Broken Wings von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Heavens Port war kein Vergleich zu dem Dorf, in dem Riven die letzte Zeit gelebt hatte. Obwohl die Dämmerung bereits eingesetzt hatte, waren die Straßen voll von Fischern, Händlern oder Kaufleuten. Schon von weitem konnte Riven den Duft von frisch gebratenem Fisch ausmachen. Augenblicklich lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie würde in der Masse zwar untergehen, doch zur Vorsicht hatte sie die Kapuze trotzdem übergezogen. Ahri dagegen trug ihr Gesicht offen zur Schau. Als Riven sie nur fragend angeschaut hatte, hatte diese erwidert, dass die einzigen Leute, die sie näher kennengelernt hatte, sowieso nicht mehr leben würden. Riven hatte ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sie Ahri erneut an ihre Taten erinnert hatte und nichts mehr darauf erwidert. Sie hatten ausgemacht, dass sie sich erst mal eine Bleibe für heute Nacht suchen würden. Sie waren bereits an dreien vorbei gelaufen, von denen Ahri ihr abgeraten hatte – sie hatte schließlich schon Erfahrungen in der Stadt gemacht – bis sie etwas abgelegen eine kleine Spielunke fanden, die von außen zumindest ziemlich gemütlich aussah. Als die beiden Frauen das Gasthaus betraten, wurden sie von den anderen Besuchern, die um die Tische verteilt saßen, gemustert. Wobei 'sie beide' falsch ausgedrückt war. Ahri war es, die die Blicke wie magisch auf sich zog. Es war nicht nur ihr atemberaubend gutes Aussehen, wie Riven glaubte, auch ihre Ausstrahlung hatte etwas Besonderes. Selbst sie hatte sich noch nicht an die Nähe zu ihr gewöhnt, für Fremde musste es da noch viel intensiver sein. Sich dieser Aufmerksamkeit bewusst, senkte Ahri ein wenig den Kopf und drückte sich an Riven. Ihr schien es gar nicht mehr so gut zu gefallen, hatte sie vorher doch nichts lieber gehabt als im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Wie selbstverständlich legte Riven einen Arm um sie. Aus einem unerfindlichen Grund hatte sie das Bedürfnis Ahri vor den anderen zu beschützen. Ob es daran lag, dass sie mittlerweile wusste, wie verletzlich die junge Frau war? Die meisten mussten Riven für einen Mann und dementsprechend ihren Gatten halten, denn sie wandten sich schnell ab, nachdem Riven den Arm um das Fuchsmädchen gelegt hatte. So vermummt, wie sie war, würde man sie leicht mit einem Mann verwechseln, schließlich war sie eine Soldatin und ihre Haltung dementsprechend militärisch. Überraschenderweise störte es Riven gar nicht, dass man sie vielleicht für ein Paar halten könnte. Gemeinsam durchschritten sie den Raum und kamen vor dem Tresen zum Stehen, an dem eine korpulente, etwa 40 Jahre alte Frau ihre Gäste bediente. Die dunklen Haare hatte sie straff nach hinten gebunden und Riven konnte sich vorstellen, dass die Leute bei ihr keinen Ärger machten. „Was wollt ihr?“, richtete sie sich an die beiden Neuankömmlinge. Riven lugte unter ihrer Kapuze hervor. Ihre Stimme war ruhig, aber bestimmt als sie antwortete. Sie wusste, wie man mit solchen Leuten umgehen musste. „Wir würden gern ein Zimmer beziehen.“ „Seid ihr Huren?“, wurden sie nun anblafft. Die Frau hatte musternd eine Augenbraue hochgezogen und beäugte die beiden Frauen argwöhnisch. „Dann könnt ihr gehen. Das Bordell ist woanders.“ Ein Blick auf Ahri verriet ihr, dass diese ihre Gesichtszüge vor Zorn angespannt hatte. Beschwichtigend legte sie ihr eine Hand auf den Arm. „Nein, wir sind Reisende und suchen einfach ein Dach über dem Kopf für die Nacht.“ Die Frau hatte die liebevolle Geste bemerkt und lächelte nun süffisant. „Ach, so welche seid ihr. Na da brauch ich mir ja keine Sorgen über Männerbesuch zu machen.“ Nun lag es an Riven zu erröten. Schnell zog sie ihre Kapuze wieder tiefer ins Gesicht, um ihr erhitztes Gesicht zu verbergen. Die Frau pfefferte den beiden einen Schlüssel auf den Tisch – jetzt wieder ganz die autoritäre Wirtin, Riven bezahlte und endlich konnten sie sich aufs Zimmer begeben. Ihr Nachtlager lag im ersten Stock, es war die letzte Tür auf dem Flur. Von der Innenausstattung glich es jedem anderen Hostel. Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle und ein kleines Bad. Auf einen Kleiderschrank hatte man hier allerdings verzichtet. Auch die Aussicht war eine andere. Das Gasthaus lag auf einem kleinen Hügel und so hatte man einen herrlichen Ausblick über die Stadt, hinter der das große Meer auf sie wartete. Nachdem Riven ihre Sachen in einer Ecke verstaut hatte gestattete sie sich einen Moment der Ruhe und wandte sich dem Fenster zu. Ahri war im Bad verschwunden und so hatte Riven zumindest eine kurze Verschnaufpause. Sie war es nicht mehr gewohnt ständig in Begleitung zu sein und Ahris Nähe schien sie auf Dauer anzustrengen. Warum? Das wusste sie nicht, doch ließ sie die letzten Tage Revue passieren, um vielleicht eine Antwort zu finden. Die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt, dachte sie an Ahri, was sie mit ihr machte, welche Gefühle sie in ihr hervorrief. Sie dachte sie hätte diese Phase überwunden. Unkontrolliert drangen die Erinnerungen an die Frau zurück. Riven hatte ihre Ausbildung gerade beendet. Bei ihrem Auftrag sollte sie die Grenzen von Noxus sichern und mögliche Spione aufspüren. Man schickte sie allein los, um sich zu beweisen und zu prüfen, ob sie ihrem Rang würdig war. Was allerdings in den Wäldern vorgefallen war, blieb ihr Geheimnis. Es gab keine Feinde, zumindest hatte sie keine ausmachen können, doch traf sie auf die ungestüme Katarina, die gerade von einer Mission heimkehrte. Nach einem unschönen Zusammentreffen verbrachten die beiden ihre nächsten Nächte gemeinsam im Wald. Riven war der Rothaarigen bereits von der ersten Sekunde an verfallen. Katarina ziemte sich nicht und verführte die Wießhaarige alsbald. Riven genoss die Nähe und die Gefühle, die diese Frau in ihr hervorrief, hinterfragte sie nicht eine Sekunde. Doch so schnell Katarina in ihr Leben getreteb war, so schnell war sie wieder verschwunden. Als Riven nach einer Erkundung zu ihrem Lagerplatz zurückkehrten, war die Assasinin verschwunden. Erst mit dem Verlust wurde Riven klar, wem sie sich hingegeben hatte. Sie erachtete ihre Neigung als falsch, verlor nie wieder ein Wort darüber und hielt sich von diesem Zeitpunkt an von dieser und allen anderen Frauen fern. Riven schreckte aus ihren Gedanken hoch als sich von hinten zwei Arme um sie schlangen. „Na, bei dir hätte ich aber schärfere Sinne erwartet“, drang Ahris Stimme neckend an ihr Ohr. Erschrocken fuhr Riven herum. Da stand sie, das dunkelhaarige Fuchsmädchen und der Grund, warum Riven sich an die Zusammenkunft mit Katarina erinnerte. Ihr nackter Körper war lediglich mit einem Handtuch verdeckt. Ihre Haare fielen noch feucht von der Dusche über ihre Schultern. Sie musste Rivens Blick gedeutet haben, denn ein schelmisches Lächeln zog sich über die Lippen der Dunkelhaarigen. „Woran hast du gedacht?“ Riven konnte nicht vermeiden, dass sie errötete, dennoch erwiderte sie den Blick trotzig. „Das geht dich überhaupt nichts an!“, keifte sie und zwang sich den Blick von der Frau abzuwenden. Andernfalls hätte sie wieder angefangen darüber nachzudenken, was unter dem Handtuch auf sie wartete. Stattdessen wechselte sie schnell das Thema. „Und wieso hast du nichts an? Wir haben heute noch einiges vor. Wolltest du dich nicht umziehen?“ Ahri rümpfte die Nase. „Wie denn? Im Gegensatz zu dir habe ich nur das, was ich am Körper trage und das ist dreckig. Ich habe es gewaschen, aber stell dir vor, die Sachen sind noch nicht trocken!“ Ahri wirkte nicht weniger trotzig. Die Weißhaarige seufzte genervt. „Und wie sollen wir bitte Twisted finden, wenn du nichts zum Anziehen hast? SO gehe ich bestimmt nicht mit dir raus.“ SO möchte ich andere Sachen mit dir machen.  Über ihren eigenen Gedanken erschreckt, wandte Riven sich sofort ab und begann in ihrer Tasche zu kramen. Sie förderte einen Satz Ersatzkleidung für die Dunkelhaarige Zutage und warf sie derjenigen zu, ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Hier, du kannst das nehmen, während deine Sachen trocknen.“ Irgendwie musste Riven die Sache mit Ahri aus dem Kopf kriegen, dessen war sie sich sicher. Es war vollkommen abwegig romantische Gefühle zu dem gleichen Geschlecht zu haben – so etwas wurde gesellschaftlich weder anerkannt noch besonders gern gesehen. Außerdem würde Ahri sich sicher von ihr abwenden, wenn sie ihr etwas davon erzählte. Natürlich versuchte die Fuchsdame sie ab und an zu necken und vielleicht sogar zu verführen, aber das war doch alles nicht ernst gemeint... oder? Nein, zwang sich die junge Frau zur Vernunft und verbot sich selbst weiterhin derartige Gedanken zu hegen. Hosted by Animexx e.V. 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