Ocean blue von abgemeldet (Destiel & Sabriel) ================================================================================ Kapitel 6: Übung macht den Meister ---------------------------------- Castiel Ich kämpfte hart gegen das Rotanlaufen, als ich das Kommentar von Charlie hörte. Im Laufen meines Lebens hatte ich schon viel über mein Aussehen gehört, da ich mich auch mit schwarzen Eyeliner schminkte, wenn ich mich männlich fühlte. Das hatte mir bereits den ein oder anderen hämischen Kommentar eingebracht, wie 'Na Emo, ritzen wir uns auch?' bis hin zu 'Heute morgen daneben gegriffen?'. Solche Äußerungen waren mir Beweis genug, sich besser nicht zu outen. Es war also nicht verwunderlich, dass ich mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht fühlte, während die Mädchen mich anstarrten. Ich warf einen Seitenblick zu Crowley, der vollkommen desinteressiert auf seinem Bett saß und, wen hätte es überrascht, las. Ich seuftze innerlich, diese Gelassenheit hätte ich gern. Mein Blick wanderte zurück zu den Mädchen, und sah besonders in Megs Gesicht starkes Interesse. "Bist du schwul?", fragte sie geradewegs heraus, was mich stocken ließ. So viel Offenheit war ich nicht gewohnt, sodass ich erst etwas brauchte, um die Frage zu beantworten. "Nicht direkt", sagte ich zögernd, worauf mir seltsame Blicke zugeworfen wurden. "Ich bin demisexuell. Ich muss eine Person erst lange Zeit kennen, bevor ich mich auf eine sexuelle Beziehung einlassen kann", erklärte ich ihnen, worauf hin Meg grinste. Daraufhin wurde mir prompt unwohl. Ruby räusperte sich im Hintergrund, was mich aus meinen Überlegungen riss. "So sehr ich auch deine Perücke bewundere, wir müssen los", teilte sie uns mit einer hochgezogenen Augenbraue mit. Ich nickte. Jetzt konnte der Spaß ja richtig los gehen. "Interventionsnächte sind im Grunde riesige Partys. Glabut mir, wenn ich sage, dass Harry und Ed Alkohol besorgen können, der in den USA nicht mal legal ist!", schrie Jo über den Lärm der dröhnenden Musik hinweg. Wir befanden uns am Rande eines Amphitheaters, welches westlich der Wohnheime lag und anscheinend für jegliche Feiern benutzt wurde. Zumindest wirkte es mit seinen abgestuften Sitzbänken und seinem runden Zentrum so, und Charlie hatte uns versichert, dass die Sommeraufführungen des Theaterclubs jährlich hier abgehalten wurden. Die grauen Steinbänke sahen abgenutzt aus, jedoch bequem. Nachdem ich mit der Hand über die Lehne gestrichen war, nahm ich mir vor, die Theateraufführung in diesem Sommer unbedingt zu besuchen. Während meiner Überlegungen hatte ich nicht mitbekommen, dass sich die Gruppe bereits auf den Weg nach unten gemacht hatte, sodass ich nun allein am Eingang stand. Ich nutze den Ausblick jedoch ein wenig, um mir einen ersten Gesamteindruck über die Gäste zu schaffen. Ich brauchte nicht lange, um einige bekannte Gesichter zu entdecken. Gabriel sprang zwischen den Gästen herum, wobei es ein Wunder war, dass ich den 1,70 großen Flummi überhaupt sehen konnte. Sam, der anscheinend der kleine Bruder von Dean war, stand ganz in der Nähe von Gabriel und sprach mit einem blondhaarigen Mädchen und nicht weit von ihm entfernt stand mein persönliches Fiasko. Dean Winchester höchstpersönlich. Ich seuftzte, als ich dabei zusah, wie er eine Flasche Bier an seine Lippen setzte. Ich