Die Legende der Kristall- Geister von Sakurachan57 ================================================================================ Kapitel 3: Die Villa Yuki ------------------------- Am Tag darauf wurde Johan nicht von der Sonne geweckt, da er es am Abend noch geschafft hatte die Vorhänge zu zu ziehen, nur dieses Mal war es Pharaoh, der an der Zimmertür kratzte, weil er raus wollte und Hunger hatte. Müde schälte Johan sich aus dem Bett und öffnete dem Kater die Tür, wobei er bemerkte, dass in diesem Haus schon mal eine Katze gelebt haben musste. Die Tür sah schon recht zerkratzt aus und die Spuren sahen schon etwas älter aus. Doch an Amalias Reaktion am Abend zuvor hatte der Teenager bemerkt, dass diese nicht sehr viel von Katzen hielt. Was das wohl wieder zu bedeuten hatte? Schließlich verließ auch er sein Zimmer, da er ja wach war und aß mit seinen Tanten zusammen Frühstück, die sich extra für ihn Urlaub genommen zu haben schienen. "Und hast du dir schon für heute etwas vorgenommen?", fragte Amelie ihren Neffen, während sie aßen neugierig. "Noch nicht", behauptete er, obwohl er unbedingt in diese Villa wollte. "Dann könntest du uns ja bei unseren Einkäufen nachher helfen", bat Amalia und Johan sah sie an. "Wir müssen heute noch einkaufen und es wäre toll, wenn du mitkommen würdest" Er sagte erst nichts darauf, da es eigentlich total langweilig war mit den Erwachsenen einkaufen zu gehen. Allerdings war er hier in Sonnheim und seine Tante anders. Es konnte vielleicht etwas Interessantes passieren. "Okay", sagte er dann und aß sein Eiersandwich auf. Zirka eine halbe Stunde nach dem Essen und nachdem sie angezogen waren fuhren sie schließlich zu dritt zum nächsten Supermarkt, der im nächst größeren Ort lag. Johan musste bei dem Namen des Ortes leicht lachen, dass man so einen Ort nennen konnte! Fremdverkehr. "Das ist nicht nett über einen Namen zu lachen, Johan!", meinte Amelie leicht empört, da sie oft nach Fremdverkehr zum Einkaufen fuhr. "Es tut mir leid", sagte er. "Ich habe nur so einen Namen noch nie gesehen" "Wie du meinst", sagte Amelie nur, bevor sie vor einem doch recht großen Discounter hielten. Drinnen war es recht voll, als ob jeder Mensch in der Umgebung auf die Idee gekommen wäre auf einem Mittwoch Vormittag einkaufen zu gehen. Schweigend schob Johan den Einkaufskorb hinter seinen Tanten her, die sich gerade berieten was es am Abend und die Tage darauf zu Essen geben sollte. Dabei landete aber auch immer wieder Amalias Hand auf dem Hintern ihrer Lebensgefährtin, doch diese schien das zu ignorieren. Johan fand das schon etwas peinlich, sodass er seinen Blick abwandte und sich weiter umsah. Eigentlich ging der Blauhaarige nicht gerne einkaufen, da die Supermärkte und Discounter immer furchtbar überfüllt waren und ständig blieb irgendeiner vor seiner Nase stehen, sodass er fast in ihn hinein lief. Und dann musste dieser sich auch noch darüber beschweren, dass er angeblich nicht aufgepasst hätte, obwohl der andere mitten im Gang stehen geblieben war. Johan achtete aber gar nicht so wirklich darauf was im Einkaufskorb landete, da seine Tanten die Erwachsenen waren und er meist keine Wünsche hatte. Seine Gedanken schweiften nur wieder zu der angeblichen Geistervilla und er überlegte nach dem Essen endlich dort hin zu gehen. Doch dann fiel ihm