Ghost von -Heartless- ================================================================================ Kapitel 4: Colin Wyler – Kapitel 4 ---------------------------------- Na gut, Lola hatte verdammt Recht was den Inspektor betraf. Er war eine Augenweide. Wenn man denn alles betrachtete. Er war riesig, weshalb ich zu ihm aufsehen musste. Und ich war selbst doch gar nicht so klein. Dennoch überragte er mich mindestens um eine Kopflänge. Er war bestimmt sogar über zwei Meter groß. Da bekam man ja Genickstarre. Dennoch wich ich seinen wachen Augen nicht aus, als sie mich fixierten. Ich hatte in der Vergangenheit nicht so gute Erfahrungen mit Bullen gemacht, weshalb ich ihnen nur zu gern zeigen wollte, dass sie sich gefälligst einen anderen Sündenbock suchen konnten. Ich hatte zu hart dafür geschuftet, als dass ich mir das hier nun verbocken lassen würde. Sie sollten ruhig merken, dass sie bei mir an der falschen Adresse waren! Lola hingegen beachtete den normalen Inspektor gar nicht. Seine Augen klebten an dem Riesen. War so klar gewesen. Allerdings konnte ich ihn nicht genau einschätzen. Ich sah ihm nicht wirklich an, worauf er stand. Aber so wie ihn Lola ansabberte, war er vermutlich auch schwul. Lola hatte da schon immer einen sehr guten Riecher. Musste sie ja. Ich hatte sie in einer Drag Queen Show kennengelernt. Das war vor Jahren. Aber seitdem musste ich mich nur an ihre Nase halten. Denn bisher hatte sie immer Recht. “Was soll der Scheiß?”, zischte ich sie kurz leise an. “Lass mich doch. Ich will die Aussicht noch etwas genießen. Und du solltest aufhören zu flüstern, das kommt nämlich sehr verdächtig rüber.”, antwortete sie mir. Gott, manchmal könnte ich diese Transe echt ins Pfefferland verwünschen! Aber da sie mal wieder Recht hatte, beließ ich es dabei und ging weiterhin stur geradeaus. Inspektor Jefferson hatte bisher noch kein Wort gesagt, erst als sein Handy klingelte, vernahm ich die tiefe Bassstimme, die bis tief in meine Knochen vibrierte. Boah, was für eine Stimme. Passte allerdings hervorragend zu seiner Größe. Na immerhin war er keiner dieser Stereoide fressenden Typen, die zwar aufgepumpt aussahen, aber meistens viel zu hohe Stimmen hatten. Offenbar schien bei ihm alles echt zu sein. Im Zimmer ließ er dann die Bombe platzen. Meine Augen weiteten sich kurz, bei seinen Worten. Wie war das Mord? Mord in meiner verdammten Pension?! Diese Cops konnten sich irgendwie auch nie entscheiden. Wie sollte er da ermordet worden sein? Man kam schließlich mit der Absicht hier her, sich erschrecken zu lassen. Galt das nun schon als Mord? “Wenn sie einen Schuldigen suchen, dann muss ich sie enttäuschen. Sie zeigen sich nicht sehr oft.”, meinte ich dann ernst und verschränkte erneut meine Arme vor der Brust. Ich wusste ja nicht einmal, ob Mister Morgen die Geister sehen konnte oder ob er sich so sehr an knarrenden Dielen und solchen Geräuschen erschreckt hatte. Das klang für mich irgendwie nicht nach Mord. Seit wann konnte man Geistern einen Mord anhängen? Naja sicher einigen schon, aber nicht hier bei mir. Nicht in meiner Pension! Auch die Entschuldigungen konnte sich der Typ sonst wohin stecken. Wieso hatten die das erst jetzt erfahren? Das Ganze war doch schon zwei Tage her! Und die entdeckten sowas erst jetzt? Bei seinem dreisten Versuch mich aus der Ruhe zu bringen, setzte ich einen eiskalten Blick auf. Das schien auch Lola zu bemerken, denn sie begann unruhig von einem Bein aufs andere zu hüpfen. Sie wusste, dass ich Cops nicht mochte. Und schon gar nicht, wenn man mich auch noch blöd von der Seite anmachte. Dennoch traute sie sich nicht die Herren vorzuwarnen, oder sich einzumischen. Denn ich würde sowieso nicht auf sie hören. Und die Typen erst Recht nicht. “Wie können sie es wagen?!”, knurrte ich ihn nun an. Mir fielen zwar noch andere Ausdrücke in dem Moment ein, aber ich wollte es nicht übertreiben. “Ich habe überhaupt nichts zu verbergen. Wenn ein Fehler vorliegt, dann zicken sie doch ihre dämlichen Kollegen an. Die wuseln ja schon seit zwei Tagen hier rum, ohne offenbar irgendwas zu erreichen, außer mich und meine Angestellten in den Wahnsinn zu treiben.”, machte ich meinen Ärger Luft. Das war doch unglaublich! Ich und verbergen?! In meiner Akte stand genug Zeug drin, da würde er eh noch früh genug drauf stoßen. Aber seit der Ausbildung war