Der Gesang eines Vogels von Finnyan ================================================================================ Kapitel 7: Der erste Auftrag ---------------------------- Vorgaben der Göttin: - Du übernimmst mit Natsu, Happy, Gray und Lucy einen Auftrag - Spiele deine Stärken dabei aus _________________________________ Die Kirchturmuhr läutete die Mittagszeit ein und einige Mitglieder von Fairy Tail hatten sich auf den Weg gemacht, ihre neuen Aufträge zu erledigen. Ich atmete entspannt durch, als ich mich hinter der Theke um das Geschirr kümmerte. Nun war es endlich ruhiger geworden und ich konnte die ganzen Eindrücke meines Arbeitstages bei der Magiergilde verarbeiten. Wendy und Shalulu verabschiedeten sich gerade von ihren Freunden und gingen ihrem Auftrag nach. Ich hörte gerade Juvias tägliche Liebesgeständnisse für Gray, als ich aufblickte und die bekannten Gesichter von Natsu und dem Eismagier sah. Die beiden Jungs gingen, Juvia gekonnt ignorierend, zum schwarzen Brett und schauten sich die noch hängenden Zettel an. Happy schwebte über Natsus Kopf und zeigte auf einen der Aushänge. „Guck mal! Wie wäre der da?“, fragte die blaue Katze. Der Drachenbändiger nahm den Zettel von der Wand und grinste breit, wodurch er seine spitzen Zähne entblößte. „Hey! Das wäre was für dich, Lucy!“, ruft er über seine Schulter. Lucy kam neugierig auf die beiden zu. Ich wusch den letzten Teller ab und trocknete mir die durchweichten Hände mit einem Handtuch ab, ohne den Blick von den Vieren zu nehmen. „Für mich?“, fragte die Stellargeistmagierin und blinzelte verwundert. „Ja! Hier. ‚Suche sexy Magierin für private Abendunterha-‘“ „Vergiss es!“, schrie Lucy empört, bekam rote Wangen und ballte die Hände zu Fäusten, „Ich bin doch nicht für die Belustigung irgendwelcher Schnösel da!“ „Aber die Belohnung ist total hoch“, konterte Natsu und schien gar nicht zu verstehen, warum sich das Mädchen so aufregte. Ich musste unweigerlich schmunzeln und hängte das Handtuch wieder an den Haken zurück. Amüsiert lauschte ich weiter der Unterhaltung der jungen Magier. „Und was ist mit dem hier? ‚Suche lustigen Clown für die Geburtstagsfeier meiner Tochter‘. Das ist was für dich, Natsu“, grinste Gray frech und hielt ihm den Zettel direkt vor die Nase. Plötzlich fing das Papier Feuer und verwandelte sich nur wenige Sekunden später in ein Häufchen Asche. „Halt die Fresse, du dämlicher Eiswürfel!“ „Huh?! Willst du Ärger, pinkes Streichholz?!“ Und damit war die Prügelei eröffnet. Happy flog in Sicherheit und Lucy gab ein lautes, resigniertes Seufzen von sich, ehe Natsu und Gray anfingen sich gegenseitig zu verbrennen und einzufrieren. Ich beugte mich über den Tresen und besah mir das Schauspiel eine Weile an, ehe mein Blick auf das schwarze Brett fiel. Es hingen noch fünf Anzeigen dran. Suche nach entlaufenem Haustier. Gartenarbeit. Entführung von Kindern. Suche nach…Moment. Kindesentführung?! Meine Augen blieben an der Überschrift hängen und huschten über das Papier. „‘Seit einer Woche verschwinden nachts Kinder zwischen 8 und 13 Jahren und tauchen nicht mehr auf. Meine Bürger sind in Angst und Sorge. Bitte helfen Sie mir. Belohnung: 80 000 Jewels. Bürgermeister von Oshibana‘“, las ich murmelnd vor und zog die Augenbrauen hoch. Das klang ziemlich ernst. Wer hatte denn die Absicht, junge Teenager zu kidnappen?  „Gute Idee. Der Auftrag klingt interessant!“, kommt es auf einmal von Lucy und reißt mich aus meinen Gedanken. Sie nimmt sich den Zettel und liest es sich noch einmal durch, ehe sie mit einem Pfiff die Jungs auf sich aufmerksam machte. Natsu und Gray, die sich gerade gegenseitig am Kragen hochzogen, blickten zu ihr.  „Wie wäre es hiermit? Finny hat es vorgeschlagen“, sagte sie. Hatte ich das? Eigentlich hatte ich doch nur das vorgelesen, was mir ins Auge fiel.  „Oh. Entführung? Und nicht weit weg von hier. Wenig Zugfahrt, juhu!“, rief Natsu erleichtert und stimmte Lucy mit einem Grinsen zu. Auch Gray schien mit der Entscheidung zufrieden zu sein und richtete sein Oberteil wieder zurecht. Nun blickten mich alle auf einmal an. Happy schwebte hinter den Dreien hervor. „Willst du auch dabei sein?“ „Was? Ich? Ähm…“, gab ich etwas überfordert von mir, „Ich bin ja kein richtiges Mitglied, sondern nur Kellner. Aber…“ Ich hatte Riesenlust. Das konnte ich nicht abstreiten. Bei einem Auftrag von Fairy Tail dabei sein zu dürfen, war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen! Und dann auch noch mit Natsu, Happy, Gray und Lucy. Das würde chaotisch, lustig, gefährlich und spannend zugleich werden. Meine Augen funkelten, doch mein Kopf sagte mir, dass ich meine Arbeit hier nicht einfach vernachlässigen konnte. Und prompt bei diesem Gedanken klopfte mir jemand auf die Schulter. „Ich denke, dass das für dich eine tolle Erfahrung sein wird. Und einen Tag kannst du ruhig auf einen Auftrag gehen. Schließlich verdienst du dann auch Geld und kannst so die Miete schneller bezahlen“, sagte Mirajane hinter mir mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, starrte sie für eine Weile an, ehe ich wieder reden konnte. „Wirklich? Also…geht das okay?“ „Ja. Du solltest dich hier einleben und da ist ein Auftrag mit der Chaos-Truppe genau das Richtige.“ Ich nickte dankend und wandte mich wieder zu Lucy. Ob es eine gute Entscheidung wäre, ohne Magie so einen Auftrag anzunehmen? Aber die anderen sind schließlich auch da. Sie würden mit Sicherheit nicht zulassen, dass mir etwas Schlimmes passieren würde. Oder? „Komm schon, Finny! Das wird cool!“ Natsu hielt mir seinen erhobenen Daumen entgegen, lächelte und nahm mir somit die Zweifel von der Seele, nur eine Last beim Auftrag zu sein. Vielleicht könnte ich wirklich helfen. Auch wenn es nur bei einer Kleinigkeit wäre. Ich holte tief Luft, atmete durch und grinste ihn an. „Okay. Dann bin ich dabei.“ Da die Vorfälle der Entführungen bis jetzt immer nachts stattgefunden hatten, machten wir uns erst am Abend auf den Weg zum Bahnhof von Magnolia. Lucy war so nett, mir die Zugfahrt zu bezahlen und ich versprach ihr, das Geld sofort zurückzugeben, sobald ich welches bekommen würde. „Es eilt nicht. Du hast ja noch nicht einmal Klamotten zum Wechseln hier“, sagte sie und winkte ab, als wir uns in ein Abteil niederließen. Ich setzte mich ans Fenster und seufzte auf. Stimmt. Ich hatte außer meiner Kamera keine persönlichen Gegenstände bei mir. Mein einziges Mitbringsel in diese Welt hatte ich heute nicht mitgenommen, da ich Angst hatte, sie würde dabei zu Schaden kommen. Ich blickte an mir herab und dann wieder zu Lucy. Ich könnte unmöglich immer mit den gleichen Klamotten rumlaufen. Irgendwann würde ich stinken wie ein Pferdestall! „Ich könnte dir ein paar Sachen ausleihen. Die könnten dir aber etwas zu groß sein“, sagte Gray und lehnte sich zurück, während Natsu plötzlich blau anlief, als sich der Zug in Bewegung setzte. Happy tätschelte seinem Kameraden aufmunternd auf den Kopf. „Das wäre meine Rettung, Gray“, sagte ich und kratzte mich am Hinterkopf, Die Reise dauerte nicht lange. Draußen ging die Sonne hinter den Bergen unter und färbte den Himmel in tiefes Orange, bis es lila und schließlich dunkelblau wurde. Der Mond schien auf die Felder, an denen wir vorbei fuhren, während ein paar Wolken den Blick auf die Sterne verhinderten. Es war gerade halb acht, als wir am Bahnhof von Oshibana hielten und ausstiegen. Die Stadt schien wie ausgestorben, so ruhig war sie. Die meisten Menschen waren anscheinend schon Zuhause. „Den Bürgermeister können wir auch nach dem Auftrag aufsuchen. Wir sollten die Gelegenheit nutzen, und uns umsehen“, schlug Gray vor und ging die Straße entlang. Ein paar Laternen beleuchteten den Asphalt. Ich spürte, wie mich Natsu anstarrte. Verwirrt blickte ich zurück. „Was ist?“ „Ich habe ‘ne Idee!“, sagte er triumphierend und packte mich an den Schultern. Verwirrt legte ich die Stirn in Falten, während Lucy, Happy und Gray zu uns blickten. „Eine Idee?“ „Was denn für eine?“, wollte Happy wissen. Der Feuermagier zog mich vor sich und präsentierte mich wie eine Neuentdeckung. Okay? Natsus Idee hatte etwas mit mir zu tun. Das war kein gutes Zeichen. „Finny geht bestimmt noch als 13 durch!“ „Soll ich etwa den Köder spielen?“, fragte ich perplex. Eigentlich sollte ich jetzt protestieren, ihm eine Kopfnuss verpassen und nie so einer Idee zustimmen. Aber meine nicht ganz kluge Angewohnheit, keine Angst vor bekloppten Ideen zu haben, stand mir im Weg. Denn die Idee war gar nicht so schlecht. Als Lockvogel könnte ich die Entführer aus der Reserve kriegen und herausfinden, wo die anderen Kinder stecken. Außerdem wäre ich dann von Nutzen und die anderen wären immer in meiner Nähe. „Genau!“, bestätigte mir Natsu meinen Gedanken und stieß beinahe auf Gegenargumente seitens Lucy und Gray. Doch noch bevor sie etwas sagen konnten zuckte ich mit den Schultern und nickte. „Okay. Klingt nach einem Plan.“ „Was?! Hast du sie nicht mehr alle!“ Gray zog die Augenbrauen hoch und stutzte. Kein Wunder. Er konnte nicht wissen, dass ich so ein großes Vertrauen in ihnen hatte. Auch Lucy war fassungslos, während Happy auf Natsus Seite war. Somit wurde nicht mehr lange diskutiert und ich ging einige Minuten später allein durch die Stadt, während mir die Magier heimlich folgten, damit sie nicht entdeckt werden würden. Gelassen summte ich vor mich hin und nutzte meine Schauspielfähigkeit, um möglichst naiv und kindlich zu wirken. In dem Moment erinnerte ich mich wieder an mein letztes Theaterstück zurück. Es hatte mir riesigen Spaß gemacht und musste mir eingestehen, dass ich es liebte, auf der Bühne zu stehen und die Hauptrolle zu spielen. Und da ich jetzt wieder mein Können zeigen konnte und gleichzeitig mit den anderen Verbrecher überführen konnte, machte es mir Spaß, den Köder zu spielen. Das hörte sich ziemlich dämlich an, oder? So leichtsinnig durch dunkle Straßen zu wandern und zu hoffen, auf Entführer zu treffen. Jap. Es hörte sich in meinem Kopf verdammt bekloppt an. Ich spazierte mit Sicherheit schon eine Stunde lang in Oshibana herum, als ich auf einmal einen Schatten in einer Seitengasse bemerkte. Ich blickte mich um, war aber nicht so blöd, dem Schatten zu folgen. Denn in der Dunkelheit könnten mich die anderen schnell aus den Augen verlieren. Also blieb ich in der Nähe der Straßenlaternen und summte weiter leise vor mich her. Plötzlich hörte ich Schritte vor mir. Ich kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, wer da auf mich zukam.  „Hallo~? Wer ist da?“, rief ich nach vorne. Es kam keine Antwort, also überlegte ich kurz, ehe ich wieder etwas sagte. „Können Sie mir helfen~? Ich hab mich verlaufen.“ Dadurch würde ich es den Entführern leicht machen, mit mir in Kontakt zu treten. Und tatsächlich hörte ich die Stimme eines erwachsenen Mannes. Er kam aus dem Schatten der Laterne auf mich zu. Er trug dunkle Kleidung und hatte einen Hut tief ins Gesicht gezogen, sodass ich nicht in seine Augen blicken konnte. Im Grunde war dieser Mann vor mir die Verkörperung von ‚Du darfst nicht mit Fremden reden oder mitgehen‘-Menschen.  „Du hast dich verlaufen, Kleiner?“, fragte er mich. Ich nickte und sah ihn mit großen, naiven Augen an. Hoffentlich ist er wirklich der Entführer und kein… lieber nicht dran denken! „Ja. Ich weiß nicht, wo mein Zuhause ist. Wir wohnen erst seit ein paar Tagen hier. Kennen Sie sich hier aus?“ „Natürlich“, sagte er und zeigte mir ein äußerst gruseliges Lächeln, „Soll ich dir helfen?“ Ich bekam eine Gänsehaut. Leichtsinn hin oder her, meine Fluchtreflexe waren in diesem Moment auf dem Level ‘scheues Kaninchen‘ angelangt.  „Naja…Mama hat gesagt, ich darf nicht mit Fremden mitgehen“, sagte ich leise. Doch der Mann beugte sich zu mir runter und lächelte weiter. Sein Atem roch nach Tabak und altem Käse. Igitt! „Aber du kommst ja nicht mit mir mit. Ich komme mit dir mit.“ „Hm…“, ich tat so, als würde ich überlegen und lächelte dann, „Okay! Dankeschön, dass Sie mir helfen!“ „Kein Problem. Ein Kind sollte doch nicht so spät nachts noch draußen sein. Deine Eltern machen sich bestimmt Sorgen“, sagte er und ging los. Ich folgte ihm und nickte zustimmend.  Wir bogen in eine Seitenstraße, in der kaum Licht brannte. Mein Puls beschleunigte sich innerhalb weniger Schritte auf das Doppelte. Es fiel mir immer schwerer, in meiner Rolle zu bleiben und mir die Aufregung nicht ansehen zu lassen. Ich schluckte und sah kurz nach hinten. Ob mich die anderen hier noch sehen konnten?  „Was ist?“, fragte der Mann. Ich lächelte kurz und spürte, wie meine Mundwinkel nervös zuckten. „Ich hab nur ein bisschen Angst im Dunkeln.“ „Und dann gehst du um diese Uhrzeit noch raus?“ Mist! Ich hatte mich verplappert! Meine Gedanken rasten und mir schlug das Herz bis in den Kopf. Das Pochen dröhnte in meinen Ohren und meine Hände wurden kalt und schwitzig. Inzwischen war ich mir sicher, dass die Angst bald komplett meinen Körper übernehmen würde. Ich hatte meinen Mut und Leichtsinn doch überschätzt. Verdammt! Mir musste etwas einfallen. „Naja…als ich losgelaufen bin zum Spielen, war die Sonne noch da.“ „So so…“ Der Mann schien nicht überzeugt, hakte aber zum Glück nicht weiter nach. Wir bogen noch ein weiteres Mal ab. Hier war die Straße nun komplett finster und kein Haus war mehr in Sicht. Es war der Stadtrand.  „Hier wohne ich nicht. Können wir umdrehen, bitte?“, fragte ich und musste mich danach räuspern, als meine Stimme sich überschlug. Der Mann grinste wieder. „Bist du dir sicher? Ich glaube, wir sind hier ganz richtig.“ „N-nein. Also…“ Ich hörte das Rascheln von Kleidung und weitete meine Augen, als mich fünf weitere Männer umzingelten. Ob sie bewaffnet waren, konnte ich nicht erkennen, aber inzwischen war mein Fluchtlevel auf ‚Opossum‘ angestiegen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und war in einer regelrechten Schockstarre. Ruhig…ganz ruhig… Natsu und die anderen waren in meiner Nähe. Meine Tarnung würde mir jetzt nichts mehr nützen. „Das wievielte Kind bin ich? Wie viele habt ihr schon entführt und auf diese Weise aus der Stadt gelockt?“, fragte ich den Mann direkt und blickte ihn ernst an. Dieser lachte nur und kam einen Schritt auf mich zu. Automatisch wich ich zurück. Doch hinter mir war keine Fluchtmöglichkeit. Nur die uns umkreisenden Männer. „Du weißt es also. Schlaues Bürschchen. Wolltest wohl Detektiv spielen und deine Freunde retten, huh? Doch da muss ich dich enttäuschen. Du kommst jetzt mit uns.“ „Wohin bringt ihr mich? Euer Versteck ist nicht in der Stadt, richtig? Vielleicht dort drüben? Im Wald?“ Ich nickte zu den dichten Bäumen. Die Baumkronen schluckten das Mondlicht und ließen den Waldrand wie ein tiefschwarzes Loch aussehen. Der Mann kam wieder einen Schritt auf mich zu, doch dieses Mal blieb ich stehen und sah zu ihm auf. Da war der alte Käse schon wieder… „Du stellst aber ganz schön viele Fragen.“ „Ich bin neugierig. Und ihr bringt mich doch eh hin.“ „Richtig“, brummte er und kam noch näher, sodass sich unsere Oberkörper fast berührten. Mein Brustkorb schien fast zu explodieren. Das Adrenalin in meinem Körper versuchte mich von ihm wegzuzerren. Doch ich musste erfahren, wo die Kinder waren.  „Der Wald wird dir gefallen.“ Ich hatte also Recht! Die Kinder waren wirklich im Wald versteckt.  „Und was, wenn ich nicht mitkommen will?“, fragte ich ihn leider nicht ganz so cool, wie ich geplant hatte. Doch anstatt einer Antwort, spürte ich eine große Hand auf meinem Gesicht. Sie drückte mir den Mund zu und umschlang meine Taille mitsamt meinen Armen. Ich weitete die Augen. Panik stieg in mir auf und ließ meine Gedanken wild durch den Kopf sausen, wie auf einer Autobahn. Hand. Schreien. Geht nicht. Wehren. Geht nicht. Treten. Fuß. Feuer. Feuer? Natsu!! Die Flammen erhellten die Nacht und trafen die Männer am Oberkörper. Ich spürte, wie sich der Griff um mich herum lockerte. Sofort riss ich mich los und sah Natsu mit feurigen Fäusten hinter uns stehen. Gray hatte sich schon in Position gebracht, Lucy zog ihre Peitsche hervor und Happy flog auf mich zu. „Ihr seid spät dran!“, rief ich zu ihnen herüber und atmete erleichtert aus. Mir fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen, als ich die anderen erblickte. „Finger weg von unserem Freund!“ „Ice Make…“ „Finny! Alles okay?“ Lucy sah zu mir. Ich nickte und schenkte ihr ein dankendes Lächeln. Aber nun war keine Zeit zur Wiedersehensfreude. Ich eilte auf sie zu, als sich die Männer von dem Überraschungsangriff wieder erholten. „Die Kinder sind im Wald!“, sagte ich aufgeregt und zeigte zum Dickicht. Lucy nickte und sah dann zu den Jungs. „Geht ihr los! Wir kümmern uns um die hier!“ Natsu und Gray stürmten los, sodass wir ungehindert an den Männern vorbeirennen konnten und in den Wald liefen. Meine unterdrückte Aufregung ließ mich so schnell rennen, wie ich konnte, während wir uns hektisch nach einem Versteck umsahen.  „Da vorne!“ Happy flog plötzlich über uns und den Baumkronen und zeigte nach vorne links. Wir nickten und schlugen uns einen Weg durchs Unterholz. Erschöpft und mit brennender Lunge kamen wir vor einem alten Bunker an, der inzwischen von der Vegetation so stark befallen wurde, dass sich das Moos fast komplett über den Stein gezogen hatte. Ich rüttelte an der Tür. „War ja klar“, keuchte ich und versuchte meine Atmung zu kontrollieren. Die Stellargeistmagierin atmete durch und zog einen ihrer goldenen Schlüssel hervor. Ich wartete gespannt darauf, wen sie gewählt hatte. „Öffne dich, Tor der Jungfrau! Virgo!“, rief sie, streckte den Schlüssel vor sich aus und ließ eine junge Frau im Hausmädchenoutfit mit lila Haaren erscheinen. Der Stellargeist blickte zu ihrer Herrin. „Sie haben gerufen, Prinzessin?“ „Grab uns einen Tunnel in diesen Bunker hinein. Schnell!“ „Verstanden. Bestrafen Sie mich dann?“, fragte Virgo und salutierte.  „Nein. Quatsch!“ Lucy seufzte ein wenig genervt und stemmte die Hände in die Hüfte. Ich schaute dem Geschehen zu und sah, wie Virgo sich in null Komma nichts in die Erde grub. Verblüfft darüber, endlich so etwas live zu sehen, hob ich die Augenbrauen und sah zu dem blonden Mädchen. „Wahnsinn!“ „Beeilung.“ Wir stiegen das Loch hinab und kamen im Inneren des Bunkers heraus. Virgo kehrte wieder in die Stellarwelt zurück, als wir uns umschauten und im kargen, kalten Raum insgesamt ein Duzend Kinder auf alten Matratzen entdeckten. Gefesselt, geknebelt und mit verweinten Augen sahen sie uns an und machten große Augen.  „Habt keine Angst! Wir helfen euch.“ „Gleich seid ihr frei und könnt nach Hause“, sagte die Magierin beruhigend und kniete sich vor die Kinder. Einige hatten sofort wieder Tränen in den Augen und schluchzten los. Als ich die alten Lappen, die als Knebel gedient hatten, lösten, rangen die Kinder nach Atem und schauten uns ängstlich an. „Wir wurden entführt!“ „Sie haben gesagt, sie wollen uns verkaufen!“, sagte ein Mädchen, das ich auf ungefähr 11 oder 12 Jahre schätze. Ihr Haar war ganz durcheinander und die Lippen waren vom Wassermangel aufgeplatzt und trocken. Lucy und ich schauten uns sprachlos an. Die Entführer wollten die Kinder wie Sklaven verkaufen?! Wie kann man nur so herzlos sein? Ich strich dem Mädchen beruhigend über den Unterarm und machte mich gerade dabei, ihre Fesseln zu lösen, als ich hinter uns das Knarren einer Tür hörte. Lucy und ich wirbelten herum und erblickten im schwachen Licht der Glühbirne einen stämmigen, großen Mann mit eisblauen Augen. „Nicht so schnell. Niemand klaut mir meine Ware“, sagte er mit tiefer Bassstimme und holte ein Schwert hervor. Die Kinder wimmerten. Lucy stand auf und stellte sich schützend vor die Kinder. Beeindruckt von ihrem Mut gesellte ich mich zu ihr und breitete die Arme aus. „Das sind keine Ware, sondern Kinder! Und wir sind hier, um sie zu retten!“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)