Die Geschichte der Erde von Xenojiiva (Aria's Geschichte) ================================================================================ Kapitel 7: Veränderungen ------------------------ Ioaras Tod beschäftigte Aria noch eine ganze Weile. Sie hatte die alte Wölfin ins Herz geschlossen und kurz darauf war sie wieder verschwunden. Dennoch konnte sie auf ein paar schöne Monate zurückschauen, die sie mit der Lichtwölfin verbracht hatte. Außerdem hatte sie viel gelernt. Aria hatte Respekt vor ihrem Element und auch vor den anderen. Sie wusste, dass die Welt in einem empfindlichen Gleichgewicht war, dass im Notfall von jemanden wieder gerichtet wurde. Das Ganze war etwas schwer zu verstehen, aber Aria glaubte zumindest das mit dem Gleichgewicht fast ganz verstehen zu können. Alles andere war ja eh nur eine Legende. Allerdings war Aria inzwischen rastlos, denn ihre Großmutter war durch ihr lahmes Bein an die Höhle gebunden, was bei der alten Wölfin zu mieser Laune führte, während Camera damit beschäftigt war, die Familie zu ernähren. Nun fiel Ioaras Ration wieder weg, aber sie musste trotzdem immer noch ihre Familie versorgen, einschließlich sich selbst. Dabei konnte Aria ihrer Mutter aber nicht helfen. Somit hatte die Erdwölfin aber nicht viel zu tun und daher verbrachte sie die meiste Zeit damit, im Wald spazieren zu gehen. Sie besuchte Ioaras Grab und die Orte, an denen die alte Wölfin ihr die Elemente erklärt hatte. Die junge Wölfin wusste sonst einfach nichts mit sich anzufangen. Sie hatte keine Lehrerin mehr und Jagen würde ihr niemand beibringen. Ohne Jagdfähigkeiten konnte sie allerdings nicht weit weg vom Rudel, sodass sie auch nicht auf Erkundungstour hätte gehen können. Wobei ihre Mutter sicher auch nur krank vor Sorge geworden wäre. Im Rudel hatte sie aber auch keine Kontakte sodass sie sich ziemlich alleine fühlte. Nachdenklich lag sie am Fluss und blickte ins Wasser. Sie war inzwischen ausgewachsen und vielleicht hätte man sie sogar hübsch nennen können. Ein wenig hang ihr dunkleres Fell ihr über den Augen, die durch die schwarze Umrandung eine ziemliche Tiefe bekamen. Der schwarze Streifen auf ihrer Schnauze war ein Blickfang, wenn man in ihr Gesicht schaute. Das Bauchfell war schwarz und sonst hatte sie einen Ton, der ein wenig an Sand oder Lehm erinnerte. Es gab schönere Farben, aber Aria war zufrieden. Allerdings hatte bisher kein Wolf auch nur irgendwie Interesse an ihr gezeigt hatte. Da sie aber offiziell der Schandfleck des Rudels war, war das wohl kaum verwunderlich. In ihrem Rudel war es allgemein unwahrscheinlich, dass sich irgendjemand je für sie interessieren würde. Aber auch Aria hatte nicht vor, sich auf irgendeinen Wolf einzulassen, der immer zu feige gewesen war, Nedron die Stirn zu bieten. In ihren Augen waren es allesamt Feiglinge und Verräter, an deren Pfoten auch Blut klebte. Blut, dass der Alpha vergossen hatte. So in Gedanken versunken, bemerkte Aria den sich nähernden Wolf nicht und reagierte etwas zu spät. Sie versuchte aufzuspringen, aber die Erde hatte sich um ihre Pfoten geschlossen und hielten sie am Boden. Aus dem Gehölz trat Nox hervor und betrachtete Aria. „Du bist langsam, aber das macht nichts. Ein Umstand, der sich ausbessern lässt“, meinte der kleinste Sohn des Alphas abschätzend und musterte weiterhin die junge Erdwölfin. „Schon verstanden. Hauptsache du nimmst es mir nicht übel, dass ich mich nicht ehrfürchtig vor dir verbeuge, Ich sitze grade ein bisschen fest“, murrte sie und