Gegen die Schwerkraft von mickii-K ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Embrys POV Ungeduldig sah ich zu meinem Handy. Noch immer keine Antwort von Ana. Der Druck in meiner Brust wurde größer, denn ihre offensichtliche Abweisung war unerträglich. Der Schmerz in meinem Inneren breitete sich, wie ein Giftnebel, in mir aus und betäubte mich. Ich hatte keine Kraft mehr. Was konnte der Grund für ihr Verhalten sein? Sie war schon am Donnerstag so merkwürdig gewesen. Störte es sie wirklich so sehr, dass ich aus dem Reservat kam? Ich schloss meine Augen und versuchte gleichmäßig zu atmen. Das Gefühl in diesem Schmerz zu ertrinken, war, kaum zu ertragen. Irgendwo in meinem Inneren wusste ich, dass sie mich von sich abwies. Aber ich würde nicht locker lassen. Ich könnte es nicht. Früher hatte ich meine Brüder darum beneidet, dass sie ihren Partner fürs Leben gefunden hatten. Ich hatte sehnsüchtig darauf gewartet, dass mir die Richtige über den Weg lief. Doch jetzt – jetzt empfand ich das Geprägt-Sein als eine unbeschreibliche Last. Es war schrecklich. Ich war so glücklich gewesen, als ich sie sah. Als mein Herz für einen kurzen Moment stehen blieb, nur um danach nur noch für sie zu schlagen. Mein innerer Wolf war außer sich vor Freude gewesen, als ich sie endlich gefunden hatte. Immerhin gab es keine Garantie, dass man seine Auserwählte jemals im Leben traf und doch hatte ich das Glück gehabt, ihr zu begegnen. Es war schon grotesk, auf welche Art ich sie gefunden hatte. Ich war auf dem Weg zu meiner damaligen Freundin gewesen. Die Beziehung war nichts Ernsthaftes gewesen, eher ein Zeitvertreib. Die meisten von uns, wollten keine richtige Beziehung mit jemandem eingehen. Zu groß war die Angst, eine Familie zu gründen, nur um später eventuell auf eine andere Frau geprägt zu werden. Nachdem wir alle an den Gedanken und den Schmerzen von Leah und Sam teilgenommen hatten, wollten wir so etwas nicht riskieren. Das Gefühl geprägt zu werden, war unbeschreiblich. Ich kannte es, von den Gedanken meiner Brüder, doch es selbst erleben zu dürfen, war unglaublich. Die Erinnerungen von ihnen war nur ein Bruchteil der Sensation, die man selbst in diesem Augenblick fühlte. Wenn einem der Atem wegblieb und man fühlte, wie sich der Mittelpunkt der Welt verschob und nur noch sie von Belangen war. Dieses Gefühl, wenn das Herz größer wurde und sie nahezu den ganzen Platz in Anspruch nahm. In diesem Moment wurde einem klar, wofür man existierte. Man würde leben, um sie glücklich zu machen. Um sie strahlen und lächeln zu sehen. Ana wurde zu meinem Lebensinhalt. Von diesem Augenblick an war sie der Sinn meines Lebens. Deshalb war es umso unerträglicher, wenn sie nicht bei mir war. Was wenn ihr etwas zustoßen würde? Ich könnte es nicht ertragen. Ich würde es nicht ertragen. Doch das sie mich nicht als einen Teil in ihrem Leben wollte, war unfassbar schmerzhaft. Ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte. Jacob und Quil hatten sich auf Babys geprägt, sie waren mir hierbei überhaupt keine Hilfe. Paul und Sam hatten mit ihren Partnerinnen zwar anfangs auch Schwierigkeiten gehabt, doch das Einzige, was sie mir als Rat mitgeben konnten, war, dass ich es langsam angehen sollte. Ich durfte es nicht überstürzen, denn diese Gefühle waren für andere Menschen nicht nachvollziehbar. Es würde sie nur überfordern, wenn ich ihr sofort sagen würde, dass ich sie in meinem Leben brauchte, wie die Luft zum Atmen. Dass ich nur für sie lebte. Dass ich bereit war, für ihr Glück zu sterben. Meine Zimmertür wurde polternd aufgestoßen. "Yo Embry … Alles Gute Bruder", rief Seth und umarmte mich stürmisch. "Danke", erwiderte ich bloß und drückte ihn von mir weg. Seth war, dank unserer Gene, genau so groß, wie ich und wirkte sehr erwachsen. Doch innerlich war er nur ein verspielter, sechszehnjähriger Junge. Ich verbrachte gern meine Freizeit mit ihm. "Alles Gute Embry", wünschten mir Jacob und Quil, die gelassen ins Zimmer traten. Ich sah sie lächelnd an. Meine besten Freunde hatten sich, genau wie ich, in den letzten Jahren nicht verändert. Wir waren zwar noch immer jünger, als es den Anschein hatte, doch die zwei waren schon ziemlich früh in ihrer Wolfkariere geprägt worden und hatten dadurch diese Innere Ruhe gefunden, um die ich sie immer beneidet habe. "Hier. Mein Geschenk an dich", lachte Seth und reichte mir eine kleine Box. Ich verdrehte meine Augen und warf sie in mein Nachtkästchen. "Witzig", kommentierte ich es nur. "Sag Danke. Ich kann mich noch an Sams, Pauls und Jareds Gedanken genau erinnern. Da du jetzt ein geprägter Wolfsjunge bist, kann es nicht lange dauern, bis deine Hormone die Überhand gewinnen", lachte er bloß. Ich starrte Seth fassungslos an, während Quil und Jacob sich krumm lachten. "Man. Ich vermisse den unschuldigen Seth", seufzte ich kopfschüttelnd und sah zu Quil, der grinsend nickte. "Sich die Gedanken mit Paul und Jared so jung teilen zu müssen, hinterlässt anscheinend spuren", lachte Jacob. "Naja, wir sind ja noch bei dir im Rudel, Jake. Da sind wir noch eine Zeit sicher vor den perversen Gedanken", kicherte Seth. "Stimmt. Bald müssen wir wieder ins große Rudel, was? Das wird anstrengend werden", meinte Quil mit einem traurigen Lächeln an Jacob gewandt. Die Cullens hatten nämlich vor, in der nächsten Woche in den Norden weiter zu ziehen. Jacob hatte keine andere Wahl, als mitzukommen, weshalb er mit Sam ausgemacht hatte, dass er uns wieder bei sich aufnimmt. Ich würde die Ruhe vermissen. Die Stimmung verdunkelte sich ganz plötzlich. Jeder im Raum ging seinen eigenen Gedanken nach. Ich seufzte und sah nochmal aufs Handy. Immer noch nichts und es war schon Ein Uhr nachmittags. "Kommt, gehen wir runter Jungs. Mom hat einen Kuchen gemacht", unterbrach ich ihre Gedanken und ging vor. "Was ist eigentlich dir über die Leber gelaufen", fragte mich Seth, als er sich zu mir auf die Couch setzte. Jacob und Quil nahmen die zwei großen Sofasessel gegenüber in Beschlag. Ich zuckte nur mit den Schultern. Allein bei dem Gedanke an Ana zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Bei der Erinnerung daran, dass sie mich aus ihrem Handy löschen wollte und mich ständig zurückwies, tat sich ein riesiges Loch in meiner Burst auf. Es war unglaublich, dass in einem menschlichen Körper ein nahezu unendlich tiefes Loch passte. Doch es war nun einmal so und ich fühlte mich unglaublich leer. Ich biss meine Zähne zusammen und ermahnte mich selbst, nicht darüber nachdenken. Es würde alles noch gut werden. "Alter, ist alles in Ordnung mit dir?", Jacob musterte mich besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf. "Ich will jetzt nicht über Huyana reden." "Huyana? Ich dachte, sie hieß Ana?", Seth hob seine Augenbrauen und sah zu Jacob, der mit den Schultern zuckte und neugierig zu mir blickte. "Ana ist ihr Spitzname. Ihr richtiger Name ist Huyana. Das hab ich am Donnerstag erst erfahren", erklärte ich ihnen. Da Quil und ich die letzten zwei Tage Patrouille gelaufen waren, wussten sie es nicht. "Klingt schön der Name, Huyana", lächelte mich Seth an. "Mir kommt er irgendwie bekannt vor", brummte Jacob nachdenklich. Quil nickte ihm nachdenklich zu. Ich hatte denselben Gedanken auch gestern bei ihm gehört. Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe. Ich wusste, was sie meinten. Mir schwirrte er auch ständig im Kopf, denn der Name löste ein merkwürdiges Gefühl bei mir aus. Als wäre ein wichtiges Detail meiner Vergangenheit aufgetaucht. "Von wem redet ihr Jungs", meine Mutter kam lächelnd ins Wohnzimmer und stellte die liebevoll verzierte Torte auf den Tisch. Sie wusste, dass wir viel essen konnten, weshalb sie sich nicht die Mühe machte, den Kuchen zu schneiden und auf einem Teller zu servieren. Ein größeres Eck von der Torte fehlte, wahrscheinlich, weil sie für sich selbst etwas haben wollte. "Embrys Freundin", antwortete Seth, ehe er mit der Gabel in den ganzen Kuchen stach und sich ein großes Stück in den Mund stopfte. "Oh … warum hast du mir noch Nichts von ihr erzählt?", sie sah mich etwas traurig an. Ich seufzte. Dafür würde ich Seth später an die Gurgel gehen. Mein Blick schien Bände zu sprechen, denn Jacob und Quil fingen an zu lachen. Seth hingegen zwinkerte mir nonchalant zu. "Naja … Ist noch ganz frisch. Nichts Ernstes", fing ich an. Meine Brüder grinsten mich bekloppt an. Ich war froh, dass meine Mutter es nicht sah. Geprägt zu sein, war mehr als ernst. Es war nicht widerrufbar. Ultimativ. Ein Gesetzt meines inneren Wolfes. "Verstehe. Oh! Ist das zufällig der Freund, für die du diese Kräutermischung haben wolltest? Wie heißt sie denn?", sie grinste mich neugierig an. "Huyana", antwortete Seth mit vollem Mund. Ich stieß ihm meinen Ellenbogen gegen die Rippen. Er schnappte nach Luft, unterdrückte aber einen Schrei. Meine Mutter starrte Seth an, als hätte er sich vor ihren Augen in einen Wolf verwandelt. "H … Huyana?" Ihre Reaktion verwirrte mich. Was stimmte mit ihrem Namen nicht? Ich fand ihn wunderschön und ungewöhnlich. Irgendwie genau passend zu meinem Wolfs-da-sein. "Ja … wieso?", fragte ich sie neugierig. Sie sah zu mir. Ihr trauriger Blick verwirrte mich. "Kennst du ihren Familiennamen zufällig? Wie sieht sie denn aus?" Nervös setzte ich mich aufrecht auf. "Was ist los, Mom? Leider nicht. Irgendwie hatte ich total vergessen danach zu fragen", antwortete ich beschämt. Ich wusste so vieles noch nicht von ihr. Sie war wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ihre Reaktionen passten oft nicht mit dem zusammen, was sie sagte und ihre Emotionen in den Augen, wiedersprachen oft ihrer Körpersprache. Es war zum Haare raufen. "Ihr wart ziemlich klein damals. Vielleicht erinnert ihr euch deshalb nicht mehr", sie stand auf und ging zum Wohnzimmerregal, wo sie nach etwas suchen schien, "Als ihr noch in der Grundschule wart, da war ein Mädchen namens Huyana Doli. Embry … ich bin überrascht, dass du das vergessen hast, wo ihr doch früher so viel miteinander unternommen habt. Zumindest