Paralysed von GrafVongola ================================================================================ Kapitel 1: One-Shot ------------------- Es ist ein sonniger Sonntag Morgen. Meine Schwester fährt mit mir zum Park. „Du meldest dich (s/n).“ Ich nicke. Dann sehe ich ihn. Einen großen weißhaarigen Jungen. Oder ist er grauhaarig? Er joggt durch Park. Ich starre ihm bewundernd nach. Schließlich bleibt er bei mir stehen. „O-oh, tut mir Leid? Bin ich Ihnen im Weg? Ich kann sofort …“ Er legt einen Finger auf meine Lippen. Meine Wangen beginnen augenblicklich an zu glühen. Niemand, außer meiner Schwester, ist mir in meinem Leben so nah gekommen. „Was machst du hier ins Extreme?“ Weiß, seine Haare sind weiß. Und seine Augen sind grau, aber kein hässliches grau. Seine Nase ziert ein Pflaster und über seine linke Schläfe verläuft eine Narbe. „I-ich schnappe frische Luft.“ „Alleine?“ Seine Stimme klingt rau, als hätte er schon viel hinter sich. „Meine Schwester ist in der Bücherei hier in der Nähe. W-was machen Sie hier?“ „Ins Extreme trainieren. Mein Name ist Ryohei Sasagawa. Und deiner?“ „(l/n), (y/n) (l/n)“, stottere ich. Er mustert mich mit seinen Augen. „Willst du nicht meinem Boxclub ins Extreme betreten, (y/n)?“ „W-w-was?“ „Du würdest ins Extreme dazu passen.“ „I-ich will nicht unhöflich sein, Sasagawa-san. Aber ich kann nicht.“ „Wieso das denn?“ „I-ich kann nicht aufgrund meines Körpers.“ Er legt seinen Kopf schief. „Ich verstehe es ins Extreme nicht.“ Deprimiert blicke ich auf den Boden vor mir. Es freut mich, dass er mich nicht auf mein Auftreten anspricht. Aber dass er es so übersieht. „Ich gehe nicht zur Schule.“ „Das ist kein Problem.“ „Sasagawa-san …“ „Ryohei.“ „R-Ryohei-san.“ Er nickt. Seine Augen ruhen auf mir. „Ich kann aufgrund meines Körpers nicht.“ „Was ist denn falsch mit dem? Für mich siehst du ins Extreme gesund aus.“ Ich starre ihn entgeistert an. „I-ich sitze in einem Rollstuhl.“ „Oh. Ich dachte, das wäre ein Teil der Parkbank.“ Aus irgendeinem Grund muss ich über seine Aussage lachen. Ryohei blickt mich irritiert an. „Wenn das dein einziges Problem ist. Dann kannst du dennoch ins Extreme in den Boxclub. Auch hübsche Mädchen im Rollstuhl können Boxmeister werden.“ Bei seinen Worten laufe ich rot an. Niemand hat mich jemals hübsch genannt. „Kannst du deine Finger bewegen?“ „Leicht.“ „Hast du etwas zu schreiben?“ „I-in meiner Tasche müsste etwas sein.“ „Darf ich, (y/n)?“ Ich nicke verlegen. Immerhin habe ich nichts zu verbergen. Ich höre den Reißverschluss und kurzes Gekrame. Dann wird der Reißverschluss wieder geschlossen und Ryohei tritt vor mich. „Mach bitte deine Hand auf.“ Meine Finger zucken leicht. Er legt mir sanft einen Zettel in die Hand und schließt dann meine Hand. Seine Finger fühlen sich seltsam an. Wahrscheinlich liegt das am Boxen. Erst jetzt bemerke ich die Verbände um seine Hände und Handgelenke. „Meine Nummer und Adresse. Dann kannst du mich anrufen oder mich besuchen, um mir deine Antwort zu geben. Ich warte ins Extreme.“ Mit diesen Worten winkt er mir zu und joggt weg. Ich blicke ihm bewundert nach. Ryohei Sasagawa. Nur bei dem Gedanken an seinen Namen zucken meine Lippen nach oben. Was ist das für ein Gefühl? „(y/n)!“ Die Stimme meiner Schwester reißt mich aus meinen Gedanken. „Tut mir Leid. Musstest du lange warten?“ Ich schüttle den Kopf. „Gut, dann lass uns wieder nach Hause gehen.“ ~Timeskip~ Es ist Mittwoch, als ich mich für eine Antwort an Ryohei entscheide. Meine Schwester ist in der Schule, also lenke ich meinen Rollstuhl in den Flur. Das Telefon ist extra angefertigt, sodass ich es auch nutzen kann. Ryoheis Zettel liegt neben dem Telefon. Ich wähle seine Nummer. „Sasagawa“, meldet sich eine weibliche Stimme. Doch nicht etwa seine Freundin. Aber sie würde sich doch nicht mit Ryoheis Namen melden. „H-hallo, i-ich würde gerne mit R-Ryohei Sasagawa reden“, stottere ich. Wenn es eine Eigenschaft an mir hasse, dann ist es meine Schüchternheit und das daraus folgende Stottern. Aber wer würde es mir verübeln, immerhin werde ich von jedem auf der Straße böse beäugt und an geraunzt. „Einen Moment bitte. Onii-san, Telefon für dich!“ Seine Schwester, zum Glück. „Ryohei am Apparat.“ Mein Herz macht einen Satz. „H-h-hier ist (l/n) (y/n).“ „(y/n)! Ich hatte schon ins Extreme gedacht, dass du dich nicht meldest.“ „T-tut mir Leid.“ „Dir hat ins Extreme nichts Leid zu tun. Wie lautet deine Antwort?“ Ich atme tief durch. Ich weiß noch immer nicht, wieso ich mich für die Antwort entschieden habe, aber vielleicht komme ich mit der Zeit darauf. „Ja. Ich würde gerne deinem Boxclub beitreten. A-aber nur wenn es keine Umstände bereitet.“ Ryohei lacht. „Ins Extreme nicht! Ich freue mich sogar sehr, dass du ja gesagt hast. Morgen, 16 Uhr in der Schule.“ „W-welche?“ „Namimori Middle School. Soll ich dich ins Extreme abholen?“ „D-das wird nicht nötig sein. Meine Schwester bringt mich.“ „Ich freue mich schon ins Extreme, dich wiederzusehen.“ „I-i-ich mich auch, Ryohei-san.“ „Dann bis morgen, (y/n).“ „B-bis morgen.“ Ich lege auf. Meine erste Reaktion ist tief durchzuatmen. Danach beginne ich vor Freude zu quieken. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Gespräch mit Ryohei so aufheitert. Die Haustür öffnet sich. „(y/n)? Ist alles in Ordnung bei dir?“ Meine Schwester tritt ein. „J-ja.“ „Was ist denn los? Wieso bist du so laut am jubeln?“ „I-ich habe dir doch von dem Jungen am Sonntag erzählt.“ „Ryohei Sasagawa?“ Ich nicke eifrig. „Du hast doch nicht bei ihm angerufen“, seufzt sie. Jedoch grinse ich nur breit. „(y/n), du kannst nicht boxen.“ „D-doch.“ „Du sitzt im Rollstuhl.“ „Das weiß ich doch. Aber du wolltest doch, dass ich unter Leute komme. Ryohei-san akzeptiert mich vollkommen.“ Meine Schwester seufzt erneut. „Wann?“ „Morgen, 16 Uhr bei Namimori Middle School.“ „Soll ich dich hinbringen?“ „Wäre nett.“ „Gut, ich habe morgen nur kurz Schule, dann geht das.“ „Danke!“ Am liebsten würde ich meiner Schwester um den Hals fallen. „Kein Problem. Ich will doch, dass du glücklich wirst. Was willst du essen?“ ~Timeskip~ Punkt 16 Uhr stehe ich am Tor zur Namimori Middle School. Ich wollte schon immer zur Schule, aber ich konnte aufgrund des Rollstuhls nicht. Das Gebäude steht still da. Anscheinend sind die meisten Schüler schon zu Hause. Ein Junge mit schwarzen Haaren, grauen Augen und einem starren Blick erscheint am Schultor. Ob er ein Freund von Ryohei ist? Er mustert mich skeptisch. „Was hast du hier zu suchen, Herbivore?“ „I-ich warte auf jemanden. T-tut mir Leid, wenn ich im Weg stehe. Ich mache sofort Platz.“ „Kein Problem. Ich wollte nur wissen, was du planst. Wenn du nur auf jemanden …“ Eine Stimme unterbricht den Jungen. „Hey, (y/n)! Du bist ins Extreme gekommen!“ Sofort schlägt mein Herz schneller. „H-Hallo R-Ryohei-san.“ Der schwarzhaarige dreht sich zum Schulgebäude und stolziert davon. „Hat dir Hibari etwas getan?“ Ich schüttle schnell meinen Kopf. Hibari heißt also der Junge, mit der dunklen Aura. „Kommst du, (y/n)?“ Ryohei steht schon wieder etwas entfernt. „J-ja!“ So schnell wie möglich steuere ich meinen Rollstuhl zu Ryohei. „Ich fahr dich ins Extreme!“ Er geht hinter mich und rennt los. Zuerst würde ich am liebsten vor Angst schreien. Aber ich entsinne mich eines besseren und fange an zu lachen. Der Wind fährt mir durch meine (h/l) (h/c) Haare. Es fühlt sich an, als würde ich fliegen. Doch schon im nächsten Moment bremst Ryohei ab. „Hier wären wir ins Extreme. Der Boxclub!“ Er öffnet die Tür und fährt mich langsam rein. Mitten im Raum steht ein Boxring. An einer der Wände befindet sich ein Regal mit Helmen und Boxhandschuhen. Die anderen Wände sind mit Spinden und einer Bank geziert. „Als erstes müssen wir deine Hände ins Extreme schützen.“ Er geht an einen der Spinde und holt einen Verbandskasten hervor. Aus diesem nimmt er zwei Verbände. Ich fahre ihm entgegen. „Gib mir mal deine Hände.“ Soweit wie möglich hebe ich meinen ersten Arm. Ryohei nimmt ihn sanft und fängt an, mein Hand zu verbinden. Meine Wangen fangen bei seiner Berührung an zu glühen und mein Herz schlägt wie verrückt. „S-seit wann boxt du, Ryohei-san?“ „Ich wollte schon immer ins Extreme boxen! Und du?“ „W-was meinst du?“ „Seit wann boxt du, (y/n)?