ich sauber und führte nun eine bescheidene aber gut in Stand gehaltene Pension. “Ich weiß nicht welches Arschloch versucht mir hier meine Arbeit zu versauen, aber ich kann ihnen sagen, dass sie lieber mal Intern die Augen offen halten sollten. Viele Cops sind ganz und gar nicht sauber. Wenn sie die erst mal befragt haben, können sie mich danach gerne nochmal fragen, ob ich etwas zu verbergen habe. Mister Jefferson.” Ich betonte seinen Namen mit mehr Kraft und zeigte ihm deutlich was ich davon hielt. Lola seufzte nur laut und legte Daumen und Zeigefinger an ihre Nasenwurzel. Ich hatte nun mal echt die Schnauze gestrichen voll. Viele dieser Cops, die mich von früher kannten, mochten mich nicht. Und die warteten nur darauf, dass ich erneut mit Dreck am Stecken auf deren Revier auftauchte. Irgendjemand wollte mich ruinieren. Ob es nun Persönlich an mir gemacht wurde oder an der Pension. Es würde so oder so alles zerstören. Vor wenigen Augenblicken hatte ich mich noch über die Publicity gefreut, die uns dieser Fall einbringen würde. Doch jetzt hatte sich alles verändert. Das könnte meinen Ruin bedeuten! Wieso konnten Geister nicht auch aussagen? Verdammt, irgendjemand musste doch etwas gesehen haben. Bevor ich jedoch bei seinen Fragen weiter wettern konnte, mischte sich dann Lola ein. Sonst würde das Ganze noch ausarten. “Äh....ich werde ihnen die Liste besorgen und die Angestellten nochmal zur Kooperation bringen. Was die Gegenstände betrifft, haben wir sie natürlich weggeräumt. Immerhin haben uns ihre Kollegen gesagt, dass sie alle Beweise haben, die sie benötigten. Wir gedachten das Zimmer wieder für Gäste freizugeben, bis heute Morgen erneut Beamte auftauchten und den Raum abriegelten.” Ich gab zu, so nett wie Lola nun geantwortet hatte, wäre mir kein Wort über die Lippen gekommen. Ich versuchte stattdessen langsam wieder runter zu kommen. Doch das war gar nicht so leicht. Dass er seine Jacke ablegte und nun deutlich seine Muskeln zur Schau stellte, machte das Ganze nicht besser. Arroganter Arsch! Sein Kollege schaltete sich nun auch ein, da er offenbar das Selbe verhindern wollte, wie Lola. Zumindest begann er nach unseren Alibis zu fragen, welche wir auch schon zum fünften Mal aufgaben. Ich konnte alles schon im Schlaf. Ich beobachtete jedoch aus dem Augenwinkel den Hünen bei der Arbeit. Von mir aus konnte der noch so gut aussehen, er war genauso arrogant wie die anderen Cops. Glaubte wahrscheinlich nur, weil er eine schicke Marke hatte, würde er Gutes auf dieser Welt tun. Pha! Ich bemerkte dann einen Schatten unterm Bett, war aber nicht verwundert, als sich dieser in der hinteren Ecke etwas ausbaute. Wahrscheinlich einer der vielen Geister hier. Nur zeigte er sich noch nicht. Was mich aber wunderte war, dass sich der Inspektor hinunterbeugte. Als....als hätte er den Schatten auch bemerkt. Konnte er ihn etwa sehen? Nachdenklich legte ich meine Stirn in Falten und lauschte nur mit halbem Ohr der Befragung. Der Hüne hatte sich nun auf den Bauch gelegt und untersuchte das genauer. Seine Reaktion hatte deutlich gezeigt, dass er da etwas gesehen hatte. Oder aber er hatte einen ziemlich deutlichen Gedanken der per Zufall zu dem selben Schluss führte. Aber ich glaubte nicht an Zufälle. Dafür hatte ich schon zu viel gesehen. Mir lag daher ein erneuter frecher Spruch auf der Zunge, doch ich ließ es bleiben. Langsam robbte Mister Jefferson zurück und reichte Dick eine kleine Packung. „Wissen sie, ob Mister Morgan krank war?“, fragte er wieder an mich gewandt. Das dieser arrogante Mistkerl es noch zustande brachte zu schmunzeln! Ich konnte das verräterische Zucken seiner Mundwinkel erkennen, auch wenn ich viel kleiner war und zu ihm aufsehen musste. Was hatte der Kerl gefressen? Unter anderen Umständen würde ich ihn mehr als nur attraktiv finden, wenn ich denn mal die Zeit finden würde auszugehen. Das war schon eine Ewigkeit her. Aber wie gesagt: unter anderen Umständen. Jetzt war mir sein Aussehen schnuppe. Er war einfach nur ein Arschloch. Bei seiner Frage, versuchte ich nicht mit den Zähnen zu knirschen. Und antwortete daher: “Nein, wissen wir nicht. 