Adopt a little creature von myamemo ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- „Aber weiter geht’s, oder bist du schon müde?“ „Müde ja, aber ich will trotzdem wissen, wie es weiter geht.“, daraufhin schüttelte Kaoru amüsiert seinen Kopf, begann aber weiter zu erzählen. »Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlage, klatscht mir die Sonne hemmungslos ins Gesicht und ich versuche dem elendigen Ding zu entkommen, aber zwecklos. Egal wie hoch ich mir die Decke ziehe, die Sonne blendet so sehr, das nicht mal die Decke hilft. Also gebe ich mich geschlagen und krabbel auf allen vieren aus meinem Bett. Kurz strecke ich mich und will schon ins Bad gehen, als mir die nächtlichen Ereignisse wieder einfallen. Lautlos schleiche ich mich zum Wohnzimmer und luge durch die angelehnte Tür. Ich habe perfekten Blick auf das Sofa und kann dort eine zusammen gerollte Gestalt erkennen, die gleichmäßig und ruhig vor sich hin atmet. Erleichtert, da sie nicht einfach abgehauen ist, mache ich wieder kehrt und hole mir frische Sachen aus meinem Schrank, nur um dann endlich im Bad zu verschwinden, wo ich mir gleich ein Bad einlasse. Normalerweise nehme ich mir dafür viel Zeit, aber heute kann ich einfach nicht entspannen, weswegen ich nach wenigen Minuten das angenehme Nass wieder verlasse und mit einem Plopp den Stöpsel ziehe, woraufhin das Wasser gleich in einem Strudel abläuft. So schnell es geht rubbel ich mich trocken und springe in meine Jeans und Sweatshirt. Meine langen, violett schimmernden Haare föhne ich schnell und klipse mir nur meinen Pony aus dem Gesicht, da ich es einfach nicht leiden kann, wenn mir irgendwas ins Gesicht hängt. Zwar kann ich das aus Berufswegen nicht immer verhindern, aber wenigstens Privat will ich darüber die Macht haben und mir nicht noch von meiner eigenen Gardine die Sicht versperren lassen. Gerade als ich aus dem Bad trete, höre ich ein leises Gähnen aus meinem Wohnzimmer und wie automatisch schiebt sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Somit betrete ich den kleinen Raum und sehe gerade, wie sich eine verstrubbelte Nora aufrichtet. „Guten Morgen.“, begrüße ich sie sogleich, woraufhin sie mich etwas erschrocken ansieht. Upps, sie ist wohl noch nicht ganz wach. „Morgen.“, nuschelt sie auch nur und kämpft sich aus der Decke. Im gleichen Moment fällt mir die Waschmaschine ein, die ich ja in der Nacht schon gestartet hatte. Sofort drehe ich mich und hechte ins Bad, wo die Waschmachine natürlich gleich anzeigt, dass sie schon seit Ewigkeiten fertig ist. Ja ja, schon kapiert, ich hab‘s verpennt, und sie ihre Ruhe. Zum Glück hab ich noch einen Trockner hier drin stehen, wo ich die Sachen auch gleich hinein schmeiße, da Nora sicherlich wieder in ihre Klamotten schlüpfen will, wenn ich sie dann schon zum Arzt schleife, damit ich mir auch wirklich sicher bin, dass beiden nichts fehlt. Das Programm dudelt also vor sich hin, was mich wieder ins Wohnzimmer treibt. „Das Bad ist frei, Sie können sich fertig machen. Ihre Sachen sind noch im Trockner, dürften nach dem Frühstück aber auch soweit sein.“, kläre ich sie auch gleich auf. Wie in Trance nickt sie nur und watschelt dann ins Bad. Ihr Watschelgang ist mir gestern gar nicht aufgefallen, aber so verpennt amüsiert mich das Ganze dann gleich noch etwas mehr. Aber nun ist gut. Kaoru, sei ein liebes Männchen und kümmere dich lieber um das Frühstück. Das mache ich natürlich auch gleich und als Nora nach einer halben Stunde aus dem Bad kommt, steht schon allerlei Leckeres auf dem Tisch. Ihre Augen scheinen fast aus dem Kopf purzeln zu wollen. „Setzen Sie sich.“, lasse ich es aber gar nicht erst dazu kommen und halte ihr den Stuhl hin, damit sie Platznehmen kann. Wie gestern setze ich mich ihr gegenüber und schweigend fangen wir an zu essen. So richtig mag ich jetzt aber keine Stille hier haben, weswegen ich es mal wieder bin, der die Stille durchbricht. „Nach dem Essen rufe ich uns übrigens ein Taxi, der uns ins Krankenhaus bringt, damit wir sicher gehen können, dass Ihrem Baby nichts passiert ist.