“ Ich muss über Ryoheis Frage kichern. „Was ist so lustig?“ „Ich habe noch nie geboxt, Ryohei-san.“ „Dann wird es ins Extreme Zeit!“ Vorsichtig nimmt er meine zweite Hand und fängt an sie zu verbinden. „Du hast etwas von einer Schwester erzählt, (y/n).“ „Meine große Schwester, Hideko. Sie geht bereits zur High School, drittes Jahr.“ Ryohei nickt anerkennend. „Ich habe auch eine Schwester, sie ist aber jünger als ich. Ihr Name ist Kyoko. Sie ist mein ein und alles … Fertig!“ Ryohei steht auf. „Komm mit.“ Er geht zu dem Regal mit den Helmen und den Handschuhen. Ich folge ihm langsam mit dem Rollstuhl. Der weißhaarige Junge nimmt einen Helm heraus und setzt ihn mir auf den Kopf. „Passt er dir?“ Ich nicke. Als nächstes nimmt Ryohei ein Paar Handschuhen. „Soll ich dir helfen?“ Ich würde am liebsten ja sagen, entscheide mich jedoch anders. Immerhin will ich Ryohei nicht ganz nerven. „I-ich versuche …“ Ohne meine Antwort abzuwarten, zieht er mir die Handschuhe an. Ich sitze sprachlos in meinem Rollstuhl und habe meinen Mund leicht geöffnet. „Was ist los, (y/n)?“ „I-ich wollte sie selber anziehen“, murmle ich. „Tut mir ins Extreme Leid.“ „S-schon in Ordnung.“ „Wir sollten vielleicht klein anfangen. Ich baue dir ins Extreme einen Sandsack auf. Warte kurz!“ „O-okay.“ Schnell verschwindet Ryohei aus dem Raum. Ich atme tief durch. Wieso fängt mein Herz an in seiner Nähe verrückt zu spielen? So etwas habe ich noch nie gespürt. Vielleicht frage ich meine Schwester später. „Bin wieder ins Extreme da, (y/n)!“ Ryohei trägt einen Sandsack auf seiner Schulter. „I-ist der nicht schwer?“, staune ich. „Nach ganz viel Training schaffst du das ins Extreme auch!“ Er hängt den Sandsack in die vorgesehene Aufhängung. „Komm her und fang an!“ Ich bremse vor dem Sandsack ab. „Du musst deine Arme heben und einfach losschlagen.“ „O-okay.“ Meine Arme bewegen sich aber nicht. Deprimiert senke ich meinen Kopf. Ryohei merkt das und stellt sich hinter mich. „Kein Grund so zu gucken. Ich helfe dir ins Extreme!“ Er nimmt meine Arme und bewegt sie in Richtung Sandsack. „Kein Wunder, dass du nicht triffst. Stell dich hin!“ „E-es geht nicht.“ Der Boxer hebt mich aus dem Rollstuhl und stellt mich vor den Sandsack. Dort lässt er mich aber nicht los. Er presst seinen Oberkörper stark gegen meinen Rücken. Ich spüre seine Muskeln durch sein Hemd und meine Wangen beginnen zu glühen. In meinem Kopf finde ich keinen klaren Gedanken. Nur mit Mühen kann ich mich auf Ryoheis Stimme konzentrieren. Diese befindet sich direkt neben meinem Ohr. „Jetzt einfach schlagen!“ Er lässt meine Arme los. Sie fallen leblos herunter. Doch ich lasse mich nicht unterkriegen. So weit wie möglich, konzentriere ich mich darauf, meine Arme zu heben. „Soll ich dir ins Extreme helfen?“ Wie vorhin auch, wartet Ryohei keine Antwort ab. Vorsichtig nimmt er meine Arme und bewegt sie abwechselnd nach vorne. „Merkst du das?“ Ich nicke heftig. Auf meinem Gesicht ist ein breites Lächeln. Nach gefühlten Minuten setzt er mich wieder in den Rollstuhl. „Das reicht für heute ins Extreme!“ Sanft nimmt er Helm und Handschuhe an sich und räumt sie an ihren Platz. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ „M-meine Schwester meinte, sie wartet am Tor.“ „Dann begleite ich dich ins Extreme zum Tor.“ „Okay.“ Ryohei nimmt den Rollstuhl und fährt mich schnell zum Tor. Vor Freude lache ich wieder. „Du magst das, oder?“ „Ja. Ich habe immer das Gefühl zu fliegen.“ „Das kann ich mir ins Extreme vorstellen.“ Wir kommen am Tor an. Die Sonne ist mittlerweile um einiges weiter gewandert. Es dürfte jetzt niemand mehr in der Schule sein, nicht einmal mehr Hibari. Wie lange ich wohl mit Ryohei trainiert habe? „Wie sieht deine Schwester aus?“, fragt er. „Sie hat kurze, (h/c) Haare und ist so groß wie du.“ Wir halten beide nach ihr Ausschau, ohne Erfolg. „Wollte sie wirklich warten?“ Ich nicke leicht betrübt. „Ich bringe dich ins Extreme nach Hause. Immerhin kann ich dich nicht alleine hier lassen!“ „D-das muss nicht sein, Ryohei-san. M-meine Schwester kommt sicher gleich.“ „Warum sollen wir ihr dann nicht entgegen gehen?“ Er fährt langsam los und ich kann nicht protestieren. Eigentlich bin ich froh, dass Ryohei mich nach Hause bringt. Dann habe ich mehr Zeit, mit ihm zu reden. „Wollen wir uns morgen wieder zum Boxen treffen?“ „Ja, bitte! Es hat mir viel Spaß gemacht. Wann denn?“ „Wie heute. Ich passe auch im Extremen auf, dass Hibari nicht wieder kommt.“ Ich kichere bei seiner Sorge. „Er hat mir nichts getan.“ „Du musst dich aber vor ihm in Acht nehmen. Hibari kann ins Extreme gefährlich sein!“ Auf dem gesamten Weg unterhalten wir uns angeregt und ich lerne immer mehr über meinen Boxlehrer kennen. Doch alles hat irgendwann sein Ende und das trifft auch diesmal zu. „Hier wären wir“, murmle ich. Wir bleiben vor einem kleinen Haus stehen. „Hier wohnen du und deine Schwester also?“ „Ja … R-Ryohei-san, willst du noch kurz mit rein kommen und etwas trinken?“ Mein Gesicht fühlt sich an, wie eine Tomate. Sicher dürfte er es auch sehen. „Wenn es keine Umstände bereitet.“ „K-keineswegs. Du hast mich nach Hause gebracht.“ Er fährt den kurzen Weg bis zur Tür und klingelt. Schritte ertönen und meine Schwester öffnet die Tür. „Oh mein Gott! Jetzt weiß ich, was ich vergessen habe! (s/n)-chan, ich hoffe du musstest nicht zu lange warten!“ Ich schüttle den Kopf. „Ryohei-san hat mich nach Hause gebracht.“ Erst jetzt fallen die Augen meiner Schwester auf den Jungen hinter mir. „Wie unhöflich von mir. Mein Name ist (l/n) Hideko. Hoffentlich hat meine Schwester ihnen keine Probleme bereitet.“ Hideko verbeugt sich. „Ins Extreme nicht. Ich heiße Sasagawa Ryohei.“ „Kommen Sie rein. Möchten Sie etwas Tee?“ „Gerne.“ Meine Schwester geht wieder ins Haus ohne auf mich zu achten. Ryohei fährt mich in die Küche. „Was bekommst du, (s/n)?“ „Etwas Orangensaft.“ Hideko stellt ein Glas mit Orangensaft vor mich. Für Ryohei und sich stellt sie Tassen hin. „Zucker?“ „Nein, danke.“ Sie gießt ihm Tee ein und danach sich. Hideko und Ryohei unterhalten sich kurze Zeit. Dann bricht er wieder auf. Ich begleite ihn zur Tür. „Danke für den Tee.“ „K-kein Problem.“ „Ich hoffe, das können wir ins Extreme wiederholen!“ „G-g-gerne!“ „Hast du am Wochenende schon was vor?“ Ich schüttle den Kopf. „Dann können wir uns Samstag ins Extreme treffen! Ich hole dich dann ab und wir gehen in die Stadt.“ „G-gerne. Wann denn?“ „Gegen Mittag?“ „O-okay. Bis morgen, Ryohei-san!“ Er nickt und verlässt das Haus. Ich warte noch an der Tür, bis ich ihn nicht mehr sehe. Danach schließe ich die Tür. Meine Schwester wartet. „Das war also Ryohei Sasagawa“, meint sie. Ich nicke eifrig. „Geht es dir gut?“, fragt sie besorgt. „Ja, wieso?“ „Du bist knallrot … Oder hat das andere Gründe?“ Ich unterdrücke ein Grinsen und fahre schnell ins Wohnzimmer. „(y/n)!“ Sie rennt mir nach. „Was?“, frage ich unschuldig. Meine Wangen hören nicht auf zu glühen. „Du muss mir jetzt alles erzählen!“ „W-wieso?“ „Weil du eindeutig in deinen neuen Freund verliebt bist!“ Ich zucke unmerklich zusammen. Klopft deswegen mein Herz in seiner Gegenwart so schnell? Kann ich deswegen kaum einen klaren Gedanken fassen? „Na gut.“ Ich erzähle Hideko alles, was ich über Ryohei weiß. Am Ende seufzt sie. „Ich freue mich für dich. Du hast einen neuen Freund und dich direkt verliebt.“ Ich seufze. Vermutlich wird mich Hideko damit von nun an aufziehen. „Ich finde das süß.“ Irritiert blicke ich zu ihr. „Ihn interessiert gar nicht, wie deine körperliche Verfassung ist. So jemanden findet man heutzutage nur noch selten. Du hast richtig Glück!“ ~Timeskip~ Als ich gegen 16 Uhr wieder an der Namimori Middle School ankomme, steht Ryohei bereits am Tor. „Ohayo, Ryohei-san.“ Er nickt mir zu. „Lass uns ins Extreme trainieren, (y/n)!“ Dieses Mal geht unsere Trainingsstunde schneller vorbei. Denn kurz nach Beginn öffnet sich die Tür. „Onii-san?“ Ein Mädchen mit kurzen hellbraunen Haaren erscheint im Raum. „Ich bin hier!“ Ryohei setzt mich in den Rollstuhl. In der Zeit ist das Mädchen zu uns gekommen. Sie dürfte mein Alter sein und trägt eine Schuluniform. „Was ist, Kyoko?“ „Ich hatte spät Schluss. Sollen wir zusammen nach Hause gehen?“ Ryohei guckt mich fragend an. „Ist in Ordnung. Dann machen wir heute früher Schluss.