Zodiac von BleedingRose ================================================================================ Kapitel 3: Die Begegnung ------------------------ Herbst 2015, le village de étoiles Kira Vaillant Das Wetter spiegelt meine Laune bestens wieder. War es vor drei Stunden noch leichter und angenehmer Regen, so fegt jetzt ein regenrechtes Unwetter über unser Dorf hinweg. Es war bestimmt keine Absicht von mir gewesen, aber als Selest mir sagte was meine Mutter getan hat, was meine Eltern getan haben, da ist es einfach passiert. Ich bin sowas von enttäuscht von ihnen. Zwar kannte ich sie nicht, aber dennoch. Wer hört aber auch schon gerne, dass seine Eltern Verräter und die Mutter sogar eine Mörderin ist. Keiner. Doch nicht nur die beiden haben mich enttäuscht, sondern auch Antoniella, Derek – bestimmt wussten auch Jolina und Conny über die Taten meiner Eltern Bescheid. Wieso nur haben sie mir nie die Wahrheit gesagt. Hatten sie etwa Angst ich würde sie wie meine Eltern irgendwann verraten? Wieso sollte ich das tun? Und wieso nur haben meine Eltern das getan? War es wirklich das Verlangen nach Macht, so wie Selest es sagte? Oder gab es gar einen anderen Grund? „Es muss einfach einen gegeben haben.“ Einen triftigen Grund, denn anders kann ich es mir nicht erklären. Ich muss wissen wie es dazu kommen konnte und deshalb werde ich herausfinden wie es zu dem Krieg vor 17 Jahren wirklich gekommen ist. Nur wie mache ich das? Wer kannte meine Eltern gut genug, und wem kann ich überhaupt noch trauen? Früher hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken auf Antoniella und Eileen getippt. Doch erstere kommt nun nicht mehr in Frage – da ich ihr jetzt nicht mehr so ohne weiteres vertrauen kann – und letztere ist bereits tot. „Vielleicht kann ich…“ „…erst einmal aus dem Regen raus kommen? Das wäre keine solch schlechte Idee.“ Ich blicke nach oben. Vor mir steht der junge Polizist von heute Nachmittag und hält einen grauen Regenschirm über mich, der dem Sturm wohl nicht mehr allzu lange standhalten wird. Was macht der Kerl, bei solch einem miesen Wetter eigentlich hier draußen? Das wird er sich wohl auch von mir denken, denke ich und überlege mir nebenbei einmal eine Ausrede für ihn. „Oder macht es dir etwa nichts aus, hier draußen in der Kälte und bei dem Sturm, mit nichts an, außer dem dünnen Hemd und einer kurzen Hose, zu sitzen? Das glaube ich ja eher nicht, so durchnässt wie du aussiehst. Was machst du also hier?“ „Nachdenken und Sie?“, frage ich ihn, ohne groß auf seine Frage einzugehen. Mir fällt nämlich sonst nichts Passendes ein. Zwar könnte ich ihm sagen das ich den Regen liebe – was nicht mal gelogen wäre – aber ob er damit zufrieden wäre… Ich blicke am Regenschirm vorbei, den er immer noch über uns hält, und in den dunklen Himmel hinauf. Vielleicht sollte ich als erstes etwas runter kommen, damit sich auch das Wetter wieder etwas legt. Allmählich wird es ziemlich heftig. Die ersten Äste werden bestimmt auch schon von den Bäumen abgebrochen sein. „Ich wollte zu meinem Bruder und ein Feierabendbier trinken“, antwortet er mir und nickt auf das Gebäude, welches sich hinter mir befindet. Ich drehe mich um. La Porte de l'Enfer, lese ich auf einem ovalförmigen Schild. Was für ein Name für eine Bar. „Tun sie sich keinen Zwang an“, sage ich und schaue dann wieder dem Regen zu, und wie er sich seinen Weg durch die Straßen unseres Dorfes bahnt. „Da ich ein Gentleman bin, kann ich dich leider nicht hier al-leine sitzen lassen. Erst recht nicht in den nassen Klamotten. Außerdem habe ich als Polizist ein Helferkomplex, also… Tue mir bitte den Gefallen und lass dir mir von meinem Bruder ein paar trockene Sachen zum Anziehen geben. Danach fahre ich dich auch gerne nach Hause. Zwar ist dieses entzückende Dorf nicht allzu groß, aber so wie du aussiehst, bist du bei einem Fußmarsch von einer guten dreiviertel Stunde halb tot, wenn du daheim an-kommst. Falls du dort überhaupt ankommen tust, schließlich läuft hier immer noch ein Dreifachmörder frei herum.“ Dreifach? Wieso denn dreifach? Hat Lykan etwa noch zwei Hexen umgebracht? Davon hat Derek mir vorhin gar nichts erwähnt, als er mich zur Schnecke gemacht hat, weil ich heute früh mit Selest alleine draußen war. Wer konnte aber auch ahnen, dass Lykan dort auftaucht zumal… Moment mal. Vollmond ist doch erst übermorgen. Lykan hätte also gar nicht auftauchen können, da sich Wolfsmenschen nur an Vollmond, sowie eine Nacht davor, und eine danach wandeln können. Wieso also war er da. Nun, dann gibt es wohl noch ein weiteres Rätsel, welches es zu lösen gilt. Doch nicht für mich, vor-erst jedenfalls nicht. Da mir so langsam aber sicher wirklich mehr als kalt wird, beschließe ich, mit dem jungen Polizisten rein zu gehen – Derek ist glücklicherweise gerade nicht hier und kann mich demnach auch nicht anmeckern. Doch selbst wenn er hier wäre, so bin ich mir ziemlich sicher, würde nicht mal er wollen, dass ich mir hier was weghole. „Trockene Klamotten sind vielleicht wirklich keine schlechte Idee“, wende ich mich an den jungen Mann vor mir. Zwar könnte ich auch blitzschnell dafür sorgen dass der Regen aufhört und die Sonne scheint, aber in seinem Beisein kann ich das unmöglich tun. Polizisten haben schließlich die unschöne Eigenschaft allem unerklärbarem auf dem Grund gehen zu müssen. Und ich kann es mir nicht leisten, dass er herausfindet dass ich eine Hexe bin, zumal das diesjährige Zirkeltreffen ja in knapp einer Woche stattfindet und dann die Gefahr noch größer ist das er was findet, sollte er nur gründlich genug kramen. Und so wie ich ihn einschätze, würde er wirklich was finden. Doch darüber hinaus, wäre ein erneuter Wetterumschwung viel zu auffällig und das nicht nur für ihn. „Daher nehme ich ihr Angebot liebend gerne an“, sage ich zähneklappernd. Puh, irgendwie wird es immer kälter hier und das bedeutet, dass meine Wut noch nicht verraucht ist. Ich erhebe mich und lasse mich dann von dem jungen Polizisten nach drinnen ins Warme geleiten. Dort angekommen reibe ich mit den Händen meine Oberarme entlang, auch wenn das nicht allzu viel bringt, da sie ebenfalls eiskalt und klitschnass sind. „Ian!