ein bekanntes Gesicht ins Auge und er schreckte leicht aus seinen Gedanken. Das war doch- "Ich bin mal kurz weg", sagte er dann zu den beiden Frauen vor dem Einkaufskorb und ging schließlich auf den Mitarbeiter des Discounters zu. "Ich hätte nicht gedacht, dass du schon arbeitest", sprach er ihn dann an und der andere zuckte regelrecht zusammen. "Manjoume" Geschockt drehte der Schwarzhaarige sich zu Johan um und sah ihm ins Gesicht. "Ein Wort zu Asuka und du bist tot!", drohte er ihm, worauf Johan abwehrend die Hände hob. "Keine Sorge, ich werd ihr nichts sagen", meinte der Blauhaarige leicht verschmitzt und dachte daran, dass es Asuka eh egal sein würde, da sie ja einen Freund im Ausland hatte. Dass Manjoume das nicht wusste überraschte Johan, da das Dorf wirklich nicht groß war. Da müsste doch sowas schnell die Runde machen. "Ist auch besser für dich und jetzt verschwinde, ich hab zu tun", meinte Manojume und wandte sich seiner Arbeit zu. "Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass du schon arbeitest", meinte Johan noch. "Hat man nicht normalerweise in seinen Ferien Spaß und bürdet sich nicht so eine Arbeit auf?" Manjoume knirschte darauf nur mit seinen Zähnen, bevor Johan schließlich wieder zu seinen Tanten zurückkehrte, die bereits mit ihrem Einkauf fertig waren und an der Kasse standen. "Hast du jemanden getroffen?", fragte Amelie, als er wieder bei ihnen war. "Ja", sagte er. "Wir haben etwas miteinander gesprochen" "Wenn wir wieder zu Hause sind mache ich Essen", meinte Amalia dann und Johan bemerkte, dass sie wirklich zwei Stunden in dem Discounter verbracht hatten, da es bereits 13:00 Uhr war. Eine halbe Stunde später waren sie wieder zu Hause und hatten die Einkäufe in die Schränke geräumt, bevor Amalia schließlich begann das Mittagessen zu machen. Nach dem Essen schlich Johan sich aus dem Haus, was sogar recht einfach war, da die beiden Frauen ziemlich mit sich selbst beschäftigt waren und er das wirklich nicht hören wollte. Schließlich stand er an der ziemlich heruntergekommenen Hecke des Nachbarhauses und sah mit rasendem Herzen zu der Villa auf. Er hatte zwar vergessen sich irgendetwas zu seinem Schutz ein zu packen, aber das war ihm im Moment egal, da er herausfinden würde was in dem Haus lebte. Er schluckte noch einmal, bevor er schließlich das Grundstück durch das quietschende Gartentor betrat und sich durch das Gestrüpp des Gartens kämpfte, das eine beachtliche Länge angenommen hatte. Irgendwann kam er bei der weißen Bank unter der Trauerweide heraus und musste feststellen, dass man ihn nicht mehr sehen konnte, wenn er sich auf die Bank setzen würde. Dann sah er zu dem Haus, das nun etwas links von ihm lag, da er kaum sehen konnte wo er hin lief. Wieder kämpfte er sich durch das hohe Gras und schaffte es schließlich vor der Tür des Hauses raus zu kommen. Wie er jetzt davor stand schlug sein Herz noch ein bisschen schneller und er musste vor Nervosität auch noch mal schlucken. Was war, wenn da wirklich ein Geist in dem Haus lebte? Er sah noch mal zu dem Haus auf, das leer und heruntergekommen vor ihm stand, mit eingeschlagenen Fenstern und grauen Gardinen, bevor er zu der Doppeltür vor sich sah, die sogar einen Spalt offen stand. Er bekam eine halbe Herzattacke, als die Tür sich plötzlich bewegte und wich sogar einen