Die Geschichte der Erde von Xenojiiva (Aria's Geschichte) ================================================================================ Kapitel 3: Die Lehren der Elemente ---------------------------------- Ein leichter Nebel stieg in der Dunkelheit auf und ließ den Wald noch unheimlicher erscheinen, als er es eh schon war. Zugleich sorgte dieser Nebel für eine unfreundliche Kälte, die jegliches Kleintier in ihre Bauten jagte. Somit war es schon bald sehr still in dem kleinen Waldstück. Die Stille war angenehm, doch die Kälte war es nicht. Doch es war ihr unmöglich, sich dieser Kälte zu entziehen. So sehr sie es wollte, sie konnte nicht aufstehen. Sie musste in der Kälte liegen bleiben. Der Nebel schien Hände zu bilden, die sich um sie legten und sie weiter in die Kälte hinein führten und hinein in die Dunkelheit. Die Dunkelheit lockte und versprach ihr, all das Leid und den Schmerz von ihr zu nehmen. Dabei drückte die Kälte immer weiter auf sie, als wolle man sie in die Dunkelheit schieben. Man schien die junge Wölfin zu rufen, in die Dunkelheit und in die Kälte hinein. »Vielleicht sollte ich nachgeben und gehen, weg von dem Schmerz«, dachte die Wölfin und ergab sich der Dunkelheit. Die Nacht war ruhig. Zu ruhig. Die alte Wölfin lebte nun schon lange in dieser Region und es bedeutete niemals etwas Gutes, wenn der Wald vollkommen stillt war. Irgendetwas war passiert und genau dies, trieb sie aus ihrem Unterschlupf. Sie musste der Stille auf den Grund gehen. Um sie herum umfing sie Dunkelheit, als sie ihre kleine Höhle verließ, doch Ioara hatte ihre Mittel dagegen. Sie fühlte in sich hinein, bis sie ihre Elementarkraft fand, die tief in ihr schlummerte. Diese nutzte sie, um eine kleine Lichtkugel zu erzeugen, die neben ihr her schwebte und ihr den Weg erhellte. Ioara war eine alte Lichtwölfin, ihr Fell war von einem sanften Gelb. Der Wald war ihre Heimat und sie ging gerne nachts spazieren, nur begleitet von ihrem kleinen Licht. "Komm mein Licht, wir müssen herausfinden, was diese Stille erzeugt", sagte die Wölfin und folgte ihrem Instinkt. Sie kannte den Wald in und auswendig und hätte sich auch im Dunkeln zurecht gefunden, doch das Licht war ihr eine angenehme Gesellschaft, da es sie nie im Stich ließ. So zog sie durch den Wald und wusste, dass sie sich dem Erdrudel näherte. Sie wusste, dass der Bergkamm von einem reinen Erdrudel bewohnt wurde, immerhin jagten diese öfter in dem Wald, der ihr Zuhause war. Ioara hatte niemals den Kontakt zu ihnen gesucht und sich versteckt gehalten. Ihren Bau hatte man natürlich gespürt, aber sie hatte darauf geachtet, nie dort gewesen zu sein, wenn ein Erdwolf vorbei kam. Immerhin lebte sie nicht umsonst alleine. Doch nun musste sie sich dem Gebiet nähern, denn irgendetwas stimmte dort nicht. Der Nebel war dort sehr dicht und das passte nicht in das Gesamtbild. Denn normalerweise wurde der Nebel dünner, wenn man an den Waldrand kam. Nun konzentrierte er sich allerdings an dessen Rand und erweckte somit die Aufmerksamkeit der alten Lichtwölfin. "Los mein Licht, vertreibe den Nebel und zeig mir, was er zu verstecken versucht", sagte sie und ihr Licht flog in den Nebel hinein. Dieser schien sich unter dem Leuchten zu winden und verzog sich schließlich, sodass die Lichtwölfin das traurige Bild sehen konnte, dass der Nebel zu verstecken versucht hatte. Dort lagen zwei Wölfe, so wie es aussah beide tot. Scheinbar hatte