“, brüllt er in die Bar hinein. Ob das wohl der Name seines Bruders sein wird? Das werde ich wohl gleich erfahren und viel-leicht auch seinen eigenen, da ich ihn nicht unbedingt dauernd den Polizisten nennen will. Es dauert nicht lange und aus einer, hinter ein paar Bierkästen versteckten Tür, tritt ein gutaussehender junger Mann hervor. Er trägt ein schwarzes Hemd, sowie eine schwarze Lederhose. Und seine kurzgeschorenen Haare sind ebenfalls Schwarz. Da kann er sich mit Selest zusammen tun. Bei ihr ist ja von oben bis unten auch nur schwarz zu finden. Ob sie überhaupt anders farbige Klamotten besitzt? Die beiden jungen Männer nicht weiter beachtend, sehe ich mich ein wenig in der Bar um. Hier drinnen sieht es so aus, wie ich mir die Hölle vorstelle – also passt der Name der Bar wirklich aus-gezeichnet. Anstatt Tapete befindet sich Naturstein an den Wänden, verziert mit aufgemaltem Feuerflammen und flüssiger Lava. Und warm wie ich der Hölle ist es hier auch. Das heißt es besteht akute Erkältungsgefahr für mich. Es wird also aller höchste Zeit, dass ich aus den nassen Klamotten raus komme. An der Bar, hinter der sich die beiden Brüder gerade herzlichst umarmen, sitzt ein älterer Mann den ich nicht kenne, zusammen mit dem Sohn unseres hier ansässigen Fleischers. Vor den beiden steht jeweils ein halbleeres Glas Bier, oder wie Constantin jetzt sagen würde, halbvolles. Dieser alte Optimist. Weitere Gäste kann ich bisher nicht erkennen, aber da es noch eine Steintreppe, die nach unten führt, gibt, kann es gut möglich sein, dass dort noch weitere Gäste sind. Andererseits muss die Bar noch recht neu sein, da ich sie nicht kenne und das könnte auch ein Grund dafür sein, dass sie so leer ist. Menschen sind halt Gewohnheitstiere, ganz besonders hier bei uns. Da wird Neues nicht gleich angenommen, sondern erst einmal gemieden. Man kann also nicht sagen, dass die Bar hier einen leichten Einstieg finden wird. Soll aber nicht mein Problem sein. „Wer ist denn diese reizende junge Lady, die du mitgebracht hast, Brüderchen?“ Dieser Ian kommt zu mir und gibt mir einen Handkuss. Ich spüre deutlich dass ich rot werde, was ihn zum Schmunzeln bringt. „Eine Zeugin“, antwortet besagtes Brüderchen und schiebt Ian ein Stückchen von mir. „Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr ein paar trockene Klamotten von dir gebe, da sie draußen vor der Bar, halb erfroren und durchnässt auf der Bank saß. Meine Sachen sind ja noch alle in den Umzugskartons. Das geht doch in Ordnung oder?“ Es wundert mich dass er mich als eine Zeugin vorstellt, da es sich bei unserer ersten Begegnung eher so angehört hat, als hielte er mich für eine Verdächtige. „Aber sicher doch“, grinst Ian und winkt mir kurz zu, ehe er sich um seine beiden Gäste kümmert. „Und tut bitte nichts, was ich nicht auch tun würde“, fügt er noch zwinkert hinzu. Nun. Das habe ich jetzt mal wissentlich überhört. Normaler-weise würde ich ja zu ihm zurückgehen und ihm gehörig die Meinung sagen. Ich meine, für wen hält der mich denn, dass der denkt, ich würde über seinen Bruder herfallen. Glücklicherweise aber zieht mich besagter Bruder die Treppen nach unten, so dass ich nicht doch noch in Versuchung komme. „Der ist immer so. Ignoriere ihn einfach, das mache ich meistens auch.“ Das hatte ich eh vor. Viel Zeit mich hier genauer umzusehen habe ich nicht, da ich immer noch hinterher gezogen werde. Das ist ganz schön leicht-sinnig von mir, einfach mit ihm mitzugehen. Eigentlich bin ich ja nicht so und so wurde ich auch nicht erzogen. Antoniella hat mir und Eileen immer gepredigt vorsichtig zu sein, vor allem bei Fremden. Doch bei ihm scheint das was anderes zu sein. Irgend-wie fühle ich mich in seiner Gegenwart gut. „Wieso hat dein Bruder eigentlich ausgerechnet hier seine Bar aufgemacht“, versuche ich ein Gesprächsthema zu finden und dadurch vielleicht meine Verunsicherung nicht allzu stark durch-scheinen zu lassen. Denn auch wenn ich glaube dass dieser Polizist keinerlei Gefahr für mich darstellt, so klingt meine Stimme etwas dünn. „Ian folgte mir hierher, nachdem ich den Job als Polizeianwärter bekommen habe. Er wollte einfach in meiner Nähe sein, da wir uns erst vor kurzem begegnet sind“, sagt er und öffnet eine schwere Eisentür. „Mein Vater hatte mich kurz nach meiner Geburt in die Obhut seiner Schwester gegeben, da er meinen Anblick nicht ertragen konnte. Er gab mir die Schuld am Tod meiner Mutter.“ Da haben wir was gemeinsam, denke ich. Meine Mutter starb auch bei meiner Geburt, falls dieser Teil nicht auch gelogen sein sollte. „Und seit wann habt ihr Kenntnis voneinander?“, frage ich zaghaft nach. Nicht das ihm das Thema unangenehm, oder schmerzhaft ist. „Bei der Beerdigung unseres Vaters.“ Der junge Polizist dreht sich zu mir um und reicht mir dann seine Hand. Wenn er grinst, sieht man erst mal die Ähnlichkeit mit seinem Bruder. Beide haben dann diese Grübchen. „Ich bin übrigens Julian“, stellt er sich mir dann vor. Ich zögere erst, greife aber nach seiner Hand und drücke sie. „Kira.“ „Freut mich, Kira. Na dann…“ Er hält mir die Tür auf. „Willkommen in unserem bescheidenen Zuhause.“ Hier unten sieht es völlig anders aus als oben in der dunklen Bar. Obwohl sich ihre Räumlichkeiten unterhalb befinden, ist es hier sehr hell und wirkt zudem freundlich und einladend. „Hier rechts von dir ist unser Bad, da kannst du gerne erst ein-mal warm duschen gehen. Ich suche dir gleich ein paar Sachen raus die du danach anziehen kannst.“ Nachdem Julian mir noch schnell alles gezeigt und danach die Badezimmertür hinter sich wieder geschlossen hat, ziehe ich mir schleunigst meine nassen Klamotten aus und stelle mich dann unter die schöne heiße Dusche. Das Wasser rieselt angenehm meinen erkalteten Körper hinab und wärmt mich langsam aber sicher wie-der auf. Ich greife nach dem Duschgel und schnuppere erst einmal dran. Es riecht nach Melone. Sommerlich frisch. Ich seife mich damit ein und nach gut fünfzehn Minuten verlasse ich die Dusche wieder und nehme mir einfach eines der weißen Handtücher um mich abzutrocknen. Mein Blick wandert erst zu meinen nassen Klamotten und dann an mir herunter. „Mist“, fluche ich und ärgere mich über meine eigene Dummheit. „Ich hätte ihn gleich um die Sachen von seinem Bruder bitten sollen.