Schritt zurück. "Miau?" Er stieß einen erleichterten Seufzer aus, als Pharaoh aus der Tür getappst kam und sich schließlich an ihn schmiegte. "Musst du mir so eine Angst einjagen?", fragte er das dicke Tier und kniete sich zu ihm nieder, um ihn hinter den Ohren kraulen zu können, doch Pharaoh maunzte nur einmal. Doch dann richtete er sich wieder auf und nachdem er seinen ersten Schock überwunden hatte betrat er auch das Haus, wobei auch diese Tür laut quietschte. Im Haus lag überall eine dicke Staubschicht und über den Möbeln im Eingangsbereich waren auch einige Spinnenweben gewoben worden. Es schien lange keiner mehr hier gewesen zu sein. Ihm gegenüber lag eine Treppe, die in den nächsten Stock führte und an den dreckigen Wänden hingen recht viele Bilder, die der Blauhaarige aber nicht beachtete. Rechts und links war je noch eine Tür, die in ein weiteres Zimmer führten und hinter der Treppe waren Glastüren zu sehen, die wohl zu einer Terrasse führten. An der Decke hing ein richtiger Kronleuchter, wo bestimmt diverse Birnen kaputt waren und es gab sogar einen kleinen Tisch auf dem ein Schachbrett mit einem angefangenen Spiel stand. Ansonsten war der Raum leer. "Wow", brachte Johan über seine Lippen, als Pharaoh an ihm vorbei huschte und die Treppe hoch. "Pharaoh!" Doch der Kater war schon verschwunden. Johan sah noch mal nach rechts und links, bevor er schließlich ein paar Schritte tat und in der Mitte des Raumes stehen blieb. Dann sah er an der Treppe etwas was ihn an den Mann von dem Friedhof erinnerte, da es leicht transparent wirkte. Es sah aus wie ein violetter Schwanz mit einem Rubin am Ende. "Bii", gab es sogar noch von sich und Johan kam sich noch mehr wie im falschen Film vor. Doch dann sprang unter der Treppe eine violette und transparente Katze hervor, die sogar Augen wie Rubine hatte. "Was zum-?", brachte er über seine Lippen, als die violette Katze auf ihn zu getappst kam und sich vor ihn hin setzte. Als der Blauhaarige dann genauer hinsah musste er auch noch feststellen, dass das Wesen keine Spuren im Staub hinterlassen hatte, so wie er. War es etwa wirklich ein Geist? "Wer ist da?", ertönte dann eine Stimme von oberhalb der Treppe und Johan sah zu ihr auf. Da oben an der Treppe stand jemand in der Finsternis und sah zu Johan runter, Johan konnte den Blick des anderen geradezu spüren. Er war wie die Stimme des Unbekannten kalt und stechend. Mit seinem rasenden Herzen stand Johan wieder auf, da er sich hingekniet hatte und versuchte etwas von dem anderen zu erkennen, doch irgendwie konnte er wegen der Dunkelheit nichts erkennen. Es war als würde dort ein Schatten stehen und ihn beobachten. Doch außer der Frage kam nichts von dem Schatten, sodass Johan daraus schloss, dass der Schatten auf eine Antwort wartete. "Johan", antwortete er und versuchte seine Stimme fest klingen zu lassen, auch wenn er furchtbar nervös war und sein Herz viel zu schnell schlug. "Mein Name ist Johan Andersen" Darauf hörte er etwas, das sich anhörte als wenn jemand schwer schlucken würde und ging ein paar Schritte mehr auf die Treppe zu. "Bii!", hörte er noch diese Katze, die ihm währenddessen einfach auf die Schulter sprang und er hielt inne, als sie sich an ihn schmiegte. "Rubin Karfunkel", ertönte die Stimme dann wieder und Johan sah wieder zu dem Schatten auf. War