Dhwosos Dhworis von Owil (Risswächter) ================================================================================ Kapitel 1: Luna --------------- Mondlicht Die Nacht war gerade hereingebrochen. Im Westen glühten die letzten Sonnenstrahlen über dem Horizont und färbten den westlichen Himmel in dunklem Rot, während die Sterne schon zu sehen waren. Einer der Monde stand in voller Pracht am Himmel und bildete eine fasinierende blaue Sichel zwischen den Sternen. Winzige Wolkenscharen verzierten vereinzelt die Aussicht in der Ferne. Eine warme Frühlingsbriese wehte den sommerlichen Duft der Blütendstände durch die Straßen. Doch dies war mir in diesem Moment nicht aufgefallen. Ich eilte und hetze durch die Straßen des Rhodes Bezirks von Phan. Kletterte Fassaden hoch, sprang von Dächern, Balkons und Mauern. Auf der Flucht vor dunklen Gestalten, die mir dicht auf den Versen zu sein schienen. Kaum bog ich um eine Ecke, so stand schon die nächste Gestalt vor mir. Mal sprang ich über sie, mal wand ich mich so schnell ich konnte in eine neue Richtung. Letztendlich versperrten sie mir beide Wege in einer Gasse, worauf ich an die Wand sprang, von ihr an die gegenüber liegende und mich dort an einem Rohr festhielt, das ich erklamm. Außer Atem von der bisherigen Verfolgung war ich schließlich wieder auf einem Dach, sprintete los ohne Luft zu holen oder zurück zu sehen. Ihre Anwesenheit spührte ich weiterhin im Nacken, doch zum ersten mal schienen sie ferner. Als ich zwei Dächer weiter war balancierte ich über eine Leine, an der eine Laterne hing, schaute nochmal zurück und war erleichtert endlich Distanz zwischen uns gebracht zu haben. Fünf Gestalten konnte ich auf die schnelle erfassen, doch es waren mehr, sagte mir mein Gespür. Ein Stückchen weiter war eine belebte Einkaufsstraße die zu dieser Zeit regelrecht aufzublühen vermag. Vom Dach herab gesprungen versuchte ich in der Menge unter zu tauchen und bewegte mich entgegen meiner ursprünglichen Richtung, in der Hoffnung, dass meine Verfolger mich dort nicht vermuteten. Es wäre normalerweise unklug ein Stück zurück zu laufen. Doch mir bot das Getümmel der Menge eine gute Deckung. In schnellem Schritt bahnend durch die Menge schaute ich herum, spickte mal zurück und erblickte sie mich vom Dach aus zu suchen. Vorsichtig durch die Menge gehend guckte ich erneut nach hinten, sie schienen mich immernoch zu suchen. Alle möglichen Personen verschiedener Rassen waren um mich herum. Darunter Hauptsächlich Menschen und Nachtaktive Kreaturen. Es gab Geschäfte in den Gebäuden und auch Stände auf der Straße. Die Straße war hell erleuchtet. Überall waren Gespräche und Handel im gange. Leise Musik mischte sich aus verschiedensten Richtungen durcheinander. Hier und da konnte ich das Plätschern von Zapfhähnen, das klimpern von Gläsern oder die klopfenden Schuhe auf dem Asphalt vernehmen. Die verschiedensten Düfte frischer Lebendmittel vermischten sich. Warme Fleischgerichte, däftige Gemüsebeilagen, Gebäck und sogar der süßliche Geruch von Schokolade war zu vernehmen. All das versetzt mit einer Alkoholischen Bier- und Weinnote. Geschäfte und Stände versuchten auf unterschiedlichster Weise auch optisch auf sich Aufmerksam zu machen. Bunte Leuchtreklamen dazu Verzierte Schriftzüge und Bilder auf den Schildern. Einige Ständer warben mit moderner und andere eher rustikalerer Dekoration. Es war wie ein Straßenfest ohne festes Thema und daraus entsand ein eher chaotisches, wildes und multikulturelles Ambiente. Trotz dieser Unordnung passte alles irgendwie zusammen und erstellte ein freudiges Zusammenspiel. Dadurch, dass die Stände der Straße hell erleuchtet waren, schienen Seitengassen nur noch dunkler. Sie waren mit stark gedimmten Licht