Broken Wings von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Riven betrat die Bar mit hängendem Kopf. Ein schwarzer Umhang bedeckte ihre Gestalt, die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen. Obwohl die Schlacht schon einige Zeit vorüber war, sah man doch noch den einen oder anderen Krieger aus Noxus und Riven wollte um jeden Preis vermeiden, dass man sie als eine der ihren identifizierte. Sie hatte bereits von dem Gerücht gehört, dass sie tot sei und das war ihr nur recht. Sie war geflohen – nicht vor dem Kampf, das widersprach ihrer Ehre als Kriegerin – vielmehr vor der sinnlosen Gewalt und Zerstörung. Dieser Krieg hatte nichts mehr mit ihren Idealen, den Idealen Noxus' zu tun. Immer noch quälten sie bei Nacht die Erinnerungen an das Ende dieses unheilbringenden Kampfes. Sie verzog sich an einen Tisch in der Ecke des Lokals, bestellte etwas zu trinken und beobachtete verstohlen die anderen Gäste. Nach kurzem Suchen erkannte sie sie wieder. Ihr Aussehen war zu auffällig um es einfach ignorieren zu können. Ihre schwarzen langen Haare reichten ihr bis über die Hüften und ihre katzenähnlichen orange leuchtenden Augen suchten ihr heutiges Opfer – da Riven seit sie in dem Dorf untergekommen war öfter hier ihre Abende verbrachte, kannte sie die Stammkunden hier mittlerweile. Aus ihrem Kopf lugten zwei Fuchsohren heraus, die bei dem hiesigen Lärmpegel zu zucken begannen. Aber das bei Weitem Auffälligste schlang sich geschmeidig um ihren Körper. Es waren neun Schwänze, seidig langes Fell, dass aus ihrem Steißbein zu sprießen schien. Gerade ließ sie einen von ihnen geschmeidig durch ihre Finger gleiten, während ein anderer den Mann umwarb, mit dem sie kurz nach ihrer Ankunft ins Gespräch gekommen war. Riven wusste nicht viel über diese Frau. Natürlich, sie war atemberaubend schön, das konnte keiner verleugnen. Aber sie hatte auch eine dunkle Seite, das spürte sie. Schon länger hatte sie die junge Frau im Blick und stellte fest, dass sie jeden Abend einen anderen Mann verführte. Das war vielleicht etwas eigensinnig, aber nicht zu verurteilen. Allerdings waren die Männer nach eben diesen Begegnungen immer spurlos verschwunden. Aber Riven hatte einige Probleme und wollte sich nicht auch noch die notgeiler Böcke zu eigen machen. Dennoch machte sie sich gern vor, dass genau das der Grund war, warum sie die schöne Unbekannte so oft fixierte und ihr mit ihrem Blick in jeden Winkel des Lokals folgte. In ihre Gedanken versunken merkte Riven nicht, dass sie nicht wie sonst, den Blick ab und an umherwandern ließ, sondern die Frau seit mehreren Minuten pausenlos angestarrt haben musste. Diese hatte sich nämlich von dem Betrunkenen abgewandt und steuerte nun genau auf sie zu. Elegant beugte sie sich über den Tisch – ihr Dekolletee einladend vor Rivens Gesicht geparkt. „Hallo Unbekannter. Ich habe deinen Blick im Nacken gespürt. Darf ich dir Gesellschaft leisten?“, hauchte sie verführerisch. Riven schnaubte verächtlich. „Das kannst du gern, nur bezweifle ich, dass ich deinem Beuteschema entspreche.“ Sie stütze ihre Aussage, in dem sie dem sabbernden etwas von Mann, dass sie neidisch angaffte, einen Blick zuwarf. Das Fuchsmädchen schien für einen Moment aus dem Konzept gekommen zu sein, ihre Augen blickten unsicher in die ihren. Jedoch fing sie sich schnell wieder. „Da könntest du richtig liegen. Du spielst aber auch mit unfairen Mitteln, wenn du dich so maskierst.“ Noch während sie das sagte glitt einer ihrer Schwänze an den Saum von Rivens Kapuze, versucht ihr den Schutz der Unkenntlichkeit zu nehmen. Ruckartig riss diese ihren Kopf zurück und packte den Schwanz der Frau mit festem Griff. Bei dieser Bewegung blitzte eine Strähne ihres silbergrauen Haares hervor. „Ich wüsste nicht, was es mir verbietet unerkannt zu bleiben, du mit Sicherheit nicht!“, sagte sie bestimmt und mit Nachdruck in der Stimme. „Und du kannst dich gern wieder verziehen, auf deine Gesellschaft kann ich gut verzichten.