“ „Okay.“, wie? Das war ja jetzt einfach. Ich hab wirklich gedacht, sie macht hier gleich eine Szene, da sie es ja nicht bräuchte. Aber okay, soll mir nur recht sein. Nach dem Essen sitzen wir dann wirklich schnell in einem Taxi und das Taxi bringt uns schneller ins Krankenhaus, als es mir lieb ist. Zwar weiß ich, dass mir hier nichts bevor steht, aber Krankenhäuser allgemein sind nichts für mich. Da reicht schon die Atmosphäre aus und ich entwickel einen enormen Fluchtinstinkt. Aber da ich ja nun ein Mann bin, bleibe ich natürlich an Noras Seite und bald schon waren wir im Gynäkologiebereich. Krankenhäuer an sich sind ja schon eine Sache, aber die Gynäkologie verschärft meinen Fluchtinstinkt gleich noch mehr, vor allem da mich alle anstarren, als wir ins Wartezimmer treten. Was mich jetzt wiederum zu der Frage bringt, warum die alle so dumm gucken? Noch nie einen Mann gesehen, der seine schwangere Frau zum Arzt begleitet? So wie die alle gucken, eher nicht. Und dabei lasse ich jetzt mal aus, dass ich ja nicht mal ihr Mann bin. Da Nora am Empfang ihr Anliegen schon preis gegeben hat, müssen wir zum Glück nicht lange warten, da es sozusagen als Notfall gehandelt wurde. Ins Behandlungszimmer geht sie aber allein. Erstens geht es mich in dem Sinne ja nichts an und zweitens ist mir das auch ein bisschen zu intim, wer weiß wie und was und wo sie überhaupt untersucht wird. Nein, nein, ich bleibe einfach hier sitzen und warte. Das Warten wurde mit einem Lächeln belohnt, als Nora aus dem Behandlungsraum kommt. Sie wirkt mit einem mal unendlich erleichtert und sieht gleich noch mal ein paar Jahre jünger aus… „Alles gut?“, frage ich und sie nickt. „Alles Bestens.“, na immerhin. Das beruhigt mich auch ungemein. „Dann werde ich jetzt mal wieder nach Hause gehen, da ja alles in Ordnung ist.“, das ist doch jetzt nicht wirklich ihr Ernst? „Das glauben aber auch nur Sie.“, sehe ich mich gezwungen zu sagen. Nora glaubt doch nicht wirklich, dass ich sie wieder zu ihrem Ggwalttätigen Freund lasse? Da ist sie aber ganz schön schief gewickelt. „Aber wohin soll ich denn sonst gehen?“, gut, soweit habe ich natürlich nicht gedacht, aber auch dafür fällt mir eine ganze einfache Lösung ein und ehe ich überhaupt einmal kurz darüber nach gedacht habe, kommt mir ein „Natürlich bei mir“, über die Lippen. Ja, ich gebe zu, ich würde genauso mit offenem Mund starren, wie sie es gerade tut, aber mal ganz ehrlich, ich bin doch wirklich tausend mal besser, als der Wichser, der seine dreckigen Pfoten nicht bei sich behalten kann und andere damit auch noch verletzt. Bevor sie überhaupt mit protestieren anfangen kann, ziehe ich Nora in das Taxi, welches gerade angefahren ist und nenne meine Adresse. Sie scheint wirklich total überrumpelt zu sein, aber das macht es mir wenigstens einfach. In den nächsten Wochen passiert nichts Außergewöhnliches. Immer wenn wir Zeit haben richten wir mein Gästezimmer babyfreundlich ein, sodass Nora auch noch ihr Bett hinein stellen kann. Da ich meistens Tagsüber nicht zu Hause bin, ist sie meistens auf sich allein gestellt. Diese Zeit nutzt sie immer um meinen schludrigen Haushalt in Ordnung zu bringen, sodass ich mich nach der Arbeit immer öfters zurücklehnen konnte, ohne noch einen Finger krumm machen zu müssen. Ein bisschen komme ich mir dadurch wieder vor, als wäre ich zurück zu Mama gezogen. Aber Noras Anwesenheit ist mir lieber, als die meiner Mutter, einfach weil Nora ihre Klappe hält und mir nicht immer Vorschriften machen will. Ihr Babybauch hat mit der Zeit auch einen enormen Umfang zugelegt und ich erwische mich immer öfters bei dem Gedanken, dass ich Angst habe, sie könne jeden Moment platzen, dabei war die Fruchtblase das einzige, was wirklich platzen konnte. Heute ist mal wieder Freitag und ich verlasse, eigentlich wie jeden Tag, das Studio, wo wir, also meine Band und ich, versuchen