versehen und führten zu weiteren Geschäften. Die Geschäfte in der Dunkelheit waren mehr für nachtaktive Rassen ausgerichtet. Die meisten nachtaktiven waren Dämonenrassen die zur Zeit der Risse aus Skojā hierher kamen. Langsam und vorsichtig versuchte ich mich weiterhin so unauffällig wie möglich durch die Menge zu Bahnen und schaute weitere male zurück aufs Dach. Doch dies schien ein Fehler, denn plötzlich gab es Augenkontakt. Eine Gestalt hatte mich entdeckt. Ich bog schnell in die nächste Gasse zu meiner Linken ein, lief weiter und weiter, schlug ständige Haken und kam nach kurzer Zeit in einer recht wohlhabigen Gegend an. Die Häuser nutzten großzügiger den ihnen gegebenen Platz aus, Gärten schienen gepflegter, Fassaden künstlerischer und Straßen schienen ohne jeglichen Markel. Im zickzack bahnte ich mich durch die Straßen, suchend nach einer Zuflucht. Denn solange die Gestalten noch weiter entfernt waren, konnte ich diese Gelegenheit zum verstecken nutzen. Endlich fand ich etwas vielversprechendes. Das offene Fenster, eines gepflegten Hauses. Die Lichter in jenem Zimmer waren aus. Nur im untersten Stockwerk schien Licht. Wenn ich mich vorsichtig hinein schleiche und das Fenster schließe, könnten sie meine Spur verlieren. Schnell sprang ich auf die Gartenmauer und von dieser auf die äußere Fensterbank, ging vorsichtig hinein, schaute mich um. Ein Zimmer, etwas unordentlich, ein leeres Bett, darunter eine menge Zeugs, ein Schreibtisch mit vielen losen Blättern und einem Computer auf der linken Seite, ein Fernseher auf einem hüfthohen Regal neben der Tür, ein hohes Regal und zwei Schränke, einer davon offen. ~PERFEKT!~ Ich wollte noch eben das Fenster leicht schließen und dann mir überlegen, ob ich mich im Schrank vor den Bewohnern verstecke, doch da öffnete sich die Tür und jemand stand dort im Türrahmen. Jemand den ich auf den ersten Blick nicht erkannte. Doch dann... ~Oh, Gott, das ist Aaron. Hoffentlich erkennt er mich nicht.~ Aaron war ein Klassenkamerad von mir, doch er hätte mich in meiner Verkleidung nicht erkennen dürfen. Mit leicht zerrissener Kleidung, einigen Schnittwunden und Schirfungen hockte ich vor ihm noch auf der Fensterbank. Die Kaputze meines Umhangs verdeckte mein Gesicht. An allen möglichen Stellen der Stoffe hatten sich Blutflecken gebildet. Es blieb kaum Zeit, gerade als ich weiter hinein wollte, kam mir Aaron schon entgegen, schneller als ich vor Verwunderung reagieren konnte, packte mich am Arm und zog mich quer auf sein Bett. Er schloss das Fenster, zeigte auf die Ecke vom Bett und sagte: »Setz dich nah in die Wand.« Nach einem Bruchteil einer Sekunde tat ich was er befahl, wärend Aaron etwas auf die innere Fensterbank zu schreiben schien. Kaum war er fertig leuchtete es auf. Verwundert verharrte mein Blick auf ihm und der Fensterbank. Er wandte sich zu mir um, hatte zunächst einen neutralen Gesichtsausdruck mit weit geöffneten Augen. Wenn ich das so nennen darf wirkte er im ersten Moment verstört. Im nächsten Moment setzte er allerdings ein sanftes Grinsen auf und das sah kaum anders aus als sonst. In der Schule hatte er auch immer ein freudiges breites Lächeln auf den Lippen. Es fiel mir schon immer schwer ihm zu vertrauen, wahrscheinlich weil ihm dieses Grinsen nie verging und es momente gab, in denen es nur wie aufgesetzt schien. Dieses schien auch irgendetwas zu verstecken, sagte mir zumindest mein Gefühl. Und langsam bemerkte ich erst, in was für einer Situation ich steckte. Vollgepumpt mit Adrenalin und immernoch schwer atmend lag es wohl an seinem vertrauten Gesicht, dass mein Instinkt mir sagte hier sei ich erstmal in Sicherheit, auch wenn ich Aaron kaum kannte. Mehr als ein paar flüchtige Worte hatte ich nie zuvor mit ihm gewechselt und plötzlich brach ich in sein Zimmer ein und blutete sein Bett voll. Diese Gedanken offenbarten sich mir wohl innerhalb weniger Sekunden, die sich aufgrund unseres Schweigens wie mehrere Minuten anfühlten. Dann brach Aaron unser Schweigen. »Du kannst dich beruhigen, und durchatmen. Wer auch immer die sind, sie werden dich hier nicht finden.