das etwa der Name des Wesens? "Es hat dich schon immer sehr gern gehabt" "Was?", fragte der Blauhaarige auf diesen Satz hin verwirrt. Woher wollte derjenige das wissen? Er hörte wie der Schatten sich wieder abwandte, was sein Herz vor Angst schneller schlagen ließ, da er dies nicht wollte. "Warte!", rief er deswegen und der andere hielt inne. "Wer bist du?" "Ein Schatten der Vergangenheit", war die Antwort. "... Du solltest besser wieder gehen" "Du... bist ein Mensch, oder?", fragte Johan, obwohl mit größter Wahrscheinlichkeit ein echter Geist auf seiner Schulter saß. "Tot bin ich noch nicht", antwortete der Schatten noch. "Aber leben tu ich auch nicht mehr" Mit diesen Worten ließ der Fremde Johan allein zurück. Was hatte das nur zu bedeuten? Und wer war dieser Kerl? Er war ein Mensch, das wusste Johan jetzt, aber das war auch schon alles. Er wollte noch mehr wissen. "Bi- Bii", ertönte Rubin Karfunkel auf seiner Schulter und er sah das Geisterwesen an. Es wollte ihm anscheinend etwas sagen und deutete mit einer Pfote auf die Tür links von der Eingangstür. "Sollen wir da mal rein gehen?", fragte er, doch Rubin quietschte nur. Aus irgendeinem Grund und wegen der Worte des Fremden von vorher ging Johan nervös dem Wunsch Rubins nach und öffnete mit einem leisten Quietschen die Tür, nachdem er darauf zu gegangen war. Es war das Kaminzimmer des Hauses, das ebenfalls mit Staub und Spinnenweben überdeckt war. Die roten Sessel vor dem Backsteinkamin waren vergraut, genau wie der Teppich und die Wände, die Zimmerpflanzen waren vertrocknet und die Fenster schimmlig. Es gab auch einen großen Esstisch mit sechs Stühlen und in einer Ecke mussten oft zwei Kinder gespielt haben. Es war dort noch total unordentlich und an der Wand hing ein gemaltes Bild einer Tiger- Katze. Johan blinzelte einmal. Tiger- Katze? Er ging langsam auf das Bild zu, um es sich genauer ansehen zu können und bekam wieder fast eine Herzattacke. Auf dem Bild war ohne Zweifel Pharaoh abgebildet und wenn Johan sich richtig erinnerte, dann war das Tier auch im Haus. Was ihm aber noch ein bisschen mehr Angst machte war, dass dort mit höchster Wahrscheinlichkeit auch der Mann vom Friedhof abgebildet war! Dann musste er ihn kennen? Aber woher? Es war so schrecklich lange her... "Ah, du hast das Bild gefunden", hörte er dann eine recht irdische Stimme und fuhr herum. Was oder eher wen er vor sich sah glaubte er erst nicht zu sehen. Es war der Mann vom Friedhof, der sich einfach in Luft aufgelöst hatte! Johan wich mit rasendem Herzen an die Wand zurück, während Rubin von seiner Schulter sprang und ruhig neben dem Mann zum sitzen kam. "Du brauchst keine Angst zu haben, Johan", sagte der Mann und Johan stutzte, da der Mann gar nicht wissen konnte wie sein Name war! "Ich will dir nichts Böses, genau wie Rubin Karfunkel neben mir" "Wer sind Sie?", fragte der Blauhaarige misstrauisch. "Ah... Du hast bestimmt alles vergessen", bedauerte der Mann und Johan hob skeptisch eine Augenbraue. "Nenn mich einfach Daitokuji- Sensei" "Sie sind Japaner?", fragte Johan nach. "Ich bin seit zwanzig Jahren tot", sagte der Schwarzhaarige mit einem Lächeln, was Johan etwas vor den Kopf stieß. "Aber du bist in der Lage Geister zu sehen, wie du bestimmt mitbekommen haben solltest" "Ja...", erwiderte der Blauhaarige langsam. "Das