es in dem Rudel Differenzen gegeben und die beiden Wölfe waren die Benachteiligten. Das erklärte auf jeden Fall, warum der Wald so ruhig war. Der Tod hielt Einzug. "Möge das Licht ihnen den Weg zu einem besseren Ort weisen und sie ihre Sorgen vergessen lassen", sagte die Wölfin und senkte ihr Haupt. Dann allerdings fiel ihr auf, dass ihr kleines Licht wie wild um einen der Wölfe herumschwirrte. "Du dummes Ding, komm wieder her", knurrte Ioara, doch das Licht begann nur noch aufgeregter zu schwirren. Die Wölfin seufzte und ging näher zu dem reglosen Körper. Dann allerdings bemerkte sie, worauf das Licht sie aufmerksam machen wollte. In dem jungen Wolfkörper war noch Leben zu finden, auch wenn es schwach war. Die alte Wölfin bemerkte die blutende Halswunde und schaute zu ihrem Licht. "Das hast du sehr gut gesehen. Jetzt hilf mir und lass uns diesem jungen Wolf helfen." Damit flog das Licht hinunter zu dem reglosen Wolfskörper und versuchte in ihn hinein zu gleiten. Ioara schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Licht und den Körper vor ihr. "Entferne dich von der Dunkelheit und komm ins Licht zurück. Die Dunkelheit macht nur falsche Versprechungen. Sie lockt dich mit Versprechungen, aber am Ende bist du allein. Komm zurück in das Licht und in das Leben. Denk an die, die auf dich warten. Lasse ab vom Dunklen und schreite den Pfad des Lichts entlang!", rief sie aus. Da verschwand ihr Licht ganz in dem jungen Wolf, der kurz darauf von einem warmen weißen Leuchten umgeben war. Das Leuchten konzentrierte sich schließlich auf die Wunde und nach und nach schloss sich diese und die Blutung stoppte sofort. Schließlich war die Wunde geheilt und das Licht kam wieder heraus. "Na komm schon, wach auf", sagte die alte Wölfin und stupste den jungen Wolf an. Als dieser die Augen öffnete und sich umsah, erkannte Ioara, dass sie eine junge Wölfin vor sich hatte. "Wo bin ich? Was ist passiert?", fragte die Wölfin verwirrt und sah dann zu der Lichtwölfin hinauf. "Wer bist du?", war ihre dritte Frage. "Du bist am Waldrand, mein Kind. Was passiert ist, solltest du mir allerdings eher sagen können, als ich dir. Und man stellt ich den Älteren zuerst vor, bevor man fragt", kam der tadel der alten Lichtwölfin. Die junge Wölfin senkte den Blick und ließ schuldbewusst die Ohren hängen. "Es tut mir leid, ich bin nur so verwirrt. Das Letzte, woran ich mich erinnere ist, dass Bairon und ich umzingelt worden sind und..." Da stockte die junge Wölfin und blickte sich erschrocken um, bis sie den reglosen Körper des anderen Wolfes bemerkte. Sofort sprang sie auf und lief zu ihm herüber. "Bairon! Bairon! Nein, bitte nicht. Du darfst nicht tot sein! Hörst du? Du darfst nicht tot sein!" Die Tränen liefen an der Schnauze der jungen Wölfin entlang, die sich neben den große Wolf kauerte, der auf ihr Rufen nicht reagierte. Ioara schaute traurig zu, wie die junge Wölfin ihren Freund betrauerte und wartete bis deren Schluchzen fast verklungen war. "Komm, mein Kind. Hier können wir nicht bleiben. Du brauchst Ruhe und ich denke nicht, dass du sie bei deinem Rudel finden wirst", sagte die Lichtwölfin ruhig und wartete, bis die junge Wölfin sich zu ihr umdrehte. "Aber wir können ihn doch nicht hier liegen lassen", schluchzte sie und blickte erneut zu dem toten Körper des grauen Wolfes. "Das Leben endet, für einige früher, für andere später. Er kann nun einen Ort betreten, an dem ihn kein Leid der Welt mehr treffen wird. Lass ihn gehen, mein Kind. Wenn man die Toten zu fest hält, können sie die nächste Ebene nicht betreten und enden als ruhelose Geister zwischen den Welten. Lass ihn gehen. Dort geschieht ihm nichts." Die Worte der Lichtwölfin verfehlten ihre Wirkung nicht. Die junge Wölfin rieb ihre Nase an der des großen Wolfes. "Danke, Onkel Bai, für alles, was du für mich getan hast. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt für den Ort, an den du gehst. Wenn du Großvater siehst, grüß ihn ganz lieb, auch wenn ich ihn nicht kannte. Aber sag ihm bitte, dass ich stolz bin, seine Pfoten zu tragen. Ich hab dich ganz doll lieb, Onkel Bai. Und es tut mir leid, dass du wegen mir gestorben bist. Aber ich lasse dich los." Die junge Wölfin schluckte die aufkeimenden Tränen herunter. Man sah deutlich wie schwer es ihr fiel, als sie sich schließlich abwendete. Sie folgte der Lichtwölfin und blickte nicht noch einmal zurück. Während sie durch den Wald gingen, war die junge Wölfin still. Scheinbar war sie immer noch traurig über den Verlust ihres Freundes, versuchte es aber so gut wie möglich zu verbergen. Die Lichtwölfin hatte Mitleid mit ihr. Als sie bei ihrer Höhle ankamen, ließ sie die junge Wölfin vorgehen und folgte dann selbst mit ihrem kleinen Licht. Die Höhl selbst war so gebaut, dass von einer Seite das Mondlicht hinein fiel. Daher war es nicht dunkel, sondern angenehm hell in der Höhle und Ioara ließ ihr Licht verschwinden. "Hier kannst du dich ausruhen, es passiert dir nichts. Du musst immer noch durcheinander sein." Die junge Wölfin ließ sich in einer Ecke der Höhle nieder und legte den Kopf auf ihre Pfoten. "Ich bin nicht durcheinander. Aber es tut so weh", sagte sie traurig. Die Lichtwölfin schaute sie mitfühlend an. "ich weiß, dass ein Verlust immer schwer zu verkraften ist. Aber die, die wir lieben verlassen und niemals ganz. Wir sollen sie nicht in dieser Welt festhalten, aber wenn sie die andere Welt erreicht haben, schauen sie ab und zu auf uns hinab und passen auf uns auf. Dein Freund wird immer bei dir sein, tief in deinem Herzen", erklärte die alte Wölfin und legte sich nun selbst nieder. Die junge Wölfin lauschte ihren Worten und nickte am Ende. "Also wird Onkel Bai jetzt zusammen mit meinem Großvater auf mich aufpassen?", fragte sie. Die Lichtwölfin nickte. "Wenn du fest daran glaubst", fügte sie hinzu. Dies schien die junge Wölfin zu beruhigen. "Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe. Ich wäre wohl auch tot, wenn du mich nicht gefunden hättest. Mein Name ist übrigens Aria. Tut mir leid, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe." Ioara lachte. "Schon gut, immerhin warst du schwer verletzt, also verzeih ich es dir. Mein Name ist Ioara." Aria legte den Kopf schief und betrachtete ihr gegenüber. "Wie ist das eigentlich mit meiner Verletzung? Was hast du gemacht?" Die Lichtwölfin hatte mit der Frage gerechnet, denn der junge Wolf vor ihr schien noch ziemlich unerfahren zu sein. "Ich bin eine Wölfin mit der elementaren Kraft des Lichtes. Es gibt mir die Gabe Verletzungen zu heilen, sofern der Wolf bereit ist, dem Licht zu folgen. Wenn du dich aufgegeben hättest und der Dunkelheit gefolgt wärest, hätte ich nichts mehr für dich tun können. Doch da du das Licht anerkannt hast, hat es dir geholfen. Das Leben ist ein kostbares Gut und bleibt nur denen erhalten, die es zu würdigen wissen." Aria schien zunächst verwirrt und legte den Kopf schief. "Also muss man leben wollen, um den Tod zu entkommen?", fragte sie dann. Die Lichtwölfin nickte. "So kann man es sagen. Du hast eine ziemlich gute Auffassungsgabe für so eine junge Wölfin." Die junge Erdwölfin bedankte sich für das Kompliment, schien aber immer noch Fragen zu haben. "Meine Großmutter hat mir erzählt, dass es andere Elemente gibt, aber sie ist nie so darauf eingegangen. Kannst du mir mehr darüber erzählen? Wieso weiß niemand, dass ein Lichtwolf in der Nähe lebt?" Ioara schnaubte. "Weil ich mich versteckt halte. Ich lebe gerne allein, nur vom Licht umgeben. Niemand schreibt mir vor, was ich tun soll und ich bin nur für mich allein verantwortlich. Außerdem hilft allein sein manchmal, sich bewusst zu werden, wer man ist. Mein Weg führte mich weg von meinem Rudel und hierhin in die Einsamkeit. Ich habe ein anderes Empfinden für die Welt entwickelt. Ich nehme deutlicher Gerüche war, lausche mehr auf Geräusche. Ich beobachte das Licht und wie es sich den verschiedenen Lagen anpasst. Ich habe eine Ruhe in meinem Inneren, die ich bei meinem Rudel niemals gefunden hätte. Manchmal ist es besser seinen eigenen Weg zu gehen um sein Ziel zu finden. Man muss über das was man sieht hinausblicken." Aria lauschte der Lichtwölfin und blieb erneut mit Fragen zurück. Das alles war ihr zu hoch und auch wenn sie sich größte Mühe gab es zu verstehen, so wurde es ihr doch nicht ganz klar. "Mach dir keinen Kopf, meine Kleine. Du bist noch jung. Irgendwann wirst du es verstehen", erklärte die Lichtwölfin ruhig und musterte ihren Gast. "Sag mal, wie viel weißt du über die Elemente?", fragte sie dann. "Ich weiß, dass mein Rudel zu den Erdwölfen gehört. Wir spüren die Erde und können sie nach unserem Willen formen. Außerdem verstehen wir, was sie sagt und können uns in den tiefsten Höhlen zurecht finden. Von den anderen Elementen weiß ich eigentlich gar nichts", erklärte Aria und hoffte, dass die Lichtwölfin ihr etwas erzählen würde. "Das ist nicht besonders viel, aber es gibt viele reine Rudel, die nur ihr eigenes Element sehen und sich für die anderen nicht interessieren. Sie schauen ich über das was sie sehen hinaus und bleiben kleingeistig. Man sollte immer nach größerem Wissen streben", schnaubte die Lichtwölfin und begann dann, einige Zeichen mit ihrer Pfote in den Boden zu zeichnen. Diese Zeichen bilden schließlich einen Kreis. "Es gibt insgesamt sechs Elemente, deines ist die Erde. Die Kraft die Erde zu hören und zu formen. Sie steht aber auch für Geduld und Beständigkeit, denn die Erde ist ruhig und braucht lange um sich zu verändern. Mein Element das Licht gibt mir die Möglichkeit auch in tiefster Dunkelheit Licht zu erschaffen und Verwundete zu heilen. Licht steht für Hoffnung und den Blick nach vorne. Es gibt immer ein Licht im Dunkeln und somit gibt es auch immer Hoffnung." Aria lauschte der Lichtwölfin und musterte die beiden Symbole, auf die sie bei ihrer Erzählung gedeutet hatte. "Und die anderen vier Elemente? Was bedeuten die?", fragte sie neugierig. Ioara fuhr fort. "Dieses Symbol steht für das Wasser. Diese Wölfe können die tiefsten Zonen des Wassers durchforschen und sind ausgezeichnete Schwimmer. Sie können aber auch Wellen erzeugen und das Wasser bewegen. Wasser steht für Veränderung, denn es ruht nicht. Selbst ein See hat Bewegung, sei es nur der Fisch, der in ihm schwimmt. Das