Die Legende der Kristall- Geister von Sakurachan57 ================================================================================ Kapitel 1: Die Ankunft ---------------------- Gelangweilt sah der blauhaarige Teenager aus dem Fenster des Zuges, in dem er saß und ließ sich etwas den warmen Fahrtwind über das Gesicht wehen. Gleichzeitig dachte er etwas genervt an seine Mutter zurück, wegen der er überhaupt in diesem Zug saß und nicht mit seinen Freunden zusammen war. Sie hatte ihn vor nicht ganz drei Tagen dazu überredet seine Sommerferien bei seiner Tante auf dem Land zu verbringen. Sie hatte wieder diesen Dackelblick aufgesetzt und da hatte er einfach nicht Nein sagen können. Er ärgerte sich immer wieder darüber, dass er diesen braunen Augen nicht widerstehen konnte... Also saß er nun im Zug zu seiner Tante, die er seit bestimmt zehn Jahren nicht gesehen hatte. Seine Mutter hatte noch gesagt, dass seine Tante sich darauf freute ihn wieder mal bei sich zu haben, auch wenn der Blauhaarige sich an kaum etwas erinnern konnte, da er zu klein gewesen war. Was ihn aber auch wunderte war warum er so plötzlich zu seiner Tante aufs Land fahren sollte und dann gleich für sechs Wochen! Schließlich kam der kleine Bahnhof des Dorfes in Sicht, in dem seine Tante lebte und der Blauhaarige schloss noch mal seine Augen und seufzte schwer, bevor er aufstand und seinen schweren Koffer von der Ablage runter holte. Wenig später stieg der 17- jährige schließlich mitsamt seinem Koffer aus dem Zug und stand genau vor dem Namensschild des Bahnhofs und des Dorfes. Doch er verschwendete keinen Blick auf den Namen des Dorfes, sondern sah sich nach seiner Tante um, die auf ihn warten müsste, da seine Mutter ihm noch gesagt hatte, dass sie ihn vom Bahnhof abholen würde. "Johan!", hörte er dann ihre Stimme und sah sich nach ihr um. "Tante Amelie...", sagte der Blauhaarige nur, als er die kleine Frau erkannte. Sie hatte schulterlange, glatte blonde Haare, dunkle blaue Augen und war zirka 1,55 Meter groß. "Du bist aber groß geworden", meinte die schlanke Frau, als sie vor ihrem Neffen stand und ihn einmal von oben bis unten musterte. "Ich bin nur 1,70 Meter", sagte er darauf. "Das ist klein" "Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe warst du ein abgebrochener Meter", meinte sie mit einem Lächeln. Er lächelte nur leicht verschmitzt, da es ja zirka zehn Jahre her war, dass er hier gewesen war. "Vor 13 Jahren warst du das letzte Mal hier gewesen", sagte sie dann, was Johan doch etwas überraschte. Es waren 13 Jahre? "Deshalb freue ich mich umso mehr, dass du wieder mal hier bist", sagte Amelie dann noch. Johan lächelte nur leicht, bevor er auf sein Mobiltelefon sah und bemerkte, dass er hier keinen Empfang hatte. "Sonnheim liegt in einem Funkloch", bemerkte Amelie, die Johan beobachtet hatte. "Wenn du also telefonieren willst musst du das Festnetztelefon bei mir zu Hause benutzen" "Funkloch?", er sah sie an. "Ja, ich fürchte dein Handy wirst du die sechs Wochen hier nicht gebrauchen können", meinte sie. "Ist das schlimm für dich?" "Nein", behauptete Johan und schüttelte leicht seinen Kopf, wobei er allerdings an all seine Freunde denken musste, zu denen er jetzt keinen Kontakt mehr hatte. Erst in sechs Wochen würde er wieder mit ihnen sprechen können... Das wurden bestimmt harte sechs Wochen. Er packte sein Handy schließlich wieder weg und sah seiner Tante wieder ins Gesicht, die ihm ein kleines Lächeln schenkte. "Wollen wir dann zum Auto? Bis zu mir nach Hause dauert es noch ein bisschen", fragte sie dann, doch Johan nickte nur, bevor er ihr mit seinem Koffer folgte. Sie verließen den Bahnhof und kamen auf einen recht großen Parkplatz, wo sie das kleine Silber Auto seiner Tante aufsuchten und schließlich ins Dorf fuhren, da der Bahnhof etwas Abseits lag. "Sag, warum lebst du hier auf dem Land?", fragte Johan, als er neben Amelie im Auto saß. Sie sah ihn erst nur mit ihren blauen Augen an, bevor sie lächelte. "Wegen der Liebe", behauptete sie dann. "Ich habe hier kurz nachdem du geboren wurdest meine große Liebe kennen gelernt" "Mama sagte aber, dass du nicht verheiratet bist", stutzte Johan bei Amelies Worten. "Wir sind auch nicht verheiratet", meinte Amelie, als sie schließlich los fuhr. "Es ist nur eine Lebensgemeinschaft" "Aber ihr lebt zusammen, oder?", wollte Johan wissen. "Ja, wir wohnen zusammen", erwiderte Amelie knapp. "Schon seit 15 Jahren" "Wow", entkam es Johan nur, als er daran dachte, dass seine Tante ja gar nicht verheiratet war. Die Fahrt bis zum Haus seiner Tante dauerte schon etwas länger und während sie durch das Dorf fuhren sah der Blauhaarige leicht verträumt aus dem Fenster. Die Häuser hier waren alles Ein- Familien- Häuser mit schönen, gepflegten Gärten, wobei jedes Haus anders aussah. Vor einem einstöckigen sonnengelben Haus mit einer riesigen Hecke blieben sie schließlich stehen und Johan stieg aus, um einen Blick in den großen Garten erhaschen zu können. Der Garten war geradezu riesig und hatte einen riesigen Kirschbaum in der Mitte zu stehen, an dessen dicksten Ast eine Schaukel hing. Der Rasen war saftig grün, sodass man am liebsten hinein gebissen hätte und von dem schwarzen Metalltor führte ein kleiner Weg aus Steinen zur Haustür. Bisher ließ es sich doch ganz gut aushalten, bei diesem Haus. "Johan, hilfst du mir deinen Koffer aus dem Kofferraum zu holen?", holte Amelie ihn dann aus seinen Gedanken und er drehte sich zu seiner Tante, die am Kofferraum ihres kleinen Autos stand. Mit einem kleinen Lächeln und den Gedanken dabei, dass sie den Koffer kaum in das Auto bekommen hatten, da er so schwer war ging Johan auf sie zu und half ihr den Koffer aus dem Auto zu holen. Als der Koffer schließlich neben dem Auto stand fiel Johan schließlich das Nachbargrundstück auf. Es war das genaue Gegenteil zu dem seiner Tante und stach so richtig aus der Menge hervor. "Ich bringe noch das Auto in die Garage, Okay?", sagte Amelie noch, doch Johan nickte beim Anblick des Hauses nebenan nur. Es war das Einzige in der Gegend mit zwei Stockwerken und war wohl total heruntergekommen und unbewohnt. Der Garten war gelb und auf der Bank unter der Trauerweide lagen sogar noch Herbstblätter und Staub. Die Farbe an dem Zaun blätterte bereits ab und die Hecke war wahrscheinlich auch nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch im Garten gab es noch einen Teich, in dem wohl noch Fische lebten und der Briefkasten war auch mit Zeitungen überfüllt. Wohnte also jemand in diesem heruntergekommenen Haus? "Was ist das für ein Haus?", fragte Johan, als Amelie zurückkam. "Das ist das Haus der Yukis", antwortete sie und sah ebenfalls zu dem alten heruntergekommenen Haus, wobei der Name Yuki Johan etwas sagte. "Früher hast du immer mit dem Sohn der Yukis gespielt, wenn du bei mir warst" "Wirklich? Daran kann ich mich gar nicht erinnern", meinte Johan darauf mit Blick zu einem der offenen Fenster, wo eine bereits graue Gardine im Wind flatterte. "Du warst da erst vier Jahre alt gewesen, Johan", sagte Amelie darauf. "Aber ihr habt immer bei uns im Garten gespielt" "Was ist mit den Yukis passiert?", wollte Johan darauf wissen und sah ihr in die Augen. "Sie sind bei einem Unfall gestorben", behauptete seine Tante knapp und Johan hielt den Atem an. Tot!? Der einzige Freund, den er anscheinend gehabt hatte war tot? Dann sah er wieder zu dem alten Haus hoch, das fast wie eine Geistervilla da stand, während die Gardine weiter im Wind wehte. Doch plötzlich bewegte sich etwas hinter der Gardine und Johan schreckte auf. Da war doch jemand in dem Haus! "Da ist jemand!", rief er und derjenige an dem Fenster verschwand, als ob ihn etwas gebissen hätte. "Das kann nicht sein", meinte Amelie auf Johans Ausruf. "Familie Yuki ist bereits seit zwei Jahren tot" Johan sagte darauf nichts, sah nur weiter zu dem Fenster auf, wo jetzt nur noch die Gardine im Wind wehte. Da war jemand gewesen und hatte sie beobachtet, da war er sich mehr als sicher gewesen. "Komm, lass uns ins Haus gehen, das Essen wartet bestimmt schon", meinte Amelie dann und Johan wandte seinen Blick von dem Haus ab. "Das hört sich viel versprechend an", meinte er, als ihm bewusst wurde, dass er seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte und es bereits Mittag war. "Gut, dann komm mit", sagte sie und die beiden betraten das Haus, in dem Amelie wohnte. "Wir sind daha!", rief die Blonde gleich und im Wohnzimmer konnte Johan neben Fernsehergeräuschen ein Sofa quietschen hören, bevor er wenig später von braunen Haaren erfasst wurde. Irgendetwas oder eher irgendjemand mit langen braunen Haaren hatte sich auf ihn geworfen und unter sich begraben. Als der Teenager seine grünen Augen wieder öffnete wurde ihm sofort klar, dass sich eine Frau auf ihn geworfen hatte. War sie vielleicht eine Freundin? "Du bist also der Neffe von meiner Lilie?", fragte die Brünette dann und Johan glaubte sich verhört zu haben. "Du siehst süß aus" "Amalia", unterbrach Amelie die andere und sie sah zu Amelie auf. "Musste das unbedingt sein?" "Ich wollte nicht, dass er mir gleich wieder weg läuft", behauptete die größere und stand auf, sodass Johan bemerkte, dass Amalia vielleicht so groß war wie er selbst. "Was... Was geht hier vor?", fragte er verwirrt. "Was hat das zu bedeuten?" Amelie sah ihren Neffen darauf in sein Gesicht und lächelte leicht. "Das ist meine Lebensgefährtin Amalia", sagte sie dann und die Brünette mit den blauen Augen lächelte Johan an. "Wegen ihr lebe ich hier und wegen ihr bin ich in der Familie auch nicht gerne gesehen..." "Du bist...", begann er fassungslos. "Homosexuell, ja", beendete Amelie den Satz ihres Neffen, der das kaum glauben konnte. Jahrelang hatte ihm seine Mutter erzählt, dass seine Tante nichts mit ihnen zu tun haben wollte und dann ganz plötzlich sollte er wieder zu ihr fahren und erfuhr eiskalt, dass sie lesbisch war!? "Sie ist ein bisschen merkwürdig, aber sie kann gut kochen und ist sehr nett", sagte Amelie noch, bevor sie sich an ihre Lebensgefährtin wandte. "Hast du das Essen schon fertig?" "Ja, das Essen ist fertig, es ist alles in der Küche", behauptete Amalia nur und sah noch mal zu Johan, der erst einmal verdauen musste was er eben erfahren hatte. "Du hast doch keine Probleme damit, dass deine Tante mit einer Frau zusammen ist, oder?", fragte Amalia forschend und Johan schreckte auf. "N- Nein", sagte er nur und sah dann von den beiden Frauen ab, die ihn skeptisch beäugten. Johan war in seiner Familie wohl der einzige, der nichts gegen homosexuelle Menschen hatte, aber er wusste, dass "seine Tanten" ihm nicht glaubten... Dennoch, der Blauhaarige hatte sich schon ein paar Mal dabei erwischt wie er selbst irgendwelchen Kerlen auf den Hintern gestarrt hatte. Aber er traute sich nicht es sich ein zu gestehen, dazu müsste er sich schon richtig verlieben und das war er in seinem Leben noch nicht gewesen. "Nun gut, lasst uns essen, bevor es noch kalt wird", sagte Amelie dann und sie gingen schließlich in die Küche, um das Essen von Amalia zu essen. Nach dem Essen zeigte Amelie ihrem Neffen sein Zimmer im ersten Stock, das wohl über die Jahre das Gästezimmer gewesen war. "Hier wirst du die nächsten sechs Wochen schlafen", meinte sie noch, bevor Johan an ihr vorbei und ins Zimmer trat. Er sah sich einmal stumm im Zimmer um und als er aus dem Fenster sah konnte er dieses heruntergekommene Haus der Yukis sehen. "Es gefällt mir", meinte er dann und sah seine Tante wieder an. "Schön, dass es dir gefällt", meinte Amelie zufrieden. "Ich lass dich dann erst mal allein, damit du deinen Koffer auspacken kannst. Falls was ist, wir sind im Wohnzimmer" Er nickte ihr nur zu, bevor sie ihn schließlich allein ließ und er seinen Blick wieder zu der Villa Yuki schweifen ließ. Ihm ging einfach nicht aus dem Kopf, dass sie vorhin beobachtet worden waren, obwohl es hieß das Haus wäre unbewohnt. Dann seufzte er einmal leise und sah sich noch mal in dem Zimmer um. Es hatte einen recht großen Schrank mit zwei Türen, wobei an einer Tür ein großer Spiegel hing und dem Schrank gegenüber, fast mitten im Zimmer stand ein großes Futonbett, in das bestimmt zwei Personen gepasst hätten. Daneben noch ein kleiner Nachttisch mit einer kleinen Schirmlampe und auf der anderen Seite des Bettes standen noch eine Kommode und ein Stuhl. Einen Fernseher gab es nicht, aber ein paar Steckdosen genau neben der Zimmertür. Johan ging schließlich auf den Schrank zu, um ihn zu öffnen und fand darin sogar noch einen CD- Player, der einen USB- Eingang hatte, sodass er die Musik von seinem Mp3- Player hören konnte. Er stellte das blaue Gerät auf die Kommode neben der Zimmertür und schloss als erstes seinen Mp3- Player an, da es ihm sonst viel zu still in dem Zimmer war. Danach legte er seinen Koffer auf den dunklen Teppich und begann ihn aus zu packen. Zirka zwanzig Minuten später war der Blauhaarige fertig und sah auf die Uhr, die er auf den Nachttisch gestellt hatte, da an den Wänden irgendwie keine hing. Es war kurz vor acht Uhr abends, sodass er sich eigentlich schon seine Schlafklamotten anziehen konnte. Daher zog er sich eine bequeme Hose an, auf der rosa Herzchen abgebildet waren und ein schwarzes, ärmelloses Shirt, bevor er noch mal zum Fenster ging und zur Villa Yuki sah, hinter der im Sonnenuntergang sogar der Mond zu sehen war. Er öffnete eines der beiden Fenster, die man nur aufschieben konnte und setzte sich schließlich auf das Fensterbrett, wobei er ein Bein aus dem Fenster baumeln ließ. Er blieb lange so auf dem Fensterbrett sitzen, da er dies auch oft bei sich zu Hause tat und sah immer wieder auf sein Handy in seinen Händen. Es zeigte immer noch keinen Empfang an und er musste Amelie wohl glauben, dass man Handys hier nicht gebrauchen konnte. Dabei hatte seine Mutter gesagt er sollte anrufen, wenn er angekommen war. Doch er fühlte sich noch immer etwas vor den Kopf gestoßen, bei dem Gedanken, dass seine Tante mit einer Frau zusammen lebte und nicht mit einem Mann. Er sah hoch zum Mond und dachte an seine Mutter, die immer wieder gesagt hatte, dass seine Tante nichts mit ihnen zu tun haben wollte und dann war es doch nicht so, weil sie nicht gewollt hatte, dass er von der sexuellen Orientierung seiner Tante erfuhr. Nur warum hatte sie ihn jetzt so plötzlich hier her geschickt? Johan war das ein ungelöstes Rätsel. Dann klopfte es schließlich noch einmal an der Zimmertür und der Blauhaarige wandte etwas widerwillig seinen Blick ab. "Ja?", fragte er, bevor seine Tante das Zimmer betrat. "Johan, möchtest du-", begann sie, brach aber sofort ab, als sie ihren Neffen auf dem Fensterbrett sah. Aber sie erschrak nicht, weil er auf dem Fensterbrett saß, eher deshalb, weil sich ihre Blicke trafen. Die grünen Augen des 17- jährigen funkelten in diesem Moment wie Edelsteine, was durch den Mondschein im Hintergrund noch ziemlich betont wurde. Der Blondine blieben schlichtweg in diesem Moment die Worte im Halse stecken. "Ist alles in Ordnung?", fragte Johan darauf und das Funkeln in seinen Augen verschwand. "Ja, alles in Ordnung", behauptete Amelie nur und nahm einen neuen Anlauf mit ihrer Frage. "Möchtest du vielleicht noch etwas zu essen haben? Es ist zwar spät, aber wir könnten uns so ein bisschen unterhalten" "Ihr seid neugierig, oder?", fragte er mit einem wissenden Lächeln. "Du bist mein Neffe, Johan und doch kenne ich dich kaum", sagte sie nur. "Das liegt wohl an Mama", sagte der Blauhaarige nur. Amelie schwieg darauf, da sie sich denken konnte woran es lag. "Komm doch mit runter, dann mach ich uns eine heiße Schokolade und du erzählst uns ein bisschen etwas über dich", schlug sie dann vor, da sie an seinem Outfit sah, dass er sich hier doch ganz wohl fühlte. Er nickte ihr nur noch zu, stieg vom Fensterbrett, schloss das Fenster und folgte ihr schließlich ins Wohnzimmer, wo Amalia bereits mit drei Tassen auf sie wartete. Die beiden setzten sich zu der Brünetten, sodass Johan zwischen den zwei Frauen saß und griff nach seiner Tasse. Es war eine alte Tasse, auf der sogar sein Name stand. "Dann erzähl mal ein bisschen", meinte Amalia neugierig, die wirklich sehr von dem Neffen ihrer Lebensgefährtin angetan war und mehr über ihn wissen wollte. "Ist das deine echte Haarfarbe?" Sie bekam darauf einen bösen Blick von Amelie zu spüren, da sie sich wieder nicht ihrem Alter entsprechend benahm, während Johan schwieg. "Lass dir Zeit, Johan", sagte Amelie darauf nur. Der Teenager sah seine Tante nur lächelnd an, er fühlte sich so wohl hier, warum hatte seine Familie etwas gegen solch wundervolle Menschen? "Wenn-", begann er dann und die beiden Frauen sahen ihn neugierig an. "Wenn ich gewusst hätte was für nette Menschen hier leben wäre ich bestimmt schon früher gekommen" "Johan...", entschwendete Amelie überrascht, als er an seiner Tasse nippte. "Mama hat immer wieder gesagt, dass du nichts mit uns zu tun haben willst, weshalb ich nicht wieder gekommen bin", erzählte Johan dann und sah dann zu Amalia. "Und ja, das ist meine richtige Haarfarbe" "Und mir hat sie immer gesagt, dass du keine Lust hast her zu kommen, vor allem wegen Amalia", sagte die kleinste und Johan sah sie wieder an. "Ich habe immer wieder nach dir gefragt, warum du nicht zu Geburtstagen oder sonstiges kommst und das war stets ihre Antwort", behauptete der Blauhaarige. "Allerdings frage ich mich warum ich auf einmal so plötzlich doch wieder her kommen sollte, obwohl sie alle an Homophobie leiden" "Homophobie?", fragte Amalia nach. "Du weißt, dass es Homophobie ist?" "Mama und Papa akzeptieren es in keinster Weise und Großvater erst recht nicht. Papa muss immer noch über sie her ziehen wie ekelhaft sie sind, wenn er einen homosexuellen Menschen sieht", erwiderte Johan nur. Die beiden Frauen sahen sich darauf nervös an und schluckten einmal, bevor sie wieder Johan ansahen. "Und was ist mit dir?", wollte die Brünette dann wissen und klang leicht nervös. "Mir ist das egal", behauptete der Blauhaarige und dachte daran, dass er selbst Kerlen auf den Hintern starrte. "Du bist ein guter Mensch", behauptete Amalia mit einem Lächeln, das Johan nur stumm erwiderte und von seiner Schokolade trank. Die drei unterhielten sich noch lange über alles Mögliche und sahen sich sogar noch einen Film an, sodass man meinen konnte die drei wären Geschwister. Erst lange nach Mitternacht lag Johan in seinem Bett und war sofort eingeschlafen, sodass der Teenager gar nicht mehr mitbekam, dass sein Handy vibrierte, das er auf die Kommode gelegt hatte. Am nächsten Morgen wurde er von der Sonne geweckt, die ihm mitten ins Gesicht schien, da er vergessen hatte die Vorhänge zu zu ziehen. Grummelnd zog er sich seine Decke über den Kopf und rollte sich einmal zusammen, da er noch schlafen wollte und war schon dabei wieder abzudriften, als er die Stimme seiner Tante hörte und dass das Frühstück fertig war. Müde richtete er sich auf und sah als erstes aus dem Fenster, zur Villa Yuki, bevor er seinen Blick zu seinem Wecker schweifen ließ. Es war erst zehn Uhr und dann verlangte man von ihm, dass er schon aufstehen sollte? Er gähnte noch mal herzhaft, bevor er sich schließlich aus dem kuscheligen Bett schälte und an der Kommode automatisch nach seinem Handy griff. Ihm stockte richtig der Atem, als er die SMS auf dem Display prangen sah, obwohl sein Telefon immer noch anzeigte kein Netz zu haben. Und die Nummer des Absenders kannte er auch nicht. Was hatte das zu bedeuten? Wie kam diese SMS auf sein Handy? Und von wem war diese Nachricht? Woher hatte derjenige überhaupt seine Nummer? Er schluckte noch mal, nicht sicher ob er die SMS öffnen sollte, bevor er sie einfach öffnete. "Sie rufen nach dir", las er leise, was ihn noch mehr verwirrte. Wer rief nach ihm? Was hatte das zu bedeuten? "Johan!", rief Amelie jetzt und er zuckte furchtbar zusammen, da sie in der Zimmertür stand und ihn beobachtet hatte. "Kommst du zum Frühstück?" "J- Ja", sagte der Blauhaarige noch total durcheinander und Amelie verengte etwas ihre Augen. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie ihn darauf einfach, da der Teenager fast wie verzweifelt sein Handy an sich presste. "Ähm", begann dieser und sah auf sein Handy, auf dem noch die offene SMS zu lesen war. Sollte er ihr von der SMS erzählen oder sollte er es für sich behalten? "Es ist alles in Ordnung", behauptete er nach kurzem Überlegen und drückte die Nachricht schnell weg, bevor er das Telefon auf sein Bett warf. "Gut, dann kannst du ja mit zum Frühstück runter kommen", sagte Amelie darauf, bevor die beiden zu Amalia in die Küche gingen. Dort aßen die drei ausgelassen ihr Frühstück, bevor Johan sich waschen ging und sich anschließend anzog. Als er mit allem fertig war sah er noch mal auf sein Bett, auf dem noch immer das Handy mit dieser mysteriösen SMS lag. Dann wanderte sein Blick wieder zu der Villa Yuki, wo die Trauerweide sich gerade im Wind wiegte. Dabei fiel ihm auf, dass die flatternde Gardine verschwunden war, was in ihm wieder den Verdacht weckte, dass da doch noch jemand in dem Haus war. Nur wer oder was könnte sich in so einem alten, heruntergekommenen Haus niederlassen und dann dort wohnen? Ein Verbrecher? Ein Obdachloser? Oder doch irgendwelche Tiere? Er wurde zunehmend neugieriger auf dieses Haus und wollte schon dort hinein, auch wenn es als verlassen galt. Doch seine Tanten würden das bestimmt nicht gerne sehen, da man sich in solchen Häusern auch verletzen konnte und die beiden standen bei seinen Eltern auch so schon schlecht da. Also musste er es wohl auf eigene Faust, mitten in der Nacht machen, alt genug war er ja, um auf sich selbst auf passen zu können. Dann ging er zu den zwei Frauen in den großen Garten und sah sich die Schaukel genauer an. Hier hatte er mit diesem Nachbarsjungen gespielt, als dieser noch gelebt hatte und wenn er noch am Leben wäre, würden sie bestimmt immer noch Freunde sein, das hatte Johan im Gefühl. Vor der Schaukel blieb er schließlich stehen und sah, dass irgendwelche Namen in den gelben Holzsitz geritzt worden waren. "Johan", konnte der 17- jährige seinen Namen erkennen, aber auch einen anderen. "Judai", wenn er sich nicht irrte. Also hatte der Junge den Namen "Judai" getragen, was ein recht schöner Name für einen Jungen war. Johan jedenfalls gefiel er. Dann setzte er sich auf die Schaukel und ließ seine Beine einfach baumeln, fragte sich wie dieser Judai wohl ausgesehen hatte. "Johan!", hörte er dann die Stimme seiner Tante und sah sich nach ihr um. "Was hältst du davon, wenn wir zum See zum schwimmen raus fahren? Es ist doch sehr heiß und das ganze Dorf wird auch da sein" Er überlegte erst, ob er wirklich zu diesem Badesee wollte, da sich dort laut seiner Tante wirklich das ganze Dorf versammelte, wenn es über dreißig Grad Celsius wurden und Johan war sich nicht sicher, ob er das Dorf mit all seinen guten und schlechten Seiten sehen wollte. Andererseits... Es gab einen großen See mit erfrischendem kalten Wasser. "Okay", stimmte er schließlich zu, bevor er von der Schaukel aufstand und trotzdem noch mal zur Villa Yuki sah, da er plötzlich einen Blick auf sich ruhen spürte. Also da war etwas in diesem Haus und dem wollte Johan schon nächste Nacht auf die Spur gehen! "Gut, dann musst du noch deine Sachen packen", meinte Amelie zufrieden, bevor sie ins Haus ging. "Sie will dir unbedingt Asuka, die Tochter unseres Bäckers vorstellen", sagte Amalia darauf, worauf Johan eine Augenbraue hob. "Sie will auch, dass du öfter her kommst, als nur diese sechs Wochen" Darauf ging auch die Brünette ins Haus und ließ Johan allein im Garten zurück. Er sollte öfter her kommen, als nur für diese Sommerferien? Bei dem Gedanken musste er lächeln, da er schon überlegte nächstes Jahr wieder zu kommen, auch wenn er dann sechs Wochen ohne sein Handy leben musste. Schließlich ging auch er ins Haus zurück, um seine Tasche für den See zu packen, wobei ihm ein Bild im Flur auffiel, das er vorher gar nicht beachtet hatte. Auf dem Bild waren zwei Kleinkinder abgebildet, vielleicht vier Jahre alt und hatten funkelnde Kinderaugen. Eines von ihnen war unschwer zu erkennen Johan, doch das andere... Es hatte braune Haare, wobei es auf dem Kopf einen helleren Braunton hatte, als an den Ohren und wirklich schokoladenbraune Augen, sodass Johan sie regelrecht anstarren musste. Der Brünette klammerte sich auf dem Bild regelrecht an Johan fest, sie schienen wirklich Spaß gehabt zu haben. "Judai", entkam es ungewollt seinen Lippen und er legte eine Hand auf den Jungen auf dem Bild. "Du erinnerst dich an seinen Namen?", durchbrach Amelie seine Gedanken und er schreckte leicht zusammen. "Er steht auf der Schaukel im Garten", erwiderte er nur und sah zu dem Bild auf. "Ihr wart unzertrennlich gewesen, wenn ihr zusammen wart. Ich kann mich noch daran erinnern wie ihr durch das Haus getobt seid, dann durch den Garten und schließlich zu den Yukis", erzählte sie. "Dem Jungen brach damals glaube ich das Herz, als ich ihm sagen musste, dass du nicht mehr zum spielen kommst" "Kann ich mir vorstellen", meinte Johan, als er sah wie sehr Judai sich an den kleinen Johan klammerte. "Du bist glaube ich sein einziger Freund gewesen", sagte Amelie noch, bevor sie ihren Neffen wieder allein ließ. "Sein einziger Freund?", fragte er leise, bevor er sich abwandte. Der Brünette musste ohne ihn ziemlich einsam gewesen sein, aber warum hatte er außer ihm keine Freunde gehabt? Dann ging er schließlich in sein Zimmer und packte eine Tasche, bevor er sich seine Badehose anzog und die drei kurz darauf zum See fuhren. Der See war wirklich voll und es schien wirklich das ganze Dorf hier zu sein, auch ein paar Jugendliche wie Johan vom Auto aus sehen konnte. "Sag mal, seid ihr eigentlich gern gesehen?", fragte Johan, während er aus dem Auto stieg. "Ja", antwortete Amalia, die kurz darauf neben ihm stand. "Es gibt sogar welche, die mir meine hübsche Lilie wegnehmen wollen" Johan sah sie aus den Augenwinkeln an und wusste, dass sie mit Adleraugen auf Amelie aufpassen würde. "So viele Rivalen im Dschungel der Liebe?", fragte er noch leise, bevor er sich von ihr abwandte und seiner Tante zum See folgte. Überall waren Menschen zu sehen, groß klein und auch ein paar Jugendliche, die den Blauhaarigen neugierig musterten. Er lächelte nur etwas unbeholfen, da er ja neu und fremd war. Außerdem verbrachte er ja nur seine Sommerferien bei seiner Tante. Als sie endlich einen Platz gefunden hatten, wo sie sich niederlassen konnten breiteten sie sich aus und Amelie stellte sogar einen Schirm auf, unter den Johan sich einfach legte. Dann musste er mit ansehen wie seine Tanten sich genau vor seiner Nase gegenseitig eincremten, was bei den gaffenden Blicken der anderen Leute etwas peinlich war. "Ähm-", sprach ihn schließlich ein Mädchen aus dem Dorf an, das er vorher schon gesehen hatte. Sie war etwas kleiner als er, hatte dunkle, lange blaue Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte, hatte kastanienbraune Augen und trug einen roten Bikini mit schwarzen Rändern. Er sah ihr in die Augen und lächelte leicht, da sie ziemlich schüchtern aussah. "Hallo", sagte sie dann und seine beiden Tanten sahen zu ihnen. "Mein Name ist Rei Saotome, du bist neu im Dorf oder?" Er setzte sich auf, bevor er ihr antwortete. "Ich bin nur zu Besuch hier", sagte er dann. "In ein paar Wochen fahre ich wieder nach Hause" "Also hast du gerade Sommerferien?", fragte sie und ließ sich neben ihm nieder. "Ja", antwortete er nur. "Und Amelie ist meine Tante" Rei sah dann zu der kleineren von den beiden Frauen vor ihnen und lächelte leicht. "Hallo" Die beiden sagten darauf nichts, lächelten nur, dass Johan schon jemanden gefunden hatte mit dem er reden konnte. "Wie ist dein Name?", fragte sie dann und sah in die Augen des Blauhaarigen. "Johan. Johan Andersen", antwortete er, worauf sie weiterhin lächelte. "Schön dich kennen zu lernen", sagte sie darauf. "Wollen wir vielleicht ins Wasser gehen?" "Ich bin noch nicht eingecremt", meinte Johan leicht verschmitzt. "Ich kann dir doch helfen", sagte Rei nur, bevor er seine Sonnenmilch aus seiner Tasche holte und begann sich ein zu cremen. Kurz darauf konnten die beiden schließlich ins Wasser gehen und ließen Johans peinliche Tanten allein zurück. Doch kaum umspülte etwas Wasser Johans Füße wurde er auch schon an der Schulter gepackt und herum gerissen. Der 17- jährige sah einem Jungen etwa in seinem Alter in die Augen, der ziemlich muskelbepackt war und von der Sonne braun gebrannt schien. Er trug ein gelbes Kopftuch unter dem schwarze Rasterlocken hervor schauten und eine olivfarbene Badehose mit Blumenmuster. "Nimmst du wohl deine Finger von meiner Freundin?", brummte er und Johan sah zu Rei, die leicht verschmitzt drein blickte. "Gerne", sagte er dann, als die grün- gelblichen Augen des Jungen sich leicht verzogen. "Ich wollte sie dir auch gar nicht wegnehmen" "Ist auch besser für dich", meinte der Dunkelhäutige, was Rei aufstöhnen ließ. "Ich habe ihn selbst angesprochen, Kenzan", sagte die Blauhaarige, worauf er sie ansah. "Warum das?", fragte der Schwarzhaarige und Johan bemerkte an der Tonlage, dass er nicht willkommen war. "Weil er neu im Dorf ist oder kennst du ihn?", fragte Rei ihren Freund. "Ich habe gedacht wir könnten ihn den anderen vorstellen und ihm vielleicht auch das Dorf zeigen" "Kann das nicht seine Familie machen?", fragte Kenzan leicht missmutig. "Seine Familie besteht aus zwei Frauen", sagte Rei und Kenzan horchte auf. "Du wohnst neben der alten Geistervilla?", wollte er dann wissen, worauf Johan nur nickte. Anscheinend war das Haus unter dem Namen "Die Geistervilla" bekannt. "Wow", sagte statt Kenzan Rei darauf, die wohl auch an dem Haus interessiert schien. "Wenn du schlau bist gehst du dem Haus besser nicht zu nahe", behauptete Kenzan darauf. "Warum?", wollte Johan natürlich wissen. "Es ist eine reine Bruchbude", sagte der Dunkelhäutige. "Aber laut Rei soll darin angeblich noch jemand wohnen" "Ja?", wurde auch Johan jetzt hellhörig und sah das Mädchen an. "Ja. Ich bin mir sicher den einen Abend aus einem der Fenster ein Paar Augen gesehen zu haben", erwiderte sie, was Johan in seinem Vorhaben bekräftigte das Haus betreten zu wollen. "Du scheinst auch sehr an dem Haus interessiert zu sein, oder?" "Nun ja, es ist das Nachbargrundstück. Da fragt man sich schon was passiert ist", antwortete Johan nur, als Kenzan seine Arme verschränkte. "Gehen wir dann noch ins Wasser?" Rei nickte ihm noch zu, bevor sie schließlich mit Kenzan ins Wasser gingen, der ein wachsames Auge auf Johan hatte, was etwas lästig für diesen war, da er sich recht gut mit Rei verstand. Später traf der Blauhaarige noch auf einen ziemlich schlecht gelaunten Schwarzhaarigen, den Rei Jun Manjoume nannte und der einer hübschen Blondine schöne Augen machte. Diese allerdings schien diese Flirtversuche eiskalt zu ignorieren. "Dass er nicht einfach aufgibt", murmelte Kenzan, als die drei zusahen wie der Schwarzhaarige einen Korb von ihr bekam. "Wer ist das Mädchen?", fragte Johan dann und nahm das Eis an sich, das Rei ihm hinhielt. "Asuka Tenjoin", antwortete die Blauhaarige und Johan musste an die Worte von Amalia zurück denken. Wie diese Asuka wohl war? "Kenzan! Rei!", rief Asuka den beiden jetzt zu und stutzte etwas, als sie den Blauhaarigen bei dem Paar sah. Sie hatte den Jungen noch nie gesehen, doch er wirkte interessant. "Wo wart ihr die ganze Zeit?", ließ die Blondine sich nicht irritieren. "Manjoume und ich haben schon nach euch gesucht" "Wir waren etwas schwimmen", antwortete Rei. "Und haben dabei Johan kennen gelernt" Johan stand nur stumm mit seinem Schokoladeneis daneben, das sie eben noch am Eisstand des Sees gekauft hatten und beobachtete genau diese Asuka und auch diesen Manjoume, der im Hintergrund die Arme verschränkt hatte. "Wo kommst du her?", fragte Asuka Johan. "Ich habe dich noch nie hier gesehen" "Aus Meringen. Ich verbringe meine Sommerferien bei meiner Tante", antwortete Johan nur. "Meringen?", fragte Kenzan überrascht. "Ist das nicht diese dreihundert Kilometer entfernte Großstadt?" Johan lächelte nur, da seine Heimat wirklich dreihundert Kilometer entfernt lag. "Deine Tante?", fragte Asuka dann. "Wie heißt deine Tante?" "Amelie Andersen", antwortete Johan nur, was die Blondine etwas schlucken ließ. Vielleicht war sie nicht so der große Fan von seiner Tante und Amalia. "Du wohnst also bei diesem Frauenpaar, Niete?", hörte Johan dann die Stimme von Manjoume, doch er schwieg nur. Anscheinend wurden seine Tanten nicht von jedem im Dorf akzeptiert. "Ist das denn schlimm?", fragte Rei, als Johan nichts sagte. "Ich mag die beiden nicht besonders, da sie in der Öffentlichkeit groß rum machen müssen", sagte Manjoume kalt, worauf Johan seine Augen verengte. Ob diese Asuka genauso dachte? "Es kann dir doch egal sein was die beiden machen", sagte Rei, bevor Johan etwas sagen konnte. "Du musst ja nicht hin sehen" "Hmpf!", gab Manjoume nur von sich, da Rei im eigentlichen Sinne ja Recht hatte. Er musste ja nicht hin sehen, wenn die beiden sich küssten. "Ich glaube ich gehe jetzt lieber wieder zurück", sagte Johan und sah Rei an. "Was? Warum denn?", fragte sie bedrückt, da sie noch Zeit mit dem Blauhaarigen verbringen wollte. "Es ist schon spät", behauptete er. "Aber es hat echt Spaß gemacht, Rei, Kenzan" Die Blauhaarige lächelte zufrieden. "Dann können wir noch öfter Zeit zusammen verbringen" Er nickte nur lächelnd, bevor er schließlich zu seinen Tanten zurückging, die gerade in einem innigen Kuss verwickelt waren, als er bei ihnen ankam. Er räusperte sich leicht, als die beiden nach einer kleinen Weile immer noch keine Anstalten machten sich voneinander zu lösen. Die beiden fuhren richtig auseinander und sahen mit roten Wangen zu dem ebenso roten Johan auf. "Da... Da bin ich wieder", nuschelte er peinlich berührt und mied ihre Blicke. "Du bist süß, wenn du rot bist", sagte Amalia dann mit einem Mal und er sah die Brünette vor sich an. "Bis über die Ohren" Auch Amelie lächelte. "Hast du ein paar Freunde gefunden?" "Ja, Rei Saotome und Tyranno Kenzan", sagte Johan und ließ sich neben Amelie sinken. "Ich habe auch Asuka und Manjoume kennen gelernt" "Aber?", fragte seine Tante direkt nach. "Manjoume ist mir nicht sehr sympathisch und bei Asuka weiß ich noch nicht. Aber Kenzan, Rei und ich sind Freunde", erzählte der Blauhaarige. "Na ist doch toll, wenn du hier auch Freunde gefunden hast, Johan", behauptete Amelie, wobei Johan der Meinung war eine gewisse Enttäuschung heraus hören zu können. "Ja, finde ich auch", sagte er trotzdem nur und dachte noch mal an die vier zurück. Rei war ein wirklich nettes Mädchen, mit ihr konnte man bestimmt noch mehr im Dorf unternehmen und sie war diesem Haus auch nicht abgeneigt. Nur würde Kenzan immer bei ihr sein und sie von Aktionen wie das Haus erkunden abhalten, das war Johan klar. Manjoume schien der klassische Griesgram des Dorfes zu sein. Bestimmt war er einer der reichsten, hatte aber null Glück was Liebe anging oder wurde von irgendwem unter Druck gesetzt, was ihn so über seine Tanten denken ließ. Und Asuka... "Entschuldigung?", sprach die Blondine ihn noch mal an und der Blauhaarige schreckte aus seinen Gedanken. Etwas verwirrt wo sie denn so plötzlich her kam sah er sie an, doch sie lächelte nur. "Ich möchte mich noch mal für Manjoume entschuldigen", sagte sie dann und auch seine Tanten sahen sie an. "Er kann oft mal ziemlich taktlos sein, bitte verzeihe ihm das. Außerdem habe ich mich dir gar nicht richtig vorstellen können. Mein Name ist Asuka Tenjoin" "Ist Okay", sagte Johan nur. "Ich bin Johan. Johan Andersen. Nett dich kennen zu lernen, Asuka" Sie lächelte ihn an und ließ sich neben ihm sinken, bevor die beiden sich weiter unterhielten, was besonders Amelie gefiel. Am Abend saß Johan schließlich frisch geduscht in seinem Zimmer und dachte noch mal über Asuka nach. Sie hatte ihm erzählt, dass sie einen älteren Bruder hatte, der im Koma lag und seit drei Jahren nicht wieder aufgewacht war. Sie tat ihm richtig leid, da ihr Bruder ja jeden Tag sterben konnte. Aber sie hatte angeblich einen Freund, der Ryo Marufuji hieß, aber gerade im Ausland studierte. Dennoch schrieben sie Briefe, was der Blonden in der harten Zeit ein kleiner Trost war. Sie schien doch ganz nett zu sein und gegen seine Tanten hatte sie auch nichts. Das war doch schon mal ein guter Anfang. Dann sah er zu der Geistervilla und gähnte einmal. Der Tag am See hatte ihn doch ziemlich geschafft und alles was er in diesem Moment wollte war schlafen, sodass er sich nur noch in sein Bett legte und fast sofort einschlief. Kapitel 2: Im Dorf Sonnheim --------------------------- Am nächsten Morgen wurde Johan schon wieder von der Sonne geweckt, da er wieder vergessen hatte die Vorhänge zu zu ziehen und zog sich wieder grummelnd die Decke über den Kopf. Solch brutale Sonnenstrahlen gehörten verboten! "Johan! Du hast Besuch!", hörte er dann Amelie und horchte auf. Wer konnte ihn denn so früh am Morgen besuchen? Nach einer kurzen Diskussion mit seinem Gewissen stand er dann schließlich auf und schlurfte müde nach unten, um zu sehen wer gekommen war. Er staunte nicht schlecht, als er Rei auf dem Sofa sitzen sah, die sich bei seinem Anblick ein Lachen verkneifen musste. Er sah sie erst verwirrt an, bis ihm bewusst wurde, dass er noch in seinen Schlafklamotten steckte und auf seinen Hosen ja rosa Herzchen waren. "Ähm ja... Guten Morgen", sagte er dann und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. "Guten Morgen, Johan!", grüßte sie zurück. "Habe ich dich geweckt?" "Nein", er schüttelte leicht seinen Kopf. "Ich war schon wach" "Dann bin ich ja erleichtert", meinte sie, da es erst kurz vor zehn Uhr war. "Warum bist du hier?", fragte der Blauhaarige neugierig. "Kenzan und ich wollen dir das Dorf zeigen", antwortete sie mit einem glücklichen Lächeln, in der Hoffnung noch mehr Zeit mit dem älteren verbringen zu können. Er sah sie erst überrascht an, da er damit gar nicht gerechnet hatte, bevor er lächelte. "Lass mich mir zu erst noch etwas anderes anziehen", sagte er dann, worauf sie nur glücklich nickte. Dann lief er wieder in sein Zimmer zurück, um sich anziehen zu können. Im Bad putzte er sich noch schnell die Zähne und benutzte sein Deo, bevor er wieder zu Rei ins Wohnzimmer zurück ging. "Willst du nichts essen, Johan?", fragte Amelie ihn, als die beiden das Haus schließlich verlassen wollten. "Du hast heute noch gar nicht gefrühstückt" Die zwei Teenager sahen sich an, bevor Johan leise seufzte und sich von Amelie ein Toast holte, das er während sie das Haus verließen verschlang. Vor dem Haus wartete bereits Kenzan auf einem Fahrrad auf die beiden, während das Fahrrad von Rei an der Hecke stand. "Du hast doch ein Fahrrad, oder?", fragte Rei noch und sah den Blauhaarigen an. "In der Garage vielleicht", antwortete er nur und ging in die Garage, wo er ein altes Frauenfahrrad fand, aber es erfüllte seinen Zweck. Als er wieder bei dem Paar war machten sie sich schließlich auf den Weg ins Dorf, wobei Johan noch mal einen Blick zur Villa Yuki warf und fast der Meinung war ein Paar Augen zu sehen, die sie verfolgten. Er verengte seine Augen, bevor er weiter seinen beiden Freunden folgte. Die Augen waren grün und orange- braun gewesen... Das war ja beinahe unheimlich. Das Dorf war wirklich nicht sehr groß, da man selbst mit dem Fahrrad vielleicht fünf Minuten brauchte, um einmal durch zu fahren, aber es war schön und es schien wie am Tag davor nur die Sonne. An einem großen Sportplatz blieb Johan schließlich stehen, da dort etwas los zu sein schien. Auch Rei und Kenzan blieben stehen, als sie bemerkten, dass Johan zurückblieb. "Was ist denn da los?", fragte er die zwei, als sie wieder bei ihm waren. "Ich glaube das ist das jährliche Sportfest", vermutete Kenzan. "Wollen wir hin gehen?", schlug Rei vor. "Dann kannst du ihnen allen zeigen wie sportlich du bist, Johan!" Und wie sportlich der Blauhaarige war. Er schlief zwar immer lange, aber er war ein guter Sportler. "Von mir aus", sagte Johan nur. Die drei fuhren auf den Sportplatz und schlossen dort irgendwo ihre Fahrräder an, wobei Johan seines mit dem von Rei zusammen binden musste, da er selbst kein Fahrradschloss besaß. Dann sah Johan sich auf dem Sportfest gut um und konnte auch Asuka und Manjoume erkennen, wobei der Schwarzhaarige schon wieder versuchte mit Asuka zu flirten. Bei den beiden waren aber auch noch Jugendliche, die ihm nicht bekannt waren. Einer von ihnen stach besonders hervor, da er besonders klein und helle grünliche Haare hatte. "Ich hätte nicht gedacht, dass auch Sho her kommt", meinte Rei neben Johan überrascht und er sah sie an. "Sho?", fragte er nach. "Der Kleine mit den grünen Haaren", antwortete sie knapp, bevor Johan die anderen drei musterte. Eigentlich sahen sie ja alle ziemlich merkwürdig aus, da sich einer wie ein Cowboy kleidete und ihm fehlte wohl auch eines seiner dunklen blau- grünen Augen. Der nächste war wie Kenzan recht muskelbepackt und hatte ein ernstes Gesicht aufgesetzt. Auch seine Hautfarbe war recht dunkel, aber dunkler, als die von Kenzan. Und der dritte hatte dunkle Haare und ein Lächeln aufgesetzt, womit er einen ziemlichen Kontrast zu dem Dunkelhäutigen mit den gelblichen Augen stellte. Er sah auch recht erwachsen aus und schien nicht sehr viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen, da seine Haut doch recht hell war. Schließlich kamen die drei bei der Gruppe an und Asuka war die erste, die die drei bemerkte. "Johan!", rief sie dennoch nur und alle sahen auf. "Nicht der schon wieder", stöhnte Manjoume, als der kleinste ihn ansah. "Wer ist das?", fragte er Majoume. "Er heißt Johan Andersen", antwortete dieser Sho. "Asuka und ich haben ihn gestern am See kennengelernt" "Und du magst ihn nicht", schloss Sho an der Tonlage des Schwarzhaarigen, als Kenzan, Rei und Johan stehen blieben. "Nein", war die knappe Antwort und Sho sah den Blauhaarigen an. "Hallo!", grüßte Rei die Gruppe doch recht enthusiastisch, während Johan schwieg und Kenzan nur lächelte. "Hallo Rei, Kenzan", grüßte Sho leicht nervös seine Freunde. "Na, ihr zwei", sagte der Cowboy. "Ich dachte ihr wollt nicht auf das Sportfest kommen?" "Ja, eigentlich wollten wir Johan das Dorf zeigen", meinte Rei und deutete auf Johan, der es nicht mochte so plötzlich von allen angestarrt zu werden. Es war ein ekliges Gefühl. "Bist du neu?", fragte der Cowboy freundlich, während nicht alle so freundlich waren. "Mein Name ist Jim. Nett dich kennen zu lernen" "Ich bin zu Besuch bei meiner Tante", erzählte Johan wieder. "Und mein Name ist Johan. Johan Andersen" "Andersen?", fragte Jim gleich nach und die Augen des Dunkelhäutigen verengten sich leicht. Johan nickte nur, wobei er sich nicht gerade wohl in seiner Haut fühlte. "Ich denke wir werden gute Freunde werden, du musst unbedingt Karen kennen lernen", sagte Jim dann mit einem Lächeln, während der Dunkelhäutige sich von ihnen abwandte und Manjoume auch nicht sehr begeistert aussah. "Karen?", fragte Johan ahnungslos. "Sein Krokodil", sagte Rei und dem Blauhaarigen stockte der Atem. Er hatte ein Krokodil?! "Ach was, Karen ist ganz zahm", meinte Jim beschwichtigend. "Wenn du dir so sicher bist...", sagte Johan nur, wusste aber, dass Jim ein netter Kerl war. "Da bin ich wieder!", hörte Johan dann eine neue Stimme und sah sich nach ihr um. Vor ihm stand ein silberhaariger Teenager mit blauen Augen und ein paar Bändern in den Händen. Er war auch nicht sehr viel größer als Johan, sodass sich gleich ihre Blicke trafen. "Hallo", sagte der Neuankömmling und sah Johan forschend an. "Und wer bist du?" "Sein Name ist Johan Andersen", antwortete Asuka für Johan und der Silberhaarige sah sie an. "Er ist neu im Dorf" "Ah", sagte der andere. "Edo Phoenix, sehr erfreut" "Gleichfalls", sagte Johan und ergriff die Hand, die Edo ihm hin hielt. "Willst du beim Fest mitmachen?", fragte Edo dann, doch Johan nickte nur. "Bisher gibt es keinen, der besser ist als ich" "Na das werden wir ja sehen", nahm Johan die Herausforderung an, ohne zu wissen was für Disziplinen es gab, aber Edo sah auch recht athletisch aus. Es stellte sich heraus, dass es ums Stabhochspringen, Weitspringen, Ausdauerlaufen und Streckenlaufen ging. "Hier hast du was zum Wechseln", meinte der blasse Kerl mit den grauen Augen und hielt Johan schließlich etwas zum Wechseln hin. "Es wird Zeit, dass ihn endlich mal Jemand schlägt" Johan lächelte. "Danke-" "Daichi", nannte der andere ihm seinen Namen. Darauf zog Johan sich in einer der aufgestellten Umkleidekabinen um und stellte sich der Herausforderungen des Sportfestes. "Wow, eine echte Sportskanone...", hörte er noch den kleinen Sho, als er mit dem Ausdauerlauf begann und mehrere Runden um den Sportplatz lief. "15 Minuten", sagte die Richterin, die seine Zeit gestoppt hatte, als Johan wirklich eine Pause brauchte. "Wow, das sind zwei Minuten mehr als der Rekord" Er grinste nur, als er an das Gesicht von Edo denken musste, der bestimmt total geschockt sein musste. "Als nächstes kommt der Weitsprung, bist du bereit?", fragte die Frau, als Johan wieder genug Luft in seiner Lunge hatte, doch er nickte nur, bevor sie zur Weitsprunggrube gingen. "Du hast drei Versuche, wobei der Weiteste gezählt wird", sagte sie dann und Johan nahm seine Position ein. "4,81 Meter", sagte die Frau nach dem dritten Sprung, während Johan sich den Sand vom Körper strich. "Wieder ziemlich weit... Drei Zentimeter über dem Rekord" Der Blauhaarige lächelte nur, bevor es zum Streckenlauf ging. Dort war er zwar etwas zu langsam, aber er war trotzdem einer der schnellsten. Und auch beim Stabhochspringen fehlten dem Blauhaarigen ein paar Zentimeter bis zum erstrebten Rekord, aber er war trotzdem mit sch zufrieden. "Du bist gar nicht schlecht, Andersen", ertönte am Ende Edos Stimme und er sah den anderen an. "Ich mache halt gerne Sport, Phoenix", erwiderte Johan mit einer Wasserflasche in der Hand, die sie hier für einen Euro ausgaben. "Das werde ich mir merken", meinte Edo nur noch und verschwand wieder. "Wow!", kam dann Rei mit Kenzan auf ihn zu. "Das war richtig beeindruckend! Bist du Leistungssportler?" "Nein", Johan schüttelte seinen Kopf. "Ich gehe zu Hause nur oft ins Fitnessstudio" "Und dann kannst du Stabhochspringen?", fragte Kenzan nach. "Ja, das ist gar nicht so schwer", behauptete Johan nur und musste feststellen, dass er dringend eine Dusche brauchte. "Ich glaube sie sind jetzt mit dem Sportfest fürs erste fertig", bemerkte Kenzan dann und er bekam ein zustimmendes Nicken von Rei und Johan. "Willst du noch mehr vom Dorf sehen, Johan?", fragte Rei den Blauhaarigen dann. "Ich will im Moment nur noch duschen", meinte er, worauf sie nickte. Danach zog er sich wieder um und sie fuhren kurz darauf wieder zum Haus seiner Tanten zurück. Doch auf dem Weg fiel Johan ein kleiner Friedhof ins Auge, sodass er wieder stehen bleiben musste, als ihm Judai in den Sinn kam. Ob es ein Grab von ihm gab, das er besuchen konnte? "Johan?", holte Rei ihn wieder in die Realität, da er nur stumm den Friedhof angestarrt hatte. "Ist alles in Ordnung?" "Ich möchte auf den Friedhof gehen", sagte Johan dann, ohne den Blick von dem Friedhof zu nehmen. "Warum? Liegt jemand dort, den du kennst?", fragte Kenzan, den das etwas verwirrte. "Vielleicht", antwortete Johan nur, der sich nicht sicher war, ob es ein Grab von Judai gab oder nicht. "Dann lasst uns mal hin gehen", schlug Rei vor. "Schaden kann es ja nicht" "Danke", bedankte Johan sich noch, bevor sie obwohl Johan tierisch nach Schweiß stank auf den Friedhof gingen. Kaum hatte Johan den Friedhof betreten fühlte er wie sich eine Last auf seine Schultern und auch um sein Herz legte und es war auch furchtbar still geworden. Stumm sah er sich um, in der Hoffnung vielleicht das Grab der Familie Yuki zu finden, während Rei und Kenzan ihm nur folgten. Nach 15 Minuten sah Johan auf einem der Grabsteine den Namen "Yuki" prangen und blieb stehen. Er hatte sie gefunden. Die Gräber der Familie Yuki. Es waren wie erwartet drei Gräber und vor dem von Judai blieb der Blauhaarige endgültig stehen. Der Junge war wirklich vor zwei Jahren gestorben und hier zusammen mit seinen Eltern begraben worden, was Johans Herz schwer machte. Vielleicht wäre das nicht passiert, wenn er öfter her gekommen wäre... "Das ist doch-", begann Kenzan, als er mit Rei ebenfalls bei den drei Gräbern ankam. "Shh!", unterbrach Rei ihren Freund, da sie Johan beobachtet hatte. "Johan, ist alles in Ordnung?" "Früher, als ich noch ein kleiner Junge gewesen war", begann er langsam und leise. "Bin ich öfters hier her gekommen und habe mit dem Sohn der Yukis, Judai gespielt" "Was!?", kam es von den beiden. "Und jetzt liegt er hier, tot... und es ist meine Schuld", behauptete Johan, was ihm fast das Herz zerriss. "Du bist ein Freund von ihm gewesen?", fragte Rei geschockt. "Ja", antwortete der Blauhaarige nur, ohne auf das Paar zu achten. "Als ich vier Jahre alt war" "Er war ein merkwürdiger Kerl", sagte Rei. "Niemand im Dorf kannte ihn so wirklich, da er immer ziemlich auf Distanz gegangen ist" Bei diesen Worten dachte Johan an das Bild im Haus seiner Tante, wo der Brünette sich an ihn geschmiegt hatte. Hatte Judai sich so sehr geändert gehabt? ... Aber es waren elf Jahre bis zu seinem Tod gewesen. "Ich wünschte, ich hätte ihn noch mal getroffen", sagte Johan dann und seufzte leise. "Warum bist du nicht schon früher gekommen?", wollte Rei wissen. "Wegen Amelie. Meine Mutter hat mir jahrelang erzählt, dass sie nichts von uns wissen will, dabei wollte meine Mutter nur nicht, dass ich mit homosexuellen Menschen zu tun habe", erzählte er. "Meine Mutter leidet an Homophobie" "Und wie hast du es geschafft jetzt wieder her zu kommen?", wollte Rei dann wissen. "Das ist selbst mir ein Rätsel", erwiderte Johan. "Aber meine Mutter hat mich über die Sommerferien her geschickt" "Leider zwei Jahre zu spät", meinte sie dann mit Blick zu Judais Grabstein. "Leider...", hauchte auch Johan, dem die Tränen in den Augen brannten. Er hätte den Brünetten zu gerne noch einmal kennengelernt und noch einmal eine Freundschaft mit ihm geschlossen, wenn er denn noch leben würde. Dann fiel dem Blauhaarigen ein schwarzhaariger Mann mit einem freundlichen Lächeln auf, der auf einer Bank gegenüber saß. Er trug zudem noch eine schmale Brille und hatte seine Haare zusammengebunden und irgendwie schien nur Johan den Mann zu bemerken. Er sah Johan in die Augen, bevor er mit einem sanften Lächeln aufstand und ging. Johan folgte ihm mit den Augen und bekam eine halbe Herzattacke, als der Mann sich einfach auflöste, als wäre er gar nicht da gewesen. "Sie rufen nach dir" Er sah sich nach der Stimme um, aber es schien keiner in seiner Nähe gesprochen zu haben. Hatte er sich die Stimme nur eingebildet? Aber genau das Gleiche hatte doch auch in der mysteriösen SMS gestanden! Was hatte das nur zu bedeuten? Und dann war da auch noch dieses etwas in dem Haus, das sich dort versteckt hielt. Und jetzt auch noch Geister? War der Typ wirklich ein Geist gewesen? Doch eigentlich glaubte Johan nicht an Geister. Aber der Mann war mit einem Mal verschwunden gewesen! Dann schreckte er furchtbar zusammen, als sich plötzlich eine ziemlich dicke Tiger- Katze an ihn schmiegte und einmal laut maunzte. "Johan, ist alles in Ordnung?", fragte dann auch noch Rei, als er zu der Katze sah. "Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen" Wie recht sie doch hatte, aber wenn er ihr von dem Mann erzählen würde, würde sie ihm wohl den Vogel zeigen. "Alles in Ordnung", behauptete Johan daher nur, während die Katze sich weiter an ihn schmiegte. "Gut, dann können wir ja gehen", meinte Rei. "Oder?" "Ja", sagte auch Johan und sah noch mal zu Judais Grabstein, bevor sie gingen und die Katze Johan treudoof hinterher lief. "Ich glaube das Tier mag dich", behauptete Rei, als die drei an ihren Fahrrädern waren. "Aber ich kann es doch nicht einfach mitnehmen, am Ende gehört es einem", behauptete Johan. "Ach komm, geb dir einen Ruck, die Katze wird schon keinem gehören", erwiderte Kenzan und Johan griff nach dem dicken Tier, um es in den Fahrradkorb setzen zu können. "Wie ihr meint, auf eure Verantwortung", meinte er nur noch, nachdem das Tier sich hatte in den Korb setzen lassen und fuhr mit den beiden nach Hause, um endlich duschen zu können. "Wo kommt denn die Katze her?", fragte Amalia, als Johan mit dem Kater, wie er gemerkt hatte im Wohnzimmer vor seinen Tanten stand. "Er ist mir auf dem Friedhof zu gelaufen", antwortete Johan und dachte unweigerlich an den Mann, der sich einfach so aufgelöst hatte. Rei und Kenzan waren schon wieder nach Hause gefahren, da er sich bereits am Gartentor von den beiden verabschiedet hatte. Für einen Tag war das erst mal genug. "Du bist auf dem Friedhof gewesen?", fragte Amelie, doch Johan nickte nur. Die Blondine lächelte darauf. "Willst du dem Tier einen Namen geben?" "Was, er darf es behalten?", entfuhr es Amalia, doch Amelie achtete nicht auf ihre Lebensgefährtin. Johan sah dem dicken Kater ins Gesicht, der einmal maunzte und lächelte. "Pharaoh" "Pharaoh?", fragten seine Tanten. "Ja, das ist das erste Wort, das mir in den Sinn kam", lachte er nur und nahm das Tier mit auf sein Zimmer, bevor er sich duschen ging und gleich seine Schlafklamotten anzog. Dann sah er wieder aus dem Fenster, zur Villa Yuki, die er wieder nicht erkunden konnte, weil er völlig fertig war und das nicht nur körperlich. Auch seine Sinne hatten ihm heute ordentliche Streiche gespielt, sodass er leicht an seinem Verstand zweifelte und sich fragte, ob es nicht doch Geister gab. Der Mann vom Friedhof wäre der beste Beweis. Menschen konnten sich immerhin nicht einfach so in Luft auflösen. Sonnheim schien mysteriöser zu sein, als er dachte und seine Sommerferien würden mit seinen hier gefundenen Freunden bestimmt aufregender werden, als er gedacht hatte. Da brauchte er sein Handy gar nicht, so klein wie das Dorf war. Ein Maunzen holte den Blauhaarigen wieder aus seinen Gedanken und ihm wurde bewusst, dass er in diesem Zimmer nicht mehr allein war. Er hob Pharaoh hoch, öffnete das Fenster und setzte sich mitsamt dem Kater auf das Fensterbrett und sah wieder zum Himmel auf. Eine Hand ließ er durch das Fell des Katers streichen, der nach kurzer Zeit sogar begann zu schnurren und blickte trotzdem stumm zum Himmel hoch, während seine grünen Augen mit den Sternen um die Wette funkelten. Bis ihm im gegenüberliegenden Haus wieder das grüne und orange- braune Augenpaar auffiel, das ihn zu beobachten schien. Nach kurzem Überlegen erwiderte er den Blick einfach und hatte das Gefühl etwas oder eher jemanden wieder zu sehen, den er lange nicht gesehen hatte, obwohl er nichts mehr sah als die Augen. Zudem strahlten sie eine gewisse Trauer aus, was sie am Tag nicht getan hatten. Da musste jemand in dem Haus sein! Und anscheinend hatte dieser ein bestimmtes Interesse an dem Blauhaarigen, aber Johan konnte nicht genau sagen in welche Richtung es ging. Doch dann waren die Augen plötzlich verschwunden und Johan sah wieder zum Himmel auf. Er musste unbedingt herausfinden wer oder was da in dieser Villa hauste, auch auf die Gefahr hin er könnte sich verletzen. Die Neugier war einfach zu groß. Kapitel 3: Die Villa Yuki ------------------------- Am Tag darauf wurde Johan nicht von der Sonne geweckt, da er es am Abend noch geschafft hatte die Vorhänge zu zu ziehen, nur dieses Mal war es Pharaoh, der an der Zimmertür kratzte, weil er raus wollte und Hunger hatte. Müde schälte Johan sich aus dem Bett und öffnete dem Kater die Tür, wobei er bemerkte, dass in diesem Haus schon mal eine Katze gelebt haben musste. Die Tür sah schon recht zerkratzt aus und die Spuren sahen schon etwas älter aus. Doch an Amalias Reaktion am Abend zuvor hatte der Teenager bemerkt, dass diese nicht sehr viel von Katzen hielt. Was das wohl wieder zu bedeuten hatte? Schließlich verließ auch er sein Zimmer, da er ja wach war und aß mit seinen Tanten zusammen Frühstück, die sich extra für ihn Urlaub genommen zu haben schienen. "Und hast du dir schon für heute etwas vorgenommen?", fragte Amelie ihren Neffen, während sie aßen neugierig. "Noch nicht", behauptete er, obwohl er unbedingt in diese Villa wollte. "Dann könntest du uns ja bei unseren Einkäufen nachher helfen", bat Amalia und Johan sah sie an. "Wir müssen heute noch einkaufen und es wäre toll, wenn du mitkommen würdest" Er sagte erst nichts darauf, da es eigentlich total langweilig war mit den Erwachsenen einkaufen zu gehen. Allerdings war er hier in Sonnheim und seine Tante anders. Es konnte vielleicht etwas Interessantes passieren. "Okay", sagte er dann und aß sein Eiersandwich auf. Zirka eine halbe Stunde nach dem Essen und nachdem sie angezogen waren fuhren sie schließlich zu dritt zum nächsten Supermarkt, der im nächst größeren Ort lag. Johan musste bei dem Namen des Ortes leicht lachen, dass man so einen Ort nennen konnte! Fremdverkehr. "Das ist nicht nett über einen Namen zu lachen, Johan!", meinte Amelie leicht empört, da sie oft nach Fremdverkehr zum Einkaufen fuhr. "Es tut mir leid", sagte er. "Ich habe nur so einen Namen noch nie gesehen" "Wie du meinst", sagte Amelie nur, bevor sie vor einem doch recht großen Discounter hielten. Drinnen war es recht voll, als ob jeder Mensch in der Umgebung auf die Idee gekommen wäre auf einem Mittwoch Vormittag einkaufen zu gehen. Schweigend schob Johan den Einkaufskorb hinter seinen Tanten her, die sich gerade berieten was es am Abend und die Tage darauf zu Essen geben sollte. Dabei landete aber auch immer wieder Amalias Hand auf dem Hintern ihrer Lebensgefährtin, doch diese schien das zu ignorieren. Johan fand das schon etwas peinlich, sodass er seinen Blick abwandte und sich weiter umsah. Eigentlich ging der Blauhaarige nicht gerne einkaufen, da die Supermärkte und Discounter immer furchtbar überfüllt waren und ständig blieb irgendeiner vor seiner Nase stehen, sodass er fast in ihn hinein lief. Und dann musste dieser sich auch noch darüber beschweren, dass er angeblich nicht aufgepasst hätte, obwohl der andere mitten im Gang stehen geblieben war. Johan achtete aber gar nicht so wirklich darauf was im Einkaufskorb landete, da seine Tanten die Erwachsenen waren und er meist keine Wünsche hatte. Seine Gedanken schweiften nur wieder zu der angeblichen Geistervilla und er überlegte nach dem Essen endlich dort hin zu gehen. Doch dann fiel ihm ein bekanntes Gesicht ins Auge und er schreckte leicht aus seinen Gedanken. Das war doch- "Ich bin mal kurz weg", sagte er dann zu den beiden Frauen vor dem Einkaufskorb und ging schließlich auf den Mitarbeiter des Discounters zu. "Ich hätte nicht gedacht, dass du schon arbeitest", sprach er ihn dann an und der andere zuckte regelrecht zusammen. "Manjoume" Geschockt drehte der Schwarzhaarige sich zu Johan um und sah ihm ins Gesicht. "Ein Wort zu Asuka und du bist tot!", drohte er ihm, worauf Johan abwehrend die Hände hob. "Keine Sorge, ich werd ihr nichts sagen", meinte der Blauhaarige leicht verschmitzt und dachte daran, dass es Asuka eh egal sein würde, da sie ja einen Freund im Ausland hatte. Dass Manjoume das nicht wusste überraschte Johan, da das Dorf wirklich nicht groß war. Da müsste doch sowas schnell die Runde machen. "Ist auch besser für dich und jetzt verschwinde, ich hab zu tun", meinte Manojume und wandte sich seiner Arbeit zu. "Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass du schon arbeitest", meinte Johan noch. "Hat man nicht normalerweise in seinen Ferien Spaß und bürdet sich nicht so eine Arbeit auf?" Manjoume knirschte darauf nur mit seinen Zähnen, bevor Johan schließlich wieder zu seinen Tanten zurückkehrte, die bereits mit ihrem Einkauf fertig waren und an der Kasse standen. "Hast du jemanden getroffen?", fragte Amelie, als er wieder bei ihnen war. "Ja", sagte er. "Wir haben etwas miteinander gesprochen" "Wenn wir wieder zu Hause sind mache ich Essen", meinte Amalia dann und Johan bemerkte, dass sie wirklich zwei Stunden in dem Discounter verbracht hatten, da es bereits 13:00 Uhr war. Eine halbe Stunde später waren sie wieder zu Hause und hatten die Einkäufe in die Schränke geräumt, bevor Amalia schließlich begann das Mittagessen zu machen. Nach dem Essen schlich Johan sich aus dem Haus, was sogar recht einfach war, da die beiden Frauen ziemlich mit sich selbst beschäftigt waren und er das wirklich nicht hören wollte. Schließlich stand er an der ziemlich heruntergekommenen Hecke des Nachbarhauses und sah mit rasendem Herzen zu der Villa auf. Er hatte zwar vergessen sich irgendetwas zu seinem Schutz ein zu packen, aber das war ihm im Moment egal, da er herausfinden würde was in dem Haus lebte. Er schluckte noch einmal, bevor er schließlich das Grundstück durch das quietschende Gartentor betrat und sich durch das Gestrüpp des Gartens kämpfte, das eine beachtliche Länge angenommen hatte. Irgendwann kam er bei der weißen Bank unter der Trauerweide heraus und musste feststellen, dass man ihn nicht mehr sehen konnte, wenn er sich auf die Bank setzen würde. Dann sah er zu dem Haus, das nun etwas links von ihm lag, da er kaum sehen konnte wo er hin lief. Wieder kämpfte er sich durch das hohe Gras und schaffte es schließlich vor der Tür des Hauses raus zu kommen. Wie er jetzt davor stand schlug sein Herz noch ein bisschen schneller und er musste vor Nervosität auch noch mal schlucken. Was war, wenn da wirklich ein Geist in dem Haus lebte? Er sah noch mal zu dem Haus auf, das leer und heruntergekommen vor ihm stand, mit eingeschlagenen Fenstern und grauen Gardinen, bevor er zu der Doppeltür vor sich sah, die sogar einen Spalt offen stand. Er bekam eine halbe Herzattacke, als die Tür sich plötzlich bewegte und wich sogar einen Schritt zurück. "Miau?" Er stieß einen erleichterten Seufzer aus, als Pharaoh aus der Tür getappst kam und sich schließlich an ihn schmiegte. "Musst du mir so eine Angst einjagen?", fragte er das dicke Tier und kniete sich zu ihm nieder, um ihn hinter den Ohren kraulen zu können, doch Pharaoh maunzte nur einmal. Doch dann richtete er sich wieder auf und nachdem er seinen ersten Schock überwunden hatte betrat er auch das Haus, wobei auch diese Tür laut quietschte. Im Haus lag überall eine dicke Staubschicht und über den Möbeln im Eingangsbereich waren auch einige Spinnenweben gewoben worden. Es schien lange keiner mehr hier gewesen zu sein. Ihm gegenüber lag eine Treppe, die in den nächsten Stock führte und an den dreckigen Wänden hingen recht viele Bilder, die der Blauhaarige aber nicht beachtete. Rechts und links war je noch eine Tür, die in ein weiteres Zimmer führten und hinter der Treppe waren Glastüren zu sehen, die wohl zu einer Terrasse führten. An der Decke hing ein richtiger Kronleuchter, wo bestimmt diverse Birnen kaputt waren und es gab sogar einen kleinen Tisch auf dem ein Schachbrett mit einem angefangenen Spiel stand. Ansonsten war der Raum leer. "Wow", brachte Johan über seine Lippen, als Pharaoh an ihm vorbei huschte und die Treppe hoch. "Pharaoh!" Doch der Kater war schon verschwunden. Johan sah noch mal nach rechts und links, bevor er schließlich ein paar Schritte tat und in der Mitte des Raumes stehen blieb. Dann sah er an der Treppe etwas was ihn an den Mann von dem Friedhof erinnerte, da es leicht transparent wirkte. Es sah aus wie ein violetter Schwanz mit einem Rubin am Ende. "Bii", gab es sogar noch von sich und Johan kam sich noch mehr wie im falschen Film vor. Doch dann sprang unter der Treppe eine violette und transparente Katze hervor, die sogar Augen wie Rubine hatte. "Was zum-?", brachte er über seine Lippen, als die violette Katze auf ihn zu getappst kam und sich vor ihn hin setzte. Als der Blauhaarige dann genauer hinsah musste er auch noch feststellen, dass das Wesen keine Spuren im Staub hinterlassen hatte, so wie er. War es etwa wirklich ein Geist? "Wer ist da?", ertönte dann eine Stimme von oberhalb der Treppe und Johan sah zu ihr auf. Da oben an der Treppe stand jemand in der Finsternis und sah zu Johan runter, Johan konnte den Blick des anderen geradezu spüren. Er war wie die Stimme des Unbekannten kalt und stechend. Mit seinem rasenden Herzen stand Johan wieder auf, da er sich hingekniet hatte und versuchte etwas von dem anderen zu erkennen, doch irgendwie konnte er wegen der Dunkelheit nichts erkennen. Es war als würde dort ein Schatten stehen und ihn beobachten. Doch außer der Frage kam nichts von dem Schatten, sodass Johan daraus schloss, dass der Schatten auf eine Antwort wartete. "Johan", antwortete er und versuchte seine Stimme fest klingen zu lassen, auch wenn er furchtbar nervös war und sein Herz viel zu schnell schlug. "Mein Name ist Johan Andersen" Darauf hörte er etwas, das sich anhörte als wenn jemand schwer schlucken würde und ging ein paar Schritte mehr auf die Treppe zu. "Bii!", hörte er noch diese Katze, die ihm währenddessen einfach auf die Schulter sprang und er hielt inne, als sie sich an ihn schmiegte. "Rubin Karfunkel", ertönte die Stimme dann wieder und Johan sah wieder zu dem Schatten auf. War das etwa der Name des Wesens? "Es hat dich schon immer sehr gern gehabt" "Was?", fragte der Blauhaarige auf diesen Satz hin verwirrt. Woher wollte derjenige das wissen? Er hörte wie der Schatten sich wieder abwandte, was sein Herz vor Angst schneller schlagen ließ, da er dies nicht wollte. "Warte!", rief er deswegen und der andere hielt inne. "Wer bist du?" "Ein Schatten der Vergangenheit", war die Antwort. "... Du solltest besser wieder gehen" "Du... bist ein Mensch, oder?", fragte Johan, obwohl mit größter Wahrscheinlichkeit ein echter Geist auf seiner Schulter saß. "Tot bin ich noch nicht", antwortete der Schatten noch. "Aber leben tu ich auch nicht mehr" Mit diesen Worten ließ der Fremde Johan allein zurück. Was hatte das nur zu bedeuten? Und wer war dieser Kerl? Er war ein Mensch, das wusste Johan jetzt, aber das war auch schon alles. Er wollte noch mehr wissen. "Bi- Bii", ertönte Rubin Karfunkel auf seiner Schulter und er sah das Geisterwesen an. Es wollte ihm anscheinend etwas sagen und deutete mit einer Pfote auf die Tür links von der Eingangstür. "Sollen wir da mal rein gehen?", fragte er, doch Rubin quietschte nur. Aus irgendeinem Grund und wegen der Worte des Fremden von vorher ging Johan nervös dem Wunsch Rubins nach und öffnete mit einem leisten Quietschen die Tür, nachdem er darauf zu gegangen war. Es war das Kaminzimmer des Hauses, das ebenfalls mit Staub und Spinnenweben überdeckt war. Die roten Sessel vor dem Backsteinkamin waren vergraut, genau wie der Teppich und die Wände, die Zimmerpflanzen waren vertrocknet und die Fenster schimmlig. Es gab auch einen großen Esstisch mit sechs Stühlen und in einer Ecke mussten oft zwei Kinder gespielt haben. Es war dort noch total unordentlich und an der Wand hing ein gemaltes Bild einer Tiger- Katze. Johan blinzelte einmal. Tiger- Katze? Er ging langsam auf das Bild zu, um es sich genauer ansehen zu können und bekam wieder fast eine Herzattacke. Auf dem Bild war ohne Zweifel Pharaoh abgebildet und wenn Johan sich richtig erinnerte, dann war das Tier auch im Haus. Was ihm aber noch ein bisschen mehr Angst machte war, dass dort mit höchster Wahrscheinlichkeit auch der Mann vom Friedhof abgebildet war! Dann musste er ihn kennen? Aber woher? Es war so schrecklich lange her... "Ah, du hast das Bild gefunden", hörte er dann eine recht irdische Stimme und fuhr herum. Was oder eher wen er vor sich sah glaubte er erst nicht zu sehen. Es war der Mann vom Friedhof, der sich einfach in Luft aufgelöst hatte! Johan wich mit rasendem Herzen an die Wand zurück, während Rubin von seiner Schulter sprang und ruhig neben dem Mann zum sitzen kam. "Du brauchst keine Angst zu haben, Johan", sagte der Mann und Johan stutzte, da der Mann gar nicht wissen konnte wie sein Name war! "Ich will dir nichts Böses, genau wie Rubin Karfunkel neben mir" "Wer sind Sie?", fragte der Blauhaarige misstrauisch. "Ah... Du hast bestimmt alles vergessen", bedauerte der Mann und Johan hob skeptisch eine Augenbraue. "Nenn mich einfach Daitokuji- Sensei" "Sie sind Japaner?", fragte Johan nach. "Ich bin seit zwanzig Jahren tot", sagte der Schwarzhaarige mit einem Lächeln, was Johan etwas vor den Kopf stieß. "Aber du bist in der Lage Geister zu sehen, wie du bestimmt mitbekommen haben solltest" "Ja...", erwiderte der Blauhaarige langsam. "Das können nicht viele auf der Welt", behauptete der Geist, wobei Johan an den Schatten auf der Treppe denken musste. Dieser konnte bestimmt auch Geister sehen... Doch dann kam ihm Judai in den Sinn, der ja tot war und den er so gerne noch einmal wiedersehen wollte. "Ob ich ihn dann noch mal wieder sehen kann?", sprach er seine Frage aus und Daitokuji- Sensei sah ihn wissend an. "Meinst du Judai?", fragte er Johan, der sofort aufblickte, als er den Namen Judais hörte. "Sie kennen ihn?", fragte er hoffnungsvoll. "Sogar sehr gut", behauptete der Geist mit einem Lächeln. "Er ist ein Freund von mir" "Wie geht es ihm?", wollte Johan wissen, da dieser Judai wohl sein bester Freund hier gewesen war. "Ganz gut", behauptete Daitokuji- Sensei. "Aber Einsamkeit tut nicht gut" "Hat er wirklich außer mir keine Freunde gehabt?", fragte der Blauhaarige sich laut, worauf der Geist erst schwieg. Johan war sich fast sicher, dass Judai nach allem was er hier gesehen hatte wohl auch ein Geist war. "Du warst wirklich sein einziger Freund, Johan", sagte der Geist dann und Johan ging etwas in de Knie. "Er konnte sich all die Jahre nicht erklären warum du nicht zurück gekommen bist" "Ich bin an seinem Grab gewesen", sagte Johan dann, worauf Daitokuji- Sensei nur stumm lächelte. "Ich will ihn so gerne noch mal wiedersehen und mich für alles entschuldigen... Wenn ich das nur gewusst hätte..." "Johan", sprach Daitokuji- Sensei ihn wieder an und er sah zu dem Geist auf. "In diesem Haus haben schon immer Geister gelebt und Judai und du wart die einzigen weit und breit, die sie sehen konnten. Es gibt in diesem Haus noch sechs weitere Kristall- Geister wie Rubin" Johans Blick wanderte kurz zu Rubin, das einmal quietschte, bevor er Daitokuji- Sensei wieder ins Gesicht sah. "Judai und du habt oft mit den Geistern im Garten gespielt und Rubin war deine beste Freundin von den sieben Geistern" "Rubin...", entschwendete Johan nur noch und sah das katzenartige Geisterwesen an. "Bii!", gab sie von sich und sprang wieder auf Johan zu. "Nimm sie mit", schlug der Mann vor und Johan sah ihn an. "Sie wird dir Gesellschaft leisten und ist pflegeleichter als dieser dicke Kater" Der Blauhaarige lächelte darauf leicht, bis ihm ein Gedanke kam. "Kann sie denn das Haus verlassen?", wollte er wissen. "Im eigentlichen Sinne nicht. Nur bis zu den Nachbarhäusern", erwiderte der Geist. "Ich dagegen kann frei im ganzen Dorf umher wandeln. Vielleicht komme ich dich mal besuchen, Johan" "Dann ist das fürs erste ein Abschied", vermutete Johan mit Blick zu der Spielecke. "Aber ich will wieder kommen" Der Geist sagte darauf nichts, als ob er Johan nicht an einer Wiederkehr hindern wollte. "Komm, gehen wir", sagte Johan schließlich zu Rubin, die dann nur noch auf seine Schulter sprang. Mit Daitokuji- Sensei ging er noch in die Eingangshalle, wo er sich noch mal bei diesem bedankte, bevor der sich wieder einfach in Luft auflöste. Johan war das immer noch nicht ganz geheuer, sodass er nervös auf die Stelle starrte, an der eben noch der Geist gewesen war. Doch dann fiel ihm von Oberhalb der Treppe wieder dieses ungleiche Augenpaar auf und er sah auf. Sie wirkten sofort wie ertappt und Johan lief statt zur Tür die Treppe hoch. Er wollte unbedingt wissen wem oder was diese Augen gehörten oder wer dieser Schatten von vorher war. Derjenige flüchtete zwar vor ihm, aber da die Dielen unter ihnen laut knarrten und Johan wesentlich sportlicher als der andere war hatte er den anderen schnell eingeholt. Vor einer Zimmertür warf er sich auf den anderen und wirbelte eine Menge Staub auf, als sie auf dem Boden landeten. Er drückte den anderen an den Handgelenken auf den Holzboden und hockte auf dessen Hüfte, als er leicht hustend seine Augen wieder öffnete. Unter ihm lag ein Teenager, vielleicht in seinem Alter, der eine blaue Jeans, angegraute Socken und obwohl es Sommer war einen schwarzen Pullover mit Stehkragen trug. Er hatte eine wirklich helle Haut, da er nicht sehr oft das Haus verlassen musste und als Johans Blick im Gesicht des anderen landete stockte ihm der Atem und auch das Herz setzte einmal kurz aus. "Das kann nicht sein...", hauchte er, da der Fremde sich ja ziemlich lebendig anfühlte. Aber er hatte genau die gleiche Haarfarbe und Frisur wie Judai! Es waren sogar zwei Brauntöne. Dann öffnete der unter ihm langsam seine Augen und offenbarte diese schokoladenbraunen Augen, die Johan auch schon auf dem Bild bei seiner Tante gesehen hatte. "Judai...", gab er dann von sich, auch wenn sein Kopf nicht glauben wollte was er da sah, was er da fühlte. Judai war am Leben! Doch dann musste Johan an das Grab denken und fragte sich was das sein sollte. Der andere sagte eine Weile lang nichts, erwiderte noch nicht mal Johans Blick, da er wusste, dass der Blauhaarige Fragen hatte. "Es tut mir leid", hauchte Johan dann und der Brünette fuhr herum. Er sah die Trauer in den Augen seines ehemaligen Freundes und wusste, dass er sich dafür entschuldigte, dass er so lange weg gewesen war. Aber das kam doch ein bisschen spät! "Das kommt doch ein bisschen spät, meinst du nicht!?", sagte er dann bestimmt und Johan fiel auf, dass er der Schatten von vorher sein musste. Nur was meinte er mit, dass er nicht tot war, aber trotzdem nicht mehr leben würde? Johan stieg nicht ganz hinter den Sinn des Satzes. "Ich konnte es nicht früher sagen, Judai", meinte Johan mit rasendem Herzen, dass Judai wirklich noch am Leben war! "Warum?", wollte der jüngere doch recht patzig wissen und wollte sich aus Johans Griff befreien, doch der Griff war zu fest. "Meine Mutter hatte mir verboten her zu kommen", drückte er es so aus und der Widerstand Judais ließ nach. "Was?" "Es ist wahr", behauptete Johan. "Erwachsene können grausam sein" "Ja...", sagte Judai nur und musste an seine Eltern zurück denken. Wie sehr sie an ihm rum gemäkelt hatten und ihn sogar als Fehler bezeichnet hatten. Ihm wars ja egal gewesen, aber seinem Vater nicht... Sein Vater hatte einen schlauen, gut aussehenden und erfolgreichen Sohn gewollt. Aber er hatte Judai gehabt, der an Zahlenblindheit litt und nie gerne vor die Tür ging, um sich unter Leute mischen zu können. Er hatte immer nur die Geister dieses Hauses und Johan gehabt, da Johan der einzige gewesen war, der sie auch gesehen hatte. Der Blauhaarige war sein einziger Freund gewesen, den er jetzt plötzlich wieder sah. Und Johan schien sich kaum verändert zu haben, was in Judai das Verlangen auslöste wieder mit ihm befreundet zu sein, doch was war, wenn Johan irgendwann wieder verschwand und dann wieder erst Jahre später wieder kam? "Judai", unterbrach Johan seine Gedanken und er sah in diese grünen Augen über sich. "Wollen wir wieder Freunde sein?" Johan wollte unbedingt wieder Zeit mit dem anderen verbringen und die Zeit nachholen, die ihnen fehlte, doch er wusste nicht, ob Judai das auch wollte. Außerdem wollte der das Haus noch ein bisschen weiter untersuchen und mit einem Freund ging das bestimmt einfacher und schneller, als wenn man allein war. Judai sah den älteren erst überrascht an, da er nicht mit so einer Frage gerechnet hatte, bevor er antwortete. "Ja", sagte er, auch auf die Gefahr hin wieder allein sein zu müssen. "Aber geh erst mal von mir runter" "Oh, ja", fiel es jetzt auch Johan auf und ging von seinem neuen alten Freund herunter. Dann half er ihm noch auf die Beine, bevor sie sich den Staub von den Klamotten klopften. "Zeigst du mir dein Zimmer?", fragte Johan dann, da er sicher war, dass dort kein Staub lag und dass es dort keine Spinnenweben gab. Judai sah ihn nur einmal kurz an, bevor er auf die Tür geradezu zu steuerte und sie nach kurzem Zögern öffnete. Im Zimmer sah es genauso aus wie Johan gedacht hatte. Saubere Fenster, das Bett im Zimmer, ein altes Metallbett war nicht gemacht und der Kleiderschrank stand offen. Mitten im Zimmer stand ein etwas mitgenommener Drehstuhl, auf dem tatsächlich Pharaoh lag und schlief und der Schreibtisch neben dem Kleiderschrank war voller Papier. Es gab keinen Fernseher und einen Computer schien der Brünette auch nicht zu haben. Dann sah Johan aus dem Fenster und konnte von diesem Zimmer aus sein Zimmer im Haus seiner Tante sehen. Ob sie schon bemerkt hatten, dass er nicht mehr im Haus war? Schweigend ging er auf das offene Fenster mit der grauen Gardine zu und setzte sich auf das Fensterbrett, ließ sich den Wind ums Gesicht wehen. Dabei bemerkte er, dass das Fensterbrett etwas breiter war, sodass man sich weiter rauf ziehen konnte. "Sitzt du oft an dem Fenster?", fragte Johan, als er den Blick Judais bemerkte, der ihn fast anstarrte. "Nein", antwortete der Brünette, was Johan überraschte, da es doch eine gute Sitzgelegenheit war. "Ich sitze mehr am Schreibtisch oder auf dem Bett" "Ah, wie du meinst", sagte der ältere darauf und sah hinunter in den Garten, der wirklich ein halber Wald zu sein schien. Judai war jetzt aber klar geworden, dass Johan sich wirklich kaum verändert hatte, da er diese Sitzgelegenheit nur wegen Johan an seinem Fenster hatte. In dem Jahr, in dem der Blauhaarige das letzte Mal da gewesen war hatte es der kleine Judai geschafft seine Mutter dazu zu überreden ihm sowas zu geben, falls Johan wieder kommen sollte. Aber Johan war bis heute nicht wieder gekommen. Und doch saß er in diesem Moment auf dem Fensterbrett, wie er es vor 13 Jahren schon getan hatte. Irgendwie machte das den Brünetten glücklich. "Du bist nur in deinem Zimmer, oder?", wollte Johan dann wissen und fragte sich gleichzeitig wie Judai an Essen und Trinken kam, wenn er das Zimmer nicht verließ. "Ja", sagte Judai auf Johans Frage und ging auf den Blauhaarigen zu. "Ich bin eigentlich nur hier" "Was ist mit Essen und Trinken?", fragte Johan neugierig, als Judai vor ihm stehen blieb. Darauf sagte Judai nichts, mied sogar den Blick des anderen. Als Johan sah, dass es wohl für den anderen eine unangenehme Frage war setzte er sich richtig hin und versuchte ihm irgendwie ins Gesicht zu sehen. "Du musst die Frage nicht beantworten, wenn du nicht willst", behauptete er auch und braune Augen sahen ihn an. "Danke", wisperte Judai nur, worauf Johan stumm lächelte. "Bii!", kam dann Rubin dazwischen und kletterte wie vorher auch auf Johans Schulter, bevor sie sich an Johans Wange schmiegte. "Wo kommst du denn so plötzlich her?", fragte Johan Rubin, was Judai beobachtete. Für ihn sah es fast so aus wie damals, nur dass sein Freund nun wesentlich älter als vorher war. Sie waren beide älter geworden und hatten beide ihre Erfahrungen im Leben gemacht. Gute sowie Schlechte. Dann setzte Judai sich zu Johan auf das Fensterbrett und sah sich in seinem Zimmer um. Es sah recht unordentlich aus, aber Ordnung war nicht seine Stärke, wie viele andere Dinge. "Fühlst du dich hier, in diesem großen Haus nicht einsam?", fragte Johan dann und richtete seinen Blick auf seinen Freund. "Schon", gab der zu und erwiderte Johans Blick. "Aber jetzt bin ich ja nicht mehr allein" Johan lächelte darauf leicht und wusste, dass er einen echten Freund in dem Brünetten hatte, auch wenn er als merkwürdig abgestempelt wurde. Johan war bestimmt genauso merkwürdig, wenn er Geister sehen und mit ihnen sprechen konnte. Doch dann hörte er die Stimme seiner Tante und auch die von Amalia, die beide nach ihm zu suchen schienen. "Sie suchen nach mir", sagte er leise und beide Teenager wussten was das bedeutete. "Wirst du wieder kommen?", fragte Judai nur, als sie sich wieder in die Augen sahen. "Wenn ich es schaffe mich an ihnen vorbei zu schleichen", erwiderte Johan nur mit einem leichten Lächeln, das der Brünette erwiderte. Dann standen die beiden auf und gingen nach unten in die Eingangshalle, um sich richtig verabschieden zu können. "Ich wünsche dir noch eine gute Nacht, Judai", sagte Johan mit Rubin auf der Schulter. "Ich dir auch", sagte der andere nur, bevor der Blauhaarige wieder durch die Haustür, in den Garten und durch das ganze Gestrüpp schlüpfte. Er kämpfte sich einmal zum Gartentor durch und als er vor dem Tor stand sah er noch mal zum Haus auf. Dabei sah er an einem der Fenster, es musste das Kaminzimmer sein dieses ungleiche Augenpaar und stutzte, da Judai doch braune Augen hatte. Wem also konnten diese Augen gehören? Etwa einem dieser Geister, von denen Daitokuji- Sensei gesprochen hatte? Johan konnte es nicht sagen. "Johan!", holte Amelie ihn schließlich aus seinen Gedanken und er sah sich nach ihr um, bevor sie ihm erleichtert an den Hals sprang. "Wo warst du denn die ganze Zeit? Wir haben schon sonst was gedacht!" "Ich war ein bisschen Hier und Da", sagte er nur, da er Judai nicht verraten wollte, da sein Freund im Dorf anscheinend als tot gelten sollte. Aber wieso sollte er eigentlich als tot gelten? Johan wusste, da gab es noch eine ganze Menge Fragen. "Aber zum Glück bist du wieder hier", sagte Amelie dann. "Deine Freunde haben übrigens nach dir gefragt" "Rei und Kenzan?", fragte Johan nach. "Asuka", erwiderte Amelie mit einem Lächeln, was Johan doch etwas überraschte. Was wollte die Blondine von ihm? "Ich habe ihr gesagt, dass du sie morgen in der Bäckerei besuchst, es sah wichtig für sie aus", meinte seine Tante noch. "Okay", sagte Johan nur noch und dachte daran, dass Judai wohl ein bisschen warten musste. Kapitel 4: Eine besondere Gabe ------------------------------ Die Nacht mit Rubin war wirklich wesentlich besser, als die Nacht mit Pharaoh davor, wobei Johan einfiel, dass er den Kater in der Villa gelassen hatte, aber bei Judai war er bestimmt gut aufgehoben. Müde schälte er sich wieder aus seinem Bett, während Rubin einfach auf seine Schulter sprang. "Oh, guten Morgen Rubin", grüßte er sie noch immer schlaftrunken, bevor er sich streckte. "Ich muss heute noch mal ins Dorf und ich weiß nicht, ob ich es schaffe... Kannst du ihm Bescheid sagen?" "Bii!", gab sie nur von sich, sprang von seiner Schulter und kurz darauf aus seinem Fenster. Er sah noch mal entschuldigend zur Villa Yuki rüber, bevor er schließlich zum Frühstück runter ging. Nach dem Essen zog er sich um und machte sich noch etwas frisch, bevor er auf dem Wunsch seiner Tante hin zur Bäckerei des Dorfes fuhr. Dort war noch ein reges Treiben und Familie Tenjoin war arg damit beschäftigt die Kunden zu bedienen, sodass er warten musste, bis alle wieder gegangen waren. Währenddessen fragte Johan sich warum Asuka ausgerechnet mit ihm, einem völlig Fremden sprechen wollte. Als schließlich der Letzte gegangen war betrat Johan die inzwischen so gut wie leere Bäckerei und sah sich um. Fast alles war verkauft worden. Nur noch ein paar der normalen Sonntagsbrötchen und ein Laib Brot waren da, sodass der Bäcker für heute schließen konnte. Hinter den Tresen musste ohne Zweifel Asukas Vater stehen, der sich gerade die Hände rieb. Er hatte wie seine Tochter blonde Haare, allerdings konnte man schon eine Glatze sehen und blaue Augen. Außerdem war er ein großer, kräftiger Mann, der keinen Bierbauch hatte, so wie Johans Vater. "Jens-", kam nun eine Frau, anscheinend Asukas Mutter dazu, sie war etwas kleiner als ihr Mann und hatte dunkle, braune Haare, die leicht lockig waren und Asukas Augenfarbe. "Hallo", grüßte Johan die beiden. "Möchtest du noch etwas kaufen?", fragte Bäcker Tenjoin nach. "Wir sind so gut wie ausverkauft" "Ich möchte gern zu Asuka", erwiderte Johan nur leicht nervös, da der Vater die Augen verengte. Die Mutter allerdings lächelte. "Sie ist oben" "Danke", bedankte Johan sich noch und bemerkte noch, dass Asukas Mutter genauso schlank war wie ihre Tochter. Seine Eltern dagegen waren fett und faul... "Sag uns doch noch deinen Namen, junger Mann", bat die Frau, als Johan auf dem Weg nach oben war. "Johan. Johan Andersen", antwortete er nur, bevor er weiter ging und das Zimmer der Blondine aufsuchte. Die Tür stand zwar offen, aber dennoch klopfte der Blauhaarige an, sodass sie von ihrem Brief aufschreckte. "Johan...", entschwendete sie überrascht ihn zu sehen. "Guten Morgen", grüßte er zurück und betrat das Zimmer. "Amelie hat mir gestern noch erzählt, dass du mit mir sprechen wolltest?" "Ja", sagte sie dann und drehte sich auf ihrem Drehstuhl zu ihm um. "Warum ich? Wir kennen uns doch kaum?", wollte Johan noch wissen und weil er in diesem Moment doch lieber bei Judai wäre. "Ich brauche eine unparteiische Meinung", sagte sie dann, was den Blauhaarigen doch etwas überraschte. "Die anderen kennen mich zu gut" "Ich verstehe", sagte er dann ernst und setzte sich auf ihr gemachtes Bett. "Worum geht es denn?" "Es geht um Ryo und mich", sagte sie, als sie sich zu ihm gesetzt hatte. "Deinen Freund aus dem Ausland?", fragte Johan noch mal nach, worauf sie nur nickte. "Er kommt nächsten Monat nach Sonnheim zurück und ich hatte ihn gefragt, den anderen von der Beziehung zu erzählen, da ja keiner davon weiß", erklärte Asuka ihm ihre Situation. "Außer mir weiß keiner davon?", fragte Johan verdutzt nach. "Nein" "Warum hast du es mir erzählt? Ich bin ein Wildfremder für dich!", wollte Johan wissen. "Ich wusste irgendwie, dass du mich nicht verraten würdest", behauptete sie mit einem Lächeln. Johan erwiderte das Lächeln schwach, da dieses Mädchen wohl eines ihrer größten Geheimnisse einfach so einem Wildfremden anvertraut hatte. "Was hat er auf deine Bitte gesagt?", fragte Johan dann. "Dass er die Beziehung nicht offen zeigen will", antwortete Asuka bedrückt und in ihren gelben Augen spiegelte sich eine tiefe Trauer wider, da sie ihren Freund wohl ziemlich vermisste und mehr wollte, als nur diese Briefe. "Ich kann dich verstehen", meinte Johan darauf und sie sah ihm in seine grünen Augen. "Wenn ich so jemanden hätte würde ich die Beziehung auch zeigen wollen" "Hier im Dorf hat ihn keiner gemocht", behauptete sie dann. "Obwohl er so nett ist und alles für mich machen würde" Bei diesen Worten erfasste Johan ein leichter Wermutstropfen, da er ja niemanden daheim hatte, aber eigentlich bedauerte er es nicht, da er seine "Freiheit" genoss. Er wollte nicht unbedingt an jemanden gebunden sein, der das und das von ihm verlangte und auf der anderen Seite wollte der Blauhaarige auch mal spüren wovon seine Freunde zu Hause immer erzählten und Liebe nannten. Doch er wollte nicht so niveaulos enden und rum jammern, dass er keine Beziehung hatte. Da träumte er lieber still davon, bis es endlich soweit war und lebte sein Leben. "Und wenn du es trotzdem einfach machst?", schlug Johan schließlich vor, worauf Asuka eine Augenbraue hob. "Du könntest ihn einfach vor allen anderen küssen und dann sagen, dass du gestolpert bist oder sowas" Er hatte schließlich noch keine Ahnung wie dieser Ryo aussah und wie er so war, aber das war das erst beste was ihm einfiel. "Und dann müsste ich uns natürlich erklären, wenn er den Kuss erwidert", murmelte Asuka nachdenklich. "Es ist zwar etwas riskant, aber ich finde es ist einen Versuch wert", meinte Johan und sie sah ihn wieder an. "Stimmt", stimmte sie ihm dann zu. "Ich werde es dann auch versuchen, danke" "Kein Problem", meinte er nur abwehrend und stand auf. "Ich werd dann auch wieder, wenn das Okay für dich ist" "Okay", sagte sie nur und Johan ließ sie schließlich allein zurück. Unten verabschiedete er sich noch von ihren Eltern, bevor er die Bäckerei verließ und dann zu seiner Tante zurück fuhr. Als er am Haus seiner Tante vom Fahrrad stieg und zur Villa Yuki gehen wollte wurde er von Rei und Kenzan aufgehalten. "Johan!", rief Rei glücklich den Blauhaarigen zu sehen und lief auf ihn zu, der schon am Gartentor stand. "Rei, Kenzan...", entschwendete er und seufzte innerlich auf, da er immer noch nicht zu Judai konnte. Er wollte schließlich noch mehr von diesem Haus sehen und die anderen Geister sehen, von denen Daitokuji- Sensei erzählt hatte. "Hey Johan, wir wollen jetzt noch mal zu Jim und wollten dich fragen, ob du vielleicht mitkommen willst, damit du seine Karen kennen lernen kannst", sagte Rei dann mit einem Lächeln auf den Lippen und Johan musste an den Cowboy mit dem einen Auge zurück denken. "Das Krokodil?", fragte er mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend. "Genau", nickte die Blauhaarige, während Kenzan nur leicht verschmitzt lächelte. Anscheinend war seine Freundin doch noch leicht kindisch. "Komm, er wartet bestimmt schon auf uns!", meinte sie, griff nach Johans Hand und zog ihn weiter hinter sich her. "Hey, ich hab doch noch gar nicht-", begann er und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien, doch es klappte nicht. Er konnte nur noch mal hilflos zur Villa aufsehen, während Rei ihn wieder weiter ins Dorf zerrte. Er sah nur noch aus den Augenwinkeln wie dieses ungleiche Augenpaar sie beobachtete. Kurze Zeit später kamen die drei an einem etwas älteren Ein- Familien Haus an, das wohl ein Gewächshaus, statt einen Garten hatte, doch Johan konnte sich denken wer oder was in diesem Gewächshaus lebte. Er musste einmal schlucken, als er an das Krokodil und Jim dachte. Ob das Tier wirklich so zahm war wie er gesagt hatte? Rei drückte schließlich auf die Klingel und nur wenige Sekunden später wurde ihnen von Jim die Tür geöffnet. "Ich habe euch schon erwartet!", meinte Jim, bevor sein Blick auf Johan fiel. "Ah, du bist auch hier, Johan?" "Ja...", gab der Teenager nur vorsichtig von sich. "Du bist bestimmt hier, weil du Karen kennen lernen willst! Kommt rein!", bat er die drei schließlich hinein, wobei Rei Johan voraus schob. Die Gedanken des Blauhaarigen waren trotz allem eher bei Judai und dabei wie er vor diesem Krokodil Weibchen fliehen konnte. Er wollte doch nur endlich seinen Freund wieder sehen... "Geht am besten schon mal ins Gewächshaus, ich mach uns noch einen Tee", meinte der Cowboy und deutete auf einen Weg zum Gewächshaus. Johan schluckte darauf nur, da das ja sein erster Besuch bei Jim war, während Rei und Kenzan einfach auf das Gewächshaus zu gingen. Hatten sie denn keine Angst?! Langsam folgte er den beiden zu dem Gewächshaus und betrat es auch nur zögerlich. Doch kaum hatte er das Gewächshaus betreten kam er sich wie in einer anderen Welt vor. Vor allem hätte er sich, kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war am liebsten sämtliche Klamotten vom Leib gerissen, da die Luftfeuchtigkeit drückend war und es mussten über dreißig Grad Celsius sein! Es war einfach furchtbar... Doch was er sah war unbeschreiblich. In diesem Moment kam er sich wirklich wie in einem tropischen Dschungel vor und nicht mehr wie mitten in Deutschland. "Wow...", bekam er über seine Lippen, als ein riesiger blauer Schmetterling an ihm vorbei flog. "Ja, nicht wahr?", meinte auch Rei vor ihm. "Jim züchtet hier Schmetterlinge" Johan sagte nichts darauf, sah sich nur weiter beeindruckt um, als ihm ein kleiner Teich auffiel und das Krokodil wieder einfiel. Das musste hier ja auch irgendwo sein... Weiter hinten im Gewächshaus stand ein runder weißer Tisch mit ein paar Stühlen, den die drei etwas zurecht rückten, bevor sie sich an den Tisch setzten und weiter auf Jim warteten. Währenddessen begannen die vielen Schmetterlinge Johan zu um schwirren, als wäre dieser aus Zucker, einer setzte sich sogar auf dem Zeigefinger der linken Hand des Blauhaarigen ab und öffnete seine Flügel. Seine großen Flügel trugen einen schönen Blauton, der Johan besonders gefiel. "Ah, du musst ein besonderer Mensch sein", ertönte dann die Stimme von Jim und der Schmetterling flog weiter, dem Johan stumm nach sah, bevor er den Einäugigen ansah. Er stand vor ihnen am Tisch und hatte ein Tablett mit vier Tassen Tee bei sich. "Ein besonderer Mensch?", fragte Johan den Cowboy verwirrt. "Ja, du musst eine besondere Gabe haben", meinte dieser und stellte die Tassen auf dem Tisch ab. Johan blinzelte ein paar Mal, bis ihm die Villa Yuki und die Geister einfielen. Vielleicht war das seine besondere Gabe. Dass er Geister sehen und mit ihnen sprechen konnte. Dann bemerkte er, dass auch Jim von den ganzen Schmetterlingen umflattert wurde. Hatte auch er eine besondere Gabe wie er es ausgedrückt hatte? "Ich bin nur ein ganz normaler Mensch aus Australien", behauptete der Cowboy und Johan horchte auf. Jim kam aus Australien? Er hatte ihm gar keinen englischen Akzent oder etwas in der Art angehört... Aber das würde auch das mit dem Krokodil erklären. Lebten nicht auf Australien auch Krokodile? Aber machte Jim das zu einem besonderen Menschen? Er hatte bestimmt eine Menge erlebt, oder... Johan verengte leicht seine Augen und nippte an seinem Tee. Da musste noch mehr hinter diesem jungen Mann stecken. "Erzähl mal ein bisschen was über dich, Johan!", sprach Jim ihn dann an. "Hast du eine Freundin?" Bei dieser Frage verschluckte nicht nur Johan sich an seinem Tee, auch Rei hustete ein paar Mal und sah dann wie die anderen zwei Johan erwartungsvoll an. "Nein", sagte dieser, nachdem er sich etwas erholt hatte auf Jims Frage. "Aber ich habe ein paar Freunde in Meringen" "Die du wegen dem Funkloch hier nicht erreichen kannst?", vermutete Jim, doch Johan nickte nur. "Das wird schon. Du hast doch uns" Johan lächelte darauf leicht. "Ja" Dabei dachte er auch an Judai, der bestimmt immer noch auf ihn wartete, auch wenn es schon halb zwei war. Doch dann kam ihm plötzlich die Frage auf warum er zu Judai gehen sollte und wer dieser überhaupt war. Er hatte mit einem Mal furchtbare Kopfschmerzen, sodass er sich den Kopf halten musste, da er das Gefühl hatte sein Kopf würde gleich platzen und die Hitze des Gewächshauses machte das auch nicht gerade besser. "Johan? Ist alles in Ordnung?", fragte Rei plötzlich besorgt und er sah sie an. "Du siehst auf ein Mal so furchtbar blass aus" "Kopfschmerzen", zischte der Blauhaarige nur und sprang auf. Er musste unbedingt aus diesem Gewächshaus raus, bevor ihm womöglich doch noch der Schädel platzte. Kaum war er draußen und die Tür zu lehnte er sich erschöpft an die Tür und rutschte mit vor Schmerz pochenden Schädel an ihr runter. Was war das nur gewesen? Wo waren nur diese plötzlichen Schmerzen her gekommen? Und was war das nur für ein ekliger Blick gewesen, der ihm gefolgt war? Es war beinahe so gewesen, als ob er durch ihn hindurch gesehen hatte... Als der Schmerz komplett abgeklungen war machte er sich einfach auf den Weg nach Hause, wo er sich als erstes unter die Dusche stellte, da das Klima des Gewächshauses wirklich widerlich feucht gewesen war. Als er danach auf die Uhr blickte war es bereits kurz vor drei Uhr, was ihn schockierte, da er schon lange irgendwo sein wollte... Aber er hatte vergessen wo. Wo wollte er noch mal sein? Wenn es denn so wichtig war warum hatte er es dann vergessen? Unruhig tigerte er stundenlang durch sein Zimmer und versuchte verzweifelt erfolglos sich daran zu erinnern was er heute vorgehabt hatte. Es musste furchtbar wichtig gewesen sein, denn aus irgendeinem Grund hatte er ein schlechtes Gewissen und er hatte keine Ahnung wieso. Kurz vor Mitternacht saß er auf seinem Bett und dachte immer noch darüber nach, da es ihm furchtbar auf der Seele lag, während er sein Kopfkissen fest an sich presste. "Miau", hörte er dann das Maunzen einer Katze vom Fenster aus, das er offen gelassen hatte. Dort auf dem Fensterbrett saß der dicke Kater Pharaoh und ließ seinen Schwanz nach draußen hängen. Das Gesicht des Katers sah für Johan in diesem Moment ziemlich missbilligend aus, was er sich nicht erklären konnte. Der Kater sprang vom Fensterbrett und ging auf Johan zu, der sich dem Kater zu gedreht hatte und sein Kissen beiseite legte. Dann hob er das dicke Tier auf seinen Schoß, das mit einem Mal ein Halsband trug, unter das ein Stück Papier geklemmt worden war. Er zog das Papier unter dem Halsband vor und faltete es neugierig auseinander. "Verräter", stand dort geschrieben, was den Blauhaarigen nun völlig verwirrte. Wieso sollte er ein Verräter sein? "Verstehst du das?", fragte er sogar das Katzentier, doch Pharaoh sprang nur von seinem Schoß und wieder auf das Fensterbrett. Anscheinend wollte er wieder dahin zurück wo er her gekommen war. Schließlich war der Kater durch das Fenster verschwunden und Johan wieder allein, mit nichts weiter als einem Zettel in der Hand, auf dem "Verräter" stand. Dann fiel auch sein Blick aus dem Fenster, was er diesen Tag irgendwie nicht gemacht hatte und als er die Villa Yuki sah fiel ihm endlich alles ein. Aber warum hatte er es vergessen? Er hatte doch vorher noch gewusst wer Judai war und wo er hin wollte. Doch das war jetzt auch egal. Er musste auf der Stelle zu Judai, bevor das noch mal passierte. Also zog er sich schnell was an und schlich sich schließlich aus dem Haus und brauchte wegen dem Wald im Vorgarten ziemlich lange bis zum Haus. An der Tür wurde er von Rubin erwartet, die ihm entgegen sprang. "Rubin", meinte er nur glücklich. "Es tut mir leid" "Bii", sie schmiegte sich an ihn und kletterte wieder auf seine Schulter, was wohl hieß, dass sie ihm verziehen hatte. Ob das bei Judai auch so einfach war? Er ging schließlich ins Haus und zielstrebig auf Judais Zimmer zu, dessen Tür offen stand. Auch der Brünette war noch wach und konnte wohl nicht schlafen, wobei er auf seinem Bett saß und sich an die Wand gelehnt hatte. Mit den Gedanken schien er in dem Moment trotzdem weit weg zu sein, was sein verträumter Blick verriet. "Judai?", fragte Johan doch recht außer Atem von der Treppe, doch der jüngere rührte sich nicht. "Judai, bist du wach?" Darauf ging er einfach auf Judai zu und setzte sich zu diesem auf sein Bett, was ihn endlich in die Realität zurück holte. "Johan", wisperte er, als er den Blauhaarigen neben sich erkannte. "Hallo Judai", erwiderte dieser nur leicht unbeholfen. "Wo warst du?", war die erste Frage Judais mit der Johan ja hätte rechnen müssen. Doch gerade als er etwas sagen wollte fiel ihm der Blick des anderen auf und hielt inne. Dann wurde es ihm wieder bewusst. Er hatte sich über seine Schlafklamotten nur eine Jacke geworfen und hatte sich noch ein Paar Schuhe angezogen... Auf seiner Hose waren rosa Herzchen abgebildet. "Ähm", gab er verlegen von sich und sah von Judai ab, hatte völlig vergessen was er denn sagen wollte. Auch sein Herz schlug ein bisschen schneller, es war doch ein recht peinlicher Moment. "Trägst du gerne solche Hosen?", sprach der Brünette es auch noch an und Johan wünschte sich im Moment diese rosa Herzchen wären weg, einfach nur weg. "Ähm, ja", behauptete er dann einfach, worauf Judai allerdings schwieg. Schließlich schien dem Brünetten etwas ein zu fallen. "Was hast du heute gemacht?", wollte er von Johan wissen. "Ich war im Gewächshaus von Jim", antwortete der ältere und dachte an die beinahe brutalen Kopfschmerzen zurück. "Ich-" "Geh da nicht noch mal hin!", unterbrach Judai ihn einfach und der Blauhaarige sah seinen Freund total verwirrt an. Warum sollte er aus der Sicht des Brünetten nicht noch mal da hin gehen? Er hatte zwar seine eigenen Gründe, aber... "Komm diesem Typen am besten gar nicht zu Nahe", sagte Judai noch. "Was? Warum das?", wollte Johan wissen und braune Augen sahen ihn an. "Jim ist doch ein netter Kerl" Judai sagte nichts darauf, sah nur wieder von seinem Freund ab, bevor er aufstand. Natürlich. Er konnte nichts davon wissen, da Jim erst später ins Dorf gezogen war. Er ging auf das offene Fenster zu, während Johans Blick ihm folgte und blieb schließlich am Fenster stehen. "Es ist seine besondere Gabe", behauptete er dann und drehte seinen Kopf leicht zu Johan, dessen Augen sich leicht geweitet hatten. "Er hat etwas von einer besonderen Gabe gesagt", hauchte Johan, worauf Judai nur schwieg. "Aber nur, dass ich eine besitze" Darauf drehte Judai sich wieder zu Johan um. "Er verheimlicht seine Gabe, aber erkennt es bei anderen, sodass sie von den anderen abgegrenzt werden" "Wie du...", schloss Johan darauf, worauf Judai nur nickte. "Er ist sonst der Beliebteste des Dorfes", sagte Judai nur noch, als Johan gähnte. Es war doch schon sehr spät. "Bist du müde?", fragte der Brünette seinen Freund. "Ja", meinte dieser nur. "Du nicht?" Judai mied den Blick seines Freundes eine kleine Weile. "Ich schlafe schlecht", sagte er dann. "Ich... kann auch hier bleiben", schlug Johan dann einfach vor und ließ sich auf das Bett fallen. "Vielleicht kannst du dann schlafen" "Was- Nein!", meinte Judai, doch als er in die Augen seines Freundes blickte stockte er. Er hatte mit einem Mal das Gefühl, dass sie wie Smaragde funkelten, was einen unglaublichen Effekt auf ihn hatte. "Okay", stimmte er dann doch zu und ging auf das Bett zu, bevor er zu seinem Freund ins Bett kletterte. "Und jetzt schlafen wir", meinte Johan noch und warf die Decke über sie. Judai sagte nichts darauf, spürte nur mit einem Mal, dass sein Herz etwas schneller schlug, da er sich auf einmal so geborgen neben Johan fühlte. Er rückte noch etwas näher an den anderen heran und schloss seine Augen, bevor er tatsächlich nach zwei Jahren in einen ruhigen Schlaf fiel. Als Johan am nächsten Morgen wieder wach wurde lag Judai noch immer schlafend neben ihm und hatte im Schlaf einen Arm über Johan geworfen. Er musste doch recht gut schlafen. Aber hatte er nicht gesagt, dass er schlecht schlafen würde? Vielleicht lag es ja daran, dass er so lange allein gewesen war. Müde richtete er sich auf, wobei Judais Arm von seinem Körper rutschte und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien schon hell am Himmel und seine Tanten mussten schon lange bemerkt haben, dass er verschwunden war. Doch das war ihm im Moment so ziemlich egal, als er zu dem schlafenden Judai sah und daran dachte, dass er den Tag mit diesem verbringen konnte. Da war es ihm auch egal, dass er wohl den Tag in seinen Schlafklamotten verbringen musste und dass auf seiner Hose rosa Herzchen waren. Schließlich öffnete auch Judai seine Augen und müde braune Augen sahen Johan an. "Guten Morgen", grüßte Johan den jüngeren mit einem Lächeln. "Gut geschlafen?" "Hm?", gab der Brünette schlaftrunken von sich und richtete sich mit zerzausten Haaren und augenreibend auf. "Anscheinend hast du sogar sehr gut geschlafen", lachte Johan leicht, als er Judais Gesicht sah. "Was ist passiert?", fragte Judai müde. "Ich habe bei dir übernachtet", antwortete Johan lachend, dass Judai das wohl verpennt hatte. "Also, was wollen wir heute machen?" Der Brünette sah den anderen nur stumm an, dass er wirklich den Tag mit ihm verbringen wollte, genau wie früher. "Daitokuji- Sensei hat mir von den anderen Kristall- Geistern erzählt", sagte Johan schließlich, als Rubin zu ihnen auf das Bett sprang. "Du hast ihn getroffen?", fragte Judai gleich nach. "Ja, im Kaminzimmer", war Johans Antwort lächelnd. "Lass uns doch nach den anderen Kristall- Geistern suchen!" Judai schwieg auf den Vorschlag seines Freundes hin. Er war sich nicht wirklich sicher, ob er nach diesen Geistern suchen wollte, da etwas in ihm ihm sagte er solle es lassen. Auf der anderen Seite wollte er wirklich gerne wieder Zeit mit seinem Freund verbringen, der nach 13 Jahren einfach so eine Nacht bei ihm verbracht hatte. Nach einigem hin und her nickte er dem anderen schließlich zu, wobei sein Herz vor Freude lauter schlug, da er wusste, dass er nicht mehr allein war. "Toll!", freute Johan sich darauf und grinste leicht. Dass er bei seinen Tanten und auch im Dorf vermisst wurde interessierte den Blauhaarigen in diesem Moment nicht im geringsten. Danach standen die beiden auf, wobei auch Johans Magen knurrte. "Hab ich einen Hunger... Hast du vielleicht was zu essen?", fragte er dann den Brünetten und sah ihm in seine schokoladenbraunen Augen. "Ich glaube im Garten stehen noch ein paar Obstbäume", sagte Judai dann, was Johan etwas verwirrte. Er glaubte? Aber wovon lebte der Brünette denn, wenn er ganz allein in dieser Villa wohnte? Aber anscheinend hatte Judai gar keinen Hunger, was Johan sich nicht erklären konnte. Aber Johan wollte nicht extra zu seinen Tanten rüber gehen, um dort etwas zu essen, da es ja sein konnte, dass er von jemandem aufgehalten wurde, wenn er auf dem Weg zurück war. Daher entschied er sich dagegen etwas zu essen, der Hunger würde irgendwann bestimmt vergehen... "Und du hast wirklich alles vergessen?", fragte Judai plötzlich und Johan überkam ein schlechtes Gefühl. "Ich fürchte schon", gab er zu und kratzte sich verschmitzt und mit einem mulmigen Gefühl im Magen am Hinterkopf. "Wir haben früher oft mit den Geistern gespielt", behauptete der Brünette leise. "Sie sind irgendwo im Haus, an den Orten, wo wir oft gespielt haben" Johan schluckte erst nur. "Dann... zeig mir diese Orte!" Der jüngere sah seinem Freund darauf wieder in die Augen, die trotz allem Unsicherheit ausstrahlten. "Damit ich mich wieder an früher erinnern kann", meinte Johan dann und legte seine Hände an Judais Schultern. "Zeig mir doch das Haus!" Judai lächelte darauf noch mal, bevor er seinem Kindheitsfreund noch mal sein Heim zeigte. Obwohl überall Staub lag und an allen Enden und Ecken Spinnenweben hingen fand Johan das dunkle Haus furchtbar interessant. Irgendwann hörte er allerdings in dem sonst so stillen Haus ein komisches Geräusch und blieb vor einer Tür stehen, die schon etwas mitgenommen aussah. "Was ist das für ein Zimmer?", wollte er von Judai wissen, der auch stehen geblieben war. Er sah den Brünetten neugierig an, der wieder auf ihn zu kam und wartete auf eine Antwort. "Das war das Schlafzimmer meiner Eltern", behauptete der Brünette etwas verwirrt. "Was ist damit?" "Ich habe etwas gehört", meinte Johan darauf. "Ich glaube das kam aus diesem Zimmer" Judai sah darauf zu dem Zimmer und öffnete die staubige und dreckige Tür, die sogar leise quietschte, bevor die beiden in das dunkle Zimmer linsten. Es war wie überall sonst auch im Haus mit einer dicken Staubschicht bedeckt und an den Wänden und in den Ecken des Zimmers hingen Spinnenweben. Im Zimmer stand ein großes Ehebett aus Leder zu dem sogar noch eigene Nachttische gehörten. Dort standen sogar noch ein paar Habseligkeiten von Judais Eltern und auf der Seite wo anscheinend sein Vater geschlafen hatte stand nur ein Bild seiner Frau und ein Wecker, der stehen geblieben war. Dann stand dort noch ein riesiger Spiegelschrank, sodass das halbe Zimmer ein Spiegel war. "Wahnsinn", brachte Johan wegen des Spiegels über seine Lippen. "Ja, meine Mutter war eine Online- Shopping Queen", erwiderte Judai nur und öffnete die Tür ein bisschen weiter, sodass sie ins Zimmer treten konnten. Trotz der Dunkelheit im Zimmer konnten die beiden immer noch einander sehen und auch noch mehrfach im Spiegel des Kleiderschranks, da er einmal um eine Ecke ging und ein zweiter, kleinerer Teil hinter der Tür stand. "Wenn es nicht so staubig wäre würde ich glatt auf dem Bett rum springen", lachte Johan und Judai sah ihn an. "Das würde ich aber nicht machen wollen", hörten die beiden dann eine weibliche Stimme und sahen sich um, bis eine relativ große rosa Katze hinter dem Bett hervor kam. Sie hatte an ihren Pfoten seitlich noch goldene Schützer und auf ihrer Brust trug sie auch einen goldenen Brustpanzer auf dem ein großer schöner Amethyst prangte. Außerdem waren auch ihre Augen violett, was Johans Meinung nach zu ihrem Kaugummi Fell passte. "Bist du... ein Kristall- Geist?", fragte er dennoch, auch wenn es offensichtlich war. Sie sah in die grünen Augen des Teenagers, den sie seit 13 Jahren nicht gesehen hatte und als diese kurz smaragdgrün aufleuchteten erkannte sie ihn. "Johan", schnurrte sie leicht und ging auf ihn zu. "Ich bin die Amethyst- Katze, falls du das vergessen hast. Wo warst du die ganze Zeit?" Im Gegensatz zu Rubin konnte Amethyst also mit ihm sprechen, aber Amethyst war auch wesentlich größer als Rubin... Wo war Rubin eigentlich? "Seine Mutter hat ihm verboten her zu kommen", antwortete Judai für Johan und Amethyst sah den Brünetten an, wobei sie die Augen verengte. "Du kommst auch mal wieder aus deinem Zimmer gekrochen, Judai?", sie hörte sich verächtlich an, was Johan nicht ganz verstand, da Judai doch gesagt hatte, dass sie Freunde waren. War vielleicht etwas vorgefallen? "Dass du es überhaupt noch wagst aus deinem Zimmer zu kommen!", fauchte die Katze. "Nach dem was passiert ist solltest du am besten da drin bleiben und zwar für immer!" "Was!?", stieß Johan total verwirrt aus, während Judai sich auf seine Lippen biss und seine Hände zu Fäusten ballte. "Was ist denn passiert?" "Das fragst du am besten deinen besten Freund, Johan", erwiderte Amethyst und Johan sah den Brünetten an, der nun ziemlich reuevoll aussah. Sie waren beste Freunde? "Judai?", fragte er vorsichtig, doch er bekam von dem jüngeren keine Antwort mehr. Ehe er sich versah war Judai aus dem Zimmer verschwunden und Johan mit Amethyst allein. Hilfesuchend sah er sie an. "Ich werde dir nichts sagen", sagte sie auf den Blick hin nur, worauf Johan nur erschöpft seufzte. Irgendetwas stimmte doch da mit seinem angeblich besten Freund nicht! "Ich glaube ich gehe nach Hause", sagte er dann und sah Amethyst an. "Willst du vielleicht mitkommen?" Sie schnurrte darauf nur zustimmend. Kapitel 5: Der dritte Kristall- Geist ------------------------------------- Am Dienstag darauf saß Johan mit Amethyst und Rubin in seinem Zimmer und dachte an Judai zurück. Er hatte den Brünetten seit diesem Tag nicht mehr gesehen und fragte sich was denn nun los war. Amethyst schien zwar etwas davon zu wissen, aber sie wollte ihm nach wie vor nichts über diesen Vorfall erzählen. Sie wollte stur, dass er es aus Judai herausquetschte. Doch wie sollte er das machen, wenn dieser ihm aus dem Weg ging? Er seufzte einmal erschöpft, bevor er seinen Kopf an den Fensterrahmen lehnte, da er wieder mal auf dem Fensterbrett saß. "Denkst du schon wieder an Judai?", fragte Amethyst, die neben seinem Bett lag, nachdem sie ihren Kopf gehoben hatte. "Er ist mein bester Freund und ich will wissen was passiert ist", antwortete Johan, ohne sie an zu sehen und schloss seine Augen. "Du machst dir Sorgen", es war keine Frage. "Ich will ihm helfen", meinte Johan so leise, dass nur er es gehört hatte und öffnete seine Augen einen Spalt breit, um zur Villa Yuki sehen zu können. Dort hockte Judai in seinem Zimmer und fraß wohl etwas in sich hinein, das nicht gut für seine Seele war. Und er hatte ja niemanden dem er sich anvertrauen konnte, richtig? Die Kristall- Geister mieden den Brünetten anscheinend aus einem Grund, der Johan nicht klar war, aber den er zu gerne wissen wollte. "Du solltest besser erst mal nach den anderen suchen", unterbrach Amethyst dann seine Gedanken und auch Rubin quietschte. "Sie vermissen dich genauso wie wir es getan haben" Johan lächelte. "Hast ja Recht" Das änderte aber nichts daran, dass er sich Sorgen um seinen braunhaarigen Freund machte. Er seufzte schließlich doch noch mal und schloss seine Augen, um noch ein bisschen vor sich hin dösen zu können. "Johan!", hörte er dann seine Tante von unten und er öffnete ein Auge. "Deine Mutter ist am Telefon!" Als er das hörte fiel dem Blauhaarigen ein, dass er total vergessen hatte bei ihr an zu rufen, da durfte er sich bestimmt wieder was anhören. Er sah noch mal zu Amethyst, die ihm nur zu nickte, bevor er doch recht lustlos aufstand und nach unten ging. "Warum hast du nicht angerufen?", fragte seine Mutter die Frage mit der er gerechnet hatte und seufzte innerlich genervt auf. "Wie geht es dir?" "Mir geht es gut", sagte er dann. "Ich hab es einfach vergessen. Warum rufst du an?" "Wir haben gute Nachrichten für dich, Schatz!", behauptete sie und Johan fragte sich was für "gute" Nachrichten das sein sollten. "Du hast doch übermorgen Geburtstag und dein Vater und ich wollen für diesen Tag nach Sonnheim kommen! Das ist doch eine gute Nachricht für dich!" Johan sah in diesem Moment allerdings so aus, als hätte er den Leibhaftigen gesehen. Das war alles andere als eine gute Nachricht! Nicht nur, dass er total vergessen hatte, dass in zwei Tagen sogar sein 18. Geburtstag war, nein dann wollten auch noch seine Eltern ins Dorf kommen! Das Dorf, das vor Mysterien nur so strotzte und dann waren da noch Amalia und Amelie und er hatte absolut keine Lust auf Familienstreit. "Muss das sein?", versuchte er es doch noch abzuwenden und Amelie neben ihm sah ihn mit erhobener Augenbraue an. "Was? Freust du dich denn gar nicht, wenn wir, deine Eltern mit dir deinen Geburtstag feiern?", fragte seine Mutter und Johan hörte an der Tonlage, dass sie wieder ihre Lippe vorgeschoben hatte und ihren Dackelblick aufgesetzt haben musste. Glück nur hatten Telefone keine Bildschirme... "Außerdem haben wir schon die Tickets gekauft!", behauptete sie mit ihrer weinerlichen Stimme. "Was?", stieß Johan ungewollt aus. "Du willst uns wirklich nicht auf deinem Geburtstag haben? Aber es ist doch dein 18.!", argumentierte sie dann und Johan musste sich geschlagen geben. "Wir sind dann morgen gegen 13 Uhr in Sonnheim", sagte sie noch zu ihrem Sohn, bevor sie einfach auflegte und Johan einem piependen Hörer in der Hand hielt. "Was ist passiert?", wollte Amelie wissen, als Johan auflegte, da es ein altes Schnurtelefon war. "Mama und Papa wollen morgen wegen meinem Geburtstag her kommen", antwortete Johan, der auch daran denken musste, dass er seinen Geburtstag auch nicht mit Judai feiern konnte, aber er musste ihm davon erzählen. "Ja, dein Geburtstag ist ja am elften Juni", sagte auch Amelie. "Das hätte ich mir ja denken können" Sie war nicht besonders begeistert davon, dass ihr Bruder und ihre Schwägerin nach Sonnheim kommen wollten, da Amalia bei festlichen Aktivitäten richtig an ihr klebte und sie wollte den Geburtstag ihres Neffen groß im Dorf feiern. Immerhin hatte er sich ja schnell wieder eingelebt und Freunde gefunden, auch wenn er ein paar Mal sonst wo hin verschwunden war. "Ich hatte eigentlich vorgehabt deinen Geburtstag groß mit dem Dorf zu feiern. Es ist immerhin dein 18. und wir haben sogar einen kleinen Festplatz", sagte Amelie dann. "Wirklich?", fragte Johan überrascht und dachte an all die Dorfbewohner, die er kennengelernt hatte. Alle würden sie da sein, alle, bis auf einer... "Was ist eigentlich damals bei diesem Unfall passiert?", fragte er dann, als er wieder an Judai denken musste. Amelie blinzelte ein paar Mal unverständlich. "Warum fragst du das so plötzlich?" "Weil ich neugierig bin", behauptete er nur. Darauf sah sie traurig von ihrem Neffen ab, was Johan etwas stutzen ließ. Was hatte sie denn auf einmal? "Im Dorf spricht keiner darüber", sagte sie dann und Johans Herz wurde schwer. "Es war so schrecklich..." "Dann weiß das ganze Dorf davon?", fragte er mit seinem rasendem Herzen. Würde sie ihm trotzdem davon erzählen? "Es ist ein unausgesprochenes Tabu darüber zu sprechen", sagte sie dann. "Genau wie seit zwei Jahren das Grundstück zu betreten" "Was? Warum das?", Johan war völlig verwirrt, da er das Grundstück betreten hatte, aber nichts großartig passiert war. "Gut, dir muss ich es ja erzählen, da du ja auch davon wissen musst", sagte sie und seufzte schwer. "Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen" Dort setzten sich die beiden auf das Sofa, bevor Johan etwas auf ihre Erzählung warten musste, da sie wohl mit sich kämpfte. "Es war ein reines Massaker", hauchte sie dann und Johan dachte sein Herz würde stehen bleiben. Ein Massaker? Sie waren umgebracht worden? "A- Aber", stammelte Johan zusammen. "Da war so viel Blut... Sie... starben und der Mörder sitzt seit einem Jahr im Gefängnis...", murmelte sie. "Aber was IST passiert!?", wollte Johan wissen. "Warum mussten sie sterben? Was hatten sie verbrochen?" Sein Herz raste in diesem Moment so furchtbar schnell und irgendwie hatte er auch das Gefühl in irgendetwas herein zu rutschen wovon er keine Ahnung hatte. Und er hatte Angst. Angst, dass er Judai nicht helfen konnte. Sie schüttelte ihren Kopf. "Es war ein Serienmörder, der wahllos Menschen getötet hat. Aber wie er es getan hat..." "Wie?", wollte Johan hartnäckig wissen, obwohl ihm klar war, dass er sie damit quälte. "Er hat sie in Scheiben geschnitten", wimmerte sie schließlich und Johan stockte der Atem. "Er hat sie einfach-" Danach erbrach die Blondine sich vor seinen Augen einfach, da sie wohl daran erinnert wurde. "Amelie!", hörte der Blauhaarige dann die Stimme von Amalia, bevor seine Tante von ihm weg gezogen wurde. "Was hast du getan?" "Das Tabu", sagte er nur und ihre Augen weiteten sich, bevor sie ihre Lebensgefährtin ansah. "Du hast-", begann sie entsetzt. "Nein, es ist Okay", unterbrach Amelie Amalia. "Auch er muss davon wissen" Johan konnte sich nicht mal ansatzweise vorstellen wie schrecklich das gewesen sein musste... Wie blutig. Mit leerem Blick stand er nun im Zimmer, sein Gehirn war wie leer gefegt. Doch dann lief er einfach los und aus dem Haus, er musste unbedingt zu Judai! "Johan!", hörte er noch Amelie. "Wo willst du hin?!" Doch er blieb nicht stehen und lief stur weiter, kämpfte sich durch den Vorgarten der Villa und lief zu Judais Zimmer, wo wie Tage zuvor die Tür verschlossen war. "Judai!", keine Antwort. "Judai, bitte mach die Tür auf! Ich muss mit dir reden!" Sein Herz schlug noch schneller, als vorher schon, als sich weiterhin nichts regte und seufzte schließlich resigniert, bevor er seinen Kopf an die dreckige Tür lehnte. Sein Atem ging noch immer etwas schneller, da er so schnell wie möglich in die Villa gelaufen war, als er noch mal daran dachte wie der Brünette seine Eltern verloren hatte. Sie waren ihm auf ziemlich brutale Weise entrissen worden. "Ich weiß wie deine Eltern gestorben sind", sagte er dann leise und hoffte auf eine Reaktion. Es hing eine furchtbare Spannung in der Luft, während er darauf wartete, dass etwas passierte. Schließlich wurde der Schlüssel im Türschloss herumgedreht und die Tür geöffnet, was Johan so sehr freute wie lange schon nichts mehr. Er sah in das Gesicht seines Freundes, das so aussah als würde er gleich in Tränen ausbrechen. "Wirklich?", fragte er leise nach. "Ja", sagte Johan, sah Judai fest in die braunen Augen. Er sah den Schmerz und die Angst davor allein zu sein und eine gewisse Freude, dass Johan da war, bevor der Brünette aus seinem Zimmer kam und einfach in Johans Arme lief, in denen er sich so geborgen fühlte. "Judai...", entschwendete er, als er die Tränen spürte und legte seine Arme um den etwas kleineren. "Ich bin für dich da..." Eine Weile später saßen die beiden an die Wand gelehnt da, wobei Judais Kopf mit verweinten Augen auf Johans Schulter lag und der Arm des anderen noch immer um ihn lag, doch das störte ihn gar nicht. Sogar Johans Kopf war an seinen gelehnt. "Warum tust du das alles überhaupt für mich?", wollte Judai dann wissen, worauf Johan seinen Kopf hob. "Weil du mein Freund bist", antwortete er einfach mit einem Lächeln. "Und Freunde helfen einander doch. Du würdest doch das gleiche für mich machen, oder?" Judai sah den Blauhaarigen eine kleine Weile an, da ihm diese Worte unglaublich viel bedeuteten, bevor er leicht lächelte. "Ja. Ich würde das gleiche für dich tun", behauptete er dann mit einem unglaublichen Glücksgefühl, es war fast wie Schmetterlinge. Johan lächelte darauf glücklich. "Dann lass uns die anderen Kristall- Geister suchen! Und vergiss was Amethyst gesagt hat" Die Schmetterlinge waren mit einem Mal wie verpufft, als Judai wieder an Amethyst zurück dachte, hatte die Katze doch ein heikles Thema angesprochen. "So lange ich da bin darfst du dein Zimmer verlassen, egal was passiert ist", behauptete Johan und stand auf, bevor er seinem Freund eine Hand hin hielt. Er hatte zwar keine Ahnung was passiert war und wollte auch wissen was zwischen den Kristall- Geistern und Judai vorgefallen war, aber im Moment war es wichtiger den Brünetten aus seinem Schneckenhaus zu bekommen. Judai starrte seinen Freund erst nur an, ihm bedeuteten all die Worte seines Freundes so unglaublich viel, dass er kaum glauben konnte, dass Johan diese wirklich gesagt hatte. Dann ergriff er schließlich die Hand seines blauhaarigen Freundes und ließ sich wieder auf seine Beine ziehen. "Lass uns die Kristall- Geister suchen", sagte er selbst noch, was Johan lächeln ließ. "Ja!", sagte Johan darauf. "Irgendeine Idee wo wir anfangen können?" "Im Garten", sagte Judai dann. "Da ist ein großer Pool" "Ein Swimming Pool?", fragte der ältere überrascht. "Ja", Judai nickte. "Da waren wir oft mit-" "Schon gut", meinte Johan nur, da er sich denken konnte was Judai ihm sagen wollte, als dieser abrupt abbrach. Daher nahm er nur noch Judais Hand und zog ihn mit sich mit, aus dem Haus, in den Garten hinter dem Haus, wo ein wirklich großer Pool lag. "Wow", meinte er nur, als er sah wie ruhig der Pool da lag. An einem großen Baum daneben stand noch ein mehr grauer als weißer runder Gartentisch mit einem Stuhl, wobei beides mit Staub, Dreck und Blättern übersät war. Dann sah er seinen Freund an. "Wollen wir in den Pool?" "W- Was?", stammelte der Brünette und entriss dem anderen seine Hand, die dieser noch hielt. "So können wir uns ein bisschen abkühlen", sprach Johan begeistert, doch Judai sah mit einem Mal nicht mehr so glücklich aus. "Was ist denn?" "Ich kann nicht in den Pool", behauptete Judai dann, ohne Johan in die Augen zu sehen. Dieser drehte sich darauf richtig zu Judai um, der noch immer diesen schwarzen Pullover und die blaue Jeans trug. War ihm denn nicht heiß? "Warum nicht?", fragte Johan dann. "Wegen-", begann der kleinere und sah auf seine Hände. "Wir sind hier komplett unter uns, Judai", behauptete Johan dann. "Uns kann hier keiner aus dem Dorf sehen, sieh dir das hohe Gras an" Er deutete auf das gelbe, hohe Gras und Judai folgte seinem Finger. "Es ist völlig egal wie du aussiehst, niemand außer mir wird es sehen", sprach Johan weiter auf ihn ein. "Okay", sagte Judai schließlich und zog sich seine Jeans und den Pullover aus, während auch Johan sich bis auf die Unterwäsche auszog. Zum Vorschein kam eine hellblaue Shorts und ein weißes Hemd, doch das interessierte Johan nicht wirklich. Als er all die Blutergüsse und auch Narben sah fehlten ihm glatt die Worte. Das hatte der Brünette also mit der langen Hose und dem Pullover verdecken wollen! Aber ansonsten sah er doch ganz gut aus. Bedrückt mied der jüngere seinen Blick, was Johan sagte, dass er nicht darüber sprechen wollte, auch wenn es Fragen aufwarf. Daher griff Johan einfach nach einer Hand seines Freundes und zog ihn weiter zum Pool, bevor er ihn dort zu erst hinein stieß und sich dann auch hinein fallen ließ. Wie erwartet war der Pool nicht besonders tief, sodass beide noch gut darin stehen konnten, als sie wieder auftauchten. Das Wasser war nur trotz der Wärme ganz schön kalt! "Was sollte das?", fragte Judai den Blauhaarigen beleidigt, da er dadurch seine Wunden so gut wie vergessen hatte. "Du hast so ein doofes Gesicht gemacht, ich dachte ich könnte das mit Wasser wieder weg wischen", lachte Johan und grinste den kleineren an. "Was!?", rief Judai und warf sich auf seinen Freund, sodass sie beide untergingen. Die Rangeleien der beiden hielten eine ganze Weile an, bis Johan der Meinung war eine Schildkröte im Pool zu sehen und schüttelte seinen Kopf. In Swimming Pools lebten doch keine Schildkröten! Doch dann- "Bist du das, Johan?", fragte die Schildkröte und Johan wurde bewusst, dass sie ein Kristall- Geist war. Auch Judai sah zu dem Geist, schluckte aber nur. "Ja, ich bin es", sagte Johan auf die Frage der ziemlich großen Schildkröte, die einen Smaragd auf ihrem Panzer trug. "Und du musst demnach..." "Smaragd- Schildkröte", sagte die Schildkröte. "Hast du uns etwa vergessen?" "Vieles, Ja", gab Johan zu. "Aber deshalb versuche ich euch irgendwie auf zu suchen" Die Schildkröte lächelte. "Wie schön" Dann trafen sich ihre Blicke und Judai verengte leicht seine Augen, als Johans leicht aufleuchteten. Das war bei Amethyst doch auch schon gewesen... Dann fiel der Schildkröte auch die Anwesenheit von Judai auf. "Und wer hat dir erlaubt hier zu sein?", fragte er dann. "Das war ich", zog Johan darauf Smaragds Aufmerksamkeit auf sich. "Er ist mein Freund und egal was passiert ist, er hat das Recht sein Zimmer zu verlassen" Judai biss sich währenddessen wieder auf seine Lippen, als ob er ein schlechtes Gewissen hatte. Was er wohl wichtiges vor Johan verbarg? "Wenn du dir da sicher bist", meinte die Schildkröte noch, was Johan etwas stutzen ließ. Warum waren sie alle nur so extrem gegen ihn? "Ja, denn Judai ist mein Freund", sagte Johan drauf wieder. "Mein bester Freund" "N- Na gut", murmelte Smaragd noch und wich etwas in seinen Panzer zurück. Judai sah dabei den Blauhaarigen kurz an, bevor er den Blick wieder abwendete. Warum nur tat er das alles für ihn? Etwa, weil er noch immer fest an ihre Freundschaft glaubte? Dabei war er es gar nicht mehr wert mit ihm befreundet sein zu wollen... "Judai!", holte Johan ihn dann aus seinen Gedanken und er sah auf, bevor er einen Schwall Wasser ins Gesicht bekam. Johan musste bei dem Gesicht von Judai herzlich lachen, bevor der andere sich wie zuvor auf ihn warf und die beiden untergingen. Nachdem sie wieder aufgetaucht waren spritzten sie sich noch eine Weile gegenseitig mit Wasser voll bis sie vor Erschöpfung aufhören mussten und bemerkten, dass die Sonne schon sehr tief hing. "Es ist schon spät", sagte Johan leise, als sie am Beckenrand nebeneinander saßen und zum Himmel aufsahen. Judai sah seinen Freund von der Seite her an und sah, dass dem Blauhaarigen etwas auf der Seele lastete. "Meine Eltern kommen morgen ins Dorf", sagte er dann leise, da er wusste, dass er in der Zeit nicht in die Villa kommen konnte. "Deine Eltern?", fragte Judai nach. "Ja, ich hab doch übermorgen Geburtstag", meinte Johan nur, wobei Judai ein bisschen brauchte, bis ihm richtig bewusst wurde was sein Freund gesagt hatte. "Geburtstag?", fragte er dann. "Ja, mein 18.", erwiderte Johan leicht verschmitzt. "Was ist mit dir?" "Ich bin 16", meinte der Brünette darauf und bewegte seine Beine leicht auf und ab. "Mein Geburtstag ist am 31. August" "Dann hast du ja noch!", stellte Johan glücklich fest. "Ja...", sagte Judai leise, als ob es ihm unangenehm wäre. "Das braucht dir gar nicht unangenehm zu sein!", meinte Johan lachend und legte einen Arm um die Schultern des Brünetten. "Es ist doch schön Geburtstag zu haben!" Judai sagte darauf nichts, da er in seinen 16 Jahren bisher nicht einen seiner Geburtstage mit Johan verbracht hatte, da dieser zu diesem Zeitpunkt immer schon wieder zu Hause gewesen war. Aber sie hatten Johans Geburtstag am 11. Juni immer zusammen verbracht. Daran konnte er sich noch erinnern, weswegen für ihn diese Tage auch fast wie Geburtstage vorgekommen waren. Sie waren so viel schöner gewesen als seine eigenen Geburtstage... "So lange meine Eltern hier sind werde ich wohl nicht her kommen können", sagte Johan dann bedrückt, was auch Judai einen Stich gab. Schließlich wussten sie nicht wie lange Johans Eltern im Dorf bleiben wollten und sie hatten heute so viel Spaß zusammen gehabt... "Also werden wir uns eine Weile lang nicht sehen?" fragte Judai noch mal nach. Der ältere schüttelte darauf den Kopf. "Aber wenn sie weg sind werde ich wieder kommen" "Hoffentlich bleiben sie nicht zu lange", murmelte Judai darauf. "Was!?" Als Johan etwas auf seine Worte hin sagte sah Judai ihn etwas verwirrt an, bis ihm bewusst wurde, dass er diesen Satz laut ausgesprochen hatte. "Ähm, nichts", wandte Judai den Kopf ab und spürte wie seine Wangen rot aufbrannten, war ihm das doch recht peinlich. Johan starrte seinen Freund darauf eine Weile an, der sich wirklich zu genieren schien, bevor er lächelte. "Ja, ich will dich auch so schnell wie möglich wieder sehen!", behauptete er dann. "Du bist immerhin mein bester Freund!" Judai drehte sich darauf wieder zu ihm um und sah ihm mit noch immer recht roten Wangen ins Gesicht. "Ja, beste Freunde" Danach zogen die zwei sich wieder an, wobei sie unter Schmerzen feststellen mussten, dass sie beide einen sehr starken Sonnenbrand bekommen hatten. Das versprach eine harte Nacht zu werden. "Ich würde mich trotz allem freuen, wenn du ab heute vielleicht mal was anderes trägst als diesen Pulli", sagte Johan noch zu dem Brünetten. "In dem Ding stirbst du doch noch" Judai sah darauf nur auf seinen schwarzen Pullover in seinen Händen und dachte daran am nächsten Tag wirklich mal ein Shirt an zu ziehen. "Okay", sagte er dann, worauf Johan nur lächelte. "Dann sehen wir uns in ein paar Tagen wieder, ja?", meinte Johan noch und lächelte seinen besten Freund an, der das Lächeln leicht erwiderte und nickte, bevor der Blauhaarige schließlich nach Hause ging und sich dort nur noch auf das Bett fallen ließ und vor Erschöpfung sofort eingeschlafen war. "Johan!", hörte er am nächsten Morgen dumpf die Stimme seiner Tante. "Johan, wach auf!" Er grummelte noch mal und drehte sich auf die andere Seite, da der Blauhaarige nichts davon hielt, wenn man ihn weckte. "Johan!?", Amelie stand neben dem Bett ihres Neffen und konnte nicht glauben, dass er immer noch schlief. Doch dann sah sie den Sonnenbrand auf den Armen und dem Rücken des Blauhaarigen und fragte sich was der Teenager am Tag zuvor noch gemacht hatte, dass er um diese Zeit mit Sonnenbrand im Bett lag. Immerhin war es schon halb zwölf und seine Eltern konnten auch bald hier sein. Doch dann griff sie einfach nach der Decke des Blauhaarigen und zog sie ihm eiskalt vom Leib. Die Decke landete auf dem Boden, doch Johan schien das nicht sonderlich zu interessieren. Amelie allerdings störte es, dass ihr Neffe nicht reagierte und dass er in dieser Nacht halbnackt geschlafen hatte, da er seine Schlafkleidung nicht trug, die auf der anderen Seite neben dem Bett lag. "Johan!", rief sie noch einmal und griff nach ihm, was ihm wegen dem Sonnenbrand einen schrecklichen Stich verpasste. Er zuckte vor Schmerzen richtig zusammen und schlug ihre Hand weg. "Johan, deine Eltern sind bald hier", sagte Amelie dann und Johan öffnete schließlich etwas seine Augen. "Und ich möchte, dass du vorher wenigstens was gegessen hast" Johan allerdings würde es bevorzugen am liebsten im Bett zu bleiben und das den ganzen Tag, da er sich irgendwie müde und träge fühlte. Ob das an dem Sonnenbrand lag? Stumm blickte er zur Villa Yuki rüber und fragte sich, ob es Judai im Moment genauso ging wie ihm. Dann blickte er noch mal zu Amethyst, Smaragd und Rubin, die sich auch im Zimmer befanden, da sie nach so langer Zeit wohl mehr Zeit mit ihm verbringen wollten. Schließlich schälte er sich seiner Tante zu liebe aus dem Bett und warf noch einen kurzen Blick zu den Kristall- Geistern. Die hatten es gut, die brauchten solche Qualen nicht zu durchleiden. Sie brauchten nicht mal Essen und Trinken oder schlafen, da sie ja Geister waren. Dann gingen Amelie und er schließlich nach unten, wo er nur noch eine Schüssel Corn Flakes zum Frühstück bekam, bevor er beschloss sich duschen zu gehen. "Ich werde dich nachher aber trotzdem mal mit Sonnenmilch eincremen, nicht dass dein Sonnenbrand noch schlimmer wird!", rief Amelie Johan noch hinterher, was diesen aufseufzen ließ. "Sie macht sich halt Sorgen um dich", sagte Amethyst, als er am Bad ankam und die Katze dort vorfand. "Ja", er lächelte leicht. "Die Erwachsenen eben" "So sind nicht nur die Erwachsenen, Johan", meinte Amethyst ernst. "Wie meinst du das?", fragte er sie verwirrt, da er nicht ganz verstand worauf sie hinaus wollte. "Das wirst du schon noch heraus finden", erwiderte sie nur und ging in sein Zimmer zurück. Er stand noch eine kleine Weile vor dem Badezimmer und fragte sich was Amethyst damit gemeint haben könnte, bevor er ins Bad ging, da er keine Ahnung hatte. Nachdem er sich auch angezogen hatte ging er wieder zu seinen Tanten, da Amelie ihn ja unbedingt noch mit Sonnenmilch eincremen wollte. "Wo hast du eigentlich diesen Sonnenbrand her?", fragte die Blondine, als sie im Wohnzimmer dabei war den Blauhaarigen ein zu cremen. "Ich war gestern wohl noch zu lange in der Sonne", sagte Johan knapp und dachte an den Pool zurück, der so lag, dass die Sonne auf sie scheinen konnte. Sie konnten vom Glück reden keinen Sonnenstich bekommen zu haben... Amelie sah ihn allerdings nur skeptisch an, da ihr diese Information zu wenig war. "Wo warst du denn noch?", wollte sie von ihrem Neffen wissen und drehte ihn zu sich herum, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. "Im Dorf", behauptete er und sah ihr in die Augen, da es ja im eigentlichen Sinne stimmte, oder? "Niemand hat dich gesehen und das Fahrrad hast du auch nicht mitgenommen", sagte sie darauf. "Lügst du mich etwa an?" Er sah ihr darauf nur stumm in die Augen, worauf sie wieder das Gefühl hatte, dass seine grünen Augen wie Edelsteine funkelten, nur schien es dieses Mal stärker zu sein. Ihr stockte der Atem, als ihr ein unangenehmer Gedanke kam, den sie allerdings wieder verwarf. Das konnte nicht sein, nicht Johan. In diesem Moment klingelte es allerdings an der Tür, sodass Amelie nicht weiter darüber nachdenken konnte und zur Tür ging, um ihrem Bruder und ihrer Schwägerin die Tür zu öffnen. "Frank! Marlene!", heuchelte sie sich zu freuen sie zu sehen, dabei hätte sie die beiden am liebsten wieder weggeschickt. Aber sie waren Johans Eltern und gehörten zur Familie. "Hallo Amelie", der dicke blauhaarige Mann vor ihr schien nicht besonders begeistert seine Schwester zu sehen, da Amalia sie vom Bahnhof abgeholt hatte. "Wo ist Johan?", unterbrach die rothaarige Frau neben Frank die zwei und Amelie wurde bewusst, dass sie gar nicht Marlene war, worauf sie die Augen leicht verengte. "Im Wohnzimmer", antwortete sie der fremden Frau, die sogar ein bisschen zu viel auf den Hüften hatte und eine riesige Oberweite hatte, bevor diese zu Johan ins Wohnzimmer lief. "Du hast dich nicht ein Stück verändert", behauptete Frank kalt, als Amelie ihm in die blauen Augen sah. "Wo ist Marlene?", fragte sie ihn, da diese ganz anders war als die Frau im Wohnzimmer. Marlene war eine schöne, kluge und selbstbewusste Frau mit schönen grünen Augen wie Johan wie hatte und leicht gelockten braunen Haaren. Sie war auch diejenige gewesen, die Johan immer ins Dorf geschickt hatte. "Sie ist tot", sagte Frank und klang recht beiläufig, was Amelie total schockierte, da sie bis heute nichts davon gewusst hatte. "Aber Johan weiß nichts davon" "Was? Das ist nicht dein Ernst!", rief die Blondine entsetzt. "Du hast deinem eigenen Sohn nicht gesagt, dass seine Mutter gestorben ist!?" "Er war erst fünf Jahre alt", erwiderte ihr Bruder und ihr wurde klar warum Johan all die Jahre nicht gekommen war. Marlene war gestorben. Und die neue Mutter ließ sich wohl zu sehr von Frank beeinflussen. "Warum sollte er jetzt so plötzlich wieder her kommen?", fragte Amelie ihren Bruder noch. "Weil es sein 18. Geburtstag ist", war seine Antwort. "Er sollte seine Tante noch ein letztes Mal sehen" Kapitel 6: Ein ruinierter Geburtstag ------------------------------------ Als Johan am Morgen darauf, seinem Geburtstag die Augen öffnete fand er sich nicht in dem Bett wieder, in dem er auch die Tage zuvor schon geschlafen hatte, sondern auf dem ausgeklappten Sofa im Wohnzimmer. Mit auf dem Sofa lagen auch Amethyst und Rubin, sodass er in dem doch so kalten Raum nicht so allein war und er war zum ersten Mal richtig glücklich, dass nur er die drei Geister sehen konnte, da Smaragd neben dem Bett lag. Seine Eltern hatten am Tag zuvor noch das Gästezimmer für sich beansprucht, sodass Johan im Wohnzimmer schlafen musste solange die beiden da waren. So konnte er nicht mal zu Judai rüber gucken. "Happy Birthday, Johan!", rief dann mit einem Mal die Stimme seiner Tante, sodass er fast vom Sofa gefallen wäre und auch Amethyst, Rubin und Smaragd sahen auf. "Hast du gut geschlafen?" "Es ging", meinte er und setzte sich auf, um sich an die Lehne des Sofas lehnen zu können. "Tut mir leid, Johan", sagte Amelie dann und setzte sich zu ihm auf das Sofa. "Ich habe auch gedacht, dass du im Zimmer bleiben kannst" "Aber so sind sie", sagte Johan, während Rubin auf seine Schulter sprang. "Ja", sagte Amelie nur und dachte an die Worte von Frank am Vortag zurück. Die andere Frau hieß Virginia und war ziemlich um ihren Stiefsohn besorgt, für Amelies Geschmack ein bisschen zu sehr. Der Junge brauchte doch auch seinen Freiraum! "Hier, dein Geschenk", meinte Amelie dann und holte ein Geschenk hervor. "Es ist von Amalia und mir. Noch mal alles Gute zum Geburtstag, Johan" Der Blauhaarige nahm der Blondine das kleine Paket ab, das mit einem hellen Papier verpackt worden war und eine grüne Schleife hatte. "Danke", sagte er als erstes, bevor er begann Amelies Geschenk aus zu packen. In dem Geschenk befand sich eine kleine Schachtel, die schön verziert worden war und oben auf war etwas mit arabischer Schrift geschrieben worden. "Was ist das?", fragte er seine Tante verwirrt, da er mit dieser Schachtel recht wenig anfangen konnte. "Eine Geheimnis- Box", antwortete Amelie. "Nur leider kann man sie nicht öffnen" "Was? Warum nicht?", wollte Johan wissen und sah in dieser Geheimnis- Box keinen sehr großen Nutzen. "Sie lässt sich nur von ganz bestimmten Leuten öffnen", meinte Amelie gelassen. "Woher willst du wissen, dass ich einer dieser bestimmten Menschen bin?", fragte er neugierig. "Ich weiß es nicht. Du selbst wirst herausfinden müssen, ob du zu den Auserwählten gehörst oder nicht", meinte Amelie, als auch Frank und Virginia dazu kamen. "Danke", murmelte er noch mal, bevor seine Eltern vor ihm stehen blieben. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!", rief seine Mutter und fiel ihm an den Hals, während Frank nur nickte. "Hast du auch gut geschlafen?" "Ja", sagte Johan mit einem bösen Blick zu seinem Vater. "Wie schön!", meinte Virginia und drückte Johan noch mal. "Ich hoffe du bist uns nicht böse, dass wir jetzt die Zeit über in deinem Zimmer schlafen" "Nein", log Johan, da er eigentlich in sein Zimmer zurück wollte. Von dort konnte er immerhin zu Judai blicken und den Brünetten sogar sehen, wenn er Glück hatte. Seine Mutter lächelte auf seine Antwort hin, bevor sie ein Geschenk und einen Briefumschlag hervor holte. "Hier ist dann dein Geschenk, alles Gute", lächelte sie noch, als sie es ihm in die Hände drückte. "Danke", erwiderte Johan, es war fast wie eine jährliche Routine für ihn. Unter dem Geschenkpapier des Geschenks seiner Mutter kam ein Buch zum Vorschein, was ihn nicht überraschte, da sie ihm jedes Jahr Bücher schenkte und in dem Umschlag befand sich eine Karte von seinem Großvater mit ein bisschen Geld. Natürlich wurden weder Amalia noch Amelie mit irgendeiner Silbe erwähnt, denn die zwei waren ja bei seinen Eltern nicht willkommen. "Von mir bekommst du später auch noch ein Geschenk", meinte Frank und zwinkerte seinem Sohn zu. Dieser sagte darauf nichts und fragte sich wirklich was sein Vater denn nun vor hatte. Wahrscheinlich nichts gutes, da sein Vater der Meinung war Johan sollte langsam mal eine Freundin bekommen oder noch besser gleich heiraten! Schließlich stand Johan mit Rubin auf der Schulter auf und ging noch immer müde in die Küche, wo er Amalia am Frühstückstisch vorfand. "Morgen", grüßte er die Brünette. "Morgen", grüßte sie hinter ihrer Zeitung, während er sich setzte und der Rest der Familie eintraf. "Herzlichen Glückwunsch", sagte sie noch, als Frank sich neben Johan setzte. "Danke", bedankte er sich und sein Vater schien entsetzt, dass er mit diesem... etwas sprach. Johan ignorierte seinen Vater allerdings, da er sich von diesem seinen Geburtstag nicht ruinieren lassen wollte und begann zu essen. Es war wie ein ganz normaler Morgen bei Amalia, Amelie und Johan, da sie wie normale Menschen miteinander umgingen. Frank und Virginia versuchten Amelie und besonders Amalia aus dem Weg zu gehen, wobei Frank mal nicht über sie herzog, da er ja nicht zu Hause war. Nach dem Essen saß Johan mit Amethyst, Rubin und Smaragd im Wohnzimmer auf dem noch immer ausgeklappten Sofa und hoffte, dass wenigstens der Rest des Tages Okay sein würde. Aber da er den mit Rei und Kenzan verbringen würde sah er dem optimistisch entgegen. "Deine Eltern machen mir Angst, Johan", sagte Smaragd jetzt und Johan sah zu der Schildkröte, die in ihrem Panzer verschwunden war. Er lächelte schwach. "Ja, nicht wahr?" "Bii", quietschte Rubin und schmiegte sich an ihn. "Ich finde sie verbreiten ein furchtbar schlechtes Karma", meinte Amethyst mit Blick zu Johans Vater im Garten. "Miau?", wurden sie schließlich von Pharaoh unterbrochen, der durch die offene Gartentür gekommen sein musste. "Hallo Pharaoh", grüßte Johan den dicken Kater und hob ihn auf seinen Schoß. "Willst du mir auch zum Geburtstag gratulieren?" "Miau", machte der Kater nur was Johan als ein Ja nahm und begann das Tier zu streicheln. Dabei bemerkte er einen Zettel unter dem Halsband Pharaohs und zog ihn hervor. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!", las Johan vor und musste lächeln, da diese Botschaft bestimmt von Judai kam, der ihm irgendwie zum Geburtstag gratulieren wollte. "Ich wünschte, ich könnte bei dir sein" "Johan, ziehst du dich dann an? Die Feier auf diesem Festplatz soll bald anfangen", holte seine Mutter ihn aus seinen Gedanken und er packte den Zettel weg, bevor sie ihn sehen konnte. Dabei sah sie allerdings Pharaoh bei dem Blauhaarigen auf dem Sofa und bekam einen halben Anfall. "Wo kommt denn dieses Flöhe verscheuchte Tier her?", wollte sie wissen. "Sein Name ist Pharaoh", sagte Johan ernst. "Und er hat keine Flöhe und krank ist er auch nicht" "Ph- Pharaoh?", stammelte sie. "Ja. Und wenn du mich entschuldigst, ich muss mich anziehen", sagte er darauf und ging mit dem Kater im Arm Richtung Bad. Nachdem er gewaschen und angezogen war gingen sie schließlich ins Dorf, wo am Dorfplatz schon viele Leute auf das Geburtstagskind warteten. "Da ist er!", rief Rei, als sie ihn sah und lief auf den Blauhaarigen zu. "Alles Gute zu deinem 18. Geburtstag! Es ist so toll, dass du ihn hier in Sonnheim feierst, Johan!" "Danke, Rei", bedankte Johan sich bei ihr leicht verschmitzt, was natürlich sein Vater beobachtete. "Sorry", kam dann Kenzan dazu. "Sie ist ein bisschen aufgedreht, da sie ein klein bisschen Fan ist. Aber auch von mir herzlichen Glückwunsch, man" "Danke", erwiderte Johan und ergriff die Hand, die der Schwarzhaarige ihm hin hielt. Diverse Glückwünsche und Händeschütteln später kam er schließlich zu Asuka, die ihn freundlich anlächelte und neben der ein Junge stand, den er noch nicht kannte. Er hatte etwas längere, recht dunkle blau- grüne Haare und graue Augen, wobei er einen recht ernsten Blick aufgesetzt hatte. Er war auch größer als die Blondine, was ihm wegen des Blicks eine gewisse Autorität gab. Ob das dieser Ryo war, von dem sie erzählt hatte? Aber hatte die Blondine nicht gesagt er käme erst nächsten Monat zurück? Dann fiel Johan neben dem Fremden auch der kleine Sho auf, was das wohl wieder zu bedeuten hatte? "Herzlichen Glückwunsch, Johan", meinte Asuka, als er vor den dreien zum stehen kam. "Danke" "Darf ich dir Ryo Marufuji vorstellen?", fragte sie dann und Johans Blick fiel auf Sho. "Sho ist übrigens sein kleiner Bruder" "Ah" "Aber er wird nie auf das Niveau der Familie Marufuji kommen, wenn er so unsicher bleibt wie jetzt", behauptete Ryo kalt und Sho fuhr leicht zusammen. Johan gefiel nicht wirklich wie Ryo mit seinem Bruder umgegangen war, aber er sagte nichts. Vielleicht war er so zu seinem Ruf gekommen. "Hattest du nicht gesagt er kommt erst einen Monat später zurück?", fragte er stattdessen Asuka, die darauf einen Blick von Ryo bekam. "Schon, aber da er so gut war durfte er ein paar Wochen früher zurück", antwortete sie glücklich. "Er weiß davon?", fragte Ryo dann monoton. "Ja, aber er ist der einzige und wird uns bestimmt nicht verraten", meinte Asuka und sah ihren Freund an. Sho schien es wohl auch zu wissen, da er der kleine Bruder war. "Wenn doch wird es Probleme geben", behauptete Ryo noch. "Ich werde schon nichts sagen, ich habe es Asuka versprochen", sagte Johan darauf mit einem verschmitzten Lächeln. "Johan!", rief seine Tante nun nach ihm. "Wir haben hier noch was für dich!" "Okay, bis später", verabschiedete er sich und lief schließlich zu Amelie. "Was ist denn?", fragte er, als er bei ihr und Amalia ankam. "Schau selbst", antwortete sie und deutete auf den Mann vor ihnen. Vor ihnen stand dieser dunkelhäutige, schwarzhaarige Mann mit den gelben Augen, der sowas wie Fackeln bei sich hatte. "Fackeln?", fragte Johan verwirrt, bis Feuer ins Spiel kam und seine Show begann. "Er ist Feuerakrobat", sagte Amelie neben ihm, während der andere sein bestes gab. "Das ist O'Briens Feuershow, die man nur in Sonnheim sehen kann" "Wow", meinte Johan, als O'Brien sogar Feuer spuckte. Sowas hatte er noch nie gesehen. Schließlich wurde O'Brien fertig und Jim trat an dessen Stelle, was Johan leicht schlucken ließ, als er an Judais Worte dachte. Doch der Einäugige grinste nur und warf irgendetwas in die Luft, bis plötzlich dutzende von Schmetterlingen durch die Luft flatterten. Sie landeten auf Jims Armen, verharrten dort eine kleine Weile und verschwanden dann mit einem Plopp, was wirklich an Magie grenzen musste. "Jims Schmetterlingsmagie", sagte Amelie noch, was Johan nur am Rande mitbekam. "Wow!", rief er aus. "Das ist der wohl schönste Geburtstag überhaupt!" Seine Eltern hatte der Blauhaarige schon so gut wie vergessen, nach allem was er gesehen hatte. "Dann wird dir mein Geschenk bestimmt auch gefallen, mein Sohn", unterbrach sein Vater Johans Hochgefühl und er sah zu seinem Vater, der auch ein Lächeln aufgesetzt hatte. Amelie dagegen sah in dem Lächeln nichts Gutes, nach allem was er seinem Sohn schon angetan hatte. Er hatte Johan nicht gesagt, dass seine Mutter gestorben war und hatte sie einfach durch eine einfältige, zu besorgte Frau ersetzt, die Johan sogar auf die Nerven ging. Amelie konnte es immer noch nicht ganz glauben. Und sie konnte es Johan nicht mal sagen, da Frank damit gedroht hatte den Jungen wieder mit nach Meringen zu nehmen. "Hier ist dein Geschenk", sagte sein Vater schließlich und drückte dem Blauhaarigen einen großen, braunen Briefumschlag in die Hände. Verwirrt sah Johan von dem Umschlag zu seinem Vater und wieder zurück, da er mit etwas anderem gerechnet hatte. "Öffne ihn", sagte Frank nur lächelnd, was Amelie ein wirklich schlechtes Gefühl gab und Johan hob auch eine Augenbraue. Was konnte nur so tolles in diesem Umschlag sein? Langsam öffnete er den Umschlag und holte neugierig die Papiere heraus, die darin waren. Es schienen wichtige Papiere zu sein und so wie sie sich anfühlten waren sie wohl auch schon etwas älter. Johan überflog alles nur einmal, bis ihm der Atem stockte. "Was ist denn?", fragte Amelie neben ihm unsicher und auch Amalia kam dazu. "Das... Das sind Verlobungspapiere*", stammelte der 18- jährige und auch seinen Tanten stockte der Atem. Hektisch suchte er nach einem Datum, wann das alles ausgestellt worden war und sah, dass er zu dem Zeitpunkt erst fünf Jahre alt gewesen war und noch kein Mitspracherecht gehabt hatte. Sein Vater hatte ihn einfach so verlobt! "Mit wem?", fragte seine Tante heiser. "Mit Asuka", las er von einem der Blätter ab. "Mit Asuka Tenjoin" "Wie ich gesehen habe verstehst du dich auch ganz gut mit ihr", warf Frank ein. "Ja, als Freund", rief Johan, der diese Papiere am liebsten in tausend kleine Fetzen gerissen hätte. "Wir sind Freunde! Außerdem-" Er hielt inne, als er daran dachte, dass der Freund der Blondine deren Beziehung für sich behalten wollte. "Außerdem habe ich eine Beziehung", setzte Asuka Johans Satz fort, die alles mitbekommen hatte, da sie nicht gerade leise waren. Johan sah sie überrascht an, da er nicht damit gerechnet hatte, dass sie ihm helfen würde. "Und zwar mit Ryo Marufuji", offenbarte sie die Beziehung, worauf alle still waren. "Diese Papiere sind vor etwas mehr als zwölf Jahren ausgestellt worden", sagte Frank darauf. "Deine Eltern waren auch damit einverstanden, Asuka. Ihr werdet also heiraten, sobald diese Sommerferien vorbei sind. Außerdem wirst du zu uns nach Meringen ziehen, junges Fräulein" "Nein!", widersprach die Blondine. "Ich werde hier bleiben, Sie werden schon sehen, Herr Andersen!" "Hmpf!", gab dieser nur von sich und verließ schließlich mit seiner Frau den Festplatz. Darauf sah Johan entschuldigend zu Asuka. "Entschuldige, jetzt musstest du euch verraten", sagte er bedrückt. "Ist schon Okay", meinte sie. "Ich müsste mich entschuldigen. Dein Geburtstag ist jetzt wohl ruiniert" "Anscheinend", sagte auch Johan, der jetzt nur noch zu Judai wollte, da er dort auch seine Ruhe vor ihnen allen hatte. Asuka wurde gleich von den anderen Dorfbewohnern ausgefragt, ob es stimmte, dass sie mit Ryo zusammen war, wobei Johan die Blicke von Manjoume und Ryo auffielen. Manjoume wirkte nicht nur entsetzt über diese Nachricht, er sah auch irgendwie so aus als würde er gleich anfangen zu weinen, auch wenn sein Blick grimmig war. Ryo dagegen hatte die Arme verschränkt und sah alles andere als glücklich aus, dass Asuka von ihrer Beziehung erzählt hatte. "Ich glaube ich gehe lieber nach Hause", behauptete Johan, nachdem er leicht geseufzt hatte. Eigentlich wollte der Blauhaarige ja gar nicht nach Hause, sondern zu Judai und diesem alles erzählen, zudem lag die Villa Yuki ja auf dem Weg. "Du willst nach Hause?", fragte Amelie skeptisch, die nicht glauben wollte, dass Johan dort hin wollte wo auch Frank war. "Ja", erwiderte Johan auf Amelies Frage und machte sich schon auf den Weg zur Villa Yuki. Amelie sah ihrem Neffen noch skeptisch hinterher, da sie ihm nicht ganz Glauben schenken konnte und doch mehr gedacht hatte Johan würde auf der Feier bleiben. Schließlich folgte sie Johan einfach, da sie dieses komische Gefühl in ihrem Magen nicht los wurde und fing ihn noch vor der Villa Yuki ab. "Johan!", rief sie und er hielt inne, da er gerade das Grundstück betreten wollte. "Du bist mir gefolgt?", fragte er überrascht sie zu sehen und auch ein bisschen enttäuscht. Traute sie ihm denn nicht? "Ja, weil ich mir Sorgen gemacht habe", antwortete Amelie. "Außerdem weißt du doch, dass es verboten ist dieses Grundstück zu betreten!" "Ja, aber es hält mich dennoch nicht auf es trotzdem zu tun", erwiderte Johan ruhig, als auch Pharaoh dazu kam und einmal maunzte. "Mein Vater hat meinen Geburtstag ruiniert und dieses Haus hilft mir das alles zu verkraften" "Du bist schon öfter dort gewesen", stellte Amelie fest, als auch Amalia dazu kam und Johan der Blondine in die Augen sah. Seine grünen Augen funkelten wieder wie Edelsteine, bis er sich von den beiden Frauen abwandte. "Ihr könnt euch bei Papa bedanken, falls ich nicht wieder kommen sollte", sagte er noch leise, bevor er schließlich, ohne auf weitere Worte seiner Tanten zu achten das Grundstück betrat. Kapitel 7: Kristall- Geist Topaz- Tiger --------------------------------------- Als Johan bei Judais Zimmer ankam musste er feststellen, dass das Zimmer des Brünetten leer war und musste schwer seufzen. Wo der Brünette wohl war? Sonst war er doch auch immer in seinem Zimmer gewesen, wenn Johan zu Besuch gekommen war. Er sah sich stumm in dem Zimmer um, das wirklich unordentlich war, bis er beschloss sich auf das Fensterbrett des offenen Fensters zu setzen. Kaum dass er auf dem Fensterbrett saß schloss er erschöpft seine Augen und lehnte seinen Kopf an den Rahmen hinter sich. Es war irgendwie befreiend für den Blauhaarigen dort zu sitzen und in die Stille hinein zu horchen. Und doch wanderten seine Gedanken immer wieder zu der Geburtstagsfeier, die so schön begonnen hatte... Die Show von O'Brien war atemberaubend gewesen und auch das von Jim war toll gewesen... Doch dann war sein Vater mit dieser Verlobung gekommen und hatte alles kaputt gemacht. Wie er seinen Vater für diese Tat verachtete. Er wollte diese Hochzeit gar nicht und jetzt wurden Asuka und er dazu gezwungen, weil es vor Jahren so ausgemacht worden war. Und das auch noch schriftlich! Sein Vater musste nicht mehr alle Latten am Zaun haben. "Johan?", durchbrach Judais überraschte Stimme seine trüben Gedanken und Johan schreckte hoch. "Was machst du denn hier?" Der Brünette war in diesem Moment ins Zimmer gekommen, der nicht mit Johan gerechnet hatte und war abrupt stehen geblieben, als er den Blauhaarigen auf dem Fensterbrett gesehen hatte. Doch Johan sah seinen Freund nur kurz an, wobei dieser sofort bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Es musste etwas auf der Geburtstagsfeier passiert sein. Langsam und leise ging er auf Johan zu und setzte sich zu ihm auf das Fensterbrett, bevor er Johan stumm ansah. "Was ist passiert?", fragte er dann und zog den Blick Johans auf sich. "Mein Vater", begann der Blauhaarige und Judai schluckte leise. "Er verlangt von mir, dass ich noch dieses Jahr heirate" Judai stockte darauf der Atem, da Johan ja erst 18 geworden war, wobei auch sein Herz sich leicht zusammen zog. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass sein Freund dieses Jahr noch irgendein Mädchen heiraten sollte, es hatte einen ekligen Beigeschmack. "Eine arrangierte Hochzeit?", fragte er dennoch, während das Ziehen an seinem Herzen etwas stärker wurde. "Ja, seit zwölf Jahren soll ich schon verlobt sein", erwiderte Johan und sah in Judais braune Augen, die einen so unglaublichen Effekt auf ihn hatten. "Seit- zwölf Jahren? Mit wem?", fragte Judai geschockt. "Asuka", antwortete Johan knapp, was dem Brünetten nicht wirklich gefallen wollte. Wenn Johan wirklich noch dieses Jahr die Blondine heiraten würde, würde Judai den Blauhaarigen wohl nie wieder sehen und nach allem was passiert war konnte Judai das einfach nicht ertragen, geschweige denn hin nehmen. Aber was konnte er schon tun? Er war immerhin derjenige, der für tot gehalten wurde und auch an dieses Haus gebunden war. Spätestens, wenn Johan wieder zurück nach Hause fuhr würde er wohl wieder ganz allein in diesem riesigen Haus sein. "Darf ich heute Nacht hier bleiben?", fragte Johan dann, als die Sonne tief am Himmel hing. "Klar", behauptete Judai nur und zog den Blauhaarigen einfach in eine tröstende Umarmung, die sagte: "Ich bin für dich da!" "Danke", meinte Johan darauf zu seinem Freund und lehnte seinen Kopf an den des Brünetten, bevor er etwas näher rutschte. Die Nacht verbrachten die zwei Teenager wieder zusammen in Judais Bett, wobei Johan auch völlig egal war, dass seine Eltern wohl besorgt um ihn waren und nach ihm suchten, sowie dass Judai so nah neben ihm lag und im Schlaf wieder einen Arm um ihn warf. In dieser Situation fand er es sogar ganz angenehm. Am nächsten Morgen wurde Johan dann nicht nur von der Sonne geweckt, die ihm ins Gesicht schien. Da waren auch ein Paar Finger, die über sein Gesicht strichen und hin und wieder eine Haarsträhne weg strichen. Noch lag Johan auf der Seite mit geschlossenen Augen in dem Bett und fragte sich wer ihm denn da im Gesicht rum spielte, da er schon wieder halb vergessen hatte, dass er bei Judai übernachtet hatte. Doch dann verlagerte sich ein Gewicht auf der Seite des Bettes wo er schlief und er konnte spüren wie sich neben seinem Ohr eine Hand von dem Bett abstützte. Was hatte das nur zu bedeuten? Wer war das?! Johans Herz schlug ein bisschen schneller, da es ja sonst wer sein konnte, immerhin waren seine Augen noch geschlossen! Als der andere sich zu ihm runter beugte und er einen Atem auf der Haut spürte wagte er es langsam seine Augen zu öffnen und sah sofort in die schokoladenbrauenen Augen Judais. Der Brünette brauchte etwas, bis ihm bewusst wurde, dass Johan die Augen geöffnet hatte, doch dann ließ er mit roten Wangen von seinem Freund ab. Was hatte er da getan? Wieso hatte er es getan? Seine Wangen brannten vor Scham und sein Herz raste aus einem Grund, den der Brünette nicht benennen konnte. Auch Johan richtete sich mit leicht geröteten Wangen auf und sah seinen Freund an, dem das furchtbar peinlich zu sein schien. "Ist Okay", sagte er dann einfach, auch wenn er sich fragte warum sein Freund das getan hatte. Der andere sah ihn darauf wieder an, seine Wangen brannten immer noch vor Scham. "Wirklich?" Johan nickte nur mit einem Lächeln, bevor auch Judai begann zu lächeln. "Danke", meinte der Brünette und stand auf, um sich an zu ziehen. Dieses Mal zog er wirklich ein schwarzes T- Shirt an. Man konnte zwar diverse Blutergüsse und Narben an den Armen sehen, aber es passte doch wesentlich besser zur Jahreszeit, auch wenn es schwarz war. Auch Johan schälte sich aus dem Bett, der seine Sachen an behielt, da er zu seinem Geburtstag sein violettes Lieblingsoberteil getragen hatte. "Wollen...", begann Judai dann und Johan sah ihn leicht skeptisch an, als er kurz inne hielt. "... wir die anderen Kristall- Geister suchen?" Darauf lachte Johan leicht. "Klar, warum nicht?" Judai zuckte darauf nur kurz mit den Achseln, worauf Johan nur wieder lachte und aus dem Zimmer lief. "Hey, warte!", rief Judai und lief seinem blauhaarigen Freund hinterher in den Garten. "Meinst du wir finden noch einen im Garten?", fragte Judai, als er Johan keuchend eingeholt hatte. "Vielleicht. Wir waren immerhin noch nicht im Vorgarten", behauptete der ältere und lief zu dem überwucherten Vorgarten. Der Vorgarten war wirklich ein halber Wald, wenn da nicht die Trauerweide und der Teich gewesen wären. Wenn man sich in das hohe Gras legte konnte man einen nicht mehr sehen, wobei das Gras strohtrocken war. "Es ist fast wie ein Bett im Kornfeld", witzelte Johan und lief in das Gras, das ihm bis zur Hälfte seiner Oberarme ging. Judai folgte seinem Freund schweigend und kurz darauf waren beide im Gras verschwunden. Ein paar Stunden später lag Johan im hohen Gras und starrte zum Himmel auf, der nur ab und zu mal eine Wolke hatte. Judai war irgendwie verschwunden, vielleicht suchte er noch nach dem Geist, bis plötzlich sein Kopf Johan die Sicht versperrte und aus seinen Tagträumereien riss. "Endlich hab ich dich!", meinte der Brünette und warf sich auf seinen Freund, dem kurz die Luft weg blieb. "Judai", bekam er nur über seine Lippen und spürte, dass der andere sich wieder neben seinem Kopf abstützte, während er schon fast aus Reflex seine Hände an die Hüfte des anderen hob. Aber so wirklich bekamen sie das gar nicht mehr mit, da sie sich in die Augen starrten und Johan meinte sein Herz lauter schlagen zu hören, als der Brünette auch noch näher kam. Er krallte sich an dem Gras neben Johans Kopf fest und hörte sein Herz lauter schlagen, als seine Augen zu fielen und auch die des älteren zu gingen. Doch kurz vor den Lippen Johans stoppte er, sodass dieser den Atem Judais auf der Haut spüren konnte. Es war, als ob der jüngere zur Besinnung gekommen wäre, was er denn da tat und richtete sich beinahe ruckartig wieder auf, wollte sogar davon laufen, doch Johan schaffte es irgendwie ihn am Handgelenk auf zu halten. "Nicht!", rief er noch und sah den anderen an, auch wenn er im Moment total aufgewühlt und verwirrt war. Hatte sein bester Freund gerade wirklich versucht ihn zu küssen? Der Brünette ließ sich darauf wirklich stumm neben ihm nieder, mied aber seinen Blick. Er wusste nicht was da über ihn gekommen war, er selbst war furchtbar durcheinander. "Ist da jemand?", unterbrach eine Stimme die unangenehme Spannung in der die beiden sich befanden und sie schreckten richtig zusammen. Sie sahen sich sogar noch um, bis der Geist eines Tigers zum Vorschein kam, der am Hals je einen Topas hatte. "Ein Kristall- Geist", hauchte Johan, als er das weiße Tier mit den langen Zähnen, dem Metallhorn, den Metallmanschetten, ähnlich wie bei Amethyst und den gelben Augen musterte. "Topaz- Tiger", stellte der Tiger sich vor und sah Johan und Judai abwechselnd an. "Du..." "Ich bins, Johan", sagte der Blauhaarige recht unbeholfen, als seine Augen wieder leicht leuchteten. "Schön dich wieder zu sehen, nach so langer Zeit", meinte Topaz und senkte leicht seinen Kopf, während Johan und Judai aufstanden. "Dann ist es also wahr was Amethyst erzählt hat" "Sie hat von mir erzählt?", fragte Johan überrascht, worauf Topaz nur nickte. "Gute und schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell" Johan verengte darauf leicht seine Augen, während Judai von den beiden absah. "Judai ist mein Freund", behauptete Johan, auch nachdem dieser ihn beinahe geküsst hatte. "Und egal was er getan hat oder was passiert ist er bleibt es" "Du weißt es also noch gar nicht?", fragte Topaz. "Warum er als einziger den Mordanschlag vor zwei Jahren überlebt hat und als tot gilt, obwohl er noch immer am Leben ist?" Johan schwieg darauf, da er es wirklich wissen wollte, aber Judai wollte es ihm aus irgendeinem Grund nicht sagen. Vielleicht war das der Grund warum die Geister und Judai so zerstritten waren. "Dein Freund ist nicht so harmlos wie du denkst, Johan", meinte Topaz, was Johan nicht verstand, aber der Brünette hüllte sich ja noch in viele Geheimnisse. "Ich werde dann zu Amethyst und den anderen gehen" Damit war der Tiger verschwunden und Johan und Judai wieder allein. "Judai", begann der Blauhaarige, bevor der andere ihn ansah und brach wegen des bedrückten Gesichts ab. "Er hat recht", sagte er leise. "Ich bin es einfach nicht wert" "Doch!", widersprach Johan eisern, dessen Herz schwer wurde und er wollte die Worte von Topaz einfach nicht glauben. Bisher hatte Judai ihm doch auch nie etwas getan, also warum sollte er ihm etwas antun? Sie waren doch Freunde! Beste Freunde! "Nein!", rief der andere, der so sehr wollte, dass es wahr war, aber es ging einfach nicht. "Ich bin es nicht wert, wegen-" "Wegen?", harkte Johan nach, als Judai inne hielt. Doch der Brünette antwortete nicht mehr, da mit einem Mal sein Magen furchtbar laut knurrte. Die beiden sahen sich darauf eine kleine Weile stumm an, bevor sie beide in Gelächter ausbrachen. "Sieht aus, als hätte da jemand Hunger", behauptete Johan, während er sich seinen Bauch hielt. "Ähm, ja", gab der jüngere zu, der lange an Appetitlosigkeit gelitten hatte, als auch Johans Magen knurrte. "Wo bekommt man denn hier was zu essen her?", fragte Johan darauf den Brünetten. "Hinter dem Haus stehen noch ein paar Obstbäume", antwortete Judai und Johan wurde bewusst, dass Judai diese schon mal erwähnt hatte. "Na dann hin!", meinte er, griff nach der Hand des Brünetten und zog ihn an der Hand hinter das Haus, zum Pool. Dem Brünetten schoss dabei noch mal das Blut in den Kopf und sein Herz schlug noch ein bisschen schneller, da Johan seine Hand hielt. Hinter dem Haus standen wirklich noch ein paar Bäume, die ein paar Früchte trugen. Allerdings waren die Bäume nicht gerade klein, dass sie auf diese hinauf klettern mussten. Dann bedienten sie sich an dem Kirschbaum, auf den sie geklettert waren und aßen sich satt, wobei Johan auch erleichtert war, dass auch sein Freund wohl Hunger haben konnte, da er ihn in diesem Moment zum ersten Mal etwas essen sah. Am Nachmittag saßen sie noch immer auf dem Baum und sahen zum Himmel auf. Am Ende war es doch ein ganz schöner Tag gewesen. Beide saßen auf einem hohen Ast und saßen nah beieinander, der Vorfall von vorher war so gut wie vergessen, während Johan sich mit seinem rechten Arm hinter Judai abstützte und der Brünette seinen Kopf etwas an den des anderen gelehnt hatte. "Sag", begann Johan und durchbrach die angenehme Stille, in der sie sich befanden. "Wusstest du, dass das Betreten des Grundstücks verboten ist?" Judai sah seinen Freund aus den Augenwinkeln an. "Ja" "Warum?", wollte der Blauhaarige natürlich wissen. Judai sah darauf wieder bedrückt von ihm ab. Es war ja klar gewesen, dass er irgendwann danach fragen würde und er konnte es auch nicht ewig vor seinem besten Freund geheim halten. Aber wenn er ihm davon erzählen würde, wären sie dann noch immer Freunde? Und dann waren da auch noch diese merkwürdigen Gefühle, die er seit neusten seinem Freund gegenüber hatte. Er wollte Johan auf keinen Fall verlieren so wie die Kristall- Geister, allein bei dem Gedanken tat sein Herz weh. Schließlich setzte er zum Sprechen an, schloss seinen Mund aber wieder wie ein Fisch, da er mit sich kämpfte. Dann hob er seinen Kopf ein Stück und sah Johan in die grünen Augen, die so neugierig, so ahnungslos waren. "Geh zur Bücherei des Dorfes", sagte der Brünette dann nur und sprang einfach von dem Baum, landete wie eine Katze auf seinen Füßen und ließ Johan allein zurück. Johan starrte dem anderen nur verwirrt und beeindruckt hinterher. Er würde es niemals schaffen von dieser Höhe sauber auf seinen Füßen zu landen. Aber... Warum sollte er in die Bücherei gehen? Ob es da irgendwelche interessanten Aufzeichnungen gab? Kurz darauf kletterte er wieder von dem Baum und ging nach Hause, wo seine Mutter den Eindruck machte vor Sorge fast gestorben zu sein, als sie im Wohnzimmer standen. "Wo warst du denn!?", fragte sie und tastete alles an dem 18- jährigen ab, worauf er nur die Augen verdrehte. "Da, wo du nicht warst", murmelte er in seinen unsichtbaren Bart und warf Amelie einen Blick zu, die wirklich für sich behalten hatte, dass Johan in der Villa Yuki gewesen war. "Vielleicht hat er die Nacht bei seiner Verlobten verbracht", warf sein Vater ein, der auf dem zusammengeklappten Sofa saß und Zeitung las. "Ich werde Asuka nicht heiraten!", behauptete der Teenager und schüttelte die Hände seiner Mutter ab. "Es steht seit zwölf Jahren fest, mein Sohn", erwiderte Frank gelassen. "Sobald deine und ihre Sommerferien vorbei sind seid ihr Ehemann und Ehefrau" "Niemals!" Frank sah in die grünen Augen seines Sohnes und wusste, das Johan seiner verstorbenen Frau ähnlicher war, als er anfangs gedacht hatte. Das konnte noch ein großes Hindernis für ihn werden. "Ich liebe sie nicht!", sagte Johan noch und wandte sich von dem blauhaarigen Mann ab. "Außerdem habe ich noch wichtigeres zu tun, als mich um diese Verlobung zu kümmern" "Gut, wenn du sie nicht liebst, dann wirst du dich halt in sie verlieben!", sprach sein Vater dann und allen im Zimmer stockte der Atem. Johan wandte sich darauf noch mal zu seinem Vater um, da er eigentlich in diese Bücherei wollte von der Judai gesprochen hatte und sah ihm ernst in die Augen. Dabei funkelten seine Augen kurz auf, wobei Frank der Atem stockte. "Du kannst mich nicht dazu zwingen", sagte Johan noch kühl, bevor er noch mal nach oben ging, um sich frische Klamotten an zu ziehen. Er wollte jetzt endlich herausfinden warum Judai und die Kristall- Geister so zerstritten waren, obwohl sie doch Freunde gewesen waren und er wollte auch wissen warum sein brünetter Freund als tot galt. Anscheinend führte ihn sein erster Weg in die Bücherei des Dorfes. Als Johan das Haus schließlich verließ wurde Frank bewusst, dass der Junge genau wie seine Mutter war. Er hatte diese Augen... "Da siehst du, dass er eindeutig Marlenes Sohn ist", sagte Amelie und alle Blicke waren auf sie gerichtet. "Marlene?", frage Virginia, doch Amelie ignorierte sie. "Er hat die Augen, Frank", sagte die Blonde noch und sah aus dem Fenster. "Er ist kein normaler Junge... Vielleicht kann er sogar das Rätsel dieses Hauses lösen" "Du meinst die Villa Yuki?", fragte Amalia neben ihr nach. "Ja" Es dauerte gar nicht lange, bis Johan die Bücherei des Dorfes gefunden hatte, da er Unterwegs noch Rei und Kenzan getroffen hatte, die er nach dem Weg gefragt hatte und die gleich beschlossen hatten ihn zu begleiten. "Was willst du denn in der Bücherei, Johan?", fragte Rei, als sie vor dem kleinen Gebäude von den Fahrrädern stiegen. "Ich muss noch für die Schule einen Aufsatz schreiben", meinte er. "Vielleicht finde ich hier was, was mir hilft" "Du willst jetzt deine Hausaufgaben machen?", fragte Kenzan überrascht. "Ja, später habe ich vielleicht keine Zeit mehr dafür", gab er vor, auch wenn er diesen Aufsatz in Wirklichkeit erst sehr viel später schreiben wollte. "Gut, gehen wir rein", meinte Rei mit einem Lächeln, bevor die drei hinein gingen und Johan gleich der Geruch von altem Papier und Büchern in die Nase stieg. Irgendwie hatte es etwas nostalgisches an sich. Die Bücherei war wirklich nicht sehr groß, es gab nur ein paar Regale, die von oben bis unten mit Büchern voll gestopft waren und hin und wieder stand da auch mal ein Stuhl, damit man sich setzen konnte. An den Wänden war auch immer wieder ein Schild angebracht, wo drauf stand: Bitte leise sein! "Wir können ja auch gleich unseren Aufsatz anfangen", meinte Rei, als sie an einen Tisch kamen, an dem auch der kleine Sho saß und in einem dicken Buch las. Johan lächelte leicht auf Reis Worte und ließ seinen Blick über die Bücher der kleinen Bücherei schweifen. Eigentlich hatte er ja gar keine Ahnung wonach er suchen sollte. Judai hatte ihm ja nur gesagt, dass er her kommen sollte. Da war er nun und hatte keine Ahnung was er hier sollte, da er eigentlich ungern las. "Ob Sho wieder dieses Fantasy- Buch liest?", fragte Kenzan seine Freundin gerade und Johan horchte auf. Fantasy? "Fantasy?", fragte er die beiden interessiert und sie sahen ihn an. "Ja. Es handelt von irgendwelchen Geistern", meinte Kenzan mit einer wegwerfenden Handbewegung. "Immer wenn er hier ist liest er es, es ist richtig süß wie begeistert er davon ist", meinte Rei lächelnd. Das machte Johan besonders hellhörig und er ging auf den Grünhaarigen zu. "Entschuldigung", sprach er ihn sogar an, was Rei und Kenzan nicht ganz verstanden, da es Geister doch gar nicht gab, oder? Sho schreckte dabei so sehr zusammen, dass das Buch zu Boden fiel und der Umschlag nach oben zeigte. "Die Legende der Kristall- Geister", las Johan vom Buchdeckel ab und hob das Buch auf, bevor er sich zu dem jüngeren an den Tisch setzte. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so erschrecken" Sho sagte dazu nichts, als Johan ihm das Buch wieder rüber schob. "Ich habe gehört, dass du öfter hier bist und gezielt dieses Buch liest", begann Johan dann noch mal. "Ist es wirklich so interessant?" Sho sah darauf abwechselnd zu dem Buch und Johan. "Es... Es erinnert mich an jemanden", sagte er dann leise und schüchtern, was Johan überraschte. Das Buch trug den Namen "Die Legende der Kristall- Geister", also musste demnach etwas über die Kristall- Geister darin stehen. Aber warum Legende, wenn es sie doch wirklich gab? "An wen denn?", fragte er nach. "An Judai", antwortete der kleinere, womit Johan schon gerechnet hatte. "Er hat immer von den Kristall- Geistern erzählt und dass sie seine Freunde sind, obwohl er nie dieses Buch gelesen hat. Ich wäre gerne mit ihm befreundet gewesen" "Darf... Darf ich mir das Buch auch mal ansehen?", fragte Johan dann und Sho sah ihn an, bevor er nickte. Wahrscheinlich war dieses Buch der Grund warum Johan her kommen sollte. Sho drückte ihm schließlich das Buch wieder in die Hände und sah ihm in die Augen, worauf Johans Augen kurz funkelten. "Danke", bedankte der Blauhaarige sich noch und öffnete schließlich das Buch. Dort war auf den ersten Seiten aufgezeichnet wie die Kristall- Geister aussahen und welchem Geschlecht sie angehörten, wobei Johan fast das Herz stehen blieb, da sie wirklich so aussahen wie die, die er kennen gelernt hatte. Amethyst, Rubin, Smaragd und Topaz waren alle haargenau so wie er sie in der Villa Yuki getroffen hatte dargestellt worden. Er blätterte noch weiter und sah ein Pferd mit Flügeln, das hier Saphir- Pegasus hieß, da es mit Saphiren ausgestattet war. Dann war da noch ein Adler, der Kobalt- Adler und das Bernstein- Mammut. Mammut? Johan blinzelte einmal, als er daran dachte, dass auf dem Grundstück noch irgendwo ein Mammut sein musste. "Die Kristall- Geister können nur von ausgewählten Menschen gesehen werden", las er leise vor, als er mit den Aufzeichnungen der sieben Geister fertig war. "Ja", sagte Sho neben ihm, der ihn beim Lesen beobachtet hatte, während Rei und Kenzan sich stumm zu ihnen an den Tisch gesetzt hatten. "Ausgewählte Menschen?", fragte Johan, da er die Kristall- Geister ja sehen konnte, doch Sho bedeutete ihm nur, dass er umblättern sollte. Als der Blauhaarige schließlich die nächste Seite aufgeschlagen hatte glaubte er nicht wirklich was er da vor sich hatte. "Menschen mit Kristallaugen?", fragte er verwirrt. "Angeblich soll es sie geben", behauptete Sho. "Nur ganz selten wird ein Mensch mit den Kristallaugen geboren. Wenn es wahr war was Judai erzählt hat, dann war er wohl einer von ihnen gewesen" Johan stockte der Atem, da ihm bewusst wurde, dass auch er diese Kristallaugen haben musste, sonst hätte er die Geister niemals sehen können... Schon seit seiner Geburt. Er flüchtete sich wieder in das Buch, um zu sehen was es für Kristallaugen gab und stockte noch einmal. Dort waren sechs Kristalle aufgelistet und jeder, der in der Schule aufgepasst hatte wusste wie sie aussahen. Zudem stand daneben noch eine bestimmte Besonderheit. Der Smaragd hatte eine heilende Wirkung auf seine Mitmenschen und die Kräfte "Yubels" waren in seiner Gegenwart geschwächt. "Wer...", begann Johan dann langsam. "... ist Yubel?" Er hatte diesen Namen noch nie gehört und dennoch gab er ihm ein unangenehmes Gefühl im Magen. "Ein Monster", behauptete Sho. "Sieh auf Seite 34" Schnell blätterte er zur besagten Seite, wobei sein Herz auf einmal furchtbar schnell schlug. Irgendetwas stimmte da nicht, aber wenn er das große Geheimnis um Judai herausfinden wollte musste er das sehen. Als er das Bild Yubels sah wurde er sofort an dieses ungleiche Augenpaar aus der Villa erinnert, das er schon ein paar Tage lang nicht gesehen hatte. Yubel hatte genau die gleichen Augen und noch ein drittes Auge auf der Stirn. Die Haare waren etwas länger als über die Schultern und auf der rechten Hälfte weiß und auf der linken Seite hatten sie einen Violettton. Zudem konnte man wirklich nicht erkennen, ob Yubel nun ein Mensch oder ein Tier oder männlich oder weiblich war, denn irgendwie war Yubel alles. Flügel, Absätze, Krallen, Brust und Lippenstift. "Was hat es mit Yubel auf sich?", fragte Johan Sho einfach, der darauf nur mit den Achseln zuckte. "Die Seite dazu fehlt", sagte der Brillenträger, was Johan wieder stutzig machte. Warum fehlte eine Seite in einem Fantasy- Buch? Und dann auch noch genau in der Mitte? Er sah von dem Buch auf und sah an der Wand gegenüber Daitokuji- Sensei mit einem Lächeln auf den Lippen stehen. Dabei wurde dem Blauhaarigen auch bewusst, dass das Geheimnis um die Villa Yuki mit dem Geist Yubel zu tun haben musste. Da verschwand der Geist auch schon wieder, was Johan sagte, dass er ihm folgen sollte. "Ich geh mal kurz an die frische Luft", meinte er dann, da er auch leichte Kopfschmerzen hatte nach allem was er hier gesehen hatte. "Du hast also von deinem Schicksal erfahren, Johan?", wurde er gefragt, kaum dass er das Gebäude verlassen hatte. "Mein Schicksal?", fragte er den schwarzhaarigen Geist. "Du bist derjenige mit den Smaragdaugen", sagte dieser nur. "Was soll das wieder heißen?", fragte der Blauhaarige leicht überfordert. "Es ist deine Aufgabe Judai zu retten, bevor er nicht mehr zu retten ist", behauptete Daitokuji- Sensei. "Ein Anfang ist gemacht" "Nicht mehr zu retten ist?", fragte Johan nach, wobei sein Herz etwas schneller schlug. "Soll das heißen, er hat ein Zeitlimit?!" Der Geist nickte nur, worauf Johan seine Hände zu Fäusten ballte und sich auf die Lippen biss. "Was muss ich tun?", fragte er dann leise, da er den Brünetten selbstverständlich retten wollte, da er ja sein bester Freund war, den er nicht verlieren wollte. "Such mit ihm zusammen die restlichen Kristall- Geister auf, vielleicht zeigt sich euch sogar Yubel, die eigentlich im Hintergrund arbeitet", meinte der Geist. "Verbringe auf jeden Fall so viel Zeit wie möglich mit Judai" "Weil... ich die Augen habe", meinte Johan dann langsam. "Genau", stimmte Daitokuji- Sensei zu. "Sie sind übrigens nur vererbbar" "Was!?", stieß Johan aus, als ihm in den Sinn kam, dass seine Mutter braune und sein Vater blaue Augen hatten. "Ja, irgendjemand in deiner Familie ist auch Smaragdaugen Träger, Johan", sagte der Geist nur noch, bevor er den völlig verwirrten Teenager allein zurück ließ. Kapitel 8: Auf dem Dachboden ---------------------------- Am Morgen darauf lag Johan ziemlich knülle auf dem Sofa im Wohnzimmer seiner Tante und wusste nicht so recht was er machen sollte. Auf dem Tisch vor dem Sofa lag das Buch der Kristall- Geister, das er am Tag davor noch aus der Bücherei mitgenommen hatte und dem er immer wieder einen Blick zu warf. Sollte er nun damit zu Judai rüber gehen und ihm sagen, dass er von Yubel wusste, wenn er doch eigentlich gar nichts wusste, außer wie sie aussah? Er wusste nicht was Yubel getan hatte, weshalb die Kristall- Geister so wütend auf ihn waren oder wie der Charakter dieses Geistes war. Vielleicht war Yubel auch irgendetwas wovor man Angst haben musste. Johan hatte echt keine Ahnung, aber wohl keine andere Wahl als zu Judai zu gehen. Retten wollte er ihn ja trotzdem noch, er musste ihm ja nicht unbedingt sagen, dass er schon von Yubel wusste. Er konnte auch so tun, als wäre er noch nicht in der Bücherei gewesen und so gelassen mit Judai nach den anderen drei Kristall- Geistern suchen. "Du willst es ihm wirklich nicht sagen?", unterbrach Amethyst seine Gedanken und er sah zu ihr auf. "Ich weiß einfach zu wenig", behauptete Johan leise. "Ich weiß zwar nun, dass ich Smaragdaugen habe und dass es wohl alles mit Yubel zu tun hat, aber in dem Buch fehlt eine Seite" Amethyst sagte darauf nichts und warf dem Buch einen Blick zu. "Judai... Er kann uns sehen, weil er die Bernsteinaugen hat, Johan", verriet sie ihm dann und er horchte auf. "Im Dorf seid ihr die Einzigen, die uns sehen können, nicht mal Judais Eltern konnten uns sehen" "Aber ich dachte es ist vererbbar?", fragte Johan verwirrt. "Oft überspringt es ein paar Generationen, vielleicht ist das bei dir ja auch so", erwiderte Amethyst nur. Johan schwieg darauf, da er denjenigen aus seiner Familie mit den Smaragdaugen schon gerne kennen gelernt hätte. Aber vielleicht war diese Person schon lange tot. "Yubel ist diejenige, die sich an den Kräften der Kristallaugen Träger stärken kann. Sie ist kein normaler Geist so wie wir oder die Geister Verstorbener" "Also ist sie sowas wie ein Schmarotzer?", fragte Johan nach. "Ja", erwiderte Amethyst. "Sie ist die Dunkelheit unseres Lichtes" "Also... muss ich Judai vor ihr retten", murmelte Johan, der die Vorstellung im Kopf hatte Yubel würde Judai in ihren Armen halten, wobei sie noch ein fieses Grinsen aufgesetzt hatte und kurz davor war Judai zu töten. Ob das wirklich so war? Er wollte nicht mal daran denken. "Judai hat etwas unverzeihliches getan, Johan", sagte Amethyst dann noch. "Wenn du die Wahrheit erfährst solltest du dir gut überlegen, ob du noch sein Freund sein willst" Danach ging sie wieder und ließ Johan allein zurück, wobei Johan beschlossen hatte Judai noch nicht zu erzählen, dass er etwas von Yubel wusste. Schließlich sprang er auf und machte sich auf den Weg in die Villa Yuki, da er dem Rat von Daitokuji- Sensei nachgehen wollte. Die Zimmertür des Brünetten war geöffnet, als er dort ankam und Judai schien auch da zu sein, da er Geräusche hörte. Als er das Zimmer schließlich betrat saß der Brünette auf seinem Bett, an die Wand gelehnt und starrte mit einem recht verträumten Blick aus dem Fenster. Irgendwie gab Johan dieses Bild ein Gefühl der Ruhe und er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sein bester Freund etwas unverzeihliches getan haben sollte. Aber wenn Yubel wirklich so war wie Amethyst gesagt hatte... Sie musste irgendwo im Keller sein. Schließlich klopfte er an die offene Zimmertür und der Brünette fuhr aus seinen eben begonnenen Gedanken. "Johan!" "Hallo Judai", grüßte er seinen Freund und ging auf ihn zu, bevor er sich zu ihm auf das Bett setzte. Der Brünette sah schnell wieder von Johan ab, wagte aber nicht zu fragen was er fragen wollte. "Ich...", begann er stattdessen, da er auch etwas anderes wollte. "Ich habe heute wieder schlecht geschlafen" "Ein schlechter Traum?", fragte Johan, der sich das noch am ehesten vorstellen konnte, bei allem was der Brünette durchgemacht hatte. Judai nickte nur, auch wenn es eine Lüge war. Und da war es wieder. Dieses Gefühl der Geborgenheit, das Judai nur fühlte, wenn Johan ihn in seine Arme nahm, auch wenn er hier nur einen Arm um den Brünetten legte. Vielleicht war er ein bisschen vorsichtiger, weil er zwei Mal versucht hatte ihn zu küssen. Aber er fühlte sich so wohl in den Armen seines Freundes, dass er sich wünschte dieser Moment würde ewig anhalten und die Schmetterlinge in seinem Bauch wurden auch immer schlimmer. Was war das nur? Er legte noch seinen Kopf auf die Schulter seines Freundes und war so glücklich ihn hier für sich allein zu haben. Würde dieser wunderbare Mensch ihn wieder allein lassen und nicht wieder kommen, Judai wusste nicht was dann passieren würde. Johan sah seinen Freund aus den Augenwinkeln an und musste zugeben, dass auch ihm das ein warmes Gefühl ums Herz gab. Er schlang seinen Arm weiter um Judai und lehnte seinen Kopf an den des anderen, er wollte einfach für den anderen da sein. "Wollen wir vielleicht weiter nach den Kristall- Geistern suchen?", fragte Johan eine Weile später, in der sie so da gesessen hatten und hob seinen Kopf wieder. Judai sah dem Blauhaarigen darauf stumm an, bevor er nickte, da er mehr Zeit mit Johan verbringen wollte. "Gut, wo waren wir denn noch nicht?", überlegte der ältere darauf. "Weiter oben, wollen wir hoch zum Dachboden?" Judai sah seinen Freund erst nur überrascht an, bevor er nickte und sie sich auf den Weg machten. Die Treppe in den zweiten Stock knarrte auch ungemein und im zweiten Stock schien noch viel mehr Staub zu liegen, als eine Etage tiefer. "Hier muss unbedingt mal Staub gewischt werden, Judai", lachte Johan und sah sich etwas um. Es gab es ein Arbeitszimmer, das wohl seinem Vater gehört hatte, ein zweites Bad, eine kleine Bücherei, die allerdings abgeschlossen war und ein Zimmer, das wohl das Gästezimmer war. "Ein Gästezimmer?", fragte Johan verwirrt. "Ja, für den Assistenten meines Vaters. Er war Forscher oder sowas gewesen", meinte Judai darauf, als Johan in das Zimmer linste. Doch was er sah war kein Gästezimmer, sondern ein Kinderzimmer für Babys! Auch Judai schien total überrascht, da er nichts von einem Geschwisterchen gewusst hatte. Seine Mutter war also schwanger gewesen als sie ermordet worden war! Dann hatte er ja drei Familienteile an diesem Tag verloren! Ihm stockte bei dem Gedanken der Atem und auch seine Augen leerten sich einmal kurz, da er es einfach nicht glauben konnte. "Judai? Ist alles in Ordnung?", fragte Johan besorgt, als sein Freund auch noch begonnen hatte zu zittern. "Das ist nicht wahr!", rief der Brünette und hielt sich an den Armen. "Judai!", Johan ging auf den anderen zu und konnte etwas sehen was er nicht glauben wollte. Als er vor seinem brünetten Freund zum stehen kam leuchteten diese plötzlich grün und orange- braun auf und blieben auch so. Doch Johan ließ sich davon nicht beirren, ergriff einen Arm des Brünetten und zog ihn in eine Umarmung. "Alles ist gut", behauptete er und drückte den kleineren an sich, den Kopf in seine Halsbeuge, während Judai sich beinahe wie verzweifelt an ihm festkrallte. Als er Tränen auf seiner Schulter spürte drückte er den Brünetten noch fester an sich und grub ebenfalls seinen Kopf in die Halsbeuge seines Freundes. "Bitte lass mich nicht allein", wimmerte Judai dann, was Johan fast das Herz brach. Dieser Junge war eindeutig zu lange allein gewesen. "Ich bleibe bei dir", behauptete er dann und schob das ganze mit Yubel in den Hintergrund. Irgendwann löste er sich ein wenig von Judai und lehnte seine Stirn an die des Brünetten. Seine Augen waren wieder schön schokoladenbraun und Johan war davon beeindruckt, dass man so lange Wimpern haben konnte. Seine Kehle war in diesem Moment irgendwie wie ausgetrocknet und er war auch nervös. Schließlich standen sie hier und hatten einander in den Armen. Sein Herz schlug ein bisschen schneller als normal, als ihm das richtig bewusst wurde. Judai ging es nicht anders als Johan, nur war dieser wohl noch nervöser als der Blauhaarige. Sein Atem ging ein bisschen schneller und er hoffte, dass Johan nicht hören konnte wie schnell sein Herz gerade schlug. Keiner von beiden wusste so recht was er jetzt tun sollte. Bis Johan den Brünetten etwas fester drückte, seinen Kopf leicht schief legte. Er war so kurz davor den jüngeren zu küssen, als dieser sich fester an seinem Shirt festkrallte. Beide wollten es und niemand würde sie wohl jemals sehen, also warum zögerte Johan noch? "Kuri?!", unterbrach sie plötzlich eine Stimme und die beiden fuhren auseinander, als ob sie etwas gebissen hätte. Die Stimme war so plötzlich gekommen, dass sie beinahe einen Herzinfarkt bekommen hatten. Hektisch sahen sie sich im Zimmer um, bis sie einen Geist erkannten, der einer Pelzkugel nahe kam. Sie hatte Flügel, weshalb sie fliegen konnte, vier Krallen und sogar Augen. "Was ist das?", fragte Judai, der von ihrem halben Kuss genau wie Johan rote Wangen hatte. "Keine Ahnung", erwiderte der Blauhaarige. "Ein fliegender Fussel?" "Nein", sagte Judai dann, als seine Augen noch mal kurz grün und orange- braun aufleuchteten. "Sein Name ist Hane- Kuriboh" "Du kennst seinen Namen?", fragte Johan überrascht und auch die Pelzkugel sah überrascht aus. "Ja... Irgendwie kenne ich ihn", meinte Judai und hielt sich leicht seinen Kopf. "Kuri! Kuri!", machte der braune Geist dann und schmiegte sich dann einfach an den Brünetten. Johan lachte leicht. "Ich glaube er mag dich" Judai war auf Johans Worte leicht überrascht, da er nicht mehr damit gerechnet hatte, dass ihn ein Geist mögen würde, solange wie er allein gewesen war. "Ja... Ja!", sagte er dann und schmiegte sich ebenfalls etwas an Hane- Kuriboh. Johan lächelte darauf, da sein Freund endlich ein Lächeln auf den Lippen trug, er lachte. "Wollen wir dann weiter?", fragte Johan wieder, auch wenn er sich fragte was das mit Judais Augen zu bedeuten hatte. Warum hatten sie auf einmal eine andere Frabe gehabt? Ob das etwas mit Yubel zu tun hatte? Judai und Hane- Kuriboh sahen den Blauhaarigen darauf an, bevor der Brünette nickte. Dann gingen sie schließlich weiter, während Hane- Kuriboh ihnen folgte. Als sie unter der Tür standen, die zum Dachboden führte sahen die beiden sich noch mal an, bevor der größere nach der Strippe an der Falltür griff und kurz darauf die Treppe zum Dachboden nach unten fiel und eine Menge Staub aufwirbelte. Die beiden wichen etwas zurück und hielten sich hustend die Hände vors Gesicht, bevor sie vorsichtig zur Treppe aufsahen, die ins Ungewisse führte. Auf dem Dachboden war es stockfinster und man konnte bestimmt nicht mal die Hand vor Augen sehen. Langsam stiegen sie die alte, knarrende Treppe hoch und streckten ihre Köpfe durch das Loch zum Dachboden. "Wow", brachten beide über ihre Lippen, obwohl es total finster war. "Kuri...", machte auch Hane- Kuriboh neben Judai beeindruckt. Auf dem Dachboden lag ein Haufen unnützes Zeug und auch eine Menge Spielzeug mit dem Judai gespielt haben musste, als er noch kleiner gewesen war. Zudem lag hier wie überall im Haus auch eine dicke Staubschicht, da seit Jahren keiner mehr hier gewesen sein musste. Falls ein Kristall- Geist hier oben war wusste er womöglich gar nichts von dem Streit zwischen Judai und den anderen Kristall- Geistern. Schließlich betraten sie den Dachboden, wobei ihre Augen ein bisschen brauchten, um sich an die Finsternis zu gewöhnen, da die Fenster mit Fensterklappen zu gemacht worden waren. "Irgendwie ist es hier schon ein bisschen gruselig", behauptete Johan dann und sah zu dem ganzen Kram. "Schon", meinte auch Judai, neben dessen Kopf Hane- Kuriboh schwebte. "Hier ist ewig keiner mehr gewesen" "Sieht ganz danach aus", meinte auch Johan, der weiter in die Dunkelheit vordrang. Da war ein altes Dreirad, ein Schaukelpferd, eine alte Wiege, an einer Wand stand sogar eine kleine Kommode mit verstaubten Fotoalben, in einer anderen Ecke standen ein paar Kisten mit irgendwas und dann war da noch eine große Truhe. Langsam ging Johan auf die Kommode zu und zog eines der Fotoalben aus dem Regal, während Judai versuchte ein Fenster zu öffnen. Das Fotoalbum, das Johan in den Händen hielt war ungefähr 14 Jahre alt, was den Blauhaarigen schwach lächeln ließ. Es musste von der Zeit sein, als die beiden noch Kinder gewesen waren... Er schlug das Album auf und sah sofort Bilder von Judai und ihm als sie drei und vier Jahre alt gewesen waren. Johan hatte wohl zwei seiner Geburtstage hier in Sonnheim verbracht, bevor seine Mutter begonnen hatte ihm Lügen über seine Tante zu erzählen. "Was hast du denn da?", hörte er dann die Stimme Judais, der ihm über die Schulter blickte. "Ein Fotoalbum von Früher", antwortete der Blauhaarige und Judai stellte sich richtig neben ihn. "Eine schöne Zeit", behauptete der jüngere dann, als er die unberührte Haut und die unschuldigen Augen des dreijährigen Judais sah. "Ja", meinte auch Johan, der an Yubel denken musste, sowie den Streit der Kristall- Geister mit Judai und der Mord von Judais Eltern. Sein Freund hatte wirklich genug durchgemacht. Judai dachte an ähnliche Dinge wie der Blauhaarige und war glücklich, dass der Blauhaarige wirklich nach Sonnheim zurück gekommen war, auch wenn er fast die Hoffnung aufgegeben hatte. Jetzt war er nicht mehr allein und hatte immer diese Schmetterlinge im Bauch, wenn Johan bei ihm war. Ob es dem Blauhaarigen auch so ging? Schließlich hatte auch er versucht ihn zu küssen, was Judai etwas verwirrte und sein Herz gleichzeitig höher schlagen ließ. Wenn er ihn wirklich küssen würde... Judai konnte sich das kaum vorstellen, auch wenn bei dem Gedanken sein Herz schneller schlug und seine Wangen rot aufbrannten. Dann hörten sie schließlich hinter sich ein Ruckeln und fuhren herum, da es von dieser Truhe gekommen war. "Kuri! Kuri!", rief Hane- Kuriboh und flog auf die sich nun bewegende und ruckelnde Truhe zu. "Die Truhe bewegt sich", hauchte Johan, auch wenn es offensichtlich war. "Ja...", hauchte auch Judai, während der ältere das Fotoalbum wieder an seinen Platz in der Kommode stellte. Danach gingen die beiden Teenager auf die Truhe zu, die nicht aufgehört hatte sich zu bewegen. Sie sahen sich noch mal an, bevor sie sich zu nickten und schließlich versuchten die Truhe zu öffnen, die einen Schnappverschluss hatte. Sie mussten sich die Hände vor die Augen halten, da es in der Truhe merkwürdig hell war. Als sich ihre Augen etwas an das Licht gewöhnt hatten nahmen sie die Hände wieder runter und sahen sich an was genau sie da so geblendet hatte. Langsam nahm Johan seine Hände wieder runter und sah vor sich den Kristall- Geist Saphir Pegasus schweben. Die weißen Flügel und die Saphire waren eindeutig. "Danke, dass ihr mich aus dieser Truhe befreit habt, Judai... Johan?", bedankte es sich für seine Rettung und stockte, als es Johan sah. Er lächelte nur. "Es ist lange her" "Zu lange", meinte Saphir. "Aber ich war auch lange in dieser Truhe eingesperrt, ich danke euch sehr" "Das heißt du weißt gar nicht was in der Villa passiert ist?", fragte Johan das geflügelte Pferd. "Ich war vier Jahre darin eingesperrt, was in der Zwischenzeit passiert ist weiß ich natürlich nicht", meinte Saphir. Darauf sah Johan kurz zu Judai, der sich nur von dem Blauhaarigen abwandte und sich auf die Lippen biss. "Ist irgendetwas passiert?", fragte Saphir verwirrt. "Judai und die anderen Geister sind seit zwei Jahren zerstritten, warum genau weiß ich nicht. Judais Eltern sind vor zwei Jahren ermordet worden und danach wurde dieses Haus die Geistervilla. Judai gilt als tot und das Betreten des Grundstücks ist eigentlich verboten. Ich bin nur hier, weil mir das so ziemlich egal ist", erzählte Johan kurz und knapp, während Saphirs Blick sich auf Judai legte. Dann sah der Geist Johan wieder an, der dessen Blick erwiderte. "Johan, Judai", sagte Saphir dann. "Ich bin auf eurer Seite, auch wenn unverzeihliches getan worden ist" Johan lächelte leicht und auch Judai sah erleichtert aus, dass wenigstens ein Kristall- Geist nicht gegen ihn war. "Aber... weißt du von ihr?", fragte Saphir dann und beiden stockte der Atem. Anscheinend war Saphir nicht nur ein neutraler Geist, er war auch sehr schlau. Er hatte Johan wohl angesehen, dass er etwas über Yubel wusste, es aber nicht sehr viel war. Saphir hatte auch bemerkt, dass Johan derjenige mit den Smaragdaugen war und dass Judai ein großes Geheimnis vor seinem Freund hatte, sowie er bemerkt hatte, dass da gewisse Gefühle zwischen den beiden lagen. Judai sah auf Saphirs Worte hin geschockt von dem geflügelten Pferd zu Johan und wieder zurück. Was hatte er da gesagt? Wusste Johan wirklich von ihr? Von Yubel? Wenn ja warum gab der Blauhaarige sich dann noch mit ihm ab? Sein Herz raste furchtbar vor Angst Johan verlieren zu können und auch vor dessen Antwort von Saphirs Frage. Johan wusste im ersten Moment nicht so recht was er sagen sollte, da er nicht damit gerechnet hatte, dass der Geist ihn durchschauen würde. Wenn er ihm sagen würde, dass er von Yubel wusste würde er vielleicht noch mehr Informationen über sie heraus bekommen. Aber was war mit Judai? Er musste irgendetwas mit Yubel zu tun haben, was er ihm allerdings nicht sagen wollte... Zudem hatten seine Augen die Farbe gewechselt. Schließlich sah der Blauhaarige Saphir in die Augen. "Ja, ich habe von ihr gehört", behauptete er, was Judai nicht ganz glauben wollte, da der Blauhaarige noch immer sein Freund war und ihn sogar fast geküsst hatte. Trotzdem schlug ihm sein Herz vor Angst bis zum Hals, er wollte hier nur noch weg. Was war, wenn Johan noch mehr über Yubel herausfand? Er wollte ihn nicht verlieren! Der Gedanke daran zerriss fast sein Herz. "Judai?", fragte Johan besorgt, als er bemerkte, dass Judai sich etwas von ihnen entfernte und zum Fenster ging. "Kuri?", quietschte auch Hane- Kuriboh. Schließlich stand der Brünette an dem offenen Fenster, das kein Fensterbrett hatte und drehte sich zu seinem Freund um. "Du weißt von ihr?", fragte er leise mit rasendem Herzen. Johan schwieg eine kleine Weile, da er nicht so recht wusste was er sagen sollte, während Judai immer nervöser wurde, da der Blauhaarige nichts sagte. Warum sagte er denn nichts? "Ja, aber-", Johan kam gar nicht dazu seinen Satz fortzusetzen, da der jüngere ihn unterbrach. "Warum gibst du dich dann noch mit mir ab?!", wollte Judai wissen und nicht nur Johan stockte. "Wenn du von ihr weißt warum willst du dann noch was mit mir zu tun haben und meidest mich nicht wie die anderen?!" "Was?", hauchte Johan geschockt. Dann hatte das ganze wirklich mit Yubel zu tun? "Judai, ich-", begann er noch mal, als er diese Verzweiflung, diese Angst im Gesicht seines Freundes sah. "Nein!", der Brünette wollte nicht, dass ihm jemand zu nahe kam, jetzt wo jeder dachte er wäre nicht normal, selbst Johan... Doch dann rutschte er mit seiner Hand am Rahmen des Fensters ab und fiel rücklings aus dem Fenster, was Johan mit einem riesigen Schreck beobachten musste. "Judai!", rief er noch und wollte ohne groß zu überlegen dem anderen hinterher. Er sprang dem Brünetten hinterher, aus dem Fenster und fing ihn noch im Fall auf, bevor sie im Hohen Gras im Vorgarten landeten. Glücklicherweise hatten sie wegen dem hohen Gras kaum irgendwelche Verletzungen davon getragen, was besonders Johan beruhigte, als er seine Augen wieder öffnete. Er war auf seinem Freund gelandet und saß nun auf seiner Hüfte und pinnte ihn an den Handgelenken ins Gras, nachdem er sich richtig aufgerichtet hatte. Judai konnte nicht weglaufen. Er versuchte zwar noch sich zu befreien, aber als Johan fester zu drückte hielt er inne und sah Johan ins Gesicht. Ihre Blicke trafen sich und Judais Widerstand verschwand. Wieder begann sein Herz so schnell zu schlagen wie vorher schon und er spürte schon wieder diese Schmetterlinge in seinem Magen. Er war in diesem Moment wieder furchtbar nervös. Auch Johan war nervös, da er wusste, dass es an ihm lag was als nächstes passieren würde. Sie lagen hier im hohen Gras eines verbotenen Grundstücks, wo niemand sie sehen konnte und starrten einander in die Augen, wobei sein Herz schneller schlug. Doch dann tat er es einfach. Er beugte sich zu dem anderen vor und fragte sich noch mal kurz wie man nur so verdammt lange Wimpern haben konnte, bis er einfach seine Lippen auf die es anderen unter sich presste. Denn... Sie waren hier allein. Niemand würde sie sehen und niemand würde das jemals erfahren. Die beiden verschränkten nur noch ihre Finger ineinander und ließen es einfach geschehen... Kapitel 9: Verliebt ------------------- "Seht ihr das?", fragte Topaz einen Tag später, als Johan endlich wieder in seinem Zimmer schlafen konnte und dort auf dem Fensterbrett saß. Seine Eltern waren am Morgen noch nach Meringen zurück gefahren mit der Bitte doch mehr Zeit mit seiner Verlobten zu verbringen. "Ja", sagte Amethyst zu Topaz, während Smaragd und Rubin sie nur ansahen. "Er ist bis über beide Ohren verliebt" "Ver- Verliebt?! In wen denn?", fragte Smaragd unsicher. "In Judai", antwortete Amethyst, was keinem der Kristall- Geister so wirklich gefallen wollte. "Nur ist ihm das noch nicht ganz bewusst" "Aber es muss etwas zwischen den beiden vorgefallen sein", meinte auch Topaz, bevor er zu dem verträumten Johan auf dem Fensterbrett sah. Dieser war in Gedanken immer noch bei seinem ersten Kuss, den er am Tag zuvor mit Judai gehabt hatte. Es war so ein unglaubliches Gefühl gewesen, das er nicht beschreiben konnte, es hatte sich einfach unbeschreiblich schön angefühlt und Judais Lippen waren auch furchtbar süß gewesen, fast wie Himbeeren. Er seufzte leicht, als es an seiner Zimmertür klopfte. "Ja?", fragte er nur, ohne zur Tür zu sehen. "Das Essen ist fertig", sagte seine Tante, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. "Ich habe keinen Hunger", behauptete der Blauhaarige, da in seinem Magen irgendwie nur Schmetterlinge waren. "Aber du musst doch auch mal etwas essen", meinte Amelie etwas besorgt, da ihr Neffe seit er nach Hause gekommen war nichts gegessen hatte. "Ich habe aber keinen Hunger", erwiderte Johan nur, der sich fragte wie Judai sich im Moment wohl fühlte. "Und wenn du wenigstens nur ein bisschen was isst?", fragte Amelie noch mal und Johan sah sie an. "Ich mache mir nur Sorgen um dich. Amalia auch" "Ein... Toast mit Käse ist Okay", sagte er dann mit einem kleinen Lächeln. Als die Blondine wieder zurück kam, da sie bemerkt hatte, dass etwas mit ihrem Neffen nicht stimmte setzte sie sich mitsamt dem Toast zu ihm auf das Fensterbrett. Er sah sie darauf nur überrascht aus den Augenwinkeln an, bevor er das Toast an sich nahm und begann zu essen. "Willst du mir nicht erzählen was los ist?", fragte sie nach einer kleinen Weile und Johan sah sie an, wobei sie ihm fast von den Augen ablesen konnte, dass er verliebt war und gerade ein ziemliches Chaos in ihm herrschte. Er schwieg eine ganze Weile und sah aus dem Fenster, zur Villa Yuki. "Wann hast du eigentlich bemerkt, dass du in Amalia verliebt bist?", wollte der dann wissen, doch Amelie war nicht besonders von dieser Frage überrascht. Sie fragte sich nur wen sich Johans Herz ausgesucht hatte. "Als es zu spät war", sagte sie dann und der Blauhaarige sah ihr in die Augen. "Vorher waren wir nur sowas wie beste Freundinnen gewesen, was ab und zu mal komisch geworden ist", erzählte sie dann. "Es war auch so komisch gewesen. Beide blond und blauäugig..." "Aber ihre Haare sind doch braun", wunderte Johan sich. "Sie färbt sie regelmäßig. Eigentlich hat sie schöne blonde Haare, noch schöner als meine", erklärte Amelie. "Irgendwann hatte mich meine beste Freundin plötzlich geküsst, wonach eine Weile der Wurm drin war. Sie gestand mir schon eine Weile in mich verliebt zu sein und mir fiel es nach einer Weile auch auf. Keinem aus der Familie hat das gefallen, sodass ich zu ihr gezogen bin, als ich 18 geworden bin. Zusammen in diesem Haus leben wir aber erst seit ich 23 bin" "Du hast also immer zu deiner Liebe zu ihr gehalten", stellte Johan fest, worauf Amelie lächelte. "Ich schließe aus deiner Frage, dass auch du jemanden gefunden hast? Wer ist denn deine Herzdame?", fragte Amelie dann neugierig. "Das kann ich dir nicht sagen", behauptete Johan leise, als er daran dachte, dass Judai ja als tot galt. Amelie sah ihren Neffen erst total verwirrt an, doch als sich ihre Blicke trafen verstand sie es. Da war etwas in seinem Blick, das ihr sagte, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. "Na gut", sagte sie dann. "Aber träum nicht nur vor dich her, Johan" Er lächelte nur. "Werd ich schon nicht" Danach ging Amelie wieder aus dem Zimmer und ließ Johan allein zurück. Dieser sah noch mal zu der Villa Yuki. "Judai...", der Brünette ging ihm wirklich nicht mehr aus dem Kopf. Der Brünette lag unterdessen in seinem Zimmer auf seinem Bett und hatte ebenfalls nur noch den vorherigen Tag und den Kuss mit Johan im Kopf. Sein Blick war ausdruckslos und seine Gedanken wirr. Johan hatte ihn wirklich geküsst! Er konnte es immer noch kaum glauben. Allein der Gedanke daran ließ sein Herz schneller schlagen und seine Wangen rot aufbrennen. Aber Johan wusste von Yubel, dem dunkelsten Kapitel seines Lebens. So schnell wie es gekommen war verschwand dieses Hochgefühl auch schon wieder und der Brünette wusste einfach nicht was das zu bedeuten hatte. Im ersten Moment fühlte er sich noch so glücklich, dass er Bäume hätte ausreißen können und jetzt würde er am liebsten weinen. "Willst du es ihm nicht erzählen?", fragte Saphir, der bei ihm geblieben war und der Brünette richtete sich auf. "Ich denke es ist an der Zeit" "Was erzählen?", fragte er leise. "Yubel", gab das geflügelte Pferd ein Stichwort. "Er hat das Recht es zu erfahren, so nahe wie ihr euch nun steht" "Wie nahe stehen wir uns denn?", fragte Judai, der von sowas überhaupt keine Ahnung hatte und nicht mal benennen konnte was da mit ihm vor sich ging. Er war nur glücklich, dass Johan ihn noch immer nicht einfach wieder allein gelassen hatte. "Das musst du schon selbst herausfinden", meinte Saphir noch, was Judai verwirrte. Johan und er waren doch Freunde, oder? "Ich glaube nicht, dass er dich allein lassen wird", meinte Saphir noch, der diese Angst in Judai spüren konnte. "Woher willst du das wissen?", fragte der Brünette verwirrt. "Ich weiß es einfach", behauptete Saphir und legte seinen Kopf unter einen seiner Flügel, da er müde war. Judai blieb darauf stumm auf seinem Bett sitzen und dachte an Saphirs Worte zurück. Ob er es wirklich schaffen könnte dem Blauhaarigen von Yubel zu erzählen? Am Nachmittag trugen Johans Füße ihn wieder zu dem Brünetten zur Villa Yuki, da er wirklich nur an ihn denken konnte. Vor allem quälte ihn eine Frage: Was hatte Judai mit Yubel zu tun? Als er im Zimmer des Brünetten ankam war dieser nicht im Zimmer, sodass er beschloss auf seinen Freund zu warten. Waren sie jetzt eigentlich noch Freunde oder war da mehr? Den Kuss hatten beide gewollt, nur wusste Johan nicht, ob Judai mehr von ihm wollte als nur eine harmlose Freundschaft. Er selbst hatte auch noch lange darüber nachgedacht, nachdem er mit Amelie gesprochen hatte. Judai war für ihn mehr als nur ein einfacher Freund und egal was mit Yubel passiert war... Es war ihm egal. Er wollte nur wissen was passiert war, weil er sich Sorgen machte so wie der Brünette sich am gestrigen Tag benommen hatte. Schließlich betrat Judai sein Zimmer und stockte leicht, als er den Blauhaarigen auf seinem Bett sitzen sah. Sein Herz schlug wieder ein bisschen schneller und er musste an den Kuss denken, wie schön er doch gewesen war. Gleichzeitig musste er an Saphirs Worte denken. Sollte er ihm wirklich von Yubel erzählen? Würde er es verstehen? Mit einem leisen Schlucken sah er auf seine Hände, wo er all die Narben und Blutergüsse sah, bevor er auf den älteren zu ging. "Johan!", seine Wangen brannten, er war so glücklich den anderen zu sehen. "Judai", sagte der andere nur, als der Brünette sich auf ihn warf und unter sich auf dem Bett begrub. Als Judai sich mit seinen Händen vom Bett abstützte blickte Johan nur zu ihm auf und in seine Augen. "Wie ich sehe scheint es dir gut zu gehen", lachte der Blauhaarige leicht. "Ja", meinte Judai mit roten Wangen. "Mit dir ist jeder Tag schön!" Darauf stockte beiden der Atem, als ihnen bewusst wurde was genau Judai da gesagt hatte. "Ähm", nuschelte er leicht und wusste nicht was er sagen sollte, da es irgendwie ein peinlicher Moment war. "Schon gut", sagte Johan dann und Judai sah ihn wieder an. "Ich weiß was du meinst" Der Brünette lächelte nur leicht mit roten Wangen. "Es sind noch zwei Geister übrig, nicht?", fragte Johan dann, worauf Judai nur nickte. "Wollen wir-" "Ja", sagte Judai gleich, dem mittlerweile egal war, ob die Kristall- Geister einen Groll gegen ihn hegten. Ihm war in diesem Moment nur wichtig, dass Johan bei ihm war und dass sie Zeit zusammen verbringen konnten. Da waren wieder diese Schmetterlinge... "Wollen wir dann noch mal in den Garten? Vielleicht haben wir Glück und das Wetter ist schön", schlug Johan vor und richtete sich etwas auf. "Ja", sagte Judai nur, bevor er von seinem Freund runter ging und sie schließlich in den Garten gingen. Die Sonne hing an diesem Tag bereits schon recht tief, als die beiden sich auf die Suche nach den Kristall- Geistern machten und durch den Garten streiften. Judai versuchte dabei nicht unbedingt immer an den gestrigen Tag zu denken, was aber nicht sehr einfach war, als sie sich wie ein paar Tage zuvor durch das hohe Gras schlugen. Sein Freund dagegen sah aus, als hätte er das alles schon wieder vergessen, was Judai einen Stich gab. Doch Johan war in Wirklichkeit genauso nervös wie der jüngere, nur dass ihm völlig bewusst war was da in ihm vor sich ging. Gespürt hatte er all diese Gefühle für einen Menschen zwar noch nie, aber er wusste was es hieß verliebt zu sein. Er war es vorher auch gewesen, der in Meringen unzähligen Kerlen auf den Hintern gestarrt hatte und erst hier war ihm wirklich bewusst geworden, dass er an ihnen interessiert war, statt an Frauen. Wenn sein Vater das herausfinden würde würde er ihn wohl sofort dazu zwingen Asuka zu heiraten und würde alles versuchen, um diese "Krankheit" aus seinem Sohn aus zu treiben. Amelie und Amalia dagegen würden sich freuen. Aber konnte denn überhaupt etwas aus ihnen werden, wenn der Blauhaarige sich in einen Toten verliebt hatte, der gar nicht tot war? Vielleicht musste ans Licht kommen, dass Judai noch am Leben war... Doch Judai machte nicht den Eindruck, als ob er das wollte. Schließlich standen die zwei Teenager unter der Trauerweide und vor der fast grauen Bank, die darunter stand. "Das war der Lieblingsplatz meiner Mama gewesen", meinte Judai schließlich, der noch vor sich sehen konnte wie diese Frau auf der Bank saß und sich den Wind durch die Haare fahren ließ. "Das ist eigentlich auch ein sehr schöner Ort", behauptete Johan und ging weiter auf die Bank zu. "Er hat etwas besonderes an sich" Er setzte sich auf diese total staubige, dreckige und ergraute Bank und sah dann zu seinem Freund auf, der genau vor ihm stand. Sie sahen einander in die Augen, worauf Judai leicht schlucken musste. Sein Herz raste vor Aufregung, als er daran dachte auf den anderen zu zu gehen und noch mal zu küssen. Da war dieses Verlangen und doch sagte etwas in ihm nach allem was passiert war, dass es falsch war dies von seinem Freund zu wollen. Sie waren Freunde! Auch wenn sie sich geküsst hatten... Er schüttelte leicht seinen Kopf, als ihm auch noch mal die Worte von Saphir- Pegasus in den Sinn kamen. Er hatte Angst davor Johan zu verlieren, wenn er die Wahrheit über Yubel und ihn herausfinden würde, aber irgendwann musste er es ihm doch sagen. Und Saphir hatte auch gesagt, dass Johan ihn nicht verlassen würde. "Ist alles in Ordnung?", holte Johans Stimme ihn aus seinen Gedanken und Judai sah in die ahnungslosen Augen seines Freundes, der ihn im Moment so sehr verwirrte. Sie waren beste Freunde und doch hatten sie etwas getan was beste Freunde nicht taten. Sie hatten sich geküsst und Judai hatte diese Schmetterlinge noch stärker gefühlt als vorher schon. Was war das nur für ein Gefühl? Die Ungewissheit quälte ihn richtig. "J-Ja... Ja", sagte der Brünette schließlich, doch Johan bemerkte, dass sein Freund unsicher war. Doch sie wurden von einem leisen Rascheln im Baum und einem Vogelkreischen unterbrochen, sodass beide zur Baumkrone aufblickten. Ihnen kam ein großer brauner Vogel entgegen, weswegen Johan von der Bank aufsprang. Als die kleine Rauchwolke verschwunden war, die der Vogel verursacht hatte bemerkten die beiden auch, dass es sich dabei um einen Geist handelte. Den Kobalt- Adler. An seinen großen Flügeln trug er je einen Kobalt und auch auf seinem Brustpanzer. Zusätzlich hatte er sogar noch sowas wie eine orange Haarsträhne, wobei Johan sich fragte wie das möglich war. Der Adler richtete sich schließlich wieder auf und putzte sein Gefieder, das von dem Sturz ganz durcheinander gekommen war und sah dann zu Johan und Judai auf, die ihn beobachteten. "Geht es dir gut?", fragte Johan den Vogel etwas besorgt. "Ja, bin nur schon wieder beim Landen gegen und nicht in den Baum geflogen", meinte Kobalt, der anscheinend nicht der beste Flieger war. Dann richtete er seine Augen auf Johan und Judai, die nebeneinander vor ihm standen. "Johan!", krächzte er erfreut den anderen zu sehen, während Judai schon zurück weichen wollte, doch der Blauhaarige griff einfach nach seiner Hand und hielt ihn zurück. Judai warf ihm noch einen Blick zu, als Johan ihre Finger verschränkte, was dem jüngeren ein Gefühl von Wärme gab. "Schön dich endlich mal wieder zu sehen", behauptete Kobalt gerade, worauf Johan nur lächelte. "Ja. Es gab gewisse Komplikationen", erwiderte er nur leicht verschmitzt, bevor Kobalts Blick wie die der anderen Kristall- Geister auf seinen Freund fiel. "Du bist also immer noch mit Judai zusammen?", fragte der Adler dann. "Ja, nach allem was passiert ist", antwortete Johan nur, da klar war worauf Kobalt hinaus wollte. "Du solltest Yubel kennen lernen, Johan", meinte Kobalt darauf. "Wenn du die ganze Geschichte kennst bist du vielleicht nicht mehr so für deinen Freund" "Die anderen haben Yubel auch schon völlig schlecht machen wollen", sagte Johan. "Vielleicht hat sie auch etwas Gutes getan" Kobalt sagte darauf eine Weile lang nichts. "In unseren Augen ist sie einfach nichts Gutes, nach allem was in diesem Haus passiert ist", sagte er dann. "Aber ich glaube Judai kann dir am besten davon erzählen" Der Brünette biss sich darauf wieder auf seine Lippen und wollte Johan schon los lassen und davon laufen, da er dies nicht ertragen konnte. Er wollte nicht daran denken, aber so viele erinnerten ihn daran und wollten, dass er davon erzählte. Doch Johan hielt die Hand des jüngeren fest und hinderte ihn daran weg zu laufen. "Alles was ich bisher weiß ist, dass Judai einsam ist", sagte Johan, der diese Konflikte mit den Kristall- Geistern leid war. "Und Einsamkeit ist nicht gut" "Das hat er sich selbst zu zu schreiben", behauptete Kobalt. "Er hat unverzeihliches getan und hat unsere Freundschaft nicht verdient" In diesem Moment schaffte Judai es sich von dem Blauhaarigen los zu reißen und wieder Richtung Haus zu laufen. Er wollte das einfach nicht mehr hören, er konnte es nicht ertragen, diese Worte waren wie Messerstiche. "Judai!", rief Johan ihm noch hinter her, warf Kobalt noch einen Blick zu, bevor er dem Brünetten durch das hohe Gras folgte. Im Haus vor der Treppe holte er ihn noch ein und ergriff ihn am Arm. "Warte!", rief er keuchend und mit rasendem Herzen, doch Judai drehte sich nicht zu ihm um. "Warum?", fragte er dann, da er einfach nicht verstand warum Johan das alles für ihn tat und stur sein Freund sein wollte. Doch gleichzeitig sprach er auch die Frage aus warum er immer diese Schmetterlinge spürte, wenn sein Freund da war und sein Herz so laut schlug. Er kannte es nicht. Als Johan nichts sagte, da dieser von dieser Frage doch etwas vor den Kopf gestoßen war drehte er sich doch noch um und sprang seinen Freund geradezu an. Er drückte ihn an den Handgelenken auf den staubigen Boden und saß auf seiner Hüfte, während noch kurz der Staub aufgewirbelt wurde. "Warum?", fragte er dann wieder den Blauhaarigen mitten ins Gesicht, da er endlich Antworten auf diese verwirrenden Gefühle haben wollte. "Was?", bekam Johan nur über seine Lippen, der mit der Situation leicht überfordert war, da er keine Ahnung hatte was sein Freund plötzlich von ihm wollte. "Warum nur schlägt mein Herz so laut, wenn du bei mir bist? Warum werde ich so- so schrecklich nervös uns habe dieses Kribbeln im Bauch, werde rot", begann er dann einfach zu erzählen und Johan glaubte nicht was er da hörte. "Im einen Moment bin ich noch total glücklich, dann wieder könnte ich einfach nur weinen, aus Angst du könntest mich wieder allein lassen. Ich bin so schrecklich verwirrt!" Johan konnte es einfach nicht glauben. Judai war auch in ihn verliebt, nur konnte er diese Gefühle wohl nicht benennen. "Was ist das? Was machst du nur mit mir?", wollte Judai noch wissen, als sein Griff um Johans Handgelenke lockerer wurde. Dieser richtete sich darauf auf und sah mit rasendem Herzen in das verwirrte Gesicht seines Freundes, der nun auf seinem Schoß saß. "Judai", sagte er dann und die schokoladenbraunen Augen seines Freundes sahen ihn an. "Kann es vielleicht sein, dass du dich in mich verliebt hast?" "Verliebt?", fragte der Brünette leise, der davon zwar gehört und ein paar Mal gelesen hatte, aber passiert war ihm das noch nie. Er hatte von sowas auch keine Ahnung, so oft wie er allein gewesen war. Doch dann dachte er eine Weile darüber nach, während Johan ihm in die Augen sah. "Denk nicht all zu lange darüber nach", sagte der Blauhaarige nach einer kleinen Weile und hob eine Hand an das Kinn Judais, hob es leicht an. "Tu einfach was du für richtig hältst" Damit zog er das Gesicht des Brünetten näher und küsste ihn einfach, bevor er gleich seine Zunge in seinen Mund schob und Judai in seine Arme schloss. Dieser schlang ebenfalls seine Arme um Johan und krallte sich an seinem Rücken fest, bevor er seine Augen richtig schloss und den Kuss erwiderte. Dabei brach ein riesiger Schwarm Schmetterlinge in seinem Bauch aus, die klares Denken unmöglich machten. Es gab nur noch sie und diesen Kuss. Johan fühlte sich genauso wie Judai, sein Herz schlug ihm bis zum Hals und seine Wangen waren rot, er wollte, dass dieser Moment ewig anhielt. Doch irgendwann wurde die Luft knapp und sie lösten den Kuss, bevor sie einander in die Augen sahen. Johan zog den kleineren einfach an seine Brust und drückte seinen Kopf in seine Halsbeuge, er wollte ihm zeigen, dass er ihn nicht allein ließ. "Ich bleibe bei dir", wisperte er dann und Judais Nackenhaare stellten sich auf, als er dort den Atem seines Freundes spüren konnte. "Ich liebe dich" Judai stockte darauf der Atem, als ihm klar wurde, dass in dem Blauhaarigen wohl das gleiche Chaos herrschte wie in ihm, nur dass er gewusst hatte was das war. Vielleicht hatte er deshalb die ganze Zeit zu ihm gehalten, auch wenn die Kristall- Geister gegen ihn waren und sie auseinander bringen wollten. Er drückte sich weiter an seinen Freund, der mehr als das war und grub seinen Kopf in seine Halsbeuge. Er war so glücklich Johan zu haben, dass er diese Worte gesagt hatte, aber würde er wirklich bei ihm bleiben? "Versprich es mir", nuschelte er dann und sein Herz schlug noch schneller vor Nervosität. "Versprich mir mich nicht allein zu lassen" "Ja", behauptete der andere. "Ich lasse dich nicht allein, versprochen" Johan wusste, dass dies für Judai besonders wichtig war, jetzt wo er wusste, dass er in Johan verliebt war. Er hatte die Freundschaft zu den Kristall- Geistern verloren und Johan zu verlieren würde dem Brünetten wohl das Herz brechen, wo er alles was er hatte an einen Menschen gehängt hatte. "Ich werde dir von Yubel erzählen", sagte Judai schließlich leise, als er ruhig in Johans Armen lag. Johan sah seinen Freund darauf aus den Augenwinkeln stumm an, als der Brünette eine Weile schwieg. Er wollte zwar unbedingt mehr über Yubel wissen, aber er wollte Judai auch nicht dazu drängen ihm zu erzählen was passiert war. "Sie war ein Experiment meines Vaters gewesen", sagte der Brünette schließlich, was Johan verwirrte, da Yubel doch ein Geist war, oder? "Mein Vater war von Yubel besessen gewesen und wollte dem Geist in unserem Haus, den nur ich sehen konnte seit Jahren schon einen realen Körper geben" Johan schluckte nur, als er daran dachte was die Kristall- Geister über Yubel erzählt hatten und wie Yubel aussah. "Er hat die Seite aus dem Buch aus der Bücherei ausgerissen, um alles so genau wie möglich machen zu können und hat den Körper kurz vor seinem Tod fertig bekommen", erzählte Judai weiter. "Er ist unten im Keller" Darauf holte der Brünette noch mal tief Luft, worauf Johan ihm eine Hand auf den Kopf legte. "Yubel selbst ist ein hinterlistiger und sadistischer Geist, den keiner von uns mochte. Wir haben meist versucht uns von ihr fern zu halten, bis... ich mich doch mit ihr anfreundete. Vor vier Jahren", wisperte Judai und krallte sich an Johan fest, der weiterhin ruhig blieb. "Sie war auf einmal so nett gewesen und sie hat mir oft bei den Hausaufgaben geholfen. Die Kristall- Geister haben das als Verrat gesehen, auch wenn wir noch Freunde waren. Wir hatten alle immer noch den Glauben gehabt dich irgendwann wieder zu sehen" "Was? Mich?", hauchte Johan überrascht, der das nicht recht glauben wollte. Judai nickte nur schwach. "Aber da sie dich nicht kannte wurde sie oft eifersüchtig, wenn wir über dich gesprochen haben, das ist heute immer noch so" Johan musste bei dem Gedanken, dass sich ein eifersüchtiger Geist in dieser Villa versteckte schwer schlucken. Seine Kehle war furchtbar trocken und er hatte ein schlechtes Gefühl im Magen. "Und dann kam dieser Mordanschlag", sagte Judai und Johan drückte den jüngeren fester an sich. "Es geschah genau hier, in diesem Raum... Mama, Papa und ich waren gerade hier im Flur gewesen, als er zur Tür rein kam und auf uns alle los ging. Als ich wieder zu mir kam lag ich genau hier wo wir jetzt sitzen und die Haustür war offen", er hielt kurz inne, während Johan sich geschockt umsah. Dieser Raum war blutbesudelt, wobei der Staub und die Spinnenweben das ganze Blut verdeckten. Der Blauhaarige drückte den anderen weiter an sich, da er mit einem Mal eine furchtbare Angst verspürte. "Als ich wieder zu mir kam lag ich in einer riesigen Blutlache, mir fehlten Arme, Beine und der Unterleib... Mein erster klarer Gedanke war: Wie hatte ich das nur überlebt? Mama und Papa waren tot und sahen genauso schrecklich aus wie ich. Unsere abgetrennten Körperteile waren ja noch mal mehrmals durchtrennt worden", erzählte Judai dann, wobei Johan sich nicht nur fragte wie der Brünette das überlebt hatte. "Und dann tauchte sie auf, Yubel", sagte Judai und ließ es auf seinen Freund einwirken. "Sie sagte sie könnte mir mein Leben zurück geben, allerdings wäre ich am leben und doch tot" Johan sah seinen Freund darauf kurz verwirrt an, der nur seinen Blick mied. "Sie würde mir ihre Lebensenergie geben und so würde ich sämtliche Körperteile wieder haben, ich könnte weiter leben. Ich müsste mir aber mit ihr meinen Körper teilen, da ich ja eigentlich so gut wie tot bin und ohne sie nicht mehr leben könnte. Erst habe ich noch gezögert, doch als sie deinen Namen genannt hat bin ich das alles eingegangen", er sah traurig zu Boden. "Da Yubel aber ein Geist ist hat dieses Leben, wenn man es so nennen will diverse Nachteile. Ich kann nichts mehr essen, nichts mehr trinken und nicht mehr schlafen. Außerdem ist sie wegen dem Körper an das Haus gebunden, ich kann das Grundstück also nicht verlassen" Johan sah Judai darauf geschockt an und dachte an all das zurück was schon gesagt worden war und was zwischen den beiden passiert war, bevor er aus einem Impuls ausholte und dem anderen eine Ohrfeige verpasste. Judais Kopf schlug etwas beiseite und als er seine Augen langsam wieder öffnete waren sie nicht mehr schokoladenbraun. "Du bist also... Du hast das alles nur wegen mir gemacht?", fragte er total verwirrt, doch der Brünette schwieg nur. "Dies ist doch schlimmer als der Tod!" Judai erschrak und wich etwas zurück, als er dies hörte. Hätte er wirklich sterben sollen? "Aber", sagte Johan dann noch und Judai legte seinen Kopf leicht schief. "Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre hätte ich wohl das Gleiche getan" "Was?!" "Ich liebe dich", sagte Johan nur und zog Judai wieder in seine Arme. "Und ich habe dir doch versprochen, dass ich bei dir bleibe" "Johan", meinte Judai darauf nur, sein Herz schlug vor Freude furchtbar schnell. "Danke" Seine Augen wurden wieder normal, während er sich fest an den älteren presste. Er war so glücklich, dass sein Freund, seine große Liebe ihn nicht allein ließ. "Ich liebe dich auch", hauchte er noch und spürte ein Kribbeln auf der Haut, es war wie ein Jucken. Die Nacht verbrachte Johan wieder bei Judai, auch wenn er über die ganze Geschichte noch nachdenken musste. Das hörte sich in seinen Ohren immer noch völlig verrückt an. Aber die Narben und Blutergüsse und auch die Gräber von Judais Eltern waren Beweise dafür. Als sie auf dem Bett des Brünetten saßen fiel ihm dennoch etwas wichtiges ein, was mit Judais Geschichte nicht zusammen passen wollte. "Du hast gesagt du schläfst nicht?", fragte er Judai, der ihm in die Augen sah und nickte. "Aber du hast doch geschlafen, als ich hier war und die Kirschen von dem Kirschbaum hast du auch gegessen, weil du Hunger hattest" "Ja, darüber habe ich mich auch gewundert", gab der Brünette zu und Johan kamen sofort Daitokuji- Senseis Worte in den Sinn. "Ich glaube das liegt an mir", sagte er dann und Judai sah ihn verwirrt an. "Ich bin Smaragdaugen Träger, Judai" Judais Augen weiteten sich, als ihm bewusst wurde was das bedeutete. Er sah darauf noch mal kurz zur Zimmertür, als ob jeden Moment jemand zur Tür rein kommen könnte, bevor er nach Johans Händen griff. "Wenn das wirklich stimmt", begann er dann. "Dann hilf mir bitte!" "Was?", fragte Johan als erstes verwirrt. Wobei und wie sollte er ihm helfen? "Wenn du wirklich Smaragdaugen Träger bist, Johan", sagte Judai dann. "Dann musst du mir helfen. Vielleicht... Vielleicht kann ich ja doch noch leben!" "Wie meinst du das?", fragte Johan verwirrt. "Ich selbst kann dieses Haus verlassen, aber wäre dann ohne die Kräfte Yubels", sagte Judai darauf nur und Johan wurde bewusst was das hieß. Sein Freund konnte eigentlich das Haus verlassen, nur würde er dann sterben, da sein Körper viel zu schwach war und nur noch mit Hilfe von Yubel am Leben gehalten wurde. Kapitel 10: Yubel ----------------- Als Johan am nächsten Morgen seine Augen öffnete lag er neben Judai in dessen Bett und hatte die Arme um den Brünetten gelegt, der fest zu schlafen schien. Er kuschelte sich nur im Schlaf eng an den Blauhaarigen und hatte ebenfalls seine Arme um Johan geworfen, der sich richtig wohl so fühlte. Langsam und vorsichtig richtete Johan sich auf und sah aus dem Fenster, durch das die Sonne ins Zimmer fiel. Der Arm seines Freundes rutschte während er sich aufrichtete von seiner Hüfte und die Wärme, die ihm diese Umarmung gegeben hatte verschwand. Judai schlief trotzdem noch weiter, schien sogar einen sehr schönen Traum zu haben. Johan lächelte nur ein sanftes Lächeln, als er in das schlafende Gesicht Judais blickte und entschloss sich den jüngeren noch etwas schlafen zu lassen, jetzt wo er es konnte. Zwei Jahre ohne Schlaf waren doch etwas zu wenig... Er drehte sich noch mal halb zu dem Brünetten und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er sich zu ihm vorbeugte und einen Kuss auf der Stirn seines Freundes platzierte. Und dennoch... konnte er das alles noch nicht so recht glauben. Sein Freund sollte nur mit Hilfe eines Geistes ganz knapp dem Tod von der Schippe gesprungen sein. Die Kristall- Geister sahen diese Tat als einen Verrat, da er gewissermaßen seine Seele an Yubel verkauft hatte und wollten mit einem Verräter nichts zu tun haben. Judai hatte dies aber alles nur getan, um Johan wieder sehen zu können, er wollte weiter leben und es hatte in diesem Moment keine andere Möglichkeit gegeben. Schließlich stand er einfach auf und beschloss auf eigene Faust, ohne Judai nach Yubel zu suchen. Er hatte ja gesagt, dass der Körper noch im Keller war und wenn er Glück hatte traf er dort auch auf den Geist Yubels, mit dem er sich etwas unterhalten wollte. Als er an der Zimmertür stand sah er noch mal zu Judai zurück, der in seinem Bett nun mit seiner Decke kuschelte und biss sich leicht auf seine Lippen. Der Blauhaarige war sich nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee war, aber er musste es wagen, wenn er noch mehr herausfinden wollte. Also verließ er das Zimmer und suchte den Keller auf. Kaum hatte der Blauhaarige allerdings das Zimmer verlassen wurde auch Judai wach und richtete sich müde und noch schlaftrunken auf. Bis er bemerkte, dass sein Freund nicht mehr neben ihm lag. "Johan?" Der Blauhaarige brauchte etwas, bis er die Kellertür gefunden hatte, da sie etwas versteckt unter der Treppe im Flur lag. Als er davor stand sah er noch mal Richtung Haustür, in diesen blutbesudelten Raum. Es musste hier noch überall an den Wänden Blut kleben, wobei Johan bei dieser Vorstellung ein Schauer über den Rücken lief und er glücklich war, dass hier Staub und Spinnenweben lagen und dass der Strom schon lange nicht mehr funktionierte. Dann griff er schließlich nach der Türklinke, die ein paar Mal von Judai schon angefasst worden sein musste und schluckte ein Mal. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, da er nicht wusste was ihn dort erwartete. Aber in diesem Haus waren drei Menschen gestorben und der vierte hatte nur durch ein Wunder überlebt. Johan fragte sich wirklich wie gerade er ihm helfen konnte. Etwa nur, weil er diese Smaragdaugen hatte? Er konnte es nicht sagen. Schließlich drückte er die Klinke der Tür runter und sah Finsternis vor sich und eine Treppe, die ins Ungewisse führte. Doch dann schluckte er einmal und trat mutig durch diese Tür. Vorsichtig stieg er die Wendeltreppe in den Keller hinab und tastete sich dabei an der Wand ab, da er kaum etwas sehen konnte. Dabei schlug auch sein Herz unglaublich schnell, er hatte das Gefühl es würde in seinen Ohren widerhallen. Als er schließlich unten ankam kam ihm als erstes dieser kalte, muffige Kellergeruch entgegen, bevor er sich umsah, da es hier auch ein paar Fenster direkt unter der Decke gab und es so ein wenig Licht gab. Er sah dann noch mal zu der Treppe zurück, die im Gegensatz zum Rest des Hauses nicht sehr staubig gewesen war, woraus er schloss, dass Judai ein paar Mal schon hier unten gewesen sein musste. Aber was wollte er hier? Dann sah der Blauhaarige sich das Labor des Vaters etwas genauer an und trat weiter in den Raum. Hier unten stand ein großer Tisch mit Unmengen an Reagenzgläsern, wo daneben sogar ein Experiment begonnen worden war. Ein Buch lag auch aufgeschlagen auf dem Tisch und an der Wand eine Pinnwand mit Papier und Bildern. Darunter konnte Johan auch ein Bild der Familie erkennen, sodass er näher trat. Er musste seinen Sohn geliebt haben... Neben dem Familienfoto hing ein Foto einer Frau, die er nicht kannte. Sie hatte grüne Augen, die an ihn selbst erinnerten, schöne lange braune Haare und hatte ein Lächeln aufgesetzt. Sie war nicht Judais Mutter und auch nicht Johans, doch neben ihr waren auch links und rechts Judai und Johan abgebildet und im Hintergrund war die Villa zu sehen. Wer war diese Frau? Warum nur klammerte sich der kleine Johan so sehr an sie, wenn er sie doch gar nicht kannte? Daher beschloss er einfach das Foto mit zu nehmen und Amelie später nach ihr zu fragen. Er wendete sich schließlich wieder von dem Tisch ab und sah ihm gegenüber zwei Regale, die mit Forschungsberichten vollgestopft worden waren. Davor lag auch eine Menge Papier, hier hatte wohl wenig Ordnung geherrscht. Dann drang der Blauhaarige mit rasendem Herzen weiter in den Keller vor, bis er vor einer Art Wassertank zum stehen kam, in dem wohl Yubels Körper, von Menschenhand geschaffen sein musste. Als ihm das richtig bewusst wurde schluckte er einmal. "Du hast mich also gefunden", durchbrach dann eine weibliche Stimme die Stille. "Kristall- Junge" Johan sah darauf nervös und mit rasendem Herzen weiter auf und sah sie schließlich auf dem Wassertank sitzen. "Yubel" Ruhig saß sie da und hatte die Beine überschlagen, während sie sich leicht mit ihren Ellenbogen von den Knien abstützte. Er sah ihr in ihre ungleichen Augen, die sie leicht verengt hatte, sie war nicht glücklich den Blauhaarigen zu sehen. "Wie ich sehe hast du dir schon viel Kraft angeeignet, deine Augen leuchten besonders hell", sagte sie dann und richtete sich auf, während Johan verwirrt eine Augenbraue hob. Was meinte sie damit? Kraft angeeignet? "Weißt du es etwa nicht?", fragte der Geist auf seinen verwirrten Blick hin. "Je mehr Kristall- Geister man um sich scharrt, desto mehr füllen sich die Augen mit Energie, wenn man Kristallaugen Träger ist. Es sei denn man ist verflucht" "Was bedeutet das für mich?", fragte Johan nach. "Deine Fähigkeiten werden verstärkt", erwiderte Yubel. "Und mit allen sieben taucht der Regenbogendrache am Himmel auf" "Der Regenbogendrache?", fragte Johan verwirrt. Was hatte ein Drache jetzt damit wieder zu tun? "Er macht alle Geister in diesem Haus für kurze Zeit sichtbar und erfüllt dem Träger der Kristallaugen einen Wunsch" "Soll das heißen...", begann Johan langsam und sein Herz begann zu rasen, als ihm klar wurde, dass er so Judai retten konnte. "Du könntest Judai mit diesem Wunsch retten. Aber er taucht nur einmal auf, egal ob die Kristall- Geister zusammen bleiben oder nicht", behauptete Yubel. "Aber den letzten Geist wirst du nicht finden" "Was?!", stieß Johan geschockt aus. Warum sollte er diesen Geist nicht finden können? "Nicht mal mein Judai kennt ihn, also werdet ihr ihn bestimmt nicht finden, Kristall- Junge", meinte Yubel, woran Johan sich an diesem Mein störte. "Was hast du mit ihm vor?", fragte er dann nach. "Du willst wissen was ich mit meinem Judai vor habe?", fragte sie und betonte das Meinem besonders stark, da sie wusste, dass da etwas zwischen den beiden lief. Johan biss sich nur auf seine Lippen, da ein ekliges Gefühl sein Herz umklammerte. "Ich will ihn ganz allein für mich", sagte sie dann, öffnete ihre Fledermausflügel und flog auf Johan zu. "Und du kleiner Mensch kommst mir nicht in die Quere!" "Judai ist mein Freund!", behauptete Johan und dieses Mal war er es der das Mein betonte. "Ich liebe ihn" "Liebe?! Pah!", machte Yubel verächtlich, sie konnte diesen Jungen einfach nicht leiden, der ihr ihren Judai weg nehmen wollte. Sie wollte ihm am liebsten den Hals umdrehen, sodass er ihr nicht mehr im Weg stand, wie schon viele Jahre. Daher griff sie in ihrer Rage nach seinem Hals, doch ihre Hand ging einfach durch ihn durch, was für Johan ein widerliches Gefühl war. Es war, als würde man sein innerstes einfrieren und als Yubels Hand wieder weg war sofort wieder auftauen. "Ja, mein Judai ist schon lange in dich verliebt", zischte sie dann, was Johan doch überraschte. "Immer wieder hieß es Johan hier, Johan da. Es war nicht zum aushalten!" Johan wich etwas zurück, die beißende Eifersucht war nicht zu überhören. "Aber hast du dich nie gewundert warum er sich an seine Zeit als dreijähriges Kind erinnern kann?", fragte Yubel dann und auch Johan horchte auf. Ja... Eigentlich hätte er es doch wie Johan vergessen müssen, da sie noch viel zu klein gewesen waren. "Judai hat Bernsteinaugen", behauptete Yubel dann und Johan stockte der Atem. Sein Freund war auch Kristallaugen- Träger? Aber ja, sonst könnte er die Geister gar nicht sehen... "Für ihn wichtige Menschen und besonders Kristallaugen- Träger behält er im Gedächtnis", sagte Yubel noch. "Stimmt...", gab Johan leise von sich, der sich an die Legender der Kristall- Geister erinnern musste, auch wenn er das mit den Augen nur überflogen hatte. "Du weißt davon?", fragte sie überrascht. "Die Legende der Kristall- Geister", antwortete er nur, als ihm klar wurde, dass wohl die wichtigste Seite fehlte. "Verstehe", sagte sie nur und verschränkte ihre Arme. "Dennoch gehört Judai mir und du wirst ihn mir nicht weg nehmen. Den letzten Geist wirst du nämlich niemals finden!" Ihre Augen leuchteten hell auf, so wie es Judais ein paar Mal getan hatten, bevor sie ihre Flügel öffnete. "Aber... Wenn du plötzlich tot bist stehst du mir auch nicht mehr im Weg", meinte sie nun kalt. Johan wusste, dass Yubel nun in der Lage war ihm Schmerzen zu zu fügen, weshalb ihm sein Herz vor Angst bis zum Hals schlug und seine Kehle war staubtrocken. Sie stürmte auf ihn zu, worauf er aus Reflex nur die Augen zusammen kniff, obwohl er hätte weg laufen sollen. Doch der Schmerz blieb aus, was Johan ziemlich verwunderte. "Halt!", hörte er Judais Stimme, der sich breitbeinig vor ihn gestellt hatte und die Arme in die Luft streckte. Dabei hatte er Johan den Rücken zu gedreht und sah zu Yubel, die noch im letzten Moment inne gehalten hatte. "Ju- Judai?", gab Johan völlig perplex von sich, bevor seine Beine einfach nachgaben und er zu Boden ging. Darauf drehte der Brünette sich zu ihm um und sah ihn mit ungleichen Augen an. "Warum bist du hier runter gegangen?", fragte Judai seinen geliebten Freund, als seine Augen wieder normal wurden. "Judai...", wisperte dieser nur, während Yubel dem ganzen nur missbilligend zu sehen musste, da Judai nur Augen für diesen blauhaarigen Jungen hatte. "Weißt du was für eine Angst du mir gerade gemacht hast?!", rief Judai dann, dem auch die Beine nachgaben. "Was wäre wenn ich nicht her gekommen wäre? Wir hätten doch zusammen hier runter gehen können! Ich- Ich hatte solche Angst ich könnte dich verlieren" Sein Herz schlug noch immer vor Angst furchtbar schnell und seine Nerven lagen blank, als er hatte mit ansehen müssen wie Yubel Johan angegriffen hatte. Der Brünette hatte aber auch das Gespräch zwischen den beiden mitbekommen und wusste nicht ganz was er davon halten sollte. Es gab sieben Geister und einen Regenbogendrachen, der einem einen Wunsch erfüllen konnte? Er hatte Bernsteinaugen? Er war furchtbar verwirrt und in seinen Knochen steckte noch die Angst Johan könnte von Yubel getötet werden. "Aber ich bin noch am Leben und du bist rechtzeitig gekommen", sagte Johan dann und Judai sah ihm in die Augen. "Ja", sagte er dann und fiel dem Blauhaarigen einfach an den Hals. Er war so erleichtert, dass Johan noch lebte, dass Yubel ihm in diesem Moment ziemlich egal war. Diese spürte nur, dass Judai ihr wirklich langsam entgleitete, als Johan seine Arme um den jüngeren legte. "Ich liebe dich doch, da kann ich doch nicht einfach sterben", meinte Johan noch und presste ihn an sich. Judai löste sich leicht von ihm und sah Johan in die Augen, bevor er lächelte. "Hoffentlich", sagte er noch. Sie standen schließlich wieder auf und sahen Yubel noch mal an, bevor Johan seinen Freund an sich zog. "Ich werde ihn hier schon raus holen und den letzten Geist werden wir auch noch finden, da bin ich sicher", meinte er selbstsicher, während Judais Wangen rot auf brannten. Yubel verengte nur ihre Augen. "Das werden wir noch sehen" Er lächelte nur, wobei seine Augen kurz aufleuchteten, bevor er leicht von Judai abließ und seine Hand nahm. "Bald wird Judai frei sein, du wirst schon sehen", meinte Johan noch und zog Judai hinter sich her, die Treppe hoch und aus dem Keller. Vor dem Keller ließ Judai allerdings seine Hand los und er musste stehen bleiben. "Judai?" Der Brünette hatte hinter ihnen die Kellertür wieder geschlossen und lehnte nun mit dem Rücken an ihr. "Ist alles in Ordnung?", fragte Johan, als sein Freund ihm nicht ins Gesicht sah und seine Augen in Schatten legte. "Du willst das alles wirklich für mich tun?", fragte der Brünette schließlich, der das immer noch nicht ganz glauben konnte. "Natürlich", meinte Johan selbstverständlich und drehte sich ganz zu seinem Freund. "Auch du sollst jeden Tag im Licht leben und nicht mehr allein sein" Auf diese Worte hin sah Judai seinen Freund dankbar an, dessen Worte ihm so unglaublich viel bedeuteten. Auch der Gedanke das Haus und das Grundstück verlassen zu können ließen sein Herz höher schlagen, die Hoffnung wuchs und Johan konnte zum ersten Mal in den schokoladenbraunen Augen ein leichtes Funkeln ausmachen, das allerdings schnell wieder erlosch. Das war wohl dieses Funkeln seiner Bernsteinaugen gewesen, die gegen Yubels Fluch ankämpften. "Das hört sich wunderschön an", meinte der Brünette noch, als Johan sich etwas zu ihm vorbeugte und mit seinen Händen neben Judais Schultern von der Tür abstützte. "Ja, nicht wahr?", erwiderte Johan noch, bevor er seinen Freund schließlich küsste und dieser seine Arme an Johans Rücken hob. Judai gefiel einfach dieses Gefühl, wenn sie sich küssten, wenn sein blauhaariger Freund ihm so nahe war und ihm das Gefühl gab nicht allein zu sein. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er Johan an sich presste und schließlich an Dominanz gewann. Er wollte Johan mit niemandem teilen und er wollte ihm zeigen, dass er ihm gehörte, auch wenn wohl nie jemand sehen würde was sie hier taten. Johan erschrak leicht, als Judai direkter wurde, ließ es aber geschehen, sodass er sich nur noch von der Tür löste und eine Hand in Judais Haare fuhr, um dessen Kopf weiter an sich zu pressen. Dann lösten sie schließlich den Kuss und Johan sah in die Augen des Brünetten, der von seiner Tat etwas geschockt wirkte. Und doch hielt der Brünette seinen Freund noch in den Armen und musste schlucken, da seine Kehle merkwürdig trocken war. Gleichzeitig spürte er ein leichtes Kribbeln auf der Haut, als Johan begann zu lächeln. "Werden wir ein bisschen besitzergreifend?", fragte er leise und Judai stockte der Atem. Besitzergreifend? War er besitzergreifend, wenn er den älteren für sich allein haben wollte? "Ähm", gab Judai von sich und schlang seine Arme weiter um Johan und legte seinen Kopf auf einer von Johans Schultern ab, während sein Herz vor Scham laut gegen seinen Brustkorb schlug. "... Ich habe Angst" "Hm?", erwiderte Johan und legte seine Arme um den kleineren. Er wusste, dass sein Freund Angst davor hatte allein zu sein, aber er bemerkte an dem Verhalten Judais, dass es nun etwas anderes war. Aber was war denn los? "Was ist, wenn du dich da draußen in jemand anderes verliebst?", fragte der Brünette dann leise und Johan verstand Judais Angst. "Was ist, wenn du plötzlich nichts mehr von mir wissen willst und diese Hochzeit mit Asuka wirklich willst?" Johan biss sich darauf nur auf seine Lippen, da er das sehr gut verstehen konnte. Judai konnte dieses Haus, weil er zu schwach war nicht verlassen. Das hieß für den Brünetten mit der Angst leben, dass Johan ihn betrügen könnte. Dabei hatte dieser das gar nicht vor. Er drückte den anderen an sich und fuhr mit einer Hand durch Judais Haare. "Auch wenn ich dir nur diese Worte geben kann", begann er dann leise. "Aber ich habe gar nicht vor dich zu vergessen oder Asuka zu heiraten. Ich liebe dich" Der Brünette krallte sich darauf in Johans Rücken und biss sich auf seine Lippen, bevor er seinem Freund antwortete. "Ich liebe dich auch" Danach hob er seinen Kopf wieder von der Schulter seines geliebten Freundes und sah ihm in die Augen. Sie leuchteten so schön, was wohl daran lag, dass er diese Smaragdaugen hatte. Er wusste zwar was das bedeutete, aber Judai war nicht bewusst gewesen selbst Kristallaugen- Träger zu sein. Aber es machte Sinn, nur sie beide konnten die Kristall- Geister sehen und mit ihnen sprechen. "Komm, lass uns wieder nach oben gehen", schlug Johan dann vor und zog seinen brünetten Freund an der Hand mit in sein Zimmer. Im Zimmer warf er den Brünetten auf sein Bett, was ihn etwas aus seinen Gedanken riss, da er wohl immer noch bei diesem Thema war. Dann legte er sich einfach neben Judai auf das Bett und sah ihn an. "Denk nicht mehr darüber nach", sagte er dann, doch Judai mied nur bedrückt seinen Blick. "Wir sollten uns jetzt darum kümmern, dass du dieses Haus irgendwann verlassen kannst und nach dem letzten Geist suchen" "Weißt du... Ich kenne ihn wirklich nicht. Ich weiß nicht wo man suchen könnte", meinte Judai dann und drehte sich auf die Seite. "Du hast also das ganze Gespräch mit angehört?", fragte Johan nach und drehte sich ebenfalls zu seinem Freund, der auch von dem Regenbogendrachen wissen musste. Und ganz wichtig: Die Bernsteinaugen! "Ohne dich kann ich nicht schlafen", erwiderte Judai nur, was sich in Johans Ohren total süß anhörte, obwohl ein anderer Sinn dahinter steckte. "Warst du dir der Bernsteinaugen bewusst?", fragte Johan dann und legte einen Arm auf Judais Hüfte, um ihn etwas näher zu ziehen. "Nein", antwortete der andere nur. "Ich habe zwar von den Kristallaugen gehört und was für Fähigkeiten sie haben, aber dass ich welche besitze wusste ich nicht" "Aber du kannst doch die Kristall- Geister sehen, war das dann nicht logisch?", fragte Johan noch mal. "Ich habe immer gedacht auch normale Menschen können sie sehen", flüsterte Judai dann. "Ich habe nicht einen Gedanken daran verschwendet, bis du hier wieder aufgetaucht bist" "Oh", entkam es dem Blauhaarigen, als er Judai ganz in seine Arme schloss. "Mir ist etwas aufgefallen", behauptete Johan nach einer kleinen Weile der Stille leise und Judai sah zu ihm auf. "Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber ich habe das Gefühl, dass deine Narben weniger geworden sind" Judais Augen weiteten sich darauf erst ein bisschen. Was hatte sein Freund da gesagt? Das konnte doch nicht möglich sein, da Narben sich doch nicht einfach auflösen könnten. Daher sprang der Brünette auf, während Johan auf dem Bett liegen blieb und seinen Freund beobachtete. Dieser lief zu seinem Schrank, in dem ein Spiegel hing und riss die Tür auf, bevor er sich einfach und ohne auf Verluste zu achten sein Shirt vom Leib riss. Er musste einfach diese Gewissheit haben, dass es stimmte was Johan gesagt hatte. Sein Shirt landete neben ihm auf dem Boden, als er seinen geschundenen Körper im Spiegel betrachtete. Doch es stimmte. Ein paar der kleinen Narben auf seinem Körper waren verschwunden... Sie waren einfach weg! "Was... Wie ist das möglich?", fragte der Brünette Johan und drehte sich zu ihm um. Diesem wurde allerdings bei dem Anblick, den Judai ihm gab erst ganz mulmig, bevor er den Kopf schüttelte, um klar denken zu können. "Ich habe keine Ahnung", erwiderte Johan dann. "Aber es ist doch gut, wenn die Narben verschwinden" "Ja", sagte der jüngere langsam, dem das ganze immer noch nicht ganz bewusst war. Seine Wunden heilten und seine Chancen auf ein Leben ohne Yubel auch! "Vielleicht... Vielleicht kannst du das Haus verlassen, wenn die Narben verschwunden sind und dein eigener Körper ohne Yubel stark genug ist", vermutete Johan dann. "Aber wie soll das gehen?", fragte Judai bedrückt und sah zu Boden. "Ich kann immerhin nichts essen und trinken und schlafen kann ich auch nicht" Es war zwar ein unglaublich schönes Gefühl zu wissen, dass es einen Ausweg gab, aber Judai konnte nicht. Auf das bedrückte Gesicht des Brünetten hin stand Johan schließlich auf und ging auf ihn zu. "Du hast doch mich", sagte er dann und der kleinere sah traurig zu ihm auf. "Hast du schon vergessen? Wenn ich da bin kannst du schlafen und wenn wir zusammen sind hast du auch Hunger und Durst. Meine Augen entkräftigen Yubels Fluch" "Die Smaragdaugen...", hauchte Judai nur und starrte in diese grünen Augen vor sich, die so schön funkelten. "Genau", sagte Johan darauf und legte seine Hände auf die nackten Schultern seines Freundes. "Ich hole dich hier raus, Judai" "Das würdest du tun?", fragte Judai und sah seinen Freund dankbar an. "Sicher", erwiderte Johan nur. "Ich liebe dich doch!" "Ich liebe dich auch", meinte Judai darauf nur und fiel dem Blauhaarigen an den Hals, dessen Herz einmal kurz aussetzte, um dann weiter schlagen zu können. Judai trug schließlich immer noch kein Oberteil am Leib. Dennoch schlang er wie Judai seine Arme um den Brünetten und drückte ihn fest an sich. Im Moment war es am wichtigsten, dass Judai frei kam, da durfte er sich auch in keinster Weise ablenken lassen. Daher grub er nur noch seinen Kopf in das braune Haar seines Freundes und hielt ihn eine Weile stumm in seinen Armen. "Lass mich nicht allein", wisperte Judai nach einer ganzen Weile und krallte seine Finger noch mal in Johans Rücken, bevor er schließlich von dem Blauhaarigen abließ und sie sich in die Augen sahen. "Nein", erwiderte Johan nur und vergaß, dass er nur sechs Wochen in Sonnheim bleiben würde. Sechs Wochen, von denen nur noch knapp vier übrig waren... Kapitel 11: Der Zwilling ------------------------ "Johan!", hörte er zwei Tage später die leicht gereizte Stimme seiner Tante, die ihn aus dem Schlaf und einem Traum mit Judai riss. "Aufstehen! Die Sonne scheint!" Der Blauhaarige grummelte darauf nur und dachte noch mal an seinen ziemlich feuchten Traum zurück. Das war das erste mal gewesen, dass er sowas geträumt hatte, aber wenn das wirklich mal zwischen Judai uns ihm passieren würde... Allein bei dem Gedanken schoss ihm das Blut in den Kopf und seine Wangen brannten rot auf. Er grub seinen Kopf weiter in seine Decke, um die er seine Beine geschlungen hatte und versuchte so seine Scham vor Amelie zu verbergen. Doch die kleine blonde Frau war nicht dumm und hob auf Johans verhalten hin eine Augenbraue. "Hattest du einen Traum von deiner Flamme?", fragte sie und dem Teenager stockte der Atem, was Amelie Antwort genug war. "Dich muss es ja ganz schön erwischt haben, Junge" Darauf richtete Johan sich schließlich auf und sah Amelie in ihre blauen Augen, als sie sich an die Bettkante setzte. "Willst du mir nicht sagen wer es ist?", fragte sie dann. Johan mied nur ihren Blick, da er wusste, dass sie ihm bestimmt nicht glauben würde. Judai galt immerhin alt tot. "Ich kann nicht", flüsterte er nur mit gesenkten Kopf, was Amelie schon einen Stich gab. Traute er ihr denn wirklich so wenig? Aber irgendetwas schien da zu sein, weshalb er es nicht sagte. Daher schwieg sie einfach und sah Johan erwartungsvoll an. "Vielleicht", begann Johan dann und sah seiner Tante wieder ins Gesicht. "Vielleicht sage ich es dir später irgendwann" "Vielleicht?", fragte die Blondine, da sie mit dieser Antwort nicht zufrieden war. "Ja, aber noch geht es einfach nicht", behauptete der Blauhaarige und stand auf, um zum Frühstück runter zu gehen. Amelie blieb eine kleine Weile auf dem Bett sitzen, bevor sie ihrem Neffen in die Küche folgte. Dort aßen sie zusammen mit Amalia ein großes Frühstück und nach dem Essen ging Johan duschen. Als er fertig angezogen in seinem Zimmer an seinem Bett stand warf er noch einen Blick aus dem Fenster und zur Villa. Gleichzeitig dachte er daran was die Tage davor alles passiert war und auch an das Gespräch mit Yubel. Er musste unbedingt den Kristall- Geist finden, damit er seinen Freund retten konnte. Nur wo und wie sollte er suchen? Das Haus und den Garten hatten sie quasi schon einmal auf den Kopf gestellt. Und Judai kannte den letzten Geist, das Bernstein- Mammut gar nicht. Das machte das ganze noch schwerer. Wie sollte man einen Geist finden, der einen nicht kannte? Johan hielt sich kurz seinen Kopf, bevor er ihn kurz schüttelte, um auf andere Gedanken zu kommen. Er entschloss sich das Haus schließlich zu verlassen, wurde im Wohnzimmer aber noch mal von Amelie aufgehalten. "Willst du schon wieder rüber gehen, Johan?", fragte sie ihn und auch Amalia sah von ihrem Roman auf. "Was wenn es so wäre?", fragte er nur zurück. "Wir machen uns Sorgen um dich", behauptete Amalia und legte ihr Buch weg. "Mir geht es gut", behauptete Johan. "Mir passiert nichts" "Warum gehst du da rüber?", fragte die Brünette dann und Johan stockte der Atem, da er mit dieser Frage nicht gerechnet hatte. "Ist dort drüben irgendetwas besonderes, weshalb du da immer hin gehen musst, sodass du selbst das Verbot missachtest?" Das machte auch Amelie hellhörig, als der Blauhaarige stumm blieb. "Lebt dort vielleicht diejenige, in die du dich verliebt hast?", fragte sie und Amalia sah Johan überrascht an, die davon noch gar nichts gewusst hatte. "Johan-", begann Amelie, als der Blauhaarige weiterhin still blieb und nur seine Hände zu Fäusten ballte und sich leicht auf den Lippen herum biss. Doch er ließ seine Tante gar nicht ausreden. "Das kann euch doch egal sein!", rief er und lief dann einfach aus dem Haus und war froh die beiden Frauen los zu sein, auch wenn er sie wirklich gern hatte. Dann ging er weiter zur Villa und blieb an dem Tor zu Judais Gefängnis noch mal stehen. Es musste wirklich wie ein Gefängnis für den Brünetten sein nur in diesem Haus verweilen zu können. Er sah zu einem der Fenster hoch und seufzte leise. Judai hatte eigentlich nur Glück gehabt, dass er Johan wieder gesehen hatte. Hätte er nämlich nicht dieses Interesse und diese Neugier an diesem Haus gezeigt wäre der Brünette jetzt wohl immer noch allein. Seine Gedanken wurden mit einem Mal von Motorengeräuschen unterbrochen, sodass er sich von dem Haus abwandte und danach umsah. Hinter ihm fuhr in diesem Moment ein schwarzes Motorrad vor, das ziemlich viel Gepäck bei sich zu haben schien. Der Fahrer war nicht sehr viel größer als Johan, vielleicht sogar etwas kleiner. Wer war das? Schließlich stieg der Fremde von seinem Motorrad und sah unter seinem schwarzen Motorradheld zu der Villa auf, bevor er sich den Helm vom Kopf zog und einen genervten Laut von sich gab. "Haben die mir etwa die falsche Beschreibung gegeben? Hier steht nur eine verlassene Ruine", meinte er verärgert zu sich selbst, während Johan beim Anblick des anderen der Atem stockte. "Judai?", fragte er total geschockt, da der Fremde haargenau wie sein Freund aussah und der andere sah auf. "Falsch", sagte der andere kalt und abweisend. "Aber du kennst ihn?" "Ja", gab Johan nur fassungslos von sich. Der Typ sah genauso aus wie Judai, nur schien er nicht besonders freundlich zu sein. "Wo ist er?", fragte Judais Spiegelbild mit einem abfälligen Unterton und holte doch tatsächlich eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug aus einer seiner Taschen. "Und bin ich hier richtig bei seinem Familienhaus? Das kann es doch unmöglich sein! Das ist eine halbe Ruine!" "Du bist hier richtig, ja", antwortete Johan als erstes, als der Brünette sich seine Zigarette angezündet hatte und den Rauch ausstieß. "Aber... Wer bist du?" Die braunen Augen des Fremden fixierten Johan kurz, was ein ekliges Gefühl für ihn war, bevor er eine Antwort von dem anderen bekam. "Mein Name ist Haou", sagte der Brünette und lehnte sich an sein Motorrad. "Haou Yuki. Ich bin Judais Zwillingsbruder, was er bestimmt vergessen hat und komme jetzt endlich nach Hause. Und was finde ich vor?! Einen Drecksschuppen!" "Zwillingsbruder?!", stieß Johan aus, da er nirgendwo im Haus Bilder von einem zweiten Kind gesehen hatte. Und das zweite Zimmer war auch für ein Baby reserviert gewesen... "Als wir zwei Jahre alt waren sind wir getrennt worden und ich bin in einem Heim aufgewachsen", erwiderte Haou knapp. "Wieso soll Judai vergessen haben, dass er einen Zwilling hat?", fragte Johan den jüngeren. Dieser sah ihn eine kleine Weile stumm an. "Weil ich anders bin" "Kein Mensch ist normal", behauptete Johan darauf und drehte sich zu dem Brünetten. "Auch Judai nicht" Als er Haou in die braunen Augen sah, die etwas heller wirkten und nicht ganz so schön waren leuchteten seine kurz auf und Haou warf seine Zigarette zu Boden. "Was weißt du?", fragte er den Blauhaarigen kalt. "Vieles", war die knappe Antwort, was Haou nicht besonders gefiel. Anscheinend war dieser blauhaarige Kerl vor ihm seine einzige Informationsquelle. "Was ist hier los?", fragte er dann und verschränkte seine Arme. Er wollte wissen wo seine "tollen" Eltern und sein Bruder waren und warum das Haus so heruntergekommen aussah. "Das Haus müsste seit zwei Jahren so aussehen", behauptete Johan dann und Haou sah ihm stumm ins Gesicht. "Eure Eltern sind zum gleichen Zeitpunkt von einem Serienmörder umgebracht worden" Johan ließ es auf den jüngeren einwirken, doch der machte den Eindruck als würde ihn das nicht im geringsten interessieren. "Und dein Bruder... Er lebt seit dem verflucht und allein in diesem Haus", sagte er dann noch. "Verflucht?", fragte Haou ahnungslos. "Kennst du Yubel?", fragte Johan monoton zurück und Haou verengte nur seine Augen. "Sie hat das ganze ausgenutzt" "Was ist denn hier los?", hörten beide dann die Stimme Judais und Johan fuhr herum. Der andere Zwilling stand wirklich dort am Tor und sah die beiden an, er stand wohl genau hinter der Grenze zum Verlassen des Hauses. "Judai", hauchte Johan nur, während Haou schwieg und sich fragte warum der Brünette denn nicht näher kam. "Ich habe Stimmen gehört und wollte sehen mit wem du sprichst, Johan", sagte Judai darauf. "Willst du nicht wieder ins Haus gehen?", fragte Johan, der Angst hatte, dass etwas passieren könnte, so nahe wie er dem Tor war. "Ist schon in Ordnung", behauptete Judai, bevor er seinen Blick auf den anderen legte. Doch Haou blieb still und er sah auch nichts außergewöhnliches an seinem Bruder. Er sah in seinen Augen schwach und ängstlich aus. Doch was hatte dieser Johan mit dem ganzen zu tun? "Haou", sagte Judai dann, was den anderen und auch Johan überraschte. "Dir geht es gut?" "Ja", antwortete Haou knapp. Warum konnte Judai sich noch an ihn erinnern? "Ich habe ihm vom Tod eurer Eltern erzählt, Judai", erzählte Johan dem jüngeren Zwilling, der nur nickte und gleichzeitig an Yubel denken musste. Musste er die Geschichte Haou etwa auch noch erzählen? Er sah noch mal zur Villa zurück, während Johan und Haou seinem Blick folgten. "Du solltest es ihm besser erzählen, Judai. Er ist doch dein Bruder", sagte Johan dann und Haou sah ihn an. Was sollte Judai ihm sagen? Haou war in diesem Moment mehr als nur verwirrt. "Du hast Recht, aber ich glaube dazu gehen wir besser ins Haus", sagte Judai darauf und die anderen beiden sahen ihn an. Haou, weil er total verwirrt war von dem was hier vor sich ging und Johan, weil er sich Sorgen machte. Judais Vergangenheit war immerhin nicht sehr rosig und jemandem davon zu erzählen war bestimmt sehr schwer. "Ja, gehen wir", stimmte Johan dem jüngeren Zwilling zu, doch Haou schien sich nicht von der Stelle bewegen zu wollen. "Willst du nicht mit rein kommen?", fragte Johan den Brünetten und auch Judai drehte sich nach seinem Bruder um. "Das Haus ist eine reine Ruine", erwiderte Haou. "Warum sollte ich in diese Ruine gehen wollen?" "Weil es mein zu Hause ist", behauptete Judai nur und hielt kurz inne. "Und mein Gefängnis" "Was?!", stieß Haou aus, der den Sinn dahinter nicht ganz verstand. "Judai", begann Johan dann und Judai sah ihn an. "Ich glaube es ist besser, wenn du wieder rein gehst, bevor dich noch jemand sieht" "Ja", nickte Judai und sah noch mal kurz seinen Bruder an, der total verwirrt da stand. "Vielleicht sehen wir uns ja doch noch mal wieder" Damit wandte er sich von Haou ab und wollte wieder weiter auf das Grundstück verschwinden. Doch der ältere Zwilling war doch noch auf ihn zu gelaufen und hatte ihn grob am Arm gepackt, bevor er ihn regelrecht vom Grundstück zerren wollte. Doch kaum hatte Judai mit nur einem Fuß das Grundstück verlassen stockte ihm der Atem und Haou ließ von ihm ab, als sein Bruder wie ein Klappstuhl zusammenklappte. "Was?", gab er noch verwirrt von sich, während Johan auf seinen geliebten Freund zu stürzte. "Judai!", rief er panisch, als der Brünette wie ein Plüschtier vor ihnen auf dem Boden lag und seine Hand auf sein Herz gelegt hatte. Sein Herz schmerzte höllisch und seine Narben brannten wie Feuer, als wollten sie seinen Körper wieder in seine Einzelteile verarbeiten. Der Brünette keuchte, da er mit dem Tod kämpfte und sah Johan schließlich in die Augen. "Johan", keuchte er mit letzter Kraft, als dieser panisch seine Arme unter Judais Körper fuhr, der auseinander zu fallen drohte. "Ich- Ich will nicht... sterben" Haou erschrak bei Judais Satz richtig, doch der Blauhaarige sagte auf Judais Worte nichts, hob ihn nur hoch und trug ihn so schnell er konnte wieder auf das rettende Grundstück, wobei er mit Judai im hohen Gras verschwand. Kaum waren sie weit genug auf dem Grundstück normalisierte sich Judais Atem wieder und die Schmerzen des Brünetten ließen auch nach, sodass Johan stehen blieb und zu Boden ging. "Johan...", hörte er dann die Stimmte von Judai, während er mit der Angst kämpfte eben beinahe Judai verloren zu haben. Er sah den anderen an und erst da wurde ihm bewusst, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. "Judai", wimmerte er, als auch Haou dazu kam, da er wissen wollte was das gewesen war. Doch er blieb stehen, als er die zwei so sah und beobachtete sie nur. "Ich- Ich hatte furchtbare Angst", sagte Johan dann und sah seinem geliebten Freund in die Augen. "Angst, du könntest doch noch sterben und das auch noch vor meinen Augen" Judai setzte sich darauf auf und erwiderte den Blick seines Freundes. "Zum Glück ist es nicht passiert", meinte er, als die Augen des Blauhaarigen aufleuchteten und ihre heilende Wirkung auf ihn ausübten. "Nein", erwiderte Johan erleichtert. "Ich wüsste nicht was ich machen sollte, wenn du doch noch sterben solltest" Der Brünette sah darauf kurz zu Boden, was Haou etwas verwirrte. "Mein Leid wäre beendet, ich wäre Yubel für immer los, doch..." "Da ist immer noch die Hoffnung, dass alles wie früher werden kann", meinte Johan, worauf Judai nickte. "Ich vermisse die Kristall- Geister und würde gerne das Licht der Freiheit wieder sehen. Mit dir an meiner Seite", äußerte Judai dann seinen Wunsch und seine Wangen brannten leicht rot auf, während sein Herz etwas schneller schlug. "Das wäre wirklich schön", sagte auch Johan mit einem Lächeln. "Aber ich habe Angst", wisperte der Brünette dann bedrückt. "Das brauchst du nicht", behauptete der größere darauf und Judai sah ihm wieder ins Gesicht. "Ich lasse dich nicht allein" Diese Worte bedeuteten Judai so unglaublich viel, da er so lange allein gewesen war und endlich jemanden hatte, der ihm das Gefühl gab nicht allein zu sein und dass er geliebt wurde. Er lächelte und spürte wieder dieses Kribbeln, diese Schmetterlinge in seinem Bauch. "Ich liebe dich", hauchte er dann, was Haou schockierte, da sein Bruder wirklich in den Blauhaarigen verliebt wirkte. Doch Johan schlang nur seine Arme um den Brünetten, den er vor ein paar Minuten noch fast verloren hatte. Dann lehnte er seine Stirn an Judais und lächelte. Sein Herz schlug ein bisschen schneller und Haou war schon längst vergessen. "Ich liebe dich auch, Judai", antwortete er dann, als Judai ebenfalls seine Arme um ihn schlang. Schließlich presste der jüngere seine Lippen auf Johans und sie begannen einen bittersüßen Kuss, bei dem Judai seinem Freund zeigte wie sehr er ihn liebte. Johan steckte auch noch die Angst in den Knochen, dass Judai fast vor seinen Augen gestorben war, sodass er sich einfach seinem Freund ergab, bis sie den Kuss wieder lösten. Er sah Judai noch mal kurz in die Augen, bevor er seinen Kopf in dessen Halsbeuge grub und seinen Tränen einfach freien Lauf ließ. Judai sagte darauf nichts, legte nur eine tröstende Hand auf Johans Kopf und sah gen Himmel. Sein Freund musste eine furchtbare Angst gehabt haben, dass er ihn verlieren könnte und als er spürte, dass er Blauhaarige sich an ihm festkrallte war ihm klar, dass Johan ihn wirklich und ehrlich liebte. Haou hatte das alles nur geschockt mit angesehen. Sein Bruder war schwul und mit diesem blauhaarigen Kerl zusammen?! Das konnte doch nicht sein! Das konnte unmöglich wahr sein! In diesem Moment hörten sie aber ein Geräusch und auch Johan sah auf. "Saphir", sagte Judai, als er Saphir- Pegasus erkannte, der nach ihnen sah und lächelte. "Ich wollte nach euch sehen", sagte Saphir und sah Judai in die Augen. "Ist alles in Ordnung bei euch?" "Ja", behauptete Johan, der sich wieder beruhigt hatte. "Es geht wieder" Saphir lächelte die beiden Teenager vor sich nur an, bevor sein Blick auf Haou fiel, der noch immer geschockt da stand und nicht wahr haben wollte, dass sein Bruder schwul war und einen Freund hatte. Er hatte ihn mehrere Jahre nicht gesehen und dann fand er das heraus. "Haou", sprach Saphir- Pegasus schließlich und der Brünette fuhr aus seinen Gedanken, bevor er zu dem geflügelten Pferd sah. "Du kommst schließlich zur Familie Yuki zurück?" Haou sah darauf nur zu Boden, ihm ging im Moment so vieles durch den Kopf, er war furchtbar verwirrt. "Ja", sagte er dann. "Mit 16 muss man das Heim verlassen" "Deine Eltern wären nicht froh dich hier zu sehen", behauptete Saphir dann. "Was?", stieß Haou ungewollt aus. "Nach allem was in diesem Haus passiert ist solltest du Judai nicht zu nahe kommen", behauptete Saphir gelassen. "Was ist denn passiert?", wollte der ältere Zwilling wissen. "Ich habe eben nur mit angesehen wie er fast gestorben ist, aber ich habe keine Ahnung warum!" Judai sah darauf zu Johan ins Gesicht, da er nicht noch mal alles erzählen wollte. Dieser zog den jüngeren nur weiter an sich und spürte die angetrockneten Tränen auf seinen Wangen. Seit er einfach geweint hatte fühlte er sich viel freier und leichter, als hätte schon länger ein Gewicht auf seinem Herzen gelegen. Daher machte er sich nicht die Mühe die getrockneten Tränen weg zu wischen. Saphir sah noch mal zu dem Paar hinter sich, bevor er Haou wieder ansah. "Weißt du, im eigentlichen Sinne ist dein Bruder schon seit zwei Jahren tot", sagte Saphir dann einfach, was Haou genauso schockierte wie die Tatsache, dass Judai schwul war. "Was soll das wieder heißen?", fragte Haou. "Er steht doch lebendig vor mir" Judai presste sich nur weiter an Johan, da er dies nicht gerne hörte, war aber froh, dass er es nicht selbst Haou erzählen musste. "Er ist nicht tot, aber leben tut er auch nicht mehr", sagte Saphir und auch Johan wurde der Sinn dieses Satzes richtig bewusst. Judai lebte zwar, aber dieses Leben das er hatte konnte man nicht wirklich Leben nennen, so viele Nachteile wie der Brünette hatte. "Was?", gab Haou verwirrt von sich. "Dein Bruder wird nur noch mit der Hilfe eines Geistes dieses Hauses am Leben erhalten", erzählte Saphir sachlich. "Sobald er dieses Grundstück in irgendeiner Weise verlässt ist sein Leben beendet" "Was!?", stieß Haou aus, der das nicht glauben wollte. Sein Bruder sollte verflucht sein? Aber wenn er an dieses Gespräch zwischen Judai und diesem blauhaarigen Kerl dachte machte es schon irgendwie Sinn. Zudem war er zuvor noch einfach zusammengeklappt, als hätte er einen Schwächeanfall oder ähnliches gehabt. Dann sah Haou zu Johan, der Judai an sich drückte und vorher auch Yubel erwähnt hatte. "Yubel?", fragte er dann Saphir und hoffte, dass Yubel nichts damit zu tun hatte. Die drei vor ihm sahen ihn überrascht an, dass er gleich auf Yubel kam und auch von ihr wusste. "Ja", antwortete Saphir dann. "Sie hat Judai in ihrer... Gewalt" Darauf sah der ältere Zwilling Judai an und Johan konnte ein leichtes Funkeln in den braunen Augen erkennen, ehe er auf Judai zu gestürmt kam und ihn aus Johans Armen riss. "Wie kannst du nur!?", rief Haou und hielt Judai dabei am Kragen. "Judai!", rief Johan noch, als der Brünette seinen Armen entrissen wurde. "Wie kannst du es wagen mit Yubel gemeinsame Sache zu machen!?", rief Haou wieder. "Du hättest doch einfach den Tod wählen können!" "Ich wollte nicht sterben", sagte Judai darauf und Haou schreckte etwas zurück. "Sie war die Einzige, die mir helfen konnte" "Du hast das gemacht, weil du nicht sterben wolltest?", fragte Haou leicht überrascht. "Ja, Judai hat einen Grund zu leben", behauptete Saphir hinter Haou, worauf alle das geflügelte Pferd ansahen. "Soll das heißen...", zählte der ältere Zwilling eins und eins zusammen und sah Johan in seine grünen Augen. "Er hat das nur wegen dir getan!?" Haous Blick war geradezu stechend, doch Johan konnte in diesem Moment zum ersten Mal die richtigen Bernsteinaugen sehen, die wirklich funkelten. Er sah Judai auch zu ähnlich, doch sein Charakter war in Johans Augen einfach nur schrecklich. Zudem roch er nach Zigarettenrauch. Der Blauhaarige würde diese Augen zu gerne bei seinem geliebten Judai sehen, doch dessen Augen waren dunkel und verfärbten sich ab und zu grün und orange- braun, was wohl hieß, dass Yubel ihm etwas Lebensenergie gab. "Sag mir", begann Haou dann grimmig. "Warum sind deine Augen so hell, Idiot?" "Wegen der Kristall- Geister", antwortete Johan nur, als Judai etwas von seinem Bruder zurück trat. "Also leben wirklich welche in diesem Haus?", bohrte Haou und verengte leicht seine Augen, der daraus schloss, dass der Geist hinter ihm Saphir- Pegasus hieß und einer von ihnen sein musste. "Sechs um genau zu sein", erwiderte Johan, als Judai sich zu ihm stellte und Haou schluckte leicht. Der ältere Zwilling wusste von der Legende der Kristall- Geister und auch, dass es eigentlich sieben Geister gab, sowie von der Sache mit dem Regenbogendrachen. Doch etwas verwirrte ihn völlig. Warum konnte Judai die Geister sehen und warum konnte er sich an ihn erinnern? Es hieß doch angeblich immer nur ein Zwilling bekam Bernsteinaugen, wenn es bei Zwillingen der Fall war und er war sich ziemlich sicher, dass er sie hatte. Außerdem sahen Judais Augen recht dunkel aus, da war kein Funkeln. "Du weißt bestimmt von meinen Smaragdaugen, nicht?", fragte Johan dann gefasst, dem es nicht besonders gefiel als Idiot bezeichnet zu werden. "Sonst könntest du die Kristall- Geister nicht sehen", meinte Haou nur. Der Blauhaarige nickte nur und bemerkte Judais unsicheren Blick. "Warum bist du hier her gekommen?", fragte Johan dann. "Dieses Haus ist eigentlich auch mein zu Hause", behauptete Haou nur. "Ich habe bis eben nicht gewusst, dass meine tollen Eltern tot sind und das Haus eine halbe Ruine ist" "Warum hast du nicht bei deiner Familie gelebt?", fragte der Blauhaarige einfach neugierig. "Johan...", gab Judai neben ihm von sich und er sah den kleineren an. "Ganz einfach", sagte Haou in einem etwas lauterem Ton und hob einen Mundwinkel. Judai und Johan sahen ihn noch an, wobei Johan schlucken musste und Saphir hinter Haou verengte seine Augen. "Ich bin nicht normal", behauptete Haou dann und grinste, was Johan einen Schauer über den Rücken jagte. Irgendwie machte Haou ihm in diesem Moment eine heiden Angst. "Soll... Soll das heißen, du hast dich gar nicht geändert?", fragte Judai seinen Bruder, worauf dessen Grinsen verflog. Warum wusste er noch davon? Johan sah seinen Freund verwirrt an. "Was geht hier vor?" "Johan, Haou ist damals in ein Heim für schwer erziehbare Kinder bekommen, weil er schon damals gewalttätig war", Judai hielt kurz inne, während Haou leicht einen Mundwinkel hob. "Selbst vor der Familie hat er nicht halt gemacht" "Bitte?!", brachte Johan entsetzt über seine Lippen und sah zu dem anderen. Wenn das wirklich stimmen sollte würde er sich nicht mal wundern, wenn Haou auch schon jemanden umgebracht hatte... Warum nur hatte jemand wie er Bernsteinaugen? "Wieso kannst du dich noch daran erinnern?", fragte Haou seinen Bruder jetzt, da er sich das einfach nicht erklären konnte und die drei sahen ihn an. "Ist das nicht klar?", fragte Johan überrascht nach. "Judai hat Bernsteinaugen" Judai selbst sagte nichts dazu, ihn machte nur etwas die Anwesenheit Haous nervös, sodass er sich etwas weiter an Johan heran stellte. "Das kann nicht sein!", rief Haou jetzt und die zwei zuckten leicht zusammen, während Saphir die Augen verengte. "Ich habe die Bernsteinaugen! Von uns kann sie nur einer haben!" Auch Johan sah den älteren Zwilling nun etwas misstrauisch an. Woher wusste er das alles eigentlich? Die Kristall- Geister lebten schließlich nur in diesem Dorf und so weit er wusste war das nächste Heim ein paar Kilometer von hier entfernt. Also woher wusste er das alles? "Aber Judai hat Bernsteinaugen", behauptete Saphir jetzt. "Yubel unterdrückt das ganze mit ihrem Fluch nur" Darauf sah Haou seinen kleinen Bruder leicht missbilligend an. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass Judai sich auf Yubel eingelassen hatte und dass nur wegen diesem blauhaarigen Typen mit den Smaragdaugen. Aber genau dieser Kerl schien Judais einzige Rettung zu sein, da seine heilenden Augen die Wunden an Judais schwachen Körper heilen konnten. "Was ist damals passiert?", fragte Haou dann, da er wissen wollte wie es zu dieser eher unfreiwilligen Vereinigung gekommen war. Judai stockte kurz der Atem, als er diese Frage hörte, da er erst nicht wusste was er sagen sollte. Aber Haou war sein Bruder, da sollte er ihm sagen was passiert war. "Ihr sagt meine tollen Eltern sind tot", sprach Haou nach einer kleinen Weile der Stille. "Wie und weshalb sind sie gestorben?" Johan warf darauf seinem geliebten Freund einen forschenden Blick zu und sah, dass dieser mit sich zu kämpfen schien. "Alles ist gut", flüsterte Johan Judai dann zu und griff nach der Hand des anderen. "Ich bin bei dir" Judai sah den Blauhaarigen noch mal dankbar an, bevor er schließlich zum sprechen ansetzte und gleichzeitig ihre Finger ineinander verschränkte. "Mama und Papa sind vor ungefähr zwei Jahren getötet worden", sagte er dann und Haou stockte der Atem. "Es war ein Serienmörder, der die Eigenschaft hatte seine Opfer immer in Scheiben zu schneiden... Das Haus war eine reine Blutlache und ich lag als einziger Überlebender mittendrin" "W- Was? Mord?", stammelte Haou zusammen und Judai nickte nur, bevor er einmal schwer schlucken musste. "M- Mich hat er auch zerschnitten, in viele kleine Teile und ich habe das ganze wirklich nur mit Glück überlebt. Mit Yubels Hilfe habe ich einen richtigen Körper zurück bekommen und bin nicht gestorben... Aber das ist kein Leben", erzählte er dann weiter und Haou hob eine Augenbraue. "Seit diesem Vorfall kann ich weder schlafen noch essen noch etwas trinken und bin auf die Kraft Yubels angewiesen, Haou. Ich kann dieses Grundstück nicht verlassen, ohne zu sterben, da mein Körper viel zu schwach ist" Haou fehlten auf dieses Geschichte schlichtweg die Worte. Er hatte immer gedacht er hatte ein schweres Leben gehabt, aber das war zu dem ja der reinste Kinderspielplatz. "Also wollt ihr jetzt die Geister versammeln und den Drachen rufen?", fragte Haou nach einer kleinen Weile mit rauer Stimme. Johan nickte darauf. "Aber wir wissen nicht wie wir zu dem letzten Geist kommen, da er nicht mehr in diesem Haus ist" Haou sagte darauf nichts, da er ganz genau wusste wo der letzte Geist war, doch noch wollte er nichts dazu sagen. Sie wollten den Drachen rufen und Judai und Yubel wieder trennen, damit der Brünette wieder glücklich werden konnte. Aber wussten sie auch von dem Preis den sie zu zahlen hatten, wenn sie sich etwas von dem Regenbogendrachen wünschten? Haou jedenfalls sah noch eine andere Methode, um seinen Bruder eventuell zu retten, doch diese war etwas zeitaufwendiger und zudem wollte ihm davon auch nur die Hälfte gefallen. "Ich weiß auch nicht wo er ist", behauptete er schließlich, als Johan Judai endlich los ließ. "Schade", meinte Johan darauf und seufzte innerlich auf. Er hatte gehofft, dass Haou vielleicht wusste wo das Bernstein- Mammut war, aber anscheinend hatte auch dieser keine Ahnung, sodass sie weiter suchen mussten. Und Johan wollte doch so schnell wie nur irgend möglich Judai von diesem Fluch befreien, damit er das Grundstück wieder verlassen konnte! "Wir sollten am besten noch mal im Haus suchen", durchbrach Judai in diesem Moment seine Gedanken und auch der ältere Zwilling sah auf. "Ja, vielleicht haben wir etwas übersehen", war Johan guten Glaubens, dass der letzte Geist doch im Haus oder auf dem Grundstück war. Haou sagte auch dazu nichts, er blieb stumm und beobachtete die zwei vor ihm und wie sie versuchten den letzten Geist zu finden. Das letzte Puzzleteil, um den Drachen rufen zu können. "Ich werde mir so lange einen Ort zum schlafen suchen", meinte Haou schließlich, da er nicht besonders scharf darauf war mit den beiden nach dem letzten Geist zu suchen. "Du willst dich im Haus niederlassen?", fragte Johan Haou etwas überrascht, da er damit nicht gerechnet hatte. "Ja", erwiderte der andere ausdruckslos. "Einen anderen Ort habe ich ja nicht" "Also bist du direkt vom Heim hier her gekommen?", fragte Judai noch neugierig, doch Haou nickte nur leicht gestresst. Er brauchte dringend eine Zigarette und Ruhe zum Nachdenken. Er musste unbedingt über das alles nachdenken, damit er damit klar kommen konnte schon seit zwei Jahren Vollwaise zu sein. "Du kannst in meinem Bett schlafen", behauptete Judai darauf und Haou sah ihn überrumpelt an. "So lange Johan und ich nicht zusammen sind kann ich eh nicht schlafen, also brauch ich das Bett gar nicht" Haou hob darauf eine Augenbraue. Ob das gut gehen würde? Immerhin benutzte man ein Bett nicht nur zum schlafen, wenn man einen Partner hatte. Allein schon bei der Vorstellung Judai und Johan könnten sich vor seinen Augen küssen wurde Haou schlecht, da er Johan einfach nicht leiden konnte. "Wie du meinst", sagte er dann. "Aber beschwer dich später nicht bei mir" Judai und Johan sahen sich noch kurz an, bevor sie nickten und sich daran machten Haous Sachen ins Haus zu schaffen und sein Motorrad etwas zu verstecken. Dann setzte der ältere Zwilling sich in Judais Zimmer auf das Fensterbrett und sah aus dem Fenster, während Johan und Judai im Garten nach dem letzten Geist suchten. Doch Haou wusste, dass sie keinen Erfolg haben würden. Kapitel 12: Der Regenbogendrache -------------------------------- "Meinst du sie schaffen es?" Haou sah sich nach der Stimme in Judais verdunkelten Zimmer um, zeigte aber keinerlei Emotion. "Vielleicht", sagte er dann und lehnte seinen Kopf an das Fenster an dem er saß. "Sie wollen wirklich den Drachen rufen", meinte die Stimme beeindruckt. "Sie wollen Yubel und Judai trennen. Es wäre auch besser für ihn", erwiderte Haou und dachte an das zurück was er gesehen hatte, als Johan nicht hier gewesen war. Sein Bruder war wie ausgewechselt gewesen und hatte verträumt aus dem Fenster gestarrt. Er hatte in der Zeit wirklich nichts gegessen und getrunken und geschlafen hatte er anscheinend auch nicht, sodass Haou akzeptieren musste, dass das alles wahr war was sie ihm da erzählt hatten und dass Judai einmal durch die Hölle gegangen war. "Außerdem glaube ich fast, dass dieser blauhaarige Typ alles für Judai tun würde, damit er glücklich wird", sprach Haou noch einen Gedanken aus, während er Johan und Judai im Garten beobachtete. "Er ist verliebt, Haou" "Liebe? Pah!", machte er ältere Zwilling nur verächtlich, da er wirklich nichts von Liebe hielt. Mittlerweile waren auch schon zwei Tage seit Haous Ankunft vergangen und Haou schloss sich auch nur in Judais Zimmer ein. Johan saß recht motivationslos im hohen Gras vor dem Haus und starrte zur Sonne hoch. Sein Glaube daran das Bernsteinmammut doch noch zu finden bröckelte immer mehr, da sie wirklich schon überall gesucht hatten. Der Geist war nicht auf diesem Grundstück! Aber er wollte Yubel auch nicht einfach gewinnen lassen und ihr Judai überlassen. Außerdem ärgerte er sich doch ein bisschen darüber, dass Haou ihnen bei der Suche nicht mal half und sich in Judais Zimmer verkroch. "Johan", sprach Judai jetzt und ließ sich neben dem Blauhaarigen sinken. "Judai", gab auch Johan etwas erschöpft von sich. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir den Geist finden", behauptete der Brünette dann bedrückt. "Wir müssen", meinte Johan, auch wenn es ebenfalls ziemlich an seinen Nerven zog, dass noch keine Spur von ihm zu finden war. "Aber was ist mit den anderen?", fragte Judai danach. "Muss man nicht alle Geister versammelt haben, um den Drachen rufen zu können? Wie soll das gehen, wenn sie nichts mit mir zu haben wollen?" "Wir werden da schon eine Lösung finden", meinte Johan nur und hob das Kinn des Brünetten etwas an, als er seinen Kopf leicht sinken ließ. Judai sah seinem geliebten Freund in seine grün funkelnden Augen und hatte das Gefühl in ihnen zu ertrinken. Er fand diese grünen Augen so unglaublich schön, bei dem Gedanken sie könnten irgendwann nicht mehr da sein oder auf jemand anderen liegen wurde ihm ganz anders. Daher griff er einfach nach dem Gesicht des jungen Mannes vor ihm und zog ihn näher, während dieser erst nur etwas überrascht aussah, bevor er seine Arme um seinen Freund legte. Judai konnte hören wie schnell sein Herz schlug und auch den Atem Johans auf seiner Haut, bevor er ihn schließlich küsste und wieder diese Schmetterlinge spürte, an die er sich wohl nie gewöhnen würde. Nach schier endlosen Sekunden löste Judai sich wieder von dem Blauhaarigen und lächelte ihn an. Johans Herz schlug furchtbar schnell, seine Wangen brannten wie Feuer und seine Augen bebten leicht. Schließlich trennten sich die beiden ganz voneinander und fielen mit einem Lächeln auf den Lippen und roten Wangen ins Gras, starrten zum Himmel empor. "Johan", begann Judai nach einer kleinen Weile und nachdem sein Hochgefühl durch ein anderes ekligeres Gefühl ersetzt worden war. "Hm?" "Würdest du damit klar kommen, wenn ich für immer an dieses Haus gebunden wäre?", wollte der Brünette wissen, da er sich wirklich nicht sicher war, ob sie den letzten Geist finden würden. "Was!?", entfuhr es Johan und er schreckte hoch. "Daran darfst du nicht mal denken!" Gleichzeitig dachte er aber auch an Yubels Worte. Sie wollte Judai ganz für sich allein haben und wenn sie jetzt einfach aufgeben würden, würde sie doch genau das bekommen was sie wollte. Dabei wollte Johan Judai doch aus diesem Haus raus holen... "Aber der Geist scheint wirklich nicht im Haus zu sein und auch nicht irgendwo auf dem Grundstück. Wo sollen wir denn noch suchen?", fragte Judai, nachdem auch er sich aufgerichtet hatte und Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. "Ihr scheint keinen sehr großen Erfolg bei eurer Suche zu haben", ertönte dann Haous Stimme und die zwei fuhren zu ihm herum. Er trat auf die beiden zu und blieb schließlich im hohen Gras vor ihnen stehen, wobei er sie recht emotionslos musterte. "Was willst du?", wollte Johan von dem älteren Zwilling wissen. Haou schwieg darauf erst und zündete sich eine Zigarette an, worauf die anderen beiden leicht das Gesicht verzogen. "Vielleicht kann ich euch helfen", behauptete Haou das, was Johan zu bezweifeln wagte, da er vorher auch schon keinen Finger für sie krumm gemacht hatte. "Wie willst du uns bitte helfen?", fragte Johan mit einem leicht bissigen Unterton, worauf Judai ihn ansah. "Damit", antwortete Haou kurz angebunden und warf seinem Zwilling etwas zu, was er nur mit Mühe fangen konnte. Darauf zog Haou einmal an seiner Zigarette, während die beiden sich ansahen was er ihnen da zugeworfen hatte. Es war ein Bernstein, der ein bisschen kleiner als Judais Handfläche war und einen doch recht hellen Farbton hatte. "Ein Bernstein?", fragte Judai überrascht und auch etwas verwirrt. "Der letzte Geist, den ihr sucht ist das Bernsteinmammut", sagte Haou darauf ausdruckslos und Johan verengte leicht seine Augen. Woher wusste er, dass ihnen nur noch dieser Geist fehlte? Doch dann wandte der Blauhaarige seinen Blick an Judai, der diesen nur stumm erwiderte. "Woher weißt du das?", fragte Johan den älteren Zwilling und sah ihn wieder an. "Weil dieser Geist der Grund ist warum ich von dem Ganzen hier weiß", war die Antwort und den anderen beiden stockte der Atem. "Ihr hättest Bernstein hier niemals finden können, weil er all die Jahre bei mir im Heim gewesen ist" "Aber es heißt doch die Geister können das Haus nicht verlassen", wandte Johan ein, doch Haou zuckte nicht mal mit der Wimper. "In der Form des Edelsteins können sie das Haus verlassen, sind aber an das nächste Haus gebunden in dem sie sich materialisieren", behauptete er trocken und Johan und Judai stockte der Atem. "Wenn Bernstein sich hier wieder materialisiert ist er genau wie die anderen an diese Ruine gebunden" Johan nickte darauf leicht und sah noch mal auf den Stein in Judais Hand. Dann hatten sie jetzt alle Geister gefunden und konnten den Drachen rufen! Johans Herz schlug ein bisschen schneller, als er daran dachte bald mit Judai zusammen dieses Haus verlassen zu können. Er würde Judai von Yubel retten können und dieser Geist würde für immer in diesem Haus versauern! "Wo sind die anderen eigentlich?", fragte Haou dann noch und das Paar sah ihn an. "Fünf von ihnen sind im Haus meiner Tante nebenan, da sie wegen der Sache mit Yubel ziemlich wütend auf Judai sind", antwortete Johan. "Nur Saphir ist hier im Haus, da er von dem Vorfall vor zwei Jahren nichts mitbekommen hat" Haou hob darauf eine Augenbraue. "Was meinst du damit?" "Saphir war vier Jahre lang in einer Kiste lang eingesperrt gewesen. Von wem und warum weiß ich nicht, aber als das mit Yubel passierte war er nicht mit dabei gewesen", erzählte Johan und Judai ließ seine Hand und seinen Kopf sinken. "Aha", gab Haou doch recht desinteressiert von sich. "Wie lange habt ihr gebraucht, um die Geister zu versammeln?" "So zwei, drei Wochen", antwortete Johan und dachte an diese drei Wochen zurück und was alles in dieser Zeit passiert war. Sein Geburtstag, Judai, die Geister... Die Verlobung! Als ihm die Verlobung wieder in den Sinn kam wurde ihm schon wieder ganz anders, da er seinen Vater für diese Tat am liebsten umbringen wollte. Aber noch wusste er ja nicht was er dagegen machen sollte, da seine Mutter und Asukas Eltern auch dafür waren. "Drei Wochen?!", holte Haous geschockte Stimme ihn aus seinen Gedanken zurück und er sah ihm in die Augen, bevor er nickte. "Ihr habt wirklich drei Wochen gebraucht um sieben Geister zu finden?" "Ich bin nicht jeden Tag hier gewesen", erwiderte Johan noch. "Außerdem gab es noch andere... Probleme" Haou schwieg darauf eine kleine Weile. "Also seid ihr noch gar nicht so lange ein... Paar?" Dem älteren Zwilling gefiel es nicht, dass sein Bruder mit Johan zusammen war, da ihm dann ja sonst was passieren konnte. "Nein", erwiderte der ältere. "Es ist recht kompliziert" "Ich habe Zeit", behauptete Haou trocken und Judai sah Johan unsicher an. "Judai und ich kennen uns eigentlich schon aus Kindertagen, aber ich hatte ihn im Gegensatz zu Judai vergessen", erzählte der Blauhaarige darauf knapp. "Ich komme nämlich eigentlich nicht von hier" "Also habt ihr so herausgefunden, dass er Bernsteinaugen hat?", wollte der ältere Zwilling noch wissen, auch wenn er es immer noch nicht glauben wollte. "Yubel hat es uns erzählt", sagte Johan und Haou stockte der Atem. "Ihr habt mit ihr gesprochen?", fragte er nach. "Ja", antwortete Johan. "Sie will Judai besitzen und hat sich daher vorher sein Vertrauen erschlichen, damit er auf sie eingeht" "Was?", hauchte nicht nur Haou geschockt. Auch Judai sah seinen Freund geschockt an. Yubel wollte ihn besitzen und hatte keinerlei Interesse an seinen Gefühlen? Aber warum? Darauf stand Johan wieder auf und half auf Judai wieder auf die Beine. "Ich glaube wir sollten die anderen Geister her holen, damit wir den Drachen rufen können", meinte er dann und lächelte seinen geliebten Freund an, wobei seine Augen hell aufleuchteten. Judai erwiderte das Lächeln des Blauhaarigen nur, während Haou schwieg und seine Augen verengte. Sie wollten wirklich den Drachen rufen und so Judai von Yubel trennen... Also schienen sie nichts von dem Preis zu wissen. Derjenige, der ihnen davon erzählt haben musste, musste ihnen etwas vorenthalten haben... "Ich hole dann die anderen", meinte Johan noch und Judai nickte. Judai sah Johan nur weiterhin in die Augen, während seine vor Hoffnung und Vorfreude begannen zu beben. Bald würde er dieses Haus verlassen können und allen zeigen können, dass Johan ihm gehörte. Er würde um Johan kämpfen und er konnte sich auch wieder mit den anderen Kristall- Geistern anfreunden. Die Freiheit war zum greifen nahe und er würde auch bald wieder richtig schlafen, essen und trinken können. "Bis dann", sagte Johan schließlich und ließ die Zwillinge allein zurück. Bei seiner Tante schien die Hölle los zu sein, als er das Haus betrat, da er Rei, Kenzan und auch Asuka bei ihnen im Wohnzimmer sah und Amelie telefonierte ziemlich genervt mit jemanden. "Johan!", bemerkte Rei ihn als erste, als er in der Wohnzimmertür stand und alle sahen ihn an. "Was ist denn hier los?", fragte er ahnungslos in die Runde und sah sie alle der Reihe nach an. Rei und Kenzan schienen nur hier zu sein, weil sie etwas mit ihm unternehmen wollten und Asuka schien schon länger hier zu sein. Sie hatte die Arme verschränkt und die Beine überschlagen, während sie mit einem Bein auf und ab wippte und ein recht missbilligendes Gesicht aufgesetzt hatte. Sie sah so aus als wollte sie gar nicht hier sein. "Johan! Wo warst du denn die ganze Zeit?", fragte Amelie, als sie ins Wohnzimmer und auf ihn zu kam. Johan sagte darauf nichts, da die anderen davon nichts zu wissen brauchten. "Ah, es geht wieder darum", erwiderte Amelie und Johans drei Freunde sahen ihn verwirrt an. "Ich habe gerade mit deinem Vater telefoniert, Junge-", Johans Blick wanderte kurz zu Asuka und ihm wurde bewusst warum sie hier war. "Und er möchte, dass du sofort Zeit mit Asuka verbringst, deiner Verlobten. Und nicht mit einem Mädchen, dessen Name noch nicht mal ich kenne!" "Was!?", entfuhr es Rei, Kenzan und Asuka, als sie von der Unbekannten erfuhren, doch Johan blieb stumm. Er sah seine Tante nur fest an, sie müsste ihn doch am besten verstehen! Und dann wollte sie ihn von seiner großen Liebe trennen? "Ihr habt nicht die leiseste Ahnung um was es mir hier geht!", rief er aus einem Impuls heraus und Amelie vor ihm wich etwas zurück. "Es geht mir nicht nur um eine Liebe, es geht darum ein Menschenleben zu retten!" "Was?", hauchte Amelie geschockt und Johan wurde bewusst was er da eigentlich gesagt hatte. "Mist", fluchte er noch leise, als seine Augen sichtbar hell aufleuchteten und Amelie bewusst wurde, dass Johan über die Villa Yuki Bescheid wusste. Dass er alles wusste. Mehr noch als sie selbst. Er lief schließlich auf sein Zimmer, zu den anderen Kristall- Geistern, die zu ihm aufsahen, als er die Tür hinter sich ins Schloss warf. "Johan, was ist los?", fragte Amethyst gleich besorgt, als er sich an die Tür lehnte. "Es gibt gute Nachrichten", behauptete er nach einer kleinen Weile. "Gute Nachrichten?", fragte Topaz nach. "Ja, wir können jetzt endlich den Regenbogendrachen rufen", behauptete Johan und die fünf Geister sahen ihn überrascht an. "Du willst Judai mit Hilfe des Regenbogendrachen von Yubel retten?", krächzte Kobalt überrascht. "Ja. Damit er endlich wieder auf die Straße gehen kann. Aber dazu brauche ich eure Hilfe", antwortete der Blauhaarige und sah sie hoffnungsvoll an. Die fünf sahen sich erst zweifelnd an, da sie ja von dem Preis wussten, den Johan dann an den Drachen zu zahlen hätte, aber Yubel wäre für immer fort und Judai wieder der alte. Diesen Judai vermissten die Geister schon und wollten ihn gerne wieder sehen. Dann nickten sie ihm schließlich zu. "Der alten Zeit wegen", behauptete Amethyst noch. "Dann sollten wir los. Saphir und Bernstein warten bestimmt schon auf uns", meinte Johan, während Rubin auf seine Schulter kletterte. Johan entschloss sich dieses Mal durch das Fenster zu gehen, auch wenn er im ersten Stock war, da er einfach keine Lust hatte noch mal seiner Tante zu begegnen. Doch gerade als er das Fenster geöffnet hatte und springen wollte öffnete sich die Zimmertür und Amelie trat ins Zimmer. "Johan!", rief sie noch. "Aufhalten kannst du mich nicht!", rief er mit einem Lächeln und sprang, die Geister direkt hinter ihm, bevor er durch den Garten und zum Grundstück der Yukis lief. "Dein Neffe ist genau wie du", sagte Amalia plötzlich und Amelie zuckte aus ihrer Starre, bevor sie zu ihrer Lebensgefährtin aufsah. "Scheint so", erwiderte sie. "Nur scheint er wirklich das Rätsel um die Villa Yuki lösen zu können" "Das ist doch was schönes" "Hm..." Als Johan wieder bei Judai und Haou ankam standen bei ihnen Saphir und ein riesiges Mammut mit einem Bernstein auf der Stirn. "Wow...", brachte Johan als erstes über seine Lippen, als er diesen großen Geist hinter Haou betrachtete. Haou dagegen sah genervt aus und seine Geduld schien überstrapaziert, er schien kein sehr geduldiger Mensch zu sein. "Da bist du ja endlich!", rief er Johan noch zu, während sich die Geister mit Bernstein austauschten, da sie sich ja ewig nicht gesehen hatten. "Wo ist denn Judai?", ignorierte Johan gekonnt Haous Worte und sah sich nach Judai um. "Er wollte sich noch was anderes anderes anziehen", erwiderte Haou nur. Fünf Minuten später kam Judai schließlich zurück und trug wieder diesen Pullover mit dem Stehkragen, während er sonst immer ein Shirt getragen hatte. "Judai-", setzte Johan an und auch Haou schien von dem Pulli verwirrt, sagte aber nichts. "Wenn... Wenn ich jetzt gleich auf die Straße gehen sollte, dann will ich nicht, dass jemand all die Wunden sieht", behauptete Judai nur, der sich auch so wohler in diesem Pullover zu fühlen schien. "Okay", sagte Johan nur. "Und wie rufen wir den Drachen jetzt?" "Tut es nicht!", wurden sie plötzlich von einer Stimme unterbrochen und Judai versteckte sich im hohen Gras, da er ja als tot galt. "Jim?" fragte Johan ehrlich überrascht, als der Australier wirklich auf sie zu kam. "Wer ist das schon wieder?", fragte Haou genervt, da er es absolut nicht leiden konnte dauernd unterbrochen zu werden. "Sein Name ist Jim und ich glaube er hat eine besondere Gabe", antwortete Johan dem älteren Zwilling, der sich nur auf die Lippen biss. "Ihr dürft den Regenbogendrachen nicht rufen", meinte der größte außer Atem, als er bei ihnen ankam. "Was, du weißt von den Kristall- Geistern und dem Regenbogendrachen?", fragte Johan überrascht. "Nur deswegen bin ich in dieses Dorf gezogen", behauptete der andere und Haou verengte seine Augen. "Nur leider konnte ich sie da nicht sehen und kurz darauf ereignete sich auch dieser Mordanschlag, sodass ich noch intensiver danach forschte. Meine... besondere Gabe hat damit zu tun" "Du kannst sie sehen", sagte Haou trocken, was Johan etwas verwirrte, da Jim doch gerade noch das Gegenteil behauptet hatte. "Ja. Einen Monat nach dem Mordanschlag habe ich das Auge von Oricalchum in die Finger bekommen, mit dem auch ich in der Lage bin die Geister in diesem Haus zu sehen. Doch ich habe mich bisher nicht auf das Grundstück gewagt", offenbarte Jim darauf. "Das Auge von Oricalchum?", fragte Johan leicht mit der Situation überfordert. "Er weiß damit ein bisschen mehr über den Regenbogendrachen", erwiderte Haou. Stimmt, warum hatte Jim eigentlich behauptet, dass sie den Drachen nicht rufen dürften? "Warum dürfen wir den Drachen nicht rufen?", fragte Johan dann gleich. "Weil du für deinen Wunsch einen Preis zu zahlen hast, Johan", antwortete der Australier sofort und Johan schluckte leicht. Also hatte Yubel ihm nicht alles erzählt, diese falsche Schlange! "Was für einen Preis?", wollte er dann vorsichtig wissen. "Das alles hier", sagte Haou dann und Johan sah ihn verwirrt und etwas wütend an. Er hatte davon gewusst?! "Du wirst deine Smaragdaugen eintauschen müssen", drückte Jim sich klarer aus und auch Judai, der sich im Gras versteckt hielt stockte er Atem. Johan würde diesen Glanz in seinen Augen verlieren?! Dieses Leuchten und Funkeln, das er so mochte und nicht missen wollte? Auch Johan sah geschockt aus. Er sollte die heilende Kraft seiner Augen und die Kristall- Geister für immer aufgeben? Im nächsten Moment überkam ihn eine unglaubliche Wut, bevor er sich zu Haou umdrehte und ihn am Kragen packte. "Du hast davon gewusst?! Warum hast du uns nicht davor gewarnt?!", schrie er ihm mitten ins Gesicht. In diesem Moment wollte er diesen Kerl am liebsten umbringen, so wütend hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. "Auseinander!", rief Jim und zog Johan von Haou weg, bevor weiter etwas passieren konnte und sein Blick auf Haou landete. "Und wer bist du eigentlich? Du siehst unserem verstorbenen Judai zu ähnlich" Haous Blick wanderte kurz zu Johan, der noch immer so aussah, als wollte er den Brünetten am liebsten umbringen. "Ich bin Haou, Judais Zwillingsbruder", antwortete er dann gefasst. "Dann hast du sie also auch, die Bernsteinaugen", murmelte Jim und der Brünette verengte seine Augen. Was meinte er mit auch? Judai galt immerhin alt tot und er konnte ihn schlecht gesehen haben, wenn er behauptete, dass Judai tot sei. "Aber... Warum wollt ihr eigentlich den Drachen rufen?", fragte Jim dann und Haou und Johan sahen sich an. Was sollten sie sagen? Die Wahrheit konnten sie ihm schlecht erzählen. "Yubel", sagte Haou schließlich und auch Judai stockte. "Wir wollen Yubel vernichten" "Haou!", zischte Johan ihm noch zu, doch der ältere Zwilling ignorierte ihn gekonnt und sah stur in Jims Gesicht. Jim sagte darauf eine Weile lang nichts und auch Johan sagte nichts, ließ nur seinen Blick einmal über das Grundstück schweifen, ob Judai zu sehen war. Doch der Brünette schien mit dem Vorgarten verschmolzen, als der Blauhaarige dieses ungleiche Augenpaar an der Tür aufblitzen sah. An der Haustür stand tatsächlich Yubel und schien ihre Konversation schon eine Weile zu beobachten. Wie lange sie dort wohl schon stand? Haou stand in diesem Augenblick mit dem Rücken zu ihr, sodass sie nicht erkennen konnte welcher Zwilling da neben Johan stand. Dennoch kam Johan nicht umhin gehässig zu grinsen, da er den letzten Geist doch gefunden hatte. Er war in der Lage seinen Freund zu retten. Seine Augen leuchteten hell auf und dieses Funkeln gefiel Yubel ganz und gar nicht, da diese Augen ihre maximale Power hatten. "Bitte! Wir müssen jetzt den Drachen rufen", wandte Johan sich dann an Haou und Jim, während Yubel der Atem stockte. Dieser Mensch hatte es wirklich geschafft? Und jetzt wollte er ihr ihren Judai weg nehmen?! Ihre Wut wandelte sich allerdings gleich wieder in Genugtuung, da sie ihm ja nichts von dem Preis erzählt hatte... "Aber Johan", begann Jim zweifelnd. "Das ist mir egal", meinte der Blauhaarige darauf. "Es muss getan werden und dafür opfere ich gerne meine Smaragdaugen" "Was?!", entfuhr es Yubel noch leise, während Johan Jim und Haou ernst ansah und Judai in den Gräsern geschockt war. Johan wollte alles nur für ihn aufgeben? Damit er wieder leben konnte, aber als einziger die Geister sehen konnte? Das war nicht richtig... "Okay", nickte Jim ihm dann zu. "Rufen wir den Regenbogendrachen" Johan nickte dem Größeren zu und sah zu den sieben Geistern. "Ich werde euch vermissen, Leute", meinte er mit einem wehmütigen Lächeln, nachdem er sie alle eine kleine Weile gemustert hatte. "Wir werden es wieder gut machen", behauptete Amethyst. "Das hoffe ich doch! Es gibt noch einiges für euch zu tun", erwiderte er, worauf sie ihm alle nickend zustimmten. Die Freundschaft zu Judai musste wieder aufgenommen werden und dieser Streit gehörte begraben, wenn Yubel nicht mehr war. Dann stellte Johan sich mit rasendem Herzen zwischen Haou und Jim und sah zum Himmel auf. Er war furchtbar nervös, da er in wenigen Minuten Judai von seinem Fluch retten würde und dann könnte der Brünette endlich wieder leben, statt nur zu überleben. "Die Geister sind versammelt, bitte zeige dich, Regenbogendrache", sprach der Blauhaarige gen Himmel. Im ersten Moment passierte gar nichts und Johan dachte er hätte noch irgendeine Beschwörungsformel sprechen müssen, doch dann verfärbte sich der Himmel in den Farben des Regenbogens, was ihn auch etwas an die Nordlichter erinnerte. Er nahm auch noch am Rande wahr, dass Jim den Verband von seinem Auge abnahm, unter dem wohl dieses Auge von Oricalchum war, doch der Himmel war in diesem Moment so viel interessanter. Dann hörte er das Gebrüll eines Drachen wie er es oft im Fernsehen gesehen hatte und dann tauchte der Drache endlich am Himmel auf, dessen Präsenz allein Johan schon die Luft zum atmen nahm. Noch hatte er den Drachen nicht gesehen, aber er schien riesig zu sein. Doch dann erschien der Drache am Himmel und Johan kam nicht mehr aus dem Staunen heraus. Er war mehrere Meter lang und mehrere Meter hoch und war entgegen Johans Vorstellungen weiß. Er hatte riesige Flügel wie die eines Engels und alles was darauf hinwies, dass er der Regenbogendrache war waren diese sieben Kristalle an seinem Körper. An seinem Körper waren wirklich die Kristalle der Kristall- Geister angebracht, weshalb man sie wohl alle versammeln musste, um ihn rufen zu können. Jim neben Johan piff einmal beeindruckt auf diesen Anblick. "Faszinierend", meinte er leise, doch Johan nickte nur, da seine Kehle irgendwie staubtrocken war und er so bestimmt nicht einen Ton heraus bekommen hätte. Sein Herz schlug auch ein bisschen höher, als er daran dachte, dass er gleich seine Smaragdaugen gegen Judais Freiheit eintauschen würde. Schließlich sah er dem Drachen ins Gesicht, der irgendwie von einem Regenbogen umgeben zu sein schien. Auf den ersten Blick sah er auch etwas unheimlich aus, sodass Johan glücklich war, dass Jim und Haou auch hier waren. "Wer hat mich gerufen?", wollte der Drache als erstes wissen und Johan wurde sofort bewusst, dass er mittels Telepathie mit ihnen kommunizierte. Trotzdem stellten sich Johans Nackenhaare etwas auf, da er das Gefühl hatte der Drache würde mit seinem Herzen sprechen. "Ich", antwortete er, nachdem er noch mal geschluckt hatte. "Ich habe dich gerufen" "Johan Andersen", stellte der Drache fest, nachdem er ihn ein paar Sekunden gemustert hatte. "Und auch Jim Cook und Haou Yuki" Darauf herrschte eine Weile Stille und Johan war sich auch fast sicher, dass der Drache von Judai wusste, der sich noch immer im hohen Gras versteckt hielt. "Was ist dein Wunsch?", fragte der Drache dann. "Was immer es ist, ich werde es dir erfüllen, im Austausch gegen deine Smaragdaugen" Der Blauhaarige trat darauf ein paar Schritte auf den Drachen zu und schluckte noch mal, da er versuchte sein wie wild schlagendes Herz irgendwie zu beruhigen. "Es geht um Judai", begann er dann und sah zu dem Drachen auf, als Jim hinter ihm leicht stutzte, da Judai ja tot war und Haou leicht genervt seine Arme verschränkte. "... und um Yubel. Ich-" Doch weiter kam der Blauhaarige gar nicht, da ihn mit einem Mal ein unsäglicher Schmerz nahe seines Herzens durchfuhr. Gleichzeitig konnte er auch noch dumpf die geschockten Ausrufe von Jim und Haou hören und auch von Judai, den er verschwommen mit panischem Gesicht auf ihn zu kommen sah. "Johan!" Dann war alles schwarz. Kapitel 13: Gescheitert?! ------------------------- Als Johan wieder zu sich kam hörte er das regelmäßige Piepen irgendeines Gerätes ganz in seiner Nähe, sodass er versuchte seine schweren Augenlider zu öffnen, um heraus zu finden was das war. Als er es endlich geschafft hatte konnte er erst nur verschwommen die Decke eines ihm völlig unbekannten Raumes sehen. Wo war er? Doch dann setzten nach und nach auch seine anderen Sinne wieder ein und er nahm diesen Geruch von Desinfektionsmittel wahr und konnte in der Nähe auch Stimmen neben diesem nervtötenden Piepen hören. Er war im Krankenhaus und dieses Piepen kam wohl oder übel von einem EKG- Gerät an das er angeschlossen worden war, um seine Herzfrequenz zu messen. Dann nahm er diesen Schmerz einer Nadel an seiner linken Hand wahr und stellte somit fest auch an einem Tropf zu hängen. Seine Verletzung musste wirklich groß gewesen sein. Als er dann versuchte sich in irgendeiner Weise zu bewegen scheiterte er kläglich, da ihm seine Muskeln sämtlichen Dienst verweigerten. Wie lange war er bewusstlos gewesen, dass er sich kaum noch bewegen konnte?! Und vor allem: WAS war passiert, dass er überhaupt hier lag? Das letzte an das er sich erinnern konnte war Judais verzweifelte Stimme und ein schrecklicher Schmerz nahe seines Herzens. Schließlich hörte er das leise Quietschen einer Zimmertür und auch näher kommende Schritte, bis Jim in sein eingeschränktes Sichtfeld trat und neben seinem Bett stehen blieb. Er sah ihn erst überrascht an, bevor er stumm lächelte. "Du bist endlich wieder aufgewacht", meinte er mit einem Lächeln, doch Johan konnte ihn nur hilflos ansehen, während Jim sich einen Stuhl holte und an sein Bett setzte. "Du warst fünf Tage bewusstlos, Johan" Fünf Tage?! Er hatte fünf Tage hier so gelegen? Da war es eigentlich kein Wunder, dass er sich kaum rühren konnte. "Nachdem ich dich an dem Tag ins Krankenhaus gebracht hatte und deiner Tante Bescheid gegeben hatte haben mir Haou und Judai alles erzählt", sagte er dann nach einer kleinen Stille. "Und es gibt einige Probleme" Johan sah den größeren darauf nur mit einer Mischung aus Erwartung und Nervosität an. Eigentlich wollte er diese Probleme gar nicht erfahren, da es nur wieder Ärger bedeutete. "Zuerst einmal, es war Yubel gewesen, die dich hier her gebracht hat, da sie dich an dem Tag umbringen wollte, dein Herz aber nur knapp verfehlt hat", begann Jim und Johan schloss seine Augen. Yubel. Er hätte es sich ja gleich denken können, bei dem Hass den sie ihm gegenüber brachte. Sie war ja auch anwesend gewesen, als er den Drachen gerufen hatte und dann hatte sie ihn attackiert, bevor er seinen Wunsch äußern konnte, damit sie Judai nicht verlor. "Es wurde dennoch an dem Tag ein Wunsch erfüllt und der Drache kann nicht mehr gerufen werden", behauptete Jim dann und der Blauhaarige sah ihn darauf schwach an. Hatte sich Judai etwa selbst seine Freiheit gewünscht? Wenn ja warum war er dann nicht hier? "Judai hat sich etwas gewünscht", sprach Jim dann und es schien ihm auch schwer zu fallen weiter zu sprechen, da er kurz Johans Blick mied. "Und zwar, dass du überlebst, da du es zu dem Zeitpunkt nicht mehr lebend ins Krankenhaus geschafft hättest" Johan stockte darauf der Atem. Judai hatte seine Freiheit für sein Leben gegeben? "So fanden wir heraus, dass Haou die Bernsteinaugen nur hatte, weil Judai unter Yubels Fluch liegt und beide ihrer Kristallaugen beraubt wurden, nachdem der Drache weg war. Judai kann sie zwar immer noch sehen, aber wir glauben, dass das an Yubel liegt", erzählte Jim weiter, während Johan eine Frage aufkam. Warum sollte der Drache nicht mehr gerufen werden können? Er selbst hatte immerhin noch Kristallaugen. "Und du kannst den Drachen nicht mehr rufen, Johan", las Jim ihm diese Frage fast von den Augen ab. "Du hast den Drachen eigentlich gerufen und im eigentlichen Sinne war es dein Wunsch. Auf deine Stimme wird er nicht mehr antworten" Darauf hätte Johan am liebsten geweint. Judai sollte also für immer in diesem Haus bleiben, dazu verdammt nie wieder richtig schlafen, essen oder trinken zu können? Dabei hatte er sich so viel Mühe gegeben denn Brünetten aus diesem heruntergekommenen Haus heraus zu holen und dann sollte das alles für die Katz' gewesen sein? "Aber", drang Jims Stimme wieder an seine Ohren. "Du kannst Judai immer noch retten" Jim hatte gesehen, dass Johan fast mit den Tränen gekämpft hatte, da er in den letzten Wochen anscheinend eine Menge durchgemacht hatte, weshalb er ihm auch gleich dies sagen wollte. "Haou hat es mir erzählt, aber dies dauert wesentlich länger als ein Wunsch des Drachen", begann er dann wieder und Johan sah ihn hoffnungsvoll an. "Deine Augen entkräftigen Yubels Fluch", es war eine Tatsache, das war Johan klar. "Und so kann Judais schwacher Körper heilen, da er in deiner Anwesenheit schlafen, essen und trinken kann. Allerdings ist heute schon der 27. Juni und ich habe von deiner Tante erfahren, dass deine Sommerferien sich bald ihrem Ende neigen" Sommerferien! Johan hatte ganz vergessen, dass er nur seine Sommerferien hier in Sonnheim verbrachte und nur noch knapp zwei Wochen hier bleiben würde. Die Zeit war doch schneller vergangen als er gedacht hatte, besonders wenn man bewusstlos war. "Ich denke so schnell werden sie dich hier nicht raus lassen und es kann dann echt kapp werden", erzählte er noch und Johan schloss müde seine Augen. Das war alles ganz anders verlaufen, als er es geplant hatte! Eigentlich wollte er jetzt mit Judai wieder bei seiner Tante im Garten sein und die restlichen drei Wochen genießen. Stattdessen verbrachte er bestimmt die Hälfte oder länger davon im Krankenhaus und musste hören, dass Judai immer noch da war wo er war, bevor Johan den Drachen gerufen hatte. Er war Yubels Geisel, die ihn einfach nicht gehen lassen wollte. Jetzt blieb nur noch die sogenannte harte Tour, um Judai aus diesem Haus raus zu bekommen. Schließlich wurde die Zimmertür wieder geöffnet und Johan öffnete seine Augen wieder, um zu sehen wer gekommen war. Es waren seine beiden Tanten, wobei Amelie so aussah als hätte sie seit ein paar Tagen nicht geschlafen vor Sorge. "Johan!", rief sie erleichtert aus, als sie sah, dass Johan seine Augen geöffnet hatte. "Du bist endlich aufgewacht!" Sie lief neben Jim auf das Bett zu und sah in sein Gesicht, doch noch war der Blauhaarige nicht in der Lage zu sprechen, wenn er es denn wollte. "Frau Andersen, ich glaube er braucht jetzt noch ein bisschen Ruhe", sagte Jim darauf, worauf ihn alle ansahen und Johan ihm besonders dankbar für diese Worte war. "Er ist gerade erst wieder zu sich gekommen. Vielleicht wäre es besser eine Schwester oder einen Arzt zu informieren" Amelie nickte darauf. "Natürlich" Darauf sah sie Johan noch mal kurz ins Gesicht, bevor die kleine Frau schließlich verschwunden war. "Gut. Ich werde mich dann auch verabschieden", meinte Jim dann und sah den Blauhaarigen an. "Ich hab noch einiges zu tun und ich kann Karen nicht so lange allein lassen" Dann zwinkerte er Johan noch kurz aufmunternd zu, bevor er schließlich den Raum verließ. Kurz darauf kam Amelie mit einem Arzt zurück, der Johan einmal richtig durchcheckte. "Es war ein Wunder gewesen, dass du das überlebt hast", sagte er dann zu Johan, was diesem bewusst war. "Dieser... Angriff hätte dich töten können" Auch das war Johan bewusst, da Yubel ihn ja eigentlich umbringen wollte, es aber nicht geschafft hatte. "Johan, ich habe dir doch gesagt, dass es verboten ist und jetzt bist du im Krankenhaus gelandet", sprach Amelie auch noch, womit er fast gerechnet hatte. Aber noch bekam er ja nicht ein vernünftiges Wort über seine Lippen, da er viel zu schwach war. Er sah den Arzt, Amelie und Amalia alle der Reihe noch mal müde an, bevor ihm seine Augen wieder zu fielen. Als er das nächste Mal wieder wach wurde fühlte er sich nicht mehr ganz so schwach wie das letzte Mal und musste feststellen, dass irgendetwas anders war. Das Bett war nun in eine aufrechte Position gestellt worden, sodass er fast im Bett saß. Das EKG- Gerät stand immer noch laut piepend neben ihm und auch diese Nadel in seiner Hand war noch da, an der es zu Jucken begann. Er wollte sich das Ding am liebsten raus ziehen, sowie das EKG- Gerät ausschalten, aber es ging leider nicht. Zum einen wusste er nicht wie und zum anderen würden dann hier wieder Ärzte oder sonst wer auftauchen. Daher sah er stumm aus dem Fenster und sah, dass es mitten in der Nacht war. Der Himmel war in dieser Nacht sternenklar. "Judai...", kam es dann über seine Lippen und er fragte sich was der Brünette in diesem Moment wohl tat oder ob er schon wusste, dass es ihm ein bisschen besser ging? Er musste bestimmt eine ziemliche Angst gehabt haben, als Johan vor seinen Augen angegriffen worden war. Johan kannte diese Angst nur zu gut. Als Judai vor seinen Augen einfach zusammengeklappt war hatte er gedacht sein Herz würde stehen bleiben vor Angst. Doch zum Glück war das bei Judai eher harmlos gewesen, ihm war ja fast das Herz aus der Brust gerissen worden. Darauf legte er eine Hand auf seine Brust, wo von dem Ganzen eine Narbe zurück geblieben war und wohl nie wieder verschwinden würde. Doch was war schon eine Narbe? Johan war am Leben! So beobachtete er noch eine Weile die Sterne und versuchte irgendwie die ganzen Nebengeräusche zu ignorieren, auch wenn es schwer war. Am nächsten Morgen trennte man ihn von sämtlichen Gerätschaften, an die er angeschlossen worden war und sagte ihm auch, dass er in wenigen Tagen das Krankenhaus wieder verlassen konnte. "Das ist doch schon mal eine gute Nachricht", behauptete Jim, der gerade zu Besuch war und neben seinem Bett saß. "Ja", meinte auch Johan und sah Jim an. "Wie geht es Judai?" "Er vermisst dich", antwortete der Cowboy mit einem Lächeln. "Und fragt andauernd wann du aus dem Krankenhaus wieder kommst" Darauf lachte Johan leicht. "Ich vermisse ihn auch" "Bald werdet ihr euch wieder sehen", meinte Jim lächelnd. "Ja", nickte der Blauhaarige ihm zu, als ihm etwas in den Sinn kam. "Was ist mit Yubel?" Darauf verschwand das Lächeln von Jims Lippen und er sah bedrückt zu Boden. Johan sah den älteren darauf mit bebenden Augen an und auch sein Herz schlug ein bisschen schneller, da Jims Verhalten nichts gutes bedeutete. "Ihre Kraft über Judai ist ein bisschen stärker geworden, da er ja keine Bernsteinaugen mehr hat", sagte Jim dann, ohne Johan in die Augen zu sehen. "Manchmal hatte ich schon das Gefühl sie hätte ganz Besitz von ihm ergriffen" "Also... Haben die Bernsteinaugen ihn auch beschützt?", fragte Johan geschockt. Jim nickte. "Ich schätze er wurde nur noch nicht übernommen, weil er einen starken Willen hat" Johan schwieg darauf eine kleine Weile und dachte noch mal an Daitokuji- Senseis Worte, dass Judai ein Zeitlimit hatte. Also hatte der Geist gewusst, dass dies irgendwann passieren würde? "Was ist eigentlich mit Yubels Körper?", fragte Johan dann. "Was passiert, wenn wir den beseitigen?" Jim sah ihn darauf stumm an. "... Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt und habe dann versucht den Körper zu beseitigen" "Aber?", fragte Johan nach. "Sie hat mich und O'Brien, den ich um Hilfe gebeten hatte aufgehalten, worauf wir ein kleines Gespräch hatten", war die Antwort. "Sie kann den Körper war in keinster Weise gebrauchen, da sie auch nicht in ihn fahren und ihn kontrollieren kann, aber er dient ihr als Verstärker. So lange sie diesen Körper hat ist ihre Kraft doppelt so stark wie normal. Daher kann und will sie ihn nicht aufgeben" "Heißt das etwa so lange dieser Körper existiert kann Judai weiter leben?", wollte Johan gleich als nächstes wissen, da der Brünette ja seine Lebensenergie von diesem Geist bezog. "Ja", antwortete Jim nur. "Wenn wir den Körper beseitigen ist sie gezwungen Judais Körper zu verlassen" "Und dann würde er sterben...", murmelte Johan, doch Jim blieb stumm. "Sein Körper ist zu schwach", es war eine Tatsache. "Jetzt liegt es allein an mir", behauptete Johan und sah Jim ins Gesicht, der nur wieder lächelte. "Du wirst ihn schon da irgendwie wieder raus holen", sagte er, während er aufstand. "Aber ich werd jetzt besser nach Hause gehen" Johan nickte dem anderen nur zu. "Kommst du noch mal her, bevor ich entlassen werde? Sonst sterbe ich hier noch an Langeweile" "Kein Problem", meinte der Cowboy. "Aber ich muss mich auch um Karen kümmern. Ich darf mein Mädchen ja nicht mit ins Krankenhaus nehmen" "Ist in Ordnung", erwiderte Johan nur, bevor Jim ihn schließlich allein ließ. Darauf sah Johan wieder aus seinem Fenster und dachte an die derzeitige Lage. Er musste Judai unbedingt von diesem verrückten Geist befreien, bevor er nach Hause fuhr. Unbedingt. Seine Augen leuchteten noch mal hell auf, bevor er sich hin legte und einschlief. Am 01. Juli wurde er schließlich entlassen und von Amelie und Amalia abgeholt. "Ich möchte, dass du dich für die restliche Zeit deiner Sommerferien von der Villa Yuki fern hältst, Johan", sagte Amelie, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatten. "Was?", entkam es eher ungewollt Johans Lippen und die beiden Frauen sahen ihn an. "Johan, es ist ein verbotenes Grundstück!", sagte Amelie dann. "Du wärst darauf beinahe wie Familie Yuki gestorben und ich will nicht, dass das noch mal passiert" "Aber-", begann Johan schon. "Kein Aber. Du wirst die letzten zwölf Tage deine Beziehung zu Asuka verbessern. Du weißt, dass dein Vater dich gebeten hat mehr Zeit mit ihr zu verbringen", unterbrach Amelie ihn. Er verdrehte darauf nur seine Augen, während sie zum Auto gingen. "Sie wird bestimmt mit Ryo zusammen sein wollen und das allein", sagte er und hoffte, dass Jim wirklich bei ihnen vorbei kommen würde wie er noch am Tag zuvor gesagt hatte. "Die beiden hatten in letzter Zeit einen Streit und sprechen nicht sehr viel miteinander", behauptete Amelie, als sie an ihrem kleinen Silber Auto ankamen. "Das wäre doch die Gelegenheit für dich sie zu trösten" "Nein danke", erwiderte Johan. "Auf dieses Niveau, dass ich mir ihre Gefühle erschleiche, weil sie ein gebrochenes Herz hat sinke ich nicht. Zumal Asuka und ich nur Freunde sind, da wird nie mehr sein" "Woher bist du dir da so sicher?", wollte Amalia jetzt wissen. "Ich weiß es halt", antwortete Johan nur, da er ihnen nicht sagen konnte, dass er einfach kein Interesse an diesem Mädchen hatte. Jedenfalls nicht in dieser Beziehung. Sie würden ihn dann nur wieder mit nervigen Fragen überhäufen, zumal seine große Liebe angeblich auch ein Mädchen war und dabei sollte es vorerst bleiben... Vorerst. Seine Tanten sahen sich darauf nur kurz an, bevor sie los fuhren und Johan die Fahrt über aus dem Fenster sah. Im Dorf hatte sich seit seiner Ankunft kaum etwas verändert, vieles sah noch genauso aus wie vorher. Doch als sie an ihrem Ziel ankamen wartete bereits Jim auf die drei. "Jim!", rief Johan erleichtert den Cowboy zu sehen, als er aus dem Auto stieg. "Da bist du ja", meinte der größere. "Ich dachte schon ihr kommt nie" "Wir haben uns ein bisschen Zeit gelassen", meinte Amelie mit einem Lächeln. "Willst du vielleicht mit rein kommen?" "Nein danke", lehnte Jim ab. "Ich wollte Johan abholen" "Abholen?", fragten Amelie und Amalia im Chor. "Wofür?", wollte die kleinere noch wissen. "Ich wollte ihn für einen Plausch mit zu mir nehmen", war die kurze Antwort, während er lächelte. "Okay. So lange es nicht in die Villa geht ist es in Ordnung", behauptete Amelie etwas erleichtert. "Wir bringen deine Sachen ins Haus und denk dran, überanstreng dich nicht, du bist heute erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, Johan!" Darauf ließen die beiden Frauen Johan und Jim vor dem Haus allein zurück. "Sie wollen nicht, dass du in die Villa gehst?", fragte Jim dann und hob die Augenbraue über seinem freien Auge. "Ja. Weil ich dort fast gestorben bin", antwortete Johan nur. "Ich kann ihre Sorge ja verstehen, aber du musst dort hin. Vielleicht werden sie es irgendwann verstehen", meinte Jim darauf. "Vielleicht", erwiderte Johan, als seine Augen hell aufleuchteten. "Wollen wir dann gehen? Du wirst schon sehnsüchtig erwartet", behauptete Jim dann leicht belustigt, doch der Blauhaarige nickte nur, bevor sie schließlich das Grundstück der Yukis betraten. "Ach, da fällt mir was ein, das hätte ich beinahe vergessen", sagte Jim, als sie durch die Eingangstür traten und Johan sah den Cowboy an. "Haou hat vor zirka sechs Tagen das Dorf verlassen" "Was, warum?", wollte der Blauhaarige leicht verwirrt wissen. "Er hat gemeint, dass er keine sehr große Hilfe mehr sei, da er ja die Kristall- Geister nicht mehr sehen kann und damit ist er auf und davon", antwortete Jim, als sie die Treppe hoch stiegen. "Also werden wir ihn nicht so schnell wieder sehen", stellte Johan fest, wobei es ihm auch lieber war nicht noch mal in Kontakt mit diesem Haou zu treten. "Nein", sagte auch Jim. "Er war auch kein sehr netter Zeitgenosse" "Nein", stimmte Johan ihm zu, als sie an Judais Zimmer ankamen, dessen Tür nur angelehnt war. Johans Herz machte schon vor Freude einen Hüpfer, als er daran dachte seinen geliebten Freund gleich wieder sehen zu können. Doch als sie das Zimmer betreten wollten hörten sie einen Schmerzensschrei von Innen, der Johan richtig Angst einjagte. Ohne groß zu überlegen stieß er die Tür auf und stürzte ins Zimmer, wobei Jim ihn noch aufhalten wollte, doch er war zu langsam. "Judai!", rief Johan und sah sich nach dem Brünetten um, der auf dem Bett lag und sich vor Schmerzen zu krümmen schien. Schnell lief er auf das Bett zu und beugte sich über seinen vor Schmerzen windenden Freund. "Judai!" Als Judai nach diesen Tagen endlich wieder Johans Stimme hörte öffnete er ein Auge und als er in das Gesicht seines Freundes sah fühlte er wie der Schmerz langsam nachließ. "Johan", bekam er über seine Lippen und versuchte nach dem Blauhaarigen zu greifen, was nicht wirklich gelingen wollte. "Ich bin hier", sagte Johan noch, ehe er selbst nach seinem Freund griff und ihn in seine Arme zog. Kaum hatte er Judai in seine Arme geschlossen beruhigte er sich, was auch Jim beeindruckte. "Was war das?", fragte Johan dann und drehte sich zu Jim, der in der Sache ein bisschen mehr zu wissen schien, bevor er sich auf das Bett setzte und Judais Kopf leicht in seine Halsbeuge drückte. "Yubel. Sie versucht mit diesen Angriffen ihn zu übernehmen", sagte Jim und kam näher. "Du bist endlich zurück gekommen", hörte Johan dann Judais Stimme an seinem Ohr. "Ja. Ich wurde heute aus dem Krankenhaus entlassen", sagte Johan darauf nur und Judai hob leicht seinen Kopf. "Heute erst?", fragte er etwas verwirrt. "Dein Freund hat volle fünf Tage durch geschlafen, nachdem er operiert worden war", meinte Jim und Judai sah den größten an. "Fünf Tage?!", fragte er geschockt. "Ja, es hat doch länger gedauert, als wir alle dachten", erwiderte Jim mit einem schwachen Lächeln. "Aber jetzt bin ich hier und werde nicht mehr so schnell wieder gehen", behauptete Johan und Judai sah den Blauhaarigen wieder an. "Danke", sagte er als erstes, bevor er bedrückt zur Seite sah, was Johan etwas verwunderte. "Aber... ich werde wohl für immer hier bleiben müssen" "Nein, eben nicht", widersprach Johan und Judai sah ihm wieder in die Augen. "Ich kann dich immer noch heilen" "Aber sieh dir meinen Körper an, es wird nicht klappen", meinte Judai und sah bedrückt zu Boden. "Woher willst du das wissen?", wollte Johan darauf wissen und hob das Gesicht seines Freundes am Kinn an. "Ein paar der Narben und viele der Flecken sind doch schon weg, weil wir so viel Zeit miteinander verbracht haben. Da werden wir den Rest doch auch noch schaffen" "Aber der Drache-" "Kann uns nicht mehr helfen, ich weiß. Es war eine einfache Lösung sich mit einem Wunsch deine Freiheit zu holen, aber so einfach geben wir doch nicht auf", sprach Johan auf den Brünetten ein. "Stimmt, du hast Recht", sagte Judai dann. "Ich bin nur schon viel zu lange in diesem Haus eingesperrt" "Wir werden dich hier raus holen", meinte Johan und sah zu Jim, der nur nickte. "Ich werde euch helfen", sagte er darauf. "Du kannst ruhig hier bleiben, Johan. Ich werd dich decken und euch ab und zu mal was anständiges zu essen mitbringen" "Danke", bedankte Johan sich mit einem Lächeln und sah Jim an. "Kein Problem", meinte er und hob einen Daumen nach oben. "Ich muss jetzt aber los, mein Mädchen wartet auf mich" Damit ließ er die beiden allein zurück, worauf Judai seinen Kopf wieder auf Johans Schulter legte. "Ich habe dich vermisst", sagte er leise und genoss diese Zweisamkeit. Sein Herz schlug schneller und endlich waren da auch wieder diese Schmetterlinge, die er irgendwie vermisst hatte. "Ich dich auch", erwiderte Johan, dem heute auch richtig bewusst geworden war, dass heute der 01. Juli war. Er würde nur noch bis zum 12. Juli in Sonnheim bleiben und musste sich dann von Judai und seiner Freiheit für immer verabschieden. Also war ihre Zeit auch nur begrenzt gewesen? "Ich liebe dich", sagte Judai in diesem Moment und Johan sah ihm in die Augen. Er wollte am liebsten weinen, da sein Herz nach etwas verlangte, das er nicht haben konnte. "Lass mich nicht allein", sagte er darauf nur und Judai sah ihn überrascht an, bevor er seine Arme tröstend um den anderen legte. "Woran hast du gedacht?", fragte er nach einer kleinen Weile. Johan brauchte eine kleine Weile. "An die Hochzeit und... meine Abreise" "A- Abreise?", fragte Judai mit geradezu piepsiger Stimme, da sich eine Angst in ihm breit machte. "Ja", antwortete Johan. "Mein Aufenthalt hier war zeitlich begrenzt" "Nein!", Judai drückte Johan fester an sich. "Du- Du hast doch gesagt, dass du immer bei mir bleibst!" Johan schwieg darauf. Sein Herz war schwer und in seinen Augen brannten die Tränen. "Mei- Mein Vater will, dass ich dann Asuka heirate", offenbarte er Judai noch und schloss seine Augen, worauf eine Träne floss. "Kannst du dich nicht dagegen wehren?", wollte Judai dann wissen und klammerte sich etwas an dem Blauhaarigen fest. "Nein. Das ganze steht ja schon seit Jahren fest", wisperte Johan nur, der am liebsten für immer in dieser Villa bleiben wollte... Als er seine Augen wieder öffnete lag er neben Judai in dessen Bett und hatte einen Arm um den Brünetten gelegt. Er war wohl noch mal eingeschlafen... "Ist die von Yubel?", riss Judais Stimmte ihn aus seinen Gedanken und sein Blick fiel auf den anderen, der eine Hand auf seiner Brust ruhen hatte. Er spürte noch wie Judai mit einem Finger langsam die Narbe nach fuhr, ehe er antwortete. "Ja... Die Ärzte sagen sie wird nie wieder verschwinden", behauptete er und sah Judai in diese ausdruckslosen Augen. Dieser legte nun seine flachte Hand über die Narbe auf Johans Brust wobei er spüren konnte wie dessen Herz schlug und wurde rot. "Danke, dass du mir das Leben gerettet hast", sagte Johan dann und Judai nahm seine Hand von Johans Brust und unter dessen Oberteil hervor. "Bei der Vorstellung du könntest wirklich sterben habe ich richtig Panik bekommen und da ich nicht sehen wollte wie du genau vor meinen Augen diesen Glanz aus deinen Augen für immer verlierst und stirbst... habe ich mir etwas gewünscht und meine Freiheit an zweite Stelle gestellt", erzählte Judai leise und schlang seine Arme um den Körper seines Freundes. "Ohne dich ist mir diese Freiheit nichts wert" "Ich liebe dich auch, Judai", erwiderte Johan nur, der von den Worten Judais schon gerührt war, wie sehr er ihm doch bedeutete. Darauf trafen sich ihre Blicke und Johan zog Judai ein bisschen näher. Sein Vater war ihm so egal, er war diesem brünetten Kerl einfach nur verfallen. Daher küsste er ihn einfach und sein Herz schlug noch schneller, als Judai ihn ebenfalls an sich presste und den Kuss erwiderte. "Sag... wo sind eigentlich die Kristall- Geister?", fragte Johan leise, nachdem sie den Kuss schon eine Weile gelöst hatten. "Irgendwo im Haus", war die Antwort. "Haou ist ja nicht mehr da und da haben sie sich wohl wieder irgendwo im Haus bequem gemacht" "Rubi?", hörten sie dann etwas und sahen auf, worauf Johan sich sogar leicht aufrichtete. Am Fußende des Bettes saß tatsächlich Rubin und wedelte leicht mit ihrem Schwanz hin und her. "Rubin", freute Johan sich den Geist zu sehen und der katzenartige Geist kam auf sie zu und über das Bett getappst. Judai lächelte nur leicht, da er sich endlich wieder mit den Geistern hatte vertragen können, nachdem er seine Freiheit für Johan aufgegeben hatte. Zwar wollten sie alle noch immer, dass Judai wieder der alte wurde und nichts mehr mit Yubel zu tun hatte, aber dies war doch schon mal ein guter Anfang. "Und du kannst sie wirklich immer noch sehen?", wollte Johan dann von Judai wissen, doch er nickte nur. "Aber es liegt höchst wahrscheinlich nur an Yubels Fluch", behauptete der Brünette etwas bedrückt. Johan, der davon wusste schwieg darauf nur, als sich plötzlich diese Filzkugel vom Dachboden auf Rubin stürzte und sie wohl daran hindern wollte zu ihrem Ziel zu kommen. Nach einer kleinen Weile sah Johan allerdings, dass es nur ein Spiel war und Rubin und Hane- Kuriboh gute Freunde geworden waren. "Die beiden verstehen sich blendend, oder?", fragte Johan noch seinen Freund, der nur nickte. "Sie sind jeden Tag zusammen gewesen", sagte er noch. "Einfach unzertrennlich" Darauf lächelte der Blauhaarige nur, da sie ja auch wie unzertrennlich waren. Immerhin war Johan selbst wegen eines doppelten Verbots auf dieses Grundstück und zu Judai zurück gekehrt. "Das erinnert mich an uns beide", behauptete er noch, doch Judai schwieg. Es herrschte eine Weile Stille bis Johan wieder etwas einfiel. "Was waren das für Schmerzen vorhin gewesen?", fragte er dann und die zwei sahen sich wieder an, als Johans Augen einmal hell aufleuchteten und Judai wieder dieses Jucken auf der Haut spüren konnte. "Das war Yubel gewesen wie sie in meinen Kopf eindringen wollte", antwortete Judai leise, wobei ihm das ganze Angst machte, da Yubel seinen Körper wollte. "Und es hat nur wegen mir aufgehört?", fragte Johan weiter. "Ja. Deine Augen haben wegen der Kristall- Geister eine unglaubliche Macht", antwortete der Brünette. "Zeig mir deinen Körper", verlangte Johan dann zu sehen, worauf Judai mit leicht roten Wangen etwas zurück wich. "Was!?", stieß er auch aus, da er an das letzte Mal denken musste, wo er oben ohne vor Johan gestanden hatte, wobei sein Herz noch schneller als vorher schon zu schlagen begann. "Ich will deine Wunden sehen", sagte der Blauhaarige dann, doch Judai verstand immer noch nicht ganz. Warum wollte Johan seine Wunden sehen? Dennoch zog er schweigend sein Shirt aus und offenbarte seinem Freund ein zweites Mal seine mit Narben verzierte Brust. Er hatte noch besonders präsent diese Narbe, die an seinem Hosenbund einmal rund um seinen Körper ging und auch noch ähnliche an den Ober- und Unterarmen, aber was beide positiv überraschte war, dass keine Blutergüsse und blauen Flecken mehr da waren und die kleinsten Narben auf seiner Brust waren auch alle verschwunden. Johan legte seine flache Hand auf die so gut wie geheilte Brust seines geliebten Freundes und spürte wie schnell dessen Herz schlug und als er in dessen Augen sah, bemerkte er auch die Röte in Judais Gesicht. Der Brünette war sichtlich nervös, da er nicht wusste was als nächstes kommen würde. "Judai, ich werde dich retten, ganz bestimmt", meinte Johan noch, da er sich dies von Anfang an in den Kopf gesetzt hatte. Darauf schlug Judais Herz noch ein bisschen schneller und seine Augen schienen zu funkeln vor Freude. Dass sein Körper so weit geheilt war war eine gute Nachricht, aber sie mussten auch etwas tun, um Yubels Kräfte zu schwächen! "Sag mal...", begann Johan dann und nahm seine Hand wieder runter, worauf Judai ihn leicht verwirrt ansah. "Was ist, wenn wir den Körper zerstören, den dein Vater für Yubel gemacht hat?" Der Brünette sah darauf zu Boden. "Das haben Jim und O'Brien auch schon versucht, aber..." "Jim hat mir davon erzählt", behauptete Johan und Judai sah ihn wieder an. "Aber was ist, wenn sie nur deswegen genug Kraft hat, um in deinen Kopf eindringen zu können? Wir wissen immerhin nicht wie groß ihre Macht ohne den Körper wirklich ist" Judai sah ihn darauf eine kleine Weile stumm an. "Meinst du etwa, dass ich auch am Leben bleibe, selbst wenn wir den Körper zerstören?", wollte er dann wissen. "Sie hat ihn doch vorher jahrelang auch nicht gebraucht", behauptete Johan und Judai wurde bewusst, dass Yubel diesen Körper erst seit zwei Jahren hatte. "Aber wie wollen wir den Körper dann vernichten?", fragte der Brünette als nächstes und zog sich sein Shirt wieder an. "Das weiß ich noch nicht", erwiderte Johan. "... Vielleicht mit einem Messer... oder wir verbrennen ihn" Judai schluckte darauf schwer. "Verbrennen hört sich gut an" Kapitel 14: Yubels "Ende" ------------------------- Zwei Tage später, als Jim ihnen etwas zu essen brachte unterbreiteten sie dem Schwarzhaarigen den Vorschlag, der auf den ersten Blick nicht sehr begeistert von der Idee wirkte. "Interessante Theorie", behauptete er dennoch und stellte den Rucksack mit dem Essen ab. "Aber es ist riskant, das ist euch hoffentlich klar" Das Paar nickte nur kurz. "Es ist eine Möglichkeit Yubels Macht über Judai zu schwächen, sodass ich ihn besser heilen kann", behauptete Johan noch und Jim nickte. "Gut, wann wollt ihr es machen?", wollte er dann wissen. "So schnell wie möglich, wir haben doch nur noch wenige Tage", war Johans Antwort. "Okay. Am besten sofort", schloss Jim daraus. "Aber esst erst Mal was" Die beiden lächelten ihn darauf nur an und sahen nach was er ihnen denn mitgebracht hatte. In dem großen Rucksack befanden sich zwei Flaschen mit Orangensaft, ein Laib Graubrot, jede Menge Belag an Wurst und Käse, die der älteste gut verpackt hatte und auch ein paar Süßigkeiten. "Dass ihr mir die Süßigkeiten aber erst zum Schluss esst", meinte Jim noch und zog seinen Hut etwas zurecht. "Keine Sorge, werden wir", behauptete Johan, während Judai schon nach dem Orangensaft griff. Er hatte jetzt seit zwei Jahren nichts getrunken und war doch durstig gewesen. Am ersten Tag hatte er noch mit Wasser versucht dieses durstähnliche Gefühl zu löschen, jedoch ohne Erfolg. Bei dem Gedanken, dass es dieses Mal vielleicht klappen würde schlug sein Herz ein bisschen schneller. Dann öffnete er den Schraubverschluss der Plastikflasche und setzte sie an seine Lippen, bevor er einen Schluck nahm. Es lief herrlich seine Kehle hinunter und er fühlte nach Langem endlich wieder etwas, wenn er Nahrung zu sich nahm, sodass er gleich weiter trank und die halbe Flasche leer machte. Dieser Saft hatte wirklich seinen Durst gelöscht! "Mhh!", gab er noch glücklich von sich, was Johan und Jim beobachten durften. "Er hat wohl wirklich lange nichts mehr getrunken", stellte Jim fest. "Ich habe noch nie jemanden so glücklich gesehen Orangensaft trinken zu können" Johan lächelte darauf nur, bevor er sich selbst die andere Flasche nahm. "Nein, das hat er wirklich nicht" Dann griff der Brünette schließlich nach dem Brot, das er auch schon ewig nicht mehr gegessen hatte und bat Jim, ob er ihm denn etwas abschneiden könnte. "Klar, wie dick soll denn das Stück werden?", wollte der Cowboy noch wissen, bevor er nach Judais Wünschen ihm ein Stück von dem Brot abschnitt. Als Judai sich das ganze dann mit etwas Wurst belegt hatte schob er sich auch dieses nach und nach in den Mund, wobei Johan und Jim mit einem Lächeln beobachteten wie sich die Wangen des Brünetten rot färbten und die braunen Augen zu leuchten begannen vor Freude. Dabei aß er nur Brot mit Wurst. Er musste wohl wirklich lange nichts anständiges zu essen bekommen haben, wenn überhaupt. "Wollen wir dann in den Keller?", wollte Jim noch wissen, als die beiden mit ihrer Mahlzeit fertig waren. Sie sahen sich noch mal an, wobei Judai etwas nervös wirkte, da Yubel ja mit ihm verbunden war und er nicht wusste, ob auch etwas mit ihm passieren würde, wenn der Körper weg war. Doch dann nickte er dem Blauhaarigen zu, bevor sie sich auf den Weg zum Keller machten. Dabei lief Johan neben Jim und Judai vor ihm, als Johan etwas in den Sinn kam, das er fast schon wieder vergessen hatte. "Sag mal, Jim", begann er dann und Jim sah ihn an. "Weißt du vielleicht warum ich in deinem Gewächshaus solch brutale Kopfschmerzen bekommen habe?" Jim lächelte darauf nur, da er gewusst hatte, dass diese Frage irgendwann gekommen wäre. "In der Luft liegt ein spezielles Mittel, das weder für meine Karen noch die Schmetterlinge schädlich ist und erkenntlich macht, wenn jemand eine besondere Gabe hat", antwortete Jim ruhig, als sie an der Treppe ankamen und sahen, dass auch Judai stehen geblieben war. "Hat dir dieses Mittel gezeigt, dass wir Kristallaugen haben?", fragte er, woraus Johan schloss, dass Judai auch einmal dort gewesen sein musste. "Ja. Immerhin habe ich nach den Kristall- Geistern gesucht. Das Mittel sollte sich mit Kopfschmerzen bis hin zu Gedächtnisverlust bei Kristallaugen- Trägern bemerkbar machen", erklärte Jim. "Nur bist du recht schnell von der Bildfläche verschwunden und Johan erst zwei Jahre später aufgetaucht. Außer euch kann niemand die Geister sehen, wenn er keine Hilfestellung hat" Darauf ließen Judai und auch Johan die Köpfe leicht sinken. "Jetzt kann nur noch ich sie sehen, wenn das alles vorbei ist", meinte Johan bedrückt, der das ganze schon etwas Unfair fand. Warum nur musste Judai das alles für seine Freiheit aufgeben? Etwa nur, weil Yubel so hartnäckig wollte, dass er blieb? Doch sie mussten es hin nehmen wie es war. Das Leben war nun mal kein Ponyhof. Darauf gingen sie schließlich weiter zum Keller, die Wendeltreppe hinunter und als sie in diesem dunklen, muffigen Kellerraum standen spürte Johan, dass Judai neben ihm nach seiner Hand griff. Anscheinend war er genauso nervös wie Johan, dessen Herz ihm bis zum Hals schlug. Jim dagegen sah eher gelassen aus, bevor er langsam weiter und auf den Wassertank mit Yubels unnützen Körper zu ging. "Du hast überlebt!?", hörten sie dann Yubels Stimme von irgendwo aus der Dunkelheit, da es ja kein Licht gab und die drei sahen sich um. "Wie konntest du das nur überlebt haben, Mensch!?" Yubels Stimme hörte sich verächtlich an, als wäre sie kurz davor Johan ein weiteres Mal an zu greifen. "Ja", sagte Johan darauf, während Judai sich weiter an ihm festklammerte. "Ich lebe noch und ich bin hier, um Judai zu retten" Trotz seiner festen Worte schlug ihm sein Herz vor Nervosität und auch Angst bis zum Hals, da er sich hier ja in der Höhle des Löwen befand. "Wie willst du das machen?", fragte Yubel als nächstes und trat aus dem Schatten, näher an sie heran. Sie trug ein siegessicheres Lächeln auf den Lippen, da sie wusste, dass der Drache nicht mehr gerufen werden konnte. Der Blauhaarige schluckte darauf schwer und versuchte sein Herz zu beruhigen, das das Adrenalin immer schneller in sein Blut pumpte und auch seine Hände wurden schwitzig. Er hatte Angst. Angst, da das Wesen vor ihm stand, das ihn quasi getötet hatte und keine Skrupel hatte es wieder zu tun. "Ich werde dir das geben, was du mir gegeben hast", brachte er dann über seine Lippen und seine Augen leuchteten hell auf. Er hatte zwar eine unglaubliche Angst vor diesem Geist, aber er wollte auch unbedingt Judai retten und dazu musste er mutig sein. Yubel sah ihn auf seine Worte hin nur finster an. "Du willst mich töten?", fragte sie dann. "Zusammen mit Judai?" "Ich werde Judai retten!", rief er ohne zu zögern, da es einfach klappen musste. "Tse!", machte der Geist nur. "Er und ich sind eins. Du wirst ihn niemals haben, du einfältiger Mensch!" Darauf hörten sie schließlich wie jemand die Treppe hoch lief und unterbrachen ihr Gespräch, wenn man es denn so nennen wollte. Sie sahen noch einen Schuh von Jim, der wohl den Augenblick genutzt hatte und Yubels Körper aus diesem Wassertank geholt hatte, bevor er schließlich damit verschwand. Ihre ungleichen Augen weiteten sich, bevor sie zu dem Wassertank sah, der offen stand und dann zurück zu Johan und Judai, die schon wieder an der Treppe standen. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir das geben werde was du mir gegeben hast!", behauptete er noch, bevor er nach Judais Hand griff und ihn hinter sich her, die Treppe hinauf zog. Hinter sich konnten die beiden noch einen mehr als verärgerten Schrei hören, bevor sie wieder den Keller verließen. "Wo jetzt hin?", fragte Judai, der das ungute Gefühl hatte, dass Yubel nicht da bleiben würde wo sie war, während sie sich etwas umsahen. "Nach draußen, in den Garten!", rief Johan, der mit rasendem Herzen bemerkt hatte, dass die Türen zur Terrasse geöffnet waren. Darauf griff er weiter nach der Hand seines Freundes und zog ihn hinaus in den überwucherten Garten und zu dem Teil wo der Pool lag. Dort fanden sie auch Jim vor, der hektisch an etwas herum werkelte. "Jim!", rief Johan völlig außer Atem, als sie bei dem ältesten ankamen und er sah sich nach dem Paar um, bevor sie sich neben ihn stellten. Vor ihnen lag wirklich ein Körper, der diesem Bild Yubels aus dem Buch "Die Legende der Kristall- Geister" verdammt ähnlich sah. Ihm hingen weiße Haarsträhnen vor den Augen und er sah aus wie eine dieser Anziehpuppen, nur in Lebensgröße und tausend mal hässlicher. Johan verzog angewidert sein Gesicht, da der Geist dieses Wesens versucht hatte ihn zu töten und er war sich sicher, sie hatte keine Skrupel es wieder zu tun, wenn sie denn die Gelegenheit bekommen sollte. Da hatte er wirklich kein schlechtes Gewissen, wenn sie diesen Körper einfach beseitigten. Er war eh nur ein Hindernis zu seinem Glück mit Judai. Zudem würde wohl nie jemand heraus finden was auf diesem Grundstück schon alles passiert war. Diesen "Mord" würde wohl niemanden interessieren, wenn ihn denn jemand heraus finden würde. Dann schließlich hatte Jim es geschafft und der Körper Yubels stand in Flammen. Im gleichen Moment bemerkte Johan, dass Judai neben ihm ein bisschen schneller atmete, da ihm wohl Yubels Seele ein Stück entrissen worden war. Dennoch hatte er wohl noch genügend Kraft, um stehen zu können, was hieß, dass Yubel wieder gelogen hatte. Sie war einfach ein verlogenes Miststück, um an ihre Ziele zu kommen. "Ihr Narren!", hörten sie dann ihre Stimme vom Haus her und Johan, sowie Judai und Jim fuhren zu ihr herum, als Johan vom Feuer her ein merkwürdiges Geräusch hören konnte, es war fast wie ein Schreien, auch wenn es relativ leise war. "Jetzt werdet ihr ihn erst recht nicht retten können!" Johan stockte darauf leicht der Atem, während ihn Yubels Worte auch etwas verwirrten. Warum sollte der den Brünetten jetzt "erst recht" nicht retten können? Doch dieser verdammte Geist löste sich ohne ein weiteres Wort wie Daitokuji- Sensei es immer tat einfach in Luft auf. "Warte!", rief Johan einfach noch, auch wenn er wusste, dass es zu spät war. "Was meinst du damit?!" Doch er bekam keine Antwort mehr, während das Feuer hinter ihnen immer größer wurde. "Lass sie, Johan", sagte Jim dann und der Blauhaarige drehte sich wieder zu dem beiden herum. "Wir sollten jetzt besser das Feuer wieder löschen" "Okay", sagte er darauf nur, bevor sich die drei daran machten das Feuer wieder zu löschen, wobei ihnen das Wasser aus dem Pool zu gute kam. Als das Feuer schließlich gelöscht war war von dem Körper nichts mehr übrig, außer ein Häufchen Asche. "So, das wäre erledigt", meinte Jim dann und das Paar sah den Cowboy an. "Gibt es denn noch etwas zu erledigen?", wollte Johan gleich wissen. "Wir sollten den Wassertank entleeren", antwortete der ältere. "Der Körper hat immerhin zwei Jahre darin verbracht" "Das leuchtet ein", meinte auch Johan mit einem Nicken. Dann jedoch fiel ihm Judai auf, der merkwürdig still war und auch immer noch recht schnell atmete. "Ist alles in Ordnung, Judai?", fragte er seinen Freund, der ihn erschöpft ansah. "Bei mir dreht sich alles", meinte der Brünette mit rauer Stimme und hielt sich leicht den Kopf. "Meine Narben tun mir auch weh..." "Was?!", entfuhr es Johan, dem der Wassertank jetzt total egal war. Als erstes musste er sich um seinen Freund kümmern. Auch Jim sah überrascht aus, doch ihm fiel gleich eine und auch nur eine einzige Lösung ein. "Es muss der Energieverlust sein", vermutete er. "Yubel hat schließlich gerade zum Teil auch seinen Körper verlassen. Der Körper hat ihr immerhin zusätzliche Energie gegeben. Vielleicht hätte sie Judai ohne diesen Körper nie dieses Angebot gemacht" "Stimmt, du hattest doch gesagt, dass der Körper ein Verstärker für sie war", meinte Johan. "Ihre Kraft ist jetzt nur noch halb so stark" Jim nickte. "Dein Freund braucht jetzt von anderswo noch Energie" Ein Wink mit dem Zaunpfahl, den Johan sofort verstand. Daher nickte er nur und griff nach Judais Hand. "Gehen wir wieder in dein Zimmer", schlug der dem Brünetten vor. "Jims Rucksack ist immer noch oben" Darauf lächelte Judai etwas erschöpft. So eine Stärkung konnte er jetzt wirklich gebrauchen. "Ich glaube es wäre besser, wenn wir uns erst morgen um diesen Wassertank kümmern", wandte sich Johan dann noch mal an Jim, der nur lächelte. "Ist in Ordnung", behauptete er. "Ich glaube nicht, dass er uns weg laufen wird" "Nein, das glaube ich auch nicht", lachte der Blauhaarige nur. "Gut, dann sehen wir uns morgen", behauptete Jim, zog noch mal seinen Hut zurecht und ließ die beiden allein zurück. "Bis morgen!", rief Johan dem Cowboy noch hinterher, bevor er Judai ins Gesicht sah. "Gehen wir wieder nach oben?" Der Brünette lächelte nur und nickte leicht, bevor sie auf Judais Zimmer zurückkehrten. Als sie im Zimmer ankamen machte Judai sich als erstes über Jims Rucksack her, was Johan mit einem Lächeln beobachtete. Es machte ihn wirklich glücklich, dass Judai wieder essen konnte und so seiner Freiheit näher kam. Diese Narben mussten doch irgendwie verschwinden, bis er wieder nach Hause fuhr! Sie hatten noch acht Tage... "Willst du auch was?", unterbrach Judai seine Gedanken und er sah zu seinem Freund neben sich, da sie auf dessen Bett saßen. Etwas überrascht sah Johan Judai an, der ihm eine Tafel mit Schokolade hinhielt. Erst überlegte er noch abzulehnen, da sein Freund es mehr brauchte, aber bei Schokolade konnte er nicht nein sagen. "Klar!", sagte er darauf und griff nach der Schokolade. Schnell war sie ausgepackt und ein Stück abgebissen, aber erst als Johan die gute Schokolade im Mund hatte wurde ihm richtig bewusst, dass es eine Sorte war, die ihm überhaupt nicht schmeckte und er hätte das Zeug am liebsten sofort wieder ausgespuckt. Stumm sah er auf die Verpackung und las von ab "Edelbitter mit 80% Kakao" was nun wirklich nicht seinen Geschmack in Sachen Schokolade traf. Warum hatte Judai sie ihm angeboten? Etwa weil er sie selbst nicht essen wollte? "Nicht ausspucken!", hielt Judai ihn noch auf, als er diesen angewiderten Gesichtsausdruck auf Johans Gesicht sehen konnte, nachdem er von der Tafel abgebissen hatte. Johan sah ihn darauf etwas wütend an und fragte sich warum er dieses widerliche Zeug nicht einfach ausspucken sollte. Doch diese Frage wurde ihm schneller beantwortet, als ihm lieb war, als Judai einen Arm um ihn legte und ihn weiter an sich zog, was Johans Herz etwas schneller schlagen ließ. Er sah in diese schokoladenbraunen Augen und hatte seine Hände auf Judais Oberschenkeln ruhen, der in diesem Moment wohl genau wusste was er wollte. Am liebsten hätte Johan noch etwas gesagt, doch dann wäre womöglich noch die Schokolade aus seinem Mund gefallen und diese Blöße wollte er sich wirklich nicht geben, weshalb er Judai nur stumm in die Augen starrte. Johan wurde in diesem Moment auch bewusst, dass Judai vorher nie so stark die Initiative ergriffen hatte, was sein Herz noch schneller schlagen ließ. Judai schlang seine Arme ganz um Johans Körper und zog ihn weiter an sich, Johan kam sich mit einem Mal furchtbar schwach vor, bis Judai seine Lippen auf die seines Freundes presste und ihn zu einem Kuss aufforderte. Johan schloss darauf nur noch seine Augen und erwiderte den Kuss einfach, während er sich leicht an der Hose Judais festkrallte. Sein Herz hallte ihm regelrecht in den Ohren wider, während Judai ihn weiter an sich presste. Mit der Schokolade war der Kuss auch noch viel besser und Johan wollte sich auch erst gar nicht von Judai lösen, bis die Luft knapp wurde. Als er seine Augen wieder öffnete und er Judai wieder ins Gesicht sah, während sein Atem etwas flacher ging, da er in den letzten Sekunden oder Minuten eindeutig zu wenig Luft bekommen hatte grinste der brünette leicht, was ihn leicht verwirrte. Bis er die Schokolade am rechen Mundwinkel Judais bemerkte und ihm klar wurde warum der Brünette ihm die Schokolade angeboten hatte. "Das hast du mit Absicht gemacht!?", fragte er leicht beleidigt. "Und ich dachte du teilst gerne Sachen mit mir" Judai mied verlegen und mit roten Wangen seinen Blick. "Ähm... Ich konnte nicht widerstehen" Johan lachte darauf leicht. "Trottel. Wenigstens geht es dir schon besser als vorhin" "Ja", meinte Judai mit einem kleinen Grinsen. "Mir gehts schon viel besser" Johan lächelte nur, da sein Freund mit einem Mal so viel glücklicher und auch lebhafter wirkte, als vorher. Anscheinend hatte ihm diese Verbrennung von Yubels Körper wirklich gut getan und das machte auch Johan glücklich. Das Einzige was ihn etwas traurig stimmte war, dass ihre gemeinsame Zeit bald schon ein Ende haben würde und sie sich wohl für immer Lebewohl sagen mussten. Sein Vater verlangte immerhin von ihm, dass er nach seinen Ferien Asuka heiraten sollte und damit würde er seinen brünetten Freund für immer verlieren. Er seufzte einmal bedrückt, was Judai aufhorchen ließ. "Was ist los?", fragte er gleich nach und ihre Blicke trafen sich, wobei Johans Augen wieder hell aufleuchteten. "Ich musste an diese Hochzeit denken", antwortete der Blauhaarige nur und setzte sich wieder richtig hin. Er wollte die Blondine nicht heiraten und allein der Gedanke, dass dieses Ereignis immer näher rückte machte sein Herz schwer. "Kannst du nichts dagegen machen? Du bist doch 18", wollte Judai jetzt wissen, der genauso wenig wie Johan wollte, dass der Blauhaarige die Blondine heiratete. Schließlich wollte er sobald er die Villa verlassen hatte ihnen allen zeigen, dass Johan sein Freund war, wenn er denn die Gelegenheit dazu bekommen sollte. "Ich war fünf Jahre alt, als das festgelegt worden ist. Ich weiß nicht, ob ich mich dagegen wehren kann, wenn es arrangiert ist", erwiderte Johan, der von sowas absolut keine Ahnung hatte. Judai schwieg darauf und sah zu Boden, wo die Schokolade lag, die Johan fallen gelassen hatte. Ob sie wirklich nichts gegen diese ungewollte Hochzeit machen konnten? Asuka wollte diese ja auch nicht. "Wir sollten jetzt besser schlafen", meinte Johan mit Blick aus dem Fenster und sah, dass es auf einmal ziemlich finster draußen geworden war. "Okay", sagte Judai nur, während Johan die Decke über sie warf und sie sich hin legten. "Denk nicht mehr daran", behauptete Johan dann und legte seinem Freund eine Hand auf die Wange. "Wir finden schon eine Lösung" Judai hob darauf kaum merklich einen Mundwinkel und legte eine Hand um den Blauhaarigen. "Okay" Es dauerte nicht lange und die beiden waren eingeschlafen, nachdem Johan sich noch ein bisschen an seinen Freund gekuschelt hatte und dessen Geste erwiderte. Am nächsten Morgen wurden die beiden von Jims Stimme geweckt, der allerdings nicht allein war. Schlaftrunken und mit leicht zerzausten Haaren richtete sich das Paar auf und sah dem Cowboy ins Gesicht. "Guten Morgen, ihr zwei", grüßte er die zwei, während Johans Blick zu O'Brien wanderte, der mit verschränkten Armen hinter Jim stand. "Morgen", brachte Johan dann nur noch zusammen, da er noch total müde war. "Heute kümmern wir uns um den Wassertank von Yubels Körper", begann Jim dann wieder und der Blauhaarige war gleich etwas wacher. "Ich habe zur Hilfe noch O'Brien mitgebracht" Johan nickte, dass er verstanden hatte, bevor er sich noch mal streckte und mit Judai zusammen aufstand. "Glaubst du, er ist Yubel noch irgendwie vom Nutzen?", fragte er dann Jim. "Vielleicht", antwortete dieser. "Der Körper hat immerhin zwei Jahre darin verbracht" "Okay", sagte Johan nur und sah noch mal zu Judai, der neben ihm stand. Wenn er seinen Freund retten wollte musste so wenig wie möglich von Yubel in seinem Freund stecken und sie hatten gerade mal die Hälfte geschafft. Da musste auch der Wassertank weg, wenn es denn helfen würde, selbst wenn er sich schon wieder in die Höhle des Löwen begeben musste. Judai nickte ihm nur zu, da ihm wohl ähnliches durch den Sinn ging, bevor Johan Judais Hand nahm und sie wieder in den Keller gingen, wo der Wassertank bereits auf sie wartete. Als sie dieses Mal den Keller betraten hatte Johan das Gefühl, dass es noch muffiger riechen würde als vorher schon, doch er sagte nichts, da es anscheinend daran lag, dass der Wassertank noch immer offen stand. Sein Herz schlug ihm wieder vor Angst bis zum Hals, da Yubel sich hier ja aufhalten musste und sein Händedruck um Judais Hand wurde etwas fester, der seinen Druck nur erwiderte. Es war fast wie ein Deja- vú für Johan, als sie vor dem Wassertank ankamen und Yubel darauf sitzend vor fanden. Sie saß oben auf mit verschränkten Beinen und hatte ihre Arme von ihren Knien abgestützt. Missbilligend sah sie auf die kleine Gruppe hinab, die vor ihr stand und ihr nun wirklich alles nehmen wollten. Ein kleines bisschen Kraft hatte der Geist noch, da das Wasser in dem Wassertank von dem Körper verseucht war und ihr so etwas Energie gab, aber dennoch war es nicht das gleiche wie bei dem Körper. Doch sie war sich sicher, dass diese einfältigen Menschen ihr auch das nehmen wollten, weshalb sie ihre Augen zu Schlitzen verengte. Aber... verstanden sie denn nicht? Hier, in diesem Haus war Judai sicher vor solchen Leuten wie Johan und wenn sie hätte in ihn eintauchen können hätte sie ihn sogar noch besser beschützen können. Aus ihrer Sicht. Dennoch wollten sie ihr Vorhaben verhindern, auch wenn sie es gut meinte. Dann würde er wie Haou das Haus verlassen und nie wieder kommen und das wollte sie nicht! "Das Wasser bekommt ihr nicht", behauptete sie kalt und richtete sich leicht auf, während sie ihre ungleichen Augen noch ein bisschen mehr verengte. Sie sollten alle verschwinden! Alle, bis auf Judai. Johan überkam beim Klang von Yubels Stimme ein richtiger Schauer und er musste auch einmal schwer schlucken. Auch Judai neben ihm schluckte einmal hörbar, der wohl genauso nervös war wie der Blauhaarige. Jim und O'Brien dagegen sahen den Geist eher ruhig an. "Du vergisst aber, dass ich das Auge von Orichalcum habe", sprach Jim dann und Johan sah zu dem Cowboy. Yubel schwieg auf Jims Wort nur, was Johan sagte, dass sie wusste was das für sie bedeutete. "So einfach werde ich es dir nicht machen, Mensch", behauptete sie dann, worauf Jim begann den Verband vor seinem Auge ab zu machen. Auch wenn sie nicht gerade glücklich über diese Tat aussah blieb sie recht ruhig auf dem Wassertank sitzen, was Johan doch etwas überraschte. Als der Verband schließlich zu Boden fiel und Johan zum ersten Mal dieses Auge von Orichalcum sah glaubte er nicht so recht was er sah. Auch Judai neben ihm sah ziemlich ungläubig drein. Es schien aus einem silberartigen Metall oder ähnlichem gemacht worden zu sein und als Augapfel diente etwas das aussah wie eine blau- schwarze Murmel. Der Blauhaarige fand das doch recht faszinierend. Dann leuchtete diese Murmel schließlich rot auf und Yubel erstarrte regelrecht. "Was- wie hast du das gemacht?", fragte Johan Jim mehr als nur überrascht. "Das war die zweite Fähigkeit des Auges von Orichalcum. Ich kann Yubel festhalten", antwortete Jim nur. "Tch!", machte Yubel darauf und sie sahen wieder zu ihr auf. "Ihr werdet das Wasser nicht bekommen! Wie wollt ihr es denn aus dem Tank bekommen?" Das war eine berechtigte Frage, denn der Wassertank selbst hatte nichts womit man das Wasser säubern konnte. Man konnte es auch nicht einfach ablassen oder den Tank umkippen, da der Keller keinen Abfluss hatte. Und den Tank die Treppe hoch tragen war auch unmöglich, da die Treppe viel zu eng war. Wie also sollten sie das Wasser aus dem Tank bekommen? "Darum bin ich hier", sagte O'Brien jetzt und Johan fragte sich wie dieser Yubels Stimme hatte hören können, als er etwas am Ohr des Dunkelhäutigen erkannte. Yubel verengte ihre Augen, als O'Brien auf den Wassertank zu lief und an ihm hoch kletterte, ehe er schließlich etwas aus seiner Hosentasche fischte. Sie konnten nicht genau erkennen war es war, aber Jim schien genau zu wissen was das war. Johan spürte am Rande noch wie Judai sich am ihm festklammerte, während Yubel ihre Augen weitete. O'Brien warf den Gegenstand aus seiner Hosentasche in den Tank und auf Yubels Gesicht breitete sich Angst aus. Danach kletterte O'Brien wieder von dem Wassertank und stellte sich neben Jim. "Jetzt müssen wir zirka 15 Minuten warten", behauptete er nur noch. "Was hat er da in den Tank geworfen?", fragte Johan dann und die zwei sahen zu ihm und Judai. "So ein Gerät, womit man Aquarien säubert. Das wird uns hier bestimmt auch helfen", antwortete Jim mit einem Lächeln und Johan wurde klar was das hieß. Dieses Gerät würde das Wasser säubern und Yubel so Macht über Judai nehmen, wobei sie nicht mal etwas dagegen machen konnte, da sie ein Geist war. "Damit sind wir hier fertig", behauptete der Cowboy, der Yubel wieder freigelassen hatte, die nun fassungslos auf dem Wassertank hockte. Johan nickte ihm zu und hob den Verband auf, den Jim vorher fallen gelassen hatte. "Danke", bedankte dieser sich und band sich seinen Verband wieder um sein Auge. "Jetzt müsst ihr nur noch etwas tun, damit diese Mühen nicht umsonst waren" Der Blauhaarige sah den anderen nur stumm an, da er keine Ahnung hatte was er jetzt die restlichen Tage mit Judai machen sollte. "Ich wüsste da auch schon was", meinte Jim gleich und das Paar sah ihn überrascht an. "Ich habe vorhin im Radio gehört, dass morgen Abend ein Meteoritenschauer von hier aus zu sehen sein soll. Den könntet ihr euch doch zusammen ansehen" Schon bei der Vorstellung mit Judai einen Meteoritenschauer beobachten zu können schlug Johans Herz ein bisschen schneller vor Nervosität, da es wieder etwas ganz Neues und anderes war zu dem was sie sonst gehabt hatten. Das war ja fast sowas wie ein... Rendez- vous, oder? "Au ja", meinte Judai neben ihm und er sah den Brünetten an. War er sich dem überhaupt bewusst oder wollte er sich einfach nur den Meteoritenschauer ansehen? "Es soll morgen Abend um 21:00 Uhr los gehen, also verpasst es ja nicht", meinte Jim noch, bevor sie schließlich den Keller verließen. "Danke", bedankte sich Judai vor dem Keller noch mal, während Johan stumm blieb. "So komme ich bestimmt noch aus diesem Haus raus" "Kein Problem", meinte der Cowboy und rückte seinen Hut etwas zurecht. "Aber macht's ja nicht zu wild" "Hää?" Johan schlug sich nur noch eine Hand vor die Stirn und hätte Jim in diesem Moment am liebsten eine geklatscht. Kapitel 15: Meteoriten ---------------------- Am Abend darauf, gegen 20:00 Uhr saß Johan allein in Judais Zimmer auf dem Fensterbrett und sah aus dem Fenster, zum Haus seiner Tante. Amelie und Amalia wollten sich wohl vom Garten aus auch den Meteoritenschauer ansehen und er lächelte leicht, als er daran denken musste, dass in diesem Moment sich wohl das gesamte Dorf auf diesen Meteoritenschauer vorbereitete. Judai geisterte in diesem Moment auch irgendwo im Haus herum, warum wusste Johan nicht. "Bii?", unterbrach Rubin seine Gedanken und er sah sie an. "Rubin", sagte er mit einem schwachen Lächeln und freute sich, dass wenigstens sie ihm Gesellschaft leistete. Sie schmiegte sich etwas an ihn und machte es sich wie viele Katzen es taten auf seinem Schoß bequem, als Judai ins Zimmer zurück kam. Er trug mittlerweile wieder ein schwarzes Shirt und seine blaue Jeans und neben seinem Kopf schwebte Hane- Kuriboh, das sich mit dem Brünetten gut angefreundet hatte. Johan lächelte ihn an, als er sich schließlich zu ihm auf das Fensterbrett setzte. "Wo warst du?", fragte er den Brünetten gleich neugierig, nicht dass er wieder zu Yubel lief. "Sag ich nicht", war die Antwort und Johan wollte schon protestieren, als Judai seinen Satz fortsetzte. "Weil es eine Überraschung ist" "Eine Überraschung?", fragte der Blauhaarige etwas verwundert. "Ja", nickte Judai nur. "Okay", meinte Johan nur. "Aber mir gefällt das nicht wirklich" "Dir gefällt eine Überraschung nicht?", fragte Judai verwirrt, der sich über diese Art von Überraschung immer gefreut hatte und legte seinen Kopf leicht schief. "Was ist, wenn es mit Yubel zu tun hat?", fragte Johan und sah wieder aus dem Fenster, da er Judai nicht mehr in die Augen sehen konnte. Ihm gefiel es zwar nicht so über seinen Freund denken zu müssen, aber so lange dieser Geist da war konnte man nie wissen. Judai gaben diese Worte schon einen Stich, auch wenn er Johan verstehen konnte, da er ihn ja von diesem Biest retten wollte. "Hat es nicht", sagte er daher und Johan sah ihn wieder an. "Dann werde ich mich wohl gedulden müssen", meinte Johan nur und lächelte schwach, als seine Augen hell aufleuchteten. "Es wird sich lohnen, versprochen", versprach Judai nur und grinste leicht. "Es muss ja etwas ganz außergewöhnliches sein, wenn du das behauptest", lachte Johan leicht. "Ach was", behauptete der Brünette nur und lehnte seine Stirn an Johans. "Und du bist dir im Klaren was du da gerade machst?", fragte Johan noch mal nach, als sein Herz etwas schneller schlug, da Judai etwas zwischen seine Beine rutschte. "Ich will nur das was mir gehört", behauptete Judai und Johan musste leicht lachen. "Du bist je mehr Yubel deinen Körper verlassen hat immer besitzergreifender geworden", bemerkte er noch. "Angst und Einsamkeit ändern Menschen", behauptete der Brünette darauf nur. "Und ich bin jetzt nicht mehr allein" "Hattest du Angst sie würde dich schlussendlich umbringen?", fragte Johan noch, da ihn das schon interessierte. "Schon. Und ich hatte auch Angst wohl für immer hier bleiben zu müssen, auf ewig dazu verdammt nichts essen, nichts trinken oder nicht schlafen zu können", war die Antwort, was Johan gut nachvollziehen konnte. Er würde auch nicht sein Leben lang in diesem Haus verbringen wollen, selbst wenn da die Kristall- Geister waren. Schließlich spürte er wie Judai seine Arme um ihn legte und ihn an sich zog, bevor sich ihre Blicke noch einmal trafen und Judai ihn schließlich küsste. Johan zog den Körper vor sich noch weiter an sich, schlang seine Arme um ihn und legte seine Beine über seine, wollte es richtig genießen. Nachdem sie den Kuss gelöst hatten sah Judai ihn etwas belustigt an, was er nicht ganz verstand. "Du scheinst nicht sehr viel besser zu sein als ich", behauptete er mit einem Grinsen. "Kann schon sein", gab Johan nur zu und lächelte leicht, bevor Judai aus dem Fenster sah. "Wir sollten gehen. Es dauert nicht mehr lange bis zum Meteoritenschauer", behauptete er und Johan fragte sich wohin sie denn gehen sollten. Doch Judai war schon aufgestanden, wobei Johan jetzt schon die Wärme der Umarmung vermisste. Doch dann hielt ihm sein Freund eine Hand hin und er sah ihm ins Gesicht. "Deine Überraschung wartet auf dich", meinte er auf Johans leicht skeptischen Blick hin nur. Darauf ergriff Johan stumm die Hand, die Judai ihm hin hielt und ließ sich ausgerechnet auf den Dachboden führen. "Der Dachboden?", fragte er völlig verwirrt, als sie auf dem dunklen Dachboden standen und Judai ihn an der Hand zu dem Fenster zog, aus dem sie gefallen waren, bevor sie sich das erste Mal geküsst hatten. Es war eine merkwürdige und doch schöne Erinnerung, da sie vorher im gewissen Sinne gestritten hatten. Doch dann blieb ihm vor Angst fast das Herz stehen, als der Brünette auf den Rahmen des Fensters kletterte. War er etwa Lebensmüde? "Judai!", rief er noch und wollte ihn festhalten, doch es war schon zu spät, der Brünette war vom Fenster verschwunden. Hektisch sah er aus dem Fenster und nach rechts und links, bis er ihn mit rasendem Herzen links von sich sah. Dort war an dem dunklen Dach eine Leiter aus Metall angebracht worden, womit man auf das Dach klettern konnte. Und Judai schien genau dies vor zu haben. "Komm, die Überraschung ist auf dem Dach", behauptete er auch noch, was Johan sagte, dass er ebenfalls dort hoch klettern musste. Nur mit Müh und Not schaffte der Blauhaarige es auf die Leiter, bevor er seinem Freund auf das Dach hinter her kletterte. "Judai, was-", begann er, als er oben bei seinem Freund ankam und brach ab, als er die Sterne am Himmel über ihnen sah. Das Dach hatte oben auf noch einmal eine flache Fläche, auf der sie gut sitzen konnten und am Himmel hing nicht eine Wolke, sodass sie sogar den Mond sehen konnten. "Wow", brachte Johan zusammen und ging auf Judai zu, wobei er auch glücklich war keine Höhenangst zu haben. "Überraschung", sagte der Brünette nur, der schon im Schneidersitz vor ihm saß, als er bei ihm ankam. "Das ist dir echt gelungen", meinte Johan darauf und ließ sich neben seinem Freund sinken, ehe er noch Mal zum Himmel hinauf blickte. Der fast pechschwarze Himmel war über und über mit Sternen übersät, Johan wusste gar nicht wo er als erstes hin sehen sollte. Die Aussicht war einfach atemberaubend. "Jetzt müssen wir nur noch auf den Meteoritenschauer warten", meinte Judai noch, doch Johan nickte nur. Darauf rückte Judai etwas an seinen geliebten Freund heran und setzte sich richtig hin, da er dem Blauhaarigen in diesem Moment so nah wie möglich sein wollte und spürte wieder diese Schmetterlinge. "Es ist atemberaubend", meinte Johan schließlich und sah seinem Freund ins Gesicht. "Ich habe den Himmel noch nie so betrachten können" Auf das glückliche Lächeln in Johans Gesicht schlug Judais Herz vor Freude ein bisschen schneller, dass es ihm gefiel und er hatte sogar das Gefühl als ob er in den grünen Augen vor sich Sterne sehen würde, als diese auch noch hell aufleuchteten, was ihm ganz den Atem raubte. Dieser Kerl vor ihm war einfach einzigartig. In diesem Moment fiel über ihnen der erste Stern und sie sahen zum Himmel auf. "Es geht los!", rief Johan begeistert, während aus dem einen Stern immer mehr wurden und er seinen Blick nicht mehr vom Himmel nehmen konnte. "Ist das nicht genial?", fragte er dann Judai und sah ihn wieder an, der sich leicht am Arm kratzte, da es zu jucken begonnen hatte. "Ja", stimmte er jedoch nur zu und ließ seinen Arm los, während er in Johans Augen starrte. Diese funkelten schon die ganze Zeit so intensiv seit der Meteoritenschauer begonnen hatte und er fühlte sich auch so unglaublich gut, als ob sie seit dem auch ihre Magie auf ihn ausübten, was schon eine kleine Weile war. Johan erwiderte Judais Blick und hatte das Gefühl sich im Moment nicht mehr von diesen Augen lösen zu können. Sie funkelten nicht wie es seine angeblich taten und sie sahen auch nicht so aus wie Yubels Augen. Es war Judais ganz normale Augenfarbe und dennoch hatte sie einen furchtbaren Effekt auf ihn. Sie kamen sich näher und kurz konnte Johan etwas in den braunen Augen sehen was einem Goldton nahe kam, doch er schob es in den Hintergrund, als Judai ihn näher zog und schließlich küsste. Dabei lehnte Johan sich etwas weiter in den Kuss und kurz darauf fand er sich leicht über dem Brünetten gebeugt wieder. Noch immer starrten sie einander stumm in die Augen, da sie den Kuss gelöst hatten und Johan noch ein kleines Lächeln aufsetzte, bevor der Blauhaarige schließlich wieder sprach. "Deine Augen", bekam er nur über seine Lippen, da er sich das nicht erklären konnte, da er doch seine Bernsteinaugen verloren hatte. Der Brünette sah ihn darauf erst verwirrt an, ehe er zu verstehen schien. "... Du meinst diesen goldenen Ton, nicht?" Johan sagte darauf nichts, sah seinem Freund nur erwartungsvoll in die Augen. Doch dieser Lächelte nur, da es harmlos war. "Das habe ich von meiner Mama", behauptete er, obwohl es Johan heute zum ersten Mal aufgefallen war, weshalb er misstrauisch eine Augenbraue hob. "Sie hatte das auch immer. Anscheinend hatte ich es nur die ganze Zeit nicht, weil ich mit Yubel zu tun hatte" Das machte natürlich irgendwie Sinn. Yubel hatte ihm ja auch seine Bernsteinaugen genommen und sie Haou gegeben. "Irgendwie passt es zu dir", behauptete Johan nur noch, was Judai leicht grinsen ließ. "Oh! Der Meteoritenschauer ist vorüber", bemerkte Judai dann und auch Johan sah wieder zum Himmel auf. "Ja, aber es war wunderschön", meinte er, während sie sich wieder richtig hin setzten. "Stimmt", gab Judai ihm recht, als dem Blauhaarigen Judais Arme auffielen. "Judai! Deine Arme!", rief er und dieser sah auf seine Arme, wo eigentlich noch insgesamt vier große Narben von dem Mordanschlag hätten sein sollen. Aber... sie waren spurlos verschwunden! Die Arme Judais sahen total unberührt aus, kein Kratzer, kein Fleck und nicht eine Narbe war in der Dunkelheit zu erkennen. Mehr als nur überrascht sahen sich die zwei Teenager an, dass die Narben auf einmal verschwunden waren und Judai anscheinend geheilt war. Nur was war mit der Narbe an seinem Hosenbund? Mit rasendem Herzen hob er sein Shirt an, um nach zu sehen, doch sein Hochgefühl, seine Hoffnung wurde zerstört, als er die riesige Narbe noch immer sehr präsent sah. Aber es war ein riesiger Schritt nach Vorne, dass an diesem Abend gleich vier der großen Narben verschwunden waren. Es lag wohl daran, dass Johans Augen dieses Mal so lange geleuchtet hatten und seine Arme auch ziemlich gejuckt hatten. Zumal war er seit gut einem Tag Yubel um mehr als die Hälfte los, sodass das ganze einfach eine stärkere Wirkung haben musste. Er war fast wieder er selbst. Das einzige was ihm fehlen würde waren die Bernsteinaugen und somit die Kristall- Geister, aber er hatte noch Hane- Kuriboh und Daitokuji- Sensei, wenn er sie denn wenigstens noch sehen konnte. Allerdings war das nur ein schwacher Trost. Auch Johans Hochgefühl war durch diese Narbe etwas gesunken, da er sich nicht sicher war, ob das Ding noch weg gehen würde bis er Sonnheim verlassen musste. Immerhin war die Narbe noch relativ groß und sie hatten nur noch wenige Tage von denen er sogar einen abziehen musste, da er ja noch seinen Koffer packen musste. Doch jetzt wollte er nicht daran denken. Jetzt wollte er mit Judai zusammen sein und noch etwas diesen Himmel beobachten. "Komm, lass uns noch etwas den Himmel ansehen", versuchte er den jüngeren abzulenken, der ihn nur dankbar ansah. "Ja", sagte er daher nur und sah wie Johan auch noch mal zum Himmel hoch, an dem die Sterne so schön funkelten. Dabei rutschte Johan wieder etwas näher an seinen Freund heran und lehnte sich etwas erschöpft an ihn, während der Brünette einfach seine Hand ergriff. "Ich liebe dich", wisperte Johan noch, der sich in dieser Stille zwischen ihnen richtig wohl fühlte. Nur das Zirpen der letzten Grillen und Zikaden war noch zu hören und er schaffte es wirklich zu verdrängen, dass er Sonnheim in wenigen Tagen verlassen musste. "Ich dich auch", antwortete Judai leise und lehnte seinen Kopf an den Johans. Ein paar Tage später saß Johan mit einer Mischung aus Wehmut und Freude im Magen in Judais Zimmer auf dem Fensterbrett und starrte gedankenverloren in den Garten. Wie ein paar Tage zuvor auch lag Rubin auf seinem Schoß und wollte so seine innere Unruhe etwas lindern, was allerdings nicht sehr viel brachte. Über Judai und Johan lag mittlerweile eine unangenehme Spannung, da keiner wollte, dass Johan ging und womöglich noch im gleichen Monat Asuka heiratete. Doch so sah Johans Zukunft aus. Er hatte nur noch drei Tage in Sonnheim und einen Tag vorher musste er zu seiner Tante zurück, um seinen Koffer zu packen und um sich vom Dorf sowie von seiner Freiheit verabschieden zu können. Allein der Gedanke daran trieb ihm fast die Tränen in die Augen, da er Judai nicht hatte retten können. Die Narbe an dessen Hosenbund hatte sich in diesen paar Tagen kaum verändert. Das einzige was die beiden feststellen mussten war, dass Judai die Kristall- Geister mittlerweile schon nicht mehr sehen konnte. "Denk nicht mehr dran", unterbrach Judais Stimme seine Gedanken und er sah zu ihm auf. Der Brünette stand nun mit Hane- Kuriboh, das er als einziges noch sehen konnte neben ihm am Fenster und sah wohl genauso aus wie Johan sich fühlte. "Aber ich habe nur noch heute und morgen...", begann er, brach aber von selbst ab. Judai sah den Blauhaarigen darauf nur stumm an, der sich nun doch leichte Vorwürfe machte, dass er nach dem ganzen Judai nicht retten konnte. "Hast du nicht gesagt, dass wir eine Lösung finden?", wollte Judai dann wissen, auch wenn er nicht wusste wie sie innerhalb von zwei Tagen eine arrangierte Hochzeit verhindern sollten. Johan sah seinen Freund darauf eine kleine Weile stumm an. Dann kam ihm ein Gedanke. Judais Körper war so gut wie geheilt, er hatte so gut wie keine Narben mehr bis auf die eine und keine Kratzer oder blauen Flecken. Konnte er dann nicht auch so schon das Grundstück verlassen? "Was ist?", fragte Judai, als Johans Blick unangenehm wurde. "Meinst du, du kannst auch so schon das Grundstück verlassen? Yubel scheint ja trotz allem irgendwie an das Haus gebunden zu sein", wollte Johan dann wissen. Der Brünette schwieg darauf eine kleine Weile und sah auf seine Hände, die vor einiger Zeit noch mit blauen Flecken verziert gewesen waren. Einen Versuch war es wert, da seine Haut mittlerweile fast wie unberührt aussah. Da war eben nur noch diese eine einzige Narbe und Yubel brauchte er auch kaum noch. "Vielleicht", sagte er dann auf Johans Frage und sah ihm wieder ins Gesicht. Darauf sah Johan ihm hoffnungsvoll in die Augen. Bei dem Gedanken Judai könnte doch schon das Grundstück verlassen schlug sein Herz vor Hoffnung etwas schneller. "Sollen wir es ausprobieren?", fragte Johan noch mal, da es schon ein großer Schritt war und er eine Bestätigung wollte. Kurz überlegte Judai noch einmal, ob er das Risiko eingehen sollte, doch dann nickte er seinem geliebten Freund zu. "Okay" "Gut. Aber zieh dir am besten ein paar Schuhe an. Sonst warst du zwar immer Barfuß oder auf Socken, aber ich glaube falls es klappt sind Schuhe angebrachter", schlug Johan noch vor. Judai nickte darauf nur und holte ein neues Paar Socken und auch ein Paar roter Schuhe aus seinem Schrank, die noch wie Neu aussahen. "Wow, hast du die schon mal an gehabt?", fragte der Blauhaarige, als Judai die Schuhe an hatte und gar nicht mal schlecht aussah. "Nein", antwortete Judai darauf, der nicht gerade glücklich mit diesen Schuhen aussah. "Warum nicht?", fragte Johan eher verwundert. "Meine Mama hat sie mir kurz vor diesem Mordanschlag geschenkt", antwortete Judai. "Es sind Designer Stiefel und der Designer heißt Johan Strauß oder so" Darauf verzog Johan leicht das Gesicht. Er würde auch nicht unbedingt Kleidung von einem Designer tragen wollen, der einen ähnlichen Namen hatte wie die Person in die man unglücklich verliebt war. "Aber jetzt kannst du sie doch anziehen", meinte er dann, da diese Liebe ja nicht mehr unglücklich war. "Ja", meinte der Brünette. "Aber sie sind doch etwas unbequem" "Mit der Zeit gibt sich das bestimmt. Aber lass uns jetzt gehen", sprach Johan dann. "Ja. Mit etwas Glück bin ich frei", erwiderte Judai, auch wenn sich diese Worte in seinen Ohren etwas unwirklich anhörten. "Ja", sagte auch Johan und nahm Judais Hand, bevor sie das Zimmer verließen und sich auf den Weg zum Gartentor machten. Dabei schlug auch sein Herz etwas schneller vor Aufregung, dass er seinen Freund jetzt doch von der Villa retten konnte. Am Tor angekommen sahen sie sich noch mal in die Augen, ehe Johan sich danach umsah, ob jemand in der Nähe war, doch niemand war zu sehen oder zu hören. Sie waren allein. "Du kannst das Grundstück jetzt verlassen", behauptete der Blauhaarige, als er vor dem Tor stand und sah noch mal zu Judai, der recht nervös aussah, was er allerdings verstehen konnte. Der Brünette hatte seit zwei Jahren das Haus nicht verlassen, wegen einem Geist, der ihn an das Haus gebunden hatte. Jetzt erst hatte er die erste Gelegenheit das Haus wieder zu verlassen, ohne zu sterben... Wenn sein Körper stark genug war. Dann schließlich setzte er einen Fuß vor das Tor und trat vorsichtig vor das Gebäude, das nun zwei Jahre lang sein Gefängnis gewesen war. Erst passierte nichts, worauf sein Herz vor Freude immer schneller zu schlagen begann. Er konnte das Haus endlich verlassen! Sein Körper war also stark genug! Auch Johan sah den Brünetten glücklich an, das er noch immer fit vor ihm stand, bis ihm regelrecht die Züge entgleisten, als Judai sein Gesicht vor Schmerz verzerrte und eine Hand auf seinen Unterleib legte. "Judai!", stieß er noch aus, als dieser sich leicht vor Schmerzen krümmte und mit einer Hand nach Johans Schulter griff. Er atmete auch mit einem Mal nur noch in kurzen Abständen, was Johan wirklich nicht gefallen wollte. Schließlich ging der Brünette vor ihm zu Boden, der das Gefühl hatte diese eine Narbe wollte seinen Körper in zwei Teile teilen. Darauf griff Johan nach seinem Freund und zog ihn wieder auf das Grundstück der Villa Yuki, bevor er sich tatsächlich wieder beruhigte. Also reichte es immer noch nicht, um Judai aus dieser Villa heraus zu bekommen und Johan musste an dieser einen Narbe scheitern?! Eine Weile lang saßen sie still dort im hohen Gras, wobei Johan seinen Kopf auf Judais Schulter abgelegt hatte. "Es wäre auch zu schön gewesen", murmelte er dann und Judai sah ihn aus den Augenwinkeln an. "Du hast recht", sagte er nach einer kleinen Weile und sah zum Himmel auf, der von der Sonne langsam rot gefärbt wurde. Doch langsam begann auch er daran zu zweifeln, dass die letzte Narbe vor Johans Abreise noch verschwinden würde. Und so wie es aussah musste sein Körper komplett geheilt sein, damit er das Grundstück verlassen konnte, was ihn schon ärgerte. Es fehlte doch nur noch wenig bis zur Freiheit. "Ah, hier seid ihr!", holte Jims Stimme die beiden aus ihren Gedanken und Johan hob seinen Kopf von Judais Schulter, als der Cowboy auf sie zu kam. "Ich habe schon nach euch gesucht" "Jim...", entschwendete Johan, der mit Jim gar nicht mehr gerechnet hatte, fragte sich aber dennoch was er von ihnen wollte. "Was ist denn los?" "Ich habe gute und schlechte Nachrichten", begann dieser. "Und auch eine Überraschung" "Schlechte Nachrichten?", fragte Johan als erstes, der diese schlechten Nachrichten eigentlich gar nicht hören wollte. Jim nickte darauf. "Deine Tante hat herausgefunden, dass du die ganze Zeit hier in der Villa warst oder bist" Auf diese Neuigkeit hin stockte Johan der Atem vor Entsetzen und seine Augen leerten sich auch einmal kurz. "Allerdings traut sie sich nicht auf das Grundstück wegen dem Tabu", sprach Jim weiter, was Johan etwas beruhigte, wenn auch nur ein wenig. "Was ist die gute Nachricht?", wollte Judai jetzt wissen und auch Johan sah Jim erwartungsvoll an. "Amelie hat darauf mit deinem Vater telefoniert, da du ja gegen seinen Willen deine Beziehung zu Asuka nicht verbessert hast", begann Jim, worauf Johan skeptisch eine Augenbraue hob. Was hatte das wieder damit zu tun? "Deine Hochzeit mit Asuka ist verschoben worden", behauptete Jim dann, was Johans Herz vor Freude etwas schneller schlagen ließ. "Und du sollst irgendwann noch einmal her kommen, um dann die Beziehung verinnerlichen zu können" Johan freuten diese Worte ungemein, da es hieß, dass er die Blondine nicht sofort heiraten musste. Allerdings wurde diese Freude gleich wieder etwas ausgebremst, da er Asuka irgendwann später immer noch heiraten musste. "Wenigstens eine gute Nachricht", behauptete er dennoch und lächelte leicht. Jim sah ihn darauf leicht verwirrt an, doch er sah nur bedrückt zu Boden. "Wir haben heute versucht, ob ich die Villa verlassen kann", antwortete Judai schließlich und Jim sah den Brünetten an. "Und es klappt immer noch nicht?", wollte Jim leise wissen, doch Judai schüttelte nur seinen Kopf. "Dann habe ich bestimmt eine gute Aufmunterung für euch" Darauf sahen die beiden Jim überrascht an. "Kommt mit", meinte er nur noch und bedeutete ihnen, dass sie ihm folgen sollten. Kurz sahen sie sich noch einmal an, bevor sie aufstanden und Jim schließlich Richtung Villa folgten. Doch sie gingen nur einmal durch die Villa durch, in den Hintergarten, wo der Pool lag. Dort war nun ein Tisch aufgestellt worden, auf dem eine weiße Tischdecke lag und eine Vase mit einer weißen Rose stand. An dem Tisch standen noch rechts und links je ein Stuhl, die wohl irgendwelche Gartenstühle sein mussten. Etwas unverständlich blinzelte Johan ein paar Mal, da das ganze irgendwie nicht in seinem Gehirn ankommen wollte. Sollte das etwa ein letztes Rendez- vous unterm Sternenhimmel werden? "Was soll das hier werden?", fragte er schließlich. "Frag nicht, lass dich einfach überraschen", behauptete Jim nur und bedeutete den beiden, dass sie sich setzen sollten. Stumm setzten sich die beiden an den Tisch und Johans Blick fiel wieder auf die weiße Rose. Warum war es eigentlich eine weiße und keine rote Rose? Jim, der Johans Blick bemerkt hatte klärte den Blauhaarigen auch gleich auf. "Ihr bekommt eine weiße Rose, da eure Liebe ja noch unschuldig ist" Die Worte "noch unschuldig" gingen Johan noch eine kleine Weile durch den Kopf und er fragte sich auch, ob mehr als "unschuldig" daraus werden würde. "Johan", durchbrach Judai seine Gedanken und er sah zu dem Brünetten vor sich auf, wobei ihm auch auffiel, dass Jim irgendwie spurlos verschwunden schien. "Denk nicht mehr daran. Genieße lieber den Augenblick" Der Blauhaarige lächelte darauf nur. "Stimmt, du hast recht. Das macht das ganze auch nicht besser" Judai erwiderte darauf das Lächeln Johans. "Lassen wir uns jetzt von Jim überraschen" "Ja", stimmte Johan seinem Freund noch zu, als Jim wieder an sie heran trat. In den Händen trug der Cowboy zwei Teller mit je einem Verdeck drüber, sodass man nicht sehen konnte was auf den Tellern lag. "Du darfst wählen, Johan. Rechts oder links?", bot Jim ihm die Wahl an. "Es sind zwei unterschiedliche Gerichte?", fragte er verdutzt nach, doch Jim lächelte nur. Zuerst zögerte er noch, da er Angst hatte, dass er vielleicht etwas bekam was ihm gar nicht schmeckte, ähnlich wie bei der Schokolade mit Judai, auch wenn es einen doch recht netten Nebeneffekt gehabt hatte. Doch dann wählte er den linken Teller, den Jim ihm hin stellte. "Ich hoffe es schmeckt euch", sagte Jim noch, bevor er das Essen freigab und die beiden wieder allein ließ. Johan blinzelte ein paar mal verdutzt, als er sah was auf seinem Teller lag. "Argh!", hörte er dann Judai fluchen und schreckte leicht zusammen, bevor er zu ihm aufsah. "Du hast den größeren Teller bekommen!" "Sind das wirklich... frittierte Shrimps?", wollte sich Johan noch mal bei dem Brünetten versichern, der das gleiche Gericht hatte wie er, allerdings hatte er eine wesentlich kleinere Portion, was ihn ziemlich zu ärgern schien. "Ja", war Judais Antwort. "Meine Leibspeise!" Darauf horchte Johan leicht auf, da er vorher gar nicht gewusst hatte was Judais Leibspeise gewesen war. "Du kannst welche von mir ab haben, ich werde sowieso nicht alle schaffen", meinte Johan darauf, was Judai wieder ein Lächeln auf die Lippen zauberte. "Das ist das was ich am meisten vermisst habe", behauptete der Brünette noch, was Johan sich durchaus vorstellen konnte. Schließlich hatte Judai zwei Jahre lang nichts essen können und somit war ihm seine Leibspeise verwehrt gewesen. Als sie fertig wurden sahen sie zum Himmel auf, an dem wieder nicht eine Wolke zu sehen war und nur die Sterne funkelten. "Das ist wirklich eine Wiedergutmachung", behauptete Judai noch, wobei Johan dem Brünetten recht geben musste. Nur auf die Neuigkeit mit seiner Tante hätte er gerne verzichtet, da das noch Ärger hieß. Seine Augen leuchteten noch einmal hell auf, als noch einmal eine Sternschnuppe fiel. Am Morgen darauf wurde Johan schon sehr früh wach und sah in das schlafende Gesicht seines Freundes. Stumm strich er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe sein Blick einmal über den Körper Judais wanderte, der sich auf und ab bewegte. Sein Blick blieb am Saum seines Shirts hängen, da er sich fragte, ob die Narbe am Abend zuvor noch besser geworden war. Er sah noch mal in Judais Gesicht und schluckte einmal, ehe er mit ansteigendem Herzschlag nach dem Shirt griff und es langsam hoch schob. Er wollte nur die Narbe sehen, mehr nicht. Sein Blick wanderte wieder zu dem Hosenbund seines Freundes, wo er jetzt die Narbe sehen konnte, die sogar etwas blasser geworden war als das letzte Mal, als er sie gesehen hatte. Nur leider war sie immer noch da und heute war wohl sein letzter Tag in der Villa. Es hatte also alles nicht gereicht. Doch dann wanderten seine Hände etwas nach oben und er strich etwas weiter über die mittlerweile etwas dunklere Haut seines Freundes. Sie fühlte sich warm und weich an, wobei er spürte, dass der Brünette langsam eine Gänsehaut bekam. Dann hob er seinen Blick zum Gesicht des Brünetten, der die Augen mittlerweile geöffnet hatte und ein müdes Lächeln aufgesetzt hatte. "Morgen", nuschelte er, doch Johan sagte nichts, da ihm die Augen Judais in diesem Moment richtig gold- braun vorkamen und noch mehr an die Farbe auf dem Bild bei seiner Tante erinnerten. Es war ein unglaublicher Effekt, welcher dieser Farbton auf Johan hatte. Er wusste nur, dass es nicht zu den Bernsteinaugen gehören konnte, da Judai diese ja nicht mehr besaß. Doch dann waren seine Augen wieder schokoladenbraun und man konnte es mit einer Art Lichtspiegelung vergleichen. Ob das eine Art Augenfehler oder sowas war? "Was ist dieses gold- braune Etwas in deinen Augen?", fragte er, auch wenn er es eigentlich schon wusste. "Ich weiß es auch nicht genau", antwortete der Brünette leise. "Ich weiß nur, dass meine Mutter es auch hatte" Johan sagte nichts darauf, da es die gleiche Antwort wie das letzte Mal gewesen war. Er nahm nur seine Hände von Judai und sah von ihm ab. "Ich werde heute die Villa verlassen müssen", brachte er nach einer kleinen Weile über seine Lippen und Judai krallte sich etwas in sein Oberteil, da er eine Hand auf seinem Körper ruhen hatte. "Heute schon?", fragte Judai dann, nachdem er einmal geschluckt hatte. "Ja. Ich muss mich immerhin noch vom Dorf verabschieden und meinen Koffer packen... Und auch den Ärger von Amelie anhören", erwiderte Johan bedrückt. "Der Zug fährt am Sonntag um 11:30 Uhr" "So früh schon?", fragte Judai doch etwas überrascht. "Es sind 300 Kilometer", meinte der Blauhaarige nur. "300 Kilometer...", hauchte Judai darauf und zog seinen geliebten Freund weiter an sich. Bei dem Gedanken, dass sein Freund schon in wenigen Tagen 300 Kilometer von ihm entfernt sein würde wurde sein Herz unglaublich schwer. Am liebsten würde er mit dem Blauhaarigen mit fahren, da er eigentlich nichts mehr hatte, was ihn im Dorf hielt, doch er war zu schwach. Das letzte Mal hatte die Narbe auch noch gezeigt, dass sie verheilen musste, bis er die Villa verlassen konnte. Er war noch immer an die Villa gebunden, was ihm überhaupt nicht passte. Zudem hatte er Angst. Was war, wenn Yubel wieder kommen würde, wenn Johan weg war? Sie hatte zwar den Körper nicht mehr, aber sie war ja eigentlich auch in Judai verliebt. Er konnte sich immer noch nicht genau erklären, was Yubel eigentlich von ihm wollte. "Ich... sollte mich auch von den Kristall- Geistern verabschieden", durchbrach Johan dann seine Gedanken, dem es schwer fiel jetzt über die Kristall- Geister zu reden. "Okay", sagte Judai nur, bevor sie schließlich aufstanden und auf den Dachboden gingen, wo sich die Geister inzwischen am meisten aufhielten. Johan war sogar überrascht, dass Judai ihn begleitete, da es dem Brünetten doch ziemlich belastete, dass er die Geister nicht mehr sehen konnte. Daher traute sich meist nur noch Rubin in ihre Nähe, da sie eher klein und unauffällig war. "Johan", sprach Amethyst, die die beiden als erstes bemerkte und hob ihren Kopf leicht, da sie auf dem Boden lag. "Hallo Leute", erwiderte er, als auch die anderen dazu kamen und sah sie alle der Reihe nach an, während Judai stumm blieb. Für ihn sah es immerhin so aus als würde sein Freund mit Luft reden, obwohl er genau wusste, dass dort ihre gemeinsamen Freunde waren, weshalb er nur bedrückt zu Boden sah und sich wünschte sie alle wieder sehen zu können. Er war ihnen so nahe und doch so fern. "Ich wollte mich von euch verabschieden", sagte Johan dann, als Saphir genau vor ihm stand. Er sah Johan stumm in die Augen, bevor er zu Judai sah und wieder zurück zu Johan. "Ich hoffe wir sehen uns bald wieder", erwiderte Saphir dann und Johan lächelte leicht. "Hoffentlich", meinte auch er. "Ich werde wieder kommen" Die Geister lächelten alle darauf und sie verabschiedeten sich noch ausgiebig, bis Johan noch mal zu Saphir sah. "Passt mir bitte irgendwie auf Judai auf", bat er das geflügelte Pferd und auch Judai sah überrascht auf. "Ich... Ich hatte zwar nicht die Macht ihn endgültig aus diesem Haus zu retten, aber ich will nicht, dass noch mal etwas passiert" "In Ordnung", sagte Saphir darauf. "Wir werden ein Auge auf ihn und Yubel haben" "Danke", meinte Johan und sah noch mal kurz zu Amethyst, da ihm jetzt voll bewusst war, was sie mit ihren Worten gemeint hatte. Er machte sich Sorgen um seinen Freund und das hatte sie damit gemeint. Wenn man jemanden liebte, egal auf welcher Basis machte man sich Sorgen um den anderen. "Ich werde euch vermissen", behauptete er dann noch und lächelte leicht wehleidig. "Wir werden dich auch vermissen", behauptete Saphir noch und Johan wäre ihm am liebsten an den Hals gefallen, nur leider waren die Kristall- Geister nun mal alle Geister. Dann verließen Judai und Johan den Dachboden schließlich wieder und blieben vor Judais Zimmertür stehen. Es hing eine unangenehme Spannung in der Luft, die man beinahe greifen konnte. "Na geh schon", sagte Judai schließlich und Johan sah zu seinem Freund auf. Allerdings hatte dieser den Kopf abgewandt, was Johan sagte, dass Judai eigentlich genau das Gegenteil wollte. "Geh und heirate Asuka", redete der Brünette einfach weiter und Johan konnte einen gewissen Schmerz im Gesicht seines Freundes ausmachen. "Ich... werde wohl für immer in diesem Haus gefangen sein" "Judai", begann Johan darauf und streckte eine Hand nach seinem Freund aus. "Nein, ich will nichts hören", behauptete der Brünette, was Johan einen Stich versetzte. Hatte er die Hoffnung etwa doch noch aufgegeben? So wirklich wollte er das Judai nicht zu trauen, aber er hatte keine andere Wahl. "Ich liebe dich", sagte er daher nur noch zu seinem Freund, bevor er sich auf den Weg machte das Haus zu verlassen. Kurz vor der Eingangstür wurde er allerdings noch einmal aufgehalten und drehte sich um, als er Yubel bemerkte. "Yubel", entschwendete er. "Was willst du noch von mir?" Sie schwebte leicht auf ihn zu, ihr Gesicht war genauso kalt wie immer, doch als er etwas zurück wich hielt sie inne. "Ich möchte noch mal mit dir reden", behauptete sie ruhig und mit verschränkten Armen. "Warum das?", wollte er verwirrt von dem Geist wissen. "Warum wohl?", stellte sie eine Gegenfrage. "Du hast es nicht geschafft Judai aus diesem Haus raus zu holen" Johan verzog darauf leicht sein Gesicht, während sie nur selbstgefällig grinste. "Warum hast du das ganze überhaupt getan?", wollte der Blauhaarige dann wissen und Yubel sah ihn überrascht an. "Weil ich ihn beschützen wollte", antwortete sie ihm, wobei das ganze Johan nicht unbedingt wie beschützen vorkam. "Vor euch Menschen und der... Liebe" Darauf horchte Johan etwas auf. Sie wollte ihn vor der Liebe beschützen? Aber wie sollte das gehen? Liebe war ein Gefühl! "Warum wolltest du ihn vor den Menschen beschützen?", fragte Johan ruhig und drehte sich ganz zu dem Geist. "Weil sie grausam sind", behauptete Yubel schlicht. "Nicht alle Menschen sind so", widersprach Johan ihr ernst. "Aber bist du nicht gerade dabei Judai das Herz zu brechen?", wollte Yubel darauf wissen und Johan stockte. "Deshalb wollte ich ihn an das Haus binden und deshalb wollte ich ihn für mich. Damit ihm keiner weh tun kann. Der Mordanschlag war schon genug", sie sah von Johan ab und aus dem nächsten Fenster. "Aber ihr habt mir ja all meine Kräfte genommen, sodass ich nur noch ein normaler Geist dieses Hauses bin, den Judai nicht mal mehr sehen kann" "Das heißt, du kannst ihn nicht mehr irgendwie beeinflussen?", fragte Johan gleich nach. "Nein. Er ist seit er uns nicht mehr sehen kann auf sich allein gestellt. Aber er hat ja noch diese Filzkugel", meinte Yubel und klang nicht besonders glücklich. "Aber warum kann er dann das Haus noch nicht verlassen?", fragte Johan gleich, da ihn das doch verwirrte und Yubel sah ihn wieder mit ihren ungleichen Augen an. "Weil dieses Haus voller magischer Energien ist", antwortete sie. "Sonst würden wir Geister hier nicht leben" "Also wird sein Körper zusätzlich noch davon gestützt?", wollte Johan es genau wissen. "Ja" Johan seufzte darauf, da er es einfach im Kopf nicht aushielt. Wahrscheinlich hätte er eine gesamte Woche länger gebraucht... Wenn er doch nur seinen Wunsch hätte aussprechen können. Doch dann sah er Yubel wieder ins Gesicht, da er noch eine letzte Frage an das Geisterwesen hatte. "Du hast es doch bestimmt gesehen", begann er. "Wer war eigentlich der Mörder?" Sie sah ihn überrascht von der Frage an, da sie nicht mit dieser Frage gerechnet hatte. "Es war eine junge Frau", antwortete Yubel dann, was Johan doch etwas überraschte, dass sie es ihm einfach so sagte. "Ihren Namen kenne ich nicht, aber sie hat das alles meinem Judai und seinen Eltern angetan. Seine Bernsteinaugen hatten ihn vor dem sicheren Tode bewahrt, bevor ich ihm einen neuen Körper gab... Aber die Frau ist noch immer auf freiem Fuß. Meiner Meinung nach gehört sie getötet für ihre Tat!" "Was!?", stieß Johan nur aus, als er Yubels Worte hörte, da seine Tante doch behauptet hatte, dass der Mörder bereits seit einem Jahr im Gefängnis saß! Yubel sah ihn darauf verwirrt an und wartete auf eine Erklärung. "Meine Tante hat mir erzählt, dass der Mörder seit einem Jahr im Gefängnis sitzt!", erwiderte er auf ihren Blick hin. "Nein! Die Mörderin ist die Frau, die bei deiner Tante lebt", behauptete Yubel noch, bevor sie einfach verschwand und Johan total geschockt zurück ließ. Amalia sollte Judais Familie auf dem Gewissen haben?! Kapitel 16: Ein Abschied ------------------------ Ein paar Stunden später, es war genauso gekommen wie er gedacht hatte saß Johan in seinem Zimmer bei seiner Tante und sah aus dem Fenster. Er hatte noch ziemlichen Ärger von der kleinen Frau bekommen, doch das war ihm in diesem Moment so ziemlich egal. Ihm gingen noch immer Yubels Worte durch den Kopf und dass Amalia versucht haben sollte Judai zu töten. So wirklich glauben wollte er das nicht, da die Frau doch einen recht freundlichen Eindruck gemacht hatte. Aber... wenn Amalia wirklich Judais Eltern getötet hatte, wer war dann derjenige, der im Gefängnis saß? Saß überhaupt jemand im Gefängnis oder steckte seine Tante mit ihr unter einer Decke? Dann wanderte sein Blick einmal durch das Zimmer, das er jetzt zirka sechs Wochen bewohnt hatte und ein Gefühl der Wehmut überkam ihn. Er wollte nicht gehen. "Willst du nicht langsam deinen Koffer packen?", holte ihn die Stimme von Daitokuji- Sensei aus seinen Gedanken und der Blauhaarige fuhr so sehr zusammen, dass er beinahe aus dem Fenster gefallen wäre. "Sie können mich doch nicht so erschrecken!", rief er und sah den Schwarzhaarigen an, der nun auf dem Fensterbrett neben ihm saß. Doch dieser lächelte nur. "Mach dir keine Sorgen, Judai geht es gut" "Ich habe nicht an Judai gedacht", gab Johan leise zu und ohne den Geist an zu sehen. "Nicht?", fragte er verwundert zurück. "Nein... Ich habe an den Mörder von seinen Eltern gedacht", behauptete Johan und zog ein Bein an seine Brust, bevor er den Geist ansah. "Stimmt es, dass Amalia... ihn umbringen wollte?" "Es stimmt", bestätigte der Geist und Johan musste einmal kräftig schlucken, dass er mit einer Mörderin unter einem Dach wohnte. "Aber warum wollte sie Judai und seine Eltern töten?", fragte er und sah mit rasendem Herzen auf den Zimmerteppich. "Und was ist mit Amelie?" "Das kann ich dir nicht sagen", behauptete der Geist mit einem Lächeln. Trotzdem fühlte sich Johan nun nicht mehr besonders wohl in diesem Haus, wenn er daran dachte, dass die beiden Frauen vielleicht etwas mit diesem Mord zu tun hatten. "Aber du solltest wirklich deinen Koffer packen", wies Daitokuji- Sensei ihn noch darauf hin und Johan sah wieder auf. "Ja, es wäre eine gute Ablenkung", gab er zu und erhob sich vom Fensterbrett, um seinen Koffer bis auf das nötigste zusammen zu packen. Dabei räumte er auch den blauen CD- player wieder in den Schrank, den er nun doch kaum gebraucht hatte und den mp3- player in seine Tasche. Als er fertig war fiel sein Blick auf sein Handy, das auf der Kommode neben dem CD- player gelegen hatte und dessen Akku nun schon mehrere Wochen leer war. War da nicht noch diese mysteriöse SMS, die er ganz am Anfang bekommen hatte? Er stecke das Handy an das Aufladekabel, schaltete es ein und suchte nach der SMS, die noch immer da war. Also war es wirklich keine Einbildung gewesen. "Sie rufen nach dir", murmelte er und bemerkte, dass Daitokuji- Sensei sich neben ihn stellte. "Oh!", stieß der Geist aus und der Blauhaarige sah ihn an. "Du hast die Nachricht immer noch?" "Was? Das ist von Ihnen?", fragte Johan verdutzt. Der Schwarzhaarige nickte. "Irgendwie musste man dich an die Sache heran bringen" "Aber wie haben Sie das gemacht?", wollte Johan völlig verwirrt wissen. "Ich bin ein Geist, Johan. Ich kann vieles was Menschen nicht können", war die Antwort, was Johan allerdings nicht ganz reichte, doch er sagte nichts. Er löschte die Nachricht einfach nur und legte das Telefon zurück auf die Kommode, um es weiter aufladen zu lassen, bevor er zur Zimmertür sah, die verschlossen war. Seine Tante hatte ihn wirklich in dem Zimmer eingesperrt und behauptet, dass er erst zum Essen wieder heraus kam. Rein theoretisch könnte er ja wieder aus dem Fenster springen und dann zu Judai laufen, allerdings hatte sich dieser ja schon von ihm... verabschiedet. Wenn man es denn so nennen wollte. Dabei hatte der Brünette selbst noch gesagt, dass sie eine Lösung finden würden und dass er Johan nicht verlieren wollte. Irgendwie sprach das doch etwas gegen diese Worte. Zumal Johan wusste, dass Judai Angst hatte allein zu sein. Er setzte sich schließlich wieder auf das Fensterbrett und sah aus dem Fenster, ließ ein Bein aus dem Fenster baumeln. Die Sonne färbte den Himmel auch langsam rot und er schloss nur noch erschöpft seine Augen, als ihm eine laue Brise übers Gesicht fuhr. Er hatte nur noch den morgigen Tag hier in Sonnheim und würde dann 300 Kilometer von seinem geliebten Freund entfernt sein. Er wollte nicht mal daran denken. "Oh", holte ihn dann die Stimme seiner Tante aus seinen Gedanken, die ins Zimmer gekommen war und er sah zu ihr auf. "Du hast ja schon gepackt" "Hatte nichts besseres zu tun", behauptete der Blauhaarige knapp und sah zur Villa Yuki, in der Judai nun allein mit Hane- Kuriboh war. Amelie musterte ihren Neffen bedrückt, der wie ein Häufchen Elend auf dem Fensterbrett saß und aus dem Fenster sah. Er wollte wohl gar nicht mehr gehen, was sie auf einer Seite freute, da es ihm hier wirklich gefallen hatte und auf der anderen Seite fand sie es auch gut, dass er ging, damit der Junge endlich von der Villa los kam, die ihm fast das Leben genommen hatte. "Johan", sagte sie dann und ging auf den Blauhaarigen zu, bevor sie sich zu ihm setzte. "Du musst sie vergessen. Du bist doch verlobt" Als sie die Verlobung ansprach fuhr er zu der Blondine herum. "Ich will von dieser Verlobung nichts wissen!!" "Aber Johan-", begann Amelie nur. "Hättest du diese Hochzeit gewollt?", fragte er sie und sie verstummte. "Wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du diese Hochzeit wollen?" Johan sah die Frau herausfordernd an, da er wissen wollte wie sie in seiner Situation wohl gehandelt hätte. Amelie schluckte darauf schwer, da das eine Frage war mit der sie in diesem Moment nicht gerechnet hatte. Doch sie war ihrem Neffen eine Antwort schuldig. "Nein", sagte sie schließlich, da sie sich immer für ihre Lebensgefährtin entscheiden würde. "Ich liebe Asuka nicht", meinte Johan noch, da er ja Judai hatte. "Und ich werde sie nicht heiraten, solange mein Herz jemand anderes gehört" Darauf sah seine Tante ihm wieder in die Augen, die einmal hell aufleuchteten. Dieses Leuchten kam ihr so bekannt vor, dieser Junge war so sehr ein Teil von Sonnheim wie sie es schon lange war. Sie streckte eine Hand nach dem Gesicht ihres Neffen aus, der sie nur verwirrt musterte. "Was ist das mit deinen Augen?", fragte sie dann, da sie eine Gewissheit brauchte. Johan sah die kleine Frau darauf verwirrt und überrascht an. Wusste sie etwa von den Kristall- Geistern und allem was dazu gehörte? Er öffnete kurz seinen Mund, um zum sprechen anzusetzen, bevor er ihn wieder wie ein Fisch schloss. "Glaubst du an die Legende der Kristall- Geister?", fragte er dann leise und ihr stockte kurz der Atem. Also wusste sie davon? Johan konnte es kaum glauben, dass seine eigene Tante von den Kristall- Geistern wusste, ihm aber nie etwas gesagt hatte. Sie mied kurz seinen Blick und ließ ihre Hand wieder sinken, bevor sie zu sprechen begann. "Ja, ich kenne diese Legende" Johan schluckte darauf kurz. "Ich habe Smaragdaugen" Sie sah auf diese Worte zu Boden und konnte kaum glauben, was dieser Junge sich für Wissen angeeignet haben musste. "Was weißt du alles darüber?", wollte sie dann wissen und Johan sah sie skeptisch an, bevor er kurz zu Daitokuji- Sensei sah, der noch immer im Zimmer stand. "Warum willst du das wissen?", fragte er zurück und Amelie sah von dieser Vorsicht auf. Er wusste mehr, als in dem Buch stand? "Weil ich neugierig bin", behauptete sie dann einfach, worauf Johan skeptisch eine Augenbraue hob. "Ich kann dir aber nicht mehr erzählen wie in dem Buch steht", er deutete auf das Buch, das er aus der Bücherei mitgenommen hatte und noch zurück bringen musste. Amelie gefiel diese Antwort allerdings nicht besonders. "Warum nicht?" "Ich habe meine Gründe", erwiderte er stur, als auch Amalia dazu kam. "Das Essen ist fertig", behauptete sie, während Johan sie mit einem Blick bedachte. Kurz darauf saßen sie zu dritt am Essenstisch. "Ich will morgen noch das Buch zur Bücherei zurück bringen", meinte Johan eher beiläufig und die zwei Frauen sahen auf. "Welches Buch?", wollte Amalia wissen, die gar nicht mitbekommen hatte, dass Johan sich ein Buch aus der Bücherei ausgeliehen hatte. "Die Legende der Kristall- Geister", antwortete Johan knapp. "Ich hab völlig vergessen es zurück zu bringen" Darauf verengte die Brünette leicht ihre Augen. "Geh aber besser nicht allein", meinte sie nur. "Ich wollte Rei und Kenzan fragen", erwiderte Johan nur, was Amelie wieder ein Lächeln auf die Lippen zauberte, da der Blauhaarige nicht mehr an die Villa dachte. "In Ordnung", stimmte sie dem nur noch zu, bevor sie ihr Essen beendeten. Am Tag darauf wartete er vor der Villa mit seinem Fahrrad und dem Buch auf Rei und Kenzan, die wohl jeden Moment hier sein mussten. Etwas ausdruckslos lag sein Blick auf dem Buch, das er in seinen Händen hielt und fragte sich, ob er es ohne Yubels Angriff geschafft hätte Judai zu retten. Bestimmt. In dem Buch stand auch etwas über den Regenbogendrachen drin, nur leider waren es die gleichen Tatsachen, die er vorher schon gewusst hatte. Alle sieben Geister musste man versammeln und für einen Wunsch musste man seine Kristallaugen und somit die Fähigkeit die Kristall- Geister sehen zu können aufgeben. Derjenige, der den Drachen gerufen hatte konnte ihn kein zweites Mal rufen, selbst wenn er seine Kristallaugen behalten sollte. Dann fiel ihm ein... Wer hatte dieses Buch überhaupt geschrieben, dass er so viel über die Geister wissen konnte? Es war immerhin wie eine Art Lexikon aufgebaut. Schnell schlug er das Buch auf, um nach dem Autor zu sehen und sah das Bild einer Frau, die er doch schon mal gesehen hatte. Unter dem Bild stand auch der Name der Frau. "Marlene Albert", las Johan leise vor. "Wohnhaft in Sonnheim" Die Frau lebte hier in Sonnheim? Aber warum hatte er sie noch nicht gesehen? "Johan!", holte Reis Stimme ihn aus seinen Gedanken und er sah zu den beiden auf, als sie auf ihn zu kamen. Vielleicht konnten sie ihm weiter helfen. "Hey Leute", sagte er mit einem schwachen Lächeln. "Du liest das Buch ja immer noch", bemerkte Kenzan, da Johan es noch immer aufgeklappt in den Händen hielt. "Ja... äh ich meine Nein", begann der Blauhaarige und die zwei sahen ihn leicht verwirrt an. "Kennt ihr vielleicht die Autorin?" Darauf stellten sich Rei und Kenzan rechts und links neben ihn, um sich das Bild der Autorin genauer ansehen zu können. "Nein", behauptete Rei dann. "Ich habe diese Frau noch nie hier gesehen. Wenn sie mal hier gelebt hat, dann muss das schon eine ganze Weile her sein" "Ich kenn sie auch nicht", behauptete auch Kenzan. "Warum willst du das wissen?" "Darum", erwiderte er und holte das Foto aus seiner Hosentasche, das er im Keller der Villa Yuki gefunden hatte und fast vergessen hatte. Nur wegen diesem Buch war es ihm wieder eingefallen. Rei und Kenzan erschraken leicht, als sie die gleiche Frau auf dem Foto in Johans Hand sahen und auch Judai und Johan zu sehen waren. "Ich habe auch keine Ahnung wer diese Frau ist, aber wenn ich sie als Kind gekannt habe muss sie doch wichtig für mich gewesen sein", erklärte er den beiden das ganze noch. "Vielleicht hat sie kurz nachdem das Foto gemacht worden ist das Dorf verlassen", vermutete Rei. "Es gibt nicht viele, die von hier weg ziehen, aber einige gibt es" "Schade", sagte Johan darauf. "Ich hätte schon gerne gewusst wer sie ist" Er steckte das Foto wieder in seine Hosentasche und klappte das Buch zu, bevor er die zwei abwechselnd ansah. "Lasst uns das Buch zurück bringen", sagte er noch, bevor sie sich schließlich auf den Weg machten. "Es ist schade, dass du jetzt schon nach Hause fährst, Johan", behauptete Rei, als sie an der Bücherei von den Fahrrädern stiegen. "Ja, ich wäre auch gerne länger geblieben", erwiderte der Blauhaarige, da er gern mehr Zeit gehabt hätte, um Judai aus der Villa raus zu holen. Wahrscheinlich hatten ihm genau diese Tage gefehlt, die er im Krankenhaus verbracht hatte. "Aber du kommst doch wieder, oder?", wollte Kenzan wissen, als sie die Bücherei betraten. "Ja", sagte Johan nur, da er sich dem sicher war, nur wusste er noch nicht wann. "Du musst unbedingt zu Weihnachten wieder kommen", meinte Rei und Johan sah sie etwas überrascht an. "Sonnheim ist zur Weihnachtszeit wunderschön" "Na wenn du das sagst können wir nur hoffen, dass es auch schneit", meinte Johan darauf, bevor er das Buch wieder abgab. "Mach dir da mal keine Sorgen", erwiderte Kenzan und Johan sah den Schwarzhaarigen etwas verwirrt an. "Hier hat es bisher an heilig Abend immer geschneit" "Was, wirklich?", fragte der Blauhaarige überrascht, da er selbst furchtbar selten weiße Weihnachten gehabt hatte. "Ja", meinte auch Rei. "Sonnheim ist eben etwas besonderes" Darauf musste Johan ihr Recht geben, da hier ja so einiges passiert war, von dem er vorher nicht mal gewagt hatte zu träumen. Es war sein persönliches Abenteuer gewesen, von dem die beiden keine Ahnung hatten. "Gut. Dann werde ich zu Weihnachten wieder kommen", beschloss er darauf und war sich sicher, dass nicht mal sein Vater etwas dagegen hatte. Immerhin sollte er seine Beziehung zu Asuka verbessern, was er allerdings nicht vor hatte. Er wollte nur Judai und die Kristall- Geister wieder sehen und mit ihnen Weihnachten feiern. Vielleicht konnte er dann Judai aus der Villa heraus holen, da Yubel sich nicht danach angehört hatte als würde sie ihm noch mal etwas tun. Sie hatte sogar behauptet, dass er sie gar nicht mehr sehen konnte! Vielleicht konnte er Judai dann wirklich retten... Aber Weihnachten war erst in fünf Monaten und die Weihnachtsferien waren auch nur zwei Wochen lang. Er hoffte nur, dass der Brünette in diesen fünf Monaten nicht wieder so endete wie er ihn am Anfang seiner Sommerferien kennengelernt hatte. Total verängstigt und allein. "Cool!", behauptete Rei und Johan sah die Blauhaarige an, die sich jetzt schon darüber freute, dass Johan fünf Monate später wieder kommen würde. "Darauf freu ich mich jetzt schon" Johan lächelte darauf nur, bevor sie wieder vor die Bücherei traten. "Willst du noch irgendwo hin?", wollte Rei gleich von ihm wissen und er sah sie aus den Augenwinkeln kurz an. "Zu Jim", überlegte er dann. "Seine Karen habe ich jetzt immer noch nicht kennen gelernt und morgen fahre ich nach Hause!" "Okay!", meinte Rei glücklich, während Kenzan stumm blieb und sie sich schließlich auf den Weg zu dem Cowboy machten. Dieser öffnete ihnen genauso schnell wie das letzte Mal die Tür und sah etwas überrascht aus die drei zu sehen. "Johan, Rei, Kenzan!", grüßte er die drei dennoch. "Was wollt ihr denn hier?" Johan lächelte auf diese Frage leicht. "Ich möchte endlich Karen kennenlernen. Das letzte Mal ist das ja ein bisschen schief gelaufen und bevor ich morgen nach Hause fahre möchte ich sie wenigstens einmal sehen" Jim sah ihn darauf erst leicht verwirrt und auch überrascht an, da das Krokodil ja in seinem Gewächshaus lebte und er konnte es schlecht vor Rei und Kenzan dort heraus holen, ohne irgendwie verdächtig zu wirken. Hatte der Blauhaarige sich am Ende doch noch mit Judai gestritten und wollte dies vergessen? Oder ging es um etwas anderes? "Okay", sagte er dann und ließ die drei in seine Wohnung, bevor sie das Gewächshaus ansteuerten. "Johan, was soll das?", wollte Jim noch von dem Blauhaarigen wissen, als Rei und Kenzan außer Hörweite waren. Johan sah den Cowboy eine kleine Weile stumm an, ehe er antwortete. "Ich habe herausgefunden wer der Mörder von Judais Eltern ist und will es am liebsten sofort wieder vergessen", antwortete er dann und mied den Blick des anderen. Jim sagte darauf nichts, da er selbst nicht wusste wer am Tod für Judais Eltern verantwortlich war. Aber wenn Johan sowas sagte musste es jemand sein, den sie kannten. "Karen wartet bestimmt schon auf dich", behauptete Jim darauf nur noch und begleitete seinen Freund mit zum Gewächshaus. Er fand es zwar nicht richtig, dass Johan es vergessen wollte, aber die Wirkung des Mittels war auch nur von kurzer Dauer. Irgendwann würde der Blauhaarige sich schon daran erinnern. Das Gewächshaus hatte sich kein Stück verändert seit Johans letztem Besuch. Es war immer noch drückend heiß und die Luftfeuchtigkeit eklig. Jim führte seine drei Gäste gleich zu der Stelle wo das Krokodil sein müsste und sah sich danach um, bevor das Tier auch schon auf sie zu kam. Johan wich etwas davor zurück, da ihm das einfach nicht geheuer war. Es gab bestimmt nicht viele Leute, die sich ein Krokodil als Haustier hielten. Schlangen vielleicht und auch Spinnen, wobei er bei letzterem nicht besonders angetan war, aber keine Krokodile. "Das ist meine Karen", stellte Jim dann das Tier vor und sah Johan leicht erwartungsvoll an. "Du kannst sie ruhig streicheln, wenn du magst" "Was?!", entfuhr es Johan, was Jim nur zum Lachen brachte, da fast jeder so darauf reagierte. "Sie tut dir schon nichts", behauptete er nur. Nur langsam wagte er sich an das Tier heran und kniete sich schließlich davor nieder, bevor er eine Hand danach ausstreckte. Mit einem flauen Gefühl im Magen tätschelte er Karen schließlich den Kopf und wünschte sich gleichzeitig wirklich Rubin wäre bei ihm und würde sich an ihn schmiegen. Doch Rubin war in der Villa Yuki, genau wie Judai und die anderen Kristall- Geister. Jim lächelte darauf nur, bevor Johan wieder von Karen abließ, die Geräusche von sich gab, die einem Schnurren gleich kamen. "Sie mag dich", behauptete Jim dann, was Johan doch etwas überraschte. Das Krokodil mochte ihn? Er selbst konnte sich das zwar schlecht vorstellen, da bei ihm noch eine gewisse Angst mitspielte. Doch Jim war ihr Besitzer... Vielleicht hatte er ja doch recht. "O- Okay", gab er deshalb nur von sich und stand auf, bevor er noch mal zu Rei und Kenzan sah. Er würde die beiden bestimmt vermissen, wenn er am morgigen Tag nach Hause fuhr. Genau wie all die anderen aus dem Dorf. In diesem Moment machten sich auch die Kopfschmerzen langsam wieder bemerkbar und er hielt sich kurz den Kopf. Sein Schädel pochte schrecklich vor Schmerz. Jim verengte darauf kurz sein Auge, während Rei und Kenzan das nicht auffielen, da sie in diesem Moment selbst nur Augen für das Krokodil hatten. "Vielleicht solltest du doch wieder gehen", meinte Jim leise und vor allem besorgt zu dem Blauhaarigen. "Bevor die Kopfschmerzen noch zu stark werden" "Es geht schon", behauptete Johan abwehrend und sah zu Rei und Kenzan, die nun beide Karen streichelten und während ein paar Schmetterlinge an ihm vorbei flogen. Jim schwieg darauf nur, da er sich doch ziemliche Sorgen um den Blauhaarigen machte. Doch ein paar Minuten später wandte Karen selbst sich von ihnen ab, da sie spürte, dass etwas nicht stimmte und verschwand wieder in dem kleinen Teich, den Jim für sie angelegt hatte. "Gehen wir dann wieder?", fragte Kenzan, worauf Rei nur nickte, bevor sie wieder das eklig feuchte Gewächshaus verließen und Johans Kopfschmerzen sofort nachließen. "Ich hoffe dir hat es bei Karen gefallen", sagte Jim dann und Johan sah den Cowboy an. "Ich bin sicher, dass sie dich wieder sehen will" Er lächelte darauf nur schwach. "Ja, es war nett" Jim erwiderte das Lächeln nur, bevor die drei schließlich wieder gingen. Als sie vor Jims Haus standen sah Johan noch mal zum Himmel hoch, während die Kopfschmerzen schon fast wieder verschwunden waren und bemerkte, dass der Himmel sich langsam rot färbte und es Zeit war nach Hause zu gehen. "Ich glaube wir sollten langsam nach Hause gehen", sprach Rei seinen Gedanken aus, worauf er nur seufzte. "Ja. Ist wohl besser", meinte er nur, bevor seine beiden Freunde ihn noch nach Hause zu seiner Tante begleiteten. Vor der Tür verabschiedete er sich noch mal von den beiden. "Danke für alles", begann er. "Ihr seid echt tolle Freunde" Die beiden grinsten ihn darauf nur an. "Halte einfach dein Versprechen und komm zu Weihnachten wieder", erwiderte Rei mit einem Lächeln. "Dann sind wir quitt" Johan erwiderte das Lächeln der Blauhaarigen. "Okay. Dann sehen wir uns Weihnachten wieder" Die zwei winkten ihm noch zum Abschied, bevor sie auf ihre Fahrräder stiegen und davon fuhren, während Johan wirklich Tränen in den Augen brennen spüren konnte. Was war er nur für eine Heulsuse! Dann ging er schließlich wieder ins Haus und zu seinen Tanten, die bereits mit dem Essen auf ihn warteten. "Hast du auch alles eingepackt?", fragte Amelie nach dem Essen ihren Neffen. "Nicht, dass ich dir noch was hinter her schicken muss" "Nein, ich hab alles", erwiderte Johan. "Ich muss morgen nur noch Zahnbürste, Zahnpasta und Deo einpacken" "Gut", behauptete die kleine Frau lächelnd. "Dann kann es ja los gehen" Johan sagte darauf nichts, da es auf ihn den Eindruck machte als wollte sie ihn plötzlich los werden. Aber vielleicht lag es auch an der Villa. "Ich... Ich habe überlegt an Weihnachten wieder her zu kommen", sprach er dann noch dieses Thema an und auch Amalia sah auf, da sie sich im Wohnzimmer befanden. "Zu Weihnachten?", fragte Amelie überrascht. Johan nickte. "Wegen Asuka" Es war eine Ausrede, da er ja irgendeinen "guten" Grund brauchte, um wieder zurück zu kommen. Amelie überlegte darauf, da sein Vater ja gesagt hatte, dass er später wegen eben diesem Mädchen zurück kommen sollte. Nur hatte Frank keinen Zeitraum genannt. Aber warum nicht? Weihnachten war das Fest der Liebe und Sonnheim war zur Weihnachtszeit sehr schön. "Ich hätte nichts dagegen", sagte sie schließlich. "Aber ich muss das mit deinem Vater absprechen" "Okay", erwiderte Johan nur noch, bevor er auf sein Zimmer ging. Diese Nacht war eine unruhige Nacht für den Blauhaarigen, sodass er kaum schlafen konnte und am Tag darauf total müde aus dem Bett stieg. Zumal es erst 08:00 Uhr morgens war. In drei Stunden würde sein Zug nach Hause gehen, den er am liebsten verpassen wollte. Dennoch stand er auf, aß sein Frühstück zusammen mit Amelie und Amalia, ging noch einmal duschen und packte die Reste in seinen Koffer, bevor die beiden Frauen sich daran machten ihn in Amelies kleines Auto zu bekommen. Es war bereits 10:30 Uhr, als sie vor dem Haus und an dem Auto standen und Johan noch ein letztes Mal zu der Villa sah. Er vermisste seinen geliebten Freund jetzt schon, wobei sein Herz unglaublich weh tat. Die Hochzeit mit Asuka war zwar um ein paar Monate verschoben worden, aber sie war noch immer da, was dem Brünetten bestimmt genauso zu schaffen machte wie Johan. Dann fiel Johan auf, dass am Gartenzaun noch das Fahrrad lehnte mit dem er in diesen sechs Wochen gefahren war und am Vortag vergessen hatte in die Garage zu bringen. Seine Tanten würden es später bestimmt weg schaffen... "So, wir können dann los", meinte Amelie, nachdem sie zu Johan und Amalia gestoßen war. Er wandte darauf nur seinen Blick von der Villa ab, bevor sie in das Auto stiegen und zum Bahnhof fuhren. Wieder starrte Johan mit einem Gefühl von Wehmut im Magen aus dem Fenster des Autos. Es war, als wenn ein Teil, das zu ihm gehörte von ihm gerissen wurde. Als sie schließlich am Bahnhof ankamen holten sie noch den Koffer aus dem Kofferraum, bevor sie das richtige Gleis aufsuchten, wo Johan eine kleine Überraschung erlebte. Dort auf dem Bahnsteig warteten all die Dorfbewohner, die er in Sonnheim kennengelernt hatte und nun seine Freunde nennen durfte. Rei, Kenzan, der kleine Sho, Asuka, Edo, auch wenn er ihn kaum kannte, Jim, O'Brien, dieser Daichi und sogar der große Bruder des kleinen Sho, Ryo Marufuji. Nur Manjoume fehlte, aber der Blauhaarige konnte sich schon vorstellen warum der Schwarzhaarige nicht hier war. Entweder war er arbeiten oder er war aus dem einfachen Grund nicht hier, weil er ihn nicht leiden konnte. "Leute", begann er und sah sie alle der Reihe noch mal an. "Du hast doch nicht geglaubt, dass wir dich ohne eine richtige Verabschiedung gehen lassen, oder?", fragte Rei ihn mit einem Lächeln und auch er lächelte schwach. "Danke", meinte er leise, auch wenn er sich wünschte, dass auch Judai bei ihnen wäre. "Wir sind deine Freunde, Johan", meinte Asuka jetzt mit einem Lächeln. "Und ohne das lassen wir dich nicht gehen" Johan sah der Blondine mit einem schwachen Lächeln in die Augen, dass sie ihn nach der Sache mit der Verlobung immer noch Freund nannte überraschte ihn doch etwas, auch wenn er sich darüber freute. "Es ist toll solche Freunde zu haben", behauptete er noch. "Ja. Und das nächste Mal bin ich wieder der Beste im Dorf", sagte Edo jetzt und Johan sah in dessen blaue Augen. "Woher willst du das wissen, Phoenix?", erwiderte er und Edo hob eine Augenbraue. "Weil ich es weiß", behauptete Edo dann einfach. Johan lachte darauf leicht, da Edo wohl immer der Beste im Dorf sein wollte. Aber das war nur das Wollen. Es gab wohl immer welche, die besser als der Silberhaarige waren, aber dieser schien das nur als neue Herausforderung zu sehen. "Das werden wir noch sehen", behauptete der Blauhaarige und nahm so die Herausforderung des anderen an. "Noch gute Heimreise", sagte Jim dann und Johan sah von Edo ab, der auf seine Worte nur gelächelt hatte. "Danke", bedankte Johan sich bei dem Cowboy, dem er noch für so vieles anderes dankbar war. "Für alles" Jim lächelte nur, während O'Brien neben diesem nur nickte und die anderen leicht verwirrt drein blickten. "Ich hoffe du kommst bald wieder", meinte sogar Sho und sah zu ihm auf. "Wir haben zwar nicht sehr viel Zeit zusammen verbracht, aber es hat Spaß gemacht" Johan sah den kleineren doch etwas überrascht an, da er diese Worte von dem kleinen Marufuji nicht erwartet hatte. Ryo dagegen blieb genau wie dieser Daichi stumm, da er wohl nur wegen Asuka gekommen war. "Wir werden dich vermissen, man", behauptete Kenzan dann und legte Johan einen Arm auf die Schultern. "Du bist ein Teil des Dorfes geworden", behauptete auch Rei, die ihn breit angrinste, worauf dem Blauhaarigen dann doch die Tränen kamen. Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Johan war ein Teil Sonnheims geworden und wollte sich gar nicht mehr von den Leuten aus dem Dorf trennen. Warum das so war konnte er nicht sagen, da seine Eltern doch in Meringen wohnten und er das letzte Mal vor 13 Jahren hier gewesen war. Vielleicht lag es auch an den Kristall- Geistern und an Judai. Er schluchzte einmal und versuchte die Tränen von seinen Wangen zu wischen, die mittlerweile über diese liefen. "Johan", begann Asuka bedrückt, die genau vor ihm stand. "Es ist alles in Ordnung", behauptete der Blauhaarige darauf. "Ich kann nur schlecht mit Abschieden umgehen" Kenzan nahm schließlich seinen Arm von Johans Schultern, als der Zug in den Bahnhof einfuhr und Johan sich etwas von seinen neuen Freunden trennen musste. "Ich werde euch alle vermissen", sagte er, bevor er sich von ihnen abwandte und auf den Zug zu gehen wollte. "Johan!", hörte er dann eine Stimme von der er nicht mehr gedacht hatte, dass er sie noch einmal hören würde und blieb abrupt stehen, bevor er herum fuhr. Auch die anderen fuhren nach der Stimme herum, da sie diese ewig nicht gehört hatten, zumal sie sich etwas verändert hatte. Doch dort stand wirklich Judai und hatte seine rechte Hand auf seinen Unterleib gepresst, da die letzte Narbe wirklich noch schmerzte, aber dieses Mal ließ es sich aushalten. "Judai", entkam es Johans Lippen und Amelie sah zu ihrem Neffen, der allerdings nur Augen für den Brünetten hatte. Die anderen Dorfbewohner auf dem Bahnsteig waren total geschockt Judai noch relativ lebendig zu sehen, da sie ja zwei Jahre gedacht hatten er wäre mit seinen Eltern gestorben. Schließlich ließ Judai von seiner Narbe ab und ging mit etwas schnellerem Atem auf Johan zu, der ziemlich geschockt da stand. "Wolltest du etwa gehen, ohne dich richtig zu verabschieden?", fragte Judai, als er vor Johan zum stehen kam. "Was? Aber-", stammelte Johan nur fassungslos zusammen, dass sein Freund nun vor ihm stand. "Ich wollte mich noch für meine Worte entschuldigen", begann Judai dann und Amelie horchte auf, während Johan leicht lächelte. "Ich werde es schaffen! Und-" er beugte sich leicht zu Johans Ohr vor und ergriff seine Hände. "Wenn du im Winter wieder kommst zeigen wir ihnen, dass wir zusammen gehören" Johan stockte darauf leicht der Atem, während sein Herz furchtbar schnell schlug, da die anderen sie beobachteten. Doch er war de letzten Worten Judais nicht abgeneigt. Er wollte den anderen zeigen, dass Judai sein Freund war, aber jetzt noch nicht. "Woher weißt du, dass ich im Winter wieder kommen will?", fragte er daher nur. "Daitokuji- Sensei", erwiderte Judai nur mit einem Grinsen. Johan lächelte darauf nur. "Okay" "Johan, der Zug", unterbrach Amelie die beiden schließlich, als die Augen des Blauhaarigen noch mal hell aufleuchteten. "Ja", sagte dieser darauf und sah kurz von Judai zu Amelie und wieder zurück. "Ich werde dich vermissen, Judai" "Ich dich auch", behauptete der Brünette und kniff von dem Schmerz ein Auge zusammen. "Bis bald", sagte Johan noch und trennte sich schließlich von seinem Freund, bevor er in den Zug stieg und den langen Weg nach Meringen antrat. Allerdings trug er ein kleines Lächeln auf den Lippen, als er in den Zug stieg und seinen Freunden noch ein letztes Mal zu winkte. Er hatte Judai gerettet! Kapitel 17: Rückkehr -------------------- Leise knirschte der Schnee unter seinen Schuhen, als Johan über den Bahnhof Sonnheims lief und seinen Koffer wegen des Schnees nur schwer hinter sich her gezogen bekam. Der Zug mit dem er gekommen war war bereits seit ein paar Minuten wieder abgefahren, weshalb er auch etwas enttäuscht darüber war, dass Judai nicht wie versprochen auf ihn gewartet hatte. Kurz blieb er noch mal stehen und sah zum Himmel hoch, von dem tatsächlich dicke Schneeflocken auf ihn herab rieselten, was er noch immer nicht ganz glauben konnte, da es erst während der Fahrt begonnen hatte zu schneien. "Johan!", unterbrach dann Judais Stimme seine Gedanken und er sah wieder vom Himmel ab und in die Richtung, aus der er die Stimme Judais gehört hatte. "Judai...", entkam es nur Johans Lippen, als er nach all den Monaten den Brünetten endlich wiedersah, der mit einem Grinsen auf den Lippen und einem Winken auf ihn zu kam. Dabei kam dem Blauhaarigen auch wieder sein Vater in den Sinn, der zwar zugestimmt hatte, dass er wieder nach Sonnheim fuhr, aber nur unter der Bedingung, dass er das Weihnachtsfest mit Asuka zusammen verbrachte, um die Beziehung zu ihr etwas zu festigen... Johan allerdings bezweifelte, dass er diese Bedingung einhalten würde, da er lieber mit Judai zusammen sein wollte, sowie Asuka bestimmt lieber mit ihrem Freund Ryo zusammen sein wollte. Als Judai schließlich vor ihm stehen blieb fiel Johan auch auf, dass sein Freund sich optisch doch etwas verändert hatte. Ihm hing wie Johan auch der Atem als feiner Nebel vor dem Mund und seine Hautfarbe schien auch etwas dunkler geworden zu sein, während Johan blass blieb egal was er tat. Seine Haare waren auch etwas länger geworden und sein Gesicht wirkte auch viel markanter als im Sommer noch. Er schien sogar etwas gewachsen zu sein und war nun in etwa genauso groß wie Johan selbst. Dazu trug der Brünette einen roten Mantel, von dem die obersten zwei Knöpfe offen standen und unter dem ein gelb- grün karierter Schal hervor schaute, sowie seine blauen Jeans und die roten Designerstiefel, was Johan doch leicht schmunzeln ließ. Immerhin hatte Judai diese Stiefel erst gar nicht tragen wollen. "Endlich bist du wieder hier", begann Judai dann etwas atemlos und Johan lächelte darauf leicht. "Ja, endlich", stimmte er Judai zu, als das Grinsen schließlich von Judais Gesicht verschwand. "... Judai?" "Ich habe dich schrecklich vermisst", behauptete Judai nur, bevor er Johan einfach an den Hals fiel und ihn fest an sich drückte. Johan gab erst noch einen erstickten Laut von sich, ehe er die Umarmung einfach erwiderte und seine Finger tief in Judais Rücken grub. Dabei fiel ihm noch etwas auf, das Neu an seinem Freund war und das seine Knie ganz weich werden ließ. Judai roch mit einem Mal ganz anders und vor allem besser, als im Sommer noch. "Ich habe dich auch vermisst", murmelte er dann an Judais Ohr, auch wenn er nicht ganz mit dieser Umarmung gerechnet hatte, bevor ihm wieder richtig bewusst wurde wo sie hier eigentlich waren und dass es eisig kalt war. "Komm", begann er dann, nachdem er sich leicht von Judai gelöst hatte. "Lass uns gehen, es ist kalt" Judai nickte darauf nur leicht unbeholfen, bevor Johans Blick noch mal an den offenen Knöpfen von Judais Mantel hängen blieb. "Aber, sag mal, wie bist du eigentlich angezogen?", wollte er dann wissen, als Judai schon nach dem Koffer greifen wollte. "Huh?", bekam Judai nur noch über die Lippen, bevor Johan einfach nach dem Kragen von Judais Mantel griff und die Knöpfe zu knöpfte. Dabei wagte er es nicht Judai in die Augen zu sehen, da es ihm schon irgendwie peinlich war, auch wenn sie allein auf dem Bahnhof waren. "Ähm, ja, wir waren etwas spät dran und ich habe mir den Mantel nur schnell über geworfen", meinte Judai dann leicht verschmitzt und kratzte sich leicht am Hinterkopf, als Johan mit den Knöpfen fertig war. "Das habe ich bemerkt", meinte der Blauhaarige nur mit einem leichten Lächeln. "Aber lass uns jetzt gehen... Mir ist kalt und ich bin müde" "Okay", meinte Judai dieses Mal und griff wieder nach Johans Koffer, bevor sie schließlich den Bahnhof verließen. "Johan!", hörten sie dann die Stimme von Amelie, als Judai seinen Freund über den Parkplatz des Bahnhofs führte und das kleine Silber Auto Amelies in Sicht kam, bevor sie ihrem Neffen geradezu an den Hals sprang. "Hattest du eine gute Fahrt?" "Ja", meinte der Blauhaarige, als sie wieder von ihm abließ. "Es war nur etwas anstrengend" "Natürlich", behauptete die Blondine gleich. "Du musst von der Fahrt ziemlich erschöpft und müde sein und es ist ja auch schon recht spät", sie machte eine kleine Pause. "Also kommt, lasst uns nach Hause fahren" Die beiden Teenager nickten darauf nur noch, bevor sie Johans Koffer irgendwie ins Auto hievten und ins Dorf fuhren. Johan sah während der Fahrt nur stumm aus dem Fenster und beobachtete die weiße Winterlandschaft, die an ihnen vorbei zog und die er sonst so selten sah, auch wenn er viele Fragen hatte. Doch diese wollte er sich für später aufsparen, wenn er mit Judai allein war. Das Dorf an sich hatte sich kaum verändert, es lag nur mittlerweile im gesamten Dorf eine dicke Schneeschicht, da hier anscheinend keine Räummaschinen fuhren. Die Autos waren auch einige mehr andere weniger mit Schnee bedeckt und man konnte nur recht selten einen Menschen auf den Straßen sehen, da es wie Amelie gesagt hatte schon recht spät und dementsprechend dunkel war. Kurz darauf kamen sie schließlich an Amelies Haus an, wo Johans erster Blick allerdings an der Villa Yuki hängen blieb, die sich auch kaum verändert hatte. Das Grundstück war nur unter einer sehr dicken Schneeschicht begraben, sodass man es kaum betreten konnte, wenn überhaupt. "Johan", unterbrach dann Amelie seine Gedanken und er sah zu ihr und Judai. "Hilfst du uns deinen Koffer aus dem Auto zu holen?" "Ja, gleich!", meinte er darauf nur, da er an der Tonlage seiner Tante bemerkt hatte, dass ihr nicht gefiel wo sein Blick gelandet war. Aber irgendwo konnte er es auch verstehen, da er auf dem Grundstück der Yukis beinahe sein Leben verloren hatte. Dann holten sie schließlich den Koffer aus dem Auto, den sie auch nur sehr schwer ins Auto bekommen hatten und gingen ins Haus, wobei Johans Blick noch mal in den Garten wanderte. Auch hier lag eine dicke Schneeschicht und von der Schaukel war der Schnee gewischt worden, woraus Johan schloss, dass Judai nach dem ersten Schneefall schon einmal dort gewesen sein musste. Im Haus dann kam es Johan gleich merkwürdig still vor, doch bevor er etwas dazu sagen konnte stieg ihm der Geruch von frisch gebackenen Keksen in die Nase. "Habt ihr Kekse gebacken?", wollte er daher als erstes wissen, als sie sich ihre Mäntel auszogen. "Johan", erwiderte Amelie darauf leicht belustigt. "Wir haben den 21. Dezember, natürlich haben wir Kekse gebacken" "Schade", meinte Johan darauf mit einem leichten Seufzen und Judai und Amelie sahen ihn verwirrt an, während der Blauhaarige seinen dunkelblauen Mantel und rosa Schal an hängte. "Was ist?", fragte Judai schließlich nach. "Na ja...", begann Johan darauf langsam. "Ich habe nur selbst lange keine Kekse mehr gebacken" "Nicht?", fragte auch Amelie überrascht nach, da sie davon ausgegangen war, dass Johan mit seinen Eltern zusammen Kekse backen würde, bevor er wieder nach Sonnheim kam. "Nein", erwiderte der Blauhaarige und schüttelte leicht seinen Kopf. Bei ihm zu Hause wurde Weihnachten nicht besonders groß geschrieben und sie hatten auch nur einen Weihnachtsbaum aus Plastik, den sein Vater jedes Jahr aufstellte und der nicht mal besonders schön an zu sehen war. Es gab auch nur wenig bis gar keine Dekoration in der Wohnung seiner Eltern, da sein Vater das alles als "Ramsch" bezeichnete und seine Mutter nicht die richtige Durchsetzungskraft hatte, zumal im Moment in den Augen seines Vaters Johans bevorstehende Hochzeit mit Asuka wichtiger war. "Aber das ist schon Okay", meinte Johan dann noch, als er die besorgten Blicke von Amelie und Judai bemerkte. "Gehen wir dann nach oben?" Judai nickte darauf nur noch, bevor er wieder nach dem Koffer seines Freundes griff und sie nach oben gingen. Dabei kam Johan auch die Frage auf wo genau er eigentlich schlafen sollte, da Judai laut Amelie in den letzten Monaten das Gästezimmer bewohnt hatte, da sie den Brünetten bei sich aufgenommen hatte. Doch Judai führte ihn genau in das besagte Gästezimmer, das sich wie Judai auch etwas verändert hatte. Es sah nun mehr wie ein Jugendzimmer aus und ähnelte etwas Judais Zimmer aus der Villa Yuki, auch wenn die Möbel die gleichen geblieben waren. Es war nur zu allem ein Schreibtisch dazu gekommen, vor dem ein etwas älterer Drehstuhl mit einer Schultasche stand. "Hier hat sich ja nicht besonders viel verändert", meinte Johan dennoch, als er auch Pharaoh auf dem Bett liegen und schlafen sah. "Schon", gab Judai zu, als er die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte und sich kurz darauf einfach auf das Bett, neben Pharaoh setzte und leicht zurück lehnte. "Du hast dich allerdings ziemlich verändert", meinte Johan dann gleich und auf die Lippen des Brünetten legte sich ein kleines Lächeln. "Ja, ich glaube ich bin in den letzten Monaten doch etwas gewachsen", gab er dann zu und kratzte sich leicht am Hinterkopf. "Ich glaube Yubel hat auch meinen Wachstum etwas beeinflusst" "Du meinst du warst im Sommer physisch zwei Jahre jünger?", wollte Johan gleich wissen. "Ja", erwiderte Judai knapp und lehnte sich noch etwas weiter auf dem Bett zurück. "Und was mein Körper innerhalb von ein paar Monaten schafft, schafft mein Gehirn erst in zwei Jahren" "Ah, du gehst wieder zur Schule?", fragte Johan nach, bevor sein Blick noch mal zu der Schultasche auf dem Drehstuhl wanderte. "Ja. Amelie hat mich gleich nach den Sommerferien wieder angemeldet und ich gehe jetzt mit Sho in eine Klasse", erzählte der Brünette. "Also seid ihr Freunde geworden?", wollte Johan noch wissen und hob leicht einen Mundwinkel zu einem Lächeln. "Ja, wir sind ganz gute Freunde geworden", meinte Judai darauf. "Er hat mir auch geholfen mich wieder richtig in die Schule und das Leben außerhalb der Villa ein zu finden" "Das ist doch schön", meinte Johan gleich. "Sho meinte auch mal zu mir, dass er gerne mit dir befreundet wäre" "Schon, aber da ist er aus meiner Klasse der Einzige", behauptete Judai. "Viele der anderen haben Angst vor mir, da ich ja zwei Jahre für tot galt und plötzlich wieder zur Schule gehe" "Oh", gab Johan darauf nur von sich, als ihm klar wurde, dass viele von Judais Mitschülern so gut wie gar nichts von dem wussten was im Sommer passiert war, da einige auch aus anderen Dörfern in der Nähe kommen mussten. "So wirklich versteht mich da keiner", meinte der Brünette noch, während Johan sich schließlich zu ihm auf das Bett setzte und sah leicht zu Johan auf. "Doch jetzt bist du ja wieder hier" Darauf lächelte Johan leicht. "Hat sich während meiner Abwesenheit vieles verändert?" "Einiges hat sich verändert, ja", behauptete Judai, da sie eher selten telefoniert hatten. "Rei und Kenzan sind kein Paar mehr" "Nein?", entfleuchte es Johan doch überrascht, da die beiden in seinen Augen keine großen Probleme gehabt hatten, aber vielleicht war genau das der Punkt. "Wieso?" "Vor ein paar Monaten ist ein Franzose mit seinem Sohn hier her gezogen und für Rei war es wohl Liebe auf den ersten Blick oder so, sodass sie nur wenig später mit Kenzan Schluss gemacht hat", erzählte Judai. "Ich glaube, er leidet noch heute unter starkem Liebeskummer" "Also ist Rei jetzt mit dem Sohn von diesem Franzosen zusammen?", forschte Johan gleich nach, um sicher zu gehen, doch Judai schüttelte nur seinen Kopf. "Nein", meinte er auch. "Aber sie tut alles, um seine Freundin zu werden, was Kenzan nicht besonders gut bekommt..." "Oh", gab Johan wieder nur von sich und sah einmal kurz zu dem schlafenden Kater. "Und-", begann Judai wieder, brach aber gleich wieder ab, da es ihm doch etwas schwerer fiel Johan davon zu erzählen und biss sich leicht auf die Lippen, was wieder Johans Blicke auf sich zog. "... Asuka ist auch nicht mehr mit Ryo zusammen" "Was?!", stieß der Blauhaarige darauf geradezu fassungslos aus, da dies alles andere als gute Neuigkeiten waren. "Asuka und Ryo sind nicht mehr zusammen?" "Ryo hat sogar kurz danach das Dorf verlassen", behauptete Judai noch und wich leicht Johans Blick aus. "Asuka kommt seitdem regelmäßig hier vorbei und erzählt von ihren Problemen, wir sind gute Freunde geworden" "Dir ist aber bewusst, dass sie meine Verlobte ist?", fragte Johan darauf gleich nach und hob eine Augenbraue. "Dass sie deine Verlobte ist, heißt noch lange nicht, dass ich sie hassen muss", erwiderte Judai ohne zu zögern. "Ich finde sie eigentlich ganz nett und durch sie und Jim habe ich das Dorf wieder ein bisschen besser kennengelernt. Außerdem weiß ich doch, dass du sie eigentlich gar nicht heiraten willst" "Stimmt", meinte der Blauhaarige darauf mit einem schwachen Lächeln. "Ich will lieber mit dir zusammen sein... Aber wissen sie eigentlich von uns?" "Nein", antwortete Judai, was Johan doch etwas überraschte, da er damit gerechnet hatte, dass Judai im Dorf erzählen würde, dass sie ein Paar waren. "Ich hatte daran gedacht, dass wir es ihnen zusammen sagen" Johan schwieg darauf erst nur, da er schon wollte, dass die anderen von seiner Beziehung mit Judai erfuhren, hatte aber dennoch Angst davor, dass sein Vater alles kaputt machen könnte, wenn er davon erfahren sollte. "Wenn es dir nichts ausmacht würde ich es vorerst noch für mich behalten wollen", begann er dann, worauf Judai ihn nur verwirrt musterte. "Warum?" "Ich weiß auch nicht genau", behauptete Johan und mied leicht Judais Blick. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Vater das alles kaputt machen könnte, wenn er davon erfährt" "Johan", begann Judai darauf mit einem unterdrücktem Seufzen und Johan sah ihm wieder ins Gesicht. "Dein Vater ist mir da eigentlich ziemlich egal und außerdem ist er doch gar nicht hier" "Schon", gab Johan zu. "Aber zu meinem Geburtstag stand er doch auch plötzlich hier auf der Matte und kam mit dieser Hochzeit an" "Aber ich glaube kaum, dass er es dieses Mal machen wird", erwiderte der Brünette. "Immerhin sollst du doch das Weihnachtsfest mit Asuka zusammen verbringen, wenn ich das richtig verstanden habe" "Stimmt, hat Amelie dir davon erzählt?" "Nein", war die Antwort. "Ich habe es mir einfach gedacht. Sie ist immerhin deine Verlobte" Johan seufzte darauf nur noch mal, bevor es an der Zimmertür klopfte und Amelie das Zimmer betrat. "Das Essen ist fertig", behauptete sie gleich und blieb an der Zimmertür stehen. "Ich habe uns noch eine Kleinigkeit gekocht" Darauf horchte Johan leicht auf, da seine Tante als er im Sommer hier gewesen war eher selten gekocht hatte. Meistens hatte Amalia gekocht, aber wenn er genau darüber nachdachte fiel ihm auf, dass er die Brünette noch gar nicht gesehen hatte und dass es im Haus ungewöhnlich still war. Dabei kamen ihm auch Yubels Worte vom Sommer in den Sinn und dass Amalia womöglich Judais Familie auf dem Gewissen hatte. Aber warum hatte sie das getan? Johan hatte nicht die geringste Ahnung. "Okay", meinte Judai zu Amelie. "Wir kommen gleich" "Gut", erwiderte sie und wollte das Zimmer schon wieder verlassen. "Ich habe uns Spaghetti gemacht. Also beeilt euch, bevor sie kalt werden" "Ist was passiert?", wollte Johan gleich von seinem Freund wissen, kaum dass seine Tante das Zimmer wieder verlassen hatte und sah ihn an. "Ich glaube, es ist besser, wenn sie dir selbst davon erzählt", behauptete Judai darauf nur, während er wieder von dem Bett aufstand und warf Johan noch einen besorgten Blick zu, bevor sie zu Amelie in die Küche gingen. Diese war gerade dabei die Spaghetti auf drei Teller auf zu teilen, als sie die Küche betraten und Johan richtig bewusst wurde, dass Amalia gar nicht im Haus war, da es einfach viel zu ruhig dazu war. "Also, lasst es euch schmecken", meinte die Blondine mit einem recht falschen Lächeln, als sie zu dritt am Esstisch saßen. "Danke", meinte Johan darauf erst und hielt kurz inne. "Aber willst du mir nicht sagen was passiert ist? Ich habe Amalia noch gar nicht gesehen" Darauf ließ die Blondine ihre Gabel mit einem leichten Seufzen sinken und mied leicht Johans besorgten Blick. "Sie... hat mich verlassen", brachte sie dann irgendwann über die Lippen, was Johan nicht wirklich glauben wollte. "Was?!", stieß er auch fassungslos aus und ließ seine Gabel mit einem Klirren auf den Tisch fallen, da es sich in seinen Ohren irgendwie total absurd anhörte, dass Amalia seine Tante verlassen würde, so lange wie sie zusammen gewesen waren und wie sie sich verhalten hatten. Aber vielleicht hatte auch das etwas mit den Kritall- Geistern zu tun... "Das... tut mir leid", meinte er dann leise und nahm seine Gabel wieder in die Hand, doch Amelie schüttelte nur ihren Kopf. "Ist schon in Ordnung, das muss dir nicht leid tun", behauptete sie und er sah ihr ins Gesicht. "Aber du hast sie doch geliebt, oder?", fragte er gleich nach. "Ich liebe sie noch immer", war die Antwort. "Aber..." "Was ist?", harkte Johan gleich besorgt nach, als sie inne hielt und Judai warf ihm einen Seitenblick zu. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich sie noch gar nicht so lange kenne wie ich immer dachte", behauptete Amelie darauf langsam und sah auf ihren Teller. "Wie kommst du darauf?", forschte Johan nach und sie sah wieder zu ihm auf. "Nun ja... Seit Amalia das Dorf verlassen hat habe ich immer öfter das Gefühl, dass etwas mit meinen Erinnerungen nicht stimmt, da ich immer wieder von einer jungen Frau träume, die ich eigentlich gar nicht kenne und doch kommt sie mir so vertraut vor, obwohl ich nicht mal ihren Namen kenne", sprach Amelie und Johan musste unweigerlich an die Frau von dem Foto denken, das er im Sommer in der Villa Yuki gefunden hatte. "Aber lassen wir das", meinte Amelie dann, da sie nicht besonders gerne über dieses Thema sprach und sah Johan bedeutend an. "Ist da nicht auch etwas, das du mir erzählen willst?" Darauf warf Johan Judai einen kurzen Blick zu, als dem Blauhaarigen bewusst wurde, dass sie etwas ahnte. So viel zum Thema Es für sich behalten... "Ja, da ist noch etwas", begann er dann langsam, wobei sein Herz etwas schneller zu schlagen begann. "Es geht um meine große Liebe aus dem Sommer" "Oh", machte Amelie darauf nur und klang nicht besonders überrascht. "Willst du Sie mir vorstellen?" "Ja", sagte Johan deutlich, worauf Judai ihm einen überraschten Blick zu warf, da der Blauhaarige es doch erst für sich hatte behalten wollen. "Die Person, in die ich mich im Sommer verliebt habe ist... Judai" Während Johan sprach legte sich ein sanftes Lächeln auf Amelies Gesicht, da ihr das recht bekannt vorkam, auch wenn sie im Moment nicht wusste woher, während auch Judai leicht rot um die Nase wurde. "Das hatte ich mir schon gedacht", meinte sie dann ruhig. "Nachdem ich euch im Sommer zusammen auf dem Bahnhof gesehen hatte. Zumal du im Sommer erst gar nicht über deine Liebe hattest reden wollen, immerhin haben wir zu dem Zeitpunkt noch alle geglaubt Judai wäre tot. Ich hätte dir womöglich nicht ein Wort geglaubt, wenn du gesagt hättest du bist in Judai verliebt" "Bitte sag es nicht Vater", bat Johan darauf nur noch und auch Judai sah ihn an. "Nein, natürlich nicht", erwiderte Amelie darauf und legte eine Hand auf Johans Hand auf dem Tisch. "Ich verstehe dich immerhin noch am besten, wegen dieser Hochzeit, auch wenn mir da die Hände gebunden sind" "Und wir können wirklich nichts dagegen tun?", wollte Johan noch wissen und sah seine Tante hoffnungsvoll an. Doch Amelie schüttelte nur ihren Kopf. "Dein Vater hat das ganze beschlossen, als ihr noch kleine Kinder gewesen wart und Asukas Eltern sind auch dafür" "Und wir haben da nichts zu sagen?!", wollte Johan gleich wissen. "Wir sind doch hier nicht im Mittelalter! Und außerdem sind wir beide in jemand anderes verliebt!" "Das mag schon sein, aber dein Vater ist ein ziemlicher Dickkopf, ich kenne ihn ja schon mein gesamtes Leben", behauptete die Blondine darauf. "Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann ihn so leicht keiner mehr aufhalten", sie seufzte einmal leicht und stand auf, um das dreckige Geschirr weg zu räumen. "Aber wir sollten jetzt langsam ins Bett gehen, es ist wirklich schon sehr spät geworden" "Okay", meinte Johan nur und stand schon auf, als seine Tante sich noch mal zu ihm drehte. "Und danke, dass du mir von euch erzählt hast", sagte sie noch, doch Johan lächelte nur. Dann gingen die beiden Teenager wieder nach oben, wo Johan noch etwas seinen Koffer auspacken wollte und dabei auf das besagte Foto aus der Villa Yuki stieß. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er es mit in den Koffer gepackt hatte... "Ich hätte nicht daran gedacht, dass du es ihr wirklich erzählst", bemerkte Judai, als beide schließlich ihre Schlafklamotten trugen und Johan dieses Foto in den Händen hielt. "Na ja, sie ist immer noch meine Tante und hatte selbst über viele Jahre eine Beziehung mit einer Frau, zumal sie wohl etwas davon geahnt hat", erwiderte Johan und sah weiter auf das Foto und fragte sich wer genau diese Frau nun war. "Was hast du da?", wollte Judai dann wissen, als er nicht Johans volle Aufmerksamkeit bekam. "Ein Foto, das ich im Labor deines Vaters gefunden habe", antwortete Johan und Judai sah ihm über die Schulter, auf das Foto. "Oh, das ist lange her", murmelte Judai darauf nur. "Warte, du weißt wer diese Frau ist?", fragte Johan darauf sofort und sah seinen Freund erwartungsvoll an. "Du... weißt es wirklich nicht?", stellte der Brünette eine Gegenfrage und Johan sah von ihm ab. "Nein", erwiderte Johan nur, als ihm bewusst wurde, dass diese Frau ihm doch recht nahe gestanden haben musste. "Sie...", begann Judai nach kurzem Zögern und biss sich kurz auf die Lippen. "Sie ist deine Mutter" "Was?!", fuhr Johan darauf geschockt zu Judai herum. "Meine... Mutter?" "Ja", erwiderte Judai knapp, da er einiges von seinen Bernsteinaugen behalten hatte. "Ihr Mädchenname war Marlene Albert und sie war gut mit meinem Vater befreundet" "Aber...", stammelte Johan darauf nur zusammen. "Wenn das wirklich stimmt, wer ist dann diese Frau bei meinem Vater in Meringen?" "Wie?" "Meine... Mutter sieht eigentlich ganz anders aus", behauptete Johan und dachte an diese Frau zurück, die ihn die letzten Jahre lang aufgezogen hatte. Von der er alle die Jahre gedacht hatte sie wäre seine Mutter, nur um jetzt zu erfahren, dass sie es eigentlich gar nicht war. "Das kann nicht sein", sprach auch Judai jetzt. "Als ihr damals ins Dorf gekommen seid sagte sie immer wieder, dass sie deine Mutter sei... Außerdem hatte auch sie diese funkelnden grünen Augen und erzählte meinem Vater von meinen Bernsteinaugen" Auf diese Worte hin stockte Johan kurz der Atem, als ihm schließlich bewusst wurde, dass seine eigene Mutter dieses Buch über die Kritall- Geister geschrieben hatte, bevor er leicht seinen Kopf schüttelte und vom Boden aufstand, auf dem sie die ganze Zeit über gesessen und seinen Koffer ausgepackt hatten. "Wo soll ich eigentlich schlafen?", fragte er dann, als ihm wieder einfiel, dass er noch gar nicht wusste wo er schlafen sollte, da es im Zimmer ja kein zweites Bett gab. "Na mit im Bett", erwiderte Judai sofort, als wäre es das Natürlichste der Welt und stand ebenfalls auf. "Im Sommer haben wir doch auch immer in einem Bett geschlafen" "Ja, schon", gab Johan zu, der auch wieder an diesen neuen Geruch an Judai denken musste und dass dieser ihn bestimmt die gesamte Nacht wach halten würde, wenn er mit Judai zusammen in einem Bett schlafen würde. "Aber?", harkte Judai gleich nach, da er bemerkt hatte, dass etwas seinem Freund nicht behagte. "Was ist das für ein Geruch?", platzte es darauf regelrecht aus Johan heraus und er spürte wie seine Wangen leicht rot auf brannten vor Scham. "Oh, du hast es bemerkt?", fragte Judai leicht verlegen und wurde ebenfalls rot um die Nase. "Das ist ein Duschbad, das ich von Edo zum Geburtstag bekommen habe" "Von Edo?", forschte Johan gleich nach, da Edo einer der wenigen im Dorf war, die Johan nur wenig kannte und so kaum einschätzen konnte. Sie hatten im Sommer zwar beide am Sportfest teilgenommen, aber wirklich kennengelernt hatten sie sich nicht. "Ja", meinte Judai mit einem Lächeln. "Wir sind durch Asuka auch ganz gute Freunde geworden" "Ach so?", gab Johan nur von sich, da es ihm irgendwie nicht gefallen wollte, dass ausgerechnet Edo Judai so ein Geschenk gemacht hatte, während er nur ein mehrstündiges Telefonat mit Judai gehabt hatte... "Ja", meinte Judai wieder. "Aber das ist doch egal, wir sollten jetzt besser schlafen gehen, es ist wirklich schon sehr spät geworden" Dabei sahen sie beide zu dem Wecker auf Judais Nachttisch, der mittlerweile wirklich schon halb elf abends anzeigte. "Du hast recht", sagte Johan nur noch und machte sich schließlich schon auf eine schlaflose Nacht gefasst, bevor sie schließlich ins Bett gingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)