versuchte die Erde zu überzeugen, sie loszulassen. „Versuch es nicht, ich bin stärker als du. Außerdem halte ich dich nur fest. Das ist kein Angriff und ich denke, daher wird die Erde es mir auch nicht übel nehmen“, meinte Nox ruhig. Aria sah ihn etwas überrascht an. „Ich dachte du und deine Geschwister glauben nicht daran, dass die Erde ein Empfinden und eine eigene Meinung hat“, schnaubte sie. Nox ließ sich neben ihr auf seine Hinterläufe nieder. „Weißt du, ich bin nicht so dumm wie meine Geschwister. Ich weiß durchaus, dass die Erde ein eigenes Bewusstsein hat, auch wenn unsere Eltern uns etwas anderes einreden wollen. Ich bin schon länger der Meinung, dass mein Vater auf einem falschen Weg ist. Inzwischen wird seine Elementarkraft schwächer, die Erde gehorcht ihm nicht mehr. Es dauert nicht mehr lange und dann werde ich ihn umbringen und den Platz als Alpha beanspruchen“, erzählte Nox, in einem so ruhigen Ton, als hätte er über das Wetter gesprochen anstatt von der Tatsache, dass er seinen eigenen Vater umbringen wollte. Aria schaute ihn erschrocken an. „Ist das dein Ernst? Du willst Alpha werden und dafür deinen Vater umbringen? Das soll wohl ein Witz sein“, schnaubte Aria. Der graue Wolf zuckte nur mit den Schultern. „Er hat lange genug die Macht gehabt. Das Rudel leidet und ich werde mir das nicht weiter mitansehen. Außerdem bin wahrscheinlich nur ich stark genug, um ihn zu erledigen. Außerdem kann ich nur Alpha werden, wenn ich den alten besiege und da mein Vater eine Niederlage nicht auf sich sitzen lassen würde, muss ich ihn töten. Erst dann kann ich auch sicher sein, dass meine Geschwister und gerade meine Mutter mich nicht dafür zur Rechenschaft ziehen.“ Weiterhin war Nox die Ruhe selbst und erzählte das Ganze mit einer Leichtigkeit, die Aria einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Warum erzählst du mir das eigentlich? Ich werde dir ganz bestimmt nicht dabei helfen“, meinte die Erdwölfin. Nox schaute auf sie herab. „Damit habe ich auch nicht gerechnet, auch wenn du wahrscheinlich genug Gründe hast, um meinen Vater tot sehen zu wollen. Aber ich habe für dich etwas anderes vorgesehen. Du musst wissen, mit den meisten anderen Wölfinnen in meinem Alter bin ich verwandt. Außerdem sind sie alle langweilig, betteln um meine Aufmerksamkeit. Das ist langweilig und erweckt absolut nicht mein Interesse. Allerdings brauche ich eine Alphawölfin, wenn ich erst die Position meines Vaters inne habe. Meine Mutter wird natürlich ihres Amtes enthoben. Nun ja und ich hatte an eine bestimmte Wölfin gedacht“, sagte Nox ruhig und sah Aria an. „Okay, du willst mir wirklich einen Bären aufbinden. Ich und deine Alphawölfin? Du kannst mich doch genauso wenig leiden wie der Rest deiner Familie. Du hattest genauso viel Spaß daran mich zu drangsalieren und zu quälen. Ihr habt mich in ein verdammtes Loch gesteckt! Und jetzt kommst du mir damit, dass du mich als deine Alphawölfin haben willst? Das ist doch lächerlich“, schnaubte Aria. Nox zuckte erneut mit den Schultern und löste dann Arias Erdfesseln. „Du kannst es dir ja noch überlegen. Es würde dir definitiv helfen. Dir und deiner Familie. Ich habe nicht vor jemanden verhungern zu lassen. Wenn du also meine Alphawölfin wirst, wäre für das Wohl deiner Mutter und deiner Großmutter gesorgt. Überleg es dir“, meinte der Sohn des Alphas und ließ Aria dann alleine. Diese kämpfte mit einem Brechreiz. Alleine die Vorstellung, die Alphawölfin dieses Wolfes zu werden, ließ ihr die Galle hochkommen. Dennoch ließ sie nicht ganz los, was Nox gesagt hatte. Das Angebot, dass es ihrer Familie besser gehen konnte, war natürlich reizvoll. Aber der Preis war einfach zu hoch und ihre Mutter und ihre Großmutter hatten immer wieder betont, dass sie glücklich waren. Und dennoch fand Aria keine Ruhe. Als sie später wieder in die Höhle zurückkehrte, fand sie ihre Großmutter vor, die mit Fluchen beschäftigt war, allerdings verstummte, als sie ihre Enkelin bemerkte. Diese ging zu der alten Wölfin und legte ihre Stirn an die ihrer Oma zur Begrüßung. „Wenn du dein Bein beleidigst, wird es auch nicht wieder besser“, zog sie die alte Wölfin auf. „Das weiß ich auch! Aber es hilft mir“, erwiderte Ariadne. Aria konnte nicht anders als zu lachen. Ihre Oma war wahrlich ein Unikat. Die alte Wölfin betrachtete missmutig ihr lahmes Bein, bevor sie ihre Enkelin musterte. „Was bedrückt dich, Kleines? Ich sehe es dir an der Nasenspitze an.“ Aria seufzte. „Nox hat mir angeboten, dass es dir und Mama wieder besser gehen wird, wenn er Alphawolf geworden ist“, erklärte Aria, konnte ihre Großmutter aber nicht ansehen. „Und?“, hakte diese nach. „Er meinte ich soll seine Alphawölfin werden“, fügte sie nach einigem Zögern hinzu, zuckte aber zusammen, als ihre Großmutter anfing sich aufzuregen und dabei Bezeichnungen in den Mund nahm, die Aria lieber nicht wiederholen wollte. „Warum flucht sie denn schon wieder?“, kam die Stimme von Camera vom Höhleneingang. Die Wölfin schien von der Jagd zurück zu sein, sie war ziemlich außer Atem und ihre Pfoten waren schmutzig. Etwas Essbares hatte sie allerdings nicht dabei. „Dieser…. Wagt es doch glatt meiner Enkelin so ein Angebot zu unterbreiten! Oh, wie ich mir wünschte, ich könnte ihn beißen!“, knurrte Ariadne. „Erfahre ich nun auch, was los ist?“, fragte Camera und sah zwischen ihrer Tochter und ihrer Mutter hin und her. Aria wartete, bis ihre Großmutter ihre Schimpftirade beendete – was eine Weile dauerte – und erklärte ihrer Mutter dann, was los war. Die junge Wölfin war aber mehr als erstaunt, als ihre Mutter sich nicht weniger aufregte, als Ariadne es getan hatte. Zum ersten Mal erschien es ihr, dass die beiden älteren Wölfinnen wirklich verwandt waren. Als beide Wölfinnen sich aber scheinbar gegenseitig anzustacheln schienen und die Aufregung immer mehr wurde, wurde es Aria aber zu bunt. „Wäre es aber so schlecht, wenn es euch besser ginge?“, fragte sie frei heraus und unterbrach damit die beiden älteren Wölfinnen, die sie entgeistert ansahen. „Ist das dein Ernst? Willst du wirklich die Alphawölfin dieses arroganten Idioten werden?“, fragte Ariadne ungläubig. „Natürlich nicht. Aber ich bin euch doch schon lange genug eine Last. Vielleicht ist es Zeit, dass ich euch etwas zurückgebe“, meinte Aria geknickt und sofort war ihre Mutter bei ihr und leckte ihr liebevoll über den Kopf. „Ach, Aria, mein Liebling, so darfst du nicht denken. Uns geht es gut.“ „Deine Mutter hat recht. Mach dir um uns keinen Kopf. Außerdem kann es uns gar nicht schlecht genug gehen, dass wir zulassen würden, dass du an diesen… diesen…“, kam von Ariadne, wobei sie sich nicht einig zu sein schien, welche Bezeichnung sie Nox noch geben sollte. Aria ließ die Ohren hängen. „Alles gut, meine Kleine. Wir kommen zurecht. Außerdem wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass du irgendwann jemanden findest, den du aufrichtig liebst“, meinte Camera und damit war das Thema beendet, wobei Aria sich nach wie vor Gedanken machte, ob sie ihrer Familie nicht doch eine Last war. Das Thema wurde nicht noch einmal angesprochen. Dennoch bemerkte man eine allgemeine Unruhe im Rudel. Nedrons Laune war noch schlechter als sonst und seltsamerweise schienen nicht mehr alle auf ihn zu hören. Eher schienen Viele sich vom Alphawolf abzuwenden und die Loyalität wechselte eindeutig zu dessen Sohn Nox. Nedron wurde indes immer brutaler und ließ kaum noch jemanden losziehen, um zu jagen, wenn dieser nicht vorher ausdrücklich seine Loyalität bekundete. So war die Nahrung deutlich knapper und nicht mehr nur Aria und Familie litten Hunger. Auch andere Wölfe, die vorher gewisse Privilegien gehabt hatten, wurden nun vom Alpha wie Dreck behandelt und der Unmut im Rudel nahm immer mehr zu. So hatten sich sogar einige bei Aria für ihr Verhalten entschuldigt und die Abneigung verlagerte sich gegen Nedron und seine Gefährtin Vinaria. Allerdings hatte selbst diese allmählich Probleme mit ihrem Gefährten, denn er hielt sie ebenfalls an der kurzen Leine. So befand sie sich zusammen mit ihm in ihrer Höhle, während er grimmig auf und ab ging. „Kannst du damit mal aufhören? Du machst mich ganz verrückt mit diesem Auf- und Ab-Gelaufe. Davon wird es auch nicht besser“, knurrte sie ihn an und Nedron warf ihr einen finsteren Blick zu. „Halt dich aus Dingen raus, von denen du nichts verstehst. Immerhin untergräbt dein Sohn meine Autorität!“, blaffte er sie an. Vinaria knurrte. „Mein Sohn? Wer hat unseren Kindern denn all die Jahre eingetrichtert, dass sie über allem erhaben sind und die Schwächeren auszuschalten haben?“ „Willst du damit sagen, dass ich schwach bin?“, brüllte Nedron und stürzte sich auf seine Gefährtin, die er mühelos niederrang und mit gebleckten Zähnen über ihr stehen blieb. „Vergiss nicht, wo dein Platz ist, Vinaria! Ich bin der Alpha und ich kann mir jederzeit eine neue Gefährtin suchen und dann bist du dein schönes Leben ganz schnell los. Haben wir uns verstanden?“, meinte er warnend und Vinaria senkte ihren Kopf uns legte verängstigt die Ohren an. So war Nedron mit ihr noch nie umgegangen. „Ich habe verstanden“, meinte sie eingeschüchtert und Nedron ließ wieder von ihr ab. Kiora, die etwas entfernt von ihren Eltern gelegen hatte, ging zu ihrer Mutter herüber, nachdem ihr Vater die Höhle wutschnaubend verlassen hatte. „Alles in Ordnung, Mutter?“, fragte Kiora besorgt. „Schon gut, Kleines. Dein Vater ist momentan einfach etwas verstimmt“, murmelte Vinaria, sah allerdings unsicher zu Nedron. Die Entwicklung gefiel ihr definitiv nicht. Die Stimmung des Alphas wurde nicht besser, eher wurde sie immer schlechter. Er griff viele Wölfe ohne Grund an und auch zu seiner Familie verhielt er sich absolut ungerecht. Nur Nox schien seinem Vater aus dem Weg zu gehen und allgemein sah man diesen nur wenig. Es war etwas im Busch und die Stimmung war deutlich angespannt. Jeder schien darauf zu warten, dass etwas passierte, wobei der Unmut deutlich zu spüren war. Niemand stand mehr hinter dem Alpha, wobei manche einfach zu viel Angst hatten, um es zum Ausdruck zu bringen. Aber dennoch war der Rückhalt gleich Null und selbst Nedrons Familie hatte es nicht mehr leicht, da er seine schlechte Laune vorrangig an seiner Gefährtin und seiner Tochter ausließ. Seine Söhne bekam er kaum noch zu Gesicht. Eigentlich war es ein schöner, sonniger Tag. Aria hatte inzwischen auch zu einigen Wölfen Bezug gefunden und befand sich so mit auf der Trainingsplattform, wo sie ihre Elementarkraft übte. Inzwischen hatte sie diese deutlich besser im Griff und konnte die Form erkennen, die das Zentrum ihrer Elementarkraft in ihrem Inneren angenommen hatte. Anfangs war es nur ein unklares Bild gewesen ohne Ziel, aber inzwischen wusste sie genau, auf welchen Punkt sie zugreifen musste und es fiel ihr deutlich leichter. Allerdings war ihr auch aufgefallen, dass die Erde ab und an einfach verstummt war. Es war, als breche die Verbindung plötzlich ab und allgemein schien die Kraft manchmal einfach schwächer zu sein. Einige der älteren Wölfe schienen dadurch beunruhigt und auch Arias Großmutter hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Doch das war nicht ihr einziges Problem, denn das größte Problem des Rudels war ihr Alpha. Alle Gespräche verstummten, als Nedron auf das Plateau kam, gefolgt von einer etwas abgemagerten Vinaria und einer vollkommen eingeschüchterten Kiora. Gleichzeitig sah man der Alphawölfin schon ein paar Verletzungen an, die ihr offensichtlich ihr Gefährte zugefügt haben musste. Nedron schritt an den Wölfen vorbei und knurrte viele an, bis er Aria entdeckte. „Was machst du hier? Du hast hier nichts zu suchen!“, blaffte er sie an. Aria blieb unbeeindruckt. „Ich trainiere. Das ist mein gutes Recht und das wirst du mir auch nicht verbieten“, meinte die junge Wölfin und erntete dafür ein Knurren. „Was fällt dir ein?! Ich bin der Alpha!“, blaffte Nedron. „Ich glaube nicht, dass das noch so richtig ist, Vater“, erklang eine Stimme und Nox trat zwischen einigen Wölfen hervor. Er war etwas größer geworden und sah entgegen den anderen eher wohlgenährt und deutlich kräftiger aus. Offensichtlich hatte er trainiert. Neben ihn trat sein Bruder Vito hervor, der zu seiner Mutter und seiner Schwester herüberging und sich schützen vor sie stellte. Auch er war deutlich größer geworden, wobei er seinen Vater inzwischen überragte. „Du wagst es, so mit deinem Vater zu reden? Mit deinem Alpha?!“, knurrte Nedron seinen kleinsten Sohn an. Nox hatte für seinen Vater aber nur einen müden Blick übrig. „Du bist nicht länger mein Alpha. Ich habe ganz eigene Pläne. Es wird Zeit, dass wir einen neuen Alpha bekommen und der werde ich sein“, erklärte der grau-schwarze Wolf ruhig und ließ sich auch nicht von dem Knurren seines Vaters beeindrucken. „Du glaubst doch nicht, dass ich meine Position kampflos an dich abtrete“, schnaubte Nedron. „Davon bin ich nicht ausgegangen. Deswegen bin ich mit Vito auch eine Weile weggegangen, um zu trainieren. Körperlich war ich dir nämlich deutlich unterlegen und vielleicht bin ich es immer noch, aber ich denke mit meiner Elementarkraft bin ich dir mehr als gewachsen. Denn ich weiß aus sicherer Quelle, dass deine Kraft schon vor einer Weile erloschen ist“, erwiderte Nox kühl. Nedron bleckte die Zähne, während ein Murmeln durch die Reihen der Wölfe ging. „Du weißt gar nichts!“, meinte Nedron aggressiv. „Vater, ich bin nicht so dumm wie du. Vielleicht kann man die Natur unterwerfen, wenn man stark genug ist, aber das bist du nicht. Es ist weitaus einfacher mit der Erde zusammenzuarbeiten, dann lässt sie einen auch lenken. Aber du hast immer versucht sie zu unterwerfen und du hast alle hier wie den letzten Dreck behandelt. Du hast deinen Rückhalt mehr und du bist nur noch ein Schatten deiner selbst. Du bist nicht mehr würdig uns zu führen. Du hast uns immer beigebracht, dass man mit Härte und Unbeugsamkeit ein Rudel zu führen hat, aber ich sehe das doch etwas anders. Wenn alle verhungern und nicht mehr hinter einen stehen, bringt der stärkste Alpha nichts. Und deswegen werde ich dich absetzen“, war Nox Ausführung. „Dann wirst du mich töten müssen!