Ocean blue von abgemeldet (Destiel & Sabriel) ================================================================================ Kapitel 5: Outing ----------------- Castiel "Gibt es da etwas, was du mir mitteilen möchtest, Roomie?" Die schnarrende Stimme Crowleys durchschnitt den Raum wie ein scharfes Messer ein Stück Butter. Ich brauchte etwas, um die Situation zu verarbeiten, jedoch zuckte ich heftig zusammen, als ich alles begriffen hatte. Crowley wusste es. Verdammte Scheiße. Schweiß bildete sich in meinem Nacken und ran diesen hinab. Meine Beine begannen zu zittern und unwillkürlich fragte ich mich, wie lang sie mein Gewicht wohl noch halten würden. Das beinah sanfte Lächeln auf seinen Lippen sorgte nicht gerade dafür, dass sich mich besser fühlte. Oh Gott, er würde mich auslachen, verspotten und mich überall verraten! Erst das Geräusch herannahender Schritte und Wortfetzen, die mein Ohr erreichten, rissen mich aus meiner Starre. Fahrig drehte ich mich um und schmiss die noch immer sperrangelweite offenstehende Tür in meiner Hektik gnadenlos zu. Aufgrund des Knalls fuhr ich zusammen und das bittere Gefühl, das sowieso schon in meinem Magen rumorte, machte nun eine Freifahrt durch meinen gesamten Körper. Das amüsierte Lachen von Crowley nahm ich nur am Rand wahr, versetzte mir aber dennoch einen herben Stich. "Weißt du, wenn du unbedingt Kleider anziehen möchtest, mach das. Solange ich nicht mitmachen muss", sagte Crowley schließlich nonchalant in den Raum hinein, ehe er sich von seinem Bett erhob und an mir vorbei schlenderte. Er lächelte mich noch einmal mysteriös an, ehe er an mir vorbei aus dem Zimmer schritt. Ich war mir ziemlich sicher, noch nie in meinem gesamten Leben so blöd geguckt zu haben. Aber gut, einen Vorteil hatte die ganze Misere. Ich konnte mein Make-Up auspacken.   Dean Ich lächelte Sam breit an, als er sich mit einem Ächzen neben mich auf die Bank fallen ließ. "Wow, schafft dich die Uni schon so dermaßen?", scherzte ich und knuffte meinem kleinen Bruder liebevoll in die Seite. Ich war wirklich froh, Sam hier zu haben. Ich wusste, dass er und Dad sich buchstäblich in der Luft zerfetzten, wenn ich nicht da war. Ich wollte gar nicht wissen, wie er die letzten vier Jahre ohne meine direkte Unterstützung überlebt hatte. "Pff. Das musst du gerade sagen", gab Sam eingeschnappt zurück, worauf ich nur lächeln konnte. Er reagierte immer noch wie ein Kind, es war herrlich. Aber es beruhigte mich auch. Unser Vater hatte uns stets gedrillt, immer dafür gesorgt, dass wir Höchstleistung brachten. "Fühlst du dich wenigstens wohl bei uns?", fragte ich ihn und sah ihn aufmerksam an. Ein warmes Gefühl machte sich in meiner Brust breit, als ich das fröhliche Aufblitzen in seinen Augen sah. Er nickte eifrig und begann sofort von Gabe zu erzählen. Ich rollte mit den Augen. Novak schien es ihm wirklich angetan zu haben. Nachdem ich mir schweigend mehrere Minuten 'Schwärmerei' angetan hatte, unterbrach ich ihn: "Dir ist klar, dass wir heute Interventionsnacht ist?" Als Antwort erhielt ich bloß einen fragenden Blick und ein Kopfschütteln. Ich stutzte ungläubig. Nicht mal das hatte man ihm gesagt.   