können nicht viele auf der Welt", behauptete der Geist, wobei Johan an den Schatten auf der Treppe denken musste. Dieser konnte bestimmt auch Geister sehen... Doch dann kam ihm Judai in den Sinn, der ja tot war und den er so gerne noch einmal wiedersehen wollte. "Ob ich ihn dann noch mal wieder sehen kann?", sprach er seine Frage aus und Daitokuji- Sensei sah ihn wissend an. "Meinst du Judai?", fragte er Johan, der sofort aufblickte, als er den Namen Judais hörte. "Sie kennen ihn?", fragte er hoffnungsvoll. "Sogar sehr gut", behauptete der Geist mit einem Lächeln. "Er ist ein Freund von mir" "Wie geht es ihm?", wollte Johan wissen, da dieser Judai wohl sein bester Freund hier gewesen war. "Ganz gut", behauptete Daitokuji- Sensei. "Aber Einsamkeit tut nicht gut" "Hat er wirklich außer mir keine Freunde gehabt?", fragte der Blauhaarige sich laut, worauf der Geist erst schwieg. Johan war sich fast sicher, dass Judai nach allem was er hier gesehen hatte wohl auch ein Geist war. "Du warst wirklich sein einziger Freund, Johan", sagte der Geist dann und Johan ging etwas in de Knie. "Er konnte sich all die Jahre nicht erklären warum du nicht zurück gekommen bist" "Ich bin an seinem Grab gewesen", sagte Johan dann, worauf Daitokuji- Sensei nur stumm lächelte. "Ich will ihn so gerne noch mal wiedersehen und mich für alles entschuldigen... Wenn ich das nur gewusst hätte..." "Johan", sprach Daitokuji- Sensei ihn wieder an und er sah zu dem Geist auf. "In diesem Haus haben schon immer Geister gelebt und Judai und du wart die einzigen weit und breit, die sie sehen konnten. Es gibt in diesem Haus noch sechs weitere Kristall- Geister wie Rubin" Johans Blick wanderte kurz zu Rubin, das einmal quietschte, bevor er Daitokuji- Sensei wieder ins Gesicht sah. "Judai und du habt oft mit den Geistern im Garten gespielt und Rubin war deine beste Freundin von den sieben Geistern" "Rubin...", entschwendete Johan nur noch und sah das katzenartige Geisterwesen an. "Bii!", gab sie von sich und sprang wieder auf Johan zu. "Nimm sie mit", schlug der Mann vor und Johan sah ihn an. "Sie wird dir Gesellschaft leisten und ist pflegeleichter als dieser dicke Kater" Der Blauhaarige lächelte darauf leicht, bis ihm ein Gedanke kam. "Kann sie denn das Haus verlassen?", wollte er wissen. "Im eigentlichen Sinne nicht. Nur bis zu den Nachbarhäusern", erwiderte der Geist. "Ich dagegen kann frei im ganzen Dorf umher wandeln. Vielleicht komme ich dich mal besuchen, Johan" "Dann ist das fürs erste ein Abschied", vermutete Johan mit Blick zu der Spielecke. "Aber ich will wieder kommen" Der Geist sagte darauf nichts, als ob er Johan nicht an einer Wiederkehr hindern wollte. "Komm, gehen wir", sagte Johan schließlich zu Rubin, die dann nur noch auf seine Schulter sprang. Mit Daitokuji- Sensei ging er noch in die Eingangshalle, wo er sich noch mal bei diesem bedankte, bevor der sich wieder einfach in Luft auflöste. Johan war das immer noch nicht ganz geheuer, sodass er nervös auf die Stelle starrte, an der eben noch der Geist gewesen war. Doch dann fiel ihm von Oberhalb der Treppe wieder dieses ungleiche Augenpaar auf und er sah auf. Sie wirkten sofort wie ertappt und Johan lief statt zur Tür die Treppe hoch. Er wollte unbedingt wissen wem oder was diese Augen gehörten oder wer dieser Schatten