Nutzlos von Goetterspeise (Roy-centric) ================================================================================ Kapitel 1: Maes Hughes ---------------------- »Mama, wieso begraben sie Papa? So kann er doch nicht zur Arbeit.« Die Verzweiflung des Mädchens, das Schluchzen der Mutter und die Trauer aller Gäste. Die Sonne stand während der Beerdigung hoch am blauen Himmel, erhellte das Gras, den schwarzen Sarg und schien warm auf den Friedhof hinab. Roy war dennoch kalt. Er wusste nicht, wie er es schaffte still zu bleiben, während Elicia von ihrer weinenden Mutter in den Arm geschlossen wurde. Er wünschte sich etwas tun zu können, Worte auszusprechen, die es besser machten oder durch eine Berührung den Schmerz von ihnen zu nehmen. Aber dazu war er nicht in der Lage. Er war vollkommen nutzlos. Wie alles hier. Maes hatte nicht sterben müssen. Wieso also war er dann dennoch erschossen worden? Was war der Grund dafür gewesen, nicht von einem offiziellen Telefon anzurufen, sondern eine öffentliche Telefonzelle dafür zu benutzten? Fragen ohne Antworten. Roy schämte sich dafür, dass er seinen Freund so angefahren hatte. Wenn er gewusst hätte, was gerade in diesem Moment geschehen war … er hätte es nicht ändern können. Dafür war er viel zu weit weg gewesen. Trotzdem machte er sich Vorwürfe. Die Trauerfeier zog an ihm vorbei, er hörte nur das Weinen Gracias und die Schreie Elicias. Das Loch, in dem nun die Leiche seines besten Freundes lag, wurde zugeschüttet, bis nur noch ein Erdhügel zeigte, dass dort etwas oder jemand begraben worden war. Die Trauergemeinde löste sich langsam auf. Roy blieb stehen. Er stand auch noch da, als selbst Gracia und ihre Tochter gingen. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, den er vorgab nicht zu bemerken, sagte aber nichts. Wahrscheinlich ging es ihr ähnlich. Was konnte man in so einem Moment schon aussprechen, dass einem die Schuld, die Last und die momentane Nutzlosigkeit von den Schultern nahm? Gar nichts. Mitarbeiter des Friedhofes hatten mittlerweile provisorisch den Grabstein hinter den Erdhügel deponiert. Die Sonne war weitergewandert, die Wärme, die ihn sowieso nicht erreicht hatte, ließ nach und durch ihr Licht warf sein Körper einen langen Schatten auf den kalten Stein. Maes Hughes. Diesen Namen dort eingraviert zu lesen, fühlte sich so falsch an. Er konnte und wollte nicht daran glauben, dass er wirklich tot sein sollte. Die Bürde der Hinterbliebenen. Was sollte er nun tun? Wie konnte er daran festhalten, ein guter Führer zu werden, wenn er es nicht einmal schaffte, seine Kameraden zu beschützen? Ihm war seine Schwäche, dieses Gefühl der Nutzlosigkeit niemals so sehr bewusst gewesen, wie in diesem Moment. Roy war nur ein kleiner, unbedeutender Teil einer Welt, in der es Spielregeln gab, die wohl niemand verstehen konnte. Nicht einmal Alchemisten. Ja, er beherrschte das Feuer, konnte mit einem einzigen Fingerschnippen ganze Stadtteile in die Luft sprengen. Versagte aber bei einer solchen Kleinigkeit, wie zu akzeptieren, dass er nichts hätte tun können. Dass es größeres gab, als ihn. Das kleine Teil. Er war wirklich nutzlos. Noch mehr, als in den Momenten, wenn Wasser seine Flammen löschte. »Oberst, wir sollten gehen.« Er hatte sie nicht kommen hören. »Ja.« Ein letztes Mal las Roy den Namen auf dem Grabstein. Nutzlos. »Es regnet.« Tränen kamen. Die Sonne schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)