“, brüllte Nedron und stürzte sich auf seinen Sohn. Die anderen Wölfe des Rudels standen in ausreichendem Abstand zu den beiden und beobachten den Kampf um die Führung. Es war immerhin nicht unüblich, dass Jüngere den Alpha herausforderten. Doch schnell konnte man erkennen, dass Nox absolut keine Schwierigkeiten hatte, mit seinem Vater fertig zu werden. Er nutzte seine Elementarkraft sehr zielgerichtet, um seinen Vater abzuwehren und zu verletzen, während er ihm eigentlich nicht einmal körperlich nahe kam. Nedron hingehen schien einfach nur kopflos auf seinen Sohn losgehen zu wollen und steckte deswegen unheimlich viel ein. Am Ende brach er zusammen. „Wenn du jetzt aufgibst, kannst du immer noch am leben bleiben. Allerdings wirst du das Rudel verlassen müssen“, meinte Nox hochmütig. Nedron rappelte sich auf und knurrte. „Ich gebe niemals auf. Aufgeben ist etwas für Schwächlinge“, erwiderte er, während aus mehreren Wunden das Blut rann. Er war schwer verwundet. „Dann finde dein Ende“, murmelte Nox und mit einem letzten Nutzen seiner Elementarkraft, bereitete er dem Kampf ein Ende. Einige der Wölfe waren definitiv schockiert, allen voran natürlich Vinaria. Sie hatte ihren Gefährten verloren, durch das Zutun ihres eigenen Sohnes. Nox hatte sich den Posten als Alphawolf zwar auf rechtem Wege angeeignet, aber dennoch war es heftig. Auch die anderen Wölfe des Rudels waren etwas eingeschüchtert, aber niemand bedauerte wirklich den Tod des Alphas, der am Ende nur noch ein Tyrann gewesen war. Der Nachmittag wurde fast zum Fest, Nox hatte viele Wölfe losgeschickt, um Nahrung zu besorgen und so war am Ende eine Menge Futter da, auf dass sich die ausgehungerten Wölfe mit Begeisterung stürzten. Dabei gab es auch keine Einschränkung, Nox hatte alles fair aufgeteilt, wobei die Jüngsten, Ältesten und Kranken deutlich mehr bekommen hatten. Aria lag zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter im Kreis der anderen Wölfe auf dem Plateau und war bereits mit dem Fressen fertig, während sie Nox beobachtete. Dieser lief an allen Wölfen vorbei, die sich ehrfürchtig vor ihnen verbeugten und man konnte wirklich nicht sagen, dass er schlecht als Alpha war. Dennoch war da noch eine Sache, die geklärt werden musste. Am Ende nahm Nox auf einen erhöhten Punkt Platz und die Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn. „Als neuer Alpha sehe ich es als meine Aufgabe, meinem Vorgänger nicht nachzueifern. Ich werde dafür sorgen, dass alle ausreichend Nahrung haben und dass es gerecht zugeht. Und deswegen werde ich auch nicht die Hetzkampagne gegen Aria und ihre Familie weiterführen“, erklärte Nox und sofort sahen viele Wölfe zu Aria. „Natürlich will ich, dass meine eigenen Nachkommen Vorrang haben, aber ich werde es nicht verbieten, dass es auch andere Nachkommen gibt. Wobei wir bei einem wichtigen Thema wären und zwar bei dem, wer meine Alphawölfin wird. Ich gestatte meiner Mutter hier zu bleiben, aber sie hat nicht länger diese Position inne. Nun habe ich bereits eine Wölfin als meine Gefährtin im Auge. Ich warte auf deine Antwort, Aria“, führte Nox aus und sah zu ihr. Aria sah zu Boden. Sie hatte gewusst, dass er wieder davon anfangen würde. Scheinbar schienen viele überrascht von dieser Wahl, aber es war schon irgendwie logisch, immerhin war bei Aria klar, dass sie nicht zur Alphafamilie gehörte. Aria spürte, wie ihre Mutter ihr liebevoll in die Seite stupste. Sie wusste, was sie zu tun hatte. „Was ist mit meiner Familie“, fragte sie Nox. „Ich habe gesagt, dass ich gerecht handeln will. Aber bitte, dann verspreche ich eben, dass es deiner Mutter und Großmutter Zeit ihres Lebens gut gehen wird“, war seine Antwort. „Egal, wie ich mich entscheide?“, hakte Aria nach. Nox schien verärgert zu sein. „Frei von deiner Entscheidung. Aber du kannst mir nicht ewig entkommen, Aria“, knurrte er. „Doch, denn wenn es Mama und Oma gut geht, dann kann ich ohne Bedenken gehen“, erklärte sie und erhob sich. Erschrocken sprang auch ihre Mutter auf, Ariadne hingegen lachte nur. Nox hingegen kam zu Aria und knurrte, als er sich vor ihr aufbaute. „Soll das ein Witz sein? Du weigerst dich, an meine Seite zu treten?“ Aria schnaubte nur. „Um eine weise, alte Wölfin zu zitieren: Es könnte uns nie so schlecht gehen, als dass ich mich auf dich einlassen würde. Du hast offen versprochen, dass es den Beiden gut gehen wird, egal wie ich mich entscheide. Wenn du das Versprechen brichst, bist du also nicht besser als dein Vater und das willst du sicher nicht sein. Also brauche ich mir keine Sorgen um sie machen. Aber mein Platz ist garantiert nicht an deine Seite und weil du mich sowieso nie in Ruhe lassen wirst, werde ich stattdessen gehen und meinen eigenen Weg finden“, erwiderte sie und wandte sich ihrer Mutter und ihrer Großmutter zu. „Aber Aria, mein Kleines, du musst doch nicht gehen. Schon gar nicht alleine. Ich… wir…“, stotterte Camera und schien überfordert zu sein. „Lass sie gehen“, kam nur von Ariadne. Camera sah ihre Mutter schockiert an. „Aber Mutter“, begann sie, schwieg aber, als sie den ernsten Blick der alten Wölfin sah. Diese erhob sich und rieb ihre Schnauze an der ihrer Enkelin. „Geh und erkunde die Welt. Irgendwo wartet sicher ein Abenteuer auf dich. Wir sind stolz auf dich, meine Kleine und wir wünschen dir alles Glück dieser Welt“, erklärte die alte Wölfin und noch einmal rieb sie ihre Schnauze an der ihrer Enkelin. Aria sah zu ihrer Mutter, die bereits Tränen vergoss. „Bitte, Mama. Ich muss meinen eigenen Weg gehen und der ist nicht hier. Aber du gehörst hierhin. Und du musst doch auf Oma aufpassen“, meinte die junge Wölfin, wobei Ariadne sich wegen dem Kommentar zum Aufpassen beschwerte. Camera nickte nur und leckte ihrer Tochter über den Kopf. „Wir sind immer bei dir. Vergiss das nicht“, flüsterte sie ihrer Tochter zu. Aria wandte sich ein letztes Mal an Nox, der vor Wut fast zu platzen schien. „Halte dein Versprechen. Sonst komm ich wieder und zieh dir das Fell über die Ohren“, warnte sie ihn und ignorierte Nox‘ Knurren, während sie das Rudel verließ. Ein letztes Mal drehte sie sich um und sah zu ihrer Mutter und ihrer Großmutter, bevor sie sich endgültig abwandte und den Berg verließ, wobei sie merkte, wie eine große Last von ihren Schultern fiel, wobei zu hoffen blieb, dass Nox sein Versprechen hielt. Doch für Aria begann ihr eigenes Abenteuer und die junge Wölfin war bereit, sich ihm entgegen zu stürzen. --------- So, das war das neue Kapitel. Ich denke nicht jeder hat vielleicht mit dieser Wendung gerechnet. Nun ist die Geschichte fast am Ende, aber es war noch nicht das letzte Kapitel, auch wenn man es vielleicht meinen könnte. Aber ein bisschen hab ich noch zu erzählen ^^ Danke auf jeden Fall schon einmal im Voraus für Kommentare. Eure DragonEmpress Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)