stand vielleicht zwanzig Meter von ihm entfernt, konnte jedoch genau sehen, wie er seine Augen schloss. Dean war attraktiv, ohne Frage. Das war mir bereits bei unserer ersten Begegnung aufgefallen. Als ich vor mich hinträumte, blickte ich mich etwas um, sodass mir nicht auffiel, dass Dean auf mich zukam. Ich verrenkte mir beinah den Nacken, als er mich ansprach, da ich mir zuvor noch die Bäume rings um den Campus angesehen hatte. Dean lächelte mich verschmitzt an, ehe er mit seinen Pufferlippen das sündige Wort "Hey" formte. Wunderbar. "Hallo", gab ich nach kurzem Sammeln mit verstellter Stimme zurück, glücklicherweise hatte ich das glaubwürdig drauf, und erntete ein weiteres Schmunzeln von Dean, was mich beinah dazu brachte, meine imaginäre Schippe zu nehmen, und sie ihm auf den Deckel zu hauen. Mein verschnellertes Herzklopfen konnte nämlich nicht gesund sein. "Gehörst du zu den Barden Bellas?", fragte er, wobei sein Grinsen beinah spöttisch wirkte. Mein Lächeln, welches zuvor noch ehrlich war, hielt sich jetzt nur noch dank meiner äußerst starken Selbstbeherrschung auf meinem Gesicht. Was für ein Idiot. "Ja, tue ich", gab ich abweisend zurück. Für was hielt der sich denn bitte? Ich schnaubte leise, bevor ich mich an ihm vorbei schob. Der konnte mich jetzt mal. Ich lief die Treppen hastig hinab, ohne mich umzuschauen, obwohl ich gerne sein überraschtes Gesicht gesehen hätte. Aber für Genugtuung gab es besser Zeiten als diese. Ich folgte dem enthusiastischen Winken Charlies, die sich rechts von mir aufhielt. Ich lachte, als ich zwei Gläser Cola neben ihr auf der Steinbank sah, auf welcher sie saß. Sie war kühl, als ich mich neben sie setzte und das Glas in die Hand nahm. Charlie lächelte mich freimütig an, und ich beobachtete die verschiedenfarbigen Lichter, die auf ihr Gesicht geworfen wurden. "Ich finde es schön, dass du jetzt bei uns mitmachst", sagte Charlie laut, als ich an meinem Glas nippte. Ich sah sie neugierig an, ehe ich lächelte: "Danke, dass ihr mich mitmachen lasst", antwortete ich, ehe ich wieder auf die tanzende Meute unter uns sah. Der Bass hallte in meinen Ohren wieder, sodass ich das Gefühl hatte, heute noch taub zu werden. Es störte mich aber nicht. "Es ist gut, dass du zu dir stehst", sprach Charlie weiter, und ich lachte. "Genau wie Iceman?", neckte ich sie, da ich ihr X-Men Shirt bemerkt hatte, das sie heute Abend trug. Ich interessierte mich ebenfalls für Comics und TV-Serien, besonders gefielen mir Doctor Who, Der Herr der Ringe, Sherlock, Marvel und Pokemon. Michael hielt es nach wie vor für lächerlich, dass ich mich mit meinen achtzehn Jahren noch für diese angebeblichen 'Kinderspiele' begeistern konnte, aber das störte mich nicht. Ich mochte die Idee hinter den Pokemonspielen, sie machten mir genauso viel Spaß wie Zelda. Charlie und ich begannen schnell ein Fandom-Übergreifendes Gespräch, und so bekamen wir gar nicht mit, dass sich Dean zu uns gesellte. Erst, als meine Gesprächspartnerin mitten im Satz aufhörte zu reden, bemerkte ich, dass jemand neben mir saß. Ich sah in seine grünen Augen und wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich mich freuen oder ärgern sollte. Charlie schien ein Gespür für schlechte Schwingungen zu haben, da sie sich prompt mit einem Winken verabschiedete und das Weite