von vorher war. Derjenige flüchtete zwar vor ihm, aber da die Dielen unter ihnen laut knarrten und Johan wesentlich sportlicher als der andere war hatte er den anderen schnell eingeholt. Vor einer Zimmertür warf er sich auf den anderen und wirbelte eine Menge Staub auf, als sie auf dem Boden landeten. Er drückte den anderen an den Handgelenken auf den Holzboden und hockte auf dessen Hüfte, als er leicht hustend seine Augen wieder öffnete. Unter ihm lag ein Teenager, vielleicht in seinem Alter, der eine blaue Jeans, angegraute Socken und obwohl es Sommer war einen schwarzen Pullover mit Stehkragen trug. Er hatte eine wirklich helle Haut, da er nicht sehr oft das Haus verlassen musste und als Johans Blick im Gesicht des anderen landete stockte ihm der Atem und auch das Herz setzte einmal kurz aus. "Das kann nicht sein...", hauchte er, da der Fremde sich ja ziemlich lebendig anfühlte. Aber er hatte genau die gleiche Haarfarbe und Frisur wie Judai! Es waren sogar zwei Brauntöne. Dann öffnete der unter ihm langsam seine Augen und offenbarte diese schokoladenbraunen Augen, die Johan auch schon auf dem Bild bei seiner Tante gesehen hatte. "Judai...", gab er dann von sich, auch wenn sein Kopf nicht glauben wollte was er da sah, was er da fühlte. Judai war am Leben! Doch dann musste Johan an das Grab denken und fragte sich was das sein sollte. Der andere sagte eine Weile lang nichts, erwiderte noch nicht mal Johans Blick, da er wusste, dass der Blauhaarige Fragen hatte. "Es tut mir leid", hauchte Johan dann und der Brünette fuhr herum. Er sah die Trauer in den Augen seines ehemaligen Freundes und wusste, dass er sich dafür entschuldigte, dass er so lange weg gewesen war. Aber das kam doch ein bisschen spät! "Das kommt doch ein bisschen spät, meinst du nicht!?", sagte er dann bestimmt und Johan fiel auf, dass er der Schatten von vorher sein musste. Nur was meinte er mit, dass er nicht tot war, aber trotzdem nicht mehr leben würde? Johan stieg nicht ganz hinter den Sinn des Satzes. "Ich konnte es nicht früher sagen, Judai", meinte Johan mit rasendem Herzen, dass Judai wirklich noch am Leben war! "Warum?", wollte der jüngere doch recht patzig wissen und wollte sich aus Johans Griff befreien, doch der Griff war zu fest. "Meine Mutter hatte mir verboten her zu kommen", drückte er es so aus und der Widerstand Judais ließ nach. "Was?" "Es ist wahr", behauptete Johan. "Erwachsene können grausam sein" "Ja...", sagte Judai nur und musste an seine Eltern zurück denken. Wie sehr sie an ihm rum gemäkelt hatten und ihn sogar als Fehler bezeichnet hatten. Ihm wars ja egal gewesen, aber seinem Vater nicht... Sein Vater hatte einen schlauen, gut aussehenden und erfolgreichen Sohn gewollt. Aber er hatte Judai gehabt, der an Zahlenblindheit litt und nie gerne vor die Tür ging, um sich unter Leute mischen zu können. Er hatte immer nur die Geister dieses Hauses und Johan gehabt, da Johan der einzige gewesen war, der sie auch gesehen hatte. Der Blauhaarige war sein einziger Freund gewesen, den er jetzt plötzlich wieder sah. Und Johan schien sich kaum verändert zu haben, was in Judai das Verlangen auslöste wieder mit ihm befreundet zu sein, doch was war, wenn Johan irgendwann wieder verschwand und dann wieder erst Jahre später wieder kam? "Judai", unterbrach Johan seine Gedanken und