Zum Inhalt der Seite

Broken Wings

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

„Was interessiert dich das?“, antwortete die Schwarzhaarige bitter. „Du hast mir im Lokal doch klar gemacht, dass du mit mir nichts zu tun haben willst, warum also sollte ich dir irgendwas erzählen?“ Innerlich versuchte Riven die Situation einzuschätzen. Ja.. warum sollte sie? Doch noch bevor ihr Kopf die Antwort erörtern konnte hatte ihr Mund schon ein Argument parat. „Weil du nicht mehr die Person bist, die ich abgewiesen habe. Ich stehe hier einer anderen Frau gegenüber als noch wenige Stunden zuvor.“ Selbst über ihre Worte überrascht, empfand Riven, dass dies als passabel durchging. „Na und?“, kam es von dem Fuchsmädchen trotzig. „Ich werde dir trotzdem nichts erzählen.“

Riven fasste just in diesem Moment einen Entschluss. „Musst du auch nicht. Aber ich möchte, dass du mit mir kommst. Ich hab hier in der Nähe ein Zimmer. Du kannst bei mir übernachten. Wenn du hier draußen bleibst, wirst du nur krank.“ Zur Unterstützung eilend entsandte der Himmel einen hellen Blitz, gefolgt von einem Donnern, welches Riven sofort in Mark und Bein überging. Regen schön und gut, aber auf ein Unwetter kann ich verzichten.

Sie ging ein paar Schritte auf die Frau zu und streckte ihr die Hand hin. Noch zögerte diese. „Ich hab selber eine Unterkunft.“ - „Ich bezweifle, dass du heute Nacht allein bleiben solltest. Ich muss nicht wissen, was passiert ist, um zu sehen, dass es dir nicht gut geht.“ Die junge Frau schien mit sich zu kämpfen. Dieser Kampf spiegelte sich in ihren Augen wieder.

Sie weiß nicht, ob sie mir trauen kann , schätzte Riven die Lage ein. „Woher weiß ich, dass ich dir Vertrauen kann?“ Riven verzog den Mund zu einem angedeuteten Lächeln Voll ins Schwarze. „Das kannst du natürlich nicht. Aber hätte ich dich umbringen wollen, wärst du längst tot, glaub mir.“ Mit einem Blick auf den toten Mann fügte sie hinzu, „mal abgesehen davon, dass du vermutlich auch das ein oder andere drauf hast, um zu verhindern, dass ich dir etwas antue.“

Die Frau folgte ihrem Blick. „Wohl wahr..“, murmelte sie und erhob sich. Rivens ausgestreckte Hand ignorierte sie dabei.

Während sie sich gemeinsam durch das Gestrüpp kämpften ergriff die Fremde das Wort. „Gibt es einen Weg für mich unerkannt in die Unterkunft zu gelangen? Mir wäre es lieber Niemand würde sehen, wo ich mich heute Nacht aufhalte.“ Riven musterte sie von Kopf bis Fuß, ihr Blick blieb an den Schwänzen hängen. „Die Frage ist, kannst du die da irgendwie verstecken?“ Ein Lächeln huschte ihr bei diesen Worten über die Lippen. Die Andere fand dies allerdings kein bisschen amüsant. „Die da?! Ich glaub ich hab mich verhört! Willst du mir nun helfen oder bist du nur gekommen um an meinem Aussehen rumzumeckern?!“ Riven konnte nicht anders, die Reaktion erheiterte sie noch mehr und motivierte sie weiterzusticheln. „Hab ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? Oh ne warte mal, sogar neun!“

Blut schoss ins Gesicht des Fuchsmädchen. Im nächsten Moment wickelten sich zwei ihrer Schwänze um Rivens Handgelenke und noch ehe sie reagieren konnte, legte sich ein dritter um ihren Hals. „Ich warne dich.“, presste das Fuchsmädchen bedrohlich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Du willst nicht, dass ich wütend werde.“ wie zur Bestätigung begannen ihre Augen zu leuchten.

Riven hätte ja beschwichtigend die Hände gehoben, aber das war ihr in gegenwärtiger Situation nicht möglich. „Ist ja schon gut, tut mir Leid, kommt nicht wieder vor.“ Die Schwänze ließen von ihr ab. Sicherheitshalber trat Riven ein paar Schritte zurück. „Aber mal ehrlich, ich hab keine Ahnung, wie wir dich tarnen können. Ich glaube nicht, dass wir zu zweit unter meinen Umhang passen.“

Die Augen der fremden Blitzten erneut. Doch diesmal, weil Riven sie auf eine Idee gebracht hatte.

