Wings of Freedom von Lady-Phantomhive ================================================================================ Prolog: -------- „Und?“ lächelte Erwin. „Wie macht er sich?“ Die schäumende Wut, die Levi spürte, sah man ihm gar nicht an, doch der Kommandant wusste nur zu gut, was sein bester Freund empfand und musste sich das Lachen verkneifen. „Dieses dumme Gör…ist wirklich dumm“ zischte Levi und holte Luft, während Erwin ihm auf die Schulter klopfte. „Hab Geduld…“ sprach Erwin und beide schauten aus dem Fenster um Eren dabei zu beobachten wie er halbwegs versuchte einem bockigem Pferd das Zaumzeug anzulegen. Doch dem Pferd schien es nicht zu gefallen, denn Augenblickich holte er aus und verfehlte den Kadetten um Haaresbreite. „Siehst du, sogar das Pferd hasst ihn“ bestätigte Levi und schüttelte den Kopf. „Willst du mir damit sagen, dass du ihn hasst?“ fragte Erwin gelassen. Levi drehte sich um und nahm auf dem Sessel Platz. „Nein…das tue ich nicht“ war die knappe Antwort und er beliess es auch dabei. Der Kommandant lächelte und schaute wieder auf seine Dokumente herab. „Wir haben dieses Jahr wieder einen ordentlichen Nachschub an Jungkadetten- und Kadettinnen bekommen“ sagte er und seine Stimme klang monoton, was Levi aufhorchen liess. Auch wenn man es ihm nicht ansah, so konnte Levi einen Funken von Schmerz in seinen Augen erkennen. „Du kannst es wohl nicht vergessen, wie?“ bemerkte Levi ohne jegliche Emotionen in seinem Gesicht. „Wie kann man so etwas vergessen, Levi?“ konterte der Kommandant. Der Corporal verschränkte seine Arme und lehnte sich zurück. „Also ich kann es gut.“ Er konnte nur zu gut hören, wie sein Freund tief Luft holte und ihn ansah. „Zumindest kann ich es von der Arbeit trennen“ fügte Levi schnell hinzu. „Es ist ja nicht so, dass man es komplett aus den Erinnerungen streichen könnte…sie hatte immerhin für grossen Trubel gesorgt. Jeden verdammten Tag…“ Erwin hob seine Augenbrauen, als er das leichte Knurren in Levis Stimme erkennen konnte. Seine Gesichtszüge wurden weicher. „Oh ja, das hatte sie und wenn ich Eren sehe, dann sehe ich merkwürdigerweise auch einen Teil von ihr. Seine ganze Art, auch seine leichte Naivität und sein Lachen….diese strahlenden Augen…“ Levis Oberkörper drängte sich leicht zurück und er sah Erwin an, als wäre er komplett verrückt geworden. „Aber nicht, dass du mir über ihn herfällst, nur weil er einer gewissen Person ähnelt.“ Erwin räusperte sich. „Vor deinen Augen? ...Niemals!“ lachte er. „Dummes Pferd!“ schnaubte Eren wütend, liess das Zaumzeug fallen und stapfte wütend davon. Der schwarze Hengst wieherte ihm spöttisch hinterher. „Jaja, mach dich nur lustig über mich“ rief Eren und legte seinen grünen Umhang an. Es dämmerte und er wollte gerade den Stall verlassen, als ihm das braune Pferd des Kommandanten auffiel. Seufzend ging er auf den Hengst zu und berührte vorsichtig und ehrfurchtsvoll seine Nüstern. Das Pferd schnupperte an seinen Händen, neigte den Kopf etwas herab und hin und her, als er schliesslich Erens Hand doch noch erwiderte. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Erens Lippen aus und er streichelte den Hengst liebevoll „Du bist aber lieb. Kein Wunder, dass der Commander einen Narren an dir gefressen hat. Du bist sicher ein treuer Gefährte von ihm…“ „Oh ja, das ist er, in der Tat“ erklang eine tiefe Stimme. Eren schreckte auf, drehte sich schnell um und blickte in Erwins Gesicht. „Ah…Guten Abend Commander Erwin!“ rief er aus und salutierte streng, wobei Erwin sich ein Lächeln verkneifen musste. „Guten Abend, Kadett Jäger“ sagte er höflich, ging zu seinem Hengst und streichelte ihn ebenfalls sanft. „Bist du fertig mit deiner Arbeit?“ Eren sah ihn an und nickte. „Ja, ich habe alles gewissenhaft erledigt, so wie Captain Levi es wollte.“ „Gut“ antwortete der Kommandant und löste den Strick, das das Pferd davor bewahrte zu flüchten. „Magst du mit mir ausreiten?“ Diese Frage war so simple und doch so merkwürdig, dass Eren ihn erst einmal verwundert anstarrte. „Wie…was? Meint Ihr das ernst?“ Erwin lachte. „Würde ich dir diese Frage stellen, wenn ich es nicht ernst meinen würde?“ fragte er leicht spöttisch und schwang sich auf seinen Hengst. „Na los…hol dir dein Pferd. Ich will dir etwas im Wald zeigen.“ Eren nickte abermals heftig und ging los, was den Kommandanten wieder leicht spöttisch lächeln liess. „Ja, der genau gleiche Gesichtsausdruck…“ Levi sah aus dem Fenster und beobachtete den Moment, als beide schliesslich Seite an Seite das Quartier verliessen und Richtung Wald ritten. „Tss…ob dieses dumme Gör ihn und seine alten Gefühle nachvollziehen kann? Ich bezweifle es ja.“ Impulsiv öffnete er die Schublade von Erwins Schreibtisch und entdeckte ein Buch ohne Titel. Sein kalter Blick wanderte über das alte Cover. „Dein Herz wird sich nie davon lösen können, hab ich Recht, Commander?“ „Wo sind wir hier?“ fragte Eren und sah sich um. „Es ist sehr schön hier, was sind das für Blüten?“ Sein Blick wanderte nach oben. Sie standen mitten im Wald und um sie herum, Bäume, die rosarote Blüten trugen. „Kirschblüten“ antwortete Erwin, der von seinem Hengst herabgestiegen war. Sofort machte es ihm Eren gleich. „Dieser Ort hat eine ganz besondere Bedeutung für meine Einheit und für mich…ja, auch wenn Levi es nicht zugeben würde… er erinnert sich jeden Tag hierher zurück.“ Eren folgte ihm und sah ihn an, während er diese Worte sagte. „Dieser Ort? Was ist hier denn passiert?“ Bevor Erwin jedoch seine Frage beantworten konnte, hatte er sich bereits unter einem Baum ins Gras gesetzt. „Das möchte ich dir gerne erzählen.“ Der junge Kadett blinzelte überrascht und setzte sich neben ihm hin. „Sie möchten mir eine Geschichte erzählen?“ Erwin legte seinen Kopf leicht schief und betrachtete ihn. „Ich kann langsam verstehen warum Levi dich die ganze Zeit dummes Gör nennt.“ Eren schwieg, doch seine Augen verdrehten sich leicht. „Wie dem auch sei…An diesem Ort geschah das grosse Glück und Unglück zugleich. Ich will dir die Geschichte eines Menschen erzählen, den meine Einheit und ich ins Herz geschlossen haben. Ohne diese Person, würden wir wahrscheinlich alle gar nicht mehr leben…“ Eren konnte beobachten, wie sein Blick in die Ferne glitt und seine Worte immer mehr an Gefühlen zunahm. „Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens, dessen zahmes Herz durch den Tod verwildert wurde. Ihr Name war Shiori Winter." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)