er sah in diese grünen Augen über sich. "Wollen wir wieder Freunde sein?" Johan wollte unbedingt wieder Zeit mit dem anderen verbringen und die Zeit nachholen, die ihnen fehlte, doch er wusste nicht, ob Judai das auch wollte. Außerdem wollte der das Haus noch ein bisschen weiter untersuchen und mit einem Freund ging das bestimmt einfacher und schneller, als wenn man allein war. Judai sah den älteren erst überrascht an, da er nicht mit so einer Frage gerechnet hatte, bevor er antwortete. "Ja", sagte er, auch auf die Gefahr hin wieder allein sein zu müssen. "Aber geh erst mal von mir runter" "Oh, ja", fiel es jetzt auch Johan auf und ging von seinem neuen alten Freund herunter. Dann half er ihm noch auf die Beine, bevor sie sich den Staub von den Klamotten klopften. "Zeigst du mir dein Zimmer?", fragte Johan dann, da er sicher war, dass dort kein Staub lag und dass es dort keine Spinnenweben gab. Judai sah ihn nur einmal kurz an, bevor er auf die Tür geradezu zu steuerte und sie nach kurzem Zögern öffnete. Im Zimmer sah es genauso aus wie Johan gedacht hatte. Saubere Fenster, das Bett im Zimmer, ein altes Metallbett war nicht gemacht und der Kleiderschrank stand offen. Mitten im Zimmer stand ein etwas mitgenommener Drehstuhl, auf dem tatsächlich Pharaoh lag und schlief und der Schreibtisch neben dem Kleiderschrank war voller Papier. Es gab keinen Fernseher und einen Computer schien der Brünette auch nicht zu haben. Dann sah Johan aus dem Fenster und konnte von diesem Zimmer aus sein Zimmer im Haus seiner Tante sehen. Ob sie schon bemerkt hatten, dass er nicht mehr im Haus war? Schweigend ging er auf das offene Fenster mit der grauen Gardine zu und setzte sich auf das Fensterbrett, ließ sich den Wind ums Gesicht wehen. Dabei bemerkte er, dass das Fensterbrett etwas breiter war, sodass man sich weiter rauf ziehen konnte. "Sitzt du oft an dem Fenster?", fragte Johan, als er den Blick Judais bemerkte, der ihn fast anstarrte. "Nein", antwortete der Brünette, was Johan überraschte, da es doch eine gute Sitzgelegenheit war. "Ich sitze mehr am Schreibtisch oder auf dem Bett" "Ah, wie du meinst", sagte der ältere darauf und sah hinunter in den Garten, der wirklich ein halber Wald zu sein schien. Judai war jetzt aber klar geworden, dass Johan sich wirklich kaum verändert hatte, da er diese Sitzgelegenheit nur wegen Johan an seinem Fenster hatte. In dem Jahr, in dem der Blauhaarige das letzte Mal da gewesen war hatte es der kleine Judai geschafft seine Mutter dazu zu überreden ihm sowas zu geben, falls Johan wieder kommen sollte. Aber Johan war bis heute nicht wieder gekommen. Und doch saß er in diesem Moment auf dem Fensterbrett, wie er es vor 13 Jahren schon getan hatte. Irgendwie machte das den Brünetten glücklich. "Du bist nur in deinem Zimmer, oder?", wollte Johan dann wissen und fragte sich gleichzeitig wie Judai an Essen und Trinken kam, wenn er das Zimmer nicht verließ. "Ja", sagte Judai auf Johans Frage und ging auf den Blauhaarigen zu. "Ich bin eigentlich nur hier" "Was ist mit Essen und Trinken?", fragte Johan neugierig, als Judai vor ihm stehen blieb. Darauf sagte Judai nichts, mied sogar den Blick des anderen. Als Johan sah, dass es wohl für den anderen eine unangenehme Frage war setzte er sich richtig hin und versuchte ihm irgendwie ins Gesicht zu