Wasser lehrt uns, das nichts von Dauer ist und alles seinen Weg nimmt. Das nächste Element ist Feuer. Diese Wölfe mögen keine Kälte, aber sie strahlen auch eine unglaubliche Wärme aus. Sie können Feuer erzeugen, was ihnen eine hohe Zerstörungskraft einräumt, denn Feuer kann viel Schaden anrichten. Daher tragen sie eine große Verantwortung. Allerdings steht das Feuer auch für Leidenschaft. Man muss seinen Gefühlen treu bleiben und immer mit vollem Herzen hinter dem stehen, was man tut. Dann haben wir da noch den Wind. Windwölfe sind in der Lage zu fliegen und den Wind zu formen. Sie verstehen, was der Wind flüstert, wenn er durch Bäume und Gräser weht. Der Wind lehrt uns die Ruhe, aber auch die Freiheit. Man muss stets ruhig bleiben und seine Taten überdenken. Unüberlegtes Handeln führt zu Fehlern und diese können tödlich enden. Allerdings lässt sich der Wind auch nicht einfangen, wodurch er die Freiheit symbolisiert. Man hat immer das Recht auf eigene Entscheidungen und eine eigene Meinung." Aria war näher gerückt und musterte die verschiedenen Symbole. Es war interessant alles erklärt zu bekommen, doch sie bemerkte auch, dass Ioara ihr etwas mit auf den Weg geben wollte. "Und das letzte Element?" Ioara betrachtete das Symbol, dass sie gezeichnet hatte. "Das letzte Element ist die Finsternis. Diese Wölfe können Dunkelheit erzeugen und einem somit die Sinne rauben. Einige Finsterniswölfe sind keine sehr freundlichen Zeitgenossen. Doch die Finsternis lehrt und auch etwas, nämlich das Gleichgewicht. Jeder Wolf hat seine guten und seine schlechten Seiten und jeder hat einen Funken Dunkelheit in sich. Doch es liegt an uns ob wir dem nachgeben oder ob wir ihm widerstehen." Ioara sah Aria an. "Du magst ein Erdwolf sein, aber schaue darüber hinaus und entdecke, was dich die anderen Elemente lehren können. Sei offen für sie und ihre Weisheiten und du wirst im Leben deinen Weg finden." Aria schaute die Lichtwölfin an und schwieg. Sie war der alten Wölfin dankbar dafür, dass sie ihr die Elemente erklärt hatte. Doch sie musste darüber nachdenken, was sie gerade gehört hatte. Jedes Element schien seine Besonderheit zu haben, aber es war wohl besser, keine Vorbehalte zu haben. Man schien sogar viel von den Elementen lernen zu können. "Denk nicht zu viel darüber nach, junge Wölfin. Das Leben ist eine Schule und wir dir stets neue Dinge zeigen und dein Wissen auf die Probe stellen. Merke dir nur, dass alle Elemente zusammen gehören. Jedes Element hat seinen Gegenpol und so entsteht ein Gleichgewicht in dieser Welt. Wo Licht ist, ist auch Schatten, so Schmerz ist, kann auch Freude sein. Alles hat sein Gegenstück und seinen Platz in dieser Welt. Du wirst deinen auch noch finden", sagte die alte Wölfin und sah noch zu, wie die junge Erdwölfin einschlief. Am nächsten Morgen wurde Aria von der Lichtwölfin geweckt. Der Wald um sie herum war zum Leben erwacht und neugierig lauschte die Erdwölfin den Geräuschen, die es um sie herum gab. Sie hörte Vögel und das Wehen des Windes in den Blättern, sie nahm Gerüche war, die ihr unbekannt waren. Es war alles neu und sie folgte Ioara aus der Höhle. "Ich war gestern Nacht noch einmal bei dem Körper deines Freundes und habe dafür gesorgt, dass sein Geist auch wirklich Frieden finden kann. Du brauchst dir darüber also keine Sorgen zu machen", berichtete die Lichtwölfin und Aria sah sie überrascht an. "Ich will dir etwas