bevor Mädchen blöd wurden", sie grinste mich beim letzten Satz an. Ich starrte sie fassungslos an. Meine Hände fingen an zu zittern. Etwas an dieser Sache gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. "Jetzt erinnere ich mich. Huyana Doli. Das war doch dieses Monster-Mädchen. Erinnert ihr euch? Sie war plötzlich nicht mehr an der Schule", platzte Jacob heraus. In diesem Moment blieb die Zeit für mich stehen. Ich blendete meine Mutter aus, die Jacob zur Schnecke machte, wegen seiner Wortwahl. Seths brüllendes Lachen wurde bloß zu einem weitentfernten Hintergrundgeräusch. Alles um mich herum verschwamm und kein Wort drang mehr zu mir hindurch. Alles, was ich wahrnahm, war das Mädchen mit einer Maske, die vor meinen Augen Form annahm. Ich sah sie, neben unserer ehemaligen Lehrerin stehen. Ihre Schultern hängten nach unten und ihr schmerzerfüllter Blick erregte mein Mitgefühl. Sie tat mir unendlich leid. Wir waren Freunde gewesen. Doch ganz plötzlich war sie verschwunden und keiner wollte mir sagen, was geschehen war. Und genau so plötzlich war sie wieder vor mir gestanden. Unsere Blicke trafen sich und sie lächelte mir leicht zu. Es erreichte aber nicht ihre Augen. Ich wusste nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte, denn ich wollte nichts Dummes sagen und sie dadurch verletzten, also ignorierte ich sie. Auf dem Schulhof kam es dann zu einer Rangelei. Huyana stand drei Viertklässlern gegenüber, die sie herumschubsten. Fassungslos sah ich zu wie, man ihr die Maske vom Kopf zerrte. Ich schrie, dass man sie in Ruhe lassen sollte, doch im nächsten Moment war ihre Maske weg. Sie fing an zu weinen und ihre Schultern bebten. Irgendwer neben mir sagte, dass sie wie ein Monster aussah. Es machte mich so wütend. Sie war ein guter Mensch. Warum sollte das Aussehen von belangen sein? Ihr war doch offensichtlich etwas Schlimmes passiert. "Sie ist kein Monster", knurrte ich und ballte meine Hände zu Fäusten zusammen. Just in dem Moment, sah sie zu mir. Schwarze Augen voller Traurigkeit starrten mich an, ehe das pure Entsetzten in ihnen lag. Ihre Augen. Das Mädchen am Schulhof verschwand und ein kleines Mädchen rannte auf mich zu. Sie lachte und war richtig niedlich. Es waren dieselben Augen. Dieselben Augen jedoch etliche Male schöner, da sie vor Freude glänzten. Erneut verschwamm mein Bild und die Augen starrten mich erneut an. Anas Augen. Wie sich mich verzweifelt ansah. Wie sie mich distanziert musterte. Mein innerer Wolf brummte zufrieden, als ich den Zusammenhang endlich erkannte. Ana. Huyana. Sie war schon immer dagewesen. "Ah … hier hab ich es", meine Mutter riss mich aus den Gedanken, als sie mir ein Foto reichte. Darauf waren zwei Frauen mit ihren Kindern zu sehen. Die eine davon war meine Mutter, jung und schön, mit mir am Schoß. Ich musste so um die vier Jahre alt gewesen sein. Daneben saß eine Frau, die die Schönheit meiner Mutter in den Schatten stellte. Sie hatte glänzende, schwarze Haare, die ihr glatt über die Schulter fielen. Ihre Lippen weder zu voll noch zu dünn und ihr Gesicht war schmal. Ich schnappte nach Luft, denn sie sah aus wie Ana. Nur die Augen waren bei Ana größer und schöner. Ana war schöner. Die Frau hatte eine Hand um ihr Kind, das neben ihr saß, gelegt. Das Mädchen hatte kinnlange Haare, die ähnlich der ihrer Mutter waren, und grinste übertrieben in die Kamera. Wie gebannt starrte ich die Augen des Mädchens an. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Es waren Anas dunkle Augen. "Das … das kann nicht wahr sein!", fassungslos sah ich zu meiner Mutter. "Also ist es Huyana?", sie lächelte. Ich nickte ihr, unfähig ein Wort zu sagen, zu. Quil und Jacob sahen mich überrascht an, während Seth gespannt die Situation mitverfolgte und sich ein weiteres Stück Kuchen in den Mund schob. "Ich glaube schon. Sie sieht dieser Frau ähnlich", ich deutete auf die Freundin meiner Mutter. Sie sah mich traurig an. "Irene, sie war meine beste Freundin. Wir beide waren zur gleichen Zeit aus dem Makah Reservat hier hergezogen. Wir wurden gute Freundinnen, da wir beide zur selben Zeit schwanger waren", sie lächelte, während sie sich zurückerinnerte, "Ich war immer neidisch auf sie gewesen. Sie war wunderschön und ihr Ehemann vergötterte sie. Doch Irene wurde krank. Sehr krank", sie hielt inne. "Ich sollte dir das nicht erzählen und erst Recht nicht heute", murmelte sie. Doch als sie vorbei ging, hielt ich sie an ihrem Arm fest. "Mom, bitte", flehte ich sie fast schon an. Ich musste es hören. Ich wollte alles über Huyana erfahren. Es schien etwas Schlimmes vorgefallen zu sein. Mein Magen zog sich nervös zusammen, bei dem Gedanken mehr über sie herauszufinden. Sie seufzte und sah aus dem Fenster. "Also gut, aber erzählt es aber nicht weiter!" Sie sah uns prüfend in die Augen. Wir nickten ihr gespannt zu. "Irene … sie hatte anfangs Depressionen. Die Ärzte schoben es auf ihre Schwangerschaft, doch es wurde nicht besser. Zuerst fing alles mit Huyanas Namen an. Sie mochte ihn nicht, aber Andrew hatte darauf bestanden … Doch ganz plötzlich hatte sie nur darüber gelacht und gemeint, dass er zu ihrer Tochter passte… Es … Es war schon zu spät, als ich verstand, was sie meinte … Aber es wurde schlimmer. Wenn Huyana sich beim Spielen verletzte, hatte Irene immer ein schadenfrohes Grinsen im Gesicht gehabt. Als sie meinen erschütterten Blick wahrgenommen hatte, hatte sie nur abgewinkt und gemeinte, sie fände Huyana so niedlich, weil sie so tollpatschig war … Doch als sie älter wurde, und alle anfingen Huyana Komplimente zu machen, weil sie so hübsch war … und ihr jeder sagte, wie ähnlich sie ihrer Mutter war … Da drehte sie durch. Ich erinnere mich noch genau … wie sie mir im Vertrauen damals gesagt hatte, dass sie Huyana hasste. Sie hatte mich gefragt, ob ich dich, Embry, auch nicht ausstehen konnte … Ich war so geschockt gewesen, denn welche Mutter würde ihr eigenes Kind hassen? … Letztendlich entschloss ich mich, nach langem hin und her, zu Andrew zu gehen, um mit ihm darüber zu reden, weil ich mir Sorgen machte. Aber er zuckte nur traurig mit den Schultern und sagte, dass er eine Lösung finden würde", sie hielt inne und sah in die Runde. Wir alle hangen ihr an den Lippen. Ich hatte kein gutes Gefühl bei dieser ganzen Sache und als sie bebend die Luft einatmete, versuchte ich mich, für die nächsten Worte zu wappnen. "Ihr wart acht gewesen. Es war Weihnachten und die Ferien hatten begonnen. Ich wollte zu Irene gehen, ihr Kekse rüberbringen und frohe Weihnachten wünschen, als ich das Feuer sah. Dicker Qualm stieg den Himmel empor und die Feuerwehr versuchte dagegen anzukämpfen. Ich sah Andrew, der am Boden