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Broken Wings

von

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Riven schluckte. Mit einem solchen Sinneswandel hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Doch sie ließ sich ihre Unsicherheit nicht anmerken. Sie wollte die Frau – Ahri – nicht gleich vor den Kopf stoßen. Trotzdem war ihr jetzt etwas bang bei dem Gedanken gleich womöglich etwas Schreckliches zu hören.

Entschlossen zog Riven einen Stuhl ans Bett und setzte sich dem Fuchsmädchen gegenüber. Einige Minuten lang geschah nichts. Riven schwieg ebenfalls, sie wollte nicht aufdringlich wirken oder mit ihren Worten wieder alles kaputt machen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit seufzte Ahri. Den Blick immer noch auf ihre Hände gerichtet begann sie zu reden. „Ich denke damit du alles verstehst muss ich etwas weiter ausholen. Ich war nicht immer ein Mensch. Früher lebte ich im Wald... „ sie stockte. „Als Fuchs um genau zu sein.“ Sie war mal ein Tier?! Nur mühsam unterdrückte Riven den Impuls die junge Frau mit einem entsetzten 'Waaaaas' zu unterbrechen.

Diese fuhr unbeirrt fort. „Ich fand die Menschen schon immer faszinierend. Ich beobachtete sie jahrelang und sog alles, was ich über sie herausfinden konnte, begierig in mir auf. Ich träumte davon einer von ihnen zu werden – ein unmögliches Unterfangen, wie ich bis zu dem Zeitpunkt glaubte. Dann führte mein Weg mich zufällig zu einem Kriegsschauplatz. Die Schlacht hatte bereits geendet und ich traf fast nur noch leblose Körper an. Dann war da dieser Mann..“ Ahri hatte den Blick gehoben, ihre Augen starrte ins Leere. Riven wusste, was das bedeutete. Sie war gerade wieder dort, bei der Schlacht, bei dem Mann. Eifersucht quoll in ihr auf und nistete sich in ihren Gedanken ein. Halt die Klappe, Kopf! ,ermahnte sich Riven innerlich.

„Er war beinahe tot. Ich konnte beobachten, wie das Leben seinen Körper verließ.“ Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. „Ich weiß nicht, was genau dann geschah... Irgendwie ging seine restliche Lebensenergie auf mich über... und ich wurde menschlich.“ „Wie ist das möglich?“, flüsterte Riven ohne es wirklich zu wollen. Gebannt von Ahris Vergangenheit rutschte es ihr einfach heraus. Auch Ahris Stimme war beinahe nur noch ein Flüstern. „Ich weiß es nicht..“ Als sie nicht weitersprach, harke Riven nach. Zaghaft fragte sie, „was geschah dann?“

„Es reichte mir nicht.. Ich war zwar nun ein Mensch, aber ich fühlte mich nicht komplett. Ich wollte mehr.. Mit der Verwandlung erlangte ich neue Fähigkeiten

. Diese nutzte ich, um mich dem Leben anderer zu bereichern..“ Nun blickte sie Riven direkt ins Gesicht. Ihre Stimme war fest, als sie zum eigentlichen Teil der Geschehnisse kam. „Es war mir ein leichtes Männer zu verführen, sie waren leichte Beute. Wenn sie mir verfallen waren, konnte ich ihre Lebensenergie in mich aufnehmen. Ich hatte das Gefühl meine Verwandlung damit vollständig machen zu können. Bei diesem Akt tötete ich sie.. Jeden Einzelnen..“ Ahri war in sich zusammengesunken. Sie schien nicht zu wissen, wie sie fortfahren sollte.

Riven dagegen war immer bleicher geworden. Das, was sie da beschrieb war grausam. Manchmal war es unumgänglich zu töten, das wusste Riven nur zu gut. Aber aus so egoistischen Zwecken zu handeln und Menschen ihres Lebens zu berauben, war einfach nur abstoßend.