“ Er räumt schnell alles an seinen Platz und fährt mich zum Tor. Auf der kurzen Strecke fühle ich mich wie das fünfte Rad am Wagen. Kyoko und er unterhalten sich durch gehend, ohne mich auch nur zu beachten. Sie könnten mich genauso gut stehen lassen. Es fängt an zu nieseln. Schließlich kommen wir am Tor an. „Soll ich dich noch nach Hause fahren, (y/n)?“ „Nein, ist schon in Ordnung. Hideko wollte in fünf Minuten da sein. Ich habe es ihr heute extra nochmal gesagt.“ „Bist du ins Extreme sicher?“ Ich nicke. Doch innerlich wehrt sich alles gegen meine Worte. Natürlich war es nicht in Ordnung, dass Ryohei mich einfach so stehen lässt. „Es wäre doch nur ein Umweg und deine Schwester wartet auch auf dich.“ Besorgt blickt er mich an und gibt nach. „Okay. Aber du meldest dich ins Extreme, wenn du zu Hause bist.“ „Natürlich.“ Die beiden gehen los. Ich sitze und schluchzte leicht. Das Ryohei mich wirklich stehen lässt, hätte ich nicht gedacht. Eine Viertelstunde später ist Hideko immer noch nicht da. Ich habe Ryohei angelogen gehabt, was meine Schwester angeht. Sie kann mich heute nicht abholen. Der Niesel ist mittlerweile zu Regen geworden. Weil ich so in meine Gedanken vertieft bin und so vor mich hin schluchze, höre ich die schnellen Schritte nicht. Plötzlich wird ein Regenschirm über mir aufgespannt und mein Rollstuhl setzt sich in Bewegung. „Was machst du im Extremen noch hier draußen? Du holst dir eine Erkältung.“ Am liebsten würde ich weglaufen. Ich habe mich im meinem Leben noch nie so schlecht gefühlt. Wie bin ich je auf die Idee gekommen, dass Ryohei mich wirklich stehen lässt? „W-wo ist deine Schwester?“, schluchze ich. „Sie geht alleine nach Hause. Ich hatte ins Extreme ein schlechtes Gewissen, weil ich dich einfach stehen gelassen habe … Verzeih mir, (s/n).“ Bei Ryoheis letzten Worten schluchze ich nur noch mehr. Er hat mich bei meinem Spitznamen genannt und sich entschuldigt. Dabei müsste ich mich entschuldigen. Die Menschen, die uns entgegen kommen, gucken uns schief an. Aber es interessiert uns nicht. Den Rest des Weges schweigen Ryohei und ich. Hin und wieder schluchze ich kurz, aber das Prasseln des Regens tut seinen Teil. Am Haus angekommen, kann ich Ryohei nicht ins Gesicht gucken. Er will klingeln, aber ich halte ihn auf. „Hideko ist nicht zu Hause. Sie muss arbeiten.“ Ryohei guckt mich verwirrt an. „Hast du nicht ins Extreme gesagt …“ „Ich habe es gesagt, damit du dir keine Sorgen machst. Deine Schwester wolle mit dir nach Hause gehen.“ „Wie wärst du nach Hause gekommen?“ „I-ich wollte mich auf den Weg machen, als du gekommen bist“, behaupte ich. „(s/n) … Wieso hast du das getan?“ „I-ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst“, wiederhole ich, „Weil du wusstest, dass Hideko mich abholen wollte.“ „Hat dir jemand schon mal gesagt, dass du ins Extreme nicht lügen kannst?“ Ich gucke in Ryoheis Gesicht. Seine grauen Augen spiegeln mich wieder. Und dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Er kommt auf mich zu und drückt mich. „R-R-Ryohei?“ „Du bist ins Extreme ein Dummerchen.“ Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. „Das mag ich an dir, (s/n).“ So verweilen wir ein paar Minuten. Keiner möchte die Stille unterbrechen. Und dennoch tu ich es. „Möchtest du noch rein kommen und dich aufwärmen, Ryohei-kun?“ „Nein, ich renne jetzt ins Extreme nach Hause!“ Er rennt schon los. Doch ich rufe ihn zurück. „Dein Regenschirm, Ryohei-kun!“ Der Boxer kommt zurück. „Danke, (s/n). Bis morgen.“ Er zwinkert mir zu, nimmt den Schirm und verschwindet. Ich gehe ins Haus und lasse die ganze Sache erst einmal sacken. Ryohei ist wegen mir zurückgekommen und hat seine Schwester stehen lassen. Dann hat er mich umarmt. Schnell schüttle ich meinen Kopf, um ihn abzukühlen. Sicher wollte er mich nur beruhigen. Da steckt nicht mehr hinter. „(s/n)! Ich bin wieder … Was stehst du hier rum?“ Meine Schwester stolpert an mir vorbei. „Hallo, Hideko.“ „Du bist klitschnass! Bist gerade erst nach Hause gekommen?“ Ich nicke. Sie selber hat scheinbar keinen Tropfen abbekommen. „Komm, ich ziehe dich um.“ Schnell habe ich trockene Klamotten an und Hideko holt einen anderen Rollstuhl. Danach essen wir zu Abend. ~Timeskip~ Vor Aufregung habe ich kaum ein Auge zu gemacht. Deswegen schaue ich aus meinem Fenster und beobachte die Vögel. „(s/n)! Frühstück!“ Hideko platzt in mein Zimmer. „Du bist ja schon wach“, bemerkt sie irritiert. „Morgen, Hideko.“ Sie nickt. „Ist heute irgendetwas besonderes? Außer sehr gutem Wetter und Samstag.“ Heftig nicke ich. „Kannst du auch was sagen?“, fragt sie leicht genervt. „Ryohei und ich gehen heute in die Stadt.“ Meine Schwester blinzelt kurz bis sie anfängt zu kreischen. „Mensch, (s/n)! Wieso hast du mir das nicht vorher gesagt?“ Sie setzt sich neben mich und drückt mich fest. Dabei rollt ihre eine Träne die Wange herunter. „W-wieso weinst du, Hideko?“ „Ich freue mich nur für dich. Hoffentlich findest du mehr solcher Freunde.“ Sie trocknet sich die Augenwinkel ab. „Dann frühstücken wir jetzt und ich ziehe dir was schickes an.“ Hideko setzt mich in den Rollstuhl und fährt mich in die Küche. „Soll ich dich in die Stadt fahren?“ „Nein, brauchst du nicht. Ryohei holt mich ab.“ „Er ist so nett.“ Ich nicke heftig. Einige Zeit später klingelt es an der Haustür. Hideko öffnet sie und ich warte im Wohnzimmer. Mein Herz kann man sicher bis zur Haustür klopfen hören und ich platze fast vor Neugierde. „Hallo, (s/n)!“ „O-ohayo, Ryohei-kun!“ „Können wir los?“ Ich nicke. „Bis später, Hideko.“ „Bis später, (s/n). Viel Spaß!“ „Danke.“ Ryohei nimmt den Rollstuhl und fährt los. Hideko steht noch eine Weile an der Tür und winkt uns nach. „Ich stell dich gleich ein paar meiner Freunde vor, (s/n). Hast du ein Problem damit?“ „D-deine Freunde, Ryohei-kun?“ „Es sind ins extreme gute Freunde von mir.“ „O-okay.“ Schon kurz darauf treffen wir auf die Gruppe. Sie haben uns noch nicht bemerkt. Eine von ihnen kenne ich, Ryoheis Schwester. „Hey, da ist der Boxkopf!“, bemerkt der Junge mit grauen Haaren. Der Rest der Gruppe dreht sich ebenfalls um. Neben Kyoko, steht ein Mädchen mit braunen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden sind. Ansonsten sind noch drei Jungs da. Der mit den grauen Haaren und einem grimmigen Blick. Dann ein großer mit schwarzen Haaren, braunen Augen und einem breiten Grinsen. Als dritter steht ein kleiner, braunhaariger und verunsicherter Junge in der Mitte. „Hast du ins Extreme ein Problem mit mir, Gokudera?“ Der grauhaarige heißt also Gokudera. Die beiden beginnen zu streiten. Ich ducke mich in meinem Rollstuhl, mit der Angst von den Wörtern getroffen zu werden. „Hi, mein Name ist Yamamoto!“, lacht der schwarzhaarige, „Und du bist?“ Ryohei räuspert sich. „Das ist (s/n) (l/n). Ich habe euch von ihr erzählt“, präsentiert er stolz. Während Yamamoto anfängt zu lachen, starren die anderen mich erschrocken an. „Ryohei, sie ist genau wie du erzählt hast. Ein wahrer Kampfgeist! Ich habe gehört, dass du boxt. Willst du nicht auch Baseball spielen?“ „Y-Yamamoto! Wie kannst du so etwas sagen? … Onii-san, wieso hast du nicht gesagt, dass (y/n) im Rollstuhl sitzt?“, spricht der braunhaarige. Betrübt gucke ich zu Boden. „Ist das etwa ein Problem, Tsuna?“, wollen Yamamoto und Ryohei wissen. Ungläubig gucke ich zu den beiden Sportlern. Ist das deren Mentalität, dass sie am Rollstuhl vorbei blicken? „(s/n) ist immer noch eine gute Boxerin, wenn auch eine Anfängerin.“ „A-aber Onii-san. Wie will sie denn bitte so boxen?“, meldet sich Kyoko. „Ich bin ins Extreme enttäuscht so etwas von euch zu hören. Wieso …“ Ich unterbreche ihn. „L-lass nur, Ryohei-kun. Manchen Menschen kann man es halt nicht recht machen.“ „Wir können dennoch Baseball spielen, wenn du willst (y/n)!“, meint Yamamoto. „Danke, das ist sehr nett, Yamamoto-san.“ Yamamoto und Ryohei gucken ihre Freunde erwartungsvoll an. „Wie sieht es aus? Ist der Rollstuhl ein Problem oder nicht? Weil wenn ja, mache ich mir mit (s/n) einen schönen Tag!“ Bei seinen Worten fangen meine Wangen an zu glühen. „So meinte ich das nicht, Onii-san“, murmelt der braunhaarige. Warum nennt er Ryohei ständig Onii-san? Sind die beiden auch verwandt? „Natürlich ist das kein Problem!