Eru áva dartha amarth yoménië von Ithildin (Eine unerwartete Schicksalsbegegnung) ================================================================================ Kapitel 27: Unterwegs --------------------- Ohne in irgend einer Weise weiter auf seine Begleiterin zu achten, schultert Thorin während dessen wortlos seine inzwischen sichtbar geschwundene Habe, von nicht mehr als einer kleinen aber robusten Lederumhängetasche, die vielleicht noch ein paar Lebensmittel und das aller Notdürftigste für eine Reise in der Wildnis beherbergt, das der Zwerg an Besitztümern noch als sein Eigen nennen kann. Dann sind da noch seine beiden Waffen, die er glücklicherweise bei dem Kampf mit den Menschen nicht eingebüßt hat. Zu guter Letzt bleibt ihm nur noch sein Mantel übrig, den er von ihr auf jene nicht eben schöne Art und Weise zurückerhalten hat, ihn aber sogleich anzieht, vordringlich um ihn nicht auch noch als zusätzliche Last mit sich herum schleppen zu müssen, die ihn beim Laufen hinderlich sein könnte und auch, weil ihm nach dieser eisigen Nacht kalt ist, der Zwerg aber zugleich eine merkwürdig sengende Hitze in sich verspürt, die ihm das all zu vertraute ungute Gefühl vermittelt innerlich zu verbrennen. Eine Art von Hitze die er nur zu gut kennt und so in der Regel auch schnell einzuordnen weiß. Es ist die Verletzung, die dem Zwergenfürsten mehr zu schaffen macht, als er sich eingestehen will. Die Wunde schmerzt ihn...oh und er weiß sehr genau, dass dies damit mehr als nur ein Kratzer ist, auch wenn er ihr gegenüber etwas völlig anderes behauptet hat. Aber beim allmächtigen Schöpfer, diese Frau wird nicht noch einmal Hand an ihn legen...niemals mehr freiwillig! Nur über seine Leiche. Dieses starrsinnige elbenblütige Frauenzimmer mit dem Charm eines Trollweibes kann ihm getrost gestohlen bleiben, er nimmt sie ja ohnehin nur mit, weil er durch sein Ehrenwort dazu gezwungen ist. Wäre er allein, hätte er sich selbst längst um die Verwundung gekümmert, aber so lässt sein Stolz es nicht zu, schon gar nicht vor ihren Augen. Unter diesen Umständen beißt er lieber die Zähne zusammen, um sich nur ja nichts weiter anmerken zu lassen, wie es wirklich um ihn steht. Hastig schließt er die kunstvolle Silberfibel die den Mantel zusammen hält, um ihr den Blick auf seine Vorderseite und damit auch auf die Verletzung zu entziehen. Es geht sie nun mal nichts an und dabei bleibt es. Dennoch spürt er unangenehm deutlich, dass der böse Schnitt tief ist und nicht aufhört Blut zu verlieren, es sickert unablässig aus der kleinen aber tiefen Wunde heraus....er kann es spüren. Irgendwann wird er ihn zwangsläufig versorgen müssen, um keine Entzündung und einen noch stärkeren Blutverlust zu provozieren...irgendwann aber nicht jetzt! „Was ist worauf wartest du noch Eldarburam...komm schon, wir müssen weiter oder willst du hier in diesem verwünschten Moor etwa Wurzeln schlagen?“ Grollt er sie einige Augenblicke später hinsichtlich dieser Erkenntnis nicht besonders erfreut an. Indem hört er jedoch bereits wie von ihm erwartet ihr verächtliches Schnauben, auf das die prompte Antwort an ihn sogleich messerscharf nachfolgt. „Gewiss doch Thorin. Wenn ich damit deiner reizenden Laune entgehen könnte, wäre mir ehrlich gesagt alles recht, sogar DAS. Aber leider habe ich ja im Augenblick keine andere Wahl, als dir zu folgen Naugol, vor allem, wenn ich hier nicht bis ans Ende meiner Tage festsitzen will, was unter Umständen ziemlich lange dauern könnte. Und DU kennst im Gegensatz zu mir den Weg, den wir nehmen müssen, um von hier zu verschwinden..also was habe ich für eine Wahl?“ Ihre Worte an ihn klingen sarkastisch, aber das neuerliche leise Schnauben, das darauf erfolgt, verrät ihm nicht nur ihren Unmut allein. Nein, es schwingt ein eigenartiger Unterton von Sorge darin mit, der ihn maßlos verwirrt. Und doch lässt er es sich mit keiner noch so kleinen Regung ansehen, dass er es bemerkt hat..anstatt dessen, wendet er sich abermals halb zu ihr um, ehe er ihr etwas in seinen Augen passendes entgegnet. „KEINE..und jetzt KOMM!