Ahri musste den angewiderten Blick richtig gedeutet haben, den Riven ihr zuwarf. „Bitte..“ flehte sie, „Verurteile mich nicht. Ich wusste es nicht besser.. Als Tier empfand ich keine Reue, meine Emotionen waren begrenzt. Als ich begriff, was ich getan hatte, war es schon zu spät.“

Riven ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. Sie war kaum in der Lage das eben Erfahrene zu verarbeiten. Ihr Kopf schrie sie sollte Ahri raus werfen, sich nie wieder mit ihr abgeben. Das war der Teil von Noxus, der eine klare Ansicht von gerecht und ungerecht hatte. Der nur nach dieser erlernten Moral handelte ohne eigenständig zu denken. Richtig und Falsch glichen in ihrer Ansicht Schwarz und Weiß, etwas dazwischen gab es nicht.

Aber da war noch ein anderer Teil, der leise widersprach. War nicht auch sie als Kriegerin abseits des Weges geraten? Hatte nicht auch sie Fehler gemacht und später Reue gezeigt. Schließlich war das der Grund, warum sie die Armee verlassen hatte. Sie selbst befand sich gerade in einer Grauzone.

Sie kam nicht umhin das Fuchsmädchen für ihre Taten zu verabscheuen, dennoch versuchte Riven sie zumindest für den Moment nicht gänzlich zu verurteilen.

„Ich sollte vielleicht besser gehen.“ Mit diesen Worten erhob sich Ahri mutlos. „Die Unannehmlichkeiten, die ich dir bereitet habe, tun mir Leid.“ Sie steuerte auf die Tür zu.

Nun erhob sich auch Riven, streckte die Hand aus und berührte Ahri leicht am Arm. Diese zuckte zusammen, hielt aber inne und wandte sich Riven zu.

„Ich hatte dir gesagt, dass du hier übernachten kannst. Dieses Angebot steht noch.“

„Danke“, flüsterte sie, während ihre Augen den Blick von Riven suchten. Riven jedoch senkte den Blick, sie wollte Ahri nicht ansehen.

Ein paar Minuten verharrten die beiden in dieser Position. Dann fiel Riven auf, dass sie immer noch Ahris Arm berührte. Langsam zog sie ihn zurück. Sie blickte sich im Zimmer um. „Wir müssen noch überlegen, wo du schlafen wirst.“ Riven vermied dabei bewusst den Blick auf das große Bett. Auch wenn sie schockiert über Ahris Taten war, so kamen ihr doch ganz andere Fantasien in den Kopf, wenn sie daran dachte, mit ihr in einem Bett zu schlafen.

„Ist schon okay, ich schlafe auf dem Boden.“ Riven fiel auf, dass auch Ahri den Blick aufs Bett vermied, während sie sich suchend nach einer geeigneten Stelle umsah.

Riven gab sich einen Ruck. „Nein.. so unbequem wie es auf dem Boden wäre, hätte ich dich auch gleich im Wald lassen können.“ Riven musste sich zwingen die nächsten Worte heraus zu bringen ohne dabei rot zu werden. „Im Bett ist genug Platz für uns beide.“ Jetzt suchte sie doch Ahris Blick – nicht abgeneigt diesmal, sondern aufrichtig neugierig.

Überrascht stellte Riven fest, dass Ahri mit einem Mal ziemlich unsicher geworden war. Ihr stand nun eine leichte Röte im Gesicht. „Um ehrlich zu sein.. ich habe noch nie mit einer anderen Person in einem Bett geschlafen..“ entgegnete die junge Frau peinlich berührt. „Aber die ganzen Männer...!“ Es war Riven raus geplatzt, bevor sie sich hatte bremsen können. Ahris Mine änderte sich schlagartig.

Sie warf Riven einen gereizten Blick zu. „Hast du mir vorhin nicht zugehört? Ich habe die Männer umgebracht bevor wir uns einem Bett auch nur hätten nähern können!“ Als sie Rivens verwirrten Blick sah, wurde sie noch wütender. „Dachtest du ich hätte mit ihnen geschlafen?!“ „Eeeh...“ Riven war absolut sprachlos. Ja, genau das hatte sie angenommen. Aber es würde die Situation nicht besser machen das laut auszusprechen. Aus diesem Grund schwieg sie.

