Fardo brachte. Eine Insel, welche schon sehr nah an der Neuen Welt lag und somit an unserem Ziel. „Wolltest du nicht abwarten?“, fragte sie und sah mich an. Ich nickte: „Eigentlich schon, aber es hat sich etwas geändert. Oder hast du die Zeitung nicht verfolgt?“ Alou legte den Kopf schief und sah mich fragend an. „Was meinst du?“ Ich stand auf und schritt zu meinem Schreibtisch, über dem ein paar Steckbriefe hingen. „Der hier...“ Ich deutete auf einen Steckbrief, „...ist einer der vier Kaiser geworden.“ Mit diesen Worten rammte ich meinen Dolch direkt in den Steckbrief- Mitten in die widerliche Visage von diesem abscheulichen Bastard. Alou stand auf und trat neben mich. Sie sah die Abbildung an. Ihre Züge verkrampften sich. „Er ist es. Habe ich Recht?“, fragte ich an sie gewandt. Sie nickte nur. „Ich würde dieses Gesicht unter zehntausenden wiedererkennen“, sagte sie und ihre Mimik verhärtete sich. Ich wusste was sie meinte. Auch ich würde das Gesicht von dieser einen Person nie vergessen. Nicht nachdem was passiert war. Nachdem, was sie mit meiner Familie angetan hatte. Ich würde ihn nie vergessen, geschweige denn vergeben. Es war die schlimmste Narbe, von allen die ich mit mir herumtrug. Und ich hatte mir im Laufe der Jahre gut tausende zugezogen und davon den Großteil mir selbst zugefügt, um neue Waffen zu testen. Doch die schlimmste Wunde, welche wir alle in uns trugen, war der Tag, an dem unsere Heimat und alles was wir geliebt hatten, zerstört worden war. Savio war wohl der Einzige, der nichts davon abbekommen hatte, weil er sich nicht mehr daran erinnerte. Wie auch? Er war gerade einmal ein paar Tage alt gewesen. Jeder von uns kannte diesen Schmerz. Diesen Hass, der in uns schlief. „Rei!?!“ Mein Name ließ mich auf sehen. Alou stand neben mir und blickte mich forschend an. „Also Grand Line? Du bist dir sicher?“ Ich nickte und fixierte die Visage des Steckbriefes. „Totsicher.“ Sich nickte und steckte den Eternal-Port ein. Langsam ging sie in Richtung Tür. „Alou?“, fragte ich. „Bist du denn bereit?“ Sie grinste nur und warf mir einen Schulterblick zu. Ich erkannte das Glitzern in ihren Augen. „Immer doch, Käpt´n“ Mit diesen Worten verschwand sie aus der Kajüte und schloss die Tür wieder hinter sich. Man konnte reden wie man wollte. Alou und ich waren unterschiedlicher als Mond und Sonne, aber trotzdem ergänzten wir uns. Langsam ließ ich mich auf mein Bett fallen und zog einen weiteren Steckbrief aus meiner Tasche hervor. Es war die Abbildung von einem jungen Mann mit goldblonden, schulterlangen Haaren. Von seiner linken Stirnhälfte verlief eine Narbe diagonal über sein ganzes Gesicht. Ein leichtes Lächeln glitt auf meine Lippen, als ich das sah. „Er hat also überlebt.“, sagte ich. „Hatte wohl einen sehr guten Arzt.“ Ich erinnerte mich sehr gut an diesen Jungen. Der Junge mit dieser unglaublichen Waffe. Er war also wirklich noch am Leben. Ob ich es noch bereuen würde, dass ich ihn damals nicht getötet hatte? Heute würde ich nicht mehr zögern. Es wäre mir egal. Vielleicht würde ich ihn ja noch einmal sehen. Ich las den Namen der dort angezeigt wurde. „Renji.“, las ich laut. „Das ist also dein Name.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)