kniete und fassungslos das Haus betrachtete. In diesem Moment kam ein Feuerwehrmann aus dem Haus mit einem Kind in den Armen. Die Rettungsmänner machten sich sofort daran, ihr zu helfen. Es war Huyana. Und … und kurz darauf folgte Irene", meine Mutter erschauderte, "Es war einfach ein schwarzer Körper. Ich hatte so etwas schreckliches noch nie gesehen. Ich hörte Andrew schreien. Er hatte damals einen Nervenzusammenbruch erlitten. Es war schrecklich gewesen." Tränen stiegen mir in die Augen. Meine Ana musste so viel durchmachen. Ob sie immer noch deshalb litt? Ich dankte Gott oder wem auch immer dafür, dass sie nicht gestorben war. Dass sie überlebt hatte. Dass sie lebte. "Irene hatte sich umbringen wollen. Sie hasste Huyana so sehr, dass sie das kleine Mädchen mit sich in den Tod reißen wollte. Für Andrew war eine Welt zusammengebrochen. Denn Huyana hatte ihre Fröhlichkeit verloren. Ich erinnere mich noch, als ich sie im Krankenhaus gesehen hatte. Wie sie einfach in die Leere starrte und murmelte, dass sie Schmerzen hätte. Andrew erzählte mir, dass Irene auf Huyana gefallen war, als sie bewusstlos geworden war. Deswegen konnte Huyana überleben. Er hatte mir gesagt, dass ihre ganze rechte Seite dem Feuer ausgesetzt war, doch einzig ihr rechter Arm, war so schwer verbrannt, dass es dadurch zu größerem gesundheitlichen Schäden kommen würde, da er unter ihrer Mutter hervor gelugt hatte.“ Ich fuhr mir mit der Hand durch meine Haare. Also war es doch kein Pigmentfleckt, den sie zu verstecken versuchte. Sie hatte es mir nicht erzählen wollen. Ich presste meine Lippen zu einem Strich zusammen und versuchte mich auf eine gleichmäßige Atmung zu konzentrieren. Zum Glück war diese Hexe schon tot, sonst hätte ich sie jetzt mit bloßen Händen erwürgt. Wie konnte man so etwas seinem eigenen Kind antun? „Aber sie wurde dennoch für ihr ganzes Leben gebrandmarkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es war der Hass ihrer geliebten Mutter, der ihr das angetan hatte. Aber soweit ich weiß, kann sich Huyana an Nichts mehr erinnern. Um sich selbst zu schützen, hatte Andrew mir erklärt, hätte sie alles verdrängt. Die Ärzte meinten, dass die Psyche dazu imstande war. Das war auch gut so, denn Huyana hatte ihre Mutter geliebt", Tränen bahnten sich über das Gesicht meiner Mutter, als sie mich ansah. "Nach dem Vorfall an der Schule, sperrte sich Huyana ein. Andrew erzählte mir, dass er wegziehen würde, in der Hoffnung ihr so ein besseres Leben zu ermöglichen. Als ich Huyana das letzte Mal sah, war sie emotionslos im Auto gesessen. Sie hatte nichts gesagt. Weder traurig noch fröhlich gewirkt. Ich glaube, sie hatte sich und die Welt schon damals, in ihren jungen Jahren, aufgegeben." Sie wischte sich die Tränen weg und funkelte mich böse an. "Wenn du es nicht mit ihr ernst meinst, dann lass es, hörst du? Füge diesem Mädchen nicht unnötigen Schmerz zu, sie hatte genug davon!" Ihre Worte ließen mich erschaudern. Ich würde ihr niemals etwas Böses antun. Sie war mein Leben. "Das werde ich nicht", erwiderte ich entschlossen. Nein, bestimmt nicht. Ich würde ihr die Freude schenken, die sie all die Jahre vermisst hatte. Ich würde ihr Herz erneut zum Schlagen bringen und sie lieben, bis sie sich selbst anfängt zu lieben und noch viel länger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)