Zum Glück schien sich Ahri schnell wieder zu beruhigen. Fast hatte Riven angenommen sie würde wieder von mehreren Schwänzen gefesselt enden.

Schließlich entschloss sich Riven so zu tun als gäbe es die letzten paar Minuten nicht. Mit einem Satz war sie im Bett und zu zwei Dritteln unter der Decke verschwunden. Sie rutschte bis ans eine Ende des Bettlakens und klopfte einladend auf die andere Seite. Ahri rührte sich nicht. „Na komm schon. Ich beiße nicht.“ Aufmunternd lächelte sie ihr zu.

Und tatsächlich, nach kurzem Zögern gesellte sich Ahri zu ihr. Schüchtern und sichtlich verkrampft legte sie sich hin.

Riven erkannte ein neues Problem. „Wir haben nur eine Decke..“ , sprach sie das Offensichtliche aus. „Das macht nichts, meine Schwänze sind weicher als jede Gaststättendecke.“ Sie zwinkerte Riven zu und im nächsten Moment schlang sie ihre Schwänze um sich selbst. Geschmeidig und weich passten sie sich ihrem Körper an. Fasziniert begutachtete Riven das Ergebnis. Sie ist so schön, war alles, was sie denken konnte. Der Rest ihres Kopfes schien auf Standby geschaltet zu haben.

Ahri bemerkte, dass sie angegafft wurde. Sie beugte sich zu Riven rüber, ihre Nasenspitzen berührten sich fast. „Wolltest du nicht ursprünglich schlafen?“ hauchte diese ihr nun verführerisch zu. Binnen Sekunden hatte Riven ihr den Rücken zugewandt, mit einer Hitze im Gesicht, die jeden Ofen mit Leichtigkeit beheizt hätte.

Mit dem Kopf halb unter Decke nuschelte sie etwas, dass ursprünglich wohl wie 'Gute Nacht' klingen sollte. Tatsächlich wurde es aber eher ein 'schuschacht'. Dies entlockte der schönen Halbfüchsin ein Kichern, ehe auch sie es sich wieder gemütlich machte und herzhaft gähnte. „Gute Nacht, Riven.“

Riven hatte eigentlich geglaubt, dass sie keinen Schlaf finden würde, während Ahri neben ihr lag. Doch der Tag und vor allem die Nacht hatten die Ressourcen ihres Körpers aufgebraucht. Sie schlief beinah auf der Stelle ein. Ihre letzten Gedanken galten Ahri, ihr Gutenachtgruß hallte in ihr wieder. Ihre Augen begleiteten sie auf die Schwelle zwischen Wachsein und Träumen. Sie genoss das Gefühl, dass sich in ihr breit machte.

Dann wurde dieses mit einem Mal weggefegt. Sie war wieder dort. Wie jede Nacht. Sie hatte gehofft wenigstens heute durch die jüngsten Ereignisse verschont zu bleiben. Aber dieser Alptraum war unerbittlich. Seit der Schlacht suchte er sie jedes Mal, wenn sie sich schlafen legte, heim. Das Blut, die zahlreichen Leichen - teilweise undefinierbar ob Feind oder Freund. Und immer wieder das Gesicht des Mannes, der alles beendete.

Sein Auftreten hatte sich in ihren Kopf gebrannt. Wie er das Feld durchquerte, gelassen, arrogant. Wie er sein Gas über alle, die ihm zu nah kamen, verteilte. Das qualvolle Schreien der befallenen Menschen dröhnte in ihren Ohren. Sie bettelten um Erlösung, ihre Schmerzen mussten unvorstellbar sein, bis sie dem tödlichen Gift schließlich erlagen.

Im Traum schrie Riven. „Hör sofort auf!“ Sie wiederholte die Worte stetig, Tränen liefen ihr über die Wange.

Als er sie bemerkte, bewegte er sich auf sie zu. Sein Lachen ließ Riven das Blut in den Adern gefrieren. Sie wollte rennen, konnte sich aber nicht bewegen. Tatenlos musste sie zusehen, wie er sich ihr näherte, ihr mit den Fingern übers Gesicht strich. Als er sprach traf sie sein verfaulter Atem. „Dachtest du etwa, du könntest mir entkommen?“

Panik überkam Riven...