“, bestimmt Gokudera. Verwirrt blickt ihn jeder an. „Seit wann entscheidest du dich vor Tsuna?“, fragt Yamamoto. „Ähm, also … Juudaime wollte das sicher gerade auch sagen, oder?“ Tsuna nickt. „Ja, tut mir Leid, (l/n). Du bekommst sicher ständig so was zu hören. Mein Name ist Sawada Tsunayoshi, du kannst mich aber gerne Tsuna nennen“, stellt sich der braunhaarige vor. „Yo, ich bin Gokudera. Die rechte Hand vom, Juudaime.“ „J-Juudaime?“, wiederhole ich fragend. „A-ach, vergiss es! Gokudera redet manchmal wirres Zeug“, stottert Tsuna. Danach verpasst er Gokudera einen kleinen Stoß. „Stimmt, die beiden reden ständig von so einem Spiel. Nennt sich Mafia. Tsuna ist der Boss“, lacht Yamamoto. Erschrocken wandert mein Blick durch die Gruppe. Jeder hält seinen Atem an. Das Mafia Spiel, scheint wohl kein Spiel zu sein. Ich blicke zu Ryohei. Er reagiert gar nicht auf die Aussage. „Spaß beiseite“, meint das Mädchen mit den braunen Haaren, „Mein Name ist Haru und ich werde Tsunas zukünftige Frau sein!“ Sofort schmeißt sie sich an ihn ran. Gokudera rastet aus. „Fass den Boss nicht mit deinen schmutzigen Fingern an!“ Er versucht Haru wegzuzerren. Ich setze ein leichtes Lächeln auf. Obwohl jeder mich wegen dem Rollstuhl beäugen, scheinen sie recht nett zu sein. „Wo wollen wir zuerst hin?“, fragt Yamamoto. „Wolltet ihr nicht ins Extreme Kuchen oder Eis essen gehen?“ „Ja, wir wollten Eis essen gehen. Aber Haru und Kyoko wollen lieber shoppen gehen“, erklärt Tsuna. „Wir können (y/n) mitnehmen!“, schlägt Haru vor. Doch ich schüttle den Kopf. „S-shoppen ist nicht ganz mein Ding.“ „Komm schon, es wird sicher lustig!“, bedrängt Kyoko mich. „I-ich möchte nicht.“ Warum verstehen sie das nicht? Am liebsten würde ich mich hinter Ryohei verstecken. „Kyoko, es reicht!“, bestimmt eine Stimme. Mein Kopf wandert zum Ursprung und es ist Ryohei. „Verstehst du ins Extreme nicht, dass (s/n) nicht möchte?“ „Dann gehe ich mit Haru alleine. Tschüss!“ Die beiden Mädchen entfernen sich und ich atme erleichtert auf. „D-danke, Ryohei-kun.“ „Kein Problem. Ich kann dich ins Extreme verstehen.“ Ich kichere bei seinen Worten. Dabei spüre ich die Blicke von Tsuna und Gokudera auf mir. „Ihr scheint euch gut zu verstehen. Wie lange kennt euch genau?“ „E-eine Woche.“ „Wollen wir nicht langsam in die Eisdiele gehen?“ Yamamoto merkt, wie unangenehm mir die Sache wird. Tsuna und Gokudera nicken und gehen voran. Ryohei schiebt den Rollstuhl hinter ihnen her. Mal in Zick Zack oder mal schnell. Ich bin ständig am lachen. Yamamoto läuft locker neben uns her und lacht ebenfalls. Dabei werden wir von den Passanten zwar genervt und irritiert angeguckt, aber uns interessiert es nicht. Schließlich kommen wir an der Eisdiele an. Ryohei schiebt mich an einen Tisch. „Wir gehen mal rein und bestellen. Was bekommst du, (s/n)?“ „I-ich bekomme nichts, Ryohei-kun.“ „Ich bestelle dir also ins Extreme einen großen Eisbecher!“ Mit diesen Worten geht er Tsuna und den anderen beiden nach. Ich seufze. Plötzlich steht eine Gruppe Jungs neben mir. „Na, hat man dich hier ausgesetzt wie eine Töle?“, fragt der eine. „Das ist unser Platz, also verschwinde gefälligst! Oder kannst du das nicht?“, brüllt ein anderer. Die anderen Gäste gucken beschämend weg und versuche nicht zu starren. „I-ich saß aber …“, beginne ich. „Was meinst du? Wir können dich bei deinem Gestotter nicht verstehen!“ „Wir können uns ganz einfach Platz verschaffen! Einer schnappt sich die dumme Kuh und der Rest schuppst sie durch die Gegend! Dafür, dass sie vorlaut werden wollte.“ Einer der Jungs stellt sich hinter mich. „Es geht noch leichter“, lacht er, „Wir ziehen ihr einfach die Räder weg.“ „Wie jetzt?“ „Die dumme Kuh sitzt in einem Rollstuhl. Sie ist ein Krüppel!“ Mein Körper beginnt zu zittern und ich bekomme keine Reaktion zu Stande. Einige der Gäste haben schon ihre Plätze verlassen, um nicht Zeuge bei so etwas zu sein, typisch. Ich spüre einen kräftigen Ruck an meinem Rollstuhl, kneife meine Augen fest zusammen und im nächsten Moment stürze ich zu Boden. Doch bevor die Jungs auf mich eintreten können, vernehme ich eine Stimme. „Lasst ins Extreme meine Freundin in Ruhe!“ Schnell Schritte folgen darauf. „Oh, shit. Der Kerl meint es ernst! Wir sollten abhauen.“ Die Gruppe stolpert weg. „Geht es dir gut, (s/n)?“, fragt Ryohei besorgt. Ich nicke leicht. Er hilft mir schweigend in den Rollstuhl. Auf einmal kommen einige Gäste der Eisdiele und wollen ebenfalls helfen. Doch ich stoße sie weg. „L-lassen sie mich in Ruhe! S-sie hätten mir auch vorher helfen können.“ Sie drehen sich raunend weg. „Immer dasselbe. Undankbares Pack“, beschweren sich manche. Mein Körper ist immer noch am zittern und ich unterdrücke die Tränen. Erst jetzt bemerke ich Yamamoto, der den Rollstuhl festhält. „Alles klar bei dir?“ „J-ja.“ „Wir wollten uns rein setzen, obwohl so schönes Wetter ist. Was ist mit dir?“, fragt Yamamoto. „I-in Ordnung.“ „Wir können ins Extreme auch woanders hin!“ „N-nein, ich will eure Pläne nicht kaputt machen“, stottere ich. „Du zerstörst von niemanden die Pläne, wenn du woanders hin willst.“ „N-nein, Ryohei-kun. Egal wo wir hin gehen, es wird immer gleich sein. D-das liegt an mir.“ Er hockt sich vor mich. „Das ist völliger Unsinn! Du bist so ein nettes und hübsches Mädchen, da brauchst du dich wegen dem Rollstuhl nicht zu verstecken!“ „Er hat Recht, (y/n)“, meint Yamamoto. Mir schießen die Tränen in die Augen. „D-danke. Ihr seid so nett zu mir.“ Ryohei kommt mir plötzlich wieder nah und drückt mich. „Du musst ins Extreme nicht weinen.“ „M-mach ich gar nicht“, lüge ich. Er lacht. „Gehen wir rein, die anderen warten sicher schon.“ Ich gucke mich kurz um. Yamamoto ist schon weg und die anderen Gäste betrachten uns mit warmen Blicken. Vermutlich denken sie, wir sind Geschwister. Ryohei fährt mich rein. Tsuna und Gokudera starren mich erschrocken an, während ihnen Yamamoto aufgeregt etwas erzählt. „Ist alles in Ordnung?“, fragen die beiden, als wir am Tisch ankommen. „Ja, Yamamoto-san und Ryohei-kun sind noch rechtzeitig eingeschritten.“ „Hat dir denn keiner geholfen?“, fragt Tsuna ungläubig. „I-ich bin das gewohnt. Mir will nie jemand helfen.“ „Wir hätten dir geholfen! Immerhin bist du eine Freundin“, erklärt der braunhaarige. Meine Augen weiten sich und ich gucke in der Runde zu den anderen. Gokudera und Yamamoto stimmen nickend zu. Ryohei klopft mir stolz auf die Schulter. Bevor wir uns weiter unterhalten können, kommt eine Kellnerin und stellt jedem einen Eiskakao/Eiskaffee hin. „Ryohei hat darauf bestanden, dass wir dir auch einen bestellen. Ist das ein Problem?“ Ich schüttle den Kopf. Tsuna atmet erleichtert auf. „Danke. Euch allen.“ „Ach, keine Ursache“, murmeln sie. Ryohei schüttelt den Kopf. „Bedanke dich bei mir erst, wenn der Tag ins Extreme vorbei ist. Wir haben nämlich noch einiges vor!“ „W-was denn?“, stottere ich besorgt. Bei seinen Worten bekomme ich es mit der Angst zu tun. „Warst du schon einmal in einem Freizeitpark?“ Ich schüttle den Kopf. „Dann ist wohl heute dein erstes Mal“, lacht Yamamoto. Verwirrt gucke ich die Jungs an. „Nach dem Eiskakao/Eiskaffee wollten wir in den Freizeitpark. Aber nur wenn du willst“, erzählt Gokudera. Meine Augen beginnen zu glitzern. „Ja, gerne.“ Aber im nächsten Moment ändert sich meine Meinung. Was ist, wenn wieder so eine Gruppe auftaucht? Wie kann in diesem Zustand Achterbahn fahren? Ryohei scheint meine Zweifel zu bemerken. Deswegen schnappt er meine Hand und drückt sie fest. „Keine Sorge, (s/n). Wir bleiben die ganze Zeit bei dir. Dir wird niemand ins Extreme weh tun!“ Meine Wangen beginnen zu glühen. „D-danke, Ryohei.“ Ich drücke seine Hand kurz zurück. Er guckt verwirrt auf meine Hand und dann zu mir. „Hast du gerade meine Hand drücken können?“ Stolz nicke ich. Seitdem ich mit Ryohei das Boxtraining begonnen habe übe ich auch zu Hause. Dadurch kann ich meine Hände und Finger zumindest schon mal bewegen. „Ist das etwas besonderes?“, wollen Tsuna und Gokudera wissen. „A-als wir uns letzte Woche kennen gelernt haben, könnte ich meine Finger kaum bewegen. J-jetzt kann ich es aber! Genauso wie meine Hände.