zeigen. Bist du bereit zu lernen, was ich dir beizubringen habe?" Die Erdwölfin musterte die Lichtwölfin. "Hast du nicht gesagt, dass du nicht gerne in Gesellschaft bist?", fragte sie. Ioara lachte. "Ja, aber ich denke du bist eine gute Schülerin, daher mache ich eine Ausnahme. Nun folge mir, ich will dir die Elemente in ihrer ursprünglichen Form zeigen." Damit lief die Lichtwölfin los und Aria folgte ihr. Die Lichtwölfin führte Aria an einen kleinen Fluss, der durch den Wald zog. Er war nicht besonders groß und wäre fast nur ein Bach gewesen, aber er war breit genug um sich Fluss zu nennen. "Beginnen wir mit dem Wasser. Wie ich bereits sagte bedeutet Wasser Veränderung. Das hier begann mit einem kleinen Rinnsal, das sich immer weiter durch den Erdboden fraß. Nun ist es ein Fluss der Fischen Heimat birgt und den Tieren hier als Wasserquelle dient. Du siehst das jedes Element auch seinen Platz in der Welt hat und etwas für seine Umgebung tut. Wir brauchen Wasser zum Überleben." Die Lichtwölfin trank und auch Aria stillte ihren Durst. "Sag mir, Aria, kannst du deine Elementarkraft einsetzen?" Die Erdwölfin sah auf. "Nein, bisher nicht. Zumindest hat mir niemand gesagt wie." Ioara nickte. "Ich habe es vermutet. Du musst in dein Innerstes hinein sehen. Dort wirst du deine Elementarkraft finden. Sie wird wahrscheinlich noch nicht allzu stark sein, weil du jung bist, aber sie ist da. Sie erlaubt dir, die Erde zu spüren und zu kontrollieren." Aria legte den Kopf schief. "Wie muss ich mir die Kraft denn vorstellen?" Die Lichtwölfin seufzte. "Du denkst zu viel nach. Nicht alles hat eine Form und deine Kraft auch nicht. Sie fließt durch dich hindurch und daher hat sie keine Form." Aria schüttelte den Kopf. "Aber wie soll ich etwas sehen, was gar keine Form hat?", fragte die Erdwölfin und war nun noch verwirrter als vorher. Die Lichtwölfin schüttelte den Kopf. "Du blickst noch nicht auf das, was du nicht sehen kannst. Also gehen wir zurück zu den ursprünglichen Elementen. Du musst erst einmal die Kleingeistigkeit überwinden." Damit lief die Lichtwölfin wieder los und Aria lief murrend hinterher. Diesmal kamen sie zu einer kleinen Lichtung, auf der die Bäume das Sonnenlicht nicht verdeckten. "Licht ist immer da, tagsüber strahlt die Sonne, Nacht erhellt uns der Mond. Deswegen stellt es Hoffnung da, denn Licht ist immer da, sogar in der Dunkelheit. Deinen Weg musst du jedoch selbst finden." Aria sah sich um. "Ich merke den Wind hier deutlicher als im Wald", sagte die Erdwölfin und sah zu der älteren Wölfin. Ioara nickte. "Hier sind keine Bäume die ihn bremsen. Der Wind trägt uns Gerüche zu, aber auch Geräusche. Windwölfe haben ein ganz feines Ohr dafür. Aber wie du merkst tut der Wind, was er will und fangen wirst du ihn nie." Aria nickte und verstand langsam, was die Lichtwölfin ihr mitzuteilen versuchte. "Feuer kann ich dir leider nicht zeigen, weil es hier in der Nähe keines gibt. Aber behalte immer im Hinterkopf, dass Feuer ein starkes Element mit enormer Zerstörungskraft ist. Doch es bedeutet auch Wärme und ohne Wärme und Leidenschaft, wofür das Element auch steht, würden wir alle einsam erfrieren." Die junge Erdwölfin schwieg und dachte darüber nach. "Mama sagte, dass mein Vater ein Feuerwolf ist. Er ist aber gegangen und hat meine Geburt nicht miterlebt. Das ist doch nicht richtig!" Ioara schwieg und betrachtete die junge Wölfin. "Seine Gründe kann ich dir nicht