“ Jetzt muss ich so raus gehen – wie peinlich. Ich wickle das Handtuch fest um meinen Körper und suche dann meine Sachen zusammen, ehe ich das Badezimmer verlasse. Im Wohnzimmer sitzt Julian auf einem dunkelgrünen Sessel und schaut angestrengt auf ein paar Papiere. „Ähm“, räuspere ich mich. Julian sieht auf und begutachtet mich von Kopf bis Fuß. „Hätten sie vielleicht was zu Anziehen für mich?“ Und klotz bitte nicht so, das ist mir peinlich. „Ja natürlich“, sagt er und steht dann auf. Er verlässt das Wohnzimmer und kommt eine Minute später mit einem schwarzen T-Shirt, einer schwarzen Jogginghose und einem schwarzen Rollkragenpullover wieder. „Ich denke die dürften dir passen.“ Er reicht mir die Sachen und ich nehme sie dankend entgegen. Dann verschwinde ich wieder ins Bad und spüre dabei ganz genau seinen bohrenden Blick auf mich.   Herbst 2015, le village de étoiles Selest Peterson „Habe ich dir nicht gesagt, dass es manchmal besser wäre die Wahrheit nicht auszusprechen?“ Erschrocken zucke ich zusammen. Ich drehe mich nach links und blicke Arashi finster an, der draußen auf dem Fensterbrett sitzt und mich mit verschränkten Armen anstarrt. Ich mache einen Schritt zur Seite, sodass er ins Zimmer eintreten kann. Er setzt sich auf mein Bett, genauer gesagt auf meine Betthälfte und sieht mich weiterhin einfach nur an. Wartet er jetzt etwa auf eine Antwort von mir? Scheint so, denn er hört auch nach fünf Minuten nicht damit auf mich anzustarren. Obwohl er mich diesmal nicht so ansieht, als wenn ich sein Futter wäre, fühle ich mich mehr als unwohl. Und das auch zu recht. Sein durchdringender Blick lässt mich nervös werden. Ich streiche mir mit der Hand durch die Haare und setze mich dann neben Arashi. Rücke aber ein wenig von ihm weg, da ich nicht vorhabe noch einmal von ihm gebissen zu werden. Einmal reicht völlig. „Ist sie wieder da?“, frage ich nach endlosen Minuten. Es ist jetzt immerhin schon mehrere Stunden her, dass Kira verschwunden ist und ich mache mir so langsam wirklich sorgen um sie. Nicht das ihr etwas passiert ist, das könnte ich mir nie… „Ich kann deine Gehirnzellen richtig arbeiten hören, Süße.“ Arashi legt seine warme Hand auf meinen Arm und ein angenehmer Schauer überkommt mich sogleich. Er zieht mich näher zu sich ran… „Kira ist schon ein großes Mädchen, sie kann auf sich aufpassen.“ …und blickt mir dann direkt in die Augen. Ich wende meinen Blick sofort von ihm ab, woraufhin er mich wortlos in seine Arme zieht. „Es tut mir leid!“, flüstere ich an seine Brust gepresst. Arashi so nah zu sein fühlt sich gut so. Bisher war es immer mein Vater gewesen, der mir mit seinen Umarmungen und Küssen, Wärme und Sicherheit gegeben hat. Bei keinem anderen fühle ich mich sonst so geborgen, wieso also bei ihm? Liegt es vielleicht daran das er ein Vampir ist und ich mich deswegen automatisch von ihm angezogen fühle? „Jolina und Conny sind zurückgekommen“, unterbricht Arashi meine Gedankengänge. Sofort löse ich mich von ihm und stehe schwungvoll auf, um nach unten zu den beiden gehen zu können. Hoffentlich gibt es Neuigkeiten über Kira. Und wenn, dann positive. Ich sprinte die Stufen der Wendeltreppe nach unten und stoße sogleich mit Constantin im Flur zusammen. Geistesgegenwärtig halte ich mich am Geländer fest, damit ich nicht auf meinem Hosenboden lande. Kaum das ich mein Gleichgewicht wiedererlangt habe, kralle ich mich in seiner Jacke fest. „Habt ihr sie gefunden?“ Oh bitte sage mir das es ihr gut geht. Jolina erscheint in meinem Blickwinkel und befreit ihren Freund erst einmal von mir. Dann schiebt sie mich in die Küche, wo sie mich auf einen Küchenstuhl setzt und ein Glas Leitungswasser in die Hand drückt. Sie und Constantin setzen sich mir gegenüber. „Bisher leider nein“, sagt Jolina mit brüchiger Stimme. Ihr Blick wirkt traurig und sofort breitet sich dieses Gefühl in mir aus, das mir sagt, dass irgendwas Schreckliches passiert sein muss. „Das hat aber nichts zu bedeuten“, fügt Constantin dem schnell hinzu. „Kira kennt sich hier bestens aus. Sie kennt Schlupfwinkel, von denen nicht mal Derek etwas weiß, also…“ Er bricht seinen Satz ab und blickt dann zu seiner Freundin rüber. Beide seufzen synchron. „Vielleicht solltet ihr jetzt doch Lady Antoniella endlich mal einweihen“, mischt sich Arashi ein. Der Vampir steht hinter meinem Stuhl und umfasst mit seinen Händen meine Schultern. Er übt dabei einen sanften Druck aus, der mich sogleich beruhigt. „Sie hat immerhin Mittel und Wege Kira zu finden.“ „Auf keinen Fall“, ruft Jolina empört auf. Sie sieht Arashi unverständlich an. Genauso wie Constantin. Ich drehe mich kurz zu Arashi um, ehe ich mich wieder auf Constantin und Jolina konzentriere. Wobei geht es hier jetzt? Ich habe das komische Gefühl, dass es wieder einmal etwas gibt, wo-von ich keine Ahnung habe. „Aber wenn sie sie finden kann, dann…“ „Nein!“, unterbricht Jolina diesmal mich sehr schroff. Ich senke meinen Blick. „Derek findet sie auch so. Wir müssen Lady Antoniella hier nicht mit reinziehen.“ „Sie wird es sowieso in einer Stunde erfahren, Jolina“, sagt Arashi mit fester Stimme. „Es ist also besser wenn ihr es ihr vorher sagt. Sie wird euch schon nicht dafür verantwortlich machen.“ „Uns vielleicht nicht, aber Derek und Selest.“ Mich? … Oh, Klar. Natürlich mich, immerhin bin ich ja Schuld daran, dass Kira verschwunden ist. Weil ich nicht nachgedacht habe, bevor ich was gesagt habe. Aber warum sollte sie Derek die Schuld geben? Er war ja schließlich nicht da.“ „Genau deswegen.“ Ich drehe mich überrascht zu Arashi um und sehe ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Derek hätte eigentlich in Kiras Nähe sein sollen. Er war es aber nicht und darum wird sie ihm auch die Schuld geben“, erklärt er mir. „Kannst du meine Gedanken hören?