„RIVEN!“ Erschrocken riss sie die Augen auf. Was war das? Sie brauchte einen Moment um zu erkennen, dass Jemand über ihr kauerte - Ahri. Langsam dämmerte ihr wo sie war. Ahri musste sie geweckt haben. Mit den Knien links und rechts von Rivens Taille hockte sie über ihr, das Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Mit ihren Händen drückte sie Rivens Schultern ins Laken.

„Was machst du da?“ , fragte Riven verwirrt. Immer noch schlaftrunken realisierte sie noch nicht, wie nah ihr die schöne Frau gerade war. „Was ich hier mache? Das Gleiche könnte ich dich fragen. Du hast geschrien. Und plötzlich hast du angefangen um dich zu schlagen.“ Zum Beweis drehte Ahri ihren Kopf, sodass Riven an ihrer Wange eine rote Stelle ausmachen konnte. „Ich hab dich geschlagen?“ Schuldbewusst betrachtete Riven die Rötung. Nachgiebig lächelte Ahri. „Ist halb so wild. Du hast tief geschlafen, ich wollte verhindern, dass du dir selber noch weh tust. Deswegen.. hab ich mich auf dich gesetzt und versucht dich zu wecken.“ Sie lockerte ihren Griff um Rivens Schultern, blieb jedoch weiterhin auf ihr sitzen.

Riven erhob ihren Oberkörper ein Stück. Mit ihren Fingern berührte sie sanft die Verletzung, die sie Ahri aus Versehen zugezogen hatte. „Tut mir Leid, dass ich dich getroffen hab.. Ich habe öfter Alpträume aber sonst schlafe ich allein. Mir ist nie aufgefallen, dass ich so was mache.“

Ahri zögerte. Vorsichtig ergriff sie Rivens ausgestreckte Hand und drückte sie leicht. „Ist schon in Ordnung, wirklich.“ Wärme breitete sich in Riven aus.

Erst jetzt bemerkte sie wie sehr Ahris Nähe sie zur Ruhe gebracht hatte. Normalerweise brauchte sie immer eine Weile, um sich aus ihrem Traum zu befreien und wieder in die Wirklichkeit einzusteigen. Aber bereits jetzt waren ihre Erinnerungen daran verblasst und an ihre Stelle trat Ahris Antlitz.

„Es ist nicht in Ordnung, ich möchte es wieder gut machen!“ Entschlossen blickte sie Ahri in die Augen. Diese errötete und schaffte es kaum Rivens Blick standzuhalten. Was hat die denn auf einmal? Für Riven war es ganz normal das zu sagen, ihre Ehre als Kriegerin gelobte es.

„Na ja.. es gibt da schon etwas, was du tun könntest..“ , murmelte Ahri verlegen. „Und zwar?“

Ahri zögerte. „Lass uns morgen darüber sprechen, ja? Wir sollten jetzt noch etwas schlafen.“

Verwirrt willigte Riven ein. Sie nahmen wieder ihre ursprünglichen Plätze ein. Als Riven es sich wieder unter der Decke bequem gemacht hatte, legte sich einer von Ahris Schwänzen über ihren Bauch. „Was machst du da?“ „Mh?“ Sie warf Riven einen müden Blich zu. „ Ach so. Weißt du, meine Schwänze sind ziemlich stark. Ich dachte mir ich wappne mich für den Fall, dass du noch mal einen Anfall bekommst. Damit kann ich dich, denke ich, ganz gut in Zaum halten“ Riven wollte noch etwas erwidern, aber Ahris Atem ging bereits ruhiger - sie war tatsächlich schon eingeschlafen.

Auch Riven gab sich erneut der aufkommenden Müdigkeit hin. Eine Frage schlich sich dabei noch in ihre Gedanken. Dieser schenkte sie aber kaum Beachtung. Warum hat sie sich dann auf mich gesetzt, wenn es gereicht hätte ihre Schwänze zu benutzen?



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