« Seine Stimme klang sanft und selbstsicher. »Was auch immer du angestellt hast, die sind ziemlich hartnäckig.« Er blickte noch für weitere Sekunden aus dem Fenster und ich traute mich trotz seiner Worte nicht aus der Ecke. Konzentrierte mich erstmal darauf meinen Puls zu senken, und Luft zu bekommen. Die Luft in diesem Zimmer war recht frisch, das Fenster schien länger auf gewesen zu sein und dennoch waren spuren von Aaron darin zu bemerken und eine Spur von Zwiebeln, Pfeffer und gebratenem Fleisch. Nicht ,dass es schlecht roch. Der Essensgeruch war eher frisch und daher schloss ich, dass gerade Zeit fürs Abendessen war. Aaron wanderte durch den Raum und fing plötzlich an aufzuräumen. Mein Herz klopfte laut und dies schien ich erst in diesem Moment zu bemerken.  »Tut mir Leid, hätte ich einen weiblichen Gast erwartet, hätte ich vorher aufgeräumt... Allerdings hätte es einen schlimmeren Zeitpunkt treffen können, das ist noch halbwegs ordentlich.« lächelte er mich wieder an. Seine Sorglosigkeit schien mir zu helfen und mich zu beruhigen, fast schon musste ich schmunzeln. Mein Puls verlangsamte sich und das Atmen ging leichter. Doch vollkommen entspannt war ich immer noch nicht und aus der Ecke traute ich mich ebenfalls nicht. »Scheinst ja langsam zur Ruhe zu kommen. Wie gesagt du kannst aus der Ecke kommen, sie können dich hier weder sehen noch erspühren.« Verwundert ergriff ich das Wort »Wie kannst du dir da sicher sein?« »Dieses Haus ist durch Runen abgeschirmt, ich habe gerade eben erst das Fenster mit einer versehen.« Runen: Eine alte magieleitende Schrift der nachgesagt wird aus der Zeit der Götter zurück geblieben zu sein. Sehr lange war es nur wenigen Familien vergönnt sie zu lernen, lehren und zu beherrschen. Überall in beiden Welten gibt es viele verschiedene Runenschriften. Alte vergessene und traditionell überlieferte. Hauptsächlich Elfenfamilien nutzen sie um den Ätherfluss besser zu kontrollieren. Außer ihnen sind Hauptsächlich die Existenz der Runen von drei Menschenfamilien und sechs Zwergenstämme bekannt. -Runen der Elfen sind bis heute noch vollständig erhalten und wurden im Jahre 10 NV* der Öffentlichkeit für den Fortschritt präsentiert. Diese Schrift wird in allerlei Wege von allen Rassen weiterentwickelt und befindet sich in vielen nützlichen magischen Gerätschaften. Aus ihr haben sich für verschiedene Äthereigenschaften mehrere neue Runenschriften und Sprachen entwickelt. -Die Zwergenfamilien die Runen beherrschten gingen jedoch eine nach der anderen unter, bis nurnoch eine übrig war. Diese Familie wurde vor 313 jahren durch einen Krieg drastisch dezimiert und nur wenige überbleibsel ihrer Runenschrift blieb überliefert. Ihre Runen waren mehr für das Übertragen von Äther in Objekten geeignet um diese aufzuwerten. Es konnte vieles rekonstruiert werden und mit den Elfenrunen zusammen bilden sie den Grundstein der Äthertechnik (Die Zusammenführung von magischem Äther und Maschinen). -Menschen sollen die mächtigste Runensprache beherrscht haben, da sie selbst nicht magiebegabt** waren und Äther nicht manipulieren konnten, aufgrund nicht vorhandener eigener Ätherströme. Aufgrund der Unfähigkeit selbst Äther in die Schrift zu induzieren, nährten sich ihre Runen vom Äther der Welt selbst. Erde, Pflanzen und Lebewesen, all jenen, die ihr Äther nicht genug beherrschten wurde regelrecht ausgesaugt. Eine