“ Er grinst mich an, sagt aber kein Ton. Das heißt dann wohl: Ja! Tja. Dann werde ich in Zukunft wohl aufpassen was ich denke, wenn er in meiner Nähe ist. Der Typ wird mir immer gruseliger. „Gut zu wissen“, wispere ich und löse mich von ihm. „Aber wenn ich es ihr erkläre, dann wird sie es doch bestimmt verstehen“, lenke ich somit das Thema wieder auf diese Lady Antoniella zurück. „Du kennst sie nicht, Selest“, sagt Jolina. „Kira ist ihr Ein und Alles. Sie wird nicht erfreut darüber sein, dass sie verschwunden ist. Und auch nicht darüber, dass sie nun die Wahrheit kennt. Die ganzen Jahre über, hat unsere Hohepriesterin, alles dafür getan, damit Kira das über ihre Eltern nicht herausfindet. Und dann kommst du, und zag… Erst wird sie deinetwegen von Lykan verletzt und dann erfährt sie auch noch die Wahrheit über ihre Eltern. Und all das…“ „…ist meine Schuld“, vollende ich ihren Satz. „Sie wird mich bestimmt hassen. Genauso wie Kira das wohl tut. Ich mache einfach alles kaputt.“ „Das ist nicht wahr“, sagt Constantin und schenkt mir ein kleines Lächeln. „Irgendwo ist sie selber daran schuld. Sie hätte wissen müssen, dass Kira irgendwann die Wahrheit herausfindet.“ „Aber warum hat sie es ihr denn nicht gesagt?“, will ich wissen. Ich nehme einen Schluck von dem Wasser, welches ich von Jolina bekommen habe. „Wenn wir das nur wüssten“, seufzt Constantin. Er sieht zu Jolina rüber. „Arashi hat Recht, wir müssen es ihr sagen.“ „Ich weiß“, seufzt sie. „Doch wer soll ihr diese Nachricht überbringen?“ „Ich mache das!“ Ich habe es ja auch zu verantworten, also sollte ich auch diejenige sein, die es Lady Antoniella sagt. Und gleichzeitig werde ich für Derek ein gutes Wort einlegen. Er kann nämlich nichts dafür. „Bist du dir sicher?“, fragt mich Arashi. „Sie kann ziemlich angsteinflößend sein, vor allem für jemanden, der sie nicht kennt. „Ja!“, sage ich erneut, diesmal aber mit etwas mehr Nachdruck. „Wo finde ich sie?“ Ich sehe einen nach dem anderen an. „Wir müssen sowieso gleich zu ihr gehen, also… Wir zeigen dir den Weg.“ „Auch wenn ihr nicht hättet zu ihr gehen müssen, hätte einer von euch beiden ihr den Weg zeigen müssen“, sagt Arashi. Sein Tonfall zeigt deutlich, dass er irgendwas an seinen Worten witzig findet. Am liebsten würde ich ihm sein grinsen aus dem Gesicht schlagen. „Immerhin hat sie einen grausiegen Orientierungssinn.“ „Das ist nicht witzig“, meckere ich ihn an. Wie kann er nur in solch einer Situation Witze reißen. Der hat sie doch nicht mehr alle. „Aber warum müsst ihr denn zu ihr? Ich habe doch gesagt, dass ich es ihr sagen werde.“ „Naja.“ Constantin kratzt sich am Kopf. „Weil gleich die Totenfeier für Bianca und ihre Eltern ist. Und alle Hexen die im Dorf sind, beziehungsweise sich gerade in der Nähe zum Dorf aufhalten, sollten dann anwesend sein, um den Toten ihr Bedauern auszudrücken.“ „Oder ihnen den nötigen Respekt zollen, sollten sie zum Bei-spiel bei der Verteidigung ihrer Hohepriesterin oder ähnlichem, ihr Leben gelassen haben.“ „Heißt das, dass ich ein paar neue Mitglieder unseres Zirkels kennenlernen werde?“ Eigentlich wäre das etwas positives, doch wenn man bedenkt warum ich zu unserer Hohepriesterin will, löst es bei mir gerade das genaue Gegenteil davon aus. Vielleicht hätte ich mich doch nicht freiwillig melden sollen. „Viele werden nicht da sein“, sagt Jolina und steht auf. Constantin tut es ihr gleich. Doch während Jolina zu mir kommt und mich von meinem Stuhl hochzieht, geht Constantin in den Flur raus. Arashi folgt ihm. „Lady Antoniella wird nicht gesagt haben, dass die drei von Lykan getötet wurden. Also gibt es keinen wirklichen Grund, der Totenfeier beizuwohnen.“ „Was wird sie ihnen denn sonst gesagt haben?“, will ich wissen. Es war ja nun mal Lykan, der sie alle drei… Moment mal. Seit wann sind es denn drei Opfer? „Wieso hat mir niemand was gesagt?“, verlange ich empört zu erfahren. Von Bianca habe ich auch nur durch Zufall erfahren. Und ich dachte echt, dass ich jetzt zu ihnen gehöre und es darum keine Geheimnisse mehr gibt. Da habe ich mich wohl getäuscht. „Wir wollten dich nicht beunruhigen“, gesteht mir Jolina. Sie schiebt mich aus der Küche raus. Im Flur reicht mir Constantin meine Jacke, welche ich mir auch sogleich anziehe. Draußen stürmt es zwar nicht mehr, aber es ist immer noch verdammt kalt. „Und wir wussten nicht wie du darauf reagieren würdest. Lykan ist schließlich nur deinetwegen im Dorf. Autsch.“ Constantin reibt sich den Arm. „Wieso schlägst du mich, Schatz?“ "Idiot!“, schimpft sie ihn und schüttelt ihren Kopf. Dann wendet sie sich mir wieder zu. „Denk jetzt bitte nicht, dass es deine Schuld ist, Selest, denn das ist es definitiv nicht.“ „Das habe ich damit ja auch nicht sagen wollen“, rechtfertigt Constantin seine eben gesagten Worte. Doch niemand hört ihm zu. „Nur weil Lykan deinen Tod will, heißt das nicht, dass er andere Hexen, die seinen Weg kreuzen, auch verschont. Der Hass auf uns Hexen ist so tief in ihm verankert…“ „Aber wenn ich nicht hergezogen wäre, dann wäre er auch nicht hier aufgetaucht“, unterbreche ich Jolina. Es ist also doch meine Schuld. „Hör auf sowas zu denken“, sagt Arashi. Bis eben lehnte er noch an der Tür. Jetzt aber steht er vor mir und sieht mich wieder einmal eindringlich an. So langsam wird das lästig. „Wenn du nicht hierhergezogen wärst, dann wäre Lykan eben in Berlin auf-getaucht und hätte dort fröhlich vor sich hin gemordet. Und dort gäbe es wesentlich mehr Opfer als hier.“ Beruhigen tut mich das jetzt nicht, falls es das überhaupt sollte, denn im Grunde bedeutet das ja nur, dass solange ich lebe, Lykan weiterhin morden wird. „Vielleicht wäre es besser wenn…“ Ein brennender Schmerz breitet sich auf meiner Wange aus. Ich halte meine Hand dran und blicke Jolina verwirrt an, da sie mir eben heftig eine verpasst hat. „Ich kann vielleicht keine Gedanken wie Arashi oder Lady Antoniella lesen, aber ich glaube ganz genau zu wissen, was du gera-de sagen wolltest. Und glaube mir, es wäre mit Sicherheit nicht besser, also wage es dich auch nur daran zu denken. Verstanden?“ Um Jolina wieder milde zu stimmen, nicke ich ihr bestätigend zu, woraufhin sie erleichtert seufzt. „Na jetzt geht schon los, bevor ihr noch zu spät kommt und alle den Zorn eurer Hohepriesterin auf euch zieht.“ Arashi drängt sich zwischen uns. „Kommst du denn nicht mit?“, will ich von ihm wissen. Er schüttelt seinen Kopf, beugt sich zu mir und haucht mir einen seichten Kuss auf die Lippen. „Nein. Ich werde in der Zeit eurer Abwesenheit, ein wenig versuchen dem guten Derek zu helfen. Loup-Garou sind zwar super Fährtenleser, aber auch sie sind nicht unfehlbar.“ „Danke“, wispere ich und lecke mir einmal über die Lippen. Dann drehe ich mich um und verlasse mit wackeligen Beinen die Wohnung. Als ich an Constantin und Jolina vorbeitorkle, kann ich ihr unterdrücktes Grinsen deutlich erkennen. „Was gibt es denn da zu lachen, hä?“, keife ich sie beide an, und schon können sie nicht mehr an sich halten und lachen laut drauf los. Es hat noch eine ganze Weile gedauert, bis die beiden Lachhälse sich wieder eingekriegt und endlich mit dem lachen aufgehört haben. Ich weiß gar nicht was sie so lustig daran fanden, dass Arashi mich ungefragt geküsst hat. Oh, wenn ich zu dem Zeitpunkt nur nicht so überrascht davon gewesen wäre, dann hätte ich diesem Idioten, für diese Frechheit, eine verpasst, so dass er die Engelchen hätte singen hören. Dann, und auch wirklich nur dann, hätten Jolina und Constantin was zu lachen gehabt. Also wirklich. Was hat der Kerl sich aber auch dabei gedacht, mich einfach so… einfach so… Ach verdammt. Ich muss ihn endlich aus meinen Gedanken raus kriegen. Ich kenne ihn schließlich kaum. Alles was ich von ihm weiß ist, dass er ein Vampir ist, dass er sich ohne vorher zu fragen mein Blut genommen hat, und dass er ein richtiger Spaßvogel zu sein scheint. Alles in allem, also wirklich kein guter Um-gang für mich. Wie bestellt und nicht abgeholt stehe ich in dem riesigen Foyer von Lady Antoniellas wunderschönem Anwesen und trete von einem Bein aufs andere. Jolina und Constantin haben mich hier abgestellt und sind nach draußen in den Garten gegangen. Von meiner Position aus kann ich sie bestens erkennen. Sie stehen zusammen mit meiner Tante zwischen ein paar Pflanzen und unter-halten sich angestrengt. Und das tun sie jetzt schon seit mehr als einer viertel Stunde. Was gibt es da nur so lange zu bereden. Ich bin gewillt näher ran zu gehen um zu lauschen, doch aufgrund dessen, das ich derzeit schon genug Ärger habe, tue ich es nicht. Stattdessen werde ich weiterhin schön brav hier stehen bleiben und… Jetzt sehen sie mich an. Wieso sehen sie mich an? Sie reden hoffentlich nicht über mich. „Du bist wirklich das Ebenbild deiner Mutter.“ Erschrocken drehe ich mich um. Oberhalb des östlichen Treppenaufgangs, steht eine in eleganter Robe gekleidete Frau, die mir ihren rechten Arm entgegenstreckt. „Komm her mein Kind, und lass mich dich etwas genauer ansehen.“ Sie hat sich mir zwar nicht vorgestellt, aber ich glaube mal, dass das Lady Antoniella sein wird, die Hohepriesterin unseres Zirkels und gleichzeitig Kiras Ziehmutter. Na dann, auf in den Kampf, spreche ich mir selber Mut zu. Hohen Hauptes schreite ich zu ihr nach oben. „Ich bin Selest. Selest Peterson“, stelle ich mich ihr dann vor. Zwar weiß sie wer ich bin, wenn sie schon sagt, dass ich das Ebenbild meiner Mutter bin, aber dennoch… Ich will wenigstens versuchen einen Plus-punkt zu ergattern, bevor ich ihr gleich sage, was ich getan habe. „Es freut mich dich kennen zu lernen, Selest. Ich bin Lady Antoniella, die Hohepriesterin unseres Zirkels.“ Sie reicht mir ihre Hand, die ich nach kurzem Zögern, zaghaft ergreife. „Willkommen bei den Phönix-Hexen.“ „Danke. Ähm… Ich muss.“ Oh weh. Wie soll ich ihr das nur mit Kira beibringen? „Nur keine Panik, Liebes“, sagt sie lächelnd und entlässt meine Hand aus ihrem festen Griff. „Deine Tante ist noch etwas beschäftigt, wieso kommt du nicht mit mir? Wir können nebenan ins Wohnzimmer gehen und uns dort etwas unterhalten. Möchtest du vielleicht was trinken?“ Ich nicke und folge ihr dann. Also auf den ersten Blick macht sie einen wirklich netten Eindruck. Vielleicht habe ich ja Glück, und sie nimmt es mir Kiras Verschwinden nicht allzu böse, oder aber sie sagt, dass sie sie finden kann. Das wäre dann noch besser. Wir haben das Wohnzimmer erreicht. Es ist ziemlich groß und wunderschön eingerichtet. An den Wänden hängen vereinzelte Bilder, die Lady Antoniella, zusammen mit zwei kleinen Kindern zeigt, bei der es sich bei der einen wohl um Kira handelt und die andere… „Die blonde der beiden ist meine Enkelin Eileen. Leider weilt sie nicht mehr unter uns, und die andere ist Kira. Sag…“ Sie bittet mir einen Sitzplatz auf ihrer schwarzen Ledercouch an, den ich dankend annehme. „…wie kommst du eigentlich mit ihr zurecht? Hoffentlich gut. Das Kind hat leider nicht allzu viele Freunde und ist meistens für sich alleine. Seit Eileen tot ist, zieht sich auch immer mehr zurück. Noch nicht mal ich komme mehr an sie ran.“ Das habe ich auch schon mitbekommen, also das sie meistens für sich ist. Und, dass sie sich so wirklich keinem anvertraut. Was ich übrigens sehr schade finde. „Sie ist nett, aber… allzu viel habe ich bisher leider noch nicht mit ihr zu tun gehabt.“ Und das werde ich wohl auch in Zukunft nicht. „Aber sie hat mich vor Lykan gerettet, also… schulde ich ihr was.“ „Ja. Davon habe ich gehört“, sagt Lady Antoniella. Es klopft an der Tür und eine junge Zigeunerin betritt mit einem Tablett auf dem Arm das Zimmer. Sie kommt zu uns, stellt wortlos zwei Gläser Saft vor uns ab und verschwindet dann, mit einem Knicks in Richtung Lady Antoniella, wieder. „Das war Vanessa, meine Haushälterin“, klärt sie mich auf. „Leider ist sie seit ihrer Geburt stumm.“ „Oh. Das tut mir leid.“ Ich kann es mir gar nicht vorstellen, so zu leben, ohne eine Stimme zu haben. „Ist sie auch eine…“ „Ob sie auch eine Hexe ist? Ja. Sie gehörte einst dem Zirkel der Wicca-Hexen an. Ich nahm sie auf nachdem… Bist du mit unserer Geschichte vertraut?“ „Wenn sie den Krieg vor 17 Jahren meinen, dann ja. Ein bisschen was weiß ich bereits, nur nicht, wieso es dazu kam und auch nicht, wie genau er geendet hat. Alles was ich weiß ist, dass unser Zirkel und der der Stonehenge-Hexen gesiegt haben, und der Zirkel der Wicca-Hexen fast komplett ausgelöscht wurde. Was ich mich aber frage ich, wieso sind ein paar von ihnen verschont wurden?“ Und was ist jetzt genau mit den anderen passiert? Das Kiras Eltern wegen ihres Verrates, mit ihren Leben bezahlen mussten, ist mir klar, auch wenn ich das als Strafe ganz schön hart finde. Es hätte doch bestimmt auch gereicht, ihnen einfach ihre Kräfte zu nehmen, oder sowas in der Art. „Unsere Gesetze sind hart, Liebes. Aber es ist nun mal das Gesetz, dass Verräter mit ihrem Leben bezahlen müssen. Wir haben dieses Gesetz zwar nicht gemacht, aber wir leben seit Generationen damit. Es schützt uns davor, unsere Kräfte zu missbrauchen.“ Ich nehme einen kräftigen Schluck von meinem Orangensaft. Er schmeckt etwas bitter, was ich mir aber nicht anmerken lasse. Ich muss immerhin weiterhin Pluspunkte sammeln, bevor ich mir gleich eine ganze Menge Minuspunkte einhandeln werde. Ich stelle das halbleere Glas wieder auf den Tisch zurück und nehme dann all meinen Mut zusammen. Ich muss es ihr jetzt sagen, bevor sie es doch noch von wem anderes erfährt. „Ich muss ihnen was wichtiges sagen“, unterbreche ich sie bei ihrer Erklärung. Lady Antoniella hält inne und sieht mich nun direkt an. So schaffe ich das doch nie. Ich senke meinen Blick und ziehe dann scharf Luft ein. „Ich weiß was mit Kiras Eltern passiert ist und…“ Ich hebe meinen Blick und blicke direkt in Lady Antoniellas entsetztes Gesicht. Sie ahnt also, was ich gleich sagen wer-de. „Ich war so wütend und gleichzeitig auch verletzt, dass ich Kira davon berichtet habe, das ihre Mutter meine getötet hat. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte das nicht, aber es ist einfach passiert. Ich fühle mich deswegen auch wirklich mies, weil Kira danach weggelaufen ist und Derek… Ihn trifft keine Schuld daran, also bitte seien sie nicht sauer auf ihn. Er hat Kira die ganze Nacht über gesucht, zusammen mit Constantin und Jolina, doch… bisher lei-der ohne Erfolg. Sogar jetzt ist er noch draußen und sucht nach ihr. Er gibt nicht auf.“ Ich mache eine Pause und sehe mir das Gesicht meiner Gegenüber genau an. Es ist mittlerweile kalkweiß. Lady Antoniella steht schwungvoll auf, wobei sie ihr volles Glas Saft umkippt. Der Inhalt tropft auf den weißen Teppich und verfärbt ihn sogleich orange. Dann brüllt sie los. „Xander!“, schreit sie immer wieder ein und denselben Namen. Es dauert auch nicht lange und ein gut gebauter Mann erscheint im Wohnzimmer. Allerdings nicht alleine. Meine Tante, Jolina und Constantin sind ebenfalls gekommen und stehen mitten im Zimmer. „Was ist los, Liebes“, will der Neue von Lady Antoniella wissen. Seine imposante Gestalt ähnelt stark der von Derek. Dann handelt es sich bei ihm hier, wohl um seinen Onkel. „Kira ist weggelaufen. Ich will dass du sie findest und hierher zurückbringst. Es war ein Fehler gewesen, sie hier ausziehen zu lassen. Mach dich sofort auf den Weg und nimm den Rest von Dereks Rudel mit.“ „Ist gut. Doch Paul würde ich lieber hier lassen, Antoniella. Der Junge ist noch zu jung und unerfahren, er würde uns keine Hilfe sein.“ „Selbstverständlich“, sagt sie und endlich klingt ihre Stimme wieder normal. Ja fast schon sanft. Sie gibt Dereks Onkel einen Kuss auf die Wange, der dann auch prompt wieder verschwindet. Dann wendet sie sich an mich. „Sag mir ganz genau was du weißt und lasse kein Detail aus, hörst du?“ Völlig eingeschüchtert nicke ich und fange sofort an zu erzählen. Ich erzähle ihr von Arashi und das er mich gebissen hat, als ich dann die Traumvision mit meiner Mutter und Kiras Mutter hatte. Das ich gesehen habe wie die beiden sich unterhalten haben, aber ich erzähle ihr nicht, dass meine Mutter das Gefühl hatte, dass man Kiras Eltern wohl als Sündenböcke benutzen wollte. Erst wenn ich mir hundertprozentig sicher sein kann, dass meine Mutter sich in ihrem Gefühl getäuscht hat, dass Kiras Eltern nur benutzt wurden, werde ich das preisgeben. Ich will hier immerhin niemandem falsche Hoffnungen machen, allen voran Kira nicht. Es kann ja auch sehr gut sein, dass es einfach nur Wunschdenken meiner Mutter war, das ihre beste Freundin unschuldig gewesen ist. Und das heißt, dass ich irgendwie beweisen muss, dass meine Mutter richtig lag. Was ich Lady Antoniella aber noch erzählte war, dass ich sah, wie Kiras Mom meine ermordet hat. Ohne Gefühl und auch ohne mit der Wimper zu zucken. Ich lasse mir diese Begegnung noch einmal durch den Kopf gehen. Denke an das, was Kiras Mutter zu meiner sagte, kurz bevor sie sie ermordet hat. Und kaum das ich diese Worte noch ein-mal höre, ganz leise aus meinem Unterbewusstsein heraus… » Mir wurde gesagt, dass ihr beide mehr als nur Freunde seid und es schwer werden wird, euch gegenseitig auszuspielen. … Und du willst wirklich ihre Freundin sein? Das ich nicht lache. « …wird mir sofort klar, dass es nicht Kiras Mutter war, die meine ermordet hat, sondern nur jemand, der wie sie aussah. Und das heißt… Ja was heißt das jetzt eigentlich. Bedeutet das, dass jemand aus ihrem eigenen Zirkel sie hereingelegt hat, oder war es sogar einer aus den anderen beiden Zirkeln. Und wenn ja, wer kommt für sowas überhaupt in Frage. Wer profitierte einst davon, dass Kiras Eltern als Verräter hingerichtet wurden? Jolina und Constantin waren damals noch zu jung, die brauche ich also nicht nach möglichen Verdächtigen zu fragen, aber meine Tante und meinen Vater schon. Nur werde ich das nicht. Sie glaubten ja schon vor 17 Jahren daran dass Kiras Eltern böse waren, sie werden mir also nicht unbedingt eine große Hilfe sein und außerdem bestünde bei ihnen noch der Verdacht, dass sie es Lady Antoniella sagen wer-den, und ich will eigentlich nicht, dass sie davon erfährt, immerhin kann man schon sagen, dass sie vom Tod der beiden am meisten profitierte. Ich blicke Kiras Ziehmutter in die Augen. Die Augen so sagt man ja, sollen ja das Fenster zur Seele sein. Und wie ich ihr mutig entgegenblicke, so sehe ich keinerlei Angst in ihren Augen, was eigentlich der Fall hätte sein müssen, sondern etwas anderes spie-gelt sich in ihnen wieder. Etwas für mich undefinierbares. „Die anderen sind da“, höre ich meine Tante sagen. Völlig aus dem Konzept gekommen, wende ich mich Lady Antoniella ab und Fanny zu. Meine Tante steht immer noch neben Jolina und Constantin. „Es wird Zeit für die Totenfeier“, fügt sie noch hinzu und verlässt dann das Zimmer. Jolina und Constantin folgen meiner Tante zügig, werfen mir vorher aber noch einen entschuldigenden Blick zu. Und damit bin ich, mit Lady Antoniella – die meinen beiden Mitbewohnern hinterhersieht, alleine. Vor meiner kleinen Beichte war das ok, aber jetzt fühle ich mich alles andere als Wohl. Ich beschließe den dreien hinterher zu gehen. Ich setze mich in Bewegung, will das Zimmer ebenfalls verlassen, als ich allerdings von Lady Antoniella am Arm gepackt werde. Schmerzhaft verziehe ich das Gesicht, was sie dazu veranlasst ihren festen Griff etwas zu lockern. „Entschuldige! Und danke, dass du mir die Wahrheit gesagt hast“, sagt sie zu mir. Ihre Stimme klingt zwar freundlich, aber ich glaube kaum dass es auch so gemeint ist. Doch das lasse ich mir nicht anmerken. „Es tut mir wirklich leid“, murmle ich stattdessen. „Ich wollte das alles wirklich nicht. Und ich hoffe sehr, dass Kira bald gefunden wird.“ Dann nicke ich Lady Antoniella kurz zu, ehe ich mich schleunigst auf mache den Raum zu verlassen, und somit nicht mehr mit ihr alleine bin. Kaum das ich wieder unten im Foyer angekommen bin, sehe ich auch schon ein paar neue Gesichter das Anwesen betreten. Und wie mir Jolina vorhin schon prophezeit hat, sind es wirklich nicht viele, die der Totenfeier beiwohnen werden. Irgendwie traurig wenn man bedenkt, dass Bianca und ihre Eltern kaum jemanden was bedeutet zu haben scheinen. Unter den Neuankömmlingen befindet sich auch mein Vater. Ich renne zu ihm und umarme ihn stürmisch. Sofort drücke er mich dicht an sich und schlingt seine Arme um mich. „Dad!“ Ich sehe zu ihm auf. „Was machst du denn hier?“ „Ich kannte die Bayers sehr gut, allen voran Juliane. Zusammen mit deiner Mutter haben wir damals unsere Ausbildung begonnen.“ „Oh. Das tut mir leid, Dad.“ Wir beide gehen Hand in Hand in den Garten raus. Auch die anderen folgen uns, nachdem sie sich ausgiebig begrüßt haben. Scheinbar haben sie sich schon lange nicht mehr gesehen. „Wie läuft so eine Hexen-Totenfeier eigentlich ab. Ist es wie bei normalen Menschen?“, will ich wissen. „Nein. Bei uns gibt es genaugenommen kein Grab für jeden Toten. Die Körper der Verstorbenen werden verbrannt, damit die Asche im Zentrum des Zirkels beigesetzt werden kann.“ „Aber was ist mit Moms Grab? Sie hatte doch eines, in Berlin Mitte.“ „Ja. Aber das war nur ein provisorisches. Ich habe es damals anfertigen lassen, kurz bevor ich mit dir dort hingezogen bin. Sozusagen zur Tarnung.“ „Verstehe.“ Ich hake mich bei meinem Vater unter und wende meinen Blick wieder nach vorne. „Und was passiert mit Hexen die, nun ja, die Verräter waren? Kommen sie auch hierher“, frage ich und zeige mit einer kurzen Handbewegung in Richtung des riesigen Holzscheits, der vor uns aufgebaut wurde. Auf diesem liegen zwei, in weiße Laken eingehüllte Körper. Schnell wende ich meinen Blick von diesem Anblick ab. Der Gedanke, dass diese Familie nur sterben musste weil ich hierher gezogen bin, schleicht sich in mein Herz. Ich bekomme mal wieder ein schlechtes Gewissen und am liebsten würde ich jetzt von hier weg laufen. Doch das kann ich nicht bringen, nicht wenn mein Vater und auch meine Tante hier sind. „Nun. Wenn eine Hexe oder ein Hexenmeister stirbt“, beginnt mein Vater damit meine Frage zu beantworten, „dann, und so glaubten schon unsere Vorfahren, wird sozusagen ihre Seele zu unseren Ahnen geleitet, damit der Weg für ihre Wiedergeburt geebnet werden kann. Und nur Mitgliedern des Zirkels, wird diese große Ehre zuteil. Um also deine eigentliche Frage zu beantworten: Nein. Verräter werden direkt nach ihrer Verurteilung aus dem Zirkel verbannt und haben somit kein Anrecht darauf, in den Kreis unserer Ahnen aufgenommen zu werden.“ Also auch wenn ich beweisen kann das Kiras Eltern unschuldig waren, ist es für sie unmöglich, wiedergeboren zu werden. Welch eine Ungerechtigkeit. Fanny, Jolina und Constantin stellen sich Wortlos neben meinen Vater und mich. Und auch die anderen, nehmen so langsam einen Platz um die zwei Toten ein. Dann betritt Lady Antoniella, in einem neuen schwarzen Gewandt den Platz. Und mit ihr zusammen macht es genau 9 Leute, die sich hier versammelt haben. Das sind nun wirklich nicht gerade viele. „Wir haben uns heute hier versammelt“, beginnt Lady Antoniella mit lauter Stimme zu uns allen zu sprechen, „um zwei Mitgliedern unseres Zirkels die letzte Ehre zu erweisen. Bianca Bayer, eine noch sehr junge, aber dennoch talentierte Hexenschwester, sowie ihre Mutter Juliane, mussten ihr Leben lassen, nachdem sie von einem Wolfsmenschen angegriffen wurden. Und auch von Vincent, welcher ein liebevoller Vater und Ehemann war, müssen wir uns verabschieden. Da auch er, bei dem Versuch seine Familie zu beschützen, ums Leben kam.“ „Warum liegen dort nur zwei Leichen?“, frage ich meinen Vater. „Pst“, zischt mir meine Tante zu und sieht mich streng an, ehe sie sich wieder unserer Hohepriesterin und ihrer Rede zuwendet. Ich beiße mir ertappt auf die Lippen. „Wir werden euch nie vergessen!“ Lady Antoniella kniet sich vor dem Holzscheit, führt ihre Hände zu ihrem Mund und berührt eine Sekunde später dann den Holzscheit, der daraufhin zu brennen beginnt. Es dauert nicht lange und ein großes Feuer lodert mitten in ihrem Garten, welches mich stark an ein Osterfeuer erinnert. Und wenn der Grund dieses Feuers nicht so traurig wäre, dann würde ich glatt sagen, dass es wunderschön aussieht. Alle Anwesenden treten einer nach dem anderen an die Stelle, an der Lady Antoniella das Feuer entfacht hat und kniet sich ebenfalls dorthin. Dann spricht jeder ein kurzes Wort des Bedauerns aus und macht auch schon dem nächsten Platz. Das geht so lange, bis nur noch eine übrig ist. Ich. Da ich unschlüssig bin was ich jetzt tun soll, drehe ich mich zu meinem Vater um, doch leider ist er gerade dabei sich mit Lady Antoniella zu unterhalten. Auch meine Tante, sowie Jolina und Constantin sind in ein Gespräch vertieft, also kann ich auch keinen der Drei um Rat fragen. Was soll ich jetzt nur tun? Ich kannte ja weder Bianca, noch ihre Mutter, also wäre alles was ich ihnen sagen könnte… „Es tut mir leid“, bricht es völlig unerwartet aus mir heraus. Ich knie mich, wie die anderen zuvor auch, vor dem noch immer brennenden Holzscheit und lege meine Hände auf dem Boden ab und bette meinen Kopf auf sie. Zwar möchte ich weder Bianca, noch ihrer Mutter oder ihrem Vater – auch wenn der nicht mit auf dem Holzscheit lag – mein Bedauern aussprechen, sondern ich möchte sie um Verzeihung bitten. „Ich habe das alles wirklich nicht gewollt“, schluchze ich. „Alles was ich wollte, war meiner eigenen Ermordung zu entgehen und vielleicht noch den Geburtsort meiner Eltern kennenlernen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er jeden umbringt, dem er begegnet. Wirklich. Ich habe das nicht gewollt.“ Ich spüre eine kalte Hand auf meiner Schulter. Ich hebe meinen Kopf und wende ihn nach links. Hinter all den Tränen die meine Wange herunterkullern, kann ich nicht richtig erkennen wer das ist, der hier neben mir hockt und mich zu trösten versucht. Alles was ich erkennen kann ist, dass es sich um eine recht junge Frau handeln muss. Die kalte Hand verschwindet von meiner Schulter und wischt ein paar meiner Tränen weg, sodass mein Blick wieder etwas klarer wird und ich die Person genau erkennen kann. Ich spüre ihre kalten Finger und doch ist es unmöglich dass sie echt ist, denn die junge Frau, sieht aus wie ich. „Mom!?“   Herbst 2015, Siebenbürgen Selest Peterson „Und du bist dir wirklich sicher, dass du dir das alles nicht nur eingebildet hast?“ Arashi sieht zu mir rüber, während er mit dem geliehenen schwarzen Audi über die Straßen prescht. Wenn ich vorher gewusst hätte dass er solch einen gefährlichen Fahrstil hat, wäre ich gefahren. „Du warst immerhin aufgewühlt und…“ „Ich habe mir das nicht eingebildet“, erkläre ich ihm jetzt schon zum gefühlt einhundertsten Mal. „Ich habe ihre Hand deutlich gespürt, genauso wie ihren kalten Atem, als sie mir diesen Namen ins Ohr geflüstert hat.“ Ich kralle mich an meinem Sicherheitsgurt fest und bete zu Gott, dass dieser Verrückte neben mir dran denkt, dass ich, im Gegensatz zu ihm, noch nicht tot bin. Und auch noch nicht sterben will. „Kannst du nicht etwas langsamer fahren?“ „Könnte ich schon, will ich aber nicht.“ Tolle Antwort. „Ok. Was kannst du mir alles über ihn erzählen? Gibt es irgendwas Wichtiges zu beachten, wenn ich mit ihm rede?“ „Ich kann dir eine ganze Menge über ihn erzählen, aber wenn ich das tue, dann sitzen wir noch in einem Jahr hier im Auto und reden nur über ihn. Das wichtigste was du über meinen Vater wissen musst ist, dass er dir nicht aus reiner Freundlichkeit helfen wird, falls er das überhaupt tut.“ „Wäre ja auch zu schön“, murmle ich. „Er wird eine Gegenleistung von dir verlangen und in der Regel ist es ein Schlückchen Blut.“ „Gut zu wissen. Ähm, aber sag mal. Wie kann er eigentlich dein Vater sein? Vampire können doch keine Kinder bekommen, oder?“ „Können sie nicht, nein!“ „Wieso nennst du ihn dann deinen Vater?“ „Nun, wenn es dich wirklich interessiert… Meine Mutter war damals noch kein Vampir, als sie und mein Vater sich lieben lernten. Es vergingen fast zwei Jahre, als mein Vater meiner Mutter endlich den Vorschlag machte, sie zu verwandeln. Natürlich wollte meine Mutter für immer an seiner Seite sein und wusste, dass dies der einzige Weg war, doch wollte sie auch immer Kinder bekommen. Und sobald sie ein Vampir ist, würde sich dieser Wunsch niemals erfüllen. Also suchte mein Vater Rat bei einer Hexe. Von ihr erfuhr er, dass sie in der Lage sei, meiner Mutter diesen Wunsch zu erfüllen, alles was sie dazu bräuchte wäre Blut von den beiden. Sie willigten ein, und einen Monat später, war meine Mutter tatsächlich schwanger.“ „Wow! Deine Eltern müssen sich wirklich geliebt haben, hm.“ „Das tun sie heute auch noch. Und zwar so sehr wie am ersten Tag.“ Arashi bringt das Auto zum Stillstand und dreht sich zu mir um. „Nachdem ich dann geboren wurde, verwandelte mein Vater meine Mutter dann in einen Vampir.“ „Und wie wurdest du geboren?“, will ich wissen. „Ich wurde natürlich als Mensch geboren. Und da man als Vampir nur sehr langsam altert, haben meine Eltern beschlossen mich auch erst einmal als Menschen großzuziehen. Das ging aber auch nur, weil meine Mutter sich sehr gut unter Kontrolle hatte. Neugeborene Vampire sind eigentlich immer sehr gefährlich für die Menschen, weil sie ihren Blutdurst noch nicht unter Kontrolle haben, aber meine Mom hatte nie Probleme damit gehabt. Sie war eben schon immer außergewöhnlich.“ „Und als du dann alt genug warst, wer hat dich da zu einem Vampir gemacht? War es deine Mutter?“ „Nein! Das war mein Vater! Jeder gewandelte Vampir bekommt immer einen Teil der Macht seines Erschaffers mit, und da mein Vater ein paar sehr mächtige und auch alte Vampire als Feinde hat… Nun, du kannst es dir bestimmt denken.“ Ich nicke verstehend. Oh ja, ich kann es mir in der Tat denken. Es ist doch immer dasselbe. Wenn man an seinen eigentlichen Feind nicht ran kommt, sucht man sich halt jemanden aus, der demjenigen nahe steht. Und in der Regel ist das ein Familienmitglied. Und da Arashis Vater älter ist als seine Mutter und damit vermutlich auch stärker, fiel die Wahl, der ihren Sohn zum Vampir macht, klar auf seinen Vater. Ich folge Arashis Beispiel und steige aus dem Auto aus. Ich strecke mich ausgiebig und blicke mich dann in der Gegend um. Wir befinden uns irgendwo in der Walachei, abseits jeglicher Zivilisation. Überall ist nichts weiter außer grün zu sehen, abgesehen von einer uralten Ruine, die auf einem Hügel, hoch oben, zu sehen ist. Arashi stellt sich neben mich und breitet mit einem breiten Grinsen im Gesicht seine Arme aus. „Willkommen auf Burg Poenari! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)