Eru áva dartha amarth yoménië von Ithildin (Eine unerwartete Schicksalsbegegnung) ================================================================================ Kapitel 74: weitere Unannehmlichkeiten -------------------------------------- Einige Stunden später als die Sonne aufgeht und der Morgen endlich graut, kommt es so wie die elbenblütige Frau mit dem tief dunkelroten Haarschopf es bereits vermutet hat. Nichts, rein gar nichts mehr, deutet auf den emotional heftig aufgewühlten Zustand, der vorher gehenden Nacht hin. Thorin lässt sich nicht das Geringste anmerken, als er ihr kurze Zeit später das unmissverständliche Zeichen gibt, dass er wach ist, indem er sich mit einem leisen Grollen zu ihr umdreht und sich anschließend aufrichtet. Beide Reisenden sehen sich einem Moment lang an...Lyriell errötet unwillkürlich und ebenso ungewollt, als sie ihm kurz in die Augen blickt und dabei unbeabsichtigt, die intensiv emotionalen und zugleich so einprägsam erotischen Bilder der voran gegangenen Nacht an ihrem inneren Auge vorbei ziehen sieht. Noch einmal vernimmt die elbische Frau im Geiste die unverwechselbaren Laute seiner Lust, die er so geräuschlos als möglich hatte ausleben und zugleich verhindern wollen. Laute, die sie in diesem Zusammenhang zwangsläufig mit anhören musste, weil sie entgegen seiner Annahme und durch einem dummen Zufall doch noch wach gewesen ist. Noch einmal erinnert sie sich fast schon verschämt daran, was seine kräftige Männerhand da unter Mantel und Decke in jenen harten ruckartigen Bewegungen getan hat, um sich die wohl notwendige Erleichterung zu verschaffen, von der sie noch im selben Moment als sie es hörte, gewusst hat….weshalb er es tat. Hastig wendet sie den Blick in dem Bewusstsein, die Gesichtsfarbe unübersehbar intensiv gewechselt zu haben von ihm ab...doch es ist zu spät, er hat es längst bemerkt. „Was ist mit dir...habe ich etwas in deinen Augen unanständiges getan, oder weshalb läufst du so rot an, wie ein Zwergling den seine Mutter das erste mal beim Äpfel stehlen in Nachbars Garten erwischt hat? Hmm…?“ Erfolgt daher die prompte und wohl zu erwartende Frage an sie, mit der sie jedoch nur noch heftiger errötet. Schon deshalb, weil sie sich von ihm unangenehm ertappt fühlt. „N..nein verzeih, ich..ich ähmm habe eben nur über etwas nachgedacht.“ Antwortet sie ihm daher hastig und unübersehbar verwirrt, während er sie ebenfalls merklich irritiert im Auge behält. Doch dann zuckt er mehr oder minder beiläufig mit den breiten Schultern und macht fast sofort danach wortlos Anstalten, sich zu erheben und seine wenige Habe in den Rucksack zu verstauen, die ihm noch geblieben ist. Nichts deutet auch nur im Ansatz auf die für sie so emotional aufwühlenden Ereignisse der vergangenen Nacht hin...gar nichts. Lyriell schluckt hart und senkt den Kopf, wobei sie versucht sich partout nicht anmerken zu lassen, wie sehr er sie verunsichert hat. Eilig versucht sie es ihm daher gleich zu tun und ihre wenigen Sachen in ihrer Tasche zu verstauen, ehe sie sich aufrichtet und sich als eiliges Morgenmahl ein Stück des trockenen Lembas Brotes, das sie kürzlich als lange haltbare Wegzehrung von Goldbeere erhalten hat, aus ihrem Vorratsbeutel heraus kramt. Mit mit einem leisen Seufzer auf den Lippen schiebt sie es sich schließlich achselzuckend zwischen die Zähne und beginnt energisch darauf herum zu kauen, wobei sie sich etwa zeitgleich von ihrem männlichen Gegenbüber ab und anstatt dessen ihrem tierischen Begleiter zuwendet...der die Nacht über geduldig an ihrem gemeinsamen Lager ausgeharrt hat. Das Pony wurde durch die Wölfe leicht verletzt, hatte sich aber offensichtlich rechtzeitig in Sicherheit bringen können und damit glücklicherweise keinen größeren Schaden genommen. Sie hatte es am ersten Tag gar nicht richtig wahr genommen, zu sehr war sie mit ihren eigenen Belangen beschäftigt gewesen. Erst als sie Abends das nächste Lager aufschlugen fiel es ihr auf. Der gescheckte Wallach wiehert ihr leise entgegen, als sie zu ihm kommt und ihm mit der Hand sanft über die weichen Nüstern streichelt. Lyriel sieht, dass er an den Flanken noch immer mit blutig verkrustetem Schorf verschrammt ist...aber es beginnt langsam abzuheilen, das beruhigt sie etwas. Als sie ihn behutsam an Halfter fasst, lässt er sich sachte und überraschend vertrauensvoll von ihr mit sich führen….er lahmt nach der Anstrengung der letzten drei Tage ganz leicht, aber es ist nicht weiter schlimm. Wenn sie langsam reiten, wird es ihm wohl nicht weiter schaden. Der kleine Kerl ist kräftig und zäh. Er kann sie beide durchaus noch ein Stück tragen, wenn sie ihn schonen...was immer noch besser ist als den ganzen Weg zu laufen. Denn damit hatte sich die halbelbische Frau eigentlich längst abgefunden, nachdem das Pony von den Wölfen angegriffen und zunächst verscheucht worden war, ehe es Stunden später wie durch ein Wunder von alleine wieder zu ihnen zurück kehrte. Thorin ist unterdessen schon damit beschäftigt, ihm den Sattel auflegen zu wollen, doch die Frau hält ihn überraschend davon ab. „Warte noch kurz Thorin...bitte, ich will ihm die Schmerzen etwas nehmen. Sag erkennst du denn nicht, dass er leicht lahm geht? Ich möchte gerne vermeiden, dass es sich verschlimmert und seine verletzten Flanken müssen ebenfalls versorgt werden.“ Mit flehendem Blick sieht die Frau ihren Begleiter an...es ist ihr in dem Moment gleich, was er über sie und ihr weiches Herz denken mag, aber das Tier tut ihr aufrichtig leid und sie will ihm helfen, wenn sie kann. „Wir müssen weiter….siehst du das nicht Weib?! DAS ist es was ICH sehe...“ Knurrt Thorin erwartungsgemäß kompromisslos und daher sichtlich ungehalten in ihre Richtung. Doch sie lässt sich davon nicht beeindrucken...dieses Mal nicht! Zu gut kennt sie ihn und seinen Launen aufgrund der langen gemeinsamen Reise durch das Land, dass sie den Zwerg inzwischen recht gut einzuschätzen weiß. Dieses Knurren verrät ihr zweifellos, dass er bereit ist wenigstens darüber nachzudenken, was sie ihm gesagt hat. Also versucht sie es erneut mit leisem eindringlichem Unterton und hat schließlich Glück...er gibt nach, wenn auch nur wiederstrebend....aber immerhin tut er ihr den Gefallen und lässt ihr dieses eine Mal ihren Willen. „Ich weiß, dass wir weiter müssen, dass es hier nicht sicher ist. Aber wenn er wegen Entkräftung zusammen bricht, kommen wir überhaupt nirgends hin. Zumindest nicht so schnell, wie wir es wollten. Ich verspreche dir, dass ich mich eilen werde, so gut ich kann, menu Thanu! Bitte?!“ Kaum ist sie verstummt, hört sie ihn angesichts der gegebenen Umstände bereits wenig erfreut in ihre Richtung blaffen...aber dabei bleibt es dann auch. Er zwingt sie nicht dazu, die Wunden des Wallachs zu ignorieren, sondern gestattet es ihr, sich darum zu kümmern. „Dann tu, was du nicht lassen kannst Eldaburam...aber sieh zu, dass du dich sputest, wie du es gesagt hast, du hast eine halbe Stunde Frau und nicht eine Minute länger, dann reiten wir!“ Sie blickt ihn nachdenklich entgegen, wobei sich ihre rötlichen Brauen unwillkürlich kritisch über ihrem schmalen Nasenrücken zusammen ziehen, mit der die Heilerin seinen offenkundigen Unmut regungslos hinnimmt. „ Ich habe verstanden… ...und was ist mit dir?“ Der dunkelhaarige Zwergenmann starrt sie weiterhin mit undurchdringlichem Blick an. „WAS soll mit MIR sein?“ Entgegnet er ihr schließlich merklich kurz angebunden. „Ich meine deine Verwundung Thorin, die dir sicher nicht entgangen sein dürfte?! Zufällig weiß ich, dass der Wolf mit dem du dich vor einigen Tagen herum geschlagen hast, dich ebenfalls übel an der Schulter erwischt hat?!“ Antwortet sie ihm daraufhin sachlich unterkühlt. „Ich habe keine Ahnung, worauf du hinaus willst Lyriell?!“ Grollt er kaum dass sie ihm geantwortet hat, sofort unvermittelt drauf los und zugleich unüberhörbar abweisend in ihre Richtung. Ein Umstand, der ihr ein spontanes, wie ebenso wissendes Lächeln entlockt. „Ach ja...hast du nicht...? So...und was ist dann damit....?“ Er spürt ihre Hand plötzlich und vollkommen unerwartet auf dem tiefen hässlichen „Kratzer“, den ihm der Gundabad Wolf mit dem messerscharfen Gebiss quer über die Schulter zugefügt hat und den zwergischen Mann augenblicklich schmerzhaft nach Luft schnappen lässt, als sich ihre Hand mit spürbarem Gewicht darauf ablegt. „Genau DEN meinte ich?!“ Bemerkt sie dabei trocken und überaus süffisant, während sie ihn nicht eine Sekunde lang aus den Augen lässt, ehe sie weiterhin ungerührt fortfährt. „Hast du etwa fälschlicherweise angenommen, der sei schon verheilt? Nun in diesem Fall muss ich dich leider enttäuschen Herr Zwerg, ich bin zwar zu vielem in der Lage, aber Wunder kann auch ich keine bewirken. Es wird daher noch eine ganze Weile dauern, bis er vollständig abgeheilt ist. Was das anbelangt, solltest du also besser vernünftig sein und kooperieren...denn ohne eine saubere Wunderversorgung, wird es wohl eher schlechter denn besser werden, das kann ich dir als Heilkundige jetzt schon versprechen. Also was ist? Lässt du mich nachdem ich das Pony versorgt habe, noch kurz danach sehen oder nicht?“ Thorin schluckt hart...dann spürt sie wie er sich energisch strafft. „Lässt du mir dahingehend eine Wahl?“ Hört sie ihn unwillig und mit störrischem Gesichtsausdruck antworten. Die rothaarige Frau lächelt sachte, ehe sie ihm etwas entgegnet. „NEIN, ich fürchte die hast du nicht. Jedenfalls nicht, wenn du nicht noch einmal so darniederliegen willst, wie nach dem Ork Angriff, nach dem du damals bei mir an die Türe geklopft hast.“ „Gut aber mach schnell, ich will es gerne so rasch als möglich hinter mich bringen. Erst ich und dann das Pony...wenn du nichts dagegen hast Heilerin!“ Erfolgt daraufhin der fast zu erwartende barsche Kommentar des Zwergenmannes, den er mit einem ebenso mürrischen Grollen an sie richtet und der halbelbischen Frau das unzweifelhafte Gefühl eines Déjà-vu`s beschert. Also irgendwie hatten sie beide das ganze Prozerdere schon einmal, vor nicht all zu langer Zeit, als er die üble Stichverwundung an der Leiste bei der Auseinandersetzung mit dem Menschen in den Mückenwassermooren davon getragen hat. Da musste sie ihn ebenfalls heilen, ganz genau so wie jetzt auch! Es dauert jedoch weit weniger lang als erwartet, bis sie den störrischen Esel von einem Naug soweit gebracht hat, dass er sie an sich heran lässt. Mit fachkundiger Hand säubert sie die beinahe schon geschlossene Wunde und verbindet sie im Anschluss daran sauber, ohne ihn dieses Mal ganz bewusst und nicht mehr als nötig zu berühren. Beide spüren die ungemein starke emotionale Bindung aufeinander in einer Deutlichkeit, die sie aufgrund der intensiv bildhaften Erinnerungen heftig schlucken lässt und sie beide wie mit Eisernem Griff gefangen halten. Mehr noch, seit dies vor drei Tagen geschehen ist, ja seit der Mann den sie liebt, ihr zugleich unter der Verwendung von roher Gewalt etwas genommen, wie auch gegeben hat...ohne dies auch nur im Geringsten zu ahnen. Seither verspürt zumindest Lyriell die eigenartige Gewissheit, dass irgend etwas sie beide noch enger aneinander gebunden hat, als nur diese eine Nacht von Belleteyrin, in der das eherne Band des heiligen Bundes geknüpft wurde. Nichts deutet darauf hin, was sie dabei gefühlt hat, als sie ihn eben berührte...sie versucht es mit aller Macht zu unterdrücken, da es ihr ohnehin mehr Schaden als Nutzen bringen würde, was ihr durchaus bewusst ist. Als sie mit ihm fertig ist, kümmert sie sich wie angesprochen um das verletzte Pony. Auch seine blutverkrusteten Verwundungen säubert und versorgt sie gewissenhaft, bevor sie sich dem lahmenden Bein zuwendet. Wieder einmal kann der Zwerg dabei mit offenkundig wachsender Verblüffung beobachten, was für in ihr schlummernde und in tief ihrem Inneren verborgenen Kräfte, diese Frau zu mobilisieren versteht. Es beeindruckt ihn ungewollt mehr denn je, als er das sanfte Licht unter ihren Händen und den beruhigenden Singsang ihrer Stimme hört, mit dem sie sich ganz selbstverständlich des verletzten Beins des Wallachs annimmt. Er spürt die lindernde Wirkung der unvorstellbaren Macht ihrer heilenden Kraft dennoch und das, obwohl er davon im Augenblick körperlich gar nicht selbst betroffen ist. Er spürt ihre Schwingungen, weil er nahe genug dran ist, an dem in seinen Augen magisch elbischen Spuk, bei dem er lediglich zusieht. Trotzdem fällt es ihm immer noch unendlich schwer ihm zu glauben und dem zu vertrauen, was er da wahr nimmt. Selbst des simplen Umstandes geschuldet, dass er ihren "Heilzauber" zwischenzeitlich schon mehrfach am eigenen Leib zu spüren bekommen hat. Und doch ist es eine nicht zu verleugnende Tatsache, denn das Pony geht eine knappe halbe Stunde später tatsächlich wieder klaren Schrittes. Das Lahmgehen, ist wie fort gewischt..so als hätte es nie existiert. Angesichts dessen, ist sogar der Zwergenfürst tief beeindruckt, der solche Dinge normalerweise nur äußerst schwerlich zugeben kann. „Da...das ist Hexerei Weib. Sein lahmes Bein ist wie fort gezaubert Heilerin. Ich weiß nicht wie dir das gelungen ist, aber du hast es tatsächlich fertig gebracht...das ist bemerkenswert zufriedenstellend. Nun gut, dann können wir ja jetzt endlich aufbrechen, der Weg ist noch weit. Es sind mindestens noch zehn Tagesreisen zu Pferde bis zur Bucht von Lhun...also sollten wir uns besser sputen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)