der Menschenfamilien hatte sich laut Überlieferung 1523VV*  gegen die restlichen beiden gewendet und ist gegen die Allianz der anderen beiden untergegangen. Die beiden übrigen Menschenfamilien und ihre Runen sind jedoch seit der Neuversiegelung verschwunden. *NV und VV stehen für Nach/Vor Versiegelung und beziehen sich auf die Neuversiegelung der Brücke zwischen Bhāos und Skojā. **Vor dem Siegelbruch waren Menschen nicht magiebegabt und erst durch Einwirkung der Risse bildeten einige eine Magiebegabung und lernten Äther zu manipulieren. Durch verschiedene Arten Risse wurden auch verschiedene Magieattribute gefördert. »Du beherrscht Runenschrift?« Vielmehr verwunderte es mich, dass ich von Runen, die die Aura verstecken können, nie gehört oder gelesen hatte. Außerdem hatte ich gedacht, dass Aaron ein Nonmagi sei, da er nie an Untericht für Magienutzer teilgenommen hatte. Aura: Jedes normale Lebewesen besitzt eine, meist einzigartige, Aura. Es gibt mehrere Arten von Auren und die bekanntesten sind die Lebens- und die Magieaura. Nicht magische Lebewesen besitzen meist nur eine Lebensaura. Magische besitzen sowohl die Lebens-, als auch die Magieaura. Jede Aura ist verschieden und unverwechselbar, mit sehr geringen Ausnahmen. Eine Aura kann man sich vorstellen als sende ein Lebewesen Licht in alle Richtungen aus. Allerdings kann nicht jeder diese erspüren, sehen oder sonst irgendwie wahrnehmen. Die Lebensaura kann nur von bestimmten Wahrgenommen werden die auf nattürlichem Weg eine Empfindlichkeit gegen diese entwickelt haben. Es soll möglich sein dies auch zu lernen, doch nur eine Hand voll soll dies je vollbracht haben. Hingegen ist das spüren und lesen von Magieauren für jeden lernbar. Selbst nicht Magiebegabte können dies mit gutem Training beherrschen. Die Lebensaura umgibt die Lebewesen immer und ist nahezu unmöglich zu verstecken, vorallem, wenn man sie selbst nicht spüren kann. Eine Magieaura kann durch gute Beherrschung auch unterdrückt werden und geradezu nicht existent wirken. Nonmagi: Slang Wort das auch häufig abwertend genutzt wird für Kreaturen ohne magische Begabung. »Ist eines der wenigen Dinge die mir liegen. Ich kann auch mit meinen Händen eine Eule imitieren, doch das interessiert nie jemanden.« Ich bewegte mich langsam auf die Bettkante zu und zog meine Kaputze ein Stück herunter während er in einer Schublade kramte. »Statt den Umhang weiter herunter zu ziehen solltest du ihn lieber abnehmen. Deine Wunden müssen versorgt werden und deine Identität kannst du jetzt auch nicht mehr verbergen, Luna.« Erschrocken von der Tatsache, dass er mich erkannt hatte, starrte ich ihn unter meiner Kapuze an. mit meinen Händen zog ich dabei stäker und starr an den Enden der Kapuze, so dass meine Kopfform sehr deutlich nachgebildet wurde. »Wir hatten bisher nie viel miteinander zu tun, aber deine Magieaura hatte dich schon längst verraten. Du hattest sie zwar ziemlich gut versteckt, allerdings habe ich sie gespührt, als ich dich durch das Fenster zog.« Erstaunt über seine für mich gänzlich unerwarteten Fähigkeiten ließ ich die Kapuze langsam los, war aber noch nicht bereit sie abzunehmen. »Dass du halb skojānisches Blut besitzt war mir bisher gänzlich unbekannt.