“ Sie schleuderte den Schwanz, den sie noch fest umklammert hielt von sich, den Gedanken unterdrückend, dass durch dessen Berührung Wärme durch ihre Hand schoss und straffte ihren Körper. Die Frau schien sichtlich getroffen durch ihre Worte, wandte sich dann jedoch unvermindert ab und wickelte ihren vorherigen Gesprächspartner wieder ein. Riven konnte es sich nicht erklären aber nach dieser Begegnung sank ihre Laune noch tiefer – bis zu dem Zeitpunk war ihr nicht mal klar, dass das überhaupt noch möglich war. Sie bezahlte ihr Getränk und verließ die Kneipe missmutig. Es war Nacht geworden, ihre Lieblingszeit, seitdem sie sich selbst ins Exil verbannt hatte. Das Dunkel diente als Tarnung und so beschloss sie noch ein wenig umherzuwandern, bis sie in den Gasthof, der ihr mehr oder minder als derzeitiger Wohnort diente, aufsuchte. Die Sonne des Tages hatte die Luft gewärmt, wodurch noch immer eine angenehme Brise wehte. Riven genoss die Stille und die Harmonie, die die Dunkelheit mit sich brachte. Alle Gedanken schienen von ihr abzufallen. Dies kam ihr sehr gelegen. Weder der Vergangenheit noch der unsicheren Zukunft konnte sie etwas abgewinnen und so beflügelte sie jeder Moment, der sie von ihnen abhielt. In ihren Gedanken versunken vergaß sie die Zeit und wanderte durch die verlassenen Straßen. Dass es regnete bemerkte sie erst, als die Nässe ihren Umhang eingehüllt hatte und der klamme Stoff sich um ihre Haut schmiegte. Gleichzeitig bemerkte sie, dass sie das Dorf hinter sich gelassen hatte und am Rande eines dicht bewachsenen Waldes stand. Riven tauchte in diesen ein. Im Schutz der Bäume wagte sie es ihre Kapuze abzuziehen, um den kühlen Regen auf ihrer Haut zu spüren. Das Blätterdach dämpfte den Schauer zwar, dennoch tropfte ein Teil von ihnen herab. Riven liebte den Regen, das Gefühl umgeben zu sein von einer Flut, die nur der Himmel einem geben konnte. Plötzlich erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Sie vernahm ein Wimmern, nur wenige Meter von ihr entfernt. Durch die Dunkelheit konnte sie niemanden erkennen, aber ihre anderen Sinne waren geschärft. Sofort spannte sie ihre Muskeln an und zog ein langes, scharfes Messer aus ihrem Gürtel. Sie überlegte ob sie verschwinden sollte, noch schien sie unbemerkt. Aber ihre Neugier überwog und so duckte sie sich und schlich auf das Geräusch zu, bemüht so leise wie nur möglich zu sein. Das Prasseln des Regens bot ihr einen optimalen Lärmschutz. Dann entdeckte sie es. Wenige Meter von ihr entfernt kauerte eine Frau. Aber es war nicht irgendeine Frau. Es war jenes Fuchsmädchen, mit dem sie sich in der Kneipe angelegt hatte. Sie hockte dort, gegen einen Baum gelehnt, ihre Schwänze um sich geschlungen und das Gesicht in den Händen vergraben. Kein Zweifel, sie weinte. Zuerst war sie sich nicht sicher, was der Haufen war, der sich neben der Unbekannten befand, der Mond schien zwar hell, drang aber kaum bis hier unten durch. Riven kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Als sie erkannte, was dort lag, kam sie nicht umhin die Luft zischend einzuziehen. Die andere Frau blickte auf. Ihre Augen weiteten sich als sie Riven sah, Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Riven wusste, dass sie nun nicht mehr fliehen konnte, die Frau hatte ihr Gesicht gesehen. Sie entschloss sich der Situation mutig entgegenzutreten. Immer noch geduckt machte sie ein paar Schritte auf die Szene zu. „Was hast du getan?“, flüstere sie. „Nach was sieht es denn aus?“, brachte die kauernde Frau hervor. Ihre Stimme klang verbittert. „Ich habe ihn getötet.“ Riven blieb unbeeindruckt von diesen Worten. Den Tod hatte sie schon früh kennengelernt, er fürchtete sie nicht länger. „Das sehe ich“, stellte sie nüchtern fest. Und obwohl der der Mann, der im Geäst auf dem durchnässten Boden lag, keine Anzeichen äußerlicher Gewalteinwirkungen zeigte, brauchte Riven keinen Arzt um dessen Tod festzustellen. Sämtliche Spannung war aus seinen Muskeln gewichen, seine Brust war bewegungslos, kein Anzeichen dafür, dass er noch atmete. Außerdem war seine Auro verschwunden, die Energie, die jeder Körper in sich aufnimmt. Wenn er hier liegen bleibt, wird er irgendwann ein Teil des Waldes werden, waren Rivens Gedanken in diesem Moment. Diese Erkenntnis erfüllte sie mit Ruhe. Sie wandte ihren Blick wieder dem Häufchen Elend zu, dass mühsam versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen. Als Riven erneut das Wort ergriff, war ihre Stimme ruhig und frei von Hass oder Verachtung. Im Gegenteil. Es überraschte sie selbst, dass sie überhaupt zu solchen Gefühlen fähig war, aber sie war betroffen von dem Leid des Fuchsmädchens, das ihre Tat offenbar zu bereuen schien. Mitleid lag in ihrer Stimme als sie nun sprach. „Warum?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)