nennen, das kann nur er selbst. Aber wenn deine Mutter und er sich geliebt haben, ist das die Wärme, die ich meine." Aria knurrte. "Wenn ich ihn sehe werd ich ihn beißen", murrte sie und entlockte der alten Wölfin ein Lachen. "Das steht dir natürlich frei. Aber jetzt lass uns zum letzten Element kommen. Dunkelheit." Damit lief sie wieder los, gefolgt von ihrer Schülerin, bis sie an einen scheinbar verlassenen Bau kamen. "Das ist ein Erdloch", stellte Aria nur fest und betrachtete den Bau. "Du erwartest jetzt aber nicht, dass ich dich dafür lobe, dass du diese Entdeckung gemacht hast, oder?", fragte Ioara und lachte Aria ganz offensichtlich aus. "Ich weiß, dass es ein Erdloch ist, aber da drinnen ist es dunkel. In meine Höhle scheint Licht, hier nicht." Ioara gab Aria einen Schubs. "Los, rein da." Aria stolperte und fiel mit dem Kopf zuerst in das Loch. Es war ziemlich schmal, weswegen sie Mühe hatte hinein zu kriegen, aber am Ende saß sie in dem dunklen Loch. "Und was soll mir das jetzt sagen?" "Die Dunkelheit ist nicht dein Feind, du darfst dich ihr nur nicht ergeben. Selbst im Dunkeln ist ein Funken Licht und es gibt immer einen Ausweg. Du musst nur ruhig bleiben", erklärte Ioara. Die Erdwölfin kämpfte sich mühevoll wieder aus dem Loch heraus und schüttelte sich. "Nächstes Mal wäre ein größeres Loch aber doch nicht zu viel verlangt, oder?" Sie erntete einen Klaps von Ioara. "Du dummes Ding! Du bist ein Erdwolf, wenn du ein größeres Loch willst, dann mach dir eines!", schimpfte die Lichtwölfin und Aria zog schuldbewusst den Schwanz ein. Die alte Wölfin seufzte. "Eindeutig kleingeistig. Du siehst nur das, was vor deiner Nase ist." Aria murrte. "Ich versuche ja es zu begreifen, aber es ist so kompliziert. All die Elemente und ihre Lehren und diese vielen Eindrücke. Ich bin etwas überfordert." Die Lichtwölfin schüttelte den Kopf. "Du bist einfach nicht bereit dich zu öffnen. Und bevor du dich nicht öffnest kann ich dir nichts beibringen. Du hast Potenzial, aber du kennst es nicht." Ioara sah Aria ernst an. "Ich bringe dich nach Hause. Wenn du bereit bist, dich der Welt zu öffnen, fangen wir neu an. Vielleicht musst du auch erst einmal deine eigene Kraft finden, bevor du die anderen verstehen kannst. Lerne noch ein wenig dazu, meine kleine Erdwölfin und dann kommst du wieder." Damit ging Ioara los und ließ keinen Widerspruch mehr zu. Sie begleitete Aria bis zu der Felswand und erklärte ihr den Weg hinauf. "Ich bin sicher, dass wir uns wiedersehen, kleine Wölfin. Aber dann, wenn du nicht mehr so kleingeistig bist." Damit verließ Ioara sie und Aria blieb zurück. Die Erdwölfin sah der alten Wölfin noch nach, bevor sie den Weg nach Hause antrat. Allerdings war natürlich noch unklar, was sie dort erwarten würde, denn Nedron hatte sie töten wollen. Doch eines hatte Aria beschlossen: Sie würde nicht mehr länger klein bei geben. --------------------------------------------------------------------- Da war es schon wieder vorbei. Ich hätte es noch weiter ausführen können, aber ich mag meinen Cut hier, denn Aria muss noch ein paar Eindrücke gewinnen, bevor sie die Lehre der alten Wölfin versteht. Die Beschreibung der Elemente hat übrigens vorher zu Gesicht bekommen, denn auch da hab ich mir die Erlaubnis geholt. Ich hoffe auf jeden Fall es hat gefallen und bis zum nächsten Kapitel ^^ Hosted by Animexx e.V. 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