ein Album auf die Beine zu stellen. Es ist nicht wirklich einfach und es verlangt wirklich alles von uns ab, aber es macht Spaß und das empfinde ich als die Hauptsache. Wie immer gehe ich meinen gewohnten Weg und als ich in meine Straße einbiege, setzt mein Herz einen Moment kurz aus, da genau vor meinem Hauseingang ein Krankenwagen und ein Notarzt stehen. Sofort gebe ich Gas und komme keuchend und mit heftigem Seitenstechen davor zum Stehen. Ich sollte wirklich öfters Sport machen. Über meinen körperlichen Zustand kann ich mir allerdings keine weiteren Gedanken mehr machen, denn genau da wird Nora auf der Liege aus dem Haus bugsiert. „Was ist denn los?“, frage ich sofort und eile zu Nora, werde aber unsanft von einem Sanitäter wieder zur Seite gezogen. „Hey, das ist meine Freundin.“, beschwere ich mich auch gleich, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entspricht. Zwar ist Nora schon eine Freundin für mich geworden, aber nicht in dem Sinne von Beziehung, sondern einfach wirklich nur auf freundschaftlicher Ebene und ich weiß ganz genau, dass es ihr genauso geht. „Wenn das so ist, dann steigen Sie ein, das Baby kommt.“, oh… na ob ich da wirklich dabei sein will? „Kaoru… aaaah… bitte, komm mit“, oh Gott, oh Gott, oh Goooott. Aber gut ,ich gebe mir einen Ruck und steige mit in den Krankenwagen. Sofort nimmt sie meine Hand, ehe Nora erneut von einer Wehe gebeutelt wird und mir fast die Hand zerquetscht. Hoffentlich lässt sie die noch ganz, schließlich brauche ich die noch. Ohne Hand lässt es sich nämlich ganz beschissen Gitarre spielen. Während der Fahrt, der Fahrer fährt übrigens wie eine gesenkte Sau, zerdrückt sie immer mehr Knochen in meiner Hand und mir schießen teilweiße schon die Tränen in die Augen, da es fast unerträglich ist. Trotzdem, oder gerade deswegen, bin ich ein Mann und lasse mir nichts anmerken, ich hab halt nur immer mal was im Auge… Dank der mörderischen Fahrweise sind wir schnell im Klinikum und genauso schnell im Kreissaal, da die Geburt von Noras Tochter scheinbar schon ziemlich fortgeschritten ist. Wie ich erfahren habe, hat sie den Notruf bis fast zum Äußersten heraus gezögert. Wäre ich in ihrer Lage gewesen, da hätte ich schon den Hörer in der Hand gehabt, wenn ich die erste Wehe hinter mich gebracht hätte! Weiter kann ich meinen Gedanken nicht nach hängen, denn da wird meine Hand wieder in Mittleidenschaft gezogen und ich schreie beinahe genauso laut, wie Nora es tut, da die Schmerzen in meiner Hand wirklich kaum noch zum Aushalten sind. Ich habe wirklich Angst, dass ich danach nie wieder Gitarre spielen kann… Fuck, ich will gar nicht wissen, was für starke Schmerzen sie haben muss, wenn sie meine Hand so sehr quält. „Es geht in die Endphase. Noch einmal tief Luft holen und mächtig pressen.“ Nora holt, Luft ich auch. Nora presst die Augen zusammen, ich auch. Nora schreit all ihre Schmerzen heraus, ich auch! „Das Köpfchen ist schon gleich da. Noch einmal pressen… ja feste.“, Aaaaaaah meine Hand, meine Hand, meine Hand! „Sehr gut. Ganz viele schwarze Haare hat sie. Will der Papa mal gucken?“, ich schwöre, mir weicht jegliche Farbe aus dem Gesicht. Nein ‘Papa‘ will natürlich nicht gucken. Bevor ich aber weiter drauf eingehen kann, schreit Nora noch einmal los, zerquetscht meine Hand nun endgültig und bringt dann ihre Tochter auf die Welt.« „Du warst wirklich bei meiner Geburt dabei? Wie ein richtiger Vater?“, bei Yokos Aussage wurde Kaoru ehrlich rot und er kratzte sich verlegen im Nacken. „Ja, ich konnte sie ja schlecht alleine lassen. Sie hatte ja niemanden.“ „Und was ist mit meinem leiblichen Vater?“ „Darauf habe ich leider keine Antwort. Nora hat danach nie wieder ein Wort über ihn verloren.“, gab er zu und strich nun Yoko eine Träne von der Wange, die sich ans Tageslicht gekämpft hatte. Das war sicherlich nicht die Antwort gewesen, die sie sich gewünscht hatte, aber das war nun mal die Wahrheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)