“ Ich zeige es den Jungs. Ryohei scheint ganz fasziniert davon zu sein. Schnell trinken wir unsere Gläser leer, bezahlen und machen uns auf den Weg. Der Freizeitpark ist nicht weit entfernt. Tsuna und Gokudera betrachten mich nun nicht mehr skeptisch und laufen mit uns auf einer Höhe. Sie unterhalten sich sogar richtig mit mir. Ryohei schiebt mich stolz voran, als wäre ich irgendeine Art Trophäe. Irgendwie macht mich das glücklich. Leider geht der Tag auf den Achterbahnen schnell vorbei und bevor ich mich versehe ist es Abend. Wir gehen den Weg zurück, den wir gekommen sind. Doch schon kurz darauf trennen sich unsere Wege. „Für uns ist es einfacher, hier lang zu gehen“, sagt Tsuna und deutet in die entgegen gesetzte Richtung. „Ist doch kein Problem.“ „Sehen wir dich wieder?“, fragt Gokudera gespannt. Ich nicke. „Wir würde mich gerne wieder mit euch treffen. Ich bin ja jeden Tag nach Ryohei-kuns Schulschluss bei euch an der Schule. Und wenn Yamamoto-san mit mir auch noch Baseball anfangen will.“ Die anderen beginnen zu lachen und ich stimme mit ein. Wir unterhalten uns noch eine Weile angeregt, bis sich schließlich jeder auf den Weg macht. Yamamoto geht noch ein Stück mit mir und Ryohei. „Bis bald, (s/n)!“, verabschiedet sich der schwarzhaarige Sportler. Ich nicke und er verschwindet. Zwischen mir und Ryohei hängt Stille. Ihm scheint es nichts aus zu machen, aber mich tötet sie. Aus dem Grund räuspere ich mich, bevor ich rede. Mein Hals ist ganz rau von der ganzen Schreierei im Park und meine Stimme klingt auch etwas seltsam. „Danke, Ryohei-kun. Es hat heute sehr viel Spaß gemacht.“ „Das freut mich ins Extreme.“ „Deine Freunde sind auch nett. Ich bin froh, sie kennen gelernt zu haben.“ Er stimmt mir zu. „Aber sie sind auch ins Extreme deine Freunde.“ „I-ich weiß. Wann findet Montag das Training statt?“, wechsle ich das Thema. „Wollen wir es wie immer um 16 Uhr machen?“ „In Ordnung. Ich frage Hideko, ob sie mich sie mich bringt.“ „Sonst hole ich dich ab.“ „Wir können sie gleich fragen.“ Kurz darauf sind wir bei mir zu Hause. Ich habe Ryohei noch auf eine Tasse Tee eingeladen. Meine Schwester steht neugierig und erwartungsvoll in der Küche. „Hideko, kannst du mich Montag um 16 Uhr zur Schule bringen?“ „Hin bringen ist kein Problem. Abholen kann ich dich nur nicht.“ „Das ist kein Problem. Ich bringe (s/n) ins Extreme nach Hause!“ „Danke, Ryohei.“ Nachdem er seine Tasse Tee getrunken hat, kommt er zu mir. „Ich verabschiede mich mal anders. Ich will deinen Händedruck ins Extreme nochmal spüren!“ Er legt seine kräftige, große Hand in meine kleine, weiche. „I-in Ordnung.“ Hideko schaut uns bloß verwirrt an. Ich drücke Ryoheis Hand so fest, wie möglich. Er lacht dabei und klopft mir anschließend auf die Schulter. „Bis Montag, (s/n)!“ Hideko und ich begleiten ihn noch bis zur Haustür. Als diese geschlossen ist, quetscht meine Schwester jede Kleinigkeit aus mir heraus. Darum sitzen wir noch bis spät in die Nacht zusammen im Wohnzimmer. ~Timeskip~ Einige Wochen vergehen. Ich treffe mich jeden Samstag mit Tsuna, Gokudera, Yamamoto und Ryohei. Das Eiscafé ist zu unserem Stammplatz geworden. Mittlerweile sitzen wir auch draußen. Durch Ryoheis Boxtraining ist nicht nur mein Körper stärker geworden, sondern auch mein Selbstbewusstsein. Aber auch eine weitere Sache ist mit jedem Treffen stärker geworden, meine Liebe zu dem weißhaarigen Boxer. Anscheinend haben es Tsuna und Gokudera bemerkt, denn sie machen hin und wieder Andeutungen. Ryohei versteht es jedoch nicht. Ich bin ihm deswegen nicht böse, wie denn auch. Auf jeden Fall sitzen wir gerade draußen, genießen unser Eis und unterhalten uns angeregt. Meine Arme gestikulieren zu meinen Worten. Zwar noch nicht viel und groß, aber etwas. Die Jungs sehen begeistert meine Fortschritte und loben mich dafür. Innerlich wissen alle, dass Ryohei dafür verantwortlich ist. Auf einmal springt ein Baby auf den Tisch. Ich schrecke zusammen. Es trägt einen schwarzen Hut mit einem orangenen Band. Dazu trägt es einen Anzug. Für ein Baby ganz schön nobel. Mir fällt etwas grünes ins Auge. Das grüne etwas bewegt sich. Jetzt kann ich zwei kleine, gelbe Augen erkennen. „Ein Charmeleon“, murmle ich erstaunt. „R-Reborn!“, ruft Tsuna erschrocken und fällt vom Stuhl. Irritiert blicke ich zu Gokudera, da er mir immer alles erklärt. Doch er ist zu sehr damit beschäftigt seinem Freund auf zu helfen. Deswegen gucke ich zu Yamamoto. Er lacht auf. „Hallo Kleiner! Was gibt es?“ „Mhm. Ihr seid hier nicht sicher. Von daher müsst ihr sofort verschwinden.“ „Verschwinden? W-was ist denn los?“ Doch bevor das kleine Baby etwas sagen kann, ertönt eine ohrenbetäubende Explosion. Die Druckwelle schmeißt jeden von den Stühlen. Mich schleudert sie weit weg von den anderen und meinem Rollstuhl. Der aufwirbelnde Staub bringt mich zum Husten und meine Augen zum Tränen. Ich kann verängstigte Schreie vernehmen und kurz darauf eine Masse an Schritten. So schnell wie möglich rolle und zerre ich mich an das Ladenfenster. Dabei kratzen mir die Scherben meine nicht bedeckte Haut auf. Langsam lichtet sich der Staub. Angestrengt suche ich nach meinen Freunden, bis ich orangene Flammen entdecke. „Feuer!“ Doch die Schreie verlassen meinen Hals nicht, sondern ersticken darin. Plötzlich tauchen mehr Farben auf. Rote, gelbe und blaue Flammen. Meine Panik verschwindet langsam. Jetzt lichtet sich der Staub ganz und ich kann meine Freunde entdecken. Jeder von ihnen hält etwas mit den Flammenfarben in der Hand. Tsuna orange, Gokudera rot, Ryohei gelb und Yamamoto blau. Ist das das Mafia Spiel, welches Yamamoto vor so vielen Wochen erwähnt hat? Meine Sinne beginnen zu schwinden. Mit aller Kraft kämpfe ich dagegen an. Ich erkenne einen Mann mit langen weißen Haaren und einem bösen Blick gegenüber meinen Freunden. „VOII!“, brüllt er mit einem Mal. Eine seiner Hände wird durch ein Schwert ersetzt. „Was willst du, Squalo?“, fragt Gokudera. „Nur die Gegend auskundschaften und von Abschaum beseitigen!“ Er geht auf Tsuna und die anderen los. Ich bekomme es wieder mit der Panik zu tun. Dieser Mann macht ernst und will sie verletzen, wenn nicht sogar töten. Obwohl ich mich gerade erst durch die Scherben gezerrt habe, um mich vor der Menschenmasse zu retten, gehe ich wieder zurück. Ich kann nicht zulassen, dass meine Freunde verletzt werden. Mit jedem Zentimeter den ich voran komme, steigt mein Ehrgeiz und eine Stärke, die ich bis jetzt noch nicht kenne. Niemand hat mich bis jetzt bemerkt, die vier Jungs kämpfen ehrgeizig und mutig gegen diesen furchterregenden Gegner. Schließlich befinde ich mich hinter Squalo. Ich nehme meinen gesamten Mut zusammen und beiße ihm fest ins Hinterbein. Gleichzeitig bearbeite ich ihn so kräftig wie möglich mit meinen Fäusten. „VOII! Du verdammtes Miststück!“ Mit einem Tritt schleudert er mich zu Ryohei und den anderen. „(s/n)?“ Meine Freunde klingen erschrocken und besorgt. „Was machst du ins Extreme hier? Wieso bist du nicht auf dem Weg nach Hause?“ „Ich kann euch nicht alleine lassen! Dieser Mann will euch töten. Das kann ich doch nicht zulassen!“ „Du kannst nichts anrichten“, bemerkt Tsuna. Seine Stimme klingt völlig anders und er hat im Gegensatz zu den anderen seine Flamme auf der Stirn und an den Händen. „Mhm. Sie kann sehr wohl etwas anrichten“, meint eine neue aber bekannte Stimme. Das Baby taucht neben mir auf. „Erzähl keinen Blödsinn, Reborn! Sie kann nicht kämpfen“, widerspricht Tsuna. Doch bevor wir weiter diskutieren können, wird jeder außer mir weggeschleudert. „Ryohei-kun!“, schreie ich besorgt. Eine Rauchwolke verdeckt das Schicksal meiner Freunde. Zornig drücke ich mich mithilfe meiner Arme leicht nach oben. Plötzlich zucken grüne Blitze um mich herum. Jedoch bereiten sie mir keine Angst. Einen Augenblick später, ohne es wirklich zu verstehen, bin ich sicher auf meinen Beinen am stehen. „Tu meinen Freunden nicht weh!“, brülle ich laut. Über meine plötzliche Kraft bin ich selber erstaunt, lasse es mir aber nicht anmerken. Squalo beginnt zu lachen. „VOII! Bist du nicht gerade eben noch über den Boden gekrochen? Als ob du mir etwas antun kannst!“ Ich achte nicht auf seine Worte. Stattdessen renne ich selbstsicher und mit erhobenen Fäusten auf ihn zu. Geschickt weicht er aus und schickt mich mit einem Tritt auf den Boden. „Ich kümmere mich nicht um Dreck wie dich.“ Ohne mich weiter zu beachten, macht er sich auf den Weg zu Tsuna und den anderen. Die Wolke ist verschwunden und alle vier liegen bewusstlos an der Wand. Bei diesem Anblick zucken die Blitze nur noch kräftiger. „Ich sagte, lass meine Freunde in Ruhe!“ Reborn weicht etwas zurück und pfeift durch die Zähne. Squalo dreht sich interessiert zu mir um. „VOII! Vielleicht knöpfe ich mir dich doch zuerst vor. Dann kann ich den Abschaum da drüben in Ruhe erledigen.“ Schnell stürmt er auf mich zu. Ich reagiere nicht schnell genug und werde von ihm getroffen. Dafür verpasse ich Squalo einen kräftigen Boxschlag. Meine Faust ist von den grünen Blitzen umgeben. Dieses hin und her geht ein ganze Weile so. Schon nach kurzer Zeit bin ich nur so von blutigen Wunden übersät und bin schwer am keuchen. Squalo scheint das ganze nichts auszumachen. Dennoch verlässt mich mein Kampfgeist nicht. Ryohei und die anderen sind noch immer nicht aufgewacht. Auf der Straße und in den anderen Läden sind keine Menschen mehr zu sehen. Die Sonne wird langsam von dunklen Wolken verhangen und es fängt an zu tröpfeln. „Was ist los, Abschaum? Keine Kraft mehr?“ Meine Beine sind am zittern, aber nicht nur die. Ich bin am gesamten Körper am zittern. „Anscheinend kann ich mir jetzt den richtigen Abschaum vornehmen“, lacht Squalo. „Ich sagte, lass meine Freunde in Ruhe!“ Plötzlich schlägt ein kräftiger Blitz neben meinem Gegner ein. Schockiert weicht er im letzten Moment aus. „VOII! Was sollte das?“ „Ich hab dich gewarnt!“ Für einen Moment zögert der Mann mit dem Schwert. Dann dreht er sich vollkommen um. „VOI! Ich verschwinde. Aber nur vorerst!“ Mit diesen Worten verschwindet er. Die Blitze um mich herum verschwinden und ich stürze zu Boden. Meine Augen sind nur noch einen Spalt geöffnet, aber es reicht, um die Regung von Ryohei zu sehen. Dann schwinden mir die Sinne. ~Timeskip~ Langsam schlage ich meine Augen auf. Eine weiße Decke. Es ist nicht meine, aber ich kenne sie. Ich wende meinen Kopf zu einer Seite. Anhand der Fenster kann ich erraten, das es Abend ist. Deswegen wende ich meinen Kopf zur anderen Seite, ohne jemanden zu erwarten. Um so mehr zucke ich zusammen, als ich dort gleich fünf Leute sehe. Alle sind ein wenig von meinem Bett entfernt und unterhalten sich leise. Ein sanftes Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. Plötzlich springt etwas kleines auf mein Bett. Der Strubelkopf folgt ihm. „(s-s/n)?“ Ich nicke. „Zum Glück bist du wieder wach!“ Gokudera, Yamamoto und Hideko kommen hinzu. Nur Ryohei bleibt ein wenig entfernt stehen. Es ist ein Stich ins Herz für mich. „Ich habe von deinen Freunden gehört, was passiert ist! Jage mir nie wieder so einen Schrecken ein! Ich hatte Angst, dich wieder zu verlieren, (s/n)!“, meint Hideko besorgt. Doch trotz ihrer Moralpredigt lächelt sie sanft und weint. „W-wie lange war ich weg?“ „Zum Glück nur einen Tag“, atmet Hideko erleichtert auf. Ryohei zuckt bei diesen Worten unmerklich zusammen. „Wir müssen feiern, dass dir nichts passiert ist und du wieder wach bist!“, meint Yamamoto. Diesmal verlässt Ryohei den Raum. Von den anderen merkt es keiner. „Mhm“, unterbricht eine Stimme das aufgeregte Gerede meiner Freunde. Jeder blickt schweigend zu Reborn. „Wir sollten (s/n) vielleicht etwas Ruhe gönnen. Immerhin ist sie gerade erst aufgewacht und muss sicher über gestern nachdenken.“ Der Kampf gegen Squalo und diese komischen grüne Blitze! Reborn scheint meine Gedanken zu lesen und nickt leicht. Währenddessen machen sich die anderen auf den Weg. „Wir kommen morgen wieder!“, versichert Yamamoto. Er ist breit am grinsen, nicht wie gestern. Schnell sind meine Freunde und Hideko verschwunden. Deswegen erhebe ich meine Stimme. „Reborn, oder?“ Das kleine Baby nickt. "Was ist gestern passiert?“ „Du meinst Squalo?“ „Nicht direkt … diese Flammen bei den anderen. U-und die grünen Blitze weswegen ich aufstehen konnte.“ Ich starre ungläubig auf meine Beine. Heute spüre ich sie nicht mehr. Im Gegensatz zu gestern bei dem Kampf. „H-hat das etwas mit dem Mafia Spiel zu tun?“, frage ich besorgt. Reborn grinst. „Du scheinst aber schon viel zu wissen.“ „Was?“ Der kleine beginnt etwas über die Vongola zu erzählen und über die die Flammen. Draußen ist mittlerweile der Mond aufgegangen. Reborn hat seine Erklärung gerade beendet. “Aber was habe ich damit zu tun? U-und wieso hat mir diese Flamme die Kraft verliehen aufzustehen?“ „Du bist ganz schön neugierig und ungeduldig.“ Augenblicklich entschuldige ich mich. Er winkt ab. „Mhm. Jeder Mensch besitzt eine Flamme, bei jedem ist sie nur anders ausgeprägt. Dein Todeswille, die Rettung deiner Freunde unter allen Umständen, hat eine sehr starke Flamme hervor gerufen. Besonders am Ende.“ „Du meinst diesen Blitz? Das war ich?“ Reborn nickt. „Diese Kraft hat war so groß, dass du trotz deines wirklichen Zustandes aufstehen konntest.“ „S-so eine Kraft besitze ich?“ „Mhm.“ Meine Augen beginnen begeistert zu funkeln. Jedoch nicht aufgrund der Tatsache, dass ich laufen kann, sondern weil ich meinen Freunden helfen kann. „Kann ich sie trainieren? Ich will Ryohei-kun und die anderen beschützen!“ Reborn guckt mich amüsiert an. „Ja, so etwas kann man trainieren. Das Training ist aber hart!“ Für einen Moment zögere ich. Kann ich es trotz meines Rollstuhls schaffen? Aber ich habe Boxtraining bei Ryohei, wieso soll ich das nicht schaffen? „In Ordnung! Wann fangen wir an?“ „Du solltest dich erst einmal auskurieren. Mit den Wunden kannst du nichts machen.“ „O-okay. Weißt du denn, wann ich das Krankenhaus verlassen kann?“ Reborn schüttelt den Kopf. „Kein Problem. Dennoch danke.“ Das Baby nickt und verschwindet dann. ~Timeskip~ Eine Woche später kann ich das Krankenhaus verlassen. Meine Wunden sind verheilt und ich kann es nicht erwarten, wieder mit Ryohei zu trainieren. Er war die Woche über kein einziges Mal da. Tsuna meinte, dass bald ein Turnier stattfinden würde. Hideko fährt mich nach Hause. „Wie geht es dir?“ „Gut, wieso?“ „Du guckst so traurig. Ist was passiert?“ Ich schüttle den Kopf. „Es liegt an Ryohei, oder?“ Ungewollt seufze ich. „Keine Sorge. Er ist ja nicht tot. Du siehst ihn gleich.“ Irritiert blicke ich hinter mich. „Hä? Was meinst du?“ Hideko lacht kurz beschämend und guckt woanders hin. „Hideko!“ Doch sie antwortet mir nicht. Deswegen gucke ich um mich. Erst jetzt bemerke ich, dass wir nicht mehr auf dem Weg nach Hause sind. „Keine Sorge, es passiert schon nichts“, beruhigt sie mich, „Wir sind schon gleich da!“ Genervt seufze ich. Meine Schwester lacht nur entschuldigend. Nach wenigen Meter biegt sie in eine Straße ein. Mir steigt ein angenehmer Geruch in die Nase. „Riechst du das?“ Hideko nickt. „Riecht gut, oder?“ Bevor ich antworten kann, höre ich laute und bekannte Stimmen. „(s/n)!“ Tsuna und Yamamoto stehen vor einem Gebäude und winken mir zu. Ich versuche zurück zu winken. Das Gebäude sieht aus wie ein Restaurant oder so etwas ähnliches. Gokudera kommt dazu. „Hey (s/n)! Wie geht's dir?“, fragen meine Freunde neugierig. „Gut! Und euch?“ Sie nicken zustimmend. Ryohei ist nicht bei ihnen. „Wir konnten dich leider nicht abholen“, entschuldigt sich Yamamoto, „Wir mussten nämlich etwas vorbereiten. Kommt rein! Ryohei wartet drinnen.“ Bei seinem Namen macht mein Herz einen Satz. Er ist also da! Die drei Jungs betreten das Restaurant, TakeSushi. „Y-Yamamoto-kun, du besitzt ein Restaurant?“ Er lacht. „Nein, die gehört meinem Vater.“ In dem Restaurant ist es dunkel. Obwohl Hideko mich fährt und Yamamoto direkt vor mir läuft, halte ich eine Hand zum tasten vor mich. Plötzlich wird es hell. Vor Schreck schütze ich meine Augen mit meinen Händen. Innerhalb von wenigen Sekunden gewöhnen sich meine Augen an das Licht. „Herzlichen Glückwunsch!“ Ein Banner hängt von der Decke. Hideko, Yamamoto, Tsuna, Gokudera, Ryohei und ein älterer Mann stehen daneben. Reborn sitzt auf Tsunas Kopf. „D-das hätte nicht sein müssen!“ „Doch! Und wir feiern jetzt auch“, erklärt Gokudera. Ryohei blickt verletzt weg. Habe ich etwas getan weswegen er nicht mit mir redet? Wir feiern ausgelassen und essen dabei Sushi. Yamamotos Vater hat alles für uns vorbereitet. Ryohei hat zwar sein trauriges und verletztes Gesicht abgelegt und mitgefeiert, dennoch betrübt ihn noch etwas. Deswegen fahre ich zu ihm. „R-Ryohei-kun.“ Er wendet seinen Kopf zu mir. „Was gibt’s (s/n)?“ „Können wir kurz zusammen raus?“ Ryohei nickt und geht vor. Leicht betrübt folge ich ihm. Die anderen gucken uns nach. „Ist was passiert zwischen den beiden?“, zischt Hideko den Jungs zu. Diese schütteln den Kopf. Dann verlasse ich die Sushi Bar. „Was ist los?“, will Ryohei wissen. Dabei guckt er mich nicht an. „Habe ich was gesagt oder getan weswegen du mich nicht mehr anguckst?“ Er schweigt für einen Moment. „Nein“, sagt er zaghaft. Erleichtert atme ich auf, hake aber schon im nächsten Moment nach. „Wieso guckst du mich denn nicht mehr an? Du redest auch nicht mehr mit mir und bist die Woche über nicht zu Besuch gekommen.“ „Ich konnte nicht.“ „Ich weiß, dein Boxturnier. Darüber bin ich auch nicht sauer. Das kann ich vollkommen verstehen“, erkläre ich ihm mit einem Lächeln. „Nein.“ Mein Lächeln verschwindet augenblicklich. Ryohei hockt sich vor mich. „Ich konnte dich nicht angucken, weil ich dich nicht beschützen konnte. Du bist nur so verletzt gewesen, weil ich nicht dazwischen gegangen bin.“ „A-aber das stimmt doch gar nicht, Ryohei-kun!“ Er drückt mich fest. „Du musst nichts sagen, damit ich mich besser fühle.“ „Ryohei-kun, ich habe diesen Squalo besiegt! Ich habe diese grünen Blitze benutzt und euch beschützt! Deswegen war ich so verletzt. Das konnte ich nur durch unser gemeinsames Training.“ Irritiert blickt er mich an. „Grüne Blitze?“ Energisch nicke ich. „Reborn meinte, dass das irgendwelche Flammen seien und ihr hattet auch so welche. Deine waren doch gelb!“ „Du besitzt auch so eine?“ Ich nicke langsam. Angst steigt in mir auf, dass Ryohei mich dann jetzt vollkommen abstößt. „Das ist doch mal ins Extreme super!“ Er springt auf. „Wir sollten unbedingt weiter trainieren!“ Hastig nicke ich. „D-danke Ryohei!“ „Kein Problem!“ Er drückt mich nochmal. Ich drücke ihn zurück und gebe ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Ryohei reagiert nicht darauf, zumindest nicht direkt. Denn plötzlich hebt er mich hoch und wirbelt mich durch die Gegend. Ich quietsche vor Freude. Danach setzt er mich auf seine Schultern. „Wollen wir ins Extreme trainieren gehen?“ Sofort rennt er los. „Aber was ist mit den anderen?“ Ryohei bremst ab. „Stimmt. Dann lass uns Montag ins Extreme trainieren!“ „Ja!“ Wir reißen beide jeweils einen Arm nach oben. Danach setzt er mich wieder in den Rollstuhl. „Soll ich dich rein fahren oder willst du selber fahren?“ Ohne eine Antwort fährt er mich ins Gebäude. „Es tut mir ins Extreme Leid, (s/n)“, flüstert er schließlich. „Das hat es nicht, Ryohei.“ „Ist alles in Ordnung?“, fragt Hideko besorgt, „Wir haben dich schreien gehört.“ Yamamoto winkt ab. „Deine Schwester wollte uns nicht glauben, dass du gelacht hast.“ Sie wirft ihm einen bösen und all sagenden Blick zu. „Yamamoto-kun hat Recht, Hideko.“ „D-dann habt ihr euch also wieder vertragen?“, fragt Tsuna vorsichtig. „Wir waren gar nicht zerstritten“, lachen Ryohei und ich. Bei Gokudera, Tsuna und Hideko klappen die Unterkiefer runter. 2Wie jetzt? Ihr habt nicht mit einander geredet“, bemerkt Gokudera. Ich schüttle den Kopf. „Ryohei musste sich auf sein Turnier vorbereiten. Er hat mir gerade alles erklärt!“ „Wenn das so ist“, seufzt meine Schwester, „Können wir dann jetzt weiter feiern?“ Schallendes Gelächter ertönt. Schließlich feiern wir noch lange in den Abend hinein. ~Timeskip~ Viele Jahre sind seitdem vergangen und viel ist passiert. Wir haben gegen die jetzige Varia gekämpft, waren mehrmals in der Zukunft um Byakuran zu besiegen, sind nun mit der Shimon Familie befreundet und haben den Fluch der Acrobalenos gehoben. Tsuna hat mich mit seine Familie aufgenommen und ich bin sein Blitz Wächter. Er hat endlich sein Erbe als 10ter Boss der Vongola Familie angenommen, jedoch hat es viel Überzeugungskraft gebraucht. Leider brauche ich immer noch den Rollstuhl, aber dank Boxen, Baseball und Reborns Training bin ich viel stärker geworden. Ich muss mich nicht mehr so oft auf die anderen verlassen und sie können bei kämpfen immer auf mich zählen. Hideko ist vor kurzem verstorben. Es war und ist noch immer eine harte Tatsache. Manchmal wache ich nachts weinend und schreiend auf. Aber ich hätte ihr keinen anderen Tod gewünscht; schnell, glücklich und von ihren Freunden umgeben. Insgeheim mache ich mich für ihren Tod verantwortlich, aber niemand weiß davon. Hideko würde dies auch nicht wollen. Wie gesagt, es ist einiges passiert. Manches davon hätte man verhindern können, wie zum Beispiel den Kampf gegen Enma und seine Freunde. Das meiste jedoch würde ich immer wiederholen wollen. Auf eine Sache würde ich jedoch nie im Leben her geben, Ryohei. Wir können blind auf einander vertrauen und verstehen uns ohne Worte. Während der Jahre ist aus unserer Freundschaft mehr geworden. Jedem war und ist es klar, dennoch zeigen wir es nicht offen. Momentan sitze ich auf der Wiese und genieße die Sonne. Dank Tsunas ruhige Art die Vongola zu führen, haben wir selten Kämpfe. Plötzlich werden mir die Augen zu gehalten. Ich fahre zusammen. Es sind raue und große Hände. „Ryohei! Lass das, bitte.“ Die Hände lockern sich. Stattdessen umarmt er leicht meinen Hals. „Wir sollten ins Extreme was machen! Ich habe Langeweile.“ „Wie sieht es aus mit einem Kampf?“ Augenblicklich springt Ryohei von mir weg und geht in Kampfstellung. Ich aktiviere meine Flamme und stehe aus dem Rollstuhl auf. Wir führen einen kleinen Schlagabtausch durch, verlieren aber schnell den Spaß daran. Deswegen legen wir uns gemeinsam auf die Wiese. „Danke, (s/n)?“ „Hä?“ Ich wende meinen Kopf zu ihm. „Danke für alles.“ Ich lache kurz auf. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ Kapitel 2: Gutes Ende --------------------- „Ich wollte mich nur ins Extreme bei dir bedanken. Für unsere gemeinsame Zeit. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte.“ „Weniger Schrammen erhalten?“ Wir lachen. „Du hast ins Extreme recht. Aber ich würde unsere gemeinsam Zeit um nichts in der Welt hergeben! Ich könnte ins Extreme nicht ohne dich leben, (s/n).“ „Soll ich dir was sagen, Ryohei? Mir geht es genauso. Ohne dich wäre ich nicht hier. Ich wäre nach Hidekos Tod am liebsten selber gestorben, aber du warst ja da.“ „Du hast ins Extreme recht! … (s/n), du bist meine beste Freundin. Das netteste, hübscheste und stärkste Mädchen, was ich kenne. Nicht zu vergesse meine größte Konkurrentin!“ Wir lachen kurz. „Das hat man davon, wenn man seinem Schüler die besten Tricks bei bringt!“, erkläre ich ihm. „Ohne die hättest du ins Extreme den ein oder anderen Kampf verloren.“ „Wenn ich verloren hätte, hättest du dich sicher nicht mehr auf die Straße getraut!“ Ich kichere. Diesmal bleibt Ryohei jedoch still. Ich gucke zu ihm. Er räuspert sich. „(s/n), ich bin wirklich froh dich zu haben und als meine Freundin bezeichnen zu dürfen.“ „Ich doch auch. Was ist los? Du klingst, als würdest du weggehen.“ „Nicht ins Extreme!“ Plötzlich steht er auf und hebt mich in meinen Rollstuhl. „Hey, was soll das? Ich hab das gerade genossen!“ Ryohei bleibt vor meinen Füßen hocken. Sein Blick ist starr auf den Boden gerichtet und auf seinen Wangen ist ein zartes Rosa. „(s/n).“ „Ja?“ „Das mag jetzt alles seltsam rüber kommen und ich werde auch ins Extreme nie wieder so was kitschiges wie vorhin und gleich sagen!“ „In Ordnung“, antworte ich zögernd. Eine zarte Briese zieht über die Wiese und fährt mir beruhigend durch die Haare. Der Wind trägt den Duft von Blumen mit sich. Ich schließe meine Augen. „Ich möchte mit dir den Rest meines Lebens verbringen.“ „Das tun wir so oder …“, beginne ich. Doch Ryohei unterbricht mich. Ungewöhnlich für ihn, dass er mich unterbricht. „Das meine ich nicht, (s/n). Willst du mich heiraten?“ Ich brauche einen Moment, um das Gehörte zu verarbeiten. Dann reiße ich meine Augen auf. Mein Freund sitzt noch immer vor mir, sein Blick ist nun in meine Richtung gerichtet. Er hält seinen Arm vor mich und in seiner Hand befindet sich eine Dose mit einem silbernen, schlichten Ring. Vor Freude nehme ich meine Hände vor den Mund. „M-meinst du es ernst?“ „Ins Extreme!“ „Ja, Ryohei. Ja, ich will!“ Mit diesen Worten falle ich ihm um den Hals. Freudentränen treten mir aus den Augen. Nach einer kurzen Weile, steckt er mir den Ring an den Finger. „Danke, Ryohei.