Verführung von abgemeldet (Der Mondgott) ================================================================================ Kapitel 3: Die erste Begegnung ------------------------------ Ich weiß nicht mehr wie lange ich dort so gesessen hatte und geweint habe. Wie immer erinnere ich mich danach nicht einmal welche Zeit wir haben. Es macht auch keinen Unterschied. Niemand erwartet mich. Niemand weiß von meinem Leid. Schwermütig erhebe ich mich. Ich wanke leicht zu meinem Bett herüber. Mein Körper fühlt sich so schwer an. Manchmal denke ich, dass mir die Kraft zum leben fehlt, aber sterben kann ich nicht. Manchmal bedauere ich es sehr. Ich lege mich hin, schlafe, wie immer traumlos. Warum können Götter eigentlich nicht träumen? Ich weiß das die Menschen träumen. Ja selbst die Dämonen im Hades können träumen. Warum ist nur uns das versagt? Ich habe die anderen gefragt... auch sie träumen nicht! Aber keinen von ihnen scheint das zu stören. Aber wenn es sie nicht stört, warum dann mich? Ich weiß es nicht! Und das macht mich fast noch verrückter. Was stimmt denn nicht mit mir? Dass ich mir so viel wünsche, dass ich mich nach so vieles sehne, alles Dinge die die anderen gar nicht interessieren. Wieso bin NUR ich so unglaublich am leiden unter der sich nie ändernden Situation? So viele Fragen! Und keine Antworten! Von wem auch. Wir sind Götter, unsterblich....aber doch nichts anderes als dumme unwissende Kinder, die ein trostloses, ewiges Leben fristen. Zumindest denke ich das. Auch wenn ich damit wohl allein bin, so wie mit allem. Als ich aufwache fühlt sich mein Körper nicht mehr so schwer an, nun ist nicht mehr jede Bewegung ein reiner Willensakt. Ich streune durch meinen Gläsern wirkenden Palast auf dem Mond. Warum? Einfach nur so! Was sollte ich auch sonst tun? Auf der Erde "Na los! Los rein da! Alle! Und nun hört auf zu heulen und so einen Radau zu machen! Haltet die Schnauze! Alle! Du Pfaffe los komm her! Ja ,genau du! Sag deinen Schäfchen dass sie alles rausrücken sollen. Schmuck, Geld, Kreditkarten, Schecks...alles" Ich sah den jungen Mann leicht entgeistert an. Welcher Dieb kam um Himmelswillen auf die Idee in eine Sonntagsmesse zu platzen und die betende Gemeinde auszurauben? Ich konnte es kaum glauben. Ich drehe mich zu meiner Gemeinde um. Ich war kaum 3 Wochen ausgebildeter Priester und hatte meine erste Gemeinde und musste ihr sagen, dass wir während unserer Gebete ausgeraubt werden. Diese Welt geht zu Grunde. Wieder einmal kam mir dieser Gedanke. "Ich bitte sie...bewahren sie Ruhe... bitte legen sie ihre Wertsachen in den Beutel... denken sie daran, das keines ihrer Schmuckstücke auch nur annähernd so viel wert ist, wie ihr Leben." Ich sah in die verängstigten Gesichter der Leute, die heute zu mir gekommen waren, um mit mir zu Gott zu beten. Es tat mir in der Seele weh. Einige kleine Kinder weinten verängstigt. Warum hilft uns niemand? Keine Polizisten, keine Engel, kein Gott! Warum ist niemand da um das zu verhindern? Warum haben wir nicht die Möglichkeit das zu verhindern? Gott, wo bist du? Warum hilfst du uns nicht? Bitte....irgend jemand muss das doch verhindern können! Gott, Ala, Buddha, Zeus..... wenn es irgendeine übermenschliche Macht da draußen gibt dann müsste sie doch den Hilferuf von uns hören. Bitte.... Irgendjemand....irgendwas muss doch etwas tun können! Während ich langsam durch die durchsichtigen Mauern meines Käfigs gehe, dass sich mein Heim nennt, vernehme ich plötzlich ein Wispern. Ganz unvermittelt und leise. Eine helle und klare Stimme, gewispert wie ein Windhauch, obwohl es hier keinen Wind gibt. Ich lausche angestrengt, um zu verstehen was sie mir zuwispert. Es dauert bis ich begreife, dass es ein Gebet ist. Jemand betete...betete zu mir. In den ersten Sekunden war ich völlig fassungslos. Seit Jahrhunderten hatte niemand mehr zu mir gebetet. Aber dort betete jemand, jemand bat um Hilfe, um Schutz. Die ersten Minuten wusste ich gar nicht, was ich tun sollte. Hilflos und verwirrt stand ich da, wie festgewachsen, keiner meiner Muskeln rührte sich. Dann löste sich meine Starre. Ich wusste ich würde nichts tun können... ich war weniger als Luft für Menschen. Sie glaubten nicht! Nicht an mich! Nicht an meine Genossen und auch nicht an einen Gott! Aber wenn es auch nur einen gab, der glaubte, der betete und mich anrief so war ich es ihm doch schuldig zu kommen. Ich stieg zur Erde herab. Immer diesem flehendem Wispern folgend, bis ich schließlich an einer Kirche ankam. Eine kleine alte Kirche des christlichen Gottes. Wie konnte es sein das mich jemand in eine katholischen Kirche anrief? Das verwirrte mich noch mehr, aber inzwischen konnte ich die helle Stimme des