The story of happiness von Black-Starshine (Manchmal muss man sein Glück selbst suchen, um es zu finden.) ================================================================================ Kapitel 13: Die Schwäche des Himmels ------------------------------------ Die Schwäche des Himmels   Es fühlte sich an wie das Kribbeln im Bauch, wenn man sich im freien Fall befand. Sie sank hinein in dieses Gefühl und war wie verloren. Dunkelheit umgab ihr Innerstes, es war kalt und einsam. Gefühle, die sie lange unterdrückt und verschlungen hatte. Die strahlende Sonne, die sie stets gewesen war, fühlte sich auf einmal so einsam und kühl an. Es war wie ein ausgebrannter Planet, der von der Bildoberfläche verschwand. Sie fiel und fiel. Natürlich sah sie helfende Hände, die nach ihr griffen. Doch dieses Greifen verlief sich ins Leere. Sie fiel und fiel und die Dunkelheit wurde intensiver.   „Du bist etwas Besonderes, Mimi-chan…“   Sie spürte seine Lippen auf den Ihren und schloss fast automatisch ihre Augen. Dieses Gefühl verursachte ein warmes Gefühl in ihrer Brust. Es war, als könnte sie sich fallen lassen und er würde sie immer wieder auffangen. Automatisch hob sie ihre Hände und griff in sein Oberteil. Sie drückte sich an ihn und spürte das Verlangen, mehr von ihm zu bekommen. Auch ihrem Gegenüber schien es nicht anders zu gehen. Er griff nach ihrem zierlichen Körper und drückte sie nah an sich. Der Kuss intensivierte sich und sie beide spürten eine Leidenschaft, die sie zuvor nie verspürt hatten. Mimi versank in diesem Gefühl und ließ es zu. Auch wenn es falsch war. Auch wenn er sie nicht liebte.   Vielleicht reichte ihre Liebe ja für sie beide aus.   Ein stechender Schmerz machte sich in der Brust der jungen Frau breit. Tränen sammelten sich in ihren Augen und verloren sich in der Dunkelheit. Tropfen, die mit dem Wind spielten und in dir Finsternis übergingen. Noch immer fiel sie, doch die Erinnerung trieb ihr nicht nur Angst in die Glieder, sondern verursachte einen stechenden Schmerz, den sie nicht spüren wollte. Sie kniff die Augen zusammen und drückte ihre Faust an ihre Brust.   „Mach, dass es aufhört…“, flehte sie in die Finsternis hinein. Doch sie fiel weiter.   Es war ein sanften Kitzeln an ihrer Nase, dass sie am nächsten Morgen weckte. Zaghaft öffnete sie ihre Augen und blinzelte leicht der Sonne entgegen. Sie benötigte keine Zeit, um sich zu orientieren. Sie wusste ganz genau, wessen starke Arme sich um ihren Körper geschlungen hatten und wem der ruhige Atem an ihrem Nacken gehörte. Es war warm. Lange hatte sie sich nicht mehr so geborgen gefühlt. Schon oft hatte sie sich diesen Moment erträumt, aber nicht gewagt zu hoffen.   Vorsichtig richtete sich die junge Frau auf. Dabei legte sie ganz zart die Arme von Taichi beiseite. Dieser ließ nur ein witzig klingendes Grunzen von sich und drehte sich um. Leichte Striemen zeichneten sich auf seinem Rücken ab. Mimi errötete etwas, lächelte dann aber leicht.   Ganz leise stand sie auf, nahm sich das T-Shirt des Yagamis und ihren Slip und zog sich beides an. Sie schritt durch sein Schlafzimmer und ging leise in die Küche. Mit einem Dauergrinsen im Gesicht bereitete sie Tee vor und untersuchte den Kühlschrank des jungen Mannes. „Mensch, von was ernährt der sich denn?“, fragte sie sich leise und begutachtete den nicht vorhandenen Inhalt des Kühlschranks. Mimi schnaubte leicht und beschloss kurzerhand, etwas fürs Frühstück einzukaufen.   Aus diesem Grund schlich sie nochmal ins Schlafzimmer und suchte ihre Sachen zusammen. Nachdem sie sich angezogen hatte, krabbelte sie nochmal ins Bett des Yagamis zurück. Auch ihn schien die Sonne an der Nase zu kitzeln. „Ich komme gleich wieder…!“, hauchte sie an sein Ohr und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Taichi bemerkte ihre Locken, die über seine Haut striffen. Bevor sie gehen konnte, griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie so nah an sich, dass sie ihm in die dunkelbraunen Augen blicken konnte. „Bleib nicht zu lange weg…!“, hauchte er und küsste sie auf die Stirn.   Das warme Gefühl schwand aus ihrem Leib und wieder war da nur Dunkelheit und Einsamkeit. Sie fiel immer weiter und bekam keinen Halt. Sie hatte Freunde, die für sie da waren – das wusste sie. Doch diese Freunde hatten ihre eigenen Probleme und Schwierigkeiten. Es war schließlich nur das Gefühl, was sie belastete. Einsamkeit, Trauer und Schmerz. Sie hörten nicht auf, ihr Herz in tausend Stücke zu zerreißen. So stark war sie nicht. Es reichte nicht aus, Koushiro und Palmon an ihrer Seite zu haben. Wo war ihre beste Freundin, wenn sie diese gerade so dringend brauchte? Wo war ihre große Liebe, die sie in Stich gelassen hatte? Wo waren sie alle?   Sie wollte nicht allein sein. Dieses Gefühl sollte endlich weggehen. Sie ertrug es nicht. Wo war sie hin? Wo war das strahlende Mädchen von damals hin verschwunden?   „So, Fleisch, Gemüse, ein bisschen Süßes… Ich müsste alles haben…“, zufrieden sah Mimi zu ihren Einkäufen und schritt zum Fahrstuhl des Hochhauses, in dem Taichi lebte. Sie freute sich schon auf sein Gesicht, wenn sie ihm das ‚Omelette alá Mimi‘ servierte. So ging sie fröhlich summend aus dem Fahrstuhl heraus und wollte gerade in den Gang abbiegen, wo sich Taichis Wohnung befand. Doch sie stoppte in ihrer Bewegung, als sie Stimmen vernahm. Stimmen, die ihr das Herz zerrissen.   „Sora, es tut mir leid… i-ich… ich weiß auch nicht…“, hörte sie das Stammeln von Taichi. Das Schluchzen ihrer besten Freundin drang an das Ohr der Tachikawa. Es tat weh, sie so zu hören. „Ich ertrage das nicht, Taichi! Ich weiß, dass wir uns auseinandergelebt haben, aber ich liebe dich und ich möchte unsere Beziehung nicht beenden!“, waren die verzweifelten Worte der Rothaarigen. Mimi lehnte sich an die Wand, sodass sie niemand sehen konnte. Ihr Blick verfestigte sich. „Sora… wie…“ „Ich habe viel in den letzten Wochen nachgedacht. Diese Pause war gut. Sie hat mir gezeigt, dass ich dich brauche. Du bist mein bester Freund, mein Seelenverwandter… Ich will um unsere Beziehung kämpfen!“, flehte die Takenouchi. In Mimis Augen bildeten sich Tränen. Taichis Gesicht konnte sie nicht sehen, doch er musste sich schrecklich fühlen.   „Sag‘ mir, dass du auch kämpfen willst!“   Sag es nicht!   „Sora… ich…“   Bitte, sag es nicht…   Soras Schluchzen drang an Mimis Ohren heran. Das konnte sie nicht tun: Sora so zu verletzen. Das hatte sie nicht verdient. Dabei war sie doch immer für sie dagewesen. Mimi hatte ihr nie gesagt, was sie für Taichi empfand. Denn sie wusste um die besondere Verbindung der Beiden. Doch Freundschaft und Liebe waren verschiedene Dinge. Nicht jede Freundschaft wurde zu dem Gefühl der Liebe. Allerdings galt das vielleicht nicht für die beiden. Vielleicht waren die beiden ja füreinander bestimmt?   „Sora… i-ich… vielleicht…“, hörte Mimi Taichis Stammeln. Ein stumpfes Geräusch ließ sie aufschrecken und sie sah nun doch um die Ecke. Ihre Augen weiteten sich und die Tränen flossen ihre Wangen hinab. Mimi legte ihre Hand an ihre Lippen, um ein aufkommendes Schluchzen zu verbergen.   Unter Tränen kniete Sora nun vor Taichi und wirkte verzweifelter denn je. „Bitte Taichi, verlass mich nicht!“, flehte sie. Mimis Blick ging zu Taichi und wieder wurden ihre Augen größer. Auch ihm stand das Wasser in den Augen. Und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie keine Chance hatte. Sie drehte sich zurück und bekam einen schweren Atem. Sie wusste, welche Worte gleich folgen würden, doch sie hatte nicht den Mut, einfach wegzurennen.   Bitte sag es nicht…   „Na gut… lass es uns nochmal versuchen…“   Und Mimis Herz zerbrach in tausend Teile. Wieder befand sie sich im Abgrund, den sie hinab stürzte. Sie sah ihre Liebe in tausend Stücke zersplittern. Noch einmal hatte sie gegen ihre beste Freundin verloren. Es tat so weh, dass es ihr die Luft abschnürte.   „Ich will das nicht spüren… Ich will das nicht sehen!“   Mimi schrie innerlich, doch kein Wort verließ ihre Lippen. Kälte machte sich in ihrem Inneren breit und ihre Haut überzog sich mit einer Gänsehaut. Mimi umarmte sich selbst. Als ob sie versuchte, sich vor der grauenhaften Dunkelheit zu schützen. Doch die Dunkelheit schlich sich in jedes ihrer Glieder. Doch allmählich war das Gefühl gar nicht mehr so schlimm. Es fühlte sich nicht nur vertraut an, sondern schien auch ihre Gefühle zu betäuben.   Sie hatte sich nicht mehr bei Taichi gemeldet. Nach seinem Ausspruch war Mimi weggerannt und hatte ihren Einkauf stehen und liegen gelassen. Tränenerfüllt war sie auf die Straßen gerannt und hatte sich den Weg durch die Menschenmasse gebahnt. Ihre Tränen waren nicht aufzuhalten. Erst im Hotel angekommen, schaffte sie es, sich zu beruhigen. Morgen würde sie den nächsten Flug nehmen und zurück in die Heimat reisen. Dort hatte sie Freunde, dort würde sie sich ablenken können und von dem Ganzen Abstand bekommen. Das sagte sie sich immer und immer wieder. Nicht ahnend, dass die nächste Katastrophe noch folgen würde.   Nach eine wohltuenden Duschen schritt sie zu ihrem Bett. Einfach nur, um sich auszuruhen. Das erste Mal des Tages nahm sie ihr Handy zur Hand und sah, dass sie mehrere verpasste Anrufe ihres Vaters hatte. Ihre Augen wurden größer und augenblicklich hatte sie ein schlechtes Gefühl. So wählte sie mit Unwohlsein die Nummer ihres Vaters. Er brauchte nicht lange, bis er ans Telefon ging. „Mimi! Endlich!“ „Was ist denn los?!“, fragte die Jüngere besorgt. „Deiner Mutter geht es nicht gut. Du musst sofort nach Hause kommen!“, schrie er schon fast. „Was ist mit ihr?!“ „Das sage ich dir, wenn du wieder da bist. Am besten, du nimmst den nächsten Flieger!“, antwortete er hektisch und legte auf. Mimi starrte verwirrt auf ihr Handy. Dann legte sie es zur Seite und schmiss ihre Klamotten in den Koffer.   Nachdem sich die junge Frau ein Taxi bestellt hatte, buchte sie ein Ticket. Dabei war der Preis vollkommen egal. Bei ihrer Angst um Satoe verging der Flug wahnsinnig schnell. Am Flughafen angekommen erwartete sie bereits das nächste Taxi. Dieses brachte sie direkt in das Bethany Medical Center.   „Dad!“, rief sie in den Flur hinein, als sie die Station ihrer Mutter betrat. „Mimi!“ Ihr Vater sah schrecklich aus. Während ihres Fluges war er womöglich die ganze Nacht hiergesessen und hatte gewartet. Mimi kniete sich zu ihm und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. „Dad, was ist mit Mama?!“, fragte Mimi besorgt und sah sich im Gang nach Ärzten um. „I-ich weiß es nicht… Es ging ihr gut… Wir waren shoppen, als sie plötzlich zusammenbrach. Ich habe deine Mutter noch nie gesehen… Mimi! Sie blutete aus den Ohren, aus der Nase und hustete stark. Es…Es war schrecklich… Sie wird gerade operiert. Mir konnte noch niemand sagen, was los ist!“, meinte er verzweifelt. Mimis Augen füllten sich mit Tränen, doch sie versuchte, diese runterzuschlucken. Ihr Vater war so aufgelöst, sie konnte unmöglich anfangen zu weinen.   „Gibt es hier niemanden, der uns sagen kann, was los ist?!“, fragte Mimi wütend und richtete sich auf. Sie sah sich im Gang um, doch leider war niemand zu sehen. Gerade als sie loslaufen wollte, öffneten sich die Tore des Operationssaales und ihre Mutter wurde von mehreren Ärzten und Schwestern herausgeschoben. „Mum!“ „Satoe!“, riefen sie und ihr Vater gleichzeitig aus. „Nicht! Sie brauch nun Ruhe!“, wurden sie von einem Arzt aufgehalten. Mimi sah den älteren Mann an. „Was ist mit ihr?“, fragte Mimi aufgeregt. „Das würde ich gerne in meinem Büro mit ihnen besprechen.“   In Mimi zog sich alles zusammen…   „Nein!!!“ Mimi schrie, doch es schien sie niemand zu hören. Sie flehte innerlich, dass nicht nochmal durchleben zu müssen. Sie hielt sich die Augen zu, kniff die Augen zusammen, während sie noch immer in die Tiefe der Dunkelheit fiel. Nicht schon wieder. Nicht wieder dieser Schmerz und diese Trauer. Sie hatte doch solange versucht, den Schmerz zu verstecken, ihn zur vergraben und nicht wieder rauszulassen. Mimi wollte stark sein. Denn sie war nicht mehr das schwache Mädchen von damals. Ihre Mutter war tot, damit musste sie sich abfinden. Es war keine leichte Zeit und sie hatte sich schrecklich allein gefühlt, doch jetzt war sie ja nicht mehr allein. Palmon war da. Koushiro auch. Sie alle, würden für sie da sein.   Doch das verminderte nicht die Last der Trauer und Einsamkeit. Das Jahr war nicht einfach wegzustreichen. Ein Jahr voller Schmerz, Trauer und Angst. Ein Jahr, in dem sie keine Tränen zulassen durfte. Denn sie musste stark sein. Sie musste für ihren Vater da sein.   Ihre Tränen versickerten. Mimi hörte auf zu weinen. Noch immer fiel sie. Noch immer war es kalt und dunkel. Doch es fühlte sich nicht mehr falsch an. Im Gegenteil. Es war ein angenehmes Gefühl. Ein Gefühl der Erleichterung. Als ob sie einfach loslassen könnte und dann einfach frei sei. Was hatte die Stimme nochmal gesagt? Sie hatte ihr gesagt, dass sie dafür sorgen könne, dass es aufhörte. Das der Schmerz, die Trauer, die Einsamkeit aufhörte… Dass Gefühle einfach verschwanden…   Vielleicht würde es dann ganz leicht werden…   „Setzen sie sich doch.“ Doktor Williams, eine Koryphäe auf seinem Spezialgebiet. Die Bilder an seinen Wänden zeigten, dass er sich mit Krebs auseinandersetzte. Ihm wurde nachgesagt, schon viele Menschen vom Krebs befreit zu haben. Viele Zertifikate hingen an der Wand, doch Mimi bekam das Gefühl nicht los, dass es diesmal nichts nützen würden. „Mister Tachikawa, Miss Tachikawa…“, bat er nun auch Mimi, die sich bisher nicht zum Sitzen bewegt hatte. Ihr Vater gestikulierte ihr, dass sie sich setzen sollte und Mimi tat dies zögerlich.   Als der Doktor seine Brille abnahm und erschöpft zu den beiden sah, klopfte Mimis Herz ihr bis zum Hals. Sie ahnte Schlimmes. Sie hatte ihre Mutter gesehen. Blutreste hingen ihr im Gesicht, sie hatte einen Verband um ihren Kopf und war blasser als die nächste Wand.   „Miss Tachikawa hat ein sogenanntes Glioblastom, ein inoperabler Hirntumor…“, erklärte der Mediziner. Mimis Hände wurden taub und ihr Vater schluchze. „Solche Arten von Tumoren… wissen sie…“ „… sind tödlich, oder?“, antwortete Mimi für den Arzt und ihr Vater sah schockiert nach oben. Ihr Gegenüber nickte traurig. „Mit Strahlentherapien und Chemo geben wir ihrer Mutter noch etwas mehr als ein Jahr…“, erklärte der Arzt. „Das kann doch nicht sein! Ihr ging es doch so gut!“, sprach Mimis Vater verzweifelt aus.   „Wir werden alles tun, um es ihr so angenehm wie möglich zu machen…“   Das Jahr was alles andere als angenehm. Mimi war zur Routine übergangen. Sie hatte alles übernommen, was zu tun war. Sie kümmerte sich um ihre Mutter, war bei Chemotherapien dabei und hielt ihr bei schwierigen Untersuchungen die Hand. Ihr Vater tat sich schwer dabei, musste stets die Tränen unterdrücken. Es war, als müsste Mimi auch für ihn da sein. Doch sie leistete es, kümmerte sich um alles und begleitete letztlich ihre Mutter. Dabei bereitete sie sich auch selbst auf das Ableben dieser vor. Sie recherchierte viel, informierte sich über Grundlegendes und hielt Rücksprache mit den Ärzten. Da sie nicht allein zurecht kam und auf die medizinische Verpflegung angewiesen war, war Satoe im Krankenhaus. Mimi war jeden Tag da.   In diese Zeit brach sie den Kontakt zu den anderen Digirittern vollkommen ab. Sie hatte keine Zeit, sich um sie zu kümmern. Nachdem sie von der Diagnose erfahren hatten, waren Mimi und ihr Vater nochmal nach Hause gefahren. Das war der Tag, an dem sie das letzte Mal ihr Handy in ihre Hand genommen hatte. Taichi hatte ihr geschrieben und sich entschuldigt. Per SMS. Noch während er weiter schrieb, hatte sie das Handy gegen die nächste Wand geschmissen.   Sie wollte keine Entschuldigungen. Sie wollte nichts. Nur, dass ihre Mutter wieder gesund wurde.   Doch ihr Herz lag in Scherben… Sie wusste was passierte… Genau wie ihr Handy…   „Mimi… danke…“, flüsterte Satoe. Mimi saß an ihrem Bett. Ihr Vater stand am Rand und weinte. Satoe griff nach der Hand ihres Mannes. Schwach lächelte die Japanerin. „Auch…auch, wenn ich nicht mehr da bin… Versprich‘ mir etwas, Keisuke…“, hauchte sie leise. Keisuke setzte sich zu ihr hin. „Was soll ich versprechen?!“, fragte er verzweifelt. Satoe hustete. Mimi sah zu der Herz-Lungen-Maschine. Satoes Herzschlag wurde immer langsamer… Es war an der Zeit.   „Reise um die Welt. Für uns beide. Versprichst du mir das?!“, fragte die Orangehaarige. Mimi spürte wie Tränen in ihren Augen aufkeimten. „N-Na-Natürlich…“, schluchze ihr Vater. Satoe lächelte ihm zu und streichelte seine Hand. Ihr Blick ging schwerfällig zu Mimi.   „Mimi-chan…“, hauchte sie ruhig. Mimi schluckte und versuchte nicht in Tränen aufzugehen. „Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte sie ihre Tochter. „Alles…Alles…!“, erwiderte Mimi. „Sing für mich!“, forderte sie ihre Mutter auf. Mimi sah sie mit Tränen in den Augen an. Wie sollte sie in einem solchen Moment nur singen?! Doch den Blick in den Augen ihrer Mutter konnte sie kein ‚Nein‘ entgegen. Also schluckte sie wieder einmal ihre Tränen herunter und sah mit schmerzerfüllten ihre Mutter an. „Na gut…“, hauchte sie und sang:   Heaven's Weakness   „Let me tell you something I've been thinking about for a long time. If we can go back to being friends, then I will ask for nothing more. As long as you're okay with it, I really don't mind. I, a liar, sang a love song with words contrary to my thoughts.   Today's weather in the area is a clear sunny sky with a downpour. Yesterday I was making the best use of my time being idle and free. It's not like I'm thinking about you or anything. Fine, maybe I was thinking about you just a little against my will.   The inside of my head is spinning just like a merry-go-round.   Since it's on the verge of spilling from my hands, where should I throw away this love you gave me? I have no need for things that diminish the more I use.   Let me tell you something I've been thinking about for a long time. You can't see its shape, but you can see the words. I feel frustrated by the fact that there're things I don't know of. Are my dangling emotions beautiful or dirty? I have no idea, and I don't have a place to discard them to.   I'll wait until I get to bottom of the meaning of those words. Waiting doesn't sound like a bad idea at all.   Since you're still moving ahead while I've already stopped completely, what should I use to fill up the elongating distance between us? I, an innate coward, still can't use my words honestly.   Since it's on the verge of spilling from my hands, instead of you, to whom else should I give this love to? I don't think that someone else can be found so easily. Guess I'll keep waiting.   Is this good?“   Satoe lächelte sanft, als Mimi ihr Lied beendete. Sie selbst wusste gar nicht mehr, von was sie sang. Sie spürte nur die warmen Tränen ihre Wangen hinabtropfen. „Ich werde immer bei dir sein…“, hauchte ihre Mutter schwach. Mimis Schluchzen wurde lauter. „Bitte geh nicht…“, flehte sie. „Du wirst dein Glück finden…“, erwiderte Satoe und strich ihrer Tochter ein letztes Mal über die Wange. Danach schloss sie für immer die Augen und ihr Hand sank hinab.   „Neiiiiiiiiiiin!“   Mimis Schrei hallte durch die Dunkelheit. Sie kniff die Augen zu und hielt ihre Ohren zu. „Es soll aufhören. Macht, dass es aufhört!!!“, flehte sie in die Dunkelheit hinein. „Ich will nicht mehr. Ich will das nicht mehr fühlen! Es soll aufhören!“, schrie sie verzweifelt.   In diesem Augenblick hielt der freie Fall an und Mimi landete sanft am Boden. Ihr Schmerz quoll über, ihre Tränen versagten und nur noch ihre Verzweiflung durchzog ihren Körper. Sie wollte das nicht mehr spüren. Am besten spürte sie gar nichts mehr. Keine Enttäuschungen mehr, keine Verletzungen mehr. Nichts würde sie mehr spüren. Es sollte einfach aufhören. Nichts davon wollte sie mehr spüren.   „Soll ihr dir helfen…?“, hörte sie wieder die Stimme.   Mimi hob den Blick und sah auf. Vor ihr stand eine Frau, die ein gefährliches Lächeln auf den Lippen trug. Innerlich wusste Mimi, dass diese Person gefährlich war. Doch sie konnte nicht mehr. Es tat zu weh. Sie wollte das nicht mehr spüren. Nichts davon wollte sie spüren.   „Kannst du das denn?“, hauchte die junge Frau.   Ihr Gegenüber kicherte. „Dich von deinen Gefühlen befreien? Nichts leichter als das. Gefühle sind reine Zeitverschwendung und halten uns davon ab, das zu tun, was wir wirklich tun wollen. Sie halten uns davon ab, stark zu sein. Und das ist es doch, was du sein möchtest, nicht Mimi-chan?“, flüsterte die Stimme und kniete sich zu Mimi herunter. „Du müsstest nie wieder Tränen vergießen und der Schmerz würde einfach verschwenden…“, hauchte sie. Mimi sah zu dem Wesen empor. Es war Lilithmon, das konnte sie erkennen. Doch im Moment wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt. Sie wollte das nicht mehr spüren. Keine Einsamkeit, keine Trauer… keinen Liebeskummer wegen Taichi. Es sollte einfach alles verschwinden!   „Hilf mir…“, flehte Mimi.   Lilithmon kicherte. Sie leckte sich über ihre Lippen. „Mit Vergnügen…“, flüsterte sie. Sie legte ihre Hand auf die Wange von Mimi und krallte sich in die braunen Haare der Tachikawa. Mit leichten Druck drückte sie das Mädchen an sich heran und verschloss ihre Lippen mit den ihren. Mimis Augen weiteten sich im ersten Moment, doch dann spürte sie etwas, was sie nie zuvor gespürt hatte. Es wurde alles immer leichter, die Bilder ihrer Vergangenheit verschwammen vor ihren Augen und es wurde alles klar. Es fühlte sich alles so leicht und einfach an. Ihr Kopf war befreit von den Gedanken und ihre Brust vom Schmerz.   Es fühlte sich gut an…   Mit einem Grinsen betrachtete Lilithmon das Mädchen, was in ihren Armen zusammengebrochen war. Wenn sie wieder aufwachte, würde sie sich an nichts mehr erinnern können und ihre Marionette sein. Eine Marionette aus den eigenen Reihen. Eine Marionette ohne Gefühle. Das würde ein Spaß geben.   Sie befanden sich nach wie vor im Schlafzimmer von Koushiro. Lilithmon hatte mit ihren Fähigkeiten Mimis Vergangenheit wieder aufgerüttelt und sie nochmal den ganzen Schmerz spüren lassen. Es war kein Wunder, dass dieses Mädchen nicht die Kraft besaß, sich dagegen zu wehren.   Ein lautes Krachen forderte Lilithmons Aufmerksamkeit. Die Türe zum Schlafzimmer sprang auf und drei Digiritter standen in der Türe. Die Wut stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Ein wunderbarer Ausdruck, der sie belustigte.   „Lilithmon!!“, hörte man das Schreien von Koushiro, der nach Mimi sehen wollte. Das Digimon richtete sich lachend auf und hielt dabei noch immer Mimi im Arm. „Lass Mimi los!!“, schrie nun auch Sora. Yamato war bereit zum Kampf, doch er wusste, dass sie vorsichtig sein mussten. „Tentomon!“, forderte Koushiro seinen Partner auf und griff zu seinem Digivice. Tentomon war bereit, Koushiro außer sich. Schließlich befand sich seine beste Freundin in akuter Gefahr.   „Tz…tz…tz…“, zischte das Digimon. „Du wirst doch nicht etwa kämpfen wollen…? Was würden die Nachbarn sagen?“, fragte das Digimon mit einem gemeinen Grinsen auf den Lippen. Lilithmon hatte Recht, wenn Tentomon in dem Haus digitieren würde, würden viele Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden. Wütend umklammerte der Izumi sein Digivice und knirschte mit den Zähnen. „Mimi!!“, flüstere auch Sora.   „Keine Sorge, Kinder… Ihr werdet eure Freundin wiedersehen…“, kicherte das Digimon.   Mit einem Schnipsen war sie jedoch verschwunden. Genau wie Mimi und Palmon aus dem Wohnzimmer. Koushiro versuchte noch, nach Mimi zu greifen. Es geschah alles wie in Zeitlupe. Doch griff er nur den Rauch, der von ihrem Feind aufgewirbelt wurde. Koushiro sah mit geweitete Augen zu seinem Bett, in welchem Mimi zuvor friedlich geschlafen hatte. In Soras Augen sammelten sich Tränen. „Verdammt!“, knurrte Yamato wütend und schlug gegen den Türrahmen.   „MIMIIIIII!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)