Castiel Interventionsnacht. Ich ließ mir das Wort mehrfach durch den Kopf gehen. Acapella Interventionsnacht. Charlie hatte gesagt, es wäre sowas wie das Kennen lernen der Acapellagruppen. Man präsentierte seine neuen Mitglieder, und feierte ein bisschen, bevor man in die Trainings- und Wettbewerbsphase ging. Also die Ruhe vor dem Sturm. Ich stand ratlos vor meinem Kleiderschrank. Die 'Barden Bellas' waren eine reine Mädchengruppe, das bedeutete einen klaren Bedarf an Make-Up und Korsett für mich. Ich wusste nur noch nicht, was ich anziehen sollte. Es war bereits Abend geworden, und in anderthalb Stunden würde es losgehen. Crowley war bereits wieder da, er lag ruhig hinter mir auf dem Bett und war in ein Buch vertieft, dass schon so abgegriffen und alt war, dass man den Titel nicht mal mehr erkennen konnte. Ich seuftze und durchkämmte die Kleiderbügel nach etwas passenden. "Nimm die dunkelblaue Jeans, das lilafarbende Shirt und das dunkelblaue Hemd zum Drüberziehen." Ich drehte mich verwirrt zu Crowley um, der weiterhin auf dem Bett lag und nicht mal die Augen zu mir gewendet hatte. Er musste mein Starren aber bemerkt haben, denn er sah auf und ein genervter Blick traf mich. "Rechts neben dir, Giraffe", teilte er mir angesäuert mit, ehe er sich wieder seinem Buch zuwand. Ich zog die Augenbrauen zusammen, bevor ich ein leises "Danke" herausbrachte. Es wurde lediglich mit einem tiefen Brummen quittiert. Schnell schnappte ich mir die Kleidung, die Perücke, die auf meinem Bett lag und ein schwarzes Paar Socken, ehe ich mich ins Bad aufmachte. Als ich es betrat, konnte ich mir  ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich die Ablage unter dem Spiegel sah. Auf der linken Seite stand Crowleys After Shave, sein Deo und sein Rasierer lag zusammen mit der Bürste auf dem weißen Untergrund. Meine Seite jedoch war mit der eines Mädchens fast identisch. Von Wimperntusche, Nagellack und Lidschatten besaß ich alles, was das Frauenherz begehrte. Man hätte meinen können, dass hier entweder ein Mädchen lebte oder Crowley regelmäßig weiblichen Besuch bekam. Ich legte meine Sachen auf dem Toilettendeckel ab, ehe ich den Schrank unter dem Waschbecken öffnete. Beinah sofort fand ich, was ich gesucht hatte. Das kleine Döschen Walker Tape, das ich zur Befestigung meiner Perücke brauchte. Bevor ich aber anfing, meine Perücke aufzusetzen, reinigte ich mein Gesicht gründlich und trug etwas Wimpertusche auf. Während ich in meine Tätigkeit versank, wanderten meine Gedanken zu Dean. Er würde bestimmt keine Wimperntusche brauchen, wenn er wie ein Mädchen aussehen wollte. Ich hatte noch nie so lange Wimpern bei einem Jungen gesehen, wirklich nicht. Ob er auch da war? Bestimmt. Aber ich konnte ihn nicht ansprechen. Sonst würde er noch rauskriegen, wer ich war. Ich seufzte leise. Bestimmt war er nicht mal daran interessiert, mit mir zu reden. Ich schüttelte die Gedanken an den älteren Winchester ab, und schminkte mich weiter. Ich tat nicht viel, nur etwas Eyeliner. Und meine Stoppeln verabschiedeten sich ins Waschbecken. Glücklicherweise hatte ich ein sehr weibliches Gesicht, stellte ich erneut fest, als ich über meine glatten Wangen fuhr. Ich hatte noch keine besonders kantigen Gesichtszüge, aber dafür hohe Wangenknochen, eine reine, helle Haut. Oft waren meine femininen Züge Grund für Hänselein gewesen, als ich noch jünger gewesen war. Bevor ich mich jedoch anzog, fiel mir auf, dass ich das wichtigste vergessen hatte. Das Korsett. Es lag noch immer in meinem Kleiderschrank. Ich richtete noch etwas meine Shorts, alles, was ich noch trug, und ging in das Zimmer zurück, in dem immer noch Crowley auf dem Bett herumlungerte. Er schenkte mir nicht einen einzigen Blick, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um an das Korsett zu gelangen. Es war weiß und hatte bereits vorgeformte Brüste, worüber ich ganz froh war, auch wenn es verdammt teuer gewesen war. Ich erinnerte mich noch gut an die Zeit, als ich mir BHs kaufen musste, um sie dann mit Klopapier auszustopfen. Als ich das Korsett schließlich zu Fassen bekam, wurde mir auf einmal bewusst, dass ich Hilfe brauchen würde, um es anzuziehen. Ich schluckte. Konnte ich..? Langsam zog ich das Kleidungsstück hervor. "Na, Elton, brauchen wir HIlfe beim Anziehen?", schnarrte mein Mitbewohner, ohne von seinem Buch aufzusehen. Unwillkürlich fragte ich mich, wie zur Hölle er mich sehen konnte, wenn er doch die ganze Zeit auf sein verbeultes Buch sah. "Ähm", sagte ich deshalb klug, während ich mich verloren vor dem Kleiderschrank umdrehte. Ich blickte ihn unsicher an, worauf Crowley missbilligend mit der Zunge schnalzte und mich gebieterisch zu sich winkte. Überrascht watschelte ich zu ihm und kam nicht drum rum, mich äußerst bescheuert zu fühlen. "Du kannst Korsette schnüren?", fragte ich ihn ungläubig, als ich ihn dabei zusah, wie er aufstand. Er sah mich an: "Meine Mutter ist... 'Theaterschauspielerin'", er betonte letzteres Wort derartig herablassend, dass ich beschloss, dieses Thema nie wieder anzuschneiden. Ich nickte deshalb nur leicht und drehte mich, um das Korsett an der Vorderseite mithilfe des zweiobersten und vorletzten Harken zu fixieren. Crowley zog daraufhin die Blende an meinem Rücken gerade, bevor ich damit begann, das Korsett an der Vorderseite zu schließen. Es war nicht ganz einfach, da das Korsett dazu ausgelegt war, mir eine schmalere Taille zu verpassen, was bedeutete, dass die Schnürung fester als bei anderen Korsetten sitzen musste. Ich ruckelte sanft an den beiden Vorderteilen, und so gelang es mir, auch den letzten Harken in der zugehörigen Öse festzumachen. Ich war überrascht, wie routiniert Crowley begann, die Schnürung festzuziehen. Natürlich, es war nicht das angenehmste, was es gab, es drückte an manchen Stellen entsetzlich, aber das war ich gewohnt. Mit der Zeit wurde es besser. Ich versuchte nach wie vor, geregelt auszuatmen, während mein Mitbewohner an mir herumzog. Es war schwierig, aber nicht unmöglich, ein Korsett allein anzuziehen, ich holte mir deshalb gerne Verstärkung. Als ich noch Zuhause gelebt hatte, waren es im dem Fall Balthazar oder Gabriel gewesen. Jedoch war es mit dieser Unterstützung immer etwas schwierig gewesen, da Gabriel ständig Schokolade an den Fingern hatte, und Balthazar ständig Wein trank. Er hielt nicht viel vom Alkoholverbot in den USA, so betonte er ständig. Er war auch anderes gewohnt, da er mit Lucifer in Frankreich aufgewachsen war. Ich bedankte mich mit einem Lächeln bei meinem Helfer, ehe ich zurück ins Bad hastete. Dank ihm hatte ich eine Menge Zeit gespart, und so konnte ich mich in aller Ruhe umziehen. Ich rückte meine unechten Brüste etwas zurecht, bevor ich begann, meine Perücke anzuziehen. Ich erinnerte mich noch daran, als ich sie gekauft hatte. Als ich das Paket aufgemacht hatte, war mir, als wäre ein Feuerwerk in meinem Magen explodiert, so sehr hatte ich mich gefreut. Gabriel, der dabei gewesen war, hatte mich damals umarmt, und ich hatte mich bis heute niemals sicherer und wohler gefühlt. Während ich an meine Vergangenheit dachte, zupfte ich an den Strähnen der Perücke herum und beobachtete die Lichtstreifen, die sich auf den Locken abzeichneten. Als ich auch den letzten Makel aus meiner Perücke beseitigt hatte, sah ich in den Spiegel. Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Ich fühlte mich jedes Mal wie ein neuer Mensch, wenn ich... ja, ich sein konnte. Gott, wie ich mich kaputt machte, keine Kleider tragen zu können, wenn ich es gerade wollte. Oder Absätze zu tragen, wenn ich Lust und Laune hatte. All das ging nun nicht mehr. Aber jetzt... Jetzt war es perfekt. Als ich aus dem Badezimmer kam, blickte ich geradewegs in die Gesichter meiner Acapellagruppe. Ich machte instinktiv einen Schritt zurück, als ich die Gesichtsausdrücke sah. "Ist es eigentlich legitim, dass du besser aussiehst, als die meisten anderen Mädchen?", fragte Charlie grinsend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)