jungen Mannes deutlich hören. Sein Gebet deutlich hören. Er rief nicht nur mich an, er rief alle Götter an. Ich war nicht der einzigste, der diesem Ruf gefolgt war. Die Kirche wimmelte von Göttern... aber keiner griff ein. Ein Mann mit einer Waffe bedrohte alle anderen. Ich sah mich nach dem betenden Mann um. Aber unter den Anwesenden war niemand. So dachte ich bis mein Blick auf den Priester fiel. Ein christlicher Priester rief alle Götter an? Das konnte nicht sein. Ich ließ mich vor ihm nieder. Im Moment hatte er die Augen geschlossen. Als ich kurz vor ihm war, öffnete er sie. Seine strahlend grünen Augen schienen nicht durch mich hindurch zu gehen. Nein im Gegenteil. Sie fixierten mich. "Bitte hilf uns!" wisperte er mir zu. Erschrocken wich ich einige Meter zurück. "Du...du siehst mich?!" Der Junge Priester sah mich ohne Angst und scheu an er nickte leicht. Ich betete zu allen mir bekannten Göttern, aber keiner schien mich erhören zu wollen. Niemand kam. Keine Hilfe von keiner Seite. Als ich mein Gebet an alle mir bekannten Götter beendet hatte und mein Augen öffnete stockte mir für den Bruchteil einiger Sekunden der Atem. Genau vor meinen Augen war jemand. Durchsichtig, flimmerig wie die Spiegelbilder über der heißen flimmrigen Straße. Ich konnte es kaum fassen. Sollte es tatsächlich irgendein Wesen geben, das mein Flehen erhört hatte? Es sah wirklich so aus. Es sah mich neugierig an. Die langen silbernen Haare flirrten um ihn herum. Ich weiß nicht ob es wirklich ein Mann oder überhaupt ein männliches Wesen war, es sah nur so aus. Es war atemberaubend schön. Weiße unglaubliche reine Haut, rosa Lippen, schlank, grazil, anmutig. "Bitte hilf uns!", wisperte ich ihm zu. Das Wesen fuhr erschrocken ein Stück zurück und starrte mich aus großen weiten Augen an, so fassungslos. "Du...du siehst mich?!", fragte es mit heller, weicher Stimme und ich nickte. "Hilf uns! Ich flehe dich an!", bat ich es noch einmal uns zu Helfen. Es sah mich hilflos an. Es entfernte sich noch einige Meter und griff nach dem Dieb. Es berührte ihn. So sah es für einen kurzen Moment aus bis dann klar wurde das es durch ihn hindurch Griff. "Ich kann nicht!" sagte es wieder hilflos und mit einem Mal wirkte es so unendlich traurig. Plötzlich war da so viel Schmerz in seinen Augen, so viel Leid. Mehr Leid als für ein einziges Wesen gut war. Genug Leid, dass es mir fast das Herz brach. Ich stand hilflos da, ich wollte ihm sagen wie leid es mir tat, wie ich mit ihm fühlte, wie gerne ich ihm helfen wollte, wie viel es mir bedeutete, dass er mich sah. Aber kein Wort kam über meine Lippen. Er sah mich aus seinen grünen Augen an und plötzlich lag verstehen in ihnen. Verstehen und Mitleid. Ich tat ihm leid! Ich, ein Unsterblicher Gott, tat ihm, einen Menschen, leid. Ich öffnete meine Lippen und wollte etwas sagen als etwas furchtbares passierte. Gleichermaßen wunderschön wie furchtbar schrecklich. Ein kleines Mädchen aus der ersten Reihe sprang auf. Der Dieb, der junge braunhaarige Mann mit der Waffe. drehte sich um und fauchte. "Setz dich wieder hin Gör!" "Nein! Du hast keine Chance! Der Engel wird dich für deine bösen taten sicher Bestrafen. So was macht man nämlich nicht!" Die Ganze Kirche starrte das kleine Mädchen entsetzt an. Sie war vielleicht 7 oder 8 Jahre alt. Unschuldig und rein. Und so voller Glauben. Hier in dieser Kirche gab es nicht nur einen Priester der mich SAH! Der Mitleid mit mir hatte, sondern auch ein kleines 8 jähriges Mädchen, das glaubte! Das fest daran glaubte, ich sei ein Engel, geschickt von Gott um das Unrecht, das dieser Mensch tat, zu verhindern. Der Dieb lachte schallend "So, der Engel wird mich bestrafen ja? Wo ist denn dein Rachengel kleine?", fragte er spöttisch. "Na da vorne beim Priester! Siehst du ihn denn nicht? Hast du nicht gespürt, wie er dir an die Schulter gefasst hat? Hast du nicht gesehen, wie der Priester sich mit ihm unterhielt?", fragte die Kleine ihn. Der Dieb lachte nur wieder und die Mutter versuchte die Kleine zurückzuziehen damit ihr nichts passierte. "So so Pfaffe, hast dir also Verstärkung von oben geholt, was? Wo ist denn dein Engelchen?", lachte der braunhaarige Mann mit der Waffe. Der junge, blonde Priester sah zu mir, dann zu dem kleinem Mädchen. Eine Lüge, ein leugnen, eine Zerstörung ihres Glaubens, wäre vielleicht ihre Rettung. Ich konnte diese Gedanken in seinen Augen sehen. Niemand wusste wie der gewalttätige Mann darauf reagieren würde, wenn auch er sagen würde ein Engel wäre hier. Außerdem würden ihn wahrscheinlich alle für einen Verrückten halten. Er könnte seinen Job verlieren. Er könnte seinen Job verlieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)