suchte. Beinah verzweifelt sah ich meiner letzten Ausrede, nicht mit ihm sprechen zu müssen, hinterher. Toll. "Immer noch eingeschnappt?", setzte Dean an, sodass ich mich wieder zu ihm wendete. Ich musterte ihn kalt. Auch kam in mir etwas Panik auf, da ich ehrlich gesagt nicht wusste, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Es war eine Zwickmühle. Dean kannte mich in männlich, aber glücklicherweise schien er nicht zu sehen, dass ich der Junge war, der ihn vor anderthalb Wochen angerempelt hatte. Aber das hier war auch eine Chance, ihn etwas kennen zu lernen. Also entschied ich mich für die riskantere Version: Ruhig bleiben. Ich verengte die Augen etwas: "Vielleicht, Dean", sagte ich nichtsdeutend, um ihn etwas zu verwirren. Er lachte aber nur, was mich ganz und gar nicht glücklich stimmte. "Vielleicht kann ich dich auf eine Runde einladen?", bot er zwinkernd an. Ich überlegte kurz. Ich wurde schnell betrunken, ich hatte es einmal versucht, und mich seit dem von Alkohol ferngehalten. Außerdem war es für mich noch nicht mal legal, Alkohol zu trinken. Ich fragte mich sowieso schon, wie die gesamte A cappella Gemeinde dieser Universität ihren heutigen Alkoholkonsum verheimlichen wollten. Ich schüttelte deshalb den Kopf und lächelte entschuldigend: "Ich mag Alkohol nicht besonders." Deans Lächeln verrutschte etwas, sodass ich schnell weiter sprach: "Etwas Alkoholfreies wäre aber nicht schlecht!" Mein verzweifeltes Gesicht sorgte anscheinend für einen Gedankenumschwung bei ihm, er stand mit einem Lächeln und einem "Ich bin gleich wieder da" auf und ließ mich allein auf der Steinbank zurück. Ich blickte ihm hinterher, ehe ich mein noch immer halbvolles Colaglas entdeckte. Schnell umfasste ich es, und starrte gedankenverloren in die Menge. Na das konnte ja noch was werden. Ich kniff meine Augen zusammen, als ich aufwachte. Um Gottes Willen. Ich murrte, als die Sonne nicht aufhörte, mich zu blenden und vergrub mich wieder in meiner Decke. Was war das doch für ein Mist. "Na, ausgeschlafen, Giraffe?", vernahm ich Crowleys süffisante Stimme, worauf ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Musste er so laut reden? Siedend heiß fielen mir die Ereignisse der gestiegen Nacht ein und ich fuhr hoch. Dabei bemerkte ich, dass ich meine Perücke glücklicherweise ausgezogen hatte. Ich suchte das Zimmer verwirrt nach Crowley ab, den ich schließlich vor seinem Kleiderschrank entdeckte. Er zog sich gerade sein Jacket an, was mich veranlasste, auf den Wecker neben meinem Bett zu schauen. 8:15. Noch eine Stunde bis zu meiner ersten Vorlesung. Ich ließ mich noch einmal ins Bett fallen und die Erinnerungen an Gestern durch meinen Kopf rauschen. Ich hatte mit Dean einige Cocktails getrunken, und war so mit ihm ins Gespräch gekommen. Nun wusste ich, dass sein bester Freund Benny Zahnmedizin studierte und auch bei den Trebles mitmachte, er aus Kansas kam und die Universität nur durch ein Stipendium besuchen konnte, ebenso wie sein Bruder Sam. Als ich daran dachte, bekam ich unwillkürlich das Gefühl, wie glücklich ich mich eigentlich schätzen konnte, dass mein Vater durch seine Romane so viel verdiente, dass er vier Kinder gleichzeitig auf die Universität schicken konnte, wobei Gabriel ebenfalls ein Stipendium erhalten hatte, da er sich so herausragend in Medizin hervortat. Ich stand ächzend auf, als Crowley unser Zimmer verließ und sah dabei einen mir unbekannten Zettel auf dem Holzfußboden unseres Zimmers. Fragend hob ich diesen auf und hätte ihn beinah wieder fallen gelassen. Er hatte mir seine Nummer aufgeschrieben.   