90% der Gäste haben wir noch nie zuvor gesehen. Also woher sollen wir wissen ob er krank war? Immerhin hat er nicht vor uns ne ganze Tablettenschachtel gefressen.”, meinte ich weiterhin trotzig, wedelte dann aber unter Lola's ermahnenden Blick mit der Akte in meiner Hand. “Alles weitere, finden sie in der Akte hier. Seine persönlichen Daten, Zivilstand etc.” Ich drehte mich dann aber demonstrativ zu seinem Partner um und drückte ihm die Kopie der Akte in die Hand. Der fragte immerhin netter. Doch schon brauste der nächste Sturm an. „Mister Wyler, hier ist ein Mord geschehen und das könnte auch ihrer Pension Schaden, wenn wir diesen Fall nicht schnell lösen. Eine Kooperation wäre von ihrer Seite nicht schädlich. Mir ist es egal was aus ihrer Pension wird, doch sie sollten an ihren Besitz denken und an das was sie aufgebaut haben.“, sagte er fachlich und trat an mich heran. „Sie sollten ihren Hass gegenüber der Polizei, was offensichtlich ist, vielleicht bei diesem Fall ruhen lassen. Beide Seiten können nur gewinnen und denken Sie daran, dass wir auch nur Menschen sind und Fehler begehen können.“ Lola sog scharf die Luft ein, denn auch sie sah das tosende Gewitter nahen. Ich wusste nicht ob der Kerl versuchte irgendein für ihn sehr passendes Geständnis aus mir heraus zu kitzeln, oder ob er einfach nur lebensmüde war. Ich hätte bei seiner Ansage weiterhin die Zähne zusammengebissen, aber als er an den Punkt kam, wo er ohne mit der Wimper zu zucken sagte, dass ihm die Pension egal wäre, konnte ich nicht mehr an mir halten. “Glauben sie das weiß ich nicht?”, blaffte ich ihn nun etwas lauter an. “Verdammt ich habe schon mit fünf verschiedenen Teams gesprochen, musste meine Angestellten beruhigen, ganz geschweige von dem armen Zimmermädchen dass ihn gefunden hat und versuche trotz des Falls diese Pension weiterzuführen! Ich habe ihnen sogar die vertraulichen Daten des Opfers gegeben, welche eigentlich unter Verschluss bleiben sollten! Jetzt reden sie hier nicht von verfluchter Unsympathie! Sollte es ihnen nicht entgangen sein, ICH interessiere mich sehr wohl für diese Pension! Ich habe zu viel hier rein gesteckt, als dass ich sie aufgeben würde! Wo bitte sehen sie hier keine Kooperation?! Sind sie blind?” Ich war etwas näher an ihn herangetreten und war versucht ihn aufmüpfig zu schupsen, doch bevor das geschah, stand auch schon Lola neben mir und packte mich am Arm. Nicht sehr sanft. “Das reicht jetzt Colin!”, meinte sie leise aber scharf. “Würden sie uns kurz entschuldigen?”, wandte sie sich nochmal an die beiden Beamten, ehe sie mich aus dem Zimmer schob. Wir gingen ein bisschen den Flur runter, blieben aber in Hörweite. Seufzend drehte ich mich zu ihr um, da ich nun genau wusste was jetzt kommt. “Colin, so kannst du nicht weitermachen!”, wies sie mich auch gleich zurecht. “Was tue ich denn Lola?! Ich verteidige hier nur mein Leben! Diesen Kerlen ist die Pension vollkommen egal! Solange er nur den Mörder findet. Es könnte hier drum herum brennen und alles vernichten was ich habe, der würde nicht mit der Wimper zucken!” “Er macht doch nur seine Arbeit, Colin. Und ich dachte du hast gelernt mit Kunden umzugehen. Denn das ist er. Nichts Anderes. Du hast doch noch nie die Beherrschung bei deinen Kunden verloren. Also fang nicht damit an.” Ich wusste, dass sie auf einer Seite Recht hatte, aber auf der anderen stand ich ja auch noch nie einem so kalten Arsch gegenüber. “Zum Wohle deiner Pension, solltest du dich nun am Riemen reißen. Ich denke es geht in Ordnung wenn du unten nun nach dem Rechten siehst, ich kümmere mich um die Herren. Aber komm wieder runter, Kleiner.” Ich konnte ihrem Blick nicht mehr standhalten und sah grummelnd zu Boden. Ich benahm mich hier vielleicht kindisch, aber so kalt wie er über mein Leben hier gesprochen hatte, ließ bei mir ein paar Sicherungen durchknallen. Er hatte keine Ahnung. Nickend drehte ich mich dann um und ging weiter den Flur entlang. Ich brauchte jetzt dringend meinen nächsten Kaffee. Lola hingegen machte Kehrt und begab sich nochmal zu den Beamten. “Entschuldigen sie seinen Ausbruch. Sie müssen verstehen, er ist bei seinen Großeltern hier aufgewachsen. Nach deren Tot wollten sie die Pension abreißen, aber Colin....Mister Wyler hat sich ins Zeug gelegt damit das nicht passiert. Er wollte nie eine Pension führen, aber um das Lebenswerk seiner Großeltern erhalten zu können, hat er den Berufsweg eingeschlagen. Bitte seien sie etwas nachsichtig mit ihm. Ihm bedeutet dieses Gebäude alles.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)