« Ich hatte nie gedacht, dass Aaron so analytisch und aufmerksam war. Sein leicht aufdringliches Verhalten ließ mich ihm allerding nicht sehr leicht vertrauen. Suchend nach Sicherheit schaute ich in seine Augen. Unsere Blicke trafen sich. Wir sahen in das Gesicht des jeweiligen anderen und starrten uns gegenseitig an, wie ein Wettkampf bei dem jede Partei so viel Information aus der Mimik des anderen geradezu heraussaugen will wie möglich. In den Tiefen seiner Fassade erkannte ich einen versteckten minimalen Hinweis auf Unsicherheit. Oder bildete ich es mir nur ein? Zu gern hätte ich in dem Moment seine Gedanken lesen können. Aaron "Ohne Details ist es spannender." -hatte er gesagt. Luna starrte in meine Augen. Sie suchte etwas, und hätte ich gewusst was, hätte ich es ihr gesagt. Ihr durchdringender Blick machte mich nur noch nervöser. Die Vermutung, dass die Person die durch mein Fenster steigen würde ein Klassenkamerad von mir sei, lag mir fern, nachdem mein Onkel von einem ungewöhnlichen Gast erzählt hatte. Dann auch noch Luna. Noch nie war ich gut darin mich mit Fremden zu unterhalten. Und besonders nicht mit jemanden den ich kenne, mit dem ich aber zuvor kaum ein Wort gewechselt hatte. Ich glaube so jemanden hat jeder. Man sieht denjenigen täglich und man weiß vielleicht wie er heißt, aber mehr als den Namen, das Gesicht und minimaler anderer Details weiß man gar nichts! Aber nun erzähle ich wie es zu dieser Situation kam: Die einzigartige Fertigkeit meines Onkels ist es die Zukunft zu erschließen. Es ist nicht wirklich ein in die Zukunft lesen wie die meisten es kennen. Er nimmt vielmehr alle Informationen aus seiner nähesten Umgebung war, dazu gehören unter anderem auch Ätherströme und -wellen. Diese setzt er wie ein Puzzel so zusammen, so dass er bis zu einem gewissen Grad erahnen kann, was geschehen wird. Manchmal so genau, dass es für mich, der schon so lange bei ihm lebt, zu gruselig wird. Diese Fähigkeit nutzt er allerdings auch nicht immer. Jedenfalls hatte er mit seiner Fähigkeit diese seltsame Situation heraufbeschworen. Als ich gerade von der Schule Heim gekommen war, hatte er mich schon angerufen und sagte er käme heute etwas später. Ich solle mit dem Kochen des Abendessens warten. Wenn es soweit wäre rufe er erneut an. Als ich spät Abends keine Geduld mehr und zu großen Hunger hatte, rief er natürlich auch schon an und sagte ich solle für drei Personen das Essen vorbereiten. Außerdem solle ich mein Zimmer Lüften. All diese spezifischen Vorbereitungen waren für jenen Moment. Das Essen war noch nicht ganz fertig gewesen, als er nach Hause gekommen war. Mich wuderte dies, da er normalerweise genau dann kam, wenn ich das Essen gerade fertiggestellt hatte. Zumindest an den Tagen, an denen er mich spezifisch deswegen anruft. »Unser Gast kommt in ein paar Minuten.« ~ hatte er gesagt. Ich mochte noch nie die Momente, in denen er zu viel in die Zukunft 'blickte'. Diese scheinende Allwissenheit nutzte er nicht immer, aber wenn er das tat war er irgendwie unausstehlich. »Gibt es noch mehr zu diesem Gast, das ich wissen sollte?« »Je mehr Details ich verrate, desto langweiliger wird es doch. Ohne weitere ist es doch spannender.« Ich hatte mich weiter auf das Kochen konzentriert und kaum drei Minuten später sagte er: »Unser Gast ist da, hole ihn aus deinem Zimmer ab. Das Essen bereite ich weiter zu.« Ungewöhnlicher Gast den wir da erwarteten. Warum kommt der durch mein Fenster? Dies war also der Grund für das 'Lüften' gewesen. »Du solltest dich allerdings beeilen, sonst kommen mehr Gäste als erwartet und die Wohnung könnte darunter leiden.« Na toll, irgendwer ist in Schwirigkeiten und mein Onkel musste ihn in unser Haus einladen. ~ war was ich gedacht hatte. Also hatte ich mich geeilt nach oben begeben und da hatte sie in meinem Fensterrahmen gestanden. Schnell hatte ich mich zu ihr begeben, zog sie hinein, schloss mein Fenster und schrieb eine Schutzrune auf die Fensterbank. Ach du heiliger Kuhfladen, die Aura kenn ich doch, das ist Luna. Was soll ich tun? Ich war noch nie gut mit Mädchen meiner Altersgruppe klar gekommen (es gab an sich nur eine Ausnahme). Und dann noch jemand den ich kenne. Steif und nervös hatte ich nicht gewusst was zu sagen war. Nachdem