Charlie Ich hatte wirklich schon viel gesehen. Ehrlich, Amerika bot so einiges: Ein Hamster in der Mikrowelle, riesige Hamburger und Frauen, die Flaggen als Bikini trugen. Letzteres war nebenbei nicht schlecht. Aber das hier... So etwas Unkoordiniertes und Zusammengewürfeltes hatte ich wohl noch nie gesehen. Insgesamt sahen wir aus wie die zusammengeworfenen Teilnehmerinnen einer schlechten Girlgroup Casting Show, die in der ersten Runde rausgefolgen waren. Ich war ein überzeugter Optimist, zumindest die meiste Zeit über, aber wenn ich mir Jos Worte: "Aber das kriegen wir hin!" in den Sinn rief, wurde mir übel. Auch wenn ich Jos strahlendes Gesicht sah, als sie uns sagte, dass sie einen Plan hatte, kochte in mir leichtes Unwohlsein auf. Sie wollte so gern gewinnen, aber ich konnte mich nun mal nicht gegen meine Zweifel wehren, die ich bezüglich dieser Unternehmung hegte. "Ich habe einen Plan aufgestellt, mit dem wir todsicher Champions werden!", verkündete sie lautstark und drehte die weiße Tafel, vor der die Gruppe saß, energisch um. Sie entblößte einen fein säuberlich, mit grünen Stift geschriebenen Plan, der trotz allem unüberschaubar war, weil er endlos viele Punkte enthielt. Lautlos starrten wir auf den Plan, während Jo sich derweilen einen Zeigestock schnappte und begann, auf die einzelnen Punkte zu weisen. "Wir werden jeden Tag zwei Stunden trainieren, sieben Tage die Woche", sagte sie bestimmend, als sie auf den Punkt 'Training' klopfte. Das empörte Luftschnappen ignorierte sie. Als ich den Punkt 'Beziehung' sah, und darunter direkt die Blase 'Keine Trebles!', sah ich sorgenvoll zu Castiel hinüber. Seine leichten Augenringe und seine verwuschelten Haare sprachen für sich, und ich hatte unwillkürlich ein schlechtes Gewissen, da ich ihn ganz allein mit Dean gelassen hatte. Ich mochte Castiel. Er war witzig und nett, wenn auch manchmal etwas zu ernst. Außerdem schien er sozial nicht der Beste zu sein, was ihn irgendwie noch niedlicher machte. Ich wünschte ihm nicht Schlechtes, aber ich kannte Dean. Wir waren Freunde, auch wenn wir das etwas unter der Hand hielten, da ich keinen Bock hatte, mit Jo Stress zu bekommen. Sie führte eine leidenschaftliche Rivalität mit jedem Treble und so war es für mich angenehmer, still zu sein, wenn es um außerschulische Aktivitäten ging. Es besaß schon eine gewisse Komik, als Jo versuchte, den Mädchen instrumentale Geräusche beizubringen. Beim Singen kam es auch auf die Ästhetik an, aber ich konnte nichts in den verzogenen Gesichtern unserer Gruppe finden, was auch nur annähernd daran grenzen könnte. Es wurde auch nicht besser, als Jo uns die Tribüne hoch und runter scheuchte, und dabei Donna entdeckte, die es sich auf den Sitzen bequem gemacht hatte, und Jos Frage, was sie denn dort tun würde, mit den Worten: "Ich laufe horizontal", beantwortete. Eins konnte man festhalten: Langweilig waren diese Gruppe keineswegs. Ob wir damit den Titel holen konnten, stand jedoch auf einem anderen Blatt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)