sehen. "Du musst die Frage nicht beantworten, wenn du nicht willst", behauptete er auch und braune Augen sahen ihn an. "Danke", wisperte Judai nur, worauf Johan stumm lächelte. "Bii!", kam dann Rubin dazwischen und kletterte wie vorher auch auf Johans Schulter, bevor sie sich an Johans Wange schmiegte. "Wo kommst du denn so plötzlich her?", fragte Johan Rubin, was Judai beobachtete. Für ihn sah es fast so aus wie damals, nur dass sein Freund nun wesentlich älter als vorher war. Sie waren beide älter geworden und hatten beide ihre Erfahrungen im Leben gemacht. Gute sowie Schlechte. Dann setzte Judai sich zu Johan auf das Fensterbrett und sah sich in seinem Zimmer um. Es sah recht unordentlich aus, aber Ordnung war nicht seine Stärke, wie viele andere Dinge. "Fühlst du dich hier, in diesem großen Haus nicht einsam?", fragte Johan dann und richtete seinen Blick auf seinen Freund. "Schon", gab der zu und erwiderte Johans Blick. "Aber jetzt bin ich ja nicht mehr allein" Johan lächelte darauf leicht und wusste, dass er einen echten Freund in dem Brünetten hatte, auch wenn er als merkwürdig abgestempelt wurde. Johan war bestimmt genauso merkwürdig, wenn er Geister sehen und mit ihnen sprechen konnte. Doch dann hörte er die Stimme seiner Tante und auch die von Amalia, die beide nach ihm zu suchen schienen. "Sie suchen nach mir", sagte er leise und beide Teenager wussten was das bedeutete. "Wirst du wieder kommen?", fragte Judai nur, als sie sich wieder in die Augen sahen. "Wenn ich es schaffe mich an ihnen vorbei zu schleichen", erwiderte Johan nur mit einem leichten Lächeln, das der Brünette erwiderte. Dann standen die beiden auf und gingen nach unten in die Eingangshalle, um sich richtig verabschieden zu können. "Ich wünsche dir noch eine gute Nacht, Judai", sagte Johan mit Rubin auf der Schulter. "Ich dir auch", sagte der andere nur, bevor der Blauhaarige wieder durch die Haustür, in den Garten und durch das ganze Gestrüpp schlüpfte. Er kämpfte sich einmal zum Gartentor durch und als er vor dem Tor stand sah er noch mal zum Haus auf. Dabei sah er an einem der Fenster, es musste das Kaminzimmer sein dieses ungleiche Augenpaar und stutzte, da Judai doch braune Augen hatte. Wem also konnten diese Augen gehören? Etwa einem dieser Geister, von denen Daitokuji- Sensei gesprochen hatte? Johan konnte es nicht sagen. "Johan!", holte Amelie ihn schließlich aus seinen Gedanken und er sah sich nach ihr um, bevor sie ihm erleichtert an den Hals sprang. "Wo warst du denn die ganze Zeit? Wir haben schon sonst was gedacht!" "Ich war ein bisschen Hier und Da", sagte er nur, da er Judai nicht verraten wollte, da sein Freund im Dorf anscheinend als tot gelten sollte. Aber wieso sollte er eigentlich als tot gelten? Johan wusste, da gab es noch eine ganze Menge Fragen. "Aber zum Glück bist du wieder hier", sagte Amelie dann. "Deine Freunde haben übrigens nach dir gefragt" "Rei und Kenzan?", fragte Johan nach. "Asuka", erwiderte Amelie mit einem Lächeln, was Johan doch etwas überraschte. Was wollte die Blondine von ihm? "Ich habe ihr gesagt, dass du sie morgen in der Bäckerei besuchst, es sah wichtig für sie aus", meinte seine Tante noch. "Okay", sagte Johan nur noch und dachte daran, dass Judai wohl ein bisschen warten musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)