“ „Ich habe zu danken. Du bist die Extremste Frau die ich kenne und darauf bin ich stolz.“ Wir legen uns wieder auf die Wiese. Stillschweigend, aber breit grinsend genießen wir die Sonne. An unseren Händen glänzen die Ringe. Kapitel 3: Schlechtes Ende -------------------------- Plötzlich löst sich Ryohei auf. Meine Augen weiten sich. „Ryohei? Ryohei! Du darfst mich nicht verlassen!“ Tränen treten aus meinen Augen. „Nicht Ryohei! Nicht schon wieder!“ Schweißgebadet und weinend wache ich auf. Es ist dunkel in meinem Zimmer. Die Tür öffnet sich. „(s/n)?“ Tsuna steht im Türrahmen. „Tut mir Leid, habe ich dich geweckt?“ Er schweigt. „W-was ist los?“ „Es ist Ryohei.“ „Ist er wieder da?“, frage ich begeistert. Mein Freund gilt seit einiger Zeit als verschollen. Ich habe daran festgehalten, dass er wieder kommt. Anscheinend lag ich richtig. „Wo ist er?“ Schnell schwinge ich mich auf meinen Rollstuhl. Doch etwas macht mich stutzig. Wieso ist Tsuna nicht froh darüber, dass Ryohei wieder da ist? Ich schiebe meine Zweifel zur Seite. „Willst du ihn sehen?“ Eifrig nicke ich. Er deutet mir mit einer Kopfbewegung an, dass ich ihm folgen soll. Ich lenke meinen Rollstuhl durch die Gänge, bis wir schließlich auf der Krankenstation ankommen. „E-er ist da drin.“ In Tsunas Stimme liegt ein Zittern. Sein Gesicht wirkt verzerrt. Jetzt kann ich meine Zweifel nicht mehr zur Seite schieben und meine Freude verschwindet. Langsam fahre ich in das Zimmer. Es befindet sich niemand anderes hier. In der Mitte des Raumes steht ein Bett, auf dem jemand liegt und bis oben zugedeckt ist. Daneben ein Rolltisch, wo Medikamente und anderes Medizinzeugs liegt. Dies lässt mich darauf schließen, dass er vor kurzem noch benutzt wurde. „R-Ryohei?“ Keine Reaktion. Ich rolle auf das Bett zu. So langsam wie möglich ziehe ich die Decke vom Gesicht. Nach wenigen Sekunden schreie ich auf. Tränen strömen mir aus den Augen. „Nein. Bitte nicht. Das kann nicht wahr sein. Nein! Bitte nicht, Ryohei! D-du hast mir versprochen wieder zu kommen! Wir wollten noch so vieles machen! Ryohei!“ Meine Stimme versagt und ich schlutze nur noch. Aus dem Grund lege ich meine Kopf auf seinen Körper. Er ist kalt, also liegt Ryohei schon länger tot hier. „Wie lange?“, frage ich. Es ist einiges an Zeit vergangen, weswegen meine Stimme rau und brüchig klingt. „Es tut mir Leid, (s/n).“ „Wie lange, Tsuna?“ „Bianchi hat schon seit zwei Tagen alles versucht, aber er war schon fast tot als er hier ankam.“ „Und ihr habt mir nicht Bescheid gesagt? Ich hätte mich von ihm verabschieden können! I-ich hätte bis zur letzten Sekunde bei ihm gesessen und gesagt, dass alles wieder gut wird. W-wieso Tsuna?“ Meine Stimme versagt wieder. „Es tut mir …“ „Das holt ihn nicht wieder zurück! Wieso konnte ich meinem Freund nicht auf wiedersehen sagen und eine Antwort erwarten? Ryohei war seit Monaten nicht mehr hier und jetzt … jetzt wird er nie wieder hier sein! Erst Hideko und jetzt Ryohei.“ Schritte ertönen. „Was ist los?“ Yamamoto erscheint neben Tsuna. Erschrocken entdeckt er seinen Freund. „Ist das Ryohei?“ Bei seinem Namen treten mir wieder mehr Tränen in die Augen. „Er kann nicht tot sein“, stammelt der Sportler. Sein Blick fällt auf mich. „Konnte er dich noch einmal sehen?“, fragt er mitfühlend. „Nein“, hauche ich. Erst wirft Yamamoto Tsuna einen bösen Blick zu, dann kommt er zu mir. Er drückt mich fest, so wie es Ryohei immer getan hat und getan hätte. Mit dem einzigen Unterschied, dass er es nie wieder machen wird. Diese Tatsache bringt meinen Körper zum Zittern. „Es tut mir so Leid, (s/n). Hätte ich gewusst, dass es so bald passiert hätte ich dir was gesagt.“ Beruhigend streicht er mir über den Rücken und flüstert mir ins Ohr. Nach und nach kommen auch die anderen. Sie weinen und sprechen mir ihr Beileid aus. Ich sitze da, nicke hin und wieder, aber in meinem Inneren bin ich leer. Es ist, als hättte man mir alles genommen. Irgendwann fährt Yamamoto mich weg von Ryoheis Leiche. „Weißt du, (s/n). Ryohei hat nicht aufgehört von dir zu reden. Bis zur letzten Sekunde.“ „D-danke, Yamamoto. Das ist lieb von dir.“ „Hat dir Tsuna dir wirklich nichts gesagt?“ Ich schüttle leicht den Kopf. „Es tut mir Leid. Ich dachte du wüsstest es. Sonst hätte ich es dir erzählt. Das ist nicht fair.“ Wir verlassen das Gebäude. Es regnet, als würde auch der Himmel um meinen verstorbenen Freund trauern. „Sollen wir …“ Ich schüttle meinen Kopf heftig. Im Regen sieht man meine Tränen nicht, da sie sich mit den Regentropfen mischen. Doch merke ich sie selber nicht. Weine ich oder ist das nur der Regen? „Das Leben, Yamamoto, ist nie fair. Wäre es das, wären dein Vater, Hideko und Ryohei noch am Leben.“ Bei der Erwähnungs seines Vaters bremst der Regenwächter für einen Moment ab. „Ich würde nicht im Rollstuhl sitzen … Ich weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe, aber es tut mir leid Yamamoto.“ „Du kannst nichts dafür, (s/n).“ „Das Lebeb hat Höhen und Tiefen. Manche haben mehr Höhen, andere mehr Tiefen. Menschen, die durch und durch böse sind, leben länger, als Menschen, die nur gutes tun. Wieso sterben gute Menschen immer zuerst?“ Er bremst ganz ab und geht vor mich. „Du solltest dir selber nicht die Schuld geben.“ „Wieso? Wieso Ryohei?“, schluchze ich. Yamamoto beginnt etwas in seinen Taschen zu suchen, doch ich zittere nur vom Tränenstrom. „(S-s/n). Ryohei wollte, dass ich dir das hier gebe.“ Der Sportler reicht mir ein kleines Döschen. Noch immer schluchtzend, aber neugierig, nehme ich das Döschen entgegen. „W-was ist das?“ „Mach es doch auf“, lacht er. Vorsichtig öffne ich es. Drinnen steckt ein Ring. Silber und ganz simpel. „Er hat dich geliebt. Jede noch so kleine Macke.“ Ich nehme eine Hand vor den Mund. „W-woher weißt du das?“ „Ich war sein bester Freund. Und außerdem …“ Er stockt und guckt weg. War da Schmerz in seinen Augen? „W-was ist Yamamoto?“ „Ich weiß genau, wie er sich bei dir gefühlt hat. Wie er dich geliebt hat.“ „W-wo …“ Er unterbricht mich. „Weil ich es auch tu. Als ich dich zum ersten Mal sah, an diesem Samstag vor all den Jahren. Aber ich wusste auch direkt, dass ich für dich nie mehr als dein bester Freund sein konnte. Diese funkelnden Augen, die du Ryohei gezeigt hast. Dieses breite und überglückliche Lächeln.“ Mit jedem weiteren Satz fühle ich mich schlechter. Wenn ich so darüber nachdenke hätte es mir klar sein können. Meine Tränen treten stärker aus den Augen. „T-tu mir bitte einen Gefallen. Verlass mich bitte nicht auch nicht. Ich kann es nicht ertragen, noch einen Menschen zu verlieren, den ich liebe.“ Er streicht mir leicht über den Kopf. Meine nassen Haare kleben an seiner Hand. „Habe ich dich die Jahre über schon mal verlassen? Nein, also keine Sorge. Außerdem habe ich mich schon sehr früh damit abgefunden, dass du mit Ryohei zusammen bist.“ Yamamoto beginnt zu lachen. So unbeholfen, wie er es immer macht. Ich bringe ein leichtes, kurzes Schmunzeln zustande, aber die Tränen lassen nicht nach. „Danke, Yamamoto.“ Er drückt mich leicht. „Wollen wir wieder rein?“ „K-können wir machen.“ Langsam und stillschweigend fährt er mich rein. Wo ich sonst immer die Stille verachte, genieße ich sie diesmal. Ich würde mich zwar nicht über eine kleine Unterhaltung ärgern, jedoch ist es vermutlich besser so. Denn ich wüsste nicht, was ich meinem besten Freund sagen sollte. Es würde sehr lange dauern, bis ich ihm vernünftig in die Augen blicken kann, aber dass werde ich mir nicht anmerken lassen. All die Jahre war er neben Ryohei mein Beistand. Ich kann es mir nicht leisten, Yamamoto deswegen zu verlieren. Immerhin ist er wirklich mein bester Freund. Er fährt mich direkt in mein Zimmer. „Kann ich dir noch irgendetwas bringen?“ „Nein, danke. Du hast schon genug für heute getan.“ Yamamoto nickt und wendet sich zum gehen ab. „Danke, Yamamoto.“ Er wendet seinen Kopf zu mir. „Für dich doch immer, (s/n).“ Danach schließt er die Tür und in meinem Zimmer herrscht vollkommende Dunkelheit. Ich verstecke mich unter meiner Decke und mache mich ganz klein. Aber es hält die Tränen und den Schmerz nicht fern. Ryohei ist tot und das wird so bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)