Wenige Minuten später sah sich Riven keuchend den Weg zur Gaststätte zurücklegen, die Fremde Huckepack auf ihrem Rücken geparkt.Der Umhang schaffte es tatsächlich das Meiste von ihr zu verbergen. Einzig ihr Kopf lugte ein wenig heraus. Diesen hatte sie auf Rivens Schulter abgelegt. „Und wie soll ich bitte irgendjemandem erklären, dass ich Jemanden auf meinem Rücken herumtrage?“, zischte sie. „Keine Ahnung“, erwiderte die Andere unschuldig. „Ich würde sagen, lass dir was einfallen.“ Während sie sprach traf ihr warmer Atem auf Rivens Hals Sofort breitete sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper aus.

Erst jetzt wurde ihr klar, dass die Fremde sich mit gespreizten Beinen an sie drückte und dass sie ihre Schenkel mit den Armen haltend umklammerte. Ihr so nah zu sein, ließ Rivens Körperwärme auf das Dreifache anwachsen. Warum die Berührungen der Frau etwas derartiges bei ihr auslösten, wusste sie nicht.

Sie versuchte den Gedanken zu verdrängen und sich eine glaubwürdige Ausrede einfallen zu lassen, falls sie Jemand ansprach. Aber sie hatten Glück. Weder auf dem Weg, noch im Wirtshaus trafen sie auf eine andere Person. Es musste später sein, als Riven angenommen hatte. Wenn sogar der Tresen im Eingangsbereich nicht mehr besetzt war, musste es weit nach Mitternacht sein.

Nachdem sie die Tür ihres Zimmers geschlossen hatte, setzte sie die Frau ab und fiel stöhnend auf ihr Bett. „Das mach ich nie wieder!“, bestimmte sie – den Kopf in ihrer Decke vergraben.

Sie ließ ihren Atem wieder zur Ruhe kommen, dann drehte sie sich auf den Rücken und stützte die Ellenbogen auf, um ihre neue Zimmergenossin zu betrachten. Diese schien sich für die letzten Minuten nicht gerührt zu haben. Starr stand sie dort, den Blick auf den Boden geheftet. Sie schaut schon wieder so deprimiert, stellte Riven bedrückt fest.

„Hey..“, wandte sie sich zaghaft an sie. „du solltest dich umziehen, deine Sachen sind ja ganz nass.“ Aus ihrem Schrank kramte sie ein bequemes Shirt und eine Stoffhose. Beides reichte sie dem Fuchsmädchen. „Das Bad ist rechts.“

Der Raum war ziemlich überschaubar. Kahle Wände, ausgestattet mit einem Bett, einem Tisch und zwei Stühlen. Riven hatte bewusst ein Zimmer ausgesucht, dass ein eigenes Bad hatte. Auf Gesellschaft Fremder beim Duschen konnte sie verzichten.

„Danke“, murmelte die Andere und schlich ins Bad.

Kurze Zeit später hörte sie, dass das Wasser aufgedreht wurde. Eine Dusche könnte ich auch vertragen, stellte Riven nüchtern fest. Ihre Sachen waren durchweicht und schmutzig. Außerdem war sie verschwitzt, es war kein Zuckerschlecken gewesen die Frau durch die halbe Stadt zu tragen. Sie kramte ein frisches Handtuch aus dem Schrank - ihres im Bad würde schließlich das Fuchsmädchen benutzen.

Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass sie gerade in diesem Moment unter der Dusche stand. Nackt. Ohne es zu wollen tauchte in ihrem Kopf nun ihr Bild auf. Wasser, das auf ihre nackte Haut fiel. Ihre Schultern, ihre Brüste... Moment! Riven schüttelte heftig den Kopf um diese Vorstellung wegzuwischen.

Wie konnte sie nur so bescheuert sein? Sie nimmt eine Frau mit sich, die vor wenigen Stunden einen Menschen getötet hatte und ihr fällt nichts Besseres ein, als zu überlegen wie sie wohl nackt aussehen würde. „Die letzten Jahre müssen dir mehr zu schaffen gemacht haben, als du angenommen hast“, murmelte sie an sich selbst gerichtet.

Trotz aller Versuche die Fantasie wieder zu vergessen, lief Riven hochrot an, als die Frau das Bad wieder verließ. Mit gesenkten Kopf stürmte Riven an ihr vorbei und verbarrikadierte sich im Bad. Sie duschte ausgiebig Für den Moment hatte sie es nicht eilig wieder mit dem Fuchsmädchen den Raum zu teilen. Erstmal wollte sie innerlich zur Ruhe kommen und wieder etwas mehr Rationalität in sich wecken.

Ihre leise Hoffnung die Fremde würde schon schlafen wenn sie das Zimmer erneut betrat ging nicht in Erfüllung. Als sie das Bad wieder verließ saß diese auf dem Bett. Im Schneidersitz schien sie ganz vertieft in einen ihrer Schwänze zu sein, den sie bedächtig durch ihre Hand wandern ließ.

Ohne aufzublicken sagte sie ruhig. „Ich heiße übrigens Ahri. Danke, dass ich hier bleiben darf. Ich glaube... ich möchte doch mit dir über das sprechen, was passiert ist.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück