Die Legende der Kristall- Geister von Sakurachan57 ================================================================================ Kapitel 11: Der Zwilling ------------------------ "Johan!", hörte er zwei Tage später die leicht gereizte Stimme seiner Tante, die ihn aus dem Schlaf und einem Traum mit Judai riss. "Aufstehen! Die Sonne scheint!" Der Blauhaarige grummelte darauf nur und dachte noch mal an seinen ziemlich feuchten Traum zurück. Das war das erste mal gewesen, dass er sowas geträumt hatte, aber wenn das wirklich mal zwischen Judai uns ihm passieren würde... Allein bei dem Gedanken schoss ihm das Blut in den Kopf und seine Wangen brannten rot auf. Er grub seinen Kopf weiter in seine Decke, um die er seine Beine geschlungen hatte und versuchte so seine Scham vor Amelie zu verbergen. Doch die kleine blonde Frau war nicht dumm und hob auf Johans verhalten hin eine Augenbraue. "Hattest du einen Traum von deiner Flamme?", fragte sie und dem Teenager stockte der Atem, was Amelie Antwort genug war. "Dich muss es ja ganz schön erwischt haben, Junge" Darauf richtete Johan sich schließlich auf und sah Amelie in ihre blauen Augen, als sie sich an die Bettkante setzte. "Willst du mir nicht sagen wer es ist?", fragte sie dann. Johan mied nur ihren Blick, da er wusste, dass sie ihm bestimmt nicht glauben würde. Judai galt immerhin alt tot. "Ich kann nicht", flüsterte er nur mit gesenkten Kopf, was Amelie schon einen Stich gab. Traute er ihr denn wirklich so wenig? Aber irgendetwas schien da zu sein, weshalb er es nicht sagte. Daher schwieg sie einfach und sah Johan erwartungsvoll an. "Vielleicht", begann Johan dann und sah seiner Tante wieder ins Gesicht. "Vielleicht sage ich es dir später irgendwann" "Vielleicht?", fragte die Blondine, da sie mit dieser Antwort nicht zufrieden war. "Ja, aber noch geht es einfach nicht", behauptete der Blauhaarige und stand auf, um zum Frühstück runter zu gehen. Amelie blieb eine kleine Weile auf dem Bett sitzen, bevor sie ihrem Neffen in die Küche folgte. Dort aßen sie zusammen mit Amalia ein großes Frühstück und nach dem Essen ging Johan duschen. Als er fertig angezogen in seinem Zimmer an seinem Bett stand warf er noch einen Blick aus dem Fenster und zur Villa. Gleichzeitig dachte er daran was die Tage davor alles passiert war und auch an das Gespräch mit Yubel. Er musste unbedingt den Kristall- Geist finden, damit er seinen Freund retten konnte. Nur wo und wie sollte er suchen? Das Haus und den Garten hatten sie quasi schon einmal auf den Kopf gestellt. Und Judai kannte den letzten Geist, das Bernstein- Mammut gar nicht. Das machte das ganze noch schwerer. Wie sollte man einen Geist finden, der einen nicht kannte? Johan hielt sich kurz seinen Kopf, bevor er ihn kurz schüttelte, um auf andere Gedanken zu kommen. Er entschloss sich das Haus schließlich zu verlassen, wurde im Wohnzimmer aber noch mal von Amelie aufgehalten. "Willst du schon wieder rüber gehen, Johan?", fragte sie ihn und auch Amalia sah von ihrem Roman auf. "Was wenn es so wäre?", fragte er nur zurück. "Wir machen uns Sorgen um dich", behauptete Amalia und legte ihr Buch weg. "Mir geht es gut", behauptete Johan. "Mir passiert nichts" "Warum gehst du da rüber?", fragte die Brünette dann und Johan stockte der Atem, da er mit dieser Frage nicht gerechnet hatte. "Ist dort drüben irgendetwas besonderes, weshalb du da immer hin gehen musst, sodass du selbst das Verbot missachtest?" Das machte auch Amelie hellhörig, als der Blauhaarige stumm blieb. "Lebt dort vielleicht diejenige, in die du dich verliebt hast?", fragte sie und Amalia sah Johan überrascht an, die davon noch gar nichts gewusst hatte. "Johan-", begann Amelie, als der Blauhaarige weiterhin still blieb und nur seine Hände zu Fäusten ballte und sich leicht auf den Lippen herum biss. Doch er ließ seine Tante gar nicht ausreden. "Das kann euch doch egal sein!", rief er und lief dann einfach aus dem Haus und war froh die beiden Frauen los zu sein, auch wenn er sie wirklich gern hatte. Dann ging er weiter zur Villa und blieb an dem Tor zu Judais Gefängnis noch mal stehen. Es musste wirklich wie ein Gefängnis für den Brünetten sein nur in diesem Haus verweilen zu können. Er sah zu einem der Fenster hoch und seufzte leise. Judai hatte eigentlich nur Glück gehabt, dass er Johan wieder gesehen hatte. Hätte er nämlich nicht dieses Interesse und diese Neugier an diesem Haus gezeigt wäre der Brünette jetzt wohl immer noch allein. Seine Gedanken wurden mit einem Mal von Motorengeräuschen unterbrochen, sodass er sich von dem Haus abwandte und danach umsah. Hinter ihm fuhr in diesem Moment ein schwarzes Motorrad vor, das ziemlich viel Gepäck bei sich zu haben schien. Der Fahrer war nicht sehr viel größer als Johan, vielleicht sogar etwas kleiner. Wer war das? Schließlich stieg der Fremde von seinem Motorrad und sah unter seinem schwarzen Motorradheld zu der Villa auf, bevor er sich den Helm vom Kopf zog und einen genervten Laut von sich gab. "Haben die mir etwa die falsche Beschreibung gegeben? Hier steht nur eine verlassene Ruine", meinte er verärgert zu sich selbst, während Johan beim Anblick des anderen der Atem stockte. "Judai?", fragte er total geschockt, da der Fremde haargenau wie sein Freund aussah und der andere sah auf. "Falsch", sagte der andere kalt und abweisend. "Aber du kennst ihn?" "Ja", gab Johan nur fassungslos von sich. Der Typ sah genauso aus wie Judai, nur schien er nicht besonders freundlich zu sein. "Wo ist er?", fragte Judais Spiegelbild mit einem abfälligen Unterton und holte doch tatsächlich eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug aus einer seiner Taschen. "Und bin ich hier richtig bei seinem Familienhaus? Das kann es doch unmöglich sein! Das ist eine halbe Ruine!" "Du bist hier richtig, ja", antwortete Johan als erstes, als der Brünette sich seine Zigarette angezündet hatte und den Rauch ausstieß. "Aber... Wer bist du?" Die braunen Augen des Fremden fixierten Johan kurz, was ein ekliges Gefühl für ihn war, bevor er eine Antwort von dem anderen bekam. "Mein Name ist Haou", sagte der Brünette und lehnte sich an sein Motorrad. "Haou Yuki. Ich bin Judais Zwillingsbruder, was er bestimmt vergessen hat und komme jetzt endlich nach Hause. Und was finde ich vor?! Einen Drecksschuppen!" "Zwillingsbruder?!", stieß Johan aus, da er nirgendwo im Haus Bilder von einem zweiten Kind gesehen hatte. Und das zweite Zimmer war auch für ein Baby reserviert gewesen... "Als wir zwei Jahre alt waren sind wir getrennt worden und ich bin in einem Heim aufgewachsen", erwiderte Haou knapp. "Wieso soll Judai vergessen haben, dass er einen Zwilling hat?", fragte Johan den jüngeren. Dieser sah ihn eine kleine Weile stumm an. "Weil ich anders bin" "Kein Mensch ist normal", behauptete Johan darauf und drehte sich zu dem Brünetten. "Auch Judai nicht" Als er Haou in die braunen Augen sah, die etwas heller wirkten und nicht ganz so schön waren leuchteten seine kurz auf und Haou warf seine Zigarette zu Boden. "Was weißt du?", fragte er den Blauhaarigen kalt. "Vieles", war die knappe Antwort, was Haou nicht besonders gefiel. Anscheinend war dieser blauhaarige Kerl vor ihm seine einzige Informationsquelle. "Was ist hier los?", fragte er dann und verschränkte seine Arme. Er wollte wissen wo seine "tollen" Eltern und sein Bruder waren und warum das Haus so heruntergekommen aussah. "Das Haus müsste seit zwei Jahren so aussehen", behauptete Johan dann und Haou sah ihm stumm ins Gesicht. "Eure Eltern sind zum gleichen Zeitpunkt von einem Serienmörder umgebracht worden" Johan ließ es auf den jüngeren einwirken, doch der machte den Eindruck als würde ihn das nicht im geringsten interessieren. "Und dein Bruder... Er lebt seit dem verflucht und allein in diesem Haus", sagte er dann noch. "Verflucht?", fragte Haou ahnungslos. "Kennst du Yubel?", fragte Johan monoton zurück und Haou verengte nur seine Augen. "Sie hat das ganze ausgenutzt" "Was ist denn hier los?", hörten beide dann die Stimme Judais und Johan fuhr herum. Der andere Zwilling stand wirklich dort am Tor und sah die beiden an, er stand wohl genau hinter der Grenze zum Verlassen des Hauses. "Judai", hauchte Johan nur, während Haou schwieg und sich fragte warum der Brünette denn nicht näher kam. "Ich habe Stimmen gehört und wollte sehen mit wem du sprichst, Johan", sagte Judai darauf. "Willst du nicht wieder ins Haus gehen?", fragte Johan, der Angst hatte, dass etwas passieren könnte, so nahe wie er dem Tor war. "Ist schon in Ordnung", behauptete Judai, bevor er seinen Blick auf den anderen legte. Doch Haou blieb still und er sah auch nichts außergewöhnliches an seinem Bruder. Er sah in seinen Augen schwach und ängstlich aus. Doch was hatte dieser Johan mit dem ganzen zu tun? "Haou", sagte Judai dann, was den anderen und auch Johan überraschte. "Dir geht es gut?" "Ja", antwortete Haou knapp. Warum konnte Judai sich noch an ihn erinnern? "Ich habe ihm vom Tod eurer Eltern erzählt, Judai", erzählte Johan dem jüngeren Zwilling, der nur nickte und gleichzeitig an Yubel denken musste. Musste er die Geschichte Haou etwa auch noch erzählen? Er sah noch mal zur Villa zurück, während Johan und Haou seinem Blick folgten. "Du solltest es ihm besser erzählen, Judai. Er ist doch dein Bruder", sagte Johan dann und Haou sah ihn an. Was sollte Judai ihm sagen? Haou war in diesem Moment mehr als nur verwirrt. "Du hast Recht, aber ich glaube dazu gehen wir besser ins Haus", sagte Judai darauf und die anderen beiden sahen ihn an. Haou, weil er total verwirrt war von dem was hier vor sich ging und Johan, weil er sich Sorgen machte. Judais Vergangenheit war immerhin nicht sehr rosig und jemandem davon zu erzählen war bestimmt sehr schwer. "Ja, gehen wir", stimmte Johan dem jüngeren Zwilling zu, doch Haou schien sich nicht von der Stelle bewegen zu wollen. "Willst du nicht mit rein kommen?", fragte Johan den Brünetten und auch Judai drehte sich nach seinem Bruder um. "Das Haus ist eine reine Ruine", erwiderte Haou. "Warum sollte ich in diese Ruine gehen wollen?" "Weil es mein zu Hause ist", behauptete Judai nur und hielt kurz inne. "Und mein Gefängnis" "Was?!", stieß Haou aus, der den Sinn dahinter nicht ganz verstand. "Judai", begann Johan dann und Judai sah ihn an. "Ich glaube es ist besser, wenn du wieder rein gehst, bevor dich noch jemand sieht" "Ja", nickte Judai und sah noch mal kurz seinen Bruder an, der total verwirrt da stand. "Vielleicht sehen wir uns ja doch noch mal wieder" Damit wandte er sich von Haou ab und wollte wieder weiter auf das Grundstück verschwinden. Doch der ältere Zwilling war doch noch auf ihn zu gelaufen und hatte ihn grob am Arm gepackt, bevor er ihn regelrecht vom Grundstück zerren wollte. Doch kaum hatte Judai mit nur einem Fuß das Grundstück verlassen stockte ihm der Atem und Haou ließ von ihm ab, als sein Bruder wie ein Klappstuhl zusammenklappte. "Was?", gab er noch verwirrt von sich, während Johan auf seinen geliebten Freund zu stürzte. "Judai!", rief er panisch, als der Brünette wie ein Plüschtier vor ihnen auf dem Boden lag und seine Hand auf sein Herz gelegt hatte. Sein Herz schmerzte höllisch und seine Narben brannten wie Feuer, als wollten sie seinen Körper wieder in seine Einzelteile verarbeiten. Der Brünette keuchte, da er mit dem Tod kämpfte und sah Johan schließlich in die Augen. "Johan", keuchte er mit letzter Kraft, als dieser panisch seine Arme unter Judais Körper fuhr, der auseinander zu fallen drohte. "Ich- Ich will nicht... sterben" Haou erschrak bei Judais Satz richtig, doch der Blauhaarige sagte auf Judais Worte nichts, hob ihn nur hoch und trug ihn so schnell er konnte wieder auf das rettende Grundstück, wobei er mit Judai im hohen Gras verschwand. Kaum waren sie weit genug auf dem Grundstück normalisierte sich Judais Atem wieder und die Schmerzen des Brünetten ließen auch nach, sodass Johan stehen blieb und zu Boden ging. "Johan...", hörte er dann die Stimmte von Judai, während er mit der Angst kämpfte eben beinahe Judai verloren zu haben. Er sah den anderen an und erst da wurde ihm bewusst, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. "Judai", wimmerte er, als auch Haou dazu kam, da er wissen wollte was das gewesen war. Doch er blieb stehen, als er die zwei so sah und beobachtete sie nur. "Ich- Ich hatte furchtbare Angst", sagte Johan dann und sah seinem geliebten Freund in die Augen. "Angst, du könntest doch noch sterben und das auch noch vor meinen Augen" Judai setzte sich darauf auf und erwiderte den Blick seines Freundes. "Zum Glück ist es nicht passiert", meinte er, als die Augen des Blauhaarigen aufleuchteten und ihre heilende Wirkung auf ihn ausübten. "Nein", erwiderte Johan erleichtert. "Ich wüsste nicht was ich machen sollte, wenn du doch noch sterben solltest" Der Brünette sah darauf kurz zu Boden, was Haou etwas verwirrte. "Mein Leid wäre beendet, ich wäre Yubel für immer los, doch..." "Da ist immer noch die Hoffnung, dass alles wie früher werden kann", meinte Johan, worauf Judai nickte. "Ich vermisse die Kristall- Geister und würde gerne das Licht der Freiheit wieder sehen. Mit dir an meiner Seite", äußerte Judai dann seinen Wunsch und seine Wangen brannten leicht rot auf, während sein Herz etwas schneller schlug. "Das wäre wirklich schön", sagte auch Johan mit einem Lächeln. "Aber ich habe Angst", wisperte der Brünette dann bedrückt. "Das brauchst du nicht", behauptete der größere darauf und Judai sah ihm wieder ins Gesicht. "Ich lasse dich nicht allein" Diese Worte bedeuteten Judai so unglaublich viel, da er so lange allein gewesen war und endlich jemanden hatte, der ihm das Gefühl gab nicht allein zu sein und dass er geliebt wurde. Er lächelte und spürte wieder dieses Kribbeln, diese Schmetterlinge in seinem Bauch. "Ich liebe dich", hauchte er dann, was Haou schockierte, da sein Bruder wirklich in den Blauhaarigen verliebt wirkte. Doch Johan schlang nur seine Arme um den Brünetten, den er vor ein paar Minuten noch fast verloren hatte. Dann lehnte er seine Stirn an Judais und lächelte. Sein Herz schlug ein bisschen schneller und Haou war schon längst vergessen. "Ich liebe dich auch, Judai", antwortete er dann, als Judai ebenfalls seine Arme um ihn schlang. Schließlich presste der jüngere seine Lippen auf Johans und sie begannen einen bittersüßen Kuss, bei dem Judai seinem Freund zeigte wie sehr er ihn liebte. Johan steckte auch noch die Angst in den Knochen, dass Judai fast vor seinen Augen gestorben war, sodass er sich einfach seinem Freund ergab, bis sie den Kuss wieder lösten. Er sah Judai noch mal kurz in die Augen, bevor er seinen Kopf in dessen Halsbeuge grub und seinen Tränen einfach freien Lauf ließ. Judai sagte darauf nichts, legte nur eine tröstende Hand auf Johans Kopf und sah gen Himmel. Sein Freund musste eine furchtbare Angst gehabt haben, dass er ihn verlieren könnte und als er spürte, dass er Blauhaarige sich an ihm festkrallte war ihm klar, dass Johan ihn wirklich und ehrlich liebte. Haou hatte das alles nur geschockt mit angesehen. Sein Bruder war schwul und mit diesem blauhaarigen Kerl zusammen?! Das konnte doch nicht sein! Das konnte unmöglich wahr sein! In diesem Moment hörten sie aber ein Geräusch und auch Johan sah auf. "Saphir", sagte Judai, als er Saphir- Pegasus erkannte, der nach ihnen sah und lächelte. "Ich wollte nach euch sehen", sagte Saphir und sah Judai in die Augen. "Ist alles in Ordnung bei euch?" "Ja", behauptete Johan, der sich wieder beruhigt hatte. "Es geht wieder" Saphir lächelte die beiden Teenager vor sich nur an, bevor sein Blick auf Haou fiel, der noch immer geschockt da stand und nicht wahr haben wollte, dass sein Bruder schwul war und einen Freund hatte. Er hatte ihn mehrere Jahre nicht gesehen und dann fand er das heraus. "Haou", sprach Saphir- Pegasus schließlich und der Brünette fuhr aus seinen Gedanken, bevor er zu dem geflügelten Pferd sah. "Du kommst schließlich zur Familie Yuki zurück?" Haou sah darauf nur zu Boden, ihm ging im Moment so vieles durch den Kopf, er war furchtbar verwirrt. "Ja", sagte er dann. "Mit 16 muss man das Heim verlassen" "Deine Eltern wären nicht froh dich hier zu sehen", behauptete Saphir dann. "Was?", stieß Haou ungewollt aus. "Nach allem was in diesem Haus passiert ist solltest du Judai nicht zu nahe kommen", behauptete Saphir gelassen. "Was ist denn passiert?", wollte der ältere Zwilling wissen. "Ich habe eben nur mit angesehen wie er fast gestorben ist, aber ich habe keine Ahnung warum!" Judai sah darauf zu Johan ins Gesicht, da er nicht noch mal alles erzählen wollte. Dieser zog den jüngeren nur weiter an sich und spürte die angetrockneten Tränen auf seinen Wangen. Seit er einfach geweint hatte fühlte er sich viel freier und leichter, als hätte schon länger ein Gewicht auf seinem Herzen gelegen. Daher machte er sich nicht die Mühe die getrockneten Tränen weg zu wischen. Saphir sah noch mal zu dem Paar hinter sich, bevor er Haou wieder ansah. "Weißt du, im eigentlichen Sinne ist dein Bruder schon seit zwei Jahren tot", sagte Saphir dann einfach, was Haou genauso schockierte wie die Tatsache, dass Judai schwul war. "Was soll das wieder heißen?", fragte Haou. "Er steht doch lebendig vor mir" Judai presste sich nur weiter an Johan, da er dies nicht gerne hörte, war aber froh, dass er es nicht selbst Haou erzählen musste. "Er ist nicht tot, aber leben tut er auch nicht mehr", sagte Saphir und auch Johan wurde der Sinn dieses Satzes richtig bewusst. Judai lebte zwar, aber dieses Leben das er hatte konnte man nicht wirklich Leben nennen, so viele Nachteile wie der Brünette hatte. "Was?", gab Haou verwirrt von sich. "Dein Bruder wird nur noch mit der Hilfe eines Geistes dieses Hauses am Leben erhalten", erzählte Saphir sachlich. "Sobald er dieses Grundstück in irgendeiner Weise verlässt ist sein Leben beendet" "Was!?", stieß Haou aus, der das nicht glauben wollte. Sein Bruder sollte verflucht sein? Aber wenn er an dieses Gespräch zwischen Judai und diesem blauhaarigen Kerl dachte machte es schon irgendwie Sinn. Zudem war er zuvor noch einfach zusammengeklappt, als hätte er einen Schwächeanfall oder ähnliches gehabt. Dann sah Haou zu Johan, der Judai an sich drückte und vorher auch Yubel erwähnt hatte. "Yubel?", fragte er dann Saphir und hoffte, dass Yubel nichts damit zu tun hatte. Die drei vor ihm sahen ihn überrascht an, dass er gleich auf Yubel kam und auch von ihr wusste. "Ja", antwortete Saphir dann. "Sie hat Judai in ihrer... Gewalt" Darauf sah der ältere Zwilling Judai an und Johan konnte ein leichtes Funkeln in den braunen Augen erkennen, ehe er auf Judai zu gestürmt kam und ihn aus Johans Armen riss. "Wie kannst du nur!?", rief Haou und hielt Judai dabei am Kragen. "Judai!", rief Johan noch, als der Brünette seinen Armen entrissen wurde. "Wie kannst du es wagen mit Yubel gemeinsame Sache zu machen!?", rief Haou wieder. "Du hättest doch einfach den Tod wählen können!" "Ich wollte nicht sterben", sagte Judai darauf und Haou schreckte etwas zurück. "Sie war die Einzige, die mir helfen konnte" "Du hast das gemacht, weil du nicht sterben wolltest?", fragte Haou leicht überrascht. "Ja, Judai hat einen Grund zu leben", behauptete Saphir hinter Haou, worauf alle das geflügelte Pferd ansahen. "Soll das heißen...", zählte der ältere Zwilling eins und eins zusammen und sah Johan in seine grünen Augen. "Er hat das nur wegen dir getan!?" Haous Blick war geradezu stechend, doch Johan konnte in diesem Moment zum ersten Mal die richtigen Bernsteinaugen sehen, die wirklich funkelten. Er sah Judai auch zu ähnlich, doch sein Charakter war in Johans Augen einfach nur schrecklich. Zudem roch er nach Zigarettenrauch. Der Blauhaarige würde diese Augen zu gerne bei seinem geliebten Judai sehen, doch dessen Augen waren dunkel und verfärbten sich ab und zu grün und orange- braun, was wohl hieß, dass Yubel ihm etwas Lebensenergie gab. "Sag mir", begann Haou dann grimmig. "Warum sind deine Augen so hell, Idiot?" "Wegen der Kristall- Geister", antwortete Johan nur, als Judai etwas von seinem Bruder zurück trat. "Also leben wirklich welche in diesem Haus?", bohrte Haou und verengte leicht seine Augen, der daraus schloss, dass der Geist hinter ihm Saphir- Pegasus hieß und einer von ihnen sein musste. "Sechs um genau zu sein", erwiderte Johan, als Judai sich zu ihm stellte und Haou schluckte leicht. Der ältere Zwilling wusste von der Legende der Kristall- Geister und auch, dass es eigentlich sieben Geister gab, sowie von der Sache mit dem Regenbogendrachen. Doch etwas verwirrte ihn völlig. Warum konnte Judai die Geister sehen und warum konnte er sich an ihn erinnern? Es hieß doch angeblich immer nur ein Zwilling bekam Bernsteinaugen, wenn es bei Zwillingen der Fall war und er war sich ziemlich sicher, dass er sie hatte. Außerdem sahen Judais Augen recht dunkel aus, da war kein Funkeln. "Du weißt bestimmt von meinen Smaragdaugen, nicht?", fragte Johan dann gefasst, dem es nicht besonders gefiel als Idiot bezeichnet zu werden. "Sonst könntest du die Kristall- Geister nicht sehen", meinte Haou nur. Der Blauhaarige nickte nur und bemerkte Judais unsicheren Blick. "Warum bist du hier her gekommen?", fragte Johan dann. "Dieses Haus ist eigentlich auch mein zu Hause", behauptete Haou nur. "Ich habe bis eben nicht gewusst, dass meine tollen Eltern tot sind und das Haus eine halbe Ruine ist" "Warum hast du nicht bei deiner Familie gelebt?", fragte der Blauhaarige einfach neugierig. "Johan...", gab Judai neben ihm von sich und er sah den kleineren an. "Ganz einfach", sagte Haou in einem etwas lauterem Ton und hob einen Mundwinkel. Judai und Johan sahen ihn noch an, wobei Johan schlucken musste und Saphir hinter Haou verengte seine Augen. "Ich bin nicht normal", behauptete Haou dann und grinste, was Johan einen Schauer über den Rücken jagte. Irgendwie machte Haou ihm in diesem Moment eine heiden Angst. "Soll... Soll das heißen, du hast dich gar nicht geändert?", fragte Judai seinen Bruder, worauf dessen Grinsen verflog. Warum wusste er noch davon? Johan sah seinen Freund verwirrt an. "Was geht hier vor?" "Johan, Haou ist damals in ein Heim für schwer erziehbare Kinder bekommen, weil er schon damals gewalttätig war", Judai hielt kurz inne, während Haou leicht einen Mundwinkel hob. "Selbst vor der Familie hat er nicht halt gemacht" "Bitte?!", brachte Johan entsetzt über seine Lippen und sah zu dem anderen. Wenn das wirklich stimmen sollte würde er sich nicht mal wundern, wenn Haou auch schon jemanden umgebracht hatte... Warum nur hatte jemand wie er Bernsteinaugen? "Wieso kannst du dich noch daran erinnern?", fragte Haou seinen Bruder jetzt, da er sich das einfach nicht erklären konnte und die drei sahen ihn an. "Ist das nicht klar?", fragte Johan überrascht nach. "Judai hat Bernsteinaugen" Judai selbst sagte nichts dazu, ihn machte nur etwas die Anwesenheit Haous nervös, sodass er sich etwas weiter an Johan heran stellte. "Das kann nicht sein!", rief Haou jetzt und die zwei zuckten leicht zusammen, während Saphir die Augen verengte. "Ich habe die Bernsteinaugen! Von uns kann sie nur einer haben!" Auch Johan sah den älteren Zwilling nun etwas misstrauisch an. Woher wusste er das alles eigentlich? Die Kristall- Geister lebten schließlich nur in diesem Dorf und so weit er wusste war das nächste Heim ein paar Kilometer von hier entfernt. Also woher wusste er das alles? "Aber Judai hat Bernsteinaugen", behauptete Saphir jetzt. "Yubel unterdrückt das ganze mit ihrem Fluch nur" Darauf sah Haou seinen kleinen Bruder leicht missbilligend an. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass Judai sich auf Yubel eingelassen hatte und dass nur wegen diesem blauhaarigen Typen mit den Smaragdaugen. Aber genau dieser Kerl schien Judais einzige Rettung zu sein, da seine heilenden Augen die Wunden an Judais schwachen Körper heilen konnten. "Was ist damals passiert?", fragte Haou dann, da er wissen wollte wie es zu dieser eher unfreiwilligen Vereinigung gekommen war. Judai stockte kurz der Atem, als er diese Frage hörte, da er erst nicht wusste was er sagen sollte. Aber Haou war sein Bruder, da sollte er ihm sagen was passiert war. "Ihr sagt meine tollen Eltern sind tot", sprach Haou nach einer kleinen Weile der Stille. "Wie und weshalb sind sie gestorben?" Johan warf darauf seinem geliebten Freund einen forschenden Blick zu und sah, dass dieser mit sich zu kämpfen schien. "Alles ist gut", flüsterte Johan Judai dann zu und griff nach der Hand des anderen. "Ich bin bei dir" Judai sah den Blauhaarigen noch mal dankbar an, bevor er schließlich zum sprechen ansetzte und gleichzeitig ihre Finger ineinander verschränkte. "Mama und Papa sind vor ungefähr zwei Jahren getötet worden", sagte er dann und Haou stockte der Atem. "Es war ein Serienmörder, der die Eigenschaft hatte seine Opfer immer in Scheiben zu schneiden... Das Haus war eine reine Blutlache und ich lag als einziger Überlebender mittendrin" "W- Was? Mord?", stammelte Haou zusammen und Judai nickte nur, bevor er einmal schwer schlucken musste. "M- Mich hat er auch zerschnitten, in viele kleine Teile und ich habe das ganze wirklich nur mit Glück überlebt. Mit Yubels Hilfe habe ich einen richtigen Körper zurück bekommen und bin nicht gestorben... Aber das ist kein Leben", erzählte er dann weiter und Haou hob eine Augenbraue. "Seit diesem Vorfall kann ich weder schlafen noch essen noch etwas trinken und bin auf die Kraft Yubels angewiesen, Haou. Ich kann dieses Grundstück nicht verlassen, ohne zu sterben, da mein Körper viel zu schwach ist" Haou fehlten auf dieses Geschichte schlichtweg die Worte. Er hatte immer gedacht er hatte ein schweres Leben gehabt, aber das war zu dem ja der reinste Kinderspielplatz. "Also wollt ihr jetzt die Geister versammeln und den Drachen rufen?", fragte Haou nach einer kleinen Weile mit rauer Stimme. Johan nickte darauf. "Aber wir wissen nicht wie wir zu dem letzten Geist kommen, da er nicht mehr in diesem Haus ist" Haou sagte darauf nichts, da er ganz genau wusste wo der letzte Geist war, doch noch wollte er nichts dazu sagen. Sie wollten den Drachen rufen und Judai und Yubel wieder trennen, damit der Brünette wieder glücklich werden konnte. Aber wussten sie auch von dem Preis den sie zu zahlen hatten, wenn sie sich etwas von dem Regenbogendrachen wünschten? Haou jedenfalls sah noch eine andere Methode, um seinen Bruder eventuell zu retten, doch diese war etwas zeitaufwendiger und zudem wollte ihm davon auch nur die Hälfte gefallen. "Ich weiß auch nicht wo er ist", behauptete er schließlich, als Johan Judai endlich los ließ. "Schade", meinte Johan darauf und seufzte innerlich auf. Er hatte gehofft, dass Haou vielleicht wusste wo das Bernstein- Mammut war, aber anscheinend hatte auch dieser keine Ahnung, sodass sie weiter suchen mussten. Und Johan wollte doch so schnell wie nur irgend möglich Judai von diesem Fluch befreien, damit er das Grundstück wieder verlassen konnte! "Wir sollten am besten noch mal im Haus suchen", durchbrach Judai in diesem Moment seine Gedanken und auch der ältere Zwilling sah auf. "Ja, vielleicht haben wir etwas übersehen", war Johan guten Glaubens, dass der letzte Geist doch im Haus oder auf dem Grundstück war. Haou sagte auch dazu nichts, er blieb stumm und beobachtete die zwei vor ihm und wie sie versuchten den letzten Geist zu finden. Das letzte Puzzleteil, um den Drachen rufen zu können. "Ich werde mir so lange einen Ort zum schlafen suchen", meinte Haou schließlich, da er nicht besonders scharf darauf war mit den beiden nach dem letzten Geist zu suchen. "Du willst dich im Haus niederlassen?", fragte Johan Haou etwas überrascht, da er damit nicht gerechnet hatte. "Ja", erwiderte der andere ausdruckslos. "Einen anderen Ort habe ich ja nicht" "Also bist du direkt vom Heim hier her gekommen?", fragte Judai noch neugierig, doch Haou nickte nur leicht gestresst. Er brauchte dringend eine Zigarette und Ruhe zum Nachdenken. Er musste unbedingt über das alles nachdenken, damit er damit klar kommen konnte schon seit zwei Jahren Vollwaise zu sein. "Du kannst in meinem Bett schlafen", behauptete Judai darauf und Haou sah ihn überrumpelt an. "So lange Johan und ich nicht zusammen sind kann ich eh nicht schlafen, also brauch ich das Bett gar nicht" Haou hob darauf eine Augenbraue. Ob das gut gehen würde? Immerhin benutzte man ein Bett nicht nur zum schlafen, wenn man einen Partner hatte. Allein schon bei der Vorstellung Judai und Johan könnten sich vor seinen Augen küssen wurde Haou schlecht, da er Johan einfach nicht leiden konnte. "Wie du meinst", sagte er dann. "Aber beschwer dich später nicht bei mir" Judai und Johan sahen sich noch kurz an, bevor sie nickten und sich daran machten Haous Sachen ins Haus zu schaffen und sein Motorrad etwas zu verstecken. Dann setzte der ältere Zwilling sich in Judais Zimmer auf das Fensterbrett und sah aus dem Fenster, während Johan und Judai im Garten nach dem letzten Geist suchten. Doch Haou wusste, dass sie keinen Erfolg haben würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)