ich ihre ungefähre Situation erfasst hatte war mir erstmal wichtig sie zu beruhigen und ihre Verletzungen zu behandeln. Ein Lächeln ist manchmal schnellste Medizin. -  erinnerte ich mich an meinen Vater. Also fing ich mit einem freundlichen Lächeln an... glaubte ich zumindest. Doch was am besten zu sagen war, fiel mir nicht ein. Wie ein Roboter hatte ich kalt die Situation analysiert und das erste gesagt, was mir aufgefallen war. Mehrere Gestalten wanderten durch die Straßen. »Du kannst dich beruhigen, und durchatmen. Wer auch immer die sind, sie werden dich hier nicht finden... Was auch immer du angestellt hast, die sind ziemlich hartnäckig.« Ich war nervös gewesen und wollte es mir nicht anmerken lassen. An Lunas Reaktionen merkte ich schnell, dass mein Onkel sie nicht eingeladen hatte, sondern dies eher eine Art Zufall war, wenn man das bei meinem Onkel so nennen konnte. »Tut mir Leid, hätte ich einen weiblichen Gast erwartet, hätte ich vorher aufgeräumt... Allerdings hätte es einen schlimmeren Zeitpunkt treffen können, das ist noch halbwegs ordentlich.« Versuchte ich ein Gespräch zu entfachen, doch sie war stil geblieben und beobachtete mich. Weiterhin versuchte ich mehr zu finden worüber man reden kann, doch mir fiel nichts gescheites ein und weiterhin war es so als sei ich ein Roboter der einfach nur die Situation analysierte. Kurz hatten wir fast ein Gespräch über Runen gehabt. Nach einer kurzen Weile schien sie mir immernoch nicht genug vertraut zu haben. Ich hätte mich selbst schlagen können. Dafür, dass ich unfähig war beruhigend zu wirken und ein angemessenes Gespräch zu eröffnen. Ein stetiges Lächeln auf den Lippen hatte mich schon so einige male gerettet und dies behielt ich die ganze Zeit bei, doch es hatte nichts geholfen. Hoffentlich mache ich ihr nicht noch Angst Nach einiger Zeit hatte sie ihren steifen Körper endlich gelockert und sich leicht beruhigt. Sie schaute mich analysierend an. Ich starrte zurück. Da waren wir in dieser seltsamen Situation angekommen. Aus der Schublade hatte ich Bandagen gekramt. Ihr Blick durchdrängte mich mit dem scheinenden Versuch Informationen zu finden. Doch sie hätte mich auch einfach fragen können. Ich brach das Schweigen. »Das klingt vielleicht etwas seltsam im Moment, aber du solltest diese Bandagen nehmen und mir vertrauen. Das verhindert auch Narbenbildung. Und Narben sehen nicht immer gut aus.« Sie starrte mich weiter an. »Wenn du willst kannst du auch ein Bad nehmen, außerdem haben wir Essen für dich vorbereitet.« Einige wenige Sekunden schienen meine Worte in ihr zu verharren, bis sie kurz darauf verwundert wirkte, als sie realisierte: »Essen für mich vorbereitet? Ihr? Ihr wusstet, dass ich komme?« Nervös Blickte sie sich um, ihre Muskeln spannten sich an als sie eine verteidigende aufmerksame Pose einnahm. Ich hatte ganz vergessen, dass es für andere nicht so selbstverständlich war, wenn jemand die Zukunft in gewissem Grade kannte. »Gehört ihr zu denen? Wurde ich mit Absicht hierher geführt? Woher wusstet ihr, dass ich komme?« fauchte sie mich an. »Bevor du dich aufregst und irgendwas mit meinem Zimmer oder mir anstellst, höre mir erst zu. Ja wir hatten dich erwartet. Zugegeben hatte ich nicht dich im speziellen erwartet. Ich wusste nicht wer kommt und nichtmal genau wann und warum. Mein Onkel hatte mich bis eben im Unklaren gelassen und dich dann in meinem Fenster zu sehen hat mich auch sehr erstaunt, aber vielleicht hilft dir die Information, dass mein Onkel Bartholomäus R. Asgard ist.« Ihre aufgeschreckte Haltung lockerte sich ein wenig und erneute Verwunderung überkam sie. »Bartholomäus R. Asgard? Der Professor für Runenmagie? Du willst mich doch nur in die Irre führen, gibs zu!« Bartholomäus R. Asgard (38): Der Vizevorsitzende des Regierenden Parlaments von Phan. Außerdem Professor an der Universität von Phan in den Bereichen Runenschrift, Antike Sprachen und Kulturen, Ingenieurwesen und Physik. Bekannt dafür, dass er enormes Wissen über aktuelle Technik aber auch Runen verfügt. Obwohl er ein Nonmagi ist, soll er Ätherflüsse und dergleichen so gut analysieren können wie kein anderer. Man sagt ihm nach er könne die Zukunft vorhersagen (was zu einem gewissen Grade stimmt). Er ist der Vertreter der Nonmagifraktion im Parlament. So beliebt er, bei vielen, wie den Bürgern und meisten anderen Politikern ist, so gibt es dementsprechen auch Personen die nicht auf seiner Seite stehen. Oft wird er als ein sehr  gerechter Mensch beschrieben. Häufiger hilft er aus langeweile in der Öffentlichkeit aus, versucht dabei Anonym zu bleiben und so verbreiten sich viele Gerüchte über ihn, von denen auch einige nicht so gute dabei sind. Häufig besucht er auch Schulen für Gastvorträge über seine Spezialgebiete. Bei diesen lernen viele Schüler ihn auch näher kennen. Als zweiter Sohn des Hermon R. Asgard ist er bestandteil der Hauptfamilie des Asgard-Clans. Asgard-Clan: Einer der  beiden größeren Clans von Phan. Ungefähr 30% von Phan werden von dem Asgard-Clan verwaltet. Der Verwaltungsbereich erstreckt sich vom Süden bis in den Südosten. Obwohl hauptsächlich Nonmagi diesem Clan angehören zählt er als der zweitstärkste, da die von den Mitgliedern verwendete Runenmagie außergewöhnlich ist und mit der von ihnen verwendeten Kampfkunst geradezu perfektioniert wirkt. Der Asgard-Clan besteht aus einer Hauptfamilie und vielen kleineren Zweigfamilien. Auch wenn diese Familien genannt werden sind nicht alle Blutsverwandt. So kann auch ein Aussenseiter in seltenen Fällen sich die Ränge hocharbeiten und der Hauptfamilie beitreten. Ungefähr 97% der Nonmagi leben in den von den Asgard-Clan verwalteten Bezirken. Ich wusste, dass ich mit dem Namen meines Onkels bei ihr weiter komme, da sie seine monatlichen Gastvorträge nie verpasste. Gerade wollte ich nach ihm rufen doch da kam er schon den Flur entlang. Bartholomäus R. Asgard (auch liebevoll Onkel Tom genannt) ist der Bruder meiner Mutter und hat mich die meiste Zeit meines Lebens großgezogen. Er klopfte zärtlich gegen die offene Tür und Blickte ins Zimmer. Als Luna sein Gesicht erblickte war sie ertaunter als zuvor. So viele Überraschungen innerhalb weniger Minuten muss seltsam und verstörend sein. Onkel Tom trug frische Kleidung und ein Handtuch mit sich. »Tut mir Leid euch zu unterbrechen. Luna war es richtig? Du solltest wirklich die Bandagen nutzen! Außerdem habe ich hier Kleidung und ein Handtuch für dich, damit kannst du duschen. Keine Angst, du kannst Aaron und mir vertrauen, wo kämen wir hin, wenn wir dir etwas antun würden? Wenn man den Gerüchten über mich trauen kann würdest du mir sowieso nicht entkommen. « er zwinkerte sie an, »Also lass dich verarzten und komm mit Aaron essen. Danach kannst dich auch frisch machen. Die werden noch ziemlich lange nach dir suchen.« Er stellte die Sachen auf die Komode neben ihm, winkte uns mit einer leichten Handbewegung zu , und ging wieder. Dann hörten wir ihn noch aus dem Flur rufen: »Ich bereite das Essen dann mal weiter zu.« »Auch wenn seine Vorraussicht meistens echt nerfig ist, ist es schon schön, dass er dadurch ein gutes Timing hat.« sagte ich. »Kann er wirklich in die Zukunft sehen, so wie alle das behaupten?« , fragte sie mich begeistert. »Ich erzähle dir was du willst, wenn du dich verarzten lässt... Meine Bettwäsche muss ich auch gleich wechseln. Wenn du nicht mir vertrauen kannst, dann vertrau wenigstens meinem Onkel.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)