“ Das ist alles, mit diesen knappen Worten macht er energisch kehrt und setzt sich schließlich entschlossenen Schrittes in Bewegung, um wie schon gehabt seinen Platz als Anführer einzunehmen und auch um den Weg zu sichern, auf dem Lyriell ihm weitest gehend gefahrlos folgen kann. Die elbenblütige Frau sagt kein Wort dazu, er hört anstatt dessen, wie sie sich schließlich mit einem leisen Seufzer auf den Lippen in Bewegung setzt um ihm zu folgen, so wie er es ihr letztenendes befohlen hat. Was soll sie auch anderes tun? Wenn sie nicht in den Sümpfen zurück bleiben will, muss sie seinen Entschluss wohl oder übel anerkennen und mit ihm kommen. Es gefällt ihr nicht sonderlich, so von ihm herum gescheucht zu werden, aber sie weiß andererseits genau, dass sie es wohl oder übel schlucken muss, wenn sie nicht von ihm hier zurück gelassen werden will, denn wenn sie eines inzwischen erkannt und dazu sehr schnell gelernt hat, dann dass der Zwerg stets zu tun pflegt, was er angedroht hat und auch, dass er keinerlei Kompromisse einzugehen bereit ist. Entweder sie gehorcht ihm oder sie wird die Folgen zu spüren bekommen. Thorins sprichwörtliche Sturheit und Zielstrebigkeit ist in der Regel eine seiner Stärken und er ist gewohnt, als Anführer eines ganzen Volkes seine Befehle ausgeführt zu wissen. Nur in diesem Fall stößt das auf wenig Gegenliebe, auch da die Frau die ihn begleitet selbst stolz und von ihrem Wesen her eigensinnig ist. Zwei Komponenten die da aufeinander treffen, die nicht eben für ein harmonisches Miteinander sorgen. Aber sie sind nun mal aufeinander angewiesen. ER im Grunde nicht minder auf sie...wie SIE auf IHN, auch wenn es keiner von beiden offen zugeben mag. Thorin geht so abermals wie gehabt voraus und gibt ihr damit die Richtung vor. Er ist sich allerdings nicht ganz sicher, ob er wirklich den rechten Weg genommen hat, der aus dem Moor heraus führt. Es ist lange her, dass er es einmal durchquert hat. Er war damals ebenfalls auf der Suche nach seinem Vater und hatte sich durch reinen Zufall in die Moore verirrt. Schon dortmals konnte er diesem tückischen Sumpf lediglich um Haaresbreite und nur mit Mühe und Not entkommen. Sein gut geschulter Überlebenswille hat ihn dies weitest gehend unbeschadet überstehen lassen. Doch seither hat sich vieles verändert, die Moraste haben sich teilweise verlagert, viele vertraute Wegmarkierungen in Form von alten Bäumen und Buschbeständen sind zwischenzeitlich verschwunden. Er muss sich somit abermals ganz auf seinen Instinkt verlassen und auf sein untrügliches Gespür, welche Himmelsrichtung er wählen muss, um den richtigen Weg ins Auenland zu finden und vor allem um den Hügelgräberhöhen möglichst nicht zu nahe kzu kommen, die in nordöstlicher Richtung an den alten Wald, sowie das Auenland grenzen. Sie will Thorin um jeden Preis vermeiden, wenn es sich denn irgendwie umgehen lässt. Zu viel übles hat er von jener Gegend gehört...versteckte Gefahren, die dort auf arglose Wanderer lauern könnten, die Grabunholde sind selbst dem Zwerg ein Begriff, der nicht aus diesen Landen stammt. Im Moment ist sein größtes Problem also somit, die Mückenwassermoore möglichst so zu verlassen, dass sie die Hügelgräberhöhen nur seitlich streifen oder am Besten komplett umgehen. Aber weil er den Weg nicht mehr unfehlbar im Kopf hat und ihm die Orientierungshilfen fehlen, muss er es wenigstens versuchen. IHR sagt er davon natürlich kein Sterbenswort..diese Blöße wird er sich nicht um alles in der Welt geben. Der elbischen Frau gegenüber tut er weiterhin so, als wüsste er genau wohin sie gehen müssen, der Zwergenmann wird sich hüten, diesem ach so unverfrorenen Trollweib gegenüber noch einmal irgend eine Art von Schwäche zu zeigen...vorher fällt er tot um. Es ist in diesem Fall genau so, wie die Tage zuvor...er spricht nur das Notwendigste mit ihr. Wenn sie rasten müssen, teilt er zwar das Wenige mit ihr, was er noch an essbarem besitzt, aber er lässt sie nicht im Ansatz so weit in seine Nähe, dass sie ihm in irgend einer Weise zu nahe auf den Pelz rücken könnte. So zieht der Tag dahin...die Umgebung verliert, als er sich dem Ende neigt, langsam den morastigen Charakter. An vielen Stellen wird es vom Untergrund her gesehen schon deutlich trockener und auch die niedrigen verkrüppelten Bäume werden langsam weniger. Die Landschaft verändert sich sichtbar, das fällt auch Lyriell auf, die wenig bis gar nichts mit ihm spricht, ihn aber die gesamte Zeit über zwangsläufig aufmerksam im Auge behalten muss und dabei unfehlbar feststellt, dass er um einiges langsamer geworden ist. Auch seine sonst so kräftige Gestalt wirkt stark in sich zusammen gesunken...er ist nahezu am Ende seiner Kräfte, ihr für diese Dinge gut geschultes Auge merkt es ihm ganz deutlich an. Dieser Kratzer den sie sich nicht ansehen darf, macht ihm offenbar weitaus mehr zu schaffen als anfangs gedacht. Aber sie hütet sich, es ihm gegenüber auch nur zu erwähnen...zu groß ist die Scheu davor, von ihm schon wieder vor den Kopf gestoßen zu werden. Als sie ihr Nachtlager schließlich unter einer alten Weide mit weit überhängenden und tiefreichenden Ästen aufschlagen ist es bereits Nacht geworden. Thorin lässt sich leise ächzend am Stamm nieder...seine schmerzverzerrten Gesichtszüge und die ungesund blasse Farbe, die sein Gesicht aufweist, sowie der feine Schweißfilm auf seiner Haut sprechen Bände...und zwar für alle, die diese Sprache zu lesen verstehen...so wie sie. Es geht dem Zwerg alles andere als gut, aber er versucht es mit aller Macht vor ihr zu verbergen und wohl auch weiterhin vor sich selbst zu verdrängen. Thorin gibt sich ihr gegenüber während dessen männlich hart und betont gelassen, obwohl er längst anht, dass sie es inzwischen weiß oder wenigstens, dass man es ihm langsam aber sicher ansehen muss...denn der Schmerz wird immer unerträglicher, selbst für einen solch zähen Brocken wie ihn, den im Normalfall so leicht nichts zu beeindrucken oder gar aus den Stiefeln zu heben vermag. Bis er so schwach wird, dass er von selbst umfällt, muss schon noch deutlich mehr geschehen, als das bisschen....sehr viel mehr um genau zu sein. „Soll ich...soll ich ein Feuer entzünden Thorin? Ich...es..es könnte heute Nacht ziemlich kalt werden.“ Sagt sie ganz plötzlich leise in seine Richtung, wohl um der unangenehmen Stille zu trotzen, die sich schon den ganzen Tag über sie beide gelegt hat. Zu ihrem größten Erstaunen nickt er kurz...nur einmal, aber deutlich sichtbar. Lyriell bleibt fast der Mund offen stehen als sie es sieht. Sie hat mit einer prompten Abfuhr seinerseits gerechnet, um so Überraschter ist sie angesichts dieser unerwarteten Geste von ihm. Als er sie ansieht, schiebt sich plötzlich ein leicht spöttisches Lächeln auf seinen Mund, mit denen für einen Mann ausgesprochen schöngeschwungenen und doch in seiner ganz eigenen charakteristik markant gezeichneten schmalen Lippenbögen, an denen ihr Blick gegen ihren Willen für einen Augenblick lang hängen bleibt. Länger als sie es eigentlich will.... Er hat wirklich einen schönen Mund, selbst für einen Zwerg oder gerade für IHN, der damit ja unweigerlich einer von diesem Volk ist. Lyriell schüttelt sich hastig, als sie bemerkt wohin diese Gedankengänge sie zu führen beginnen könnten...anstatt dessen lenkt sie ihre Aufmerksamkeit lieber wieder schleunigst dem zu, was er zu ihr sagt, auch wenn es nicht gerade freundlich erscheinen mag, aber das war zu erwarten und inzwischen kennt sie auch das von ihm. Die barsche und oft so brüskierende Art entspricht nun mal seiner rauen zwergischen Natur. ...“das heißt, wenn du eins fertig bringst in dieser feuchten Umgebung, lass dir eines gesagt sein, niemand kann so geschickt Feuer machen wie Zwerge dies vermögen, aber du kannst es gern versuchen Elbe, ich bin gespannt, wie gut es dir gelingen wird!“ Er klingt wie angenommen spöttisch und abweisend...dabei bemerkt sie jedoch auch, was für Schwierigkeiten er hat aufrecht sitzen zu bleiben. Thorin will es damit ganz eindeutig überdecken, das hat sie zwischenzeitlich längst begriffen. Dennoch lässt sie sich nichts anmerken. „Oh keine Sorgen Thorin, ich bin ganz gut darin geübt was Feuer machen anbelangt, ich möchte es daher zumindest versuchen. Also was ist, hast du etwas Zunder und Feuersteine bei dir oder muss ich mir erst noch einen Feuerbogen und einen Bohrer beschaffen?“ Abermals lächelt er schwach...“in der Tasche...darin müsste noch etwas übrig geblieben sein, bediene dich.“ Das ist alles was er dazu sagt. Wenig später ist es der Frau wieder aller Erwartungen des Zwerges tatsächlich gelungen, ein kleines aber munteres Feuer in Gang zu bringen, das auch wenig raucht. Beide lassen sich daran nieder...nach einem kargen und äußerst schweigsamen Abendbrot, das in der Mehrzahl tatsächlich aus grauem trockenen Brot, etwas Trockenpökelfleisch sowie einigen Dörrpflaumen und Nüssen besteht, sitzen sie einander gegenüber. Keiner von beiden verliert ein unnötiges Wort. Jeder starrt anstatt dessen gedankeverloren in die angenehm vor sich hin knisternden wärmenden Flammen und hängt seinen Erinnerungen und Gedanken nach. Als Lyriell schließlich irgendwann Anstalten macht ihren insgesamt vom brackigen Moorwasser reichlich durchfeuchteten Tabak samt Pfeife aus ihrem Brustbeutel zu fischen, der ihr mit ihrem Mantel und Waffen zusammen als einzige Habe noch verblieben ist, blickt er sie das erste Mal überrascht und ganz direkt an, als ihm der vertraute Geruch des verbrannten Tabaks unverkennbar in die Nase steigt. Thorins Blick geht so unvermittelt und ruckartig zu ihr hoch, dass sie sich regelrecht ein Lächeln verkneifen muss, als sie es bemerkt. „Was ist..steht dir der Sinn auch nach einem kleinen Pfeifchen Meister Zwerg? Ich habe noch etwas Tabak übrig und ich bin gerne bereit ihn mit dir zu teilen...sofern du keinen mehr haben oder ihn unterwegs verloren haben solltest?“ Thorins Blick wird augenblicklich hart und abweisend...“danke des Angebotes, aber ich habe selbst welchen und NEIN, mir ist im Moment nicht danach!“ Brummt er sie dabei unübersehbar abweisend an. Lyriell stutzt indessen verblüfft, ja fast schon erschrocken. Hmmm...ein Zwerg, der nicht rauchen will? Also DAS ist etwas, das sie dann doch reichlich nachdenklich stimmt. Geht es ihm etwa schon so schlecht? Doch darauf soll sie keine Antwort mehr erhalten, denn kaum haben diese Worte seine Lippen verlassen, dreht er sich mit einem unwilligen Schnauben von ihr weg und legt sich hin, wobei er sich demonstrativ in seinen Mantel einrollt. „Du übernimmst die erste Wache Lyriell....und weck mich, wenn die Nacht halb um ist, dann wechseln wir uns ab!“ Ist alles was sie so noch von ihm hört, danach nichts mehr... Nachdenklich sieht sie ihn an. Die Halbelbin nimmt einen tiefen Zug aus ihrer Pfeife, die ihr so ganz allein irgendwie nicht so recht schmecken mag und fragt sich insgeheim, wie schlimm es wohl wirklich um ihn steht? Denn sagen wird er ihr das natürlich nicht. NIE, das ist ihr vollkommen klar, aber wie sie es denn anstellen soll, ihn davon zu überzeugen, dass er sich besser möglichst bald um diese Verletzung kümmern sollte, ist und bleibt ihr ein Rätsel. Sie ist ratlos...ein Umstand, den es in ihrem Leben bisher noch nicht so oft gegeben hat, doch dieser Mann ist und bleibt ihr ein Mysterium...vielleicht ist es auch genau das, was ihn für sie um so interessanter macht. Und je mehr er sie ablehnt, um so mehr fühlt sie sich wie magisch von ihm angezogen, denn immer wenn sie in diese unahbar eisig blauen Augen blickt, hat sie das eigenartige Gefühl direkt von ihnen gefangen genommen zu werden....eine schreckliche Erkenntnis. Vor allem, weil sie dem nichts mehr entgegen zu setzen vermag. Gefühlsmäßig hat er sie damit schon längst besiegt...und die schlimmste Qual von allen daran ist für sie zu wissen, dass ER sie auch weiterhin so vehement ablehnt. ER wird